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Fedor Pellmann: Aufsatzerziehung in der Sekundarstufe in ... - Goethe

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Vor kurzem lehnte e<strong>in</strong>e DaF-Kolleg<strong>in</strong> das Schreiben klassischer Aufsätze <strong>in</strong> DaF<br />

schlichtweg ab. Ihre Begründung war, dass es sich hierbei nicht um DaF-Kompetenzen<br />

handele. Sie sagte: „Das s<strong>in</strong>d deutsche Maβstäbe und Ansprüche. Wir hier machen DaF<br />

und das ist an<strong>der</strong>s.“ Hat DaF tatsächlich nichts mit Aufsatzschreiben zu tun und braucht es<br />

ke<strong>in</strong>e Vermittlung <strong>der</strong> beiden, wie weit geht <strong>der</strong> Zusammenhang von DaF und DaM? 1 Gibt<br />

es zwei verschiedene deutsche Sprachen, die wir an unseren sogenannten<br />

Begegnungsschulen lehren?<br />

Unlängst hat auch die Neugestaltung des Deutschen Sprachdiploms <strong>der</strong><br />

Kultusm<strong>in</strong>isterkonferenz zu e<strong>in</strong>igen Überraschungen geführt. Die Ergebnisse <strong>der</strong> Schulen<br />

im Bereich <strong>der</strong> schriftlichen Kommunikation (Aufsatz) s<strong>in</strong>d sehr ernüchternd. Die Resultate<br />

<strong>der</strong> Aufsätze sche<strong>in</strong>en angesichts e<strong>in</strong>er trotz aller geäußerten Kritik an <strong>der</strong> Prüfung die<br />

gesamte Spracharbeit <strong>der</strong> letzten Jahre <strong>in</strong> Frage zu stellen. Das ist jedoch <strong>in</strong> gewisser<br />

Weise voraussehbar gewesen. Seit geraumer Zeit hat die Unterrichtserfahrung im<br />

Deutschunterricht <strong>in</strong> Argent<strong>in</strong>ien gezeigt, dass die Schüler im DaF-Unterricht im<br />

schriftlichen Ausdruck immer schlechter geworden s<strong>in</strong>d. Dieser Trend hält zudem noch an,<br />

e<strong>in</strong> offenes Geheimnis. Über den Sachverhalt wird aber erst seit Kurzem gesprochen. Das<br />

neue DSD <strong>der</strong> KMK im Zusammenhang mit <strong>der</strong> Schulzertifizierung und die deutsche<br />

Haushaltskonsolidierung schrecken auf, sie führen aber auch zu e<strong>in</strong>er ungewohnten und<br />

plötzlichen Bewegung. Diese droht jedoch <strong>in</strong> zu vorschnellem Handeln und zu kurz<br />

gegriffenen Stärken- und Fehleranalysen zu enden. Mit wenigen Fortbildungen ist <strong>der</strong><br />

Situation nicht beizukommen, es bedarf e<strong>in</strong>er grundsätzlichen Qualifizierung des<br />

Deutschunterrichts und e<strong>in</strong>er neuen Verankerung des Deutschen <strong>in</strong> den<br />

Begegnungsschulen.<br />

Das Schreiben ist dabei e<strong>in</strong> wichtiges Glied, wenn nicht sogar das wichtigste. Indirekt wird<br />

mit dem neuen DSD und se<strong>in</strong>er Gewichtung des Aufsatzes e<strong>in</strong> Paradigmenwechsel vor Ort<br />

angezeigt. Das Schreiben ist e<strong>in</strong>er <strong>der</strong> wichtigsten Bestandteile <strong>der</strong> Prüfungen und<br />

1 Vgl. Gert Henrici: Deutsch als Fremdsprache ist doch e<strong>in</strong> fremdprachenwissenschaftliches Fach! DaF 3/1996, S. 131–<br />

135.<br />

1<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Leistungskontrollen. Schreiben aktiviert fast alle Sprachkompetenzen und eröffnet den<br />

Zugang zu e<strong>in</strong>er gelungenen Sprachlernerlaufbahn. Erst das richtige und gute Schreiben<br />

ermöglicht es dem Lerner, professionell zu werden und berufliche Chancen<br />

wahrzunehmen, zugleich zeigt es die Qualität <strong>der</strong> Schulen. Trotz <strong>der</strong> Relevanz <strong>der</strong><br />

Mündlichkeit gilt immer noch, dass wir <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Welt <strong>der</strong> schriftlichen Texte leben. Das<br />

Internet selbst, e<strong>in</strong> anschaulicher Spiegel unserer Sprachkompetenzen, zeigt dies<br />

hypertextlich klar. Je<strong>der</strong>, <strong>der</strong> hiermit arbeitet, Schüler die forschen und Lehrer, die sich<br />

vorbereiten, s<strong>in</strong>d auf schriftliche Texte angewiesen. Ausdruck dieser Internetschriftlichkeit<br />

ist zwar die Wertschätzung des geschriebenen, aber auch die Praxis des oft fehlerhaften<br />

Wortes im Blog. Hier zeigen sich die beiden Hauptaktionsfel<strong>der</strong>: grundlegende<br />

Sprachprobleme und Sprachbewusstse<strong>in</strong>. Die Sprachenpolitik des GER und <strong>der</strong> neuen<br />

komplexen Lernsituationen spricht hier immerh<strong>in</strong> von „language awareness“, dem<br />

metasprachlichen Bewusstse<strong>in</strong>, die Basisprobleme werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> aktuellen Diskussion<br />

weniger erwähnt. Wie aber soll „language awareness“ erlangt werden, wenn die<br />

Sprachnormen im Grunde nicht beherrscht werden? Normale Grammatik nimmt e<strong>in</strong>en<br />

wesentlich ger<strong>in</strong>geren Stellenwert e<strong>in</strong>. 2 Die eklatanten Grammatik- und Vokabelschwächen<br />

unserer Schüler zeigen dies auf ihre Weise und sie zeigen es v.a. <strong>in</strong> den<br />

Textproduktionen. 3<br />

E<strong>in</strong>e Stärke- und Schwächenanalyse des DSD I und DSD II und des Unterrichts zeigt<br />

darüber h<strong>in</strong>aus folgendes Bild. Die Schüler haben Probleme <strong>in</strong> kohärenten Vorträgen und<br />

können nicht richtig, aufgabenbezogen und zusammenhängend schreiben. Die<br />

produzierten Texte haben deutliche Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Erkennung und E<strong>in</strong>haltung <strong>der</strong><br />

Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen (Textformate), sie zeigen e<strong>in</strong>e unzureichende kritische und<br />

selbständige Behandlung <strong>der</strong> Themen, es wird zu häufig e<strong>in</strong>e gedanklich-sprachliche<br />

Inkongruenz deutlich und nicht zuletzt fallen fundamentale Sprachfehler auf, die sowohl die<br />

Darstellung als auch <strong>der</strong> Rezeption des Inhalts verh<strong>in</strong><strong>der</strong>n. Der Häufungsgrad <strong>der</strong><br />

2<br />

3 E<strong>in</strong>e genauere Analyse <strong>der</strong> Fehler im spanischen und englischen Aufsatz vor Ort könnte dies leicht untermauern.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

systemischen Schwächen nimmt rapide zum DSD II zu. Machen sich beim DSD I entwe<strong>der</strong><br />

Probleme im Umgang mit <strong>der</strong> Aufgabe o<strong>der</strong> Sprachprobleme bemerkbar, so kommen im<br />

DSD II <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e gedankliche Schwächen h<strong>in</strong>zu. Dieses schriftsprachliche Zielniveau<br />

führt, v.a. angesichts <strong>der</strong> bestehenden Praxis und landläufigen „<strong>Aufsatzerziehung</strong>“, zu<br />

e<strong>in</strong>em ungleich markanteren E<strong>in</strong>bruch. Der Weg von <strong>der</strong> gegenwärtigen Aufsatzkunde zum<br />

guten DSD-Aufsatz br<strong>in</strong>gt angesichts fehlen<strong>der</strong> Vorarbeit im Unterricht groβe Probleme.<br />

Die Frage drängt sich auf, ob dah<strong>in</strong>ter nicht auch e<strong>in</strong> E<strong>in</strong>bruch überholter<br />

außerunterrichtlicher Strukturen steht.<br />

Ist <strong>der</strong> E<strong>in</strong>bruch <strong>der</strong> Leistungen im Aufsatz vielleicht e<strong>in</strong> gewisses Versagen <strong>der</strong><br />

Deutschlehre o<strong>der</strong> <strong>der</strong> argent<strong>in</strong>isch-deutschen Schulen? Beide DSD-Prüfungen s<strong>in</strong>d das<br />

Endprodukt e<strong>in</strong>es sehr langen Deutschunterrichtes, <strong>der</strong> meistens bereits im Vorschulalter<br />

beg<strong>in</strong>nt, und so müssten die Probleme im ganzen Kontext betrachtet werden. Hier werden<br />

e<strong>in</strong>ige örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen beson<strong>der</strong>s wichtig. Geme<strong>in</strong>t s<strong>in</strong>d die b<strong>in</strong>ationale Lern- und<br />

Lehrkultur, die Struktur des lokalen Lehrkörpers und se<strong>in</strong>e Ausbildung, die<br />

Umstellungsschwierigkeiten entsandter Lehrer auf DaF, das Schreiben <strong>in</strong> DaF und nicht<br />

zuletzt das Selbstverständnis <strong>der</strong> argent<strong>in</strong>isch-deutschen Begegnungsschulen. Dabei ist<br />

die Frage nach <strong>der</strong> Akzeptanz und Umsetzung deutscher Ansätze nach jahrzehntelanger<br />

Schulför<strong>der</strong>ung berechtigt. Doch s<strong>in</strong>d diese kontextuellen Aspekte weitgehend Aspekte<br />

e<strong>in</strong>er an<strong>der</strong>en Erörterung. An dieser Stelle soll die <strong>Aufsatzerziehung</strong> behandelt werden.<br />

Der Status Quo und das Schreibdilemma s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> erster L<strong>in</strong>ie Produkte e<strong>in</strong>er längeren<br />

didaktischen Fehlentwicklung. Die Ger<strong>in</strong>gschätzung des Schriftlichen und des klassischen<br />

Aufsatzes <strong>in</strong> DaF entspricht weitgehend den Tendenzen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Muttersprachenaufsatzdidaktik <strong>der</strong> letzten Jahrzehnte. Der schriftsprachliche Ausdruck<br />

zusammen mit <strong>der</strong> systematischen Sprachschulung des Deutschen hat <strong>in</strong> den letzten 30<br />

Jahren seit <strong>der</strong> kommunikativen Wende an Stellung verloren, trotz e<strong>in</strong>iger Neuansätze. 4<br />

4 Vgl. Ra<strong>in</strong>er Bohn, E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> DaF, S. 103f. Der kommunikative Ansatz sah Schreiben als e<strong>in</strong>e nebengeordnete<br />

Fertigkeit an: „Die Fertigkeit Schreiben spielte <strong>in</strong> <strong>der</strong> ersten Generation <strong>der</strong> kommunikativen Lehrwerke <strong>in</strong> den<br />

Achtzigerjahren nur e<strong>in</strong>e untergeordnete Rolle.“ (Kast 1999) Dies än<strong>der</strong>te sich <strong>in</strong> den Achtzigerjahren nach und nach;<br />

<strong>der</strong> Höhepunkt <strong>der</strong> kommunikativen Methode war überschritten, man begann wie<strong>der</strong> kognitiv zu arbeiten. Dabei spielte<br />

3<br />

3


<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Dies hat schließlich als langfristige Folge zu Generationen von Schulabgängern geführt, die<br />

nicht mehr „richtig schreiben“ können. 5 Die radikale Wende <strong>der</strong> kommunikativen Didaktik <strong>in</strong><br />

den 80er-Jahren hat sicherlich e<strong>in</strong>en besseren mündlichen Ausdruck gebracht, aber auch<br />

gleichzeitig die Verabschiedung von <strong>der</strong> Schulung des schriftlichen Ausdrucks <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Aufsatzdidaktik beför<strong>der</strong>t. An dessen Stelle traten neuere subjektive und kreative<br />

Schreibformen. 6 Die neuen kreativen Schreibformen entstanden aus dem Dilemma, dass <strong>in</strong><br />

Deutschland K<strong>in</strong><strong>der</strong> wenig Lust zu lesen und zu schreiben hatten. Dem wurde e<strong>in</strong>st mit<br />

e<strong>in</strong>er Wende zum persönlichen Ausdruck, zu persönlichen Textformen begegnet. Genau<br />

betrachtet, wurde damit <strong>der</strong> sprachgestaltende und ideologiearme Aufsatz <strong>der</strong><br />

Nachkriegsepoche, <strong>der</strong> die Sprache als künstlerischen Gegenstand im Blick hatte, Mitte<br />

<strong>der</strong> 90er-Jahre auf neue Weise fortgesetzt (Sp<strong>in</strong>ner). Dem produktorientierten<br />

kommunikativen Schreiben wurde mittlerweile das prozessorientierte beigestellt. Durch<br />

ersteres sche<strong>in</strong>t e<strong>in</strong> gewisser Fortschritt erzielt worden zu se<strong>in</strong>, da es hier um e<strong>in</strong>e<br />

genauere Betrachtung des Schreibens geht. Neuere Versuche, dieser E<strong>in</strong>seitigkeit zu<br />

begegnen, wie jüngstens das <strong>in</strong>terkulturelle 7 (Achatzi) 8 pragmatische Schreiben zeigen<br />

auch e<strong>in</strong> gewisses Umdenken, das aber nicht weit genug geht. Pr<strong>in</strong>zipiell s<strong>in</strong>d diese<br />

neueren Ansätze zu wenig auf DaF anwendbar. In den sehr kommunikativen<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen Län<strong>der</strong>n ist <strong>der</strong> kommunikative Ansatz sogar kontraproduktiv<br />

die Grammatik und <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schreibdidaktik die Textl<strong>in</strong>guistik e<strong>in</strong>e zunehmend wichtigere Rolle (Portmann 200, S. 830f).<br />

Da <strong>der</strong> Lerner beim Schreiben die Sprachaufmerksamkeit (vgl. Portmann-Tselikas 2001) beim Schreiben e<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>e<br />

Rolle spielte, war es die H<strong>in</strong>wendung zu kognitiven Fragestellungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> DaF-Didaktik nicht automatisch nur e<strong>in</strong>e<br />

H<strong>in</strong>wendung zur Grammatik, son<strong>der</strong>n auch e<strong>in</strong>e H<strong>in</strong>wendung zu kognitiven Formen des Lernens. (dazu Tönshoff 1992,<br />

S. 13) (H<strong>in</strong>weise aus Alexan<strong>der</strong> Immig, Ungestörte Textkomposition, <strong>in</strong>:<br />

http://www.geocities.jp/dl<strong>in</strong>klist/DE/Forschungen/Textkomposition.html; Dezember 2009)<br />

5<br />

Das Gleiche gilt mit an<strong>der</strong>en Vorzeichen auch für den muttersprachlichen Ausdruck. Hier liegen die Ursachen aber<br />

weit aus stärker <strong>in</strong> gesamtgesellschaftlichen Bed<strong>in</strong>gungen. Die DaF-Didaktik hat als neue Fremdsprache pr<strong>in</strong>zipiell die<br />

Möglichkeit, sich kontextfreier und systematischer zu bewegen.<br />

6<br />

Vgl. Barbara Schmenk: Kommunikation ist alles. O<strong>der</strong>? Wi<strong>der</strong> die Trivialisierung des Kommunikativen im<br />

kommunikativen Fremdsprachenunterricht. DaF 3/2007, S. 131–139.<br />

7<br />

Vgl. Jörg Roche: Lerntechnologie und Spracherwerb. Grundrisse e<strong>in</strong>er medienadäquaten, <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Sprachdidaktik. DaF 3/2000, S. 136–143.<br />

8<br />

Sebastian Achatzi, Der Text im Spannungsfeld von Produkt-, Prozess und Kontextorientierung, Zur Entwicklung<br />

wissenschaftspropädeutischer Schreibkompetenz bei Jugendlichen an <strong>der</strong> Schwelle von Oberstufe zur Universität,<br />

Magisterarbeit, Nor<strong>der</strong>stedt 2007.<br />

(http://books.google.de/books?id=JfTEcJaJfDwC&pr<strong>in</strong>tsec=frontcover#v=onepage&q&f=false; Zugriff Mai 2010)<br />

4<br />

4


<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

geworden. Die bereits kommunikativ veranlagten Schüler und Lernkulturen benötigen ke<strong>in</strong>e<br />

Impulse zum Sprechen, son<strong>der</strong>n vielmehr Korrekturen und Systematisierungen, die mit<br />

e<strong>in</strong>er soliden Lernarbeit <strong>der</strong> Sprachnormen e<strong>in</strong>hergehen.<br />

Generell wurde nämlich übersehen, dass es kaum e<strong>in</strong>e normfreie schriftliche Äußerung<br />

gibt. DaF selbst r<strong>in</strong>gt gerade mit <strong>der</strong> Sicherung von Sprachnormen. Mittlerweile drängt<br />

auch die Globalisierung wie<strong>der</strong> zu e<strong>in</strong>er Standardisierung und Vere<strong>in</strong>fachung <strong>der</strong><br />

Textformen und Sprachen, dessen Produkt <strong>der</strong> GER ist. 9 Die Euphorie <strong>der</strong> postmo<strong>der</strong>nen<br />

Freiheit Ende des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts ist also dem Bewusstse<strong>in</strong> gewichen, dass wie<strong>der</strong><br />

stärker reguliert und gebunden geschrieben werden muss. Während anfangs und noch<br />

heute die DaF-Lehrwerke deutlich <strong>in</strong>teraktiv, abwechslungsreich und kommunikativ<br />

angelegt s<strong>in</strong>d, auch wenn es sich nun um sog. „komplexe Lernsituationen“ o<strong>der</strong><br />

Schreibprozesse handelt, so fehlen nichtsdestoweniger nachhaltige E<strong>in</strong>übungen von<br />

Wortschatz, Grammatik und Schreibkompetenzen. Die Auswirkungen solcher Defizite<br />

werden umso gravieren<strong>der</strong>, je weniger dieses mittlerweile auch erkannte Normdesi<strong>der</strong>at<br />

nicht bedient wird. Dies ist aber schlechterd<strong>in</strong>gs die Aufgabe <strong>der</strong> DaF-Lehre bzw. DaF-<br />

Didaktik.<br />

Die DaF-Didaktik des mittleren Bereichs, d. h. <strong>der</strong> Lehrerbildung und Lehrerausbil<strong>der</strong>, ist<br />

entgegen neueren Entwicklungen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung (<strong>in</strong>terkulturelle Methode,<br />

postkommunikative kreative Methode 10 ) weitgehend auf dem Stand <strong>der</strong><br />

experimentierfreudigen 90er-Jahre verharrt, ohne Rücksicht auf die örtlichen Bedürfnisse<br />

e<strong>in</strong>er echten <strong>in</strong>terkulturellen Didaktik. Auch wurden die Erkenntnisse <strong>der</strong> neueren DaF-<br />

Wissenschaft im Bereich <strong>der</strong> grammatischen Restrukturierung und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong><br />

Wende zur höheren Normsprache und zur Ausrichtung auf die Studienfähigkeit missachtet.<br />

Neben den entwe<strong>der</strong> sehr kle<strong>in</strong>schrittigen o<strong>der</strong> zu unstrukturierten, weiten Übungen <strong>in</strong> den<br />

Lehrbüchern zeigen v. a. die Lehrerbildungsangebote und didaktischen E<strong>in</strong>führungen noch<br />

9 Vgl. Goetz 1996 und Piepho 1998.<br />

10<br />

http://books.google.com.ar/books?id=iEYm3bwQjZYC&pg=PA848&dq=kommunikative+methode+fremdsprachenunte<br />

rricht&cd=2#v=onepage&q=kommunikative%20methode%20fremdsprachenunterricht&f=false<br />

5<br />

5


<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

deutlich die sehr mündlich und wenig auf Nachhaltigkeit, Inhalte und <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die<br />

Schriftlichkeit ausgerichtete Didaktik. 11 Die praxisorientierte Zeitschrift „Fremdsprache<br />

Deutsch“ widmet sich nicht e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>ziges Mal direkt dem Thema Schreiben. Lediglich Heft 39<br />

(2008) thematisiert die „Textkompetenz“, wobei das Thema Schreiben nebenbei berührt<br />

wird, Heft 32 (2005) behandelt das Thema „Ordnung und Variation <strong>in</strong> Satz und Text“. 12<br />

H<strong>in</strong>gegen verzeichnet die wissenschaftlich ausgerichtete Zeitschrift „Deutsch als<br />

Fremdsprache“ 13 ab 1994 e<strong>in</strong>en etwas dem Schreiben verbundenen Aufsatz, um zur<br />

Jahrtausendwende dann das Schreiben deutlich aufzugreifen.<br />

Ausgehend von ersten Diskussionen um die „Textgrammatik“ Harald We<strong>in</strong>richs (H.W.<br />

Sprache <strong>in</strong> Texten, 1970) (G. Helbig) 14 , folgt 1994 Hipfl-Woi, <strong>der</strong> das Schreibdesi<strong>der</strong>at<br />

nach dem kommunikativen Kahlschlag thematisiert und dafür plädiert, dem Schreiben<br />

wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>en angemessen Platz e<strong>in</strong>zuräumen. 15 Lei<strong>der</strong> wird dieses Problem vorerst nicht<br />

weiter verfolgt, erst 2000 weist Ingo Thonhauser-Jursnick auf Textmuster und<br />

Textproduktionen h<strong>in</strong>, jedoch nur im Bereich von „Tagbebüchern“. 16 Thonhauser-Jursnick<br />

postuliert das Schreibdesi<strong>der</strong>at, legt aber ke<strong>in</strong>e DaF-Schreiblehre vor. 17 Carol<strong>in</strong> Kustusch<br />

und Britta Hufeisen greifen das Thema Schreiben im Kontext des Computers auf, ohne<br />

allerd<strong>in</strong>gs auch auf die Schreibdidaktik selber weiter e<strong>in</strong>zugehen. 18 Schreiben wird also von<br />

<strong>der</strong> DaF-Forschung zwar wie<strong>der</strong> thematisiert, doch nicht systematisch, vielmehr nur<br />

11 Vgl. Gert Henrici und Claudia Riemer mit Arbeitsgruppe (Hg.), E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong> die Didaktik des Unterrichts Deutsch<br />

als Fremdsprache mit Videobeispielen, Bd. I, Bielefeld/Jena 2001. 3 Hier f<strong>in</strong>det sich nur e<strong>in</strong> kle<strong>in</strong>es Kapitel zum<br />

Schreiben <strong>in</strong> DaF.(A.a.O., S. 103-127)<br />

12 Vgl.: http://www.hueber.de/seite/pg_hefte_fsd_ftb<br />

13 Katalog onl<strong>in</strong>e mit Abstracts: http://www.uni-leipzig.de/daf/archiv/<strong>in</strong>halt.htm<br />

14 Gerhard Helbig: Textgrammatik versus Satzgrammatik? Zu H. We<strong>in</strong>richs „Textgrammatik <strong>der</strong> deutschen Sprache".<br />

DaF 2/1994, S. 67–73. (http://www.uni-leipzig.de/daf/) Vgl. Erneut thematisiert <strong>in</strong> : Mathilde Hennig: Textkapitel <strong>in</strong><br />

Grammatiken. DaF 2/2001, S. 85-89.<br />

15 Herbert Hipfl-Woi: Instrumentalisiert das Schreiben! E<strong>in</strong>e Problemskizze. DaF 2/1994, S. 104–107. (http://www.uni-<br />

leipzig.de/daf/)<br />

16 Ingo Thonhauser-Jursnick: Textmuster und Textproduktion im DaF-Unterricht. Kurstagebücher. DaF 2/2000, S. 93–<br />

96.<br />

17 Ebd.<br />

18 Carol<strong>in</strong> Kustusch / Britta Hufeisen: Ich hätte gerne doppelt so lange Schreibunterricht ... Bericht über e<strong>in</strong>en DSH-<br />

Schreibkurs am Computer. DaF 3/2000, S. 144–148.<br />

6<br />

6


<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

lehrwerksbezogen. 19 Danach folgen verschiedene E<strong>in</strong>zelaspekte des Schreibens. Tselikas<br />

plädiert bereits beim frühen Spracherwerb für den E<strong>in</strong>satz des Schreibens als Norm. 20<br />

Tadeusz Zuchewicz weist 2001 auf die Bedeutung des Schreibens als<br />

Schlüsselqualifikation <strong>in</strong> DaF h<strong>in</strong>, weil das Schreiben den Studienzugang <strong>in</strong> Deutschland<br />

und nachhaltiges Deutschlernen för<strong>der</strong>e. 21 In den Folgejahren f<strong>in</strong>den sich aber nur noch<br />

wenige Aufsätze zum Schreiben. Silke Jahr behandelt zuletzt 2005 als e<strong>in</strong>zigen konkreten<br />

Aspekt <strong>der</strong> Schreiblehre lediglich Redemittel. 22 Erst jüngst im Jahr 2009 hat die Wende zur<br />

Textl<strong>in</strong>guistik auch e<strong>in</strong>en Fortschritt für das Schreibenlernen gebracht. Ulla Fix gibt 2009<br />

e<strong>in</strong>en Überblick über die Forschungsansätze <strong>der</strong> Textl<strong>in</strong>guistik und dar<strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Untersuchungen <strong>der</strong> Schreibprozesse. 23<br />

Interessant ist bei alledem, dass zunehmend textl<strong>in</strong>guistisch eund germanistische Themen<br />

für DaF relevant werden, was e<strong>in</strong>en neuen Standard bzw. Blick auf das Niveau <strong>der</strong><br />

Zielsprache wirft. Deutschland als Studienstandort setzt folglich zunehmend Maßstäbe. Der<br />

e<strong>in</strong>zige Praxisansatz, über Redemittel das Schreiben zu lernen, ist <strong>der</strong> Englischdidaktik seit<br />

langem bekannt. Ohne Zweifel könnte diese noch wichtige H<strong>in</strong>weise auf systematisches<br />

Schreibenlernen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Fremdsprache liefern. Lei<strong>der</strong> wurden aber Erkenntnisse aus<br />

an<strong>der</strong>en Fremdsprachendidaktiken, v.a. des Englischen (z. B. Mechthild Hesse) 24 , nicht<br />

genutzt. Abschließend gesagt ist festzustellen, dass die Fachzeitschriften so die<br />

Diskrepanz zwischen Forschung und Vermittlung zeigen. Wo die Forschung immerh<strong>in</strong> zum<br />

Schreiben zurückgefunden hat, versagt die Vermittlung.<br />

19<br />

Renate Faistauer: Schreiben <strong>in</strong> Gruppen – den Schreibprozess sichtbar machen. E<strong>in</strong> Experiment aus <strong>der</strong><br />

Lehrerfortbildung. DaF 3/2000, S. 149–154 und Ingo Thonhauser-Jursnick: Wozu Schreiben im<br />

Fremdsprachenunterricht? E<strong>in</strong>e Analyse neuerer DaF-Lehrwerke. DaF 4/2000, S. 195–198.<br />

20<br />

Paul R. Portmann-Tselikas: Schreibschwierigkeiten, Textkompetenz, Spracherwerb. Beobachtungen zum Lernen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> zweiten Sprache. DaF 1/2001, S. 3–13.<br />

21<br />

Tadeusz Zuchewicz: Befähigung zum wissenschaftlichen Schreiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremdsprache Deutsch. DaF 1/2001, S. 14–<br />

19.<br />

22<br />

Silke Jahr: Sprachhandlungstheoretische Ansätze bei <strong>der</strong> Textarbeit im DaF-Unterricht. DaF 4/2005, S. 215–221.<br />

23<br />

Ulla Fix: Stand und Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> Textl<strong>in</strong>guistik (II). DaF 2/2009, S. 74–85.<br />

24<br />

Mechthild Hesse, Jugendliteratur als Schreiblehre: Untersuchungen zum Verhältnis von Lesen und Schreiben im<br />

Englischunterricht <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> I, Tüb<strong>in</strong>gen 2002.<br />

(http://books.google.de/books?id=Px6CyHRagZEC&pg=PA54&dq=Wie+entwickelt+sich+die+Schreibfertigkeit&lr=&c<br />

d=10#v=onepage&q=Wie%20entwickelt%20sich%20die%20Schreibfertigkeit&f=false; Zugriff April 2010)<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Diese Fehlentwicklung <strong>der</strong> DaF-Vermittlung ist groβenteils e<strong>in</strong>e <strong>der</strong> DaF-Vermittler, von <strong>der</strong><br />

wir uns alle angesprochen fühlen müssen, die damit zu tun haben. Doch liegt es nicht nur<br />

an <strong>der</strong> ZfA 25 , son<strong>der</strong>n auch an den örtlichen Bed<strong>in</strong>gungen und Strukturen. Es wurde <strong>in</strong> den<br />

letzten zehn Jahren durch die übertriebene För<strong>der</strong>ung o<strong>der</strong> Beharrung auf dem überholten<br />

und <strong>in</strong> manchen Bereichen sogar kontraproduktiven Pseudo-Projektunterricht <strong>in</strong> den<br />

Schulen nachhaltiges Lernen versäumt. Die geläufigen schüler- und elternfreundlichen<br />

Projekte tragen meistens nicht viel zu den harten Kompetenzen bei, zu denen auch das<br />

Schreiben gehört. Die Zentralstelle für das Auslandsschulwesen hat zudem lei<strong>der</strong> e<strong>in</strong>seitig<br />

den Projektansatz trotz aller Probleme, die er außerhalb <strong>der</strong> Ursprungslän<strong>der</strong> aufwirft, mit<br />

dem neuen DaF-Rahmenlehrplan nicht nur fortgesetzt, son<strong>der</strong>n sogar noch ausgebaut. Die<br />

örtlichen Partner haben <strong>in</strong> dieser didaktischen Abhängigkeit zu wenig die echten Probleme<br />

gesehen und artikuliert. In erster L<strong>in</strong>ie s<strong>in</strong>d hier die Schulen als Ganzes, dann die<br />

Fachschaften angesprochen. Der europäische Referenzrahmen selbst droht h<strong>in</strong>sichtlich<br />

se<strong>in</strong>er Maßstäbe <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis sogar zur <strong>in</strong>strumentellen Beliebigkeit zu verkommen, wenn<br />

es nicht gel<strong>in</strong>gt, die Defizite vor Ort <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e <strong>in</strong> den harten -<br />

und wie<strong>der</strong> mehr <strong>in</strong> DaF gefor<strong>der</strong>ten - Diszipl<strong>in</strong>en wie Grammatik 26 und Schreiben, <strong>in</strong> den<br />

Griff zu bekommen. Im GER bzw. se<strong>in</strong>em Abbild, dem Rahmenlehrplan, wird lei<strong>der</strong> erneut<br />

auf e<strong>in</strong>e notwendige Strukturierung und Verdeutlichung <strong>der</strong> Schreibdidaktik verzichtet.<br />

Lediglich die zu erzielenden Textformen werden genannt. Diese stammen aber aus dem<br />

muttersprachlichen Unterricht. Nicht zuletzt jedoch im Bereich des Schreibens <strong>in</strong> DaF wirkt<br />

sich die <strong>in</strong>haltsferne Kompetenzorientierung negativ aus. Verheeren<strong>der</strong> als im<br />

25 So zeigen z.B. die Beiträge <strong>der</strong> BVA/Zentralstelle für das Auslandsschulwesen auf dem IDT 2009 <strong>in</strong> Leipzig <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Sektion „Schreibprozesse“ lediglich e<strong>in</strong>en Beitrag zum kreativen Schreiben. (Zentralstelle für das Auslandsschulwesen,<br />

Internationale Deutschlehrertagung (IDT), Gedankensplitter, IDT Jena Weimar, S. 26ff., Köln 2010.<br />

26 Der expliziten Vermittlung von Grammatik wird seit e<strong>in</strong>igen Jahren wie<strong>der</strong> mehr e<strong>in</strong> hoher Stellenwert e<strong>in</strong>geräumt.<br />

(Vgl. Königs, Frank G. (2004): Grammatikvermittlung im Trend – Trends zur Grammatikvermittlung. Beobachtungen zu<br />

Rolle und Gestaltung <strong>der</strong> Grammatikvermittlung im Fach Deutsch als Fremdsprache, 66, <strong>in</strong>: P. Kühn (Hg.),<br />

Übungsgrammatiken Deutsch als Fremdsprache. L<strong>in</strong>guistische Analysen und didaktische Konzepte. Regensburg, 40–78<br />

(Materialien Deutsch als Fremdsprache und Krenn, Wilfried (2001): Alles ist Grammatik. E<strong>in</strong> Plädoyer für die<br />

Erweiterung des Grammatikbegriffs <strong>in</strong> <strong>der</strong> Didaktik Deutsch als Fremdsprache, S. 50ff., <strong>in</strong>: P. Portmann-Tselikas / S.<br />

Schmölzer-Eib<strong>in</strong>ger (Hg.), Grammatik und Sprachaufmerksamkeit. Innsbruck, 49-85.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

muttersprachlichen Unterricht, wo Lehrer und Lerner auf e<strong>in</strong> breiteres und gefestigteres<br />

Pool an Strukturen und Inhalten zurückgreifen können, kommt es hier zu e<strong>in</strong>er<br />

Desorientierung. E<strong>in</strong> DaF-Lerner benötigt <strong>in</strong> allen Lernschritten und –prozessen mehr<br />

Steuerung als e<strong>in</strong> Muttersprachler. Die mangelnde Konkretisierung grammatischer,<br />

idiomatischer und lexischer Inhalte im Referenzrahmen und Rahmenlehrplan wiegen umso<br />

schlimmer, als nicht nur das DSD II deutlich auf die Schriftlichkeit als Maßstab setzt,<br />

son<strong>der</strong>n auch das Auslandsabitur und das Internationale Baccalaureat. Die<br />

Vernachlässigung harter Kompetenzen spiegelt sich aber auch bei <strong>der</strong> Vorbereitung <strong>der</strong><br />

Deutschvermittler im Ausland. Nimmt man die E<strong>in</strong>führungen <strong>in</strong> DaF und DaF-Methoden,<br />

die Programme des <strong>Goethe</strong>-Institutes und <strong>der</strong> Regionalen Lehrerfortbildung <strong>der</strong><br />

Zentralstelle h<strong>in</strong>zu, so tauchen viel zu wenig im Bereich DaF bzw. Deutsch Themen auf,<br />

die auf nachhaltige, nämlich schriftsprachliche Beherrschung ausgerichtet s<strong>in</strong>d. Dadurch<br />

schlägt noch heute <strong>in</strong> <strong>der</strong> Breite e<strong>in</strong>e Didaktik durch, welche we<strong>der</strong> <strong>der</strong> Forschung noch<br />

den Erfor<strong>der</strong>nissen <strong>der</strong> Lernsituationen entspricht. Wiewohl die örtlichen Beteiligten sehr<br />

wohl zu diesem Missstand beigetragen haben, so ist es also nicht zuletzt e<strong>in</strong> Fehler <strong>der</strong><br />

Didaktik und ihrer Vermittler, dass seit e<strong>in</strong>igen Jahrzehnten <strong>der</strong> schriftsprachliche Ausdruck<br />

verloren gegangen ist. Dieser Umstand ist aber ke<strong>in</strong> aktuelles Phänomen, son<strong>der</strong>n zeigt<br />

e<strong>in</strong>e systemische Krise bei<strong>der</strong> Seiten.<br />

Ebenso <strong>in</strong>härent, aber nur zum Teil von deutscher Seite verschuldet, s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Probleme. Unterschiedliche Lerngewohnheiten und e<strong>in</strong> an<strong>der</strong>es Diskursverhalten, sprich<br />

e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Kommunikationskultur, führen nach wie vor zu Schwierigkeiten. Dies ist v.a.<br />

e<strong>in</strong>e kulturbed<strong>in</strong>gte Varianz, wenn mit Worten, Sätzen und dem Thema umgangen wird,<br />

was sich beson<strong>der</strong>s im schriftsprachlichen Ausdruck nie<strong>der</strong>schlägt. Late<strong>in</strong>amerikanische<br />

Diskurse s<strong>in</strong>d <strong>in</strong>direkt, persönlich, sehr oft auch barock, d.h. redundant und rhetorisch<br />

beladen. In Late<strong>in</strong>amerika werden oft viele und wohl kl<strong>in</strong>gende Worte geschätzt, <strong>der</strong><br />

magische Realismus bzw. das „wun<strong>der</strong>bare Reale“ (Alejo Carpentier) gehören zusammen<br />

mit dem Barock unweigerlich zur Kommunikationskultur. Die örtliche schul<strong>in</strong>terne<br />

Fortbildung und Didaktik <strong>der</strong> Schulen haben – wie gesehen - nicht ausreichend zur<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

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För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> str<strong>in</strong>genten und nüchternen deutschen Aufsatzformen beigetragen. Auch<br />

wurden Didaktische Importe zu gerne unreflektiert e<strong>in</strong>geführt. Es oblag dabei lediglich den<br />

Lehrern im Klassenzimmer, zwischen deutschen Ansprüchen und den<br />

late<strong>in</strong>amerikanischen Realitäten zu vermitteln. Dies hat ansche<strong>in</strong>end nicht auf breiter L<strong>in</strong>ie<br />

zum Erfolg geführt. Zum Teil liegt das aber auch daran, dass es ke<strong>in</strong>e echte<br />

Begegnungskultur <strong>in</strong> den Schulen gibt. Da die Schüler von Hause aus kommunikativ<br />

orientiert s<strong>in</strong>d, hat dies zusammen mit <strong>der</strong> kommunikativen Didaktik zu e<strong>in</strong>er Überhitzung<br />

des Mündlichen und zu e<strong>in</strong>em Absterben des Schriftlichen geführt. Zwar führt die <strong>in</strong><br />

Argent<strong>in</strong>ien starke Tradition des <strong>in</strong>haltsgesteuerten Unterrichts <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit <strong>der</strong><br />

sprachlichen Freizügigkeit und Rhetorik <strong>in</strong> argent<strong>in</strong>ischen Fächern und Prüfungen immer<br />

noch zu e<strong>in</strong>er gewissen Textkohärenz, die aber wird eher durch die <strong>in</strong>haltlichen Bezüge<br />

erreicht. Hier fehlt es an strukturellen Textverb<strong>in</strong>dungsmechanismen auf sprachlicher, v. a.<br />

grammatischer Ebene. 27 Was nötig ist, s<strong>in</strong>d genauere Textb<strong>in</strong>demittel, Sprachmittel und<br />

Grammatik, die den Textaufbau unterstützen. Dies ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> DaF-Didaktik, wie gesehen,<br />

noch kaum berührt worden. E<strong>in</strong>ige Ansätze jedoch f<strong>in</strong>den sich. Sicherlich wird aber <strong>der</strong><br />

Blick zum muttersprachlichen Aufsatzunterricht, zur DaF-Forschung und zur<br />

Englischdidaktik hilfreich se<strong>in</strong>, doch müsste e<strong>in</strong>e Antwort auf unsere Situation sehr viele<br />

Aspekte <strong>in</strong>tegrieren und weiterh<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrieren können. Es müsste sich schlechterd<strong>in</strong>gs um<br />

e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrales Konzept handeln. Diesem Problem und <strong>der</strong> lokalen Essayistik und Rhetorik<br />

beim Schrieben kommt e<strong>in</strong>e mangelhafte Aufsatzschulung <strong>in</strong> den DaF-Lehrwerken<br />

entgegen. 28<br />

27 Vgl. Spr<strong>in</strong>ger, S. 96 .<br />

(http://books.google.de/books?id=LFDR3YxXAK0C&pg=PA91&dq=portmann+Schreiben+und+Lernen+Grundlagen+d<br />

er+fremdsprachlichen+Schreibdidaktik&cd=10#v=onepage&q=portmann%20Schreiben%20und%20Lernen%20Grundla<br />

gen%20<strong>der</strong>%20fremdsprachlichen%20Schreibdidaktik&f=false) Anm.: Wo im spanischsprachigen Bereich noch<br />

zusammenhängende Texte geschrieben werden, kommt es <strong>in</strong> DaF zu deutlichen Problemen. Bei e<strong>in</strong>em dem Inhalt<br />

beraubten Fremdsprachenunterricht und e<strong>in</strong>em stark auf <strong>in</strong>haltlich wenig def<strong>in</strong>ierte Kompetenzen orientierten<br />

Deutschunterricht wirkt sich dieser barocke Diskurs aber doppelt negativ aus. Die Schüler, die zu oft nur über<br />

Inhaltsblasen mit <strong>in</strong>haltslosen Redemitteln diskutieren, wenden diese nicht an und kommen im schriftlichen Ausdruck<br />

nicht voran.<br />

28 Ra<strong>in</strong>er Bohn spiegelt witzelnd <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em markanten Aufgabenbeispiel die didaktische Fehlstellung, wenn er als<br />

Aufgabe im Rahmen des DaF-Kurses zum Schreiben formuliert: „Sprechen Sie über Ihre Erfahrungen! In welchem Grad<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

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In den meisten DaF-Lehrwerken und DaF-E<strong>in</strong>führungen spielt <strong>der</strong> schriftsprachliche<br />

Ausdruck – ähnlich wie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Englischdidaktik und <strong>in</strong> den Englischbüchern seit den 80er-<br />

Jahren - 29 im Gegensatz zu se<strong>in</strong>er neuen Bedeutung <strong>in</strong> den Abschlussprüfungen e<strong>in</strong>e<br />

verschw<strong>in</strong>dende Rolle. H<strong>in</strong>gegen be<strong>in</strong>halten muttersprachliche Lehrwerke zwar die nötigen<br />

H<strong>in</strong>weise zu Aufsatzformen, nicht aber die Übungen und Hilfestellungen für<br />

Fremdsprachenlerner. Die DaF-Lehrbücher kommen über e<strong>in</strong>fache Inhaltsangaben und die<br />

unstrukturierte E<strong>in</strong>führung von Redemitteln nicht h<strong>in</strong>aus. Redemittel werden auch nicht klar<br />

den Aufsatzformen zugewiesen. Dies s<strong>in</strong>d nicht zuletzt Relikte des kommunikativen<br />

Unterrichtes, <strong>der</strong> glaubte, mit Hilfe von standardisierten Redemitteln und Formeln, an se<strong>in</strong><br />

Ziel zu kommen. Wo dies im mündlichen Bereich bzw. bei sehr standardisierten<br />

Textformen, wie z. B. dem Brief, noch funktioniert, so scheitert <strong>der</strong> Ansatz bei komplexeren<br />

Aufgaben, v.a. beim Aufsatzschreiben. Diese heben nicht nur auf e<strong>in</strong>e autonomere<br />

Bearbeitung, son<strong>der</strong>n auch auf e<strong>in</strong> breites Pool an sprachlichen Strukturen (Vokabular,<br />

Redemittel und Grammatik bzw. Textgrammatik 30 ) ab. Zwar bieten mittlerweile die neueren<br />

Versionen des Hueber-Verlages stärker auf die Prüfungsformen abgestimmte Aufgaben<br />

und Redemittel, doch s<strong>in</strong>d diese nicht mit den nötigen Informationen <strong>der</strong> Aufsatzkunde und<br />

entsprechenden Übungen verbunden. Der Grund dafür dürfte <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er Kenntnislücke liegen.<br />

We<strong>der</strong> e<strong>in</strong> DaF-Buchautor noch e<strong>in</strong> DaM-Buchautor br<strong>in</strong>gen die nötigen Erfahrungen und<br />

Kenntnisse auf, diese Lücke systematisch <strong>in</strong>tegral zu schließen. Nichtsdestoweniger wird<br />

diese Lücke aber <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis oft von kompetenten Praktikern geschlossen, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e<br />

durch entsandte Lehrer, die nach e<strong>in</strong>igen Jahren DaF-Unterricht auch die nötigen<br />

Erfahrungen hierzu haben. Den bisher e<strong>in</strong>zigen Ansatz zur systematischen Verb<strong>in</strong>dung<br />

und Umfang haben Sie schreibsprachliches Können erworben?“ Der Aufgabe fehlt das wichtigste Element, nämlich zu<br />

schreiben. (Bohne, S. 103.)<br />

29<br />

Mechthild Hesse, Jungendliteratur als Schreiblehre, S. 57. Glaap, <strong>in</strong>: Handbuch <strong>der</strong> Fremdsprachendidaktik (1995), S.<br />

152.<br />

30<br />

Bisher fehlt auch e<strong>in</strong>e Produktionsgrammatik, die vergleichbar <strong>der</strong> Rezeptionsgrammatik genauer aus <strong>der</strong> Perspektive<br />

des Fremdsprachenlerners auf die Textproduktion abgestimmt wäre.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

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bei<strong>der</strong> Teile stellen e<strong>in</strong>ige Praxismaterialien aus Chile dar. 31 Die Schulen <strong>in</strong> Chile und<br />

Argent<strong>in</strong>ien haben dieses Desi<strong>der</strong>at mit den aus den Regionen entstandenen Materialien,<br />

v.a. von Horst Jentsch, beantwortet. Obwohl diese nicht vollkommen s<strong>in</strong>d, so zeigen sie<br />

doch e<strong>in</strong>e Mischung aus Aufsatzkunde, Textvorlagen, <strong>in</strong>haltlichen,<br />

produktionsgrammatischen und lexischen Übungen. Die Anzahl dieser Materialien und<br />

Ansätze reicht aber nicht aus. So richtet sich die Hoffnung auf die Lehrerfortbildung, die<br />

aber auch nicht fehlende Lernmaterialien und strukturelle Defizite ad hoc beheben kann.<br />

Fortbildungen im DaF-Bereich und Schreibanlässe belaufen sich zudem wie im<br />

Fremdsprachenbereich zu oft nur auf Zubr<strong>in</strong>gerschreiben <strong>in</strong> Form des kreativen<br />

Schreibens, e<strong>in</strong> Ansatz, den niemand im Unterrichtsalltag zum wie<strong>der</strong>holten Mal vermittelt<br />

bekommen muss. 32 Zu oft wurde <strong>in</strong> den letzten Jahren hiervon <strong>in</strong> Fortbildungen geredet.<br />

Der Grund hierfür liegt zum E<strong>in</strong>en <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er falsch verstandenen Kreativitätseuphorie<br />

strukturlosen Schreibens, Dichtens und Spielens, die nicht mit den Prüfungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

ko<strong>in</strong>zidiert, zum An<strong>der</strong>en liegt <strong>der</strong> Grund aber auch <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überfor<strong>der</strong>ung des DaF-Lerners.<br />

Diese kreative Schreibdidaktik stammt aber aus dem muttersprachlichen Ansatz, den<br />

schematischen Unterricht zu e<strong>in</strong>em autonomeren Lernen zu durchbrechen. Dass dem<br />

Fremdsprachenlerner wie auch dem sprachschwachen Schüler hierfür die <strong>in</strong>strumentelle<br />

Basis fehlt, wird übersehen. Diese Basis muss durch Fundamente und Zwischenebenen<br />

gesichert werden. Muttersprachliche Bücher, wie z. B. das Deutschbuch, verb<strong>in</strong>den zwar<br />

H<strong>in</strong>weise, Lerntableaus und geeignete Texte, doch weiß <strong>der</strong> Schüler nicht, wie er<br />

31 Horst Jentsch, Die Geschichte handelt von.... E<strong>in</strong> Arbeitsbuch zur Inhaltsangabe und Aufsatzlehre: Die Geschichte<br />

handelt von . . ., neue Rechtschreibung, Arbeitsbuch 1994; Ders., Erzähl mal!, E<strong>in</strong> Arbeitsbuch zur Nacherzählung und<br />

Aufsatzlehre für Fortgeschrittene, ill. V. Marlene Pohle, Köln 1995; Clemens Bahlmann, Eva Bre<strong>in</strong>dl, Hans Dietrich<br />

Dräxler, Langenscheidt, 2. Auflage 1999; Wolfgang Rug, Andreas Tomaszewski, Grammatik mit S<strong>in</strong>n und Verstand,<br />

Übungsgrammatik Mittel- und Oberstufe, Stuttgart 2002.Klaus Adler und Benno Steffens, Deutsch für die Mittelstufe,<br />

Texte und Übungen, München 1978. 4<br />

32 Die DaF-Zeitschrift „Deutsch als Fremdsprache“ weist seit den 90er-Jahren nur zwei annährend dem nachhaltigen<br />

Schreiben zuträgliche Titel auf. (Vgl. Ingrid Mummert / Gabriele Pommer<strong>in</strong>: Über die allmähliche Verfertigung von<br />

Texten (II). DaF 1/2000, S. 3–9.)<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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angesichts se<strong>in</strong>es oft stückhaften Vokabulars und <strong>der</strong> sehr lückenhaften Grammatik 33 dem<br />

Aufsatzformat entsprechen soll. Weit über e<strong>in</strong>e geordnete und ausführliche<br />

Redemittelarbeit h<strong>in</strong>aus, fehlt hier die textgrammatische und textstilistische Arbeit<br />

angewandter Strukturen und Wortfel<strong>der</strong>. Insgesamt bieten aber muttersprachliche<br />

Lehrwerke mehr nützliches Aufsatzmaterial als die gängigen DaF-Bücher. Dem Lehrer<br />

obliegt es hier bis zum E<strong>in</strong>treffen durch professioneller Angebot, die Lücke selbst zu<br />

schließen, <strong>in</strong>dem er didaktisch reduziert und die fehlenden Übungsformen ersetzt. Dabei<br />

bricht er die Prüfungsformate herunter und baut e<strong>in</strong>e Übungsprogression auf, halb durch<br />

Strukturarbeit, halb durch Schreibarbeit an Mustern und freien Formen.<br />

Die Schwächen im schriftlichen Ausdruck werden umso deutlicher, je näher das DSD II<br />

rückt. Hier fällt auf, dass die Progression und Performanz des Deutschunterrichts und <strong>der</strong><br />

über lange Jahre erworbenen Fähigkeiten zu den Erwartungen <strong>der</strong> komplexen<br />

Aufsatzaufgabe <strong>in</strong> DSD II (Analyse, Inhaltsangabe und Erörterung) diametral<br />

entgegenstehen. Die zwischen DSD I (Leserbrief) und DSD II liegende Lernphase reicht<br />

ansche<strong>in</strong>end nicht, aus die Schüler angemessen auf die Prüfung vorzubereiten. Die bis<br />

dah<strong>in</strong> erworbenen Kompetenzen können auch nicht angemessen angewendet werden. Ob<br />

dies e<strong>in</strong>e Folge mangeln<strong>der</strong> Fertigkeiten <strong>in</strong> den Vorjahren o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>e fehlgeschlagene<br />

Lehrplanung ist, bleibt unklar. Vermutlich handelt es sich wohl um e<strong>in</strong>e unglückliche<br />

Verb<strong>in</strong>dung bei<strong>der</strong> Bereiche. E<strong>in</strong>erseits reichen die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Grundschule erworbenen<br />

Fertigkeiten <strong>in</strong> Lexik und Grammatik <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> nicht für e<strong>in</strong>e nachhaltige<br />

Progression aus. Zu oft muss hier Basiswissen mehrfach nachgeholt werden. Diese<br />

Faktoren br<strong>in</strong>gen mit sich, dass es erst zu spät zur Produktion von Aufsätzen kommt, oft<br />

erst im Vorfeld <strong>der</strong> Prüfungen. An<strong>der</strong>erseits mangelt es <strong>in</strong> den Jahrgangsstufen acht bis<br />

zwölf (Vorfeld des DSD) an e<strong>in</strong>er verzahnten, progressiven und <strong>in</strong>tegralen Schulung des<br />

Schriftlichen.<br />

33 Zu neueren Grammatikansätzen 2005 vgl.: Salifou Traoré: Quo vadis, Grammatikunterricht? Überlegungen zu e<strong>in</strong>em<br />

postpragmatischen Grammatikunterricht Deutsch als Fremdsprache. DaF 2/2005, S. 102–108 und Irene Rog<strong>in</strong>a:<br />

„Son<strong>der</strong>fall Grammatik“ – Überlegungen aus <strong>der</strong> Erwerbsperspektive. DaF 3/2009, S. 157–163.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

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Eng mit <strong>der</strong> defizitären Progression des Deutschlernens ist auch die <strong>in</strong>haltliche Schwäche<br />

des Deutschunterrichts verbunden. Sowohl die Lehrwerke als auch die Projekte <strong>der</strong><br />

Schüler greifen zumeist viel zu sehr kulturfremde und langweilige, weil von e<strong>in</strong>em<br />

schwammigen Deutschlandbild ausgehenden Inhalte auf. Anstelle die <strong>in</strong>haltliche Neugier<br />

des Schüler zu befriedigen und e<strong>in</strong>e progressive und <strong>in</strong>tellektuell ansprechende<br />

Welterschließung zu ermöglichen, werden zu sehr standardisierte<br />

Kommunikationssituationen behandelt. Die meisten Schüler nehmen diese aber gar nie<br />

wahr o<strong>der</strong> können diese nicht nachvollziehen, da ihr Kontakt zu Deutschland eher über<br />

Kulturgüter denn über Deutschlandbesuche erfolgt. Hier könnte e<strong>in</strong>e deutlichere<br />

Orientierung auf Kultur, Literatur und klassische Landeskunde Abhilfe schaffen, <strong>in</strong>dem sie<br />

das echte Interesse <strong>der</strong> Schüler weckt und begleitet, aber auch durch den Gegenstand zu<br />

e<strong>in</strong>er kont<strong>in</strong>uierlichen gedanklich-sprachlichen Progression führt. So sieht man, dass die<br />

Schriftlichkeit bisher nur wenig über ihre Mittlerfunktion h<strong>in</strong>aus gewachsen ist, sodass die<br />

auf Zielsprache und feste Aufsatzformen ausgerichtete Prüfung des DSD zum Problem<br />

wird. Ebenso wichtig wie die Analyse <strong>der</strong> Problemsituation s<strong>in</strong>d aber auch mögliche<br />

Lösungsansätze. Diese umzusetzen, bedarf es nicht nur e<strong>in</strong>es Beteiligten. Viele, die sich<br />

bisher noch sehr <strong>in</strong> ihrer eigenen Nische bef<strong>in</strong>den, s<strong>in</strong>d aufgerufen, e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Anstrengung zu leisten. Das erfor<strong>der</strong>t ebenso e<strong>in</strong> kulturpolitisches wie auch schulisch-<br />

didaktisches Umdenken. An dieser Stelle sollen aber zum E<strong>in</strong>en die übliche Behandlung<br />

des schriftlichen Ausdrucks im Unterricht, zum An<strong>der</strong>en mögliche Lösungen des Problems<br />

kurz erörtert werden.<br />

Betrachtet man die Situation, so haben die anfänglichen Darlegungen gezeigt, dass die<br />

Schriftlichkeit wenig nachhaltig gelehrt und geübt wird. Dabei fehlen lehrplantechnische<br />

konkrete und ergebnisorientierte Leitl<strong>in</strong>ien, die auch durch den Rahmenlehrplan nicht<br />

geleistet werden, im Grunde erst durch die Anpassung dessen <strong>in</strong> den Schulen erfolgen<br />

kann. Der schriftliche Ausdruck hat aber auch <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> Lehrmaterialien und <strong>der</strong><br />

Didaktik kaum e<strong>in</strong>en angemessenen Stand und nicht zuletzt s<strong>in</strong>d die Ortslehrkräfte oft nicht<br />

im schriftlichen Ausdruck und se<strong>in</strong>er Didaktik <strong>der</strong>art geübt und ausgebildet, dass sie dies<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

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umsetzen könnten. Aber auch die entsandten Lehrer erreichen dieses Ziel nicht, zu groß ist<br />

die Fluktuation, als dass sich nach den nötigen Erfahrungen und Anpassungen die Schere<br />

zwischen <strong>der</strong> muttersprachlichen Aufsatzdidaktik und den Gegebenheiten des<br />

Fremdsprachenunterrichts schließen würde. Dementsprechend ist zugleich e<strong>in</strong>e<br />

Anstrengung <strong>der</strong> Lehrerfortbildung und –ausbildung nötig, nicht zuletzt aber e<strong>in</strong> Umdenken<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Didaktik des Fremdsprachenunterrichts.<br />

Zusammengefasst: Um das Problem zu l<strong>in</strong><strong>der</strong>n, bedarf es e<strong>in</strong>er breiteren Verankerung des<br />

schriftlichen Ausdrucks nicht nur als Mittler- son<strong>der</strong>n auch als Zielsprache. Längere Texte<br />

müssen hierzu geschrieben, korrigiert und geübt werden, und zwar seit <strong>der</strong> Grundschule.<br />

Der Deutschunterricht muss hierfür stärker an e<strong>in</strong>er Produktionsgrammatik, Wortfel<strong>der</strong>n<br />

und Redemitteln ausgerichtet werden, die dem Aufsatz Vorschub leisten. Das bedeutet,<br />

dass die <strong>in</strong> den meisten Schulen verstreute Behandlung von verstreuten Wortfel<strong>der</strong>n und<br />

Redemitteln <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Kompendium bzw. Lernwortschatz produktionsorientiert, also nach<br />

Aufsatzart geordnet, zusammen gefasst und auf die Jahrgangsstufen zyklisch verteilt<br />

werden müssten. Das kann die Aufgabe <strong>der</strong> Fachberatung und Fachleiter se<strong>in</strong>, aber auch<br />

<strong>in</strong> Kooperation mit dem Lenguas Vivas Lehrerbildungs<strong>in</strong>stitut und dem LBI <strong>in</strong> Santiago de<br />

Chile entstehen. Als Medium ist u. U. auch an e<strong>in</strong>e Datenbank o<strong>der</strong> Wiki zu denken.<br />

Je<strong>der</strong> Teilschritt, z. B. Redemittel o<strong>der</strong> grammatische Strukturen, wird aber erst wirksam,<br />

wenn er h<strong>in</strong>reichend angewendet wird. Die hierzu oft üblichen Beispielsätze s<strong>in</strong>d<br />

unergiebig, weil sie e<strong>in</strong>erseits zu kontextfern s<strong>in</strong>d, an<strong>der</strong>erseits oft nicht korrigiert werden.<br />

An diese Stelle könnten <strong>in</strong>teraktive Onl<strong>in</strong>eübungen treten, wie man sie z. B. <strong>in</strong><br />

www.deutschlern.net <strong>der</strong> Deutschübungsdatenbank <strong>der</strong> Universität Pamplona f<strong>in</strong>det und<br />

dort erstellen kann. Zur Verb<strong>in</strong>dung und Anwendung <strong>der</strong> so geübten Sätze und Textteile<br />

müsste darüber h<strong>in</strong>aus die genannte Behandlung textspezifischer grammatikalischer und<br />

formaler Kenntnisse treten, z. B. des Präteritums für den Bericht, <strong>der</strong> <strong>in</strong>direkten Rede für<br />

die Inhaltsangabe und des Pr<strong>in</strong>zipien <strong>der</strong> Argumentation. So werden Progression,<br />

Textnorm, Textübung und Wortarbeit verbunden. Im Folgenden soll die Methodik dieser<br />

Teilkompetenzen im sprachlichen Bereich beleuchtet werden.<br />

15<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

S<strong>in</strong>nvolle Aufsatzarbeit kann erst nach <strong>der</strong> Beherrschung e<strong>in</strong>er Grundgrammatik und e<strong>in</strong>es<br />

Grundwortschatzes 34 erfolgen. Wo dies die üblichen Lehrbücher nicht nachhaltig leisten,<br />

kann diese Sicherung von grammatikalischen und lexikalischen Grundkenntnissen <strong>in</strong> den<br />

Jahrgangsstufen acht und neun durch den E<strong>in</strong>satz von Langenscheidts Basisvokabular und<br />

des zweiten Bandes <strong>der</strong> „Grammatik zum Üben“ erfolgen. Unter Umständen könnte hierzu<br />

e<strong>in</strong> Verlag gewonnen werden, <strong>der</strong> bestehende und neue Materialien <strong>in</strong> Kooperation mit<br />

dem Fachleitergremium neu auflegt und redigiert. Ansätze zu e<strong>in</strong>er Lernergrammatik<br />

werden <strong>in</strong> <strong>der</strong> DaF-Methodik diskutiert. S<strong>in</strong>nvoll ist es, <strong>in</strong> den genannten Jahrgangsstufen<br />

anhand Lektüren komplexe Lernsituationen zu schaffen, welche solche „Lernplateaus“<br />

ergeben.<br />

Es ist notwendig, mehr korrigierte Aufsätze im Unterricht zu schreiben. Übungsaufsätze<br />

aktivieren alle Kompetenzen, es ist ke<strong>in</strong>e verlorene Zeit. Pro Trimester sollten zwei<br />

Übungsaufsätze erfolgen. Dabei kann die Form variieren, e<strong>in</strong>er kann eigenständig, e<strong>in</strong>er<br />

unter Anleitung o<strong>der</strong> Stück um Stück im Unterricht erfolgen. Um dies zu ermöglichen, ist es<br />

aber auch wichtig, dass die Schüler selbständiger und konzentrierter arbeiten. Aber sowohl<br />

die muttersprachliche als auch die fremdsprachliche Korrekturpraxis stellen e<strong>in</strong>e Hürde dar.<br />

Der DaF-Schüler benötigt neben konkreten idiomatischen und grammatischen<br />

Verbesserungen die H<strong>in</strong>weise auf falsche Bezüge im Text. E<strong>in</strong>e Gesamtverbesserung des<br />

Übungsaufsatzes br<strong>in</strong>gt ihm wenig, da er erneut überfor<strong>der</strong>t ist. Vielmehr muss er konkret<br />

an se<strong>in</strong>en zentralen Fehlern arbeiten. Um die Fehler zu verbessern, die e<strong>in</strong> DaF-Schüler<br />

nicht eigenständig verbessern kann, s<strong>in</strong>d also an<strong>der</strong>e Verbesserungsmethoden gefragt als<br />

die normale Korrektur. Die Erfahrung hat gezeigt, dass längere Aufsätze von den Schülern<br />

nach <strong>der</strong> Rückgabe eher abgelegt und nicht analysiert werden. Die Aufmerksamkeit bleibt<br />

an e<strong>in</strong>zelnen Fehlern haften. Hier hilft es, kürzere Aufsatzteile zu üben und zu korrigieren.<br />

34 Vgl. Sab<strong>in</strong>e E. Koesters Gens<strong>in</strong>i: Der deutsche Grundwortschatz zwischen Lexikologie und Sprachdidaktik. DaF<br />

4/2009, S. 195–202. Tschirner und Jones haben 206 e<strong>in</strong> neues Häufigkeitswörterbuch vorgelegt, das hierfür auch zur<br />

Grundlage genommen werden kann. (Erw<strong>in</strong> Tschirner: Das professionelle Wortschatzm<strong>in</strong>imum im Deutschen als<br />

Fremdsprache. DaF 4/2008, S. 195–208) Demnach können mit 1000 Wörtern um die 70% e<strong>in</strong>es geläufigen Textes mit<br />

2000 an die 80%, mit 3000 nurmehr 82% erschlossen werden, weshalb für e<strong>in</strong>en Grundwortschatz B1 um die 1500<br />

Wörter angestrebt werden sollten, für B2 2500 Wörter, C1 4000 Wörter.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

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Diese können auch von den Schülern neu geschrieben und im Unterricht behandelt<br />

werden. Ferner haben geme<strong>in</strong>same Übungsaufsätze, die Lehrer und Schüler an <strong>der</strong> Tafel<br />

schreiben, e<strong>in</strong>en großen Erfolg. 35 Die Aufmerksamkeit bleibt konstant, ebenso die<br />

Beteiligung, die Schüler erfahren ihr eigenes, aber musterhaftes Produkt und werden <strong>in</strong><br />

allen Bereichen (Grammatik, Lexik, Stilistik) leitend geübt. Wahlweise können auch Teile <strong>in</strong><br />

die Hausaufgabe bzw. <strong>in</strong> die Muttersprache verlagert werden. Letzteres aktiviert die im<br />

muttersprachlichen Bereich oft größere Sprachkompetenz, <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e bei<br />

Satzverb<strong>in</strong>dungen und Wortwahl. Die erarbeiteten Teile können hernach rückübersetzt<br />

werden 36 , wenn <strong>der</strong> Lehrer des Spanischen mächtig ist. Bei ganz schwachen Schülern<br />

kann mit E<strong>in</strong>leitungssätzen o<strong>der</strong> trunkierten Sätzen gearbeitet werden, welche die Schüler<br />

ergänzen. Insgesamt muss dem schriftlichen Ausdruck aber mehr Raum gegeben werden,<br />

ohne die Korrektur- und Arbeitsbelastung für Schüler und Lehrer <strong>in</strong>s Unermessliche zu<br />

steigern. Dies ist <strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e durch den E<strong>in</strong>satz von Musteraufsätzen, auch mit<br />

<strong>in</strong>ternetbasierten Datenbanken möglich.<br />

Weitaus stärker als <strong>der</strong> muttersprachliche braucht <strong>der</strong> fremdsprachliche Schüler Vorlagen.<br />

Vorlagen f<strong>in</strong>den sich noch selten <strong>in</strong> den DaF-Büchern, öfters im Internet, doch handelt es<br />

sich hier um Aufsätze von muttersprachlichen Schreibern. Muster bzw. Prototypen 37 zu<br />

nutzen, den Schülern und Kollegen <strong>in</strong> angepasster Form zugänglich zu machen, ist sehr<br />

wichtig. Ferner sollte e<strong>in</strong> Lehrer sich auch nicht scheuen, Musteraufsätze selbst zu<br />

schreiben. Ist er dazu nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Lage, müsste er nachqualifiziert werden o<strong>der</strong> es sollte<br />

e<strong>in</strong> Pool an Aufsätzen kompetenter Schreiber angelegt werden. Dass dies nicht immer<br />

35 Vgl. Schulbericht aus <strong>der</strong> Nachkriegszeit nach 1945 zwischen freiem Schreibens und Reproduktionsaufsatzschulung<br />

von Lorenz Bayerl, 1960, <strong>in</strong>: Otto Ludwig, Der Schulaufsatz : se<strong>in</strong>e Geschichte <strong>in</strong> Deutschland, Berl<strong>in</strong> New York 1988,<br />

S. 422f. (http://books.google.de/books?id=iulyh6giHDwC&pr<strong>in</strong>tsec=frontcover#v=onepage&q=bayerl&f=false)<br />

36 Die Übersetzungsmethode wird zögerlich wie<strong>der</strong> akzeptiert. Vgl. Sigmund Kvam: Übersetzen im DaF-Studium (im<br />

ersten Studienjahr) <strong>in</strong> Norwegen. DaF 2/2007, S. 103–109.<br />

37 Die Textl<strong>in</strong>guistik richtet den Text wie<strong>der</strong> stärker auf das Prototypische aus. (Vgl. Ulla Fix: Stand und<br />

Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> Textl<strong>in</strong>guistik (I), S. 15, <strong>in</strong>: DaF 1/2009, S. 11–20)<br />

17<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Aufsätze, son<strong>der</strong>n auch Sachtexte aus <strong>der</strong> Lektüre se<strong>in</strong> können, kommt dem Umstand<br />

nach, dass Schreiben sich mit dem Lesen entwickelt. (Tschirner) 38<br />

Das Schreiben hat letztlich e<strong>in</strong>e ungleich größere Auswirkung auf die restlichen<br />

Kompetenzen. Insofern ist es also nötig, den sehr auf die Lehrbücher orientierten Unterricht<br />

zugunsten e<strong>in</strong>es stärker auf Lektüre basierten Unterrichts mit gleichzeitiger systematischer<br />

Absicherung e<strong>in</strong>er grammatischen, stilistischen, lexischen und <strong>in</strong>haltlichen Progression<br />

umzustellen. Lektüren, Ganzschriften o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>facher zu handhabende klassische<br />

Lesebücher, ermöglichen jede Art komplexer Lernsituationen und Projekte. All dies hat sich<br />

mittlerweile bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> Englischdidaktik gezeigt, welche konkrete Schritte leistet. Sie<br />

zieht zur systematischen Schreibschulung „edit<strong>in</strong>g operators“, (vgl. Coll<strong>in</strong>s & Gertner 1980),<br />

die funktionale „Coll<strong>in</strong>s Cobuild Grammar“ (1990) und textproduktionsbezogene<br />

Wörterbücher wie „Longman Language Activator“ (1993) heran. 39 Der Ausbau zu e<strong>in</strong>em<br />

gesteuerten, <strong>in</strong>tegralen Schreiblernprozess fehlt allerd<strong>in</strong>gs auch hier. Das „deutsche<br />

Schreibdilemma“ muss zunehmend im „prozessualen Ansatz“ <strong>der</strong> Didaktik gesehen<br />

werden, <strong>der</strong> die normative durch starke <strong>in</strong>haltliche und kontextualisierte Arbeit ergänzt. Die<br />

Schreiblehre legt damit e<strong>in</strong>e gewisse Rückkehr zur mo<strong>der</strong>aten produktorientierten Didaktik<br />

nahe, <strong>in</strong> welche prozessuale Methoden und kontextabhängiges Arbeiten an echten Texten<br />

<strong>in</strong>tegriert werden. Solchermaßen prozessuales Schreiben bedeutet, dass dem Schreiben<br />

<strong>in</strong>newohnende Vorgänge gesucht, beobachtet und mit Übungen versehen werden. Die<br />

dafür nötigen Sprach- und Textnormen werden aus den kommunikativen Bed<strong>in</strong>gungen <strong>der</strong><br />

Textsituation heraus untersucht und zu Schreibplänen und –abläufen umgewandelt. Am<br />

Ende zielt dies auf e<strong>in</strong>en reflektierten, d.h. bewussten Umgang mit den<br />

E<strong>in</strong>zelkompetenzen, was <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em geplanten Schreibprozess enden soll. Wiewohl dieser<br />

trockene Ansatz schrittweißen, geplanten Schreibens muttersprachlich-kompetenten<br />

Schreibern langweilig o<strong>der</strong> kontraproduktiv vorkommt, so hilft er doch Schülern, <strong>der</strong>en<br />

38 Vortrag auf <strong>der</strong> Deutschlehrertagung 2008 <strong>in</strong> Asunción.<br />

39 Vgl. Mechthild Hesse, S. 80.<br />

18<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Sprachnormen und -kompetenz reduziert s<strong>in</strong>d. 40 Erst nach <strong>der</strong> Klärung <strong>der</strong> Standards,<br />

Muster und Wege kann e<strong>in</strong> Fremdsprachenschüler eigenständig, nämlich prozessorientiert<br />

schreiben. 41 Dies alles ist durch die breite Festschreibung dieser Inhalte <strong>in</strong> den schulischen<br />

Adaptionen des Rahmenlehrplans möglich, e<strong>in</strong> Umstand, <strong>der</strong> noch zu wenig von <strong>der</strong> DaF-<br />

Didaktik des Schreibens erkannt wird.<br />

Trotz aller Lücken <strong>in</strong> diesem Bereich – die auch Kar<strong>in</strong> Klepp<strong>in</strong> bestätigt 42 , zeigt Ra<strong>in</strong>er<br />

Bohn aus Jena doch e<strong>in</strong>ige sowohl theoretisch durchdachte als auch praktikable Leitsätze<br />

e<strong>in</strong>er Schreibdidaktik auf. Im Folgenden werden Bohns „Empfehlungen“ referiert. 43<br />

Empfehlung 1: E<strong>in</strong>e gezielte Entwicklung des Schreibens setzt voraus, dass die Lernenden<br />

über entsprechende sprachliche und außersprachliche Kenntnisse, über<br />

Verfahrenskenntnisse und Normkenntnisse verfügen. Empfehlung 2: Bei <strong>der</strong> Entwicklung<br />

des Schreibens s<strong>in</strong>d die Wechselbeziehungen zwischen Textrezeption und Textproduktion<br />

zu nutzen: bewusstes Lesen bee<strong>in</strong>flusst maßgeblich die Entwicklung <strong>der</strong> Schreibfähigkeit.<br />

Empfehlung 3: Fähigkeiten im Schreiben s<strong>in</strong>d planmäßig und kont<strong>in</strong>uierlich zu entwickeln,<br />

erst zuletzt ist die Stufe des freien Schreibens erreichbar. Empfehlung 4: Innerhalb des<br />

Schreibens s<strong>in</strong>d alle Komponenten des Schreibens zu berücksichtigen. 44 Empfehlung 5: In<br />

die Arbeit am schriftlichen Ausdruck s<strong>in</strong>d Übersetzungsübungen e<strong>in</strong>zubeziehen, was<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e die Fähigkeit för<strong>der</strong>t, sich schriftlich exakt und angemessen auszudrücken. 45<br />

Empfehlung 6: Im Schreiben, das durch se<strong>in</strong>e komplexe Struktur sehr hohe Anfor<strong>der</strong>ungen<br />

40<br />

Vgl. Bernd Spr<strong>in</strong>ger, Sprachproduktionsvorgänge und Schreibprozesse, - o<strong>der</strong>: Wie kommen die schwarzen<br />

Fliegenfüßchen auf das weiße Blatt?, S. 92, <strong>in</strong>: Wilhelm Gössmann und Christoph Hollaen<strong>der</strong> (Hg.), Schreiben und<br />

Übersetzen: Theorie, allenfalls e<strong>in</strong> Versuch e<strong>in</strong>er Rechenschaft, Tüb<strong>in</strong>gen 1994, S. 89-116.,<br />

(http://books.google.de/books?id=LFDR3YxXAK0C&pg=PA107&dq=aufsatzdidaktik&lr=&cd=30#v=onepage&q=aufs<br />

atzdidaktik&f=false)<br />

41<br />

E<strong>in</strong> Gleiches gilt zunehmend für den Muttersprachler, <strong>der</strong> unter e<strong>in</strong>em restr<strong>in</strong>gierten Code und e<strong>in</strong>er ebensolchen<br />

Textkompetenz leidet. Insgeheim wird damit auch die weite, stille Praxis <strong>der</strong> südlichen Bundeslän<strong>der</strong> nachträglich<br />

bestätigt.<br />

42<br />

E-Mail an den Verfasser.<br />

43<br />

Bohn, S. 114ff.<br />

44<br />

Anm. des Verfassers: Das ist zugleich die große Chance.<br />

45<br />

Vgl. <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Die Rückkehr zur Übersetzungsmethode <strong>in</strong> DaF,Buenos Aires 2005, <strong>in</strong>:<br />

http://www.scribd.com/doc/19660294/Die-Ubersetzungsmethode-neu-<strong>in</strong>-Daf; Zugriff April 2010.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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stellt, ist es empfehlenswert, spielhafte Schreibübungen e<strong>in</strong>zubauen. 46 Empfehlung 7:<br />

Schreiben ist <strong>in</strong> Kontexten zu üben, welche den Schreibanlass gegenüber e<strong>in</strong>er<br />

mündlichen Äußerung nahe legen und verdeutlichen. Empfehlung 8: Schriftliche<br />

Leistungen s<strong>in</strong>d regelmäßig, zielgerichtet und lernerbezogen zu entwickeln und zu<br />

bewerten.<br />

Die hilfreichen Empfehlungen spiegeln auf ihre Weise wi<strong>der</strong>, wozu sich die Schreibdidaktik<br />

<strong>in</strong> DaF entwickelt hat, zu e<strong>in</strong>er Mischung aus normativem, prozessualem und<br />

kontextbezogenem Schreiben. In gewisser Weise tauchen dar<strong>in</strong> aufsatzdidaktische<br />

Positionen <strong>der</strong> Vergangenheit auf, die es nicht nur <strong>in</strong>teressant s<strong>in</strong>d, son<strong>der</strong>n die auch für<br />

den muttersprachlichen und allgeme<strong>in</strong>en Aufsatzunterricht wichtige Impulse geben. Wem<br />

es gel<strong>in</strong>gt, Fremdsprachenlernern mit all ihren Schwierigkeiten das Schreiben zu lehren,<br />

dem glückt dies auch Muttersprachlern. Wesentliches Merkmal e<strong>in</strong>es gelungenen Textes<br />

ist die Erfüllung e<strong>in</strong>es Standards normativer Kohärenz und Kontextualisierung, d.h. e<strong>in</strong><br />

Schüleraufsatz muss bestimmten durch die Schule und Gesellschaft gesetzten Normen <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>er Makrostruktur (Textaufbau) und Mikrostruktur (Gestaltung <strong>der</strong> Textteile)<br />

entsprechen. Entscheidendes Merkmal hierzu ist die Kohärenz (Nussbaumer) 47 , die sich <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Entsprechung äußerer Merkmale und e<strong>in</strong>es <strong>in</strong>neren Zusammenhangs (organischer<br />

Aufbau) zeigt. E<strong>in</strong> Blick auf die Aufsatzdidaktik <strong>der</strong> Grundschule kann <strong>in</strong> diesem<br />

ZUsammenhang auch hilfreich se<strong>in</strong>, doch sollen hier die Erfahrungen <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong><br />

vorerst herangezogen werden, um zur genaueren Benennung kle<strong>in</strong>erer Lernziele zu<br />

kommen.<br />

E<strong>in</strong>e aktuelle Aufsatzdidaktik DaF basiert also notwendig auf <strong>der</strong> kommunikativen Wende<br />

und E<strong>in</strong>bettung des Schreibens <strong>in</strong> konkrete Kommunikationssituationen, wendet mo<strong>der</strong>nes<br />

prozessuales Vorgehen an, legt dabei e<strong>in</strong>en starken Schwerpunkt auf Sprachnormen und<br />

Textkohärenz und Redemittel und konstruiert so prozessual <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung mit Lektüren<br />

und Textmustern den Aufbau e<strong>in</strong>er eigenen <strong>in</strong>tegralen Schreibkompetenz. Genaue<br />

46 Z.B. onl<strong>in</strong>e gestützt im Deutschlern.net.<br />

47 Markus Nussbaumer, Textbegriff und Textanalyse, <strong>in</strong>: P. Eisenberg u. P. Klotz (Hg.), Sprache erwerben, Sprachwissen<br />

erwerben, Stuttgart 1993, S. 65.<br />

20<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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E<strong>in</strong>blicke <strong>in</strong> die historische Aufsatzdidaktik lassen zudem für den Interessierten und die<br />

aktuelle DaF-Schreiblehre <strong>in</strong>teressante Anregungen zu.<br />

Der prozessuale analytische und segmentierende Ansatz <strong>der</strong> Aufsatzdidaktik <strong>der</strong> 90er-<br />

Jahre ermöglichte es, spezifische DaF-Probleme zu erkennen und zu üben. Alle weiteren,<br />

sehr den Zeittrends unterliegenden didaktischen Ansätze heuristischen, gestaltenden bzw.<br />

kreativen und personalen Schreibens fallen notgedrungen zugunsten <strong>der</strong> Grundlegung <strong>der</strong><br />

Schreibfertigkeiten, also <strong>der</strong> echten Skills, weg. Wer <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er an Normtexten orientierten<br />

Prüfungssituation steht, die für die Schulen existentiell wichtig ist, kann nur sehr bed<strong>in</strong>gt auf<br />

kreative Texte getrimmt werden. 48 An dieser Stelle sollen e<strong>in</strong>ige Anmerkungen zur<br />

Organisation des „Trimmens“, also zum Lehrplan erfolgen.<br />

Die Grundschule und Jahrgangsstufen sieben bis neun müssten <strong>in</strong> Lernplateaus (8./9.<br />

Klasse) münden, welche die Basisstrukturen auffrischen und anlegen. Hierbei ist es sehr<br />

wichtig, spezifische Fe<strong>in</strong>kompetenzen und untergeordnete Themenbereich zu bestimmen.<br />

Diese liegen im Satzbereich. Auf untergeordnete Prozesse zur Erstellung von Satzperioden<br />

folgen größere Prozesse, aber erst wenn E<strong>in</strong>zelabläufe und E<strong>in</strong>zelkompetenzen beherrscht<br />

werden. Erstaunlicherweise hatte dies die Schreibdidaktik bereits Ende des 18.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>ts erkannt und praktiziert. Friedrich Gedike legte hier 1793 bereits <strong>in</strong>teressante,<br />

aus <strong>der</strong> Rhetorikschulung und <strong>der</strong> Unterrichtspraxis <strong>der</strong> Oberschule abgeleitete Vorschläge<br />

vor. 49 Demnach s<strong>in</strong>d gedankliche Übungen, Orthografie, Grammatik und Lektüre dem<br />

Schreiben als Vorübung vorgeschaltet. Daran schließen sich 14 konkretere spezifische<br />

Übungen, z. B. Arbeit an Sätzen und Texten (Ergänzungen, Umformungen,<br />

Verbesserungen, Übersetzungen aus dem Late<strong>in</strong>ischen), Beantwortung von<br />

48 Der anfangs erörterte erfor<strong>der</strong>liche Paradigmenwechsel zu mehr Normen und <strong>der</strong>en <strong>der</strong>zeit geläufige prozessualen<br />

Lernsituationen darf aber auch nicht verabsolutiert werden. E<strong>in</strong>e zu starke Prozessorientierung führt auch zu e<strong>in</strong>er<br />

gewissen Desorientierung des DaF-Schreibers, da dieser an<strong>der</strong>s als <strong>der</strong> Muttersprachler nicht frei über die<br />

Teilkompetenzen für die Prozesse verfügt, son<strong>der</strong>n diese mit dem Prozess erst mit lernt. E<strong>in</strong>e zu vehemente<br />

Prozessorientierung verfestigt ihrerseits die Kompetenzen <strong>in</strong> schematischen Ablaufplänen, die angesichts <strong>der</strong><br />

mittlerweile vermengten Aufgaben nicht mehr anwendbar s<strong>in</strong>d.<br />

49 Ders., E<strong>in</strong>ige Gedanken über deutsche Sprach- und Stilübungen auf Schulen, zitiert nach: Otto Ludwig, Der<br />

Schulaufsatz : se<strong>in</strong>e Geschichte <strong>in</strong> Deutschland, Berl<strong>in</strong> New York 1988, S. 147 ff.<br />

(http://books.google.de/books?id=iulyh6giHDwC&pr<strong>in</strong>tsec=frontcover#v=snippet&q=periode&f=false)<br />

21<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Unterrichtsfragen und Behandlung e<strong>in</strong>schlägiger Stilgattungen (Beschreibung, Erzählung,<br />

Briefe, Geschäftsaufsatz, Dialoge, Tagebuchaufzeichnungen). Damit hat Gedike<br />

normatives, kommunikationsorientiertes und sprachpraktisches Schreibenlernen<br />

verbunden. Heutige Methoden und Übungen gehen <strong>in</strong> ke<strong>in</strong>er Weise weiter. DaF und<br />

DaF/DaM aber müssen dies aber schon. Nach dem ersten Lernplateau <strong>in</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> I<br />

könnte sich e<strong>in</strong> zweites <strong>in</strong> <strong>der</strong> Klasse zehn und elf anschließen, das den Textaufbau zum<br />

Ziel hat. We<strong>der</strong> liegt hierzu e<strong>in</strong> Übungsbuch noch e<strong>in</strong> Lehrplan vor.<br />

Die meisten Lehrbücher und Übungsformen zeigen jedoch wenig prozessuale und auf<br />

Textnormen bezogene Übungen. Oft geht es auch nicht über Nebensatzübungen und<br />

Umformungen von präpositionalen Nom<strong>in</strong>algefügen h<strong>in</strong>aus. Der E<strong>in</strong>satz von Redemitteln<br />

gilt <strong>in</strong> mo<strong>der</strong>neren DaF-Werken – wie besprochen - als Allheilmittel. Dies rührte<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e vom Englischunterricht her, wo dieser E<strong>in</strong>satz <strong>der</strong> „tenses“ durchaus -<br />

angesichts <strong>der</strong> e<strong>in</strong>fachen Grammatik und Syntax – erfolgreich ist. Die komplizierten<br />

deutschen Satzbezüge jedoch zeigen dieser Methode die Grenzen auf. E<strong>in</strong> eloquentes<br />

Redemittel wird oft auswendig gelernt, <strong>der</strong> angeschlossene Satz des Schülers bewegt sich<br />

dann meist lexisch auf sehr niedrigem Niveau und weist sehr viele Fehler auf. Das<br />

Satzende (Rhema) entspricht meistens nicht dem Anfangsniveau des Redemittels<br />

(Thema). Die jahrelange Erfahrung <strong>in</strong> DaM, DaF, DaF/DaM und DFU gibt Gedikes<br />

Vorüberlegungen Recht, legt aber noch weitere Schwerpunkte fest. Vor allem müsste<br />

zunehmend an Textverb<strong>in</strong>dungen über den Satz und über die Satzperiode im Gesamttext<br />

h<strong>in</strong>aus gearbeitet werden. Diese sollten durch Mittel, wie z. B. Redemittel,<br />

Funktionsverbgefüge 50 , Präteritum, Perfekt, Konjunktiv, Pronomen,<br />

Pronom<strong>in</strong>alkonstruktionen, Modalverbgefüge, Passivkonstruktionen, Stellvertreter-Es,<br />

Satzkongruenz, erweiterte Inf<strong>in</strong>itive und Nebensätze, <strong>in</strong>sgesamt durch die Behandlung <strong>der</strong><br />

komplizierten deutschen Syntax ergänzt werden. Hierfür wurden zwar wichtige <strong>in</strong>tegrale<br />

50 Auch fehlt die E<strong>in</strong>übung von Funktionsverbgefügen und es werden ältere Stilschulen (z. B. Re<strong>in</strong>ers o<strong>der</strong> Duden)<br />

seltsamerweise trotz <strong>der</strong>en klaren H<strong>in</strong>weisen zu bestimmten Aufsatzformen nicht verwendet. Dieses R<strong>in</strong>gen um e<strong>in</strong>en<br />

neuen <strong>in</strong>tegralen Ansatz f<strong>in</strong>det im muttersprachlichen Deutschunterricht Vorlagen.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Ansätze zu e<strong>in</strong>er grammatisch umfassenden Betrachtung von Sprache <strong>in</strong> standardisierten<br />

Textformen und thematischen Progression <strong>in</strong> den 80er-Jahren durch We<strong>in</strong>rich angelegt,<br />

aber bis heute nicht weitergeführt. Letztlich muss dieser Ansatz <strong>der</strong> Textverweise, sprich<br />

Deixis und Textverknüpfung, durch die ansatzweise, aber systematische Anwendung des<br />

Thema-Rhema-Zyklus’ 51 konkretisiert werden. Erst dadurch erhält <strong>der</strong> Text e<strong>in</strong>e stärkere<br />

und nachvollziehbare <strong>in</strong>haltlich-sprachliche Verb<strong>in</strong>dung. 52 Dort, wo <strong>der</strong> Schüler se<strong>in</strong>e<br />

Gedanken frei formuliert, z. B. im Argument, <strong>der</strong> E<strong>in</strong>leitung o<strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Erzählkapitel,<br />

fehlen ihm die B<strong>in</strong>demittel. E<strong>in</strong> Bewusstse<strong>in</strong> o<strong>der</strong> e<strong>in</strong> gewisser Automatismus von<br />

B<strong>in</strong>demitteln kann hier helfen. Ersteres bei <strong>der</strong> Korrekturphase, wo z. B. die pronom<strong>in</strong>alen<br />

Verweise überprüft werden, letzteres beim Schreiben. Neben <strong>der</strong> so gefestigten<br />

grammatischen Deixis hilft aber auch die semantische.<br />

Die semantische Textkohärenz wird vor allem durch Bereitstellung von Wortfel<strong>der</strong>n aus<br />

dem Textkontext erreicht. Sich ergänzende Wörter helfen den Gedanken akkumulativ<br />

aufzubauen, synonyme Wörter stellen direkte Textbezüge her. An erster Stelle stehen hier<br />

Verbfel<strong>der</strong> zur Wie<strong>der</strong>gabe von Texten und solche zum Ausdruck des eigenen<br />

Gedankenganges. Gerade hier kann dem Schüler <strong>in</strong> <strong>der</strong> Praxis Wörterbucharbeit helfen,<br />

v.a. die verwendeten Substantive zu variieren. Er braucht nicht alle Wortfel<strong>der</strong> zu<br />

beherrschen. Oft hilft auch e<strong>in</strong> Blick auf die spanischen Wortfel<strong>der</strong>, die dann im bil<strong>in</strong>gualen<br />

Wörterbuch erstellt werden können. Insgesamt ergibt sich e<strong>in</strong>e Reihe von konkreten<br />

Ansatzpunkten und Methoden für DaF, die allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> den letzten Jahren kaum E<strong>in</strong>gang<br />

51 Ulrike Schnei<strong>der</strong>: Die Thema-Rhema-Glie<strong>der</strong>ung im Deutschen und ihre Bedeutung für den Unterricht des Deutschen<br />

als Fremdsprache. DaF 2/1996, S. 78–85 und Gunde Kurtz,: Zur Vermittlung des sprachlichen Ausdrucks logischer<br />

Beziehungen. DaF 2/2000, S. 97–103. (http://www.uni-leipzig.de/daf/)<br />

52 Vgl.: http://culturitalia.uibk.ac.at/hispanoteca/lexikon%20<strong>der</strong>%20l<strong>in</strong>guistik/t/THEMA%20vs%20RHEMA.htm ; 1970<br />

hatte bereits Danes über die Anaphorik und Kataphorik h<strong>in</strong>aus systematisch aufgezeigt, welche Verweismittel verwendet<br />

werden, nämlich semantische und thematische.52 Bei Texten wurden als thematische Strukturpr<strong>in</strong>zipien die Treppen-,<br />

Gabel- o<strong>der</strong> Kammstruktur erörtert. (Begriffe nach Graffmann) Während die Textteile von Schüleraufsätzen <strong>in</strong> ihrer<br />

Makrostruktur durch Glie<strong>der</strong>ungstechniken (Schreibplan) leicht durch „Gabelstruktur“ (abgeleitetes Thema) o<strong>der</strong><br />

„Kammstruktur“ (konstante Progression) entwickelt werden, werden die e<strong>in</strong>zelnen Textteile zum Problem. In<br />

Schüleraufsätzen wird meistens die normale l<strong>in</strong>eare Themaprogression zur Schwierigkeit, weil <strong>der</strong> Schüler sprachlich<br />

das Thema mit fortschreitenden Satzperiode entwe<strong>der</strong> zu wenig verdeutlicht und anb<strong>in</strong>det o<strong>der</strong> bald aus den Augen<br />

verliert. So entsteht e<strong>in</strong> Themasprung.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

<strong>in</strong> die <strong>in</strong>terkulturelle Sprachvermittlung gefunden haben. 53 Sie werden stattdessen von<br />

ähnlichen, aber weniger ausgearbeiteten Konzepten aus dem Muttersprachenunterricht<br />

ergänzt.<br />

Hilfreich <strong>in</strong> diesem R<strong>in</strong>gen um konkrete Sprachstrukturarbeit, welche <strong>der</strong> Textproduktion<br />

zugute kommt, ist <strong>der</strong> <strong>in</strong> den 80er-Jahren entwickelte <strong>in</strong>tegrierte Grammatikunterricht aus<br />

DaM. 54 Günther E<strong>in</strong>ecke legte Ende 80er-Jahre e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>teressante Auswahl an<br />

grammatischen Themen vor, die aus <strong>der</strong> Textarbeit und themenorientierten Textproduktion<br />

kommen. 55<br />

Sachthema Textsorte Jahrgang<br />

(DSD I<br />

o<strong>der</strong> II)<br />

Grammatisches<br />

Thema<br />

53<br />

E<strong>in</strong>ige Übungsformen hierzu stellt He<strong>in</strong>rich Graffmann 1993 vor: http://www.he<strong>in</strong>richgraffmann.de/assets/files/grammatika1.pdf<br />

: Substituierungsübung, E<strong>in</strong>setzübung, Textproduktion anhand thematischer<br />

Glie<strong>der</strong>ungsmodelle.<br />

54<br />

Vgl. ähnlich und ergänzend: Bernhard Mulo Farenkia: Aspekte e<strong>in</strong>er kommunikativ-funktionalen Grammatik aus <strong>der</strong><br />

Fremdperspektive. DaF 3/1996, S. 156–159.<br />

55<br />

Günther E<strong>in</strong>ecke, Unterrichtsideen - Integrierter Grammatikunterricht, Textproduktion und Grammatik, 5. – 10.<br />

Schuljahr, Stuttgart – Dresden 1993.3 (S. 6). Es wurden nach eigener Erfahrung Hervorhebungen getroffen (Fettdruck)<br />

bzw. ergänzt (kursiv).<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Reiserfahrungen Erlebniserzählung,<br />

Erlebnisbericht,<br />

Phantasieerzählung<br />

Fluggeschichten Erzählungen (Lektüre),<br />

Überraschende<br />

Ereignisse<br />

Nacherzählungen<br />

Bildgeschichten, Berichte,<br />

Erlebnisberichte<br />

Krim<strong>in</strong>alfälle Beschreibungen,<br />

Experimente (DFU:<br />

Physik, Biologie) 56<br />

„Probleme“ <strong>der</strong><br />

Dritten Welt<br />

Fortsetzung von<br />

Geschichten,<br />

Krim<strong>in</strong>algeschichten<br />

Beschreiben, Erklären,<br />

Versuchsbeschreibungen<br />

5/6<br />

(DSD I)<br />

5/6 (DSD<br />

I)<br />

5/6 (DSD<br />

I)<br />

5/6 (DSD<br />

I)<br />

7/8 (DSD<br />

Inhaltsangabe 7/8 (DSD<br />

I)<br />

I)<br />

Wortarten (v.a.<br />

Nom<strong>in</strong>alphrasen,<br />

Modalverben-<br />

komplexe<br />

Prädikatkonstruktionen<br />

,mit Modalverben,<br />

trennbare Verben und<br />

Funktionsverbgefüge),<br />

Wortbildung,<br />

Wortfel<strong>der</strong>, Wortfamilie<br />

Pronomen,<br />

Textverflechtung<br />

Tempus (Präteritum),<br />

Temporalsatz,<br />

zeitliche Verknüpfung<br />

(Vorzeitigkeiten)<br />

Attribute (sollte mit<br />

Nom<strong>in</strong>alphrasen<br />

abgehandelt werden)<br />

Satzverknüpfungen,<br />

Gliedsätze,<br />

(konditional, kausal,<br />

f<strong>in</strong>al, konsekutiv)<br />

Inhaltssatz (dass-<br />

Satz, Inf<strong>in</strong>itiv, <strong>in</strong>dir.<br />

56 Vgl. Marianne Grove Ditlevsen: Die Verständlichkeit von deutschen Fachtexten am Beispiel <strong>der</strong> Substantivphrase.<br />

DaF 2/2000, S. 82–86.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Papierherstellung,<br />

Handwerk,<br />

Industrie, Hobby<br />

Sylvester-<br />

Feuerwerk,<br />

Todesstrafe (Schule)<br />

(...)<br />

Liebe – Annäherung<br />

und Entfernung<br />

(<strong>in</strong>terkulturelle<br />

Themen)<br />

Vorgangsbeschreibung,<br />

Anleitung (Lehrbuchtexte<br />

Physik, Biologie,<br />

Geschichte)<br />

Stellungnahme,<br />

Leserbrief, Erörterung<br />

Assoziative Texte, Briefe,<br />

Tagebuch, Gedicht und<br />

Lie<strong>der</strong>, Dialoge (kreatives<br />

Schreiben im Kontext <strong>der</strong><br />

literarischen Interpretation)<br />

(Reden, Referieren,<br />

Präsentieren)<br />

7/8 (DSD<br />

I)<br />

9/10<br />

(DSD I +<br />

II)<br />

9/10<br />

(DSD I +<br />

II)<br />

Fragesatz) (<strong>in</strong>dir.<br />

Rede, Konjunktiv)<br />

Passiv – Aktiv,<br />

Passivvarianten<br />

(Präpositionen –<br />

Umwandlung <strong>in</strong><br />

Nebensätze,<br />

Stellvertreter-Es<br />

Pronom<strong>in</strong>aladverbien)<br />

Struktur und Mittel<br />

<strong>der</strong> Argumentation,<br />

Begründungen,<br />

Redewie<strong>der</strong>gaben,<br />

Satzgefüge<br />

Sprache <strong>der</strong> Gefühle,<br />

Verschlüsselung,<br />

appellatives Sprechen<br />

E<strong>in</strong>ecke und die Reflexion <strong>der</strong> Erfahrungen und Bemühungen <strong>der</strong> vergangenen Jahrzehnte<br />

um die Vermittlung des Schreibens führten zu folgendem Ergebnis. Der notwendiger Weise<br />

auf DaF ausgerichtete Ansatz ist <strong>in</strong>tegral. Er beruht im Wesentlichen auf den<br />

Ergebnissen des kommunikativen Schreibens <strong>in</strong> konkreten Schreibanlässen, aus welchen<br />

Sprach- und Textnormen, soweit als möglich prozessual abgeleitet und e<strong>in</strong>geübt werden.<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

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Erst echte Schreibformen im kommunikativen Umfeld geben für den Fremdsprachenlerner<br />

den nötigen schriftlichen Schreibimpuls und schärfen zugleich die Begründung und<br />

Profilierung <strong>der</strong> Normen und Schreibkriterien. Der kommunikative Ansatz ist als Ganzes <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Didaktik kontraproduktiv gewesen, <strong>in</strong>dem er nämlich zur Beliebigkeit und<br />

Fehlerhaftigkeit des Deutschen durch schlecht gelerntes mündliches Deutsch geführt hat.<br />

Es lassen sich aber gute Ansätze aus ihm gew<strong>in</strong>nen, <strong>in</strong>dem nämlich aus den<br />

Kommunikationssituationen heraus für das Schreiben auch leichter Muster abgeleitet<br />

werden können, wie sie die frühe Schreiblehre im 18. und 19. Jahrhun<strong>der</strong>t <strong>der</strong><br />

progymnastata und Rhetoriklehre vorlegte. 57 Dabei helfen sowohl die damals übliche<br />

Orientierung an Mustern wie auch die Teile <strong>der</strong> Rhetorik, welche den Aufbau und die<br />

Ausformulierung <strong>der</strong> Rede betreffen, dispositio und elocutio. Selbst <strong>der</strong> im 19. Jahrhun<strong>der</strong>t<br />

verbreitete Ansatz normativen Schreibens von Briefen und Handelskorrespondenzen<br />

entspricht erstaunlich den heutigen Bedürfnissen. Die Schreibdidaktik ist damit 2010 dort<br />

wie<strong>der</strong> angelangt, wo sie sich nach 1900 befand, nämlich bei <strong>der</strong> Diskussion des freien,<br />

personalen und sprachgestaltenden Schreibens, welches e<strong>in</strong>st durch Her<strong>der</strong> und den<br />

Sturm und Drang als Ausdruck <strong>der</strong> <strong>in</strong>neren Seele e<strong>in</strong>geführt worden war. Dieses freie<br />

Schreiben kann aber ke<strong>in</strong> weiteres Mal zur Basis <strong>der</strong> Aufsatzdidaktik gemacht werden,<br />

son<strong>der</strong>n kann nur das Endprodukt se<strong>in</strong>, beispielsweise im Internationalen Baccalaureat und<br />

Auslandsabitur. Der Rückgriff auf die Sprachbasis ist für die DaF-Aufsatzlehre von<br />

entscheiden<strong>der</strong> Bedeutung. Es zeigt sich, wie kontraproduktiv die Abwesenheit dieser<br />

Basis und die Mode des kreativen Schreibens gewesen ist.<br />

Waren damit alle Anstrengungen umsonst? Sicherlich ist dem nicht so. Die Erfahrungen<br />

<strong>der</strong> letzten Jahrzehnte haben zwar dem Stand des Deutschen nicht geholfen, weil sie<br />

57 Diese älteren, aber nicht überholten Herangehensweisen an das Schreiben bzw. den Stil, so <strong>der</strong> Begriff im 19.<br />

Jahrhun<strong>der</strong>t, legen mit ihrer Grundlegung sprachlicher Schulung (Grammatikschulung) und im Studium <strong>der</strong> artes<br />

liberales anschließenden Rhetorik erneut akademisch akzeptierte und zugleich alte brauchbare H<strong>in</strong>weise. Sie wurden z.<br />

T. noch bis <strong>in</strong> die 50er-Jahre des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts h<strong>in</strong>e<strong>in</strong> verwendet (E. Brenner, Der Deutsche Aufsatz, 1950; M.<br />

Gebhardt, Deutsche Aufsätze 1952). Die neue Textl<strong>in</strong>guistik rückt die „Gestalt“, den Stil und die daraus ableitbaren<br />

Stilübungen wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den Mittelpunkt. (Vgl. Ulla Fix: Stand und Entwicklungstendenzen <strong>der</strong> Textl<strong>in</strong>guistik (I), S. 14,<br />

<strong>in</strong>: DaF 1/2009, S. 11–20)<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

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Deutsch eher als unlernbar und chaotisch gezeigt haben, doch zeigt die Krise die Chance<br />

zum Neuanfang. Es darf aber <strong>in</strong> jedem Fall nicht mehr zum wie<strong>der</strong>holten Male im<br />

Deutschunterricht unstruktuiriert vorgegangen werden. Deutsch ist nicht Englisch, und DaF<br />

tendiert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Struktur und Didaktik <strong>in</strong> gewisser Weise zur Late<strong>in</strong>didaktik.<br />

Hatte nun die e<strong>in</strong>gangs erwähnte Kolleg<strong>in</strong> Recht? Ke<strong>in</strong>eswegs. Es gibt ke<strong>in</strong>e zwei<br />

deutschen Sprachen o<strong>der</strong> Grammatiken. Was für DaF gilt, gilt ebenso für den strukturierten<br />

muttersprachlichen Unterricht, nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>facherer Form. Umgekehrt ist das Schreiben ke<strong>in</strong>e<br />

Domäne von DaM. Gerade <strong>der</strong> DaF-Schüler braucht schriftsprachliche Textkompetenz, um<br />

Berufschancen wahrzunehmen. Das Deutschstudium ist ihm oft e<strong>in</strong> großer f<strong>in</strong>anzieller<br />

Aufwand, <strong>der</strong> zu Qualität führen muss. Wir leben nach wie vor <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er schriftsprachlich<br />

geprägten Welt. Dem funktionalen Analphabetismus kann v.a. durch <strong>in</strong>tensive Textarbeit,<br />

rezeptiv und produktiv begegnet werden.<br />

Die gegenärtige Schreibkrise zeigt zum E<strong>in</strong>en e<strong>in</strong> grundsätzliches Didaktikproblem auf,<br />

zum An<strong>der</strong>en e<strong>in</strong>e gescheiterte Anpassung didaktischer Modelle an die örtlichen<br />

Bed<strong>in</strong>gungen. E<strong>in</strong> Rückgriff auf solide Sprach- und Textarbeit wäre notwendig, wie sie <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Didaktik bis <strong>in</strong> die 80er-Jahre vorhanden war, <strong>in</strong> <strong>der</strong> Forschung, nicht aber <strong>der</strong><br />

Vermittlung wie<strong>der</strong> <strong>in</strong> den 90er-Jahren thematisiert wurde. Was fehlt, ist e<strong>in</strong> <strong>in</strong>tegrales<br />

Konzept bzw. e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>tegrale Schreiblehre für DaF, wozu hier e<strong>in</strong>ige Ansätze vorgestellt<br />

wurden. Diese gilt es schul<strong>in</strong>tern o<strong>der</strong> seitens <strong>der</strong> Fachleitungen auszubauen.<br />

Literatur:<br />

Achatzi, Sebastian, Der Text im Spannungsverhältnis von Produkt-, prozess- und<br />

Kontextorientierung, Magisterarbeit 2007, <strong>in</strong>: Antos, G. & Kr<strong>in</strong>gs, H. P. (Hg.)<br />

Textproduktion. Tüb<strong>in</strong>gen: Niemeyer, 377-436.<br />

(http://books.google.de/books?id=JfTEcJaJfDwC&pg=PA107&dq=schwarze+spuren+auf+w<br />

ei%C3%9Fem+grund+kr<strong>in</strong>gs&cd=2#v=onepage&q=schwarze%20spuren%20auf%20wei%<br />

C3%9Fem%20grund%20kr<strong>in</strong>gs&f=false; Zugriff 20.06.2010)<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

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Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Bachmann, Thomas, Kohärenzfähigkeit und Schreibentwicklung. In: Feilke, Helmuth &<br />

Berkemeier, Anne, Perspektiven <strong>der</strong> Weiterentwicklung e<strong>in</strong>er DaZ-spezifischen<br />

Schreibdidaktik. In: Red<strong>der</strong>, Angelika (Hg.) Diskurse und Texte. Festschrift für Konrad<br />

Ehlich zum 65. Geburtstag. Tüb<strong>in</strong>gen 2007: Stauffenburg, 401-410.<br />

Becker-Mrotzek, Michael, Wie entwickelt sich die Schreibfertigkeit? In: Diskussion Deutsch<br />

141/1995, 25-35.<br />

Br<strong>in</strong>kschulte, Melanie, Schreibprozesse unterrichten lernen. Die Arbeit mit Transkriptionen<br />

und e<strong>in</strong>e direkte Theorie-Praxis-Verschränkung als Methode. In: Wolff, A. & Lange, M.<br />

(Hgg.) Europäisches Jahr <strong>der</strong> Sprachen: Mehrsprachigkeit <strong>in</strong> Europa. Regensburg 2002:<br />

FaDaF, 281-309.<br />

Fachtagung zu Deutsch als Zweitsprache (DaZ). Dokumentation Berl<strong>in</strong>: LISUM, 9-16.<br />

Feilke, Helmuth & Schmidl<strong>in</strong>, Regula, Forschung zu literaler Textkompetenz - Theorie und<br />

Methodenentwicklung. In: Feilke, Helmuth & Schmidl<strong>in</strong>, Regula (Hgg.), Literale<br />

Textentwicklung. Frankfurt/M. u.a.2005: Lang, 7-18.<br />

Grießhaber, Wilhelm, Schriftlichkeit im Zweitspracherwerb: Textproduktion und<br />

Schreibprozesse. In: LISUM (Hg.) Schriftsprachliche Kompetenz <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong>.<br />

2002. (http://www.l<strong>in</strong>se.uni-due.de/l<strong>in</strong>se/esel/pdf/schriftsp_defizite.pdf; Zugriff 20.06.2010)<br />

Kr<strong>in</strong>gs, Hans P., Schreiben <strong>in</strong> <strong>der</strong> Fremdsprache - Prozeßanalysen zum 'vierten skill'. In:<br />

Krischer, Barbara, Schlüsselkompetenz Schreiben. Überlegungen zum<br />

Textproduktionsprozess <strong>in</strong> Mutter- und Fremdsprache und Erläuterung von<br />

Übungsverfahren zur För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Schreibfertigkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> L2. In: Zielsprache Deutsch 2-<br />

3/2000, 11-19.<br />

Margewitsch, Erika, 'Falsche' Kollokationen und an<strong>der</strong>e Formulierungsschwächen: Spuren<br />

auf dem Weg zum guten Stil? In: Feilke, Helmuth & Schmidl<strong>in</strong>, Regula (Hg.) Literale<br />

Textentwicklung. Frankfurt/M. u.a. 2005: Lang, 185-194.<br />

Portmann, Paul, R. Schreiben und Lernen, Grundlagen <strong>der</strong> fremdsprachlichen<br />

Schreibdidaktik, Tüb<strong>in</strong>gen 1991.<br />

Schmidl<strong>in</strong>, Regula (Hg.), Literale Textentwicklung. Frankfurt/M. u.a. 2005: Lang, 155-183<br />

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<strong>Aufsatzerziehung</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Sekundarstufe</strong> <strong>in</strong> Deutsch als Fremdsprache (DaF):<br />

Bestandsaufnahme und Auswege aus e<strong>in</strong>er exemplarischen Krise <strong>in</strong> <strong>der</strong> Deutschvermittlung am Río<br />

de la Plata<br />

©©©© <strong>Fedor</strong> <strong>Pellmann</strong>, Regionaler Fortbildungskoord<strong>in</strong>ator Refo 7, <strong>Goethe</strong> Schule Buenos Aires, Argent<strong>in</strong>ien<br />

2010 fedor.pellmann@gmx.de<br />

Vortrag vom 29. Juli im Rahmen des 7. argent<strong>in</strong>ischen Deutschlehrerkongresses vom 28. bis 31.07.2010 am<br />

Instituto Ballester<br />

Spr<strong>in</strong>ger, Bernd, Sprachproduktionsvorgänge und Schreibprozesse, <strong>in</strong>: Wilhelm Gössmann<br />

und Christoph Hollen<strong>der</strong> (Hg.), Schreiben und Übersetzen: Theorie, allenfalls als Versuch<br />

e<strong>in</strong>er Rechenschaft, Tüb<strong>in</strong>gen 1994: Narr.<br />

(http://books.google.de/books?id=LFDR3YxXAK0C&pg=PA91&dq=portmann+Schreiben+u<br />

nd+Lernen+Grundlagen+<strong>der</strong>+fremdsprachlichen+Schreibdidaktik&cd=10#v=onepage&q=p<br />

ortmann%20Schreiben%20und%20Lernen%20Grundlagen%20<strong>der</strong>%20fremdsprachlichen<br />

%20Schreibdidaktik&f=false; Zugriff 20.06.2010)<br />

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