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Profil 5/2003 f.r Internet - KSPG AG

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Fotos(2): Historisches Archiv der MAN <strong>AG</strong><br />

Fotos(7): VW, Renault, DaimlerChrysler, Opel, Audi, Lancia + Volvo.<br />

Das <strong>Profil</strong> 5/<strong>2003</strong> Das aktuelle Thema<br />

Seite 11<br />

D<br />

Der Dieselantrieb hat sich<br />

in den vergangenen Jahren<br />

auch im Bereich der<br />

gehobenen Klasse etabliert,<br />

die gleichzeitig auf<br />

elegante Fahrzeuge setzt. Ein gutes<br />

Beispiel für den Verkaufserfolg ist<br />

der schwedische Hersteller Volvo,<br />

der vom Boom wie viele andere<br />

überrascht wurde und dessen V70und<br />

S80-Limousinen auch hierzulande<br />

zum Straßenbild gehören.<br />

Der durchzugsstarke und komfortable<br />

D5-Motor der Schweden bietet<br />

beste Fahrkultur. „<strong>Profil</strong>“ sprach<br />

mit Jürgen Kühl, verantwortlich für<br />

dasProduct Management der Volvo<br />

Car Germany GmbH in Dietzenbach.<br />

<strong>Profil</strong>: Hätten Sie 1990 diesen Erfolg<br />

des Diesels bei Pkw erwartet?<br />

Kühl: Stärke und Geschwindigkeit<br />

des Diesel-Wachstums waren schon<br />

ein bisschen überraschend. Das kam<br />

1990 sicherlich noch nicht so deutlich<br />

heraus.<br />

<strong>Profil</strong>: Welche Technik brachte nach<br />

Ihrer Einschätzung den Durchbruch?<br />

Kühl: Der TDI von Audi/Volkswagen,<br />

außerdem die Common-Rail-<br />

Technik und Pumpe-Düse als Dreingabe.<br />

<strong>Profil</strong>: Ihr Favorit?<br />

Kühl: Selbstverständlich die Common-Rail-Technik,<br />

so wie sie heute<br />

auch bei unseren Fabrikaten eingebaut<br />

ist.<br />

<strong>Profil</strong>: Wie rasant war der Absatz in<br />

Ihrem Unternehmen, gemessen in Vergleichszahlen?<br />

Von der Maschinenfabrik Augsburg<br />

(MAN) zwischen 1893 und 1895 gebauter<br />

Versuchs-Dieselmotor; das<br />

rund 110 Jahre alte Testsystem hatte<br />

einen Wirkungsgrad von 16,6 Prozent.<br />

Interview mit Volvo-Experte Jürgen Kühl zur Entwicklung beim Diesel<br />

Deutschland ist größter Absatzmarkt<br />

Kühl: Der Diesel-Anteil verkaufter<br />

Pkw stieg bei Volvo beispielsweise<br />

von 1990 bis 1991 um zehn Prozent.<br />

1997 waren es schon 19 Prozent der<br />

Auslieferungen, und <strong>2003</strong> sind es<br />

nun 60 Prozent! Damit hat der Diesel-<br />

Absatz bei Pkw den der Benziner bei<br />

Volvo klar überholt.<br />

<strong>Profil</strong>: Welches ist der stärkste Diesel-<br />

Markt für Sie, wo liegt Deutschland?<br />

Kühl: Deutschland liegt weltweit an<br />

erster Stelle vor England und Italien.<br />

<strong>Profil</strong>: Könnten sich dank besserer<br />

Technik auch die USA zu einem boomenden<br />

Diesel-Markt entwickeln?<br />

Kühl: Persönlich könnte ich mir das<br />

sehr gut vorstellen, aber bis dahin<br />

sind sicher noch einige politische<br />

und psychologische Hürden zu meistern.<br />

<strong>Profil</strong>: Wo sehen Sie noch Widerstände<br />

gegenüber dem Diesel, etwa beim<br />

Image und bei den Umweltkritikern?<br />

Kühl: Trotz aller Widerstände zeigt<br />

die heutige Diesel-Technologie doch,<br />

dass der Verbraucher den Diesel in hohem<br />

Maße angenommen hat.<br />

<strong>Profil</strong>: Geht dieser Trend weiter?<br />

Kühl: Ja, durch ständige weitere<br />

Verbesserungen in der Technologie.<br />

Kommende Generationen der Common-Rail-Technologie<br />

etwa werden<br />

hier sicherlich weitere Meilensteine<br />

setzen.<br />

<strong>Profil</strong>: Woran wollen Sie weiter arbeiten?<br />

Kühl: Wir arbeiten natürlich sehr<br />

intensiv mit unseren Lieferanten an<br />

Rußpartikelfiltern, die die zur Zeit<br />

bestmögliche Abgasreinigung zulassen,<br />

also die Partikel noch einmal<br />

auf ein Minimum reduzieren.<br />

<strong>Profil</strong>: Was müsste beim Kraftstoff<br />

noch besser werden?<br />

Kühl: Deutschland hat heute an<br />

sich schon sehr gute Dieselkraftstoffe;<br />

der Schwefelanteil im<br />

Kraftstoff liegt auf einem sehr niedrigen<br />

Niveau. Die Forschung auf diesem<br />

Sektor wird uns sicherlich noch<br />

weitere Verbesserungen bringen.<br />

<strong>Profil</strong>: In welche Richtung werden<br />

sich Dieselfahrzeuge weiterentwickeln?<br />

Kühl: Wir werden sicherlich verstärkt<br />

leistungsgesteigerte Dieselmotoren<br />

sehen, die auch auf dem<br />

Verbrauchssektor weitere Fortschritte<br />

machen.<br />

<strong>Profil</strong>: Welche Rolle spielt Kolbenschmidt<br />

Pierburg bei Ihnen als Zulieferer?<br />

Kühl: Das Unternehmen<br />

ist<br />

seit Jahren ein<br />

sehr guter und<br />

zuverlässiger<br />

Lieferant. Ich<br />

denke, dass unsereVerkaufssteigerung<br />

bei<br />

Diesel-Pkw diese<br />

Aussage untermauert.<br />

dk<br />

Der Erfinder Rudolf Diesel hätte über den Siegeszug seines Motors nicht schlecht gestaunt<br />

Sparsamkeit – das war der „Antrieb“ zum Antrieb<br />

Paris/Augsburg. Wenn Rudolf Diesel das gewusst hätte: Sein Motorenprinzip<br />

ist auf dem besten Wege, den beliebten Ottomotor im Personenkraftwagen<br />

zu verdrängen, zumindest in Europa. Der Diesel ist chic und außerordentlich<br />

populär, er hat sein „altes“ Image als träges Lastentier in der Motorentechnik<br />

schon längst hinter sich gelassen. Populär und berühmt wurde sein<br />

Erfinder, der im Jahre 1858 geborene Rudolf Diesel, nicht, trotz seines Genies.<br />

Bereits mit zwölf Jahren erhielt der<br />

junge Tüftler ein erstes eigenes Patent.<br />

Seine Wärmekraftmaschine ohne eigene<br />

Zündanlage wurde schließlich<br />

1892 patentiert – der Dieselmotor war<br />

geboren; 1897 stand bei MAN in Augsburg<br />

ein erstes funktionsfähiges<br />

Exemplar. Vielleicht wäre der heutige<br />

Erfolg in Kleinwagen ebenso wie in Limousinen<br />

der Luxusklasse dem in Paris<br />

geborenen, genialen Erfinder ein<br />

Trost. In seinen letzten Lebensjahren<br />

war er verarmt und litt unter Gemütsstörungen.<br />

Seit 1913 gilt er nach einer<br />

Überfahrt über den Ärmelkanal als vermisst.<br />

Autos, Lokomotiven, Schiffe und<br />

Fabriken werden seither mit Diesels<br />

Selbstzünder betrieben, denn er ist<br />

sparsam und gilt als Wärmekraftmaschine<br />

mit dem höchsten Wirkungsgrad.<br />

Mit einem Liter Diesel kann ein<br />

Auto im Durchschnitt bis zu 25 Prozent<br />

mehr Kilometer fahren als mit einem<br />

Liter Benzin. Sparsamkeit war auch die<br />

Grundidee Rudolf Diesels: Als Sohn eines<br />

armen Lederfabrikanten wollte er<br />

einen Antrieb für die kleinen Werkstätten<br />

jener industriellen Epoche bauen,<br />

die in Hinterhöfen ein karges Dasein<br />

fristeten. Die Dampfmaschine war nur<br />

für wenige erschwinglich, und ihr Wirkungsgrad<br />

vergleichsweise miserabel.<br />

1890 kam dem jungen Ingenieur die<br />

Idee zu einem Motor, in dem Luft in einem<br />

Zylinder stark zusammengepresst<br />

werden sollte. Dadurch steigt<br />

die Temperatur auf etwa 600 Grad Celsius.<br />

Wird Kraftstoff eingespritzt, explodiert<br />

das Luft-Kraftstoff-Gemisch<br />

und treibt dadurch den Motor an.<br />

Schweres Öl konnte so entzündet werden,<br />

im Gegensatz zum hochraffinierten<br />

Benzin, das eine eigene Zündung<br />

braucht.<br />

Eine robuste Idee war geboren. Doch<br />

zunächst flogen Diesel seine Motoren<br />

um die Ohren, der Kompressionsdruck<br />

musste sehr hoch sein. Schließlich<br />

aber lief 1897 der erste Motor endlich<br />

zufriedenstellend. Sein Patent wurde<br />

Diesel dann von anderen Ingenieuren<br />

streitig gemacht, so dass Prozesse<br />

sein Leben durchzogen. Dennoch verkauften<br />

sich seine Motoren dort gut,<br />

wo viele PS gefragt waren: Das erste<br />

Schiff dieselte 1903 über das Kaspische<br />

Meer; 1913 wurde die erste Diesel-Lokomotive<br />

gebaut. 1923 gab es<br />

erste Diesel-Lastkraftwagen, ab 1936<br />

dann auch Diesel-Personenautos.<br />

Freilich dauerte<br />

es dann länger<br />

als bei der Otto-<br />

Konkurrenz, bis<br />

der Diesel-Pkw<br />

nach dem Zweiten<br />

Weltkrieg zu<br />

dem komfortablen<br />

High-tech-<br />

Gefährt heutiger<br />

Rudolf Diesel<br />

Prägung mutierte.<br />

Wer erinnert<br />

sich nicht an rußende Wagen der<br />

Oberklasse, die laut nagelnd über<br />

deutsche Straßen schlichen und mit<br />

wenig PS oft sogar den Lastkraftwagen<br />

hinterher fuhren. Oder an erste Kleinwagen<br />

der achtziger Jahre, deren<br />

Lärmpegel im Innenraum eher an den<br />

Komfort von Traktoren gemahnte. Indes,<br />

lange Laufleistungen und Unver-<br />

Jürgen Kühl<br />

wüstlichkeit lockten erste Käufer an.<br />

„Cool“ wurde ein Diesel aber erst, als<br />

neue Motortechniken ihm den Weg zu<br />

„Otto-Normalfahrer“ so richtig ebneten.<br />

Technische Begriffe wurden zu Verkaufsargumenten:<br />

Turbodiesel, Pumpe-Düse,<br />

Common-Rail. Musste man<br />

früher noch geduldig vorglühen, was<br />

dem Chauffeur eines Diesel-Pkws<br />

das Feeling eines Maschinenführers<br />

vermittelte, registriert heute kaum<br />

ein Fahrer das verschämt kurze Aufleuchten<br />

des Glühdraht-Symbols irgendwo<br />

neben dem Tacho. War da<br />

was?<br />

Der Vorteil der direkteinspritzenden<br />

Dieselmotoren liegt in ihrer hohen<br />

Leistung und einem dennoch geringen<br />

Verbrauch. Außerdem erreichen die<br />

Motoren ein hohes Drehmoment<br />

schon bei niedrigen Drehzahlen. Höhere<br />

Drücke und unterschiedliche Einspritzformen<br />

sind nur zwei Ansatzpunkte,<br />

diese Technik künftig weiter<br />

zu verfeinern. Derzeit gewinnen Motoren<br />

mit Common-Rail-Einspritzsystemen<br />

immer mehr Einfluss, da mit dieser<br />

Technik eine hohe Flexibilität bei<br />

der Einspritzung erreicht werden kann.<br />

Die Erfolgsstory von Rudolf Diesel geht<br />

weiter. dk<br />

Rudolf Diesels Patent hat sich durchgesetzt: Die gleichnamigen Motoren treiben heute unter anderem (v.l.n.r.) VW Phaeton, Renault Vel Satis, Mercedes M-Klasse, Opel Signum, Audi A 8, Lancia Ypsilon und<br />

Volvo S 60 an. Dabei gehen Fahrspaß und Sparspaß Hand in Hand – das Bild vom ausschließlich „braven Arbeitspferd“ hat sich gewandelt, der Dieselantrieb gewissermaßen zum „Shooting star“ gemausert.<br />

Fotos (2): Volvo

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