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Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...

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Neuroborreliose<br />

Die erforderliche Diagnostik der Spätform der Neuroborreliose<br />

entspricht den Untersuchungen im Serum <strong>und</strong> Nervenwasser<br />

wie in jeder anderen Phase der Erkrankung. Der potenzielle<br />

Nachweis von Borrelien in der Liquorkultur nimmt jeden<br />

Zweifel an der Ursache der Erkrankung. Das EEG zeigt eine<br />

starke Verlangsamung der Gr<strong>und</strong>aktivität in den delta- <strong>und</strong><br />

theta-Wellenbereich überwiegend in Form unregelmäßiger,<br />

hochamplitudiger, zum Teil auch triphasischer Wellenformationen<br />

<strong>und</strong> eine fehlende Stimulierbarkeit durch äußere Reize<br />

(Abb 3.a <strong>und</strong> b).<br />

Abb 3a. Spätform der Neuroborreliose. A) EEG einer 69-jährigen Frau, seit 3 Jahren progrediente<br />

Demenz, nicht orientiert, nicht gehfähig. Serum <strong>und</strong> Liquor Bef<strong>und</strong> positiv.<br />

Abb 3b. Frequenzanalyse des EEGs. x-Achse: Frequenz des EEGs in Herz, y-Achse: Leistung des<br />

EEGs in µV².<br />

Im MRT bzw. CT des Kopfes fi nden sich multifokale, jedoch<br />

vor allem periventrikulär lokalisierte Läsionen in der weißen<br />

Substanz des Gehirns.<br />

Auch in dieser Phase ist eine Therapie nicht aussichtslos,<br />

wenngleich schwierig. Wichtig ist der Einsatz liquorgängiger<br />

Antibiotika, d.h. eines Cephalosporin der dritten Generation,<br />

Tetracyclins, Gyrasehemmers <strong>und</strong> Metronidazols. Entscheidend<br />

ist in besonderer Weise eine ausreichend hohe Dosierung<br />

des Antibiotikums, da diese nur eingeschränkt die Blut-<br />

Hirn-Schranke überqueren können. Die<br />

viele Jahre bis Jahrzehnte währende Erkrankung<br />

lässt keine schnelle Therapie<br />

erwarten, sodass in Abhängigkeit von<br />

den Laborergebnissen eine ausreichend<br />

lange Antibiose von Anfang an einzukalkulieren<br />

ist. Für ein standardisiertes Behandlungsschema<br />

gibt es auch hier keine<br />

gesicherten Forschungsergebnisse. Daneben<br />

wird man alle Register einer Begleittherapie,<br />

wie Einsatz von pfl anzlichen<br />

Immunmodulatoren, Diät, Maßnahmen<br />

zur Alkalinisierung, Cholestyramin-Ausleittherapie<br />

etc. einzusetzen haben.<br />

Handelt es sich dabei um eine Therapie<br />

ohne Aussicht auf Erfolg? Keineswegs.<br />

Natürlich ist bei einer so schweren Erkrankung<br />

nicht von einer restitutio ad integrum<br />

auszugehen. Aber der Erfolg des<br />

Autors bei einer „schwerst erkrankten<br />

Alzheimer Patientin“ d.h. völlig desorientiert,<br />

dement, aggressiv, vegetativ völlig<br />

entgleist, nur mehr zu einzelnen Lauten<br />

fähig, spastisch-ataktisch <strong>und</strong> bettlägrig,<br />

jedoch als Spätneuroborreliose verifi ziert<br />

<strong>und</strong> viel Monate wie oben beschrieben<br />

therapiert, motiviert. Die Patientin ist<br />

heute wach, orientiert, spricht langsam<br />

ganze Sätze, geht mit Hilfe auf eigenen<br />

Füßen <strong>und</strong> lebt zu Hause bei ihrem Ehemann.<br />

Prof. Dr. med. Werner Grossmann<br />

ist niedergelassener Facharzt für<br />

Neurologie <strong>und</strong> Mitglied der Deutschen<br />

<strong>Borreliose</strong>-Gesellschaft e.V.<br />

Medicenter, Wolfratshauser Str. 216<br />

81479 München<br />

<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18

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