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Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...

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Nicht alles ist <strong>Borreliose</strong><br />

Zunehmende Bedeutung der Co-Infektionen<br />

n sämtlichen Fachkongressen der<br />

vergangenen Monate ist auffällig,<br />

dass immer mehr die Co-Infektionen<br />

beziehungsweise sämtliche von Zecken<br />

übertragene oder reaktivierte Erkrankungen<br />

von zunehmender Bedeutung<br />

für eine sinnvolle Labordiagnostik<br />

<strong>und</strong> nachfolgende Therapie-Entscheidung<br />

darstellen.<br />

So berichtete unter anderem Prof.<br />

Sievers bei der Jahrestagung des Deutschen<br />

<strong>Borreliose</strong>- <strong>und</strong> <strong>FSME</strong>-B<strong>und</strong>es,<br />

dass in neuen Untersuchungen in der<br />

Schweiz Zecken 42 Prozent Rickettsien,<br />

aber „nur“ 34 Prozent Borrelien <strong>und</strong> ein<br />

Prozent Ehrlichien/Anaplasmen vorgef<strong>und</strong>en<br />

wurden. Circa 16 Prozent sämtlicher<br />

<strong>Borreliose</strong>-Kranker leiden nach seinen<br />

Angaben aufgr<strong>und</strong> des hohen Verseuchungsgrades<br />

der Zecken mit Rickettsien<br />

in der Schweiz klinisch zusätzlich<br />

an einer Rickettsiose (mit Herzbeutelentzündungen<br />

<strong>und</strong> Muskelbeschwerden).<br />

In Deutschland sind nach Angaben<br />

von Dr. Lindauer, Zecken-Labor Weiden,<br />

circa sechs Prozent aller Zecken mit Ehrlichien<br />

<strong>und</strong> Babesien verseucht. Auch in<br />

den USA rücken die Babesiose <strong>und</strong> die<br />

Anaplasmose ins Rampenlicht der Diagnostik<br />

<strong>und</strong> Therapie.<br />

Im <strong>Borreliose</strong> Centrum Augsburg<br />

wurde ebenfalls zunehmend bei <strong>Borreliose</strong>-Patienten<br />

eine diagnostische Abklärung<br />

der Co-Infektionen vorgenommen.<br />

Hier ist zu betonen, dass zahlreiche<br />

Symptome der Co-Erreger die gleichen<br />

Symptome eines <strong>Borreliose</strong>-Kranken überlagernd<br />

darstellen. Deshalb kann ohne<br />

exakte Kenntnis der möglichen Co-Infektionen<br />

eines <strong>Borreliose</strong>-Kranken keine<br />

richtige antibiotische Therapie-Entscheidung<br />

vom Therapeuten gefällt werden,<br />

da nicht alle Co-Erreger auf alle bei <strong>Borreliose</strong>-Therapien<br />

gängige Antibiotika ansprechen.<br />

<strong>Wissen</strong>swert ist, dass von Seite der<br />

LTT-Testhersteller schon Aktivitätstestungen<br />

gegen Ehrlichien/Anaplasmen,<br />

Chlamydia pneumoniae <strong>und</strong> Chlamydia<br />

trachomatis sowie in Kürze auch gegen<br />

Babesien entwickelt wurden <strong>und</strong> mittels<br />

Elispot-LTT gemessen werden können.<br />

Tatsächlich haben wir im <strong>Borreliose</strong> Centrum<br />

Augsburg durch diese neuen Elispot-LTT<br />

zahlreiche Aktivitäten bei Chla-<br />

Foto: Fischer I<br />

<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18<br />

von Armin Schwarzbach<br />

mydien <strong>und</strong> Anaplasmen fi nden können.<br />

Selbstverständlich muss immer parallel<br />

eine Serum-Untersuchung auf die<br />

Co-Erreger hin stattfi nden. Hier gibt es<br />

inzwischen gut standardisierte Antikörper-Untersuchungen<br />

auf Chlamydien,<br />

Mykoplasmen, Anaplasmen, Bartonellen,<br />

Rickettsien, Babesien, Yersinien <strong>und</strong><br />

andere. Auch hier gilt wie beim Borrelien-LTT:<br />

Die Antikörper können nichts<br />

über die Aktivität einer Erkrankung<br />

als Einzeluntersuchung aussagen, der<br />

Elispot-LTT aber sehr wohl, da er die<br />

jeweilige Interferon-Freisetzung gegen<br />

den jeweiligen Co-Erreger im Blut dokumentiert.<br />

Man muss aber auch wissen, dass<br />

der Co-Erreger sogar in einigen Fällen<br />

der für die Beschwerden verantwortliche<br />

Erreger ist <strong>und</strong> nicht das Vorliegen einer<br />

Borrelien-Infektion.<br />

So verursachen zum Beispiel Chlamydien<br />

Beschwerdebilder wie Morbus Alzheimer,<br />

Multiple Sklerose, Fibromyalgie,<br />

chronisches Müdigkeits-Syndrom (CFS),<br />

Myokardinfarkte, Schlaganfälle, Gefäßentzündungen<br />

<strong>und</strong> Sehstörungen. Diese<br />

können durchaus schon antibiotisch erfolgreich<br />

behandelt worden sein, allerdings<br />

wurde der Co-Erreger nicht durch<br />

das Antibiotikum ebenfalls vernichtet.<br />

Hierzu gehört im Therapieverlauf eine<br />

exakte anamnestische Dokumentation<br />

der Symptome (Symptom-Tagebuch) vor,<br />

während <strong>und</strong> nach einer Borrelien-Infektion.<br />

Denn nicht alles ist <strong>Borreliose</strong>,<br />

wenn Beschwerden nach einer Antibiose<br />

zurück bleiben.<br />

Die Infektiologie wird nicht nur aufgr<strong>und</strong><br />

des Klimawandels eine deutliche<br />

Dominanz in der gesamten Medizin erhalten,<br />

<strong>und</strong> das nicht nur bei den von<br />

Zecken übertragenen Erkrankungen.<br />

Weitere Infos zur Thematik unter<br />

www.borreliosecentrum.de<br />

<strong>und</strong> unter Tel 0821-4554710.<br />

Dr. med. Armin<br />

Schwarzbach ist der<br />

leitende Laborarzt im<br />

<strong>Borreliose</strong> Centrum<br />

Augsburg<br />

Labor + Diagnostik<br />

� Was sind eigentlich<br />

Lymphozyten?<br />

Von Günther Binnewies<br />

L<br />

ymphozyten gehören zum spezifi -<br />

L schen gegenüber dem unspezifi -<br />

schen Abwehrsystem. Das spezifi sche<br />

wird auch erworbene, das unspezifi -<br />

sche auch angeborene Immunantwort<br />

genannt.<br />

Die spezifi sch zelluläre Immunität<br />

bringt die T-Lymphozyten <strong>und</strong> die spezifi<br />

sch humorale Immunität die B-<br />

Lymphozyten hervor. Die Funktion besteht<br />

auf der einen Seite (zellulär) unter<br />

anderem in der Abwehr von Erregern<br />

<strong>und</strong> der Lyse infi zierter Körperzellen<br />

auf der anderen Seite (humoral)<br />

in der Bildung von Antikörpern, antigenpräsentierenden<br />

Zellen <strong>und</strong> der<br />

Aktivierung der T-Zellen. Die Stimulierung<br />

der B-Zellen kann durch T-zellabhängige<br />

wie -unabhängige Stimulierung<br />

erfolgen. Nun wird es langsam<br />

kompliziert.<br />

Soweit bis hierhin, um zu zeigen,<br />

wie das w<strong>und</strong>erbare Ineinandergreifen<br />

der verschiedensten immunologischen<br />

Stoffe eine bis heute noch nicht vollständig<br />

begriffene Abwehr aufbaut.<br />

Bei diesem Komplex spielen die Organe<br />

Thymus auf der T-Lymphozytenseite<br />

<strong>und</strong> die Lymphknoten <strong>und</strong> die<br />

Milz auf der B-Lymphozytenseite mit.<br />

Bevor also hier operative Eingriffe vorgenommen<br />

werden, sollte erst einmal<br />

die infektiologische Differenzialdiagnostik<br />

bemüht werden, unter anderem<br />

„notfalls“ eine antibiotische Therapie<br />

erfolgen. Das ist allemal billiger <strong>und</strong><br />

weniger belastend als sich einer Narkose<br />

zu unterziehen mit weiterem Procedere.<br />

Allein die Anästhesie ist ein<br />

das Immunsystem sehr belastender<br />

Eingriff.<br />

Das Studium des Immunsystems<br />

ist eine sehr spannende aber auch<br />

schwierige Angelegenheit, die leider<br />

nicht jedem Mediziner gleichermaßen<br />

gefällt. Deshalb ist ein Belächeln des<br />

Patienten, wenn er denn mit einigen<br />

Begriffen aus diesem Gebiet aufwarten<br />

kann, die Regel.<br />

Trotz alledem lohnt sich die Annäherung<br />

an dieses komplexe Thema<br />

von allen Seiten, wissenschaftlich wie<br />

personell.<br />

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