Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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scheint nach unseren Erfahrungen reversibel<br />
(heilbar) zu sein.<br />
Eine weitere Möglichkeit, eine Hirnfunktionsstörung<br />
zu messen, bietet die<br />
Ableitung der Hirnstromkurven (EEG).<br />
Grossmann konnte zeigen, dass im chronischen<br />
Stadium einer <strong>Borreliose</strong> das<br />
EEG pathologische Veränderungen anzeigt<br />
<strong>und</strong> die evozierbaren, durch einen<br />
Reiz ausgelösten Potenziale gestört sind.<br />
Ähnliche EEG-Bef<strong>und</strong>e wurden bei der<br />
Lues (Syphilis) erhoben <strong>und</strong> bei Schlafmittelvergiftungen.<br />
Hier ergibt sich mit<br />
seinem ähnlichen, phasenhaften Krankheitsverlauf<br />
erneut eine Parallelität von<br />
Syphilis <strong>und</strong> <strong>Borreliose</strong>; in beiden Fällen<br />
handelt es sich um verwandte Erreger<br />
mit nahezu identischen Toxinen (das Toxin<br />
der Lues, Tptox1, unterscheidet sich<br />
nach Donta <strong>und</strong> Cartwright nur in zwei<br />
Aminosäuren von der Aminosäurensequenz<br />
das Bbtox1 der <strong>Borreliose</strong>).<br />
Neuropsychiatrische Störungen bei<br />
der <strong>Borreliose</strong> sind viel häufi ger als allgemein<br />
bekannt (v. Leeber-Good). Die<br />
Patienten sind keine Hypochonder, sondern<br />
ernsthaft erkrankt. Die Pathogenese<br />
der Hirnfunktionsstörungen kann unterschiedlich<br />
sein. Bei einer bestehenden<br />
<strong>Borreliose</strong> schaffen insbesondere Mischinfektionen<br />
mit Ehrlichien, Babesien,<br />
Bartonella, Chlamydien, Rickettsien, Mykoplasmen,<br />
Viren <strong>und</strong> andere ein komplexes<br />
Krankheitsbild mit neuropsychi-<br />
Albumin Eiweiß, das in der Leber<br />
gebildet wird<br />
Amplitude Schwingungsbreite<br />
Ataxie gestörte Bewegungskoordination<br />
Bannwarth- Extremitäten- <strong>und</strong><br />
Syndrom Gesichtslähmung<br />
Bilbärhirn- knollenförmige Struktur im<br />
syndrom Hirn<br />
Chemokin Zytokin mit chemischer<br />
Wirkung auf die Zellen<br />
chemotaktisch durch eine chemische<br />
Substanz ausgelöst<br />
Disseminierung Verbreitung, Streuung<br />
endokrin mit innerer Sekretion<br />
Enzephalo- Erkrankung von Gehirn<br />
myelopathie <strong>und</strong> Rückenmark<br />
Enzephalo- nicht entzündliche<br />
pathie Hirnveränderung<br />
Extremitäten Gliedmaßen<br />
Granulozyten anfärbbare Leukozyten<br />
Induktor Stoff , der die Bildung eines<br />
andern Stoff s anregt<br />
schen Störungen unterschiedlicher Entstehungsmechanismen:<br />
strukturbedingt<br />
(sog. <strong>Borreliose</strong>herde), zirkulationsbedingt<br />
(Arteriitis, Gefäßverschluss) stoffwechselbedingt<br />
(durch Exo- oder Endotoxine<br />
betroffene Transmittersysteme).<br />
Die Leistungseinschränkung des Gehirns<br />
bei einer <strong>Borreliose</strong> ist von besonderer<br />
Bedeutung in berufl icher Sicht wie<br />
auch privat. Müdigkeit, Antriebslosigkeit,<br />
Störungen der Konzentration <strong>und</strong><br />
des Gedächtnisses, Verwirrtheit, Desorientierung,<br />
Wortfi ndungsstörungen, Lesestörungen,<br />
Schlafstörungen, Depressionen,<br />
Panikattacken, um nur einige Symptome<br />
zu nennen, werden durch das Exotoxin<br />
der Borrelia burgdorferi, Bbtox1,<br />
hervorgerufen. Dieses Toxin soll, an Lipide<br />
gekoppelt, problemlos durch alle Körpergewebe<br />
wandern <strong>und</strong> dabei auch die<br />
Blut- Hirnschranke überwinden <strong>und</strong> sich<br />
im Gehirn ausbreiten, zumal das Gehirn<br />
einen Fettanteil von etwa 60 Prozent hat.<br />
Damit ergibt sich die Schlussfolgerung,<br />
dass eine Hirnbeteiligung (so genannte<br />
Neuroborreliose) bei jeder chronischen<br />
Form der <strong>Borreliose</strong> in unterschiedlicher<br />
Ausprägung <strong>und</strong> unterschiedlichem<br />
Ausmaß besteht. Zur Diagnose<br />
bedarf es keiner Liquorpunktion<br />
sondern einer exakten neuropsychiatrischen<br />
Untersuchung.<br />
Bei der akuten Neuroborreliose in<br />
der Frühphase der Erkrankung macht es<br />
Immer mehr Ärzte lesen unsere Magazine, das sahen wir an den über 300 Bestellungen<br />
des Diagnostikheftes Nr. 17. Das ist der Gr<strong>und</strong>, warum wir Berichte von Ärzten nicht<br />
gr<strong>und</strong>sätzlich in Laiensprache übersetzen, sondern stattdessen dieses Glossar als Hilfe<br />
anbieten. Wir bitten dafür unsere Nicht-Mediziner um Verständnis.<br />
<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18<br />
Intoxikation Vergiftung<br />
intrathekal innerhalb des Liquorraums<br />
Kompartiment Abschnitt, Raum<br />
kranial den Schädel betreff end<br />
kraniocaudal von Kopf bis Fuß<br />
Latenzzeit Zeit zwischen dem Eindringen<br />
des Erregers <strong>und</strong> Manifestation<br />
der Schädigung<br />
Leukozyten Oberbegriff für alle kernhaltigen<br />
weißen Blutzellen <strong>und</strong><br />
Blutkörperchen, die kein<br />
Hämoglobin enthalten<br />
Lymphozyten weiße Blutkörperchen mit<br />
Hauptaufgabe, Erreger<br />
abzuwehren <strong>und</strong> abnormale<br />
Zellen zu zerstören<br />
Meningen Hirnhäute<br />
Meningitiden Entzündung der Hirn- <strong>und</strong><br />
Rückenmarkshäute<br />
metabolisch stoff wechselbedingt<br />
Monozyten große einkernige Leukozyten<br />
multilokulär an mehreren Stellen<br />
Neurolues Syphillis mit Befall des ZNS<br />
Neuroborreliose<br />
gleichfalls große Schwierigkeiten, sich<br />
bei der Diagnosestellung einer akuten<br />
Neuroborreliose auf die Liquorbef<strong>und</strong>e<br />
zu verlassen, denn von 799 klinisch eindeutigen<br />
Fällen entsprachen die Ergebnisse<br />
von nur 42 Patienten (5,25%) den<br />
Kriterien der Leitlinien der Fachgesellschaften<br />
(epidemiologisches Bulletin des<br />
Robert Koch Institutes, 38/2007). Wörtlich<br />
heißt es im Bulletin: „Der in der<br />
zurzeit gültigen Form der Falldefi nition<br />
geforderte labordiagnostische Nachweis<br />
der frühen Neuroborreliose wird<br />
nur bei einem sehr kleinen Anteil der<br />
übermittelten Neuroborreliosefälle erfüllt,<br />
eine Problematik, auf die schon<br />
in einem früheren Bericht hingewiesen<br />
wurde“.<br />
Es ist wohl dringend erforderlich, die<br />
Einstellung zur Defi nition einer so genannten<br />
Neuroborreliose mit Hilfe der<br />
Laborbef<strong>und</strong>e durch eine Liquorpunktion<br />
zu überdenken <strong>und</strong> neue diagnostische<br />
Kriterien zu schaffen. Nach den pathogenetischen<br />
Vorstellungen <strong>und</strong> den<br />
klinischen Erfahrungen gibt es kaum eine<br />
<strong>Borreliose</strong> ohne eine Hirnbeteiligung.<br />
Gleichzeitig sollten wir die Forschungsarbeiten<br />
zur Identifi zierung des Neurotoxins<br />
Bbtox1 der Spirochäte Borrelium<br />
burgdorferi im Organismus aufnehmen,<br />
den Wirkmechanismus erkennen <strong>und</strong><br />
nach weiteren Möglichkeiten suchen, es<br />
auszuschleusen.<br />
Neurotoxin Nervengift<br />
obligat verpfl ichtend<br />
oliklonal oligo – wenige, klonal – von<br />
einem Klon stammend<br />
Paraparese beidseitige Lähmung<br />
Perfusion Durchblutung<br />
periventrikulär um eine Kammer z.B. Bauch<br />
herum<br />
Pleozytose erhöhte Keimzahl<br />
Polyneuropathie Entzündung mehrerer Nerven<br />
radikulär von einer Wurzel ausgehend<br />
resorbieren aufnehmen<br />
restitutio ad<br />
integrum<br />
vollständige Heilung<br />
supportive begleitend<br />
Th 1/ 2 T-Helferzellen<br />
Treponema<br />
pallida<br />
Syphilis-Erreger<br />
Tripanosomen Erreger, die ihre Gestalt<br />
wechseln<br />
vaskulär Gefäße betreff end<br />
verifi zieren eine Behauptung bewahrheiten<br />
Vigilanz Reaktionsbereitschaft<br />
Zytokine Substanzen, die andere<br />
Zellen beeinfl ussen<br />
ZNS Zentral-Nerven-System<br />
17<br />
G L O S S A R