Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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Ist die <strong>Borreliose</strong>-Selbsthilfe gescheitert?<br />
Die Versorgung der <strong>Borreliose</strong>-Patienten!<br />
� Stand der Medizin<br />
Die Versorgung der <strong>Borreliose</strong>-Patienten mit Leistungen des<br />
Ges<strong>und</strong>heitssystems lässt eher an Ent- oder „Um-“Sorgung<br />
denken als an eine den Umständen angemessene Behandlung.<br />
Die Entwicklung in die richtige Richtung ist eben erst in Gang<br />
gesetzt worden: Die Leitlinien der Fachgesellschaften der Medizin<br />
werden mit den Notwendigkeiten der Versorgung verknüpft<br />
– besser, die Voraussetzungen werden erst dafür geschaffen.<br />
� Leitlinien<br />
beinhalten aktuelle Erkenntnisse, stellen ausgewogen<br />
gegensätzliche Standpunkte <strong>und</strong> den<br />
Konsens von Fachexperten dar. Die Nationale-<br />
Versorgungs-Leitlinien (NVL) ergänzen das<br />
Informationsangebot für Ärzte <strong>und</strong> Patienten,<br />
indem sie zu Fragen aller Versorgungsbereiche<br />
strukturiert Stellung nehmen. Patienten-Leitlinien<br />
sind eine patientenverständliche Ausgabe<br />
der Empfehlungen der NVL. Sie bieten<br />
die wesentliche Gr<strong>und</strong>lage für eine partnerschaftliche Entscheidung<br />
(Patient <strong>und</strong> Arzt) <strong>und</strong> erfüllen die Qualitätsanforderungen<br />
an evidenzbasierte Patienteninformationen.<br />
Für die <strong>Borreliose</strong> existieren noch keine Leitlinien, die für die<br />
Weiterentwicklung in eine NVL herhalten könnten. Die Beteiligung<br />
der Patienten-Organisationen ist (auf dem Papier) jedoch<br />
schon einmal gesichert im Leitlinien-Manual <strong>und</strong> im<br />
Handbuch für Patientenbeteiligung. Darin werden an die Pati-<br />
entenvertreter hohe Anforderungen gestellt. Der BFBD hat die<br />
notwendigen Hausaufgaben hierzu gemacht, weitere müssen<br />
noch folgen.<br />
� Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Der Druck auf die Patienten wird immer größer. Das „Budget“<br />
gibt nicht mehr die notwendigen „Mittel“ her. Wenn allerdings<br />
zur Risikoabschirmung (Deckung der Verluste von Bankspekulationen)<br />
vom Steuerzahler 36,5 Milliarden Euro abverlangt<br />
werden, ernährungsbedingte Krankheiten 70 Milliarden Euro<br />
Kosten im Jahr verursachen <strong>und</strong> 2007 167.489 Menschen aus<br />
ges<strong>und</strong>heitlichen Gründen in den vorzeitigen Ruhe- oder Teilruhestand<br />
versetzt – zur gleichen Zeit aber<br />
156.000 Anträge abgelehnt wurden – der Anteil<br />
der Frühverrentungen liegt in der Psyche<br />
bei 32,5 Prozent, im Nervensystem bei 6,5<br />
Prozent <strong>und</strong> im Skelett-/Muskel-/Bindegewebssystem<br />
bei 16,7 Prozent – so muss man<br />
allerdings fragen, ob das Solidarsystem noch<br />
funktioniert.<br />
Große Teile der an diesen Erkrankungen betroffenen <strong>und</strong> auch<br />
frühverrenteten Patienten haben jedoch eine Infektion, die<br />
derzeit völlig unzureichend berücksichtigt, als Fibromyalgie,<br />
Rheuma, Multiple Sklerose, Demenz, Depression „abgetan“<br />
wird <strong>und</strong> demzufolge Kosten verursacht, die jenseits jeglicher<br />
<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18<br />
Die <strong>Borreliose</strong> ist in<br />
der Lage, sämtliche<br />
psychische Störungen<br />
zu verursachen<br />
Berger, Psychische Erkrankungen<br />
2004<br />
Der Patient steht in<br />
eigener Verantwortung<br />
vor dem Arzt, seine<br />
Ges<strong>und</strong>heit bzw. die<br />
dafür notwendigen<br />
Dinge einzufordern<br />
Ein Resümee von Günther Binnewies<br />
ökonomischer wie qualitativer Betrachtungen liegt. Darin lägen<br />
noch einmal mehrere Milliarden Euro pro Jahr an Einsparpotenzial,<br />
könnten diese Erkrankungen rechtzeitig indiziert<br />
therapiert werden.<br />
� Ökonomie <strong>und</strong> Qualität<br />
Die chronischen Erkrankungen, wenn sie denn infektiologischen<br />
Ursprungs sind, sollten schnellstens anderen Überlegungen<br />
zugänglich gemacht werden. Solange weder der Stand<br />
der Medizin noch die Auswirkungen der Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
Anlass geben, an Ökonomie <strong>und</strong> Qualität etwas zu ändern, solange<br />
ist der Patient auf sich selbst gestellt –<br />
allerdings mit rechtlichem Auftrag.<br />
BFBD Intern<br />
� Was kann der Patient selbst<br />
bewirken?<br />
Der Patient hat nach § 1 Sozialgesetzbuch V<br />
(SGB V) die Eigenverantwortung. Die Ges<strong>und</strong>heitspolitik<br />
stärkt den Patienten in ganz besonderer<br />
Form den Rücken. Dafür sind auch<br />
schon Forschungsgelder ausgegeben worden: für die „Partizipative<br />
Entscheidungsfi ndung“ = Gemeinsame Entscheidung.<br />
Arzt <strong>und</strong> Patient soll(t)en in Zukunft vermehrt die Klüfte der<br />
<strong>Borreliose</strong> überwinden helfen. Die Abwägung der Erkenntnisse<br />
<strong>und</strong> der eigenen Erfahrungen hat seine ureigenste Bedeutung,<br />
solange der Stand der Medizin unsicher ist. Den Patienten<br />
in die psychische Schiene zu bugsieren, aus Unkenntnis<br />
oder vermeintlicher Sachkenntnis, ist ein ethischer Skandal.<br />
� Konzept des BFBD<br />
Der <strong>Borreliose</strong> <strong>und</strong> <strong>FSME</strong> B<strong>und</strong> Deutschland e.V. (BFBD) setzt<br />
zum Ersten auf die Beteiligung des Verbandes an der Leitlinien-Entwicklung,<br />
an der Mitarbeit der NVL <strong>und</strong> der Patienten-<br />
Leitlinie. Notfalls erarbeitet der Verband eine eigene Leitlinie.<br />
Bereits bestehen mehrere Papiere, die die kontroversen wissenschaftlichen<br />
Ansichten aufzeigen (IDSA / ILADS) <strong>und</strong> Institutionen,<br />
die den Versuch unternehmen, einen Standard auf<br />
vernünftigen Gr<strong>und</strong>sätzen aufzubauen, anstatt sich auf (jede<br />
Menge) Studien zu berufen, die („was weiß ich für Aussagen<br />
treffen“) für die Praxis entweder untauglich sind oder nicht<br />
beachtet werden.<br />
Zum Zweiten steht der Patient in eigener Verantwortung<br />
vor dem Arzt, seine Ges<strong>und</strong>heit<br />
bzw. die dafür notwendigen Dinge einzufordern.<br />
Der BFBD tritt als Lobbyist auf, die<br />
Rechte der Patienten zu vertreten. Allerdings<br />
kann der BFBD weder eine Rechtsauskunft<br />
erteilen noch eine Therapie durchsetzen.<br />
Allein in der Vernetzung mit den zugänglichen<br />
Ärzten, mit deren Einrichtungen, der Politik <strong>und</strong> weiteren<br />
Verbündeten sehen wir die Chance, die <strong>Borreliose</strong> weiter<br />
bekannt zu machen <strong>und</strong> das durchzusetzen, was indiziert <strong>und</strong><br />
notwendig ist.<br />
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