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Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...

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18<br />

Therapie<br />

Engelskreise durchbrechen Teufelskreise<br />

Schmerzen mit den Händen be-greifen <strong>und</strong> be-handeln<br />

Mit Faszination bis Empörung beobachte ich, wie unterschiedlich Menschen mit<br />

Schmerzen umgehen. Als „eingebildet“ bagatellisieren sie in der Regel nur diejenigen<br />

Schmerzen, die sie nicht selber spüren <strong>und</strong> deren Ursache oder Auslöser<br />

sie nicht mit bloßem Auge erkennen. Körperlich empf<strong>und</strong>ene Schmerzen<br />

sind immer etwas Subjektives, doch sie entstehen selten alleine im Kopf, sondern<br />

weisen fast immer auf körperliche Störungen hin, deren Ursachen oft ungeklärt<br />

bleiben <strong>und</strong> deshalb nicht beseitigt werden können. Nach meiner Erfahrung<br />

ist es jedoch meist möglich, die Auslöser der unsichtbaren Schmerzen zu<br />

erkennen <strong>und</strong> gezielt zu therapieren. Viele Patienten sind völlig perplex, wenn<br />

ich ihnen nach einer kurzen Tast- <strong>und</strong> Funktions-Untersuchung millimetergenau<br />

sagen kann, wo der stärkste Schmerz sitzt <strong>und</strong> wie sich dieser Schmerz anfühlt:<br />

eher dumpf, ziehend, brennend oder wie ein Nadelstich. Dieser scheinbare Zaubertrick<br />

gelingt ganz einfach, wenn man Folgendes weiß:<br />

Über 90 Prozent der unsichtbaren<br />

Schmerzen werden durch charakteristische<br />

Struktur-Veränderungen im<br />

Muskel- oder Bindegewebe ausgelöst.<br />

Beispiele: Verhärtete Stränge im Muskel-<br />

<strong>und</strong> Bindegewebe rufen ziehende<br />

Schmerzen hervor, winzige Kalkablagerungen<br />

im Sehnenansatz-Bereich<br />

führen zu Nadelstich-Schmerzen.<br />

Es gibt es keine Patent-Rezepte gegen<br />

alle Schmerzformen. Denn ein körperlich<br />

empf<strong>und</strong>ener Schmerz kann durch<br />

sehr viele verschiedene Faktoren verursacht,<br />

ausgelöst oder verstärkt werden.<br />

Teufelskreise können sich auf <strong>und</strong> zwischen<br />

verschiedenen Ebenen bilden, deren<br />

problematische Elemente sich in komplexer<br />

Weise auch noch gegenseitig verstärken<br />

können.<br />

1 Ebene der Schmerz-URSACHE<br />

1Wenn eine <strong>Borreliose</strong> die Schmerz-<br />

Ursache ist, kann ein Schmerz-Teufelskreis<br />

z.B. durch die Freisetzung von Borrelien-Toxinen<br />

hervorgerufen werden, die<br />

unter anderem die Ausschüttung von Zytokinen<br />

provozieren, die dann wiederum<br />

in den verschiedenen Organen Entzündungsreaktionen<br />

hervorrufen <strong>und</strong> die Regulation<br />

stören von z.B. Stoffwechselvorgängen,<br />

hormonellen Regelkreisen, Nerven-Impulsen,<br />

Muskelspannung, Durchblutung<br />

<strong>und</strong> anderes. Auf dieser Ebene<br />

kann man Engelskreise in Gang setzen,<br />

indem man durch gezielte Antibiotika<br />

<strong>und</strong> durch eine Stärkung des Immunsystems<br />

die Anzahl der Erreger verringert.<br />

2 Ebene des Schmerz-AUSLÖSERS<br />

2Unabhängig von der Ursache ist nach<br />

meiner Erfahrung der häufi gste Schmerz-<br />

Auslöser ein typischer Teufelskreis in<br />

Muskulatur <strong>und</strong> Bindewebe. Die lokale<br />

Gewebe-Spannung ist erhöht, die lokale<br />

Durchblutung vermindert <strong>und</strong> dadurch<br />

die lokale Schmerzempfi ndlichkeit gesteigert.<br />

Folgende physiotherapeutische<br />

Maßnahmen können jedes einzelne Element<br />

dieses Teufelskreises positiv beeinfl<br />

ussen:<br />

� Gezielte Wärme<br />

Aufgewärmtes Kirschkernkissen, Hot Pack,<br />

Wärmefl asche mit feucht-heißem Handtuch<br />

15 Minuten auf die schmerzende<br />

Stelle (ausgenommen bei heißer Entzündung).<br />

� Gezielter Druck<br />

Man kann mit dem Daumen für zwei bis<br />

maximal fünf Minuten genau auf die<br />

schmerzhafteste Stelle einen vorsichtigen<br />

Druck ausüben. Der Druck sollte<br />

keinen starken Schmerz auslösen <strong>und</strong><br />

langsam, dem nachlassenden Schmerzempfi<br />

nden entsprechend, gesteigert werden.<br />

Die gedrückte Stelle sieht zunächst<br />

weiß aus, wird kurz danach aber rot –<br />

also gut durchblutet.<br />

� Gezielte weiche Querdehnung-Massage<br />

Mit Daumen, Finger, Knöchel oder<br />

Handballen wird zunächst vorsichtig<br />

Druck auf die schmerzhafteste Stelle<br />

ausgeübt. Danach werden mit Hilfe von<br />

Massageöl langsam Haut, Unterhaut-<br />

Fettbewebe <strong>und</strong> der Muskel- oder Binde-<br />

von Brigitte Hogl<br />

gewebs-Strang, in dem sich die Verhärtung<br />

befi ndet, unter gleich bleibendem<br />

Druck um einige Millimeter verschoben<br />

<strong>und</strong> zwar quer – möglichst im 90-Grad-<br />

Winkel zum Faserverlauf dieses Strangs.<br />

Wenn sich das Gewebe nicht weiter verschieben<br />

lässt, kehrt man ohne Druck<br />

zum Ausgangs-Punkt zurück <strong>und</strong> wiederholt<br />

diesen sanften Massage-Vorgang<br />

so lange (maximal 15 Minuten) bis das<br />

verhärtete Gewebe positiv reagiert. Ziel<br />

ist ein Engelskreis aus Verringerung der<br />

Schmerz-Empfi ndlichkeit, Steigerung der<br />

lokalen Durchblutung <strong>und</strong> Lösung der<br />

Verhärtung.<br />

Warum diese einfachen Maßnahmen<br />

oft erstaunlich gut Schmerzen lindern<br />

können:<br />

� Wärme <strong>und</strong> Druck verringern die<br />

Schmerz-Empfi ndlichkeit. Weil die<br />

Empfi ndungen „Wärme“ <strong>und</strong> „Druck“<br />

schneller zum Gehirn geleitet werden als<br />

die Empfi ndung „Schmerz“ <strong>und</strong> da nur<br />

diejenigen Informationen bis ins Bewusstsein<br />

gelangen, die schnell <strong>und</strong><br />

deutlich ankommen, kann man kurzfristig<br />

(leider nicht dauerhaft) das Schmerz-<br />

Empfi nden „austricksen“.<br />

� Durch die beschriebenen Maßnahmen<br />

wird die Durchblutung ganz genau an<br />

der schmerzhaft veränderten harten<br />

Stelle deutlich verbessert, mit der Folge,<br />

dass Sauerstoff <strong>und</strong> neue Nährstoffe besser<br />

zum Muskel- <strong>und</strong> Bindegewebe gelangen<br />

<strong>und</strong> der Stoffwechsel-Müll besser<br />

abtransportiert wird, so dass eine eventuelle<br />

schmerzverstärkende „Übersäuerung“<br />

des Gewebes verringert werden<br />

kann.<br />

� Wenn man Muskel- oder Sehnen-Fasern<br />

langsam <strong>und</strong> vorsichtig dehnt, können<br />

sie dazu gebracht werden, locker<br />

zulassen. Dies kann auch durch Längs-<br />

Dehnungen geschehen, wie sie beim<br />

Sport bekannt sind. Erfolgreicher bei<br />

sehr kleinräumigen Verhärtungen im<br />

Muskel- <strong>und</strong> Bindegewebe sind die be-<br />

<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18

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