Borreliose Wissen - BORRELIOSE und FSME BUND ...
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Foto: privat<br />
oglykane, Abnahme der Vernetzung sowie<br />
einer Senkung der Viskosität. Im weiteren<br />
Krankheitsverlauf kann sich eine Verlegung<br />
der s.g. gap junctions (Verbindungsspalte)<br />
entwickeln, deren Aufgabe es ist,<br />
den Stofftransport in schwach durchbluteten<br />
Geweben zu regeln. Tritt dies ein,<br />
kommt es zu einem Abklingen der initialen<br />
ödematösen Verquellung der Sehnen<br />
(siehe Karpaltunnelsyndrom), einer Minderernährung<br />
der Sehnenfasern <strong>und</strong><br />
schließlich zu einem Strukturverlust durch<br />
Austrocknung der kollagenen <strong>und</strong> elastischen<br />
Fasern. Während bei der ödematösen<br />
Verquellung die Überdehnbarkeit<br />
in der Regel im Vordergr<strong>und</strong> steht, wird<br />
in der Phase der Austrocknung die Rissfestigkeit<br />
deutlich gemindert, so dass geringfügige<br />
traumatische Einwirkungen<br />
bereits zu schweren Sehnen- <strong>und</strong> Bandschäden<br />
führen können. So verursachte<br />
bei einer Patientin die harmlose Seitwärtsführung<br />
des rechten Beins beim Aussteigen<br />
aus dem Auto bereits den Riss<br />
beider Kreuzbänder. Bei einem männlichen<br />
Patienten riss die Quadrizepssehne<br />
beim Anheben einer Einkaufstasche, die<br />
ein Gewicht von nur 6 kg hatte.<br />
� Histologische Analogien bei Manifestation<br />
der <strong>Borreliose</strong> an der Haut<br />
Systematische histologische Untersuchungen<br />
von Sehnen <strong>und</strong> Bändern bei Patienten,<br />
die an <strong>Borreliose</strong> erkrankt sind, sind<br />
dem Autor bislang nicht bekannt geworden.<br />
Dies liegt daran, dass an unverletzten<br />
Sehnen nicht ohne weiteres Proben<br />
für histologische Untersuchungen entnommen<br />
werden können bzw. dass bei<br />
erfolgtem Trauma bei operativen Maßnahmen<br />
in der Regel nicht an das Vorliegen<br />
einer <strong>Borreliose</strong> gedacht wird. Interessante<br />
Aspekte bieten allerdings histologische<br />
Untersuchungen bei Manifestationen<br />
der <strong>Borreliose</strong> an der Haut, da auch<br />
Hautproben gr<strong>und</strong>sätzlich identische<br />
Strukturen wie die Sehnen <strong>und</strong> Bänder<br />
enthalten, wenn auch in geringerem<br />
Maß. Die Analogien sind beachtlich.<br />
Bei der Morphea (fl eckartige Bindegewebsschrumpfung)<br />
unterscheidet man<br />
eine Frühphase, die mit einer ödematösen<br />
Verquellung der Kollagenfasern <strong>und</strong><br />
<strong>Borreliose</strong> <strong>Wissen</strong> Nr. 18<br />
Dr. med. Kurt E. Müller<br />
Dermatologie · Venerologie<br />
· Berufsdermatologie<br />
· Umweltmedizin<br />
Praxisklinik für<br />
Umweltmedizin<br />
Leupolz 19<br />
Waltenhofen<br />
Zellinfi ltraten aus Lymphozyten, Eosindophilen<br />
<strong>und</strong> Plasmazellen einhergeht.<br />
Sie wird gefolgt von einem sklerotischem<br />
Stadium (Stadium der Verhärtung) mit<br />
homogenisierten Kollagenfaserbündeln,<br />
einer Abnahme der Fibrillenstärke, Reduktion<br />
der Zellinfi ltrate, schlitzartigen<br />
Gefäßen, Verlust der Adnexorgane (Anhangsorgane)<br />
der Haut in ein hyalinsklerotischen<br />
Korium, in dem nur die<br />
Muskeln erhalten bleiben, die das Aufrichten<br />
der Haare bewirken (Musculi arrectores<br />
pilorum).<br />
Auch die Acrodermatitis chronica atrophicans<br />
(Herxheimer Krankheit) beginnt<br />
mit einem entzündlich ödematösen Stadium<br />
des Korium <strong>und</strong> perivasalen lymphohistiozytären<br />
Zellinfi ltraten mit Plasmazellbeteiligung.<br />
Sie geht in ein atrophisches<br />
Stadium (Schrumpfung) über,<br />
bei dem eine Quellung <strong>und</strong> Homogenisierung<br />
der Fasern sowie ein Schw<strong>und</strong><br />
kollagener <strong>und</strong> elastischer Fasern beobachtet<br />
wird. Dies erlaubt die Differentialdiagnose<br />
zur systemischen Sklerodermie,<br />
bei der die elastischen Fasern nicht beeinträchtigt<br />
sind. Darüber hinaus sieht man<br />
eine Verschmälerung des Koriums mit<br />
Infi ltraten von Lymphozyten, Histiozyten<br />
<strong>und</strong> großer Zahl von Plasmazellen.<br />
Der Lichen sclerosus et atrophicus<br />
(LSA, Bindgewebsschrumpfung der Genitalregion)<br />
weist initial eine ödematöse<br />
Durchtränkung der hyalinisierten kollagenen<br />
Fasern auf, hat wall- oder bandartige<br />
Zellinfi ltrate, subepidermale hämorrhagische<br />
Blasen durch Blutaustritte sowie<br />
Ablagerungen der Immunglobuline IgA,<br />
IgG <strong>und</strong> IgM, Komplementfaktoren <strong>und</strong><br />
Fibrin. Später kommt es zur Atrophie mit<br />
einem Schw<strong>und</strong> der elastischen Fasern.<br />
� Der kraniozervikale Übergang<br />
Die Schäden des Bandapparats am Übergang<br />
der Halswirbelsäule zur Schädelbasis<br />
(kraniozervikaler Übergang) besitzen<br />
wegen ihrer komplexen Auswirkungen<br />
<strong>und</strong> Störungen der kraniomandibulären<br />
Funktionen (Kaufunktion), der sympathischen<br />
<strong>und</strong> parasympathischen Steuerung<br />
vegetativer Abläufe, der Hirnstammfunktion,<br />
der metabolischen Steuerung<br />
durch Erhöhung der Stickoxidausschüttung,<br />
der neuroimmunologischen Dysregulation<br />
durch ständige Produktion proinfl<br />
ammatorischer (Entzündung fördernder)<br />
Zytokine <strong>und</strong> nicht zuletzt der anatomischen<br />
Fehlpositionierung der Wirbelsäule<br />
<strong>und</strong> der muskuloskelettalen Funktion<br />
eine besondere Bedeutung. Bei trau-<br />
Deutsche <strong>Borreliose</strong> Gesellschaft<br />
matischer Einwirkung auf diesen Bereich<br />
(z.B. Schleudertrauma, Sportunfälle u.a.)<br />
können die Verletzungsfolgen erheblicher<br />
<strong>und</strong> das Reparaturvermögen gemindert<br />
sein. Durch funktionelle Magnetresonanz-Tomographie<br />
(MRT) können Faserveränderungen<br />
der Ligamenta alaria, ein<br />
instabiler Dens axis, Densspitzenvariationen<br />
(hook on top) Veränderungen der<br />
synovialen Denskapsel (dens related<br />
complex) gef<strong>und</strong>en werden. Die Tangierung<br />
des Rückenmarks mit hierdurch<br />
ausgelöster Myelopathie (Erkrankung<br />
des Rückenmarks) ist möglich.<br />
64 Patienten, die klinisch eine chronische<br />
Dysfunktion des atlanto-occipitalen<br />
Kopfgelenks aufwiesen, ohne das eine<br />
traumatische Einwirkung eruierbar war,<br />
hatten in 57 Fällen (89,1%) einen positiven<br />
Lymphozytentransformationstest (LTT)<br />
auf Borrelienantigene. Bei 46 der untersuchten<br />
Personen wurde außerdem die<br />
Zahl der CD57+NK-Zellen bestimmt. 36<br />
(78,3 %) hatten eine Erniedrigung dieses<br />
Zelltyps. Bei 28 Patienten konnte eine<br />
funktionelle MRT durchgeführt werden.<br />
Alle hatten strukturelle Veränderungen<br />
des Bandapparats insbesondere der<br />
Ligamenta alaria am kraniozervikalen<br />
Übergang.<br />
� Schlussfolgerungen<br />
Die <strong>Borreliose</strong> manifestiert sich auch<br />
an Sehnen <strong>und</strong> Bändern. Diese stellen<br />
das optimale Rückzugsgebiet für Borrelien<br />
dar, da die körpereigene Abwehr<br />
nur begrenzten Zugriff in diesen Strukturen<br />
hat. Sie sind das strategisch entscheidende<br />
Gewebe für die Chronifi zierung<br />
der <strong>Borreliose</strong>, da auch antibiotische<br />
Behandlungen dort nur von<br />
begrenzter Wirkung sind. Es ist deshalb<br />
zu fordern, dass bei jeder Ruptur<br />
einer Sehne oder eines Bands, bei<br />
spontanen Dislokationen von Skelettteilen<br />
(z.B. Wirbeln) ohne adäquate<br />
traumatische Einwirkung bzw. bei jeder<br />
chronischen Reizung von Sehnen<br />
<strong>und</strong> Bändern ohne entsprechende Beanspruchung<br />
oder anderweitige Ursache<br />
der Entzündung sowie bei erheblicher<br />
verzögerter Heilung oder häufi gem<br />
Rezidiv einer Entzündung eine <strong>Borreliose</strong><br />
ausgeschlossen werden muss.<br />
Wesentliche Diff erentialdiagnosen<br />
sind in diesem Zusammenhang die progressive<br />
Sklerodermie, die gemischte<br />
Bindegewebskrankheit (Sharp-Syndrom,<br />
MCTD), der Lupus erythematodes (LE)<br />
<strong>und</strong> das Sjögren-Syndrom.<br />
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