Programmwoche 15/2012 - Das Programm der ARD

Samstag, 7. April 2012 - Fortsetzung
Gift - vor kaum einem Stoff fürchten wir uns mehr, aber auch kaum eine andere
Substanz beflügelt unsere Phantasie so sehr. Eines der prominentesten Gift-Opfer in
der Weltgeschichte ist Sokrates. Er trinkt den Schierlingsbecher und stirbt qualvoll.
Schierling aber, in medizinischer Dosis aufbereitet, wurde lange Zeit als Heilmittel bei
Erkrankungen der Atmungsorgane eingesetzt.
Oder die Tollkirsche: Nimmt ein Erwachsener mehr als 10 Beeren zu sich, stirbt er
nach 14 Stunden. In einer medizinischen Dosierung dagegen, wird die Tollkirsche als
Schmerzpräparat verordnet.
'Allein die Dosis macht, dass ein Ding kein Gift ist.' Das hat Paracelsus im 16.
Jahrhundert festgestellt. Für Gifte aus der Natur stimmt die Regel bis heute. Doch was
ist mit den Giften, die der Mensch im Labor erzeugt?
Dioxin ist das giftigste Gift, das der Mensch 'geschaffen' hat. Allerdings ist es ein
'Abfallprodukt', es entsteht erst, wenn andere toxische Substanzen verbrennen. Dioxin
ist eine Katastrophe für die Menschheit, denn es reichert sich in allen Organismen an
und ist in jeder Konzentration giftig. 'Der Mensch ist dümmer als die Natur', ist denn
auch das Fazit des Umweltchemikers Michael Braungart.
Die Natur ist der größte Giftproduzent und die Wissenschaft sucht fieberhaft nach
neuen Substanzen. Gerade im brasilianischen Regenwald ist einer der größten
Medikamentenpools der Zukunft verborgen. Und die Pharmaindustrie setzt gerade auf
Amphibien als Quelle für neue Heilmittel.
Die Dokumentation 'Gift - nur die Dosis macht's' begibt sich auf die Suche nach den
giftigsten Giften der Welt und erzählt die Geschichte eines kleinen, giftgrünen Frosches
aus dem brasilianischen Urwald. Der Kambo spielt im Leben der Katukina Indianer im
Nordwesten Brasiliens seit Jahrtausenden eine zentrale Rolle. Sie verwenden das Gift
des Frosches als 'Impfung' zur Heilung von Krankheiten und für spirituelle Rituale. In
einer martialischen Prozedur fesseln sie den Frosch, nehmen ihm sein Gift ab und
tragen es auf offene Hautwunden auf. Der 'Patient' reagiert sofort auf das Gift.
Gelänge es, die heftigen Nebenwirkungen zu reduzieren und die einzelnen Substanzen
im Labor synthetisch herzustellen, wäre dieses Gift ein Megaseller für die
Pharmaindustrie.
Denn aus dem Gift des Kambo-Frosches könnten in Zukunft ein Antidepressivum, ein
Antibiotikum und ein Schmerzpräparat entwickelt werden. Analysen zeigen: Es enthält
Demorphin, einen Schmerzkiller, 33 Prozent stärker als Morphin und Deltorphin, eine
antibakterielle Substanz, die bei Malaria und AIDS eingesetzt werden könnte. Andere
Substanzen wirken gegen Depression und bei Herzerkrankungen.
Der Kambo ist nicht die einzige Quelle für neue Heilmittel: Weltweit gibt es noch 6.200
Amphibien- Arten. Ihre Gifte sind potentielle Heilquellen. Doch den Forschern läuft die
Zeit davon: Ein Drittel aller bekannten Amphibien ist vom Aussterben bedroht. 122
Arten sind bereits verschwunden. Und mit jeder weiteren Art, die ausstirbt, gehen
lebensrettende Medikamente verloren. Die Vernichtung des Regenwaldes, die
dramatische Klimaveränderung und die weltweit verwendeten Giftchemikalien
beschleunigen das Artensterben. Jeden Tag verschwinden 150 Tier- und Pflanzenarten
für immer von unserem Planeten. Das sind im Jahr unvorstellbare 55.000. Ein
unwiederbringlicher Verlust - auch für die Gesundheit der Menschen.
(Erstsendung BFS: 30.06.2009)
WDR 8.30 Mörderische Gesellschaften - Eine Geschichte der Mafia (1/2)
Der Aufstieg der Mafia
Ein Film von Bernhard Pfletschinger
15/2012
Stand: 03.04.2012
Schwarzweiß Breitbild 16:9 HD
High Definition
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