1_GvO Essen 1-2013 Umschlag_RZ - Gesundheit vor Ort
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Thrombosen sind nicht zu unterschätzen!<br />
Tipp des Arztes<br />
Unter diesem schon etwas älteren Begriff – der moder nere<br />
Name lautet „Thromboembolie“ – werden heute gleich<br />
mehrere Krankheitsbilder zusammengefasst:<br />
1. Die bekannteste Erkrankung ist die sogenannte tiefe<br />
Beinvenenthrombose (TVT). 2. Davon zu unterscheiden<br />
ist die oberflächliche Thrombophlebitis der Beine und<br />
Arme. 3. Die tiefe Armvenenthrombose, das sogenann -<br />
te Pagett v. Schrötter-Syndrom. 4. Aber auch die kardiale<br />
Thrombose im linken Herzohr muss man dazurechnen.<br />
Es gibt für die einzelnen Krankheitsbilder un -<br />
ter schiedliche, teilweise auch überlappende Ursachen.<br />
Bei der bekanntesten Art, der TVT der Beinvenen, ist eine<br />
der Hauptursachen eine sogenannte Thrombophilie:<br />
Das bedeutet eine übernormal verstärkte Aggre gation<br />
(Zusammenballung) der Thrombozyten (Blutplättchen).<br />
Diese wird häufig verursacht durch gene tische Fak -<br />
toren wie z.B. die Faktor-V-Leiden, aber auch durch<br />
sogenannte APC-Resistenz oder Protein-Mangel bzw.<br />
andere seltene Veränderungen. Meistens wird dies<br />
noch unterstützt durch mechanische oder chemi-<br />
sche Faktoren wie bei Schwangerschaften oder bei<br />
langem Sitzen beispielsweise auf Flugreisen. Auch<br />
bei Bettlägrigkeit wegen einer schweren Erkrankung<br />
oder Operation und bei vielen Krebserkrankungen<br />
kann eine Thrombose im Arm oder Bein auftreten.<br />
Die Symptome können sehr variabel sein, meist<br />
handelt es sich um Schmerzen und Schwellungen in<br />
der entsprechenden Extremität.<br />
Die Diagnostik umfasst eine körperliche Untersuchung,<br />
eine Farbultaschall-Untersuchung sowie einen<br />
sogenannten D-Dimer-Test. Hiermit können bei<br />
entsprechender Erfahrung des Arztes alle Thrombosen<br />
diagnostiziert werden. Die Therapie wird relativ<br />
einheitlich mit Kompression, Heparingabe und<br />
Einleitung einer Blutverdünnung durchgeführt. Kontrolluntersuchungen<br />
sollen nach ca. zwei Wochen<br />
und anschließend je nach Verlauf alle drei Monate<br />
für den Zeitraum bis zu einem Jahr erfolgen.<br />
Ekkehard F. Siebrecht, Facharzt für Innere Medizin<br />
Schloßstraße 174, 45355 <strong>Essen</strong><br />
Telefon 0201- 675065<br />
Fotolia: Maridav (o.)<br />
Historische Persönlichkeiten<br />
Paracelsus (1493 –1541)<br />
Im Jahre 1952 stiftete das Präsidium<br />
des Deutschen Ärzte tages die Paracelsus-<br />
Medaille als höchste Auszeichnung der<br />
deutschen Ärzteschaft für verdiente Ärzte.<br />
Was macht diesen Mann bis heute zu<br />
einer so bedeutenden Persönlichkeit?<br />
Theophrastus Bombastus von Hohenheim<br />
(so sein Geburtsname), kam in der<br />
Schweiz zur Welt und ergriff im Laufe seines<br />
Lebens gleich mehrere Berufe: Er<br />
war Arzt, Astrologe, Theologe und Philosoph.<br />
Dies deutet schon auf die Art seiner<br />
Heilkunst hin: Im Gegensatz zu den<br />
anderen Ärzten seiner Zeit begriff er den<br />
Menschen nicht nur als physisches Wesen,<br />
das nach bestimmten, immer gleichen<br />
Regeln geheilt werden kann. Er sah<br />
ihn vielmehr als kleines Abbild des Kosmos<br />
(Mikrokosmos), das in beständiger<br />
Wechselwirkung mit dem Makrokosmos<br />
steht. Dementsprechend berück sichtigte<br />
er bei seinen medizinischen Maßnahmen<br />
die Konstellation der Gestirne ebenso<br />
wie die Konstitution, die geistige Haltung<br />
und die Ernährung des Patienten und<br />
mischte für jeden Fall die Medikamente<br />
neu. Durchschlagen de Erfolge waren das<br />
Resultat – was sehr schnell die gesamte<br />
traditio nelle Ärzteschaft gegen ihn aufbrachte.<br />
Da der streit bare Mediziner mit<br />
seiner abfälligen Meinung über seine Kollegen<br />
nicht hinter dem Berg hielt, wurde<br />
er öffentlich verunglimpft und erhielt sogar<br />
immer wieder Morddrohungen, die<br />
ihn zu häufigem <strong>Ort</strong>swechsel zwangen.<br />
Paracelsus (der Name ist vermutlich abgeleitet<br />
von der lateinischen Bezeichnung<br />
für seine Geburtsstadt „Hohenheim“) zog<br />
die schon aus der Antike überlieferte Ansicht,<br />
die <strong>Gesundheit</strong> beruhe auf der Harmonie<br />
zwischen den Körpersäften („Viersäftelehre“)<br />
in Zweifel. Statt dessen sah<br />
er die drei Grundstoffe Sulphur (Schwefel),<br />
Merkurius (Quecksilber) und Sal<br />
(Salz) als die Basis aller Körperfunktionen<br />
an. Dies führte zu einem veränderten Bild<br />
der Verdauungsprozesse: Galt die Verdau -<br />
ung bis dahin als eine Art „Garen“, wie in<br />
einem Kochtopf, so erschien sie nun eher<br />
als „Fermentierung“, wie bei der Alkoholgärung.<br />
Dies wiederum bewirkte eine völlig<br />
neue Einschätzung davon, wie eine<br />
gesunde Ernährung auszusehen habe.<br />
Die Lehren des Paracelsus werden übereinstimmend<br />
als der Ursprung der „modernen“<br />
Küche bezeichnet, die die mittelalterlichen<br />
Essgewohn hei ten fast zeit-<br />
gleich an allen europäischen Königshöfen<br />
ablös te. <strong>Essen</strong> und Trinken werden seitdem<br />
als wichtiger Gesichtspunkt bei der<br />
Betreuung eines Patienten angesehen,<br />
neben gutem Schlaf und Bewegung – ein<br />
Ansatz, mit dem Paracelsus sich unsterblich<br />
gemacht hat. Dass wir zu viel<br />
Zucker meiden und eine Süßspei se an<br />
das Ende einer Mahlzeit setzen sollten,<br />
geht ebenfalls auf eine Empfehlung des<br />
Paracelsus zurück – der übrigens als ers -<br />
ter Arzt seine Lehren in deutscher (und<br />
nicht in lateinischer) Sprache überliefert<br />
hat. Die Patienten sollten, dies war seine<br />
Überzeugung, die Maßnahmen ihres Arztes<br />
nachvollziehen können: „Die Wahrheit<br />
muss deutsch gelehrt werden … damit<br />
sie in die gemein (das allgemeine<br />
Bewusstsein) gebracht werde.“<br />
<strong>Gesundheit</strong> <strong>vor</strong> <strong>Ort</strong> 1|<strong>2013</strong><br />
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