Foto: Bundeswehr Seite 16 Rheinmetall – 50 Jahre Partner der Bundeswehr <strong>Das</strong> Profil 3/2005 Der von Rheinmetall Landsysteme produzierte Marder 1 kommt – neuerdings in kampfwertgesteigerter Version mit verbessertem Minenschutz – auch bei internationalen Militärmissionen wie hier im Kosovo zum Einsatz. Rheinmetall Landsysteme GmbH steht für Konsolidierung in der Heerestechnik Kompetenz: gepanzerte Fahrzeuge eit dem Jahr 1990 befindet sich Rheinmetall kontinuierlich auf dem Wege zum größten Wehrtechnik-Systemhaus in Europa. Lag das Tätigkeitsfeld der Rheinmetall GmbH seit 1956 vor allem auf den Gebieten Handfeuerwaffen, Rohrartillerie, Turm- und Waffenfertigung für Panzer und gepanzerte Fahrzeuge sowie Munition, kam 1991 mit der damaligen Krupp-Tochtergesellschaft MaK Systemgesellschaft das große Segment der Panzerfahrzeuge hinzu, das 1999 um die Wehrtechnikbereiche der Gesellschaften Henschel und KUKA erweitert wurde. Alle drei Firmen wurden 2000 zur Rheinmetall Landsysteme GmbH (RLS) mit den Standorten Kiel, Unterlüß, Kassel und Gersthofen (früher Augsburg) fusioniert. Der heutige RLS- Standort Kiel hatte sich bereits 1958 mit Partnern an der Prototypenentwicklung des Standardpanzersbeteiligt, der unter der Generalunternehmerschaft von Krauss-Maffei als „Leopard“ 1965 erstmals an die Bundeswehr ausgeliefert wurde. Auf dessen Fahrgestell-Basis wurden auch einige Sondermodelle gefertigt: der Pionierpanzer „Dachs“, der Brückenlegepanzer „Biber“ und nicht zuletzt der Bergepanzer „Büffel“, der seit 1994 in der kampfwertgesteigerten Version „Bergepanzer 3“ bei der Bundeswehr im Einsatz ist. Auch an der Fertigung des Kampfpanzers „Leopard 2“ war Rheinmetall Landsysteme beteiligt, und zwar neben Generalunternehmer Krauss-Maffei als Fahrzeughersteller. Ein weiteres wesentliches Produkt, der Schützenpanzer „Marder“, wurde in den heutigen Werken der RLS in Kiel und Kassel zwischen 1970 und 1975 in 2000 Exemplaren gefertigt. 1971 wurde das erste Serienfahrzeug in den Dienst der Bundes- wehr gestellt. <strong>Das</strong> mit der 20-mm-Kanone Rh 202 von Rheinmetall bewaffnete Fahrzeug ist bis heute neben den beiden Kampfpanzern „Leopard 1“ und „Leopard 2“ das wichtigste gepanzerte Fahrzeug der Bundeswehr. Internationale Einsätze im Rahmen von UNO-Missionen (u. a. auf dem Balkan) hatten dazu geführt, dass für einen Schützenpanzer der Infanterie ein deutlich verbesserter Minenschutz nötig war. Dieses Erfordernis erfüllt heute im Wesentlichen der kampfwertgesteigerte „Marder 1 A5“, der im Juni 2001 die letzten Truppen- und Erprobungsversuche absolvierte. <strong>Das</strong> erste Fahrzeug ging im Dezember 2002 an die Panzergrenadiere, weitere neun Fahrzeuge wurden zum Beispiel Mitte März 2003 an die Kfor- Truppe im Kosovo ausgeliefert. Seit den frühen siebziger Jahren war der Kieler Standort auch mit dem Thema Beseitigung von Landminen befasst. Den ersten Einsatz erlebte der Prototyp des Minenräumpanzers „Keiler“ im früheren Kriegsgebiet Bosnien-Herzegowina. Dessen Räumsicherheit war es im Wesentlichen zu verdanken, dass die Flugzeuge der internationalen Hilfstruppen sicher in Mostar landen konnten. Insgesamt 24 Serienfahrzeuge wurden 1997 und 1998 ausgeliefert. Bereits im Juni 1998 nahm ein zweites Minenräumsystem, die Bodenfräse „Rhino“, seinen Dienst in Kroatien auf und erzielte bei der Räumung von Minen in Ostslawonien außerordentlich gute Ergebnisse. Seit den achtziger Jahren fertigt RLS den kleinen luftverlastbaren Transportpanzer „Wiesel“, der in der Version MK20 mit der 20-mm-Waffenanlage Rh 202 von Rheinmetall ausgestattet ist. Die Turmentwicklung fand am früheren RLS-Standort Augsburg statt. Die ersten Exemplare wurden 1990 an die 1. Luftlandedivision ausgeliefert. Im Juni 1994 stellte die RLS eine in großen Teilen optimierte Version, den „Wiesel 2“, vor. Von diesem Fahrzeug wurden verschiedene Versionen entwickelt, z.B. als Trägerfahrzeug für das von der heutigen Rheinmetall Defence Electronics GmbH (Bremen) entwickelte „Leichte Flugabwehrsystem“, als Sanitäts-, Gefechtsstands- oder Pionierfahrzeug. Die bislang letzte Entwicklung aus der „Wiesel“-Serie betrifft den so genannten „digitalisierten Wiesel 2“. Dieser ist in der Lage, rechnergestützt, unbemannt und autonom zu fahren. 1990 wurde die heutige Rheinmetall Landsysteme GmbH mit der Entwicklung und Fertigung des Fahrzeuges für die Panzerhaubitze 2000 und als Unterauftragnehmer für die Fertigung der 155-mm-Waffenanlagebeauftragt. Der Prototyp der Panzerhaubitze 2000 konnte im Mai 1994 der Bundeswehr in Meppen vorgestellt werden. Rund 60 Prozent aller von der Bundeswehr genutzten gepanzerten Rad- und Kettenfahrzeuge stammten Ende der neunziger Jahre vom RLS-Standort Kassel, der früheren Henschel Wehrtechnik. Neben dem Schützenpanzer „Marder“ sind der Spähpanzer „Luchs“ und der Transportpanzer „Fuchs“ in ihren zahlreichen Varianten international im Einsatz. Von besonderer Bedeutung ist dabei der ABC-Schutz, der in dem bei den amerikanischen Streitkräften eingeführten NBC-RS-FOX und im kampfwertgesteigerten „Spürfuchs“ bis zur Perfektion weiter entwickelt wurde. Am Standort Gersthofen ist die Turmentwicklung der Rheinmetall Landsysteme GmbH untergebracht. Auch die Teilefertigung für den neuen Schützenpanzer „Puma“ sichert in den nächsten Jahren Arbeitsplätze: RLS entwickelt in Technik für die Streitkräfte-Transformation: Dem Puma-Schützenpanzer fällt zukünftig eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Krisenreaktionsfähigkeit der Bundeswehr zu. Gersthofen die Waffenlafettierung und das Waffengehäuse sowie die Munitionszuführung und -magazinierung. Einschließlich Munitionshandling konnten diese Bauteile bereits erfolgreich erprobt werden. Der Standort Unterlüß schließlich dient der RLS als weiteres Kompetenzzentrum für die Turmfertigung und die Wiesel-Produktion, darüber hinaus für die Instandhaltung und den Kundendienst der Gesellschaft. Die größten Entwicklungs- und Beschaffungsprojekte der Bundeswehr stellen heute das Gepanzerte Gruppentransport-Kraftfahrzeug (GTK) und der Schützenpanzer „Puma“ dar. An beiden Projekten ist die Rheinmetall Landsysteme maßgeblich beteiligt. <strong>Das</strong> GTK soll den in der Bundeswehr seit 1962 eingesetzten Mannschaftswagen M 113 ersetzen. Unter dem Namen „Boxer“ wurde 2003 der erste Prototyp vorgestellt. Der Puma-Schützenpanzer, dem zukünftig eine zentrale Rolle bei der Verbesserung der Krisenreaktionsfähigkeit der Bundeswehr zukommen wird, soll sukzessive an die Stelle des „Marder“ treten. Der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestages bewilligte das Projekt Anfang Dezember 2004. Im Zuge der Privatisierung von ursprünglichen Bundeswehraufgaben wird die RLS als Teilhaberin an der neuen Heeresinstandsetzungslogistik GmbH gemeinsam mit Krauss-Maffei Wegmann, der Industriewerke Saar und dem Bund über einen Zeitraum von acht Jahren die Einsatzfähigkeit von mindestens 70 Prozent aller einbezogenen Waffensysteme des Heeres gewährleisten. Dr. Christian Leitzbach Der Räumsicherheit des Minenräumpanzers „Keiler“ (Foto links) war es zu verdanken, dass die Flugzeuge der internationalen Hilfstruppen auch im früheren Bürgerkriegsgebiet in Kroatien sicher landen konnten. Neuer Mannschaftswagen für die Bundeswehr (Foto rechts) : Der unter der Beteiligung der Rheinmetall Landsysteme GmbH entwickelte „Boxer“ ersetzt zukünftig das seit 1962 eingesetzte Transportfahrzeug M 113. Fotos: Rheinmetall/IMZBw-Bildarchiv Composing: frei-stil/Fotos: IMZBw-Bildarchiv Report-Verlag (Bonn) aus „Bundeswehr – 50 Jahre Einsatz für den Frieden“
<strong>Das</strong> Profil 3/2005 Aus dem Konzern Seite 17 Fotos (12) + Collage: Thomas Klink