Sperber 2/08 - BirdLife St.Gallen

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Biber im Kt. St. Gallen Schauer, Düsternis. Nur was nah an den Gleisen wächst, ist sichtbar. Diese sind über weite Strecken gesäumt von "Fleissigen Lieschen" in allen Farben, verschiedenartigen Palmen, mit Lianen und Orchideen behangenen Bäumen. Immer wieder überqueren wir auf halsbrecherischen Viadukten den Iguaçu- Fluss, der von hier oben kommt. Manchmal geht die Fahrt auch durch enge dunkle Tunnels. Kaum zu glauben, dass diese Bahnstrecke vor 100 Jahren gebaut werden konnte, und dies mitten im Urwald! Noch zu berichten wäre über die besuchten Städte. Dies ist für Naturfreunde aber sicher nicht so interessant. Deshalb schliesse ich hier meinen Bericht über die erlebnisreiche Brasilienreise. Aus dem Amt für Natur, Jagd und Fischerei Erarbeitung eines Biberkonzepts für den Kanton St.Gallen Guido Ackemann Der Biber ist auf dem Vormarsch. Seit einigen Jahren kann unser grösstes einheimisches Nagetier wieder im Einzugsgebiet von Thur, Sitter und Rhein beobachtet werden. Mit der Erarbeitung eines Management-Konzepts soll nun die Grundlage für einen optimalen Umgang mit dem Biber geschaffen werden. Der Biber auf dem Vormarsch 2 Der Sperber 2/08 Biber Der Biber wurde im 19. Jahrhundert in der Schweiz ausgerottet. In den 1960er Jahren fanden die ersten Freilassungen im Kanton Thurgau statt, so dass dieser seltene Nager auch in der Ostschweiz wieder heimisch wurde. Über 30 Jahre entwickelte sich der Thurgauer Biberbestand nur zögerlich, bis dann in den letzten 10 Jahren ein starkes Ansteigen der Population beobachtet werden konnte. Gegenwärtig wird der Bestand in der Schweiz auf rund 800 Tiere geschätzt. Allein im Kanton Thurgau geht man von über 200 Tieren aus. Die Wiederbesiedlung des Kantons St.Gallen erfolgte von Nordwesten über das Gewässersystem der Thur. Die Ausbreitung des Bibers dürfte durch den Bestandesanstieg im benachbarten Thurgau ausgelöst worden sein. Die ersten sicheren Bibernachweise im Kanton St.Gallen stammen aus dem Jahr 2000, als der Biber in der Glatt in der Nähe von Gossau beobachtet wurde. Schon bald häuften sich die Nachweise im Unterlauf der Thur. Im Raum Niederbüren / Oberbüren hat sich der Biber in der Zwischenzeit fest niedergelassen. Das Vorhandensein von Biberbauten ist 23
Biber im Kt. St. Gallen ein sicheres Indiz für ein Biberrevier. Einiges Erstaunen löste im Jahr 2006 eine Beobachtung im Raum Ebnat-Kappel aus, wo sich ein Biber buchstäblich durch einen Gartenhag durch frass. Einzelne "Pioniere" können offenbar weit umherwandern und auch in abgelegene, bisher nicht besiedelte Gebiete vorstossen. So erfolgte ein erster Bibernachweis am Oberlauf der Sitter. Als man im Jahr 2006 im Eselschwanz am Alten Rhein den ersten Biber im St.Galler Rheintal nachweisen konnte, waren aber doch alle sehr überrascht. Man darf gespannt sein, wie sich die weitere Ausbreitung des Bibers entwickelt. Im Frühjahr 2008 wurde im Rahmen des gesamtschweizerischen Bibermonitorings der Biberbestand auch im Kanton St.Gallen erfasst. Die vom WWF ausgebildeten lokalen Biberschützer haben in Zusammenarbeit mit den zuständigen Wildhütern die Bestandesaufnahmen durchgeführt. Man geht derzeit von einem Bestand von 20 bis 30 Bibern im Kanton St.Gallen aus. Ziele des Management-Konzepts Im Kanton St.Gallen verzichten wir auf aktive Wiederansiedlungen des Bibers. Die Situation zeigt, dass der Biber durchaus in der Lage ist, das ursprüngliche Verbreitungsgebiet zurückzuerobern und geeignete Lebensräume selbstständig zu besiedeln. Viel wichtiger ist es, dass wir uns gut auf die Rückkehr des Bibers vorbereiten und günstige Voraussetzungen für Wiederbesiedlung weiterer Lebensräume schaffen. Zu diesem Zweck erarbeiten wir derzeit in enger Zusammenarbeit mit den Naturschutzorganisationen WWF und Pro Natura ein Biberkonzept. 24 Ziel des Biberkonzeptes ist es, den Biber im Kanton St.Gallen zu schützen und zu fördern sowie Massnahmen zur Minimierung von Schäden zu erarbeiten. Das Biberkonzept beinhaltet im Wesentlichen folgende Themen: -Bewertung möglicher Biberlebensräume im Kanton St.Gallen -Aufzeigen von Defiziten und Auf wertungsmöglichkeiten in potenziellen Biberlebensräumen -Erarbeiten eines Schaden managements (Konfliktlösung, Schutzmassnahmen) -Erarbeiten eines Informationskonzepts Das Biberkonzept wird von den Biologen Mathis Müller, Pfyn, und Jonas Barandun, St.Gallen, erarbeitet. Das Projekt soll bis Ende 2008 abgeschlossen werden. 2 Der Sperber 2/08
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