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Der Lohn der Frau unter die Lupe genommen

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Er bestreitet in seiner Broschüre nicht, daß <strong>die</strong> <strong>Frau</strong>en<br />

- berücksichtigt man den Wert <strong>der</strong> Arbeit - an<strong>der</strong>s entlohnt<br />

werden müßten. So heißt es:<br />

"Um so erstaunlicher ist es, daß bei <strong>der</strong> so entscheidenden<br />

Umgestaltung des <strong>Lohn</strong>systems im Sinne einer<br />

leistungsgerechten Entlohnung und bei seiner allgemeinen<br />

Einführung vor drei Jahrzehnten zunächst noch<br />

eine Lücke klaffte:<br />

Die damalige Tarifpolitik behielt ohne weiteres <strong>die</strong><br />

überkommene Regelung bei, daß weibliche Arbeitskräfte<br />

nur 75 % des für <strong>die</strong> jeweilige Tätigkeit festgelegten<br />

<strong>Lohn</strong>es zu beanspruchen hätten. Dieser '<strong>Lohn</strong>abschlag 1<br />

war sicherlich nicht <strong>der</strong> Willkürakt einer langjährigen<br />

Tarifpolitik, son<strong>der</strong>n <strong>der</strong> Ausdruck einer Lebenswirklichkeit,<br />

nämlich <strong>der</strong> <strong>unter</strong>schiedlichen Arbeitsmarktlage:<br />

Das Angebot und <strong>die</strong> Nachfrage nach weiblichen<br />

Arbeitskräften glichen sich auf einer wesentlich geringeren<br />

<strong>Lohn</strong>höhe aus, als es auf dem Arbeitsmarkt<br />

<strong>der</strong> Männer <strong>der</strong> Fall war. Für <strong>die</strong>se Praxis hatte <strong>die</strong><br />

ältere Sozialpolitik eine theoretische Begründung:<br />

Nach ihr war <strong>der</strong> Männerlohn seinem Sinne nach<br />

'Familienlohn 1 , <strong>der</strong> <strong>Frau</strong>enlohn ein 'Individuallohn',<br />

<strong>der</strong> wegen <strong>der</strong> - im Vergleich zum Familienvater - geringeren<br />

sozialen Belastung <strong>der</strong> mitver<strong>die</strong>nenden Ehefrau<br />

bzw. <strong>der</strong> nur für sich sorgenden ledigen <strong>Frau</strong><br />

geringer sein konnte. Dieser Hinweis zielte auf <strong>die</strong><br />

unbestreitbare gesellschaftliche Funktion des <strong>Lohn</strong>s.<br />

Sie mußte aber fragwürdig werden, als man das Leistungsprinzip<br />

zum Gradmesser <strong>der</strong> Entlohnung machte<br />

und - um <strong>der</strong> Unterschiedlichkeit <strong>der</strong> Qualifikation<br />

möglichst gerecht zu werden - ein differenziertes<br />

<strong>Lohn</strong>system entwickelte. Vermutlich wäre es möglich

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