„Magna Charta“ der Erneuerung
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P O W / 49 - 7 - 03.12.2003<br />
Im Porträt<br />
Ordenschef mit Fußball-Herz<br />
Pater Eric Englert verlässt Würzburg – Abschied nach über 22 Jahren –<br />
Ehemaliger Augustinerprovinzial wird neuer Präsident von Missio München<br />
Würzburg/Münnerstadt/München (POW) Der Boss zu sein, das ist für ihn ein alter Hut. Bislang war er<br />
Oberhaupt einer reinen Männerwirtschaft. Die hat er in 22 Jahren ordentlich umgekrempelt. Als Provinzial<br />
<strong>der</strong> Augustinerordensprovinz in Deutschland hat er Meilensteine gesetzt. Bald geht er aus Würzburg weg,<br />
macht etwas völlig Neues. Der gebürtige Veitshöchheimer Pater Eric Englert (52) wird Präsident des<br />
Internationalen Katholischen Missionswerks Missio München. Er selbst bezeichnet den Wechsel als „eher<br />
eine Überraschung“, aber als „richtige Anfrage zum richtigen Zeitpunkt“.<br />
Zur Zeit hat er mit seinem Würzburger Nachfolger den Arbeitsplatz getauscht. Pater Eric ist <strong>der</strong>zeit<br />
Prokurator, Pater Raimund Klinke Provinzial. Der Herr über die Finanzen <strong>der</strong> Klostergemeinschaft will<br />
noch einiges aufräumen, bevor er geht. Außerdem soll <strong>der</strong> Übergang häppchenweise laufen. Bis er sein<br />
Büro in <strong>der</strong> bayerischen Landeshauptstadt bezieht, dauert es allerdings noch. Erst im Herbst 2004 siedelt<br />
er um. „Einen Computer können die aber schon mal kaufen“, warnt <strong>der</strong> Technik-Freak. Zuvor warten eine<br />
Organisationsberatung auf die Augustiner, einige Reisen und Repräsentationspflichten für Missio<br />
München auf ihn.<br />
In seinem Büro in Würzburg war <strong>der</strong> umtriebige Pater ohnehin nur selten anzutreffen. Ein Provinzial ist<br />
viel unterwegs. Wie oft er im Namen des Augustiner-Missionswerks im Partnerland, <strong>der</strong> Demokratischen<br />
Republik Kongo war, weiß er nicht. „Sicher mehr als zehnmal“, schätzt er. Als er erstmals mit Mission in<br />
Kontakt kam, war er noch „Mürschter“, also im Münnerstadter Kloster eingesetzt. Sein Faible für<br />
Computer und Technik führte ihn für ein knappes Jahr nach Würzburg, wo er alle Daten per EDV<br />
erfasste. „Da gehörte auch das Missionswerk dazu.“ Danach ist er direkt ins Geschäft eingestiegen,<br />
erinnert er sich. Bereits gegen Ende <strong>der</strong> 80er Jahre versuchten die Augustiner, den Ableger im Kongo auf<br />
eigene Beine zu stellen und Einheimischen mehr und mehr die Leitung zu übergeben. „Das war ein<br />
Kraftakt. Inzwischen klappt es quasi reibungslos.“<br />
Ein Kin<strong>der</strong>spiel war sein Einsatz als Provinzial nicht immer. Als er 1991 zum ersten Mal zum<br />
Ordensoberen gewählt wurde, for<strong>der</strong>te <strong>der</strong> fehlende Ordensnachwuchs die ersten Tribute. Thema des<br />
ersten Provinzkapitels unter Pater Erics Leitung war Zukunftsentwicklung. „Ich wollte, dass wir nicht<br />
einfach zusehen, wie wir immer weniger werden.“ Die Folgen waren hart: Vier Konvente wurden<br />
geschlossen, ab 1993 zogen sich die Augustiner aus den Pfarreien zurück, die eigene Zeitschrift wurde<br />
eingestellt. „Das setzt Kapazitäten frei für an<strong>der</strong>e Aufgaben“, berichtet er. „Jede Kürzung ist auch eine<br />
Chance.“ Prompt entstand unter Pater Eric Neues.<br />
Der Gesprächsladen neben <strong>der</strong> Augustinerkirche war eines <strong>der</strong> ersten Projekte. „Der ist aber ein<br />
Gemeinschaftsprodukt“, weißt er die alleinige Urheberschaft von sich. Er bezeichnet ihn als das<br />
„Umkrempeln <strong>der</strong> Klosterseelsorge“. Viele kamen zur Beichte o<strong>der</strong> klingelten an <strong>der</strong> Pforte. Ein Großteil<br />
wollte aber nicht Sünden ablegen, son<strong>der</strong>n einfach reden. Laut Pater Eric war ein nie<strong>der</strong>schwelliges<br />
Angebot gefragt. Als ein Geschäftchen am Kloster frei wurde, zögerte man nicht.<br />
Wo es klemmte o<strong>der</strong> eng wurde, so scheint es, packte Pater Eric an, scheute sich nicht, auch „heilige<br />
Kühe“ anzutasten. Ob es in Münnerstadt das fast ungenutzte Haus Sankt Michael war, die Klosterkirche,<br />
<strong>der</strong> angeglie<strong>der</strong>te Verlag o<strong>der</strong> das brü<strong>der</strong>liche Miteinan<strong>der</strong>, kein Thema war für ihn tabu. Über seine<br />
Chef-Qualitäten sagt <strong>der</strong> scheidende Würzburger: „Ich pflege eine sehr offene Diskussionsatmosphäre.<br />
Wir haben immer gut gerungen, aber es wurde keine Entscheidung gegen meinen Willen getroffen.“<br />
Dabei muss <strong>der</strong> bisweilen sehr ernste Pater doch ein wenig schmunzeln. Ein Mitbru<strong>der</strong> habe es ihm<br />
einmal in ähnlicher Form bescheinigt: Er weiß, was er will, und durch sein starkes Engagement gelingt es<br />
ihm, das auch rüberzubringen. Was er anpackt, hat eben Hand und Fuß. Obwohl er nach eigenem<br />
Bekunden im Grunde seines Herzens ein absolut „Pastoraler“ war – vor seiner Wandlung zum<br />
Ordenschef.<br />
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