Sportklamotten auf Dienstreise mitnehmenwolle, für den Fall, dass sein Hoteleinen Fitnessraum habe. Seitdem gehörtSportkleidung zum Standardgepäck!Mit dem Walking tat sich Günther dennochschwer. Allen Hinweisen zum Trotzwollte ihm das nicht so richtig Spaß machen,vom Wetter mal ganz abgesehen.Im Regen mutterseelenallein durch denWald zu hetzen ist nicht unbedingt seineErfüllung. Gerade an solchen Tagenbemerkte er zudem noch zunehmendeSchmerzen in der Hüfte, die nicht ebeneinen Motivationsschub auslösten.Es half alles nichts, da musste fachmännischerRat her. Am nächsten Tag war erzum Ergometertraining <strong>im</strong> Institut undfragte gleich seinen Trainer. Der sahsich die neuen Schuhe an, konnte abernicht unbedingt einen Fehlkauf attestieren.So empfahl er eine orthopädischeUntersuchung der Füße, die ergab, dassGünther einen Spreiz-Senkfuß hat.Er erfuhr auch, dass dies bei einemsehr großen Anteil in der Bevölkerungvorherrscht, einfach deshalb, weil unsereFußmuskulatur nicht mehr ordentlichbeansprucht wird (oder <strong>im</strong> Kindesalternicht beansprucht wurde) und deshalbdas Fußgewölbe nicht stützen kann.Also alles halb so schl<strong>im</strong>m! Allerdings:Einfach so weitermachen sollte Günthernicht, denn dadurch könnten schwerwiegendechronische Schäden <strong>im</strong> Knieoder der Hüfte entstehen. Er bekamEinlagen verordnet, die für seine Sportschuheindividuell angepasst wurden.Damit konnte er sein Walking-<strong>Training</strong>beschwerdefrei fortsetzen. Doch richtigSpaß machte es noch <strong>im</strong>mer nicht.Er hatte mächtig mit seinem innerenSchweinehund zu kämpfen. Zehn dergeplanten 14 Wochen waren um und erfühlte natürlich auch, dass sich seineAusdauer durch diese Art des <strong>Training</strong>sverbessert hatte. Blieben vier Wochenbis zum Ende dieser Phase und bis zumwohlverdienten Urlaub!Diese letzten vier Wochen sollte Güntherauf Anraten des Trainers nutzen, umsich einen kleinen Vorsprung für den gutzweiwöchigen Urlaub herauszuarbeiten.Denn das war beiden klar: Im Urlaubwird wahrscheinlich das <strong>Training</strong> etwaszu kurz kommen.Günther intensivierte jetzt das Ergometertraining.Er radelte von nun an lockereine Stunde bei einer Herzfrequenz von135 bis 140, bei Laktatwerten leichtum 3 mmol/l. Die Wattanzeige meldeteam Ende Werte um durchschnittlich140 Watt. Im Vergleich zum Beginn vorsieben Monaten eine echte Steigerung!Das Walking-<strong>Training</strong> wurde ebenfallsangepasst. Da Günther nun den etwasintensiveren Teil auf dem Ergometerdurchführte, konnte er be<strong>im</strong> Walking etwasruhiger unterwegs sein.Das lag ihm besser und es ergab sichschnell, dass er auch mal gemeinsammit seiner Frau eine Runde machte. SieAbb. 22: Keine Kompromisse bei Laufschuhen -Orthopäden und Fachhändler helfen weitermit, er ohne Stöcke. Die Gehgeschwindigkeitenwaren jetzt opt<strong>im</strong>al aufeinanderabgest<strong>im</strong>mt. Keiner hatte das Bedürfnis,schneller gehen zu wollen oderdas Gefühl, gezogen zu werden.Drei Tage vor dem Urlaub traf sich Günthernoch einmal mit seinem Trainer,um die zweite Phase zu besprechen undsich letzte Tipps für den Urlaub zu holen.Beides war schnell erledigt, Günther hattesich wirklich an die <strong>Training</strong>svorgabengehalten. Der Erfolg war deutlich sichtbar,zum einen an objektiven Werten,wie Wattleistung auf dem Fahrrad, Pulsund Laktat, zum anderen auch an Günthersgesamtem Erscheinungsbild.Jetzt sollte der gute Eindruck noch miteiner Waage und der Körperfettmessungbestätigt werden. Das Gewicht warauf 82 kg gesunken. Rein gefühlsmäßighatte Günther da sicher mehr, will meinen:weniger erwartet!Die Körperfettmessung gab jetzt 22%aus. Insgesamt aber für sieben Monateohne große Entsagung (und vielen neuentdeckten Möglichkeiten) ein Ergebnis,das sich sehen lassen kann. Automatischwaren Günther und sein Trainerbei Günthers drittem Ziel: Gewichtsreduktionum fünf Kilo und Verbesserungder Blutwerte, dann langfristig Gewichtskontrolleohne Diäten.Als erfahrener Zahlenjongleur konnteGünther den Erklärungen des Trainersmühelos folgen. Günther hatte anfangseinen Körperfettanteil von 26%, was bei85 kg Körpergewicht rund 22 kg gespeichertesFett ausmacht.Jetzt wiegt er 82 kg und hat 22% Körperfett,was rund 18 kg ausmacht. Er hatalso in den sieben Monaten <strong>Training</strong> 4kg Fett abtrainiert und gleichzeitig rund1 kg an Muskulatur, Wasser und Blutvolumenzugelegt!Die 4 kg Fett hatten in der körpereigenenSpeicherform zusammen rund 30.000kcal. Diese Menge hat Günther also inden letzten Monaten nicht durch seineNahrungsaufnahme ersetzt, so dass derKörper auf seine Speicher zurückgegriffenhat. Lassen wir das <strong>Training</strong> mit seinenEffekten auf den Kalorienhaushaltnoch einmal Revue passieren:Günther absolvierte in Phase Eins 19<strong>Training</strong>seinheiten von einer StundeFettstoffwechseltraining. Jede dieser<strong>Training</strong>sstunden verbrauchte rund300 kcal zusätzlich, zusammen knapp6.000 kcal. Dann kam die zweite Phase,mit einem niedrig und einem mittel intensiven<strong>Training</strong> pro Woche.Aus der energetischen Auswertung derSpiroergometrie lässt sich ablesen,dass Günther dadurch pro Woche 850kcal zusätzlich an Energie benötigt hat(45 Minuten Rad mit rund 300 kcal und60 Minuten Walking mit rund 550 kcal).- 22 -- 23 -
Das macht in der Summe rund 22.000kcal, die ausschließlich aktiv durchmehr Bewegung umgesetzt wurden. Hinzukommt ein Effekt, der langfristig vonentscheidender Bedeutung für Günthersdrittes Ziel sein wird:Bei Männern geht man von 1 kcal pro kgKörpergewicht pro Stunde aus, so dassfür Günther ca. 2.000 kcal pro Tag zuerwarten wären. Mit dem Alter sinkt derGrundumsatz aufgrund von reduzierterMuskelmasse jedoch ab. Dies zeigt sichauch bei Günther: Gemessen wurden1.800 kcal pro Tag.Günther ist schlichtweg begeistert undauch sein Trainer bemerkt das anhaltendeStrahlen in seinem Gesicht. OhneKampf (na ja, fast...), aber in jedem Fallohne Krampf und große Entbehrungenhatte Günther sich unmerklich seinemdritten Ziel einen Riesenschritt genähert.Seine Anzughosen sprachen ja bereitseine deutliche Sprache, und jetzthatte er es schwarz auf weiß.Nach Aussage seines Trainers hat Günther,wenn er <strong>im</strong> Urlaub nicht allzu sehrüber die Stränge schlägt, nur kleine Verluste<strong>im</strong> Ausdauerbereich und vielleichteine min<strong>im</strong>ale Gewichtszunahme zuerwarten - sehr beruhigend. Immerhinwollte er sich mit seiner Frau auch malwirklich erholen!nebst Stoffwechselanalyse nach demUrlaub war rasch gefunden. Güntherwollte gern noch zwei bis drei weitereKilo seines Speicherfetts loswerden. DieMethode hat ihn restlos überzeugt!Natürlich muss <strong>im</strong> Einzelfall auch derErnährungsaspekt Beachtung finden:Hier geht es hauptsächlich darum, aufeine ausgewogene Ernährung zu achtenund vor allem unnötige Kalorienmöglichst zu vermeiden. Günther warmit ein paar „Verhaltensregeln“ bereitsgut bedient: Wenig Fett, wenig Zucker,viel Vollkornprodukte und Gemüse. Daskonnte er auch bei Geschäftsessen umsetzen,ohne sich auf die Salatbeilagebeschränken zu müssen.Als Günther am letzten Arbeitstag vordem Urlaub in die Firma ging, überraschteihn das Treiben <strong>im</strong> Eingangsbereich.Wegen der ständigen Defekte wurde nunendlich der Aufzug repariert. Das bedeutetejedoch für alle Mitarbeiter erst einmal:Treppen steigen!Zufrieden summend ging Günther diedrei Etagen bis in sein Büro hinauf.Oben angekommen, sah er den Kollegenaus dem Nachbarbüro. Schwitzend,keuchend und kaum in der Lage, die Türaufzuschließen.Günther erinnerte sich: So lange lagsein „Schlüsselerlebnis“ noch gar nichtzurück! Er lächelte und ging auf seinenKollegen zu: „Mensch Horst, Du solltestwirklich anfangen, etwas für Dich zu tun.Wie wär’s mit ein bisschen Sport? Ichkenne da ein gutes Institut...“Durch die Aktivierung der vorhandenenMuskulatur und auch durch leichtenMuskelzuwachs konnte Günther bereitsseinen Grundumsatz pro Tag um ca. 80bis 100 kcal erhöhen. Das bedeutet inden letzten drei Monaten des <strong>Training</strong>seinen zusätzlichen Kalorienverbrauchvon 7.000 bis 9.000 kcal und zwar „einfachso“, praktisch <strong>im</strong> Schlaf!Der „Grundumsatz“ beschreibt übrigensdas individuelle Min<strong>im</strong>um an Energie,das ein Mensch pro Tag benötigt, umseine elementarsten Funktionen zumLeben wie Organ-, Herz- und Hirnfunktionenund Wärmeproduktion zu erhalten.Günther hatte verstanden, dass es insgesamtauf eine ausgewogene Energiebilanzankommt, um langfristig seinGewicht halten zu können. Dabei spieltdie tägliche körperliche Aktivität eineentscheidende Rolle.Wer sich nicht bewegt, verbraucht haltentsprechend wenig Energie und darfauch nicht soviel zu sich nehmen. Ohnesein vorheriges <strong>Training</strong> hätte sich Günther<strong>im</strong> Urlaub also einiges „verkneifen“müssen, was er dank guter Grundlagennun ruhigen Gewissens genießen kann!Das sollte auch in Zukunft so bleiben,und ein Termin für einen Ausdauertest- 24 -- 25 -