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2010/2011 (deutsch) - Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin

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Was die Leutewirklich interessiertDer Tod des jungen PharaoDer ehemalige ägyptische „Minister fürAltertumsgüter“ Zahi Hawass veröffentlichte<strong>2010</strong> zusammen mit einigen Wissenschaftlern ineiner renommierten medizinischen Fachzeitschrifteine Studie zur Ursache des frühen Tods vonPharao Tutanchamun (ca. 1332 bis 1323 v. Chr.).In der Mumie hatte man DNA des MalariaerregersPlasmodium falciparum gefunden undgeschlossen, Tutanchamun sei an Malariagestorben. Röntgenuntersuchungen zeigtendarüber hinaus Knochenerweichungen, die alsZeichen einer seltenen Krankheit namens„Köhler II“ gewertet wurden.Beim Durchlesen der Veröffentlichung fielauf, dass die erhobenen Befunde zusammenmit der Familiengeschichte des Pharaos vielbesser zu der Interpretation passen, dassTutanchamun an Sichelzellanämie gestorben war.Die Sichelzellanämie oder Sichelzellkrankheitwird durch eine abnorme genetische Variante desroten Blutfarbstoffs Hämoglobin verursacht. Dieroten Blutkörperchen verstopfen die Kapillaren,und es kommt zu Gewebeschädigungen, u.a. imKnochen, die dann im Röntgenbild wie das Bildbei „Köhler II“ aussehen. Lebensbedrohliche„Krisen“ bei der Sichelzellkrankheit werdenhäufig durch Malariaanfälle ausgelöst – daherdie Kombination des Nachweises vonMalariaerregern und „Köhler II“.An Sichelzellkrankheit leidet man aber nur,wenn das abnorme Hämoglobin von beidenEltern geerbt wird; wenn also beide Gene, dieman für Hämoglobin hat, abnorm sind. Hatman nur eines, ist man gesund und sogar vortödlicher Malaria geschützt – daher kommt dasSichelzell-Hämoglobin eben nur in Malariagebietenvor. Das musste also für TutanchamunsEltern zutreffen. Zumindest von seinem VaterEchnaton weiß man, dass er ca. 50 Jahre altwurde und somit vor tödlicher Malariageschützt gewesen sein könnte.Unsere Interpretation von Tutanchamuns Toderschien vielen Experten als plausibel und lösteein ungeahntes Presseecho aus – vermutlich diepreiswerteste Öffentlichkeitskampagne, die das<strong>Institut</strong> je erfuhr.Timmann, C. und Meyer C.G., JAMA <strong>2010</strong>, 303: 2473Christian Timmann und Christian Meyer70 71

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