PEP Nr. 4 2004 - Polarity-Verband Deutschland eV
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Was hier in diesem Raum passiert war, bestätigte etwas für<br />
mich, das ich seit langer Zeit wusste, aber niemals wirklich auf<br />
der bewussten Ebene angenommen hatte, und zwar, dass es<br />
die Qualität unserer Präsenz und der Kontakt sind, die mehr<br />
als jede Methode oder System das Unmögliche möglich<br />
machen.<br />
Wenn ich an all die Menschen denke, die mich wirklich berührt<br />
haben und mein Leben verändert haben, dann sind es die,<br />
die das mit ihrer Präsenz erreicht haben. Diese Menschen, die<br />
einen tiefen und anhaltenden Eindruck in meinem Leben hinterlassen<br />
haben – angefangen von einem Lehrer der 3. Klasse<br />
und einem Sergeanten in der Marine; meine Großmutter, ein<br />
Meditations-Lehrer, ein Aikido Sensei, ein Therapeut – sie alle<br />
haben das erreicht, indem sie ihrem Geist, der Wahrheit über<br />
sich selbst erlaubten hinüber zu reichen und meinen Geist zu<br />
berühren. Nachdem ich die Kraft der Präsenz dieses Tages mit<br />
Dr. Stone erkannt und angenommen hatte, wurde er zum<br />
Meilenstein meiner Arbeit, meines Lebens und dessen was in<br />
der Lomi Schule und am Tamalpais Aikido Institut gelehrt wird.<br />
Bevor wir fortfahren, ist es notwendig über die Schwierigkeit<br />
zu sprechen, Kontakt und Präsenz zu definieren. Wir können<br />
sie erfahren, wir können sie in anderen fühlen, wir können von<br />
ihnen berührt sein, aber aufgrund ihrer präverbalen Natur ist<br />
es fast unmöglich, sie mit Worten zu beschreiben. Präsenz und<br />
Kontakt sollten die Grundlage von heilenden und pädagogischen<br />
Berufen sein, aber ohne die Erfahrung selbst fehlt uns<br />
die Sprache, sie zu beschreiben. Die Kraft von Präsenz und<br />
Kontakt liegt in der Erfahrung und kann nicht festgenagelt werden<br />
mit »dies« oder »das«. Ihr Magnetismus ist derart, dass<br />
sie direkt zum Herzen vordringen, denn sie sind die Sprache<br />
des Herzens. Wenn man Kontakt aus der lebendigen Präsenz<br />
heraus macht, dann drückt man die Essenz lebendiger Dinge<br />
aus. Es ist zutiefst die Stimme und der Ausdruck der menschlichen<br />
Seele. Wenn man über Kontakt und Präsenz schreibt,<br />
dann versucht man etwas in Worte zu fassen, was grundsätzlich<br />
eine nonverbale Erfahrung ist. Um diese Elemente körperlicher<br />
Weisheit zu verstehen, müssen wir uns vom logischen Denken<br />
freimachen und mit unserem Körper und einem offenen<br />
Herzen zuhören.<br />
Im Kontakt selbst liegt Heilkraft. Eine tief empfundene energetische<br />
Präsenz hat die Kraft, das zusammen zu bringen was<br />
aufgespalten ist, Gleichgewicht herzustellen und Klarheit aus<br />
dem Chaos. Das ist so, weil ein echter Kontakt das ans Licht<br />
bringt, was ursprünglich gut ist und die menschliche Seele<br />
beflügelt. Die Inspiration, die daraus resultiert, macht es möglich,<br />
unser Leben und das Leben, das uns umgibt, mehr zu<br />
schätzen. Ohne den Geist der Präsenz und des Kontaktes, werden<br />
unsere Handlungen flach und mechanisch. Das heißt nicht,<br />
dass Techniken unwichtig sind, aber sie sind nur effektiv in dem<br />
Maße, in dem sie uns in Berührung mit der Lebensenergie bringen,<br />
die uns Informationen liefert, heilt und stärkt.<br />
Dr. Stone floss geradezu über von Techniken und Theorien,<br />
aber sein Reichtum kam mit der Präsenz, die er in eine Situation<br />
einbrachte, zutage. Jahrzehntelang reiste er um die Welt und<br />
besuchte jeden Heiler, erforschte jedes System, das er dessen<br />
für würdig erachtete. Er pflegte immer wieder zu sagen, dass<br />
das was er tat sehr einfach sei. »Ihr müsst die Energieströme<br />
in Bewegung setzen. Ihr müsst unter das Problem, unter das<br />
Symptom gehen, um an die Wurzel der Dinge zu gelangen«,<br />
pflegte er zu sagen, während seine großen Hände beim Reden<br />
die Luft vor ihm streichelten und formten. Manchmal, wenn<br />
er das vor den Zuhörern einer Medizinschule tat, dann zog<br />
sich der PhD in mir und der MD in meinen Freunden und Kol-<br />
12<br />
dr. stone - präsenz und kontakt<br />
polarity energie post / <strong>2004</strong><br />
legen zusammen und lief rot an. Aber tief innen drin wussten<br />
wir immer, dass das was er sagte wahr ist und dass wir uns<br />
danach sehnten, es leben zu können.<br />
Wenn er gefragt wurde, wie er das mache, pflegte Dr. Stone<br />
zu sagen: »Ihr müsst die andere Person in euch drinnen fühlen.<br />
Ihr müsst ihre Gesundheit und ihre Krankheit in euch fühlen<br />
und dann wisst ihr, was ihr tun müsst und tut es einfach.<br />
Das kommt aus der Arbeit, die ihr mit euch selbst macht«. Und<br />
das war es was er tat. Er gelangte direkt zum entscheidenden<br />
Punkt einer Person, dorthin wo am meisten Leben ist und nahm<br />
dann mit dieser Stelle Kontakt auf. Manchmal kommunizierte<br />
er mit einer einzigartigen Liebe und Fürsorge, die alle Negativität<br />
und jeden Widerstand geradezu wegzuschmelzen<br />
schienen. Bei anderen Gelegenheiten konnte er scharf und<br />
schneidend sein, so wie er einmal zu jemand sagte: »Mit Ihnen<br />
ist alles in Ordnung. Sie sind einfach voller heißer Luft. Kommen<br />
Sie wieder runter vom Tisch!« Viele Leute im Raum sahen nach<br />
unten und wurden rot, wenn er das sagte, aber wir alle wussten,<br />
dass er recht hatte. Außerdem sagte er das so, dass sich<br />
garantiert etwas im Leben der Person veränderte. Es waren<br />
eben nicht die Worte, die die Kraft ausdrückten. Es war die<br />
Art, mit der er sie sagte; und das Licht und Leben kamen aus<br />
seiner körperlichen Präsenz, wenn er sie sagte.<br />
Also trotz seiner enormen Kenntnisse und Studien war es wirklich<br />
die Art, wie Dr. Stone sich in jede Situation einbrachte, die<br />
Leben und Verstehen inspirierten. In all den Jahren, die ich mit<br />
ihm zusammengearbeitet habe, sah ich ihn nie mehr als zehn<br />
oder zwölf Techniken benutzen. Er demonstrierte und lehrte<br />
unendlich viele Techniken, aber wenn er wirklich mit jemand<br />
arbeitete, verband sich seine Seele einfach mit der Seele seines<br />
Klienten. Die wenigen Techniken, die er benutzte, erschienen<br />
dabei fast nebensächlich.<br />
Um zu verstehen, was Dr. Stone meinte, wenn er sagte »die<br />
Person in sich fühlen« und »ihr müsst die Gesundheit und<br />
Krankheit innen in euch verstehen«, muss man begreifen, dass<br />
die Fähigkeit jemanden wahrzunehmen, sich mit ihm zu verbinden<br />
und ihn zu begleiten, direkt mit der Tiefe der Verbindung<br />
zu tun hat, die wir zu uns selbst haben. Dr. Stone hatte<br />
eine Meditations-Praxis und er hatte immer einen Forschungsdrang,<br />
die Natur des Lebens betreffend. Als er einmal gefragt<br />
wurde wie er gelernt hätte, was er alles tat, sagte er lächelnd:<br />
»Ich sitze bis spät in der Nacht«.<br />
Um eine verkörperte Präsenz zu entwickeln, braucht man eine<br />
Praxis, die auf irgendeine Weise den Körper einbezieht – Sitzmeditation,<br />
Martial Arts, Bewegung, Arbeit mit dem Atem,<br />
Yoga, Gehen, Tanz. Obwohl diese verschiedenen Techniken<br />
zu praktizieren uns hilft, uns in Richtung Genauigkeit und<br />
Klarheit zu bewegen, müssen wir sie letztendlich als einen Weg<br />
auf das zu praktizieren, was wir Präsenz nennen. Die Technik<br />
ist eine Tür, uns mit der Energie der Präsenz zu verbinden und<br />
von dieser Präsenz ausgehend Kontakt zu machen. Wenn Dr.<br />
Stone mit einem seiner Studenten zufrieden war, hätte er niemals<br />
gesagt, dass er die Technik korrekt anwende. Er hätte zum<br />
Beispiel gesagt: »Du wirst gut werden in dieser Arbeit. Du entwickelst<br />
dich fein.«<br />
Der Originaltext ist ein Auszug aus Richard Strozzi Heckler<br />
»Anatomy of Change: A Way to Move Through Life’s Transitions«,<br />
1993, North Atlantic Books.<br />
Wir danken Dr. Richard Strozzi Heckler für die Genehmigung<br />
von Übersetzung und Abdruck in der »pep«!<br />
Übersetzung: Regine Dermitzel, RPP, Berlin