PEP Nr. 4 2004 - Polarity-Verband Deutschland eV

zu Ressourcen, um uns Herausforderungen stellen zu können.
Das ist die gleiche Vorgehensweise wie in der Trauma-Arbeit.
Marie-Louise Muller hat in der Polarity-Ausbildung in Zürich
ein schönes Bild für ein Verständnis von Trauma-Geschehen
angeboten: Wie beim Mikado-Spielen kommen einzelne Stäbchen,
das heißt Erfahrungen, Lebensbereiche oder eben Familienmitglieder
durch den »Wurf« des Lebens, durch Schicksal
abhanden, sind »unterkoppelt« mit den anderen. Andere sind
so miteinander »überkoppelt«, dass ein Bewegen des einen
nicht möglich ist, ohne einen anderen mit zu bewegen. Die
angemessene Vorgehensweise zur Klärung ist mit Langsamkeit,
Achtsamkeit, Präsenz, Konzentration und in kleinen Schritten.
Beim Familienaufstellen haben wir es nun sehr häufig mit Traumatischem
zu tun: mit ausgeschlossenen Familienmitgliedern,
schwerem Schicksal wie frühem Tod, Krieg, Flucht, Vergewaltigung,
Trennung, Abtreibung, Verlust, Missbrauch, mit
Opfern und Tätern. Auch wenn sich die konkreten Ereignisse
oft schon vor Generationen ereigneten, so ist oft Überwältigung
ein wesentlicher Bestandteil dieser Erfahrungen.
Die verlorenen Beziehungen und Bindungen wieder zu finden,
sie wieder aufzunehmen, zu Nahes wieder auf einen gesunden
Abstand zu bringen – das sind alles Dinge, die in der
Polarity-Körperarbeit wie beim Familienstellen zentral sind.
Nach dem Polarity-Modell halte ich in mir beide Pole und finde
angemessene Vorgehensweisen, Angebote, die die Energie zwischen
den beiden Polen wieder in freien Fluss bringen können.
Wir arbeiten also am negativen Pol des Familiensystems,
wie wir bei der Trauma-Arbeit z.B. mit der direction of ease
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polarity und familienaufstellungen
polarity energie post / 2004
der Zehen als negativem Pol der langen Wasserlinien arbeiten
können.
Die Liebe zwischen Mann und Frau, Eltern und Kindern, Früheren
und Späteren, Großeltern und Enkeln kann genau so
blockiert sein wie die zwischen Hüften und Schultern oder
Nacken und Kreuzbein.
Dem Ganzen ist am meisten gedient, wenn alle, die dazugehören,
auch dazugehören dürfen, den ihnen gebührenden
Platz, die ihnen gebührende Anerkennung, Würdigung, Achtung
bekommen und Verbundenheit mit dem Ganzen haben.
Die Lösung findet sich mit Hilfe meiner Neutralität, die ich dem
System zur eigenen Ausrichtung anbiete. Wie berührend und
befreiend es ist, wenn sich bisher Getrenntes in Liebe wieder
verbindet, welcher Raum sich dabei öffnet – das kennen wir
wohl alle.
Wenn ich diesen Prozess vor dem Hintergrund der Elemente
betrachte, dann geht es oft um Wasser, das seinen Weg auf
die Erde sucht, Bindungen, die als bestehende anerkannt sein
wollen, Schmerz, der zu Ende gefühlt und ausgedrückt sein
will, und Feuer der Evolution, Verzeihlichkeit, mit klarem Weg
auf die Erde, nämlich der Wiederherstellung klarer Grenzen,
der Übernahme von Verantwortung. Ist der Boden der Tatsachen
einmal erreicht, die Struktur wiederherstellt, findet die
Energie, die Liebe, ihren Weg ganz von allein wieder.
Die Autorin (Text und Bild): Sonja Becker ist Heilpraktikerin,
Polarity Therapeutin (RPP) und Familienaufstellerin. Sie praktiziert
und unterrichtet in Berlin und Hamburg.
» Das Leben ist ein Lied. Es hat seinen eigenen Rhythmus der Harmonie. Es ist eine Symphonie von all den Dingen,
die existieren, im Dur und Moll der Polaritäten. Es fügt die Disharmonien durch Gegensätze zu einer Harmonie,
die das Ganze vereint in einer großen Symphonie des Lebens. Durch Erfahrung zu lernen in diesem Leben, sich
dieser Symphonie bewusst zu sein, die Lektionen des Lebens zu wertschätzen und zu verschmelzen mit dem Ganzen,
ist der Sinn unseres Daseins. «
Dr. Randolph Stone
POLARITY