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PEP Nr. 4 2004 - Polarity-Verband Deutschland eV

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Das Gespräch in der <strong>Polarity</strong>-<br />

Therapie nach Dr. Stone<br />

von Frank Zurmühlen<br />

»Im Himmel, der das meiste Licht empfängt,<br />

War ich, und Dinge sah ich, die zu sagen<br />

Keiner vermag, der niederkehrt von dorther;<br />

Denn auf den Spuren seines Sehnens eilt<br />

In uferlose Tiefe unser Geist<br />

Und findet, sich erinnernd, nicht zurück.«<br />

Dante, Paradiso, übersetzt von Voßler<br />

Geschult und erfahren wurde und werde ich im Bereich der<br />

Psychologie und Psychotherapie. Im letztgenanntem Bereich<br />

dominieren Therapieformen, die Sprechen als Medium benutzen<br />

im Verhältnis zu Therapieformen, bei denen am und mit<br />

dem Körper gearbeitet wird – ganz zu schweigen von Therapieformen,<br />

bei denen Ernährung eine Rolle spielt. Diese Bereiche<br />

scheinen anderen Professionen zugeordnet zu werden (Ärzten,<br />

Heilpraktikern, Physiotherapeuten, Ernährungsberatern…).<br />

Deren Vertreter wiederum scheinen oft wenig Ausbildung und<br />

Bewusstsein über das Potential der Sprache zu haben. In der<br />

traditionellen westlichen Wissenschaft und Berufsausbildung<br />

gibt es eine deutliche Trennung zwischen Körper und Geist<br />

(ganz zu schweigen von der Seele) und eine Spezialisierung<br />

in Teilbereiche, die Gesamtzusammenhänge bewusst ausklammert.<br />

Historisch sind Psychiatrie, Psychologie und Psychotherapie als<br />

explizite benannte Disziplinen auch noch recht jung. Auch klassische<br />

westliche Sichtweisen psychischer Phänomene sind körperorientiert<br />

– vgl. Typologie des Aristoteles (384-322 v. Chr.)<br />

und des Arztes Galen (130-201 n. Chr.): sanguinisch, melancholisch,<br />

phlegmatisch, cholerisch und das Mischungsverhältnis<br />

der Körpergrundbestandteile: Blut, schwarze Galle, gelbe Galle,<br />

Schleim – oder mythologisch-religiös (Besessenheit von Geistern<br />

und Dämonen).<br />

In der bisherigen deutschen Gesundheitspolitik gibt es zusätzlich<br />

das Gefälle, dass sprachliche Therapien seltener bzw. begrenzter<br />

und verhältnismäßig geringer von den Krankenkassen<br />

bezahlt werden als körperbezogene Therapien. Auch beim<br />

Klientel war bisher die Bereitschaft größer oder das Heilverständnis<br />

verbreiteter, sich bei körperlichen Problemen behandeln<br />

zu lassen (»Patient« vom lateinischen »patere« = leiden,<br />

erdulden, zulassen), als sich bewusst und offen mit einer persönlichen<br />

Problematik zu beschäftigen.<br />

Kommt man in Kontakt mit der <strong>Polarity</strong>-Therapie von Dr. Randolph<br />

Stone kann man begeistert und beeindruckt feststellen<br />

und erleben (!), dass dieser eine einheitliche, klare und systematische<br />

Sicht- und Behandlungsweise auf körperlichen, geistigen<br />

und seelischen/spirituellen Ebenen entwickelt hat. In meiner<br />

Grundausbildung lernte ich auch, dass die <strong>Polarity</strong>-Therapie<br />

auf den vier Säulen: Körperarbeit, Ernährungsweise, Yogaübungen<br />

und heilendem Gespräch besteht.<br />

Allerdings musste ich bei der Durchsicht von Literatur zur <strong>Polarity</strong>-Therapie<br />

und zum Ayurveda feststellen, dass auch hier der<br />

Bereich des Gesprächs unterrepräsentiert und häufig sehr vage<br />

28<br />

das gespräch in der polarity therapie<br />

polarity energie post / <strong>2004</strong><br />

ist. Dies ist vielleicht dadurch zu erklären, dass Ayurveda und<br />

vermutlich auch die traditionelle chinesischen Medizin, welche<br />

als Hauptwurzeln der <strong>Polarity</strong>-Therapie gelten, ihren Behandlungsschwerpunkt<br />

ebenfalls eher auf die Behandlung am<br />

Körper ausrichten, Sprache dort eher in Form von Mantren<br />

und Tönen (s. Ha-Atmung) zum Einsatz kommt. Auch die Ausbildungen,<br />

die Dr. Stone durchlief, waren eher auf die Körperebene<br />

und auf spirituelle Ebenen ausgerichtet (Osteopathie,<br />

Chiropraktik, Naturheilverfahren, Naprapathie (?), Neuropathie<br />

und Diäten; Esoterik, Religion und Mystik/Meditation 1).<br />

Damit möchte ich nicht behaupten, dass Dr. Stone Gespräche<br />

nicht zur Heilung nutzen konnte, sondern lediglich, dass in<br />

seinen Werken und den Werken seiner Nachfolger die Ebene<br />

des Gespräches nicht näher beschrieben wird.<br />

Meine Idee mit diesem Artikel ist es, jeden <strong>Polarity</strong>-Therapeuten<br />

auf diese im Schriftlichen bisher wenig repräsentierte Ebene<br />

des Gespräches bzw. der Sprache in der <strong>Polarity</strong>-Therapie nach<br />

Dr. Stone hinzuweisen und jeden von euch einzuladen sich<br />

einmal zu fragen, welche Bedeutung das Gespräch und die<br />

Sprache in Euren <strong>Polarity</strong>-Behandlungen hat:<br />

- Wann, wie und warum verwendet ihr Sprache in der<br />

<strong>Polarity</strong>-Behandlung (nicht)?<br />

- »Was sagt ihr, nachdem ihr eure Patienten begrüßt habt?«<br />

- Wie reagiert ihr auf Fragen eurer Patienten?<br />

- Welche Arten und Weise Sprache zu verwenden seht ihr?<br />

- Welche Informationen findet ihr beim sprachlichen Ausdruck<br />

der Patienten? Worauf achtet ihr dabei (nicht)?<br />

Wie nutzt ihr diese Informationen?<br />

- Wie wendet ihr welche <strong>Polarity</strong> Prinzipien hier an?<br />

- Welche Schwierigkeiten seht ihr beim Einsatz von Sprache<br />

in der <strong>Polarity</strong>-Therapie (Dr. Stone lehnte z.B. bestimmte<br />

Formen von Hypnose ab 2)?<br />

- Welche Ideen, Therapierichtungen, Techniken sind hier für<br />

euch hilfreich?<br />

- Welche Kommunikations- und Ausdrucksmittel verwendet<br />

ihr außer Sprache noch (Symbole, künstlerische Materialien,<br />

Pantomime …)?<br />

- Welche Erfahrungen habt ihr in der Rolle des Patienten<br />

mit Sprache gemacht?<br />

- Welche Literatur kennt ihr, die den Aspekt des Gespräches<br />

in der <strong>Polarity</strong>-Therapie nach Dr. Stone erwähnt?<br />

- Auf welche Weise möchtest du dich an einer Sammlung<br />

und Systematisierung von Ideen zu und Erfahrungen<br />

mit Sprache in der <strong>Polarity</strong>-Therapie beteiligen?<br />

Ich bin an euren konkreten Meinungen, Ideen und Erfahrungen<br />

interessiert. Bitte mailt mir unter: fzurmuehlen@web.de oder<br />

schreibt an: Frank Zurmühlen, Ohlengasse 1 in 37603 Holzminden.<br />

Es wäre schön, wenn dieser Artikel eine Diskussion,<br />

einen Austausch und eine Verbreitung von hilfreichen Möglichkeiten<br />

zur Folge hätte! Gerne bin ich bereit, weitere Ausführungen<br />

zu diesem Thema für die »pep« zu schreiben.<br />

Fußnoten:<br />

1 Stone, Randolph (1986). <strong>Polarity</strong> Therapy. Volume 2, pp. 234f<br />

2 Stone, Randolph (1986). <strong>Polarity</strong> Therapy. Volume 1, pp. 66f<br />

Der Autor: Frank Zurmühlen ist <strong>Polarity</strong>-Praktizierender (APP)<br />

in Holzminden.

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