PEFC auf neuen Weg gebracht - BDF
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Ein Beitrag zur<br />
Vorbildfunktion des öffentlichen Waldbesitzes?<br />
Die Buchenwälder in Deutschland haben<br />
in den vergangenen Monaten in der<br />
Diskussion um das Ausmaß von Naturschutzfunktionen<br />
im Wald eine herausragende<br />
Bedeutung gewonnen. Stichworte<br />
wie „Buchenwaldinitiative“ oder „Biodiversitätsstrategie“<br />
sind Synonyme für die<br />
Forderungen nach einem großflächigen<br />
Nutzungsverzicht von besonders naturnah<br />
bewirtschafteten Wäldern. In der<br />
Frage nach der unter ökologischen Bedingungen<br />
optimalen Buchenwaldbewirtschaftung<br />
wurde 2008 ein durch die<br />
Deutsche Bundesstiftung Umwelt finanziertes<br />
Forschungsprojekt „Nutzung ökologischer<br />
Potenziale von Buchenwäldern<br />
für eine multifunktionale Bewirtschaftung“<br />
in den Waldflächen der Hansestadt<br />
Lübeck durchgeführt.<br />
Der Stadtwald Lübeck wird bereits<br />
seit mehreren Jahren nach dem „Lübecker<br />
Modell“ bewirtschaftet, dessen zentrale<br />
Grundlage die „Prozessschutztheorie“<br />
darstellt.<br />
Hohes Maß an<br />
Naturverträglichkeit<br />
wird erreicht<br />
Die Ergebnisse des Forschungsprojektes<br />
wurden <strong>auf</strong> mehreren Veranstaltungen<br />
der forstlichen Öffentlichkeit vorgestellt.<br />
Im Ergebnis lässt sich festhalten, dass<br />
mit der in den Lübecker Wäldern praktizierten<br />
Bewirtschaftung ein hohes Maß<br />
an Naturverträglichkeit verbunden ist.<br />
Besonders die als Naturnähe- oder Urwaldzeiger<br />
fungierenden Pflanzen- und<br />
Tierarten profitieren von dem hohen Anteil<br />
an der einer natürlichen Zersetzung<br />
überlassenen Holzvorräten.<br />
Darüber hinaus wurden auch die betriebswirtschaftlichen<br />
Auswirkungen untersucht<br />
und <strong>auf</strong> einer zweitägigen Veranstaltung<br />
im März 2009 ausgiebig diskutiert.<br />
Selbst die Vorstellung vergleichender<br />
Waldbilder des Lübecker Stadtwaldes<br />
sowie „herkömmlich naturnah<br />
bewirtschafteter“ Wälder konnten keine<br />
eindeutigen betriebswirtschaftlichen Unterschiede<br />
zu Gunsten des Lübecker<br />
Modells herausstellen.<br />
Kürzlich hat nun das Bundesamt für<br />
Naturschutz (BfN) mit einer Pressemittei-<br />
lung die herausragenden Leistungen des<br />
„Lübecker Modells“ gepriesen. So spricht<br />
Frau Prof. Jessel, Präsidentin des BfN,<br />
von einer „Modellfunktion des Lübecker<br />
Stadtwaldes“ für eine zukunftsfähige Bewirtschaftung<br />
des Waldes. Es handele<br />
sich um ein „wissenschaftlich gut belegtes<br />
Beispiel der Vereinbarkeit von ökologischen<br />
und betriebswirtschaftlichen<br />
Zielen“.<br />
Diese Pressemitteilung hat nicht nur<br />
beim <strong>BDF</strong> für deutliche Missstimmung<br />
gesorgt. Seit fast einem Jahr befinden<br />
sich die forstlichen und Naturschutz-Verbände<br />
unter Federführung des BfN und<br />
des DFWR in einem konstruktiven Dialog<br />
mit dem Ziel, die unterschiedlichen Ansichten<br />
bezüglich der Naturschutzanforderungen<br />
an eine naturnahe Waldbewirtschaftung<br />
<strong>auf</strong> einer sachlichen Ebene zu<br />
diskutieren und möglichst eine Kompromisslinie<br />
zu finden.<br />
Beweis für betriebswirtschaftlichen<br />
Vorteil fehlt,<br />
Verhältnis zwischen<br />
Forstwirtschaft und Naturschutz<br />
ist unnötig belastet<br />
Der Stadtwald in Lübeck vertritt seit Jahren<br />
die Grundsätze einer bewusst <strong>auf</strong><br />
ökologische Ziele ausgerichteten Waldbewirtschaftung.<br />
Viele Diskussionen sind<br />
seither geführt worden, die sicherlich<br />
auch viele gute Aspekte zu Tage gefördert<br />
haben. Wenn das Lübecker Modell<br />
aber eines nicht geschafft hat, dann den<br />
Beweis dafür zu liefern, dass dieses Modell<br />
auch betriebswirtschaftliche Vorteile<br />
gegenüber einer „herkömmlich naturnahen“<br />
Waldbewirtschaftung <strong>auf</strong>weist, trotz<br />
der vielfältig durchgeführten Studien von<br />
Universitäten, Landesanstalten und<br />
Sachverständigen!<br />
Das viel gelobte Konzept ist weit davon<br />
entfernt, ein Konsensmodell zwischen<br />
Ökologie und Ökonomie darzustellen<br />
und beschwert durch die Art der<br />
Berichterstattung das sich gut entwickelnde<br />
Verhältnis zwischen Forstwirtschaft<br />
und Naturschutz.<br />
Im Sinne eines ernst zu nehmenden<br />
Dialogprozesses sollten beide Seiten,<br />
Naturschutz ebenso wie Forstwirtschaft,<br />
<strong>auf</strong> öffentliche Äußerungen mit derart viel<br />
Sprengstoff und derart wenig wissenschaftlicher<br />
Basis verzichten. ■<br />
FORSTPOLITIK<br />
<strong>BDF</strong>aktuell 10•2009 11