PEFC auf neuen Weg gebracht - BDF
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FORSTPOLITIK<br />
Das Reichstagsgebäude<br />
in Berlin –<br />
Sitz des deutschen<br />
Bundestages<br />
8 <strong>BDF</strong>aktuell 10•2009<br />
Offener Brief an die Abgeordneten<br />
des 17. Deutschen Bundestages<br />
Sehr geehrte Damen und Herren Abgeordnete<br />
des Bundestages,<br />
die Ergebnisse der Bundestagswahl<br />
liegen nunmehr vor. Jetzt gilt es für Sie,<br />
eine stabile und handlungsfähige Regierung<br />
zu bilden und den Wählerwillen in<br />
die Tat umzusetzen. Die Herausforderungen<br />
der nun beginnenden Legislaturperiode<br />
sind enorm. Stichworte wie „Finanzkrise“,<br />
„Steuerreform“, „Gesundheitsreform“<br />
oder „Pisastudie“ zeigen die<br />
Reichweite der von der <strong>neuen</strong> Bundesregierung<br />
zu fällenden Entscheidungen.<br />
Auch der Bereich Forst- und Umweltpolitik<br />
ist reich an brisanten Themen,<br />
wie etwa die Gestaltung des „Kyoto-Folgeprozesses“<br />
oder die notwendigen Gegenmaßnahmen<br />
zur Eindämmung der<br />
Folgen des Klimawandels oder die „Energiewende“.<br />
Hier fordert der Bund Deutscher<br />
Forstleute (<strong>BDF</strong>) zukunftsweisende Entscheidungen:<br />
1. Novellierung des Bundeswaldgesetzes<br />
(BWaldG)<br />
a. Qualifikation<br />
Nur gut ausgebildete Forstleute können<br />
die unterschiedlichen Anforderungen<br />
an den Wald koordinieren und in die<br />
Nutz- und Schutzkonzepte integrieren.<br />
Daher fordert der <strong>BDF</strong> den ausschließlichen<br />
Einsatz von Personal (bei Betriebsleitung,<br />
Betriebsführung, forstpraktischen<br />
Arbeiten), das die erforderliche Ausbildung<br />
bzw. Qualifikation erfolgreich abgeschlossen<br />
hat. Dabei muss gewährleistet<br />
sein, dass die zu betreuenden Flächengrößen<br />
eine kompetente Betreuung auch<br />
ermöglichen.<br />
b. Definition Ordnungsgemäße<br />
Forstwirtschaft<br />
Die ordnungsgemäße Forstwirtschaft soll<br />
u. a. in folgenden Punkten konkret gefasst<br />
werden (siehe Kasten <strong>auf</strong> Seite 10):<br />
• Langfristigkeit und Nachhaltigkeit der<br />
forstlichen Produktion<br />
• Verjüngung mit standortgerechten<br />
Baumarten<br />
• Verzicht <strong>auf</strong> den Einsatz gentechnisch<br />
modifizierten Saat- und Pflanzgutes<br />
• Grundsätzlicher Verzicht <strong>auf</strong> den Einsatz<br />
von Pflanzenschutzmitteln<br />
• Schutz der Waldböden und Bestände<br />
durch den Einsatz angemessener<br />
Technik<br />
• bedarfsgerechte Walderschließung<br />
• den Waldökosystemen angepasste<br />
Wildbestände<br />
• ausreichender Umfang von Alt- und<br />
Totholzanteilen<br />
c. Verkehrssicherungspflicht<br />
Aus Naturschutzgründen ist ein höherer<br />
Anteil von Alt- und Totholz in unseren<br />
Wäldern notwendig. Allerdings darf der<br />
Waldbesitzer nicht für die dadurch erhöhte<br />
Unfallgefahr zur Verantwortung<br />
gezogen werden. Daher schlagen wir folgende<br />
Formulierung vor:<br />
„Das Betreten des Waldes erfolgt <strong>auf</strong><br />
eigene Gefahr. Durch die Betretungsbefugnis<br />
werden keine zusätzlichen Sorgfalts-<br />
oder Verkehrssicherungspflichten<br />
begründet. Insbesondere besteht keine<br />
Haftung für typische, sich aus der Natur<br />
ergebende Gefahren. Zu den naturtypischen<br />
Gefahren zählen insbesondere<br />
solche, die von lebenden und toten Bäumen,<br />
sonstigem Aufwuchs oder der Beschaffenheit<br />
der Bodenoberfläche ausgehen.“<br />
d. Vorbildfunktion öffentlicher Wälder<br />
Die Vorbildfunktion öffentlicher Wälder<br />
muss im Bundeswaldgesetz verankert<br />
werden. Die Vorbildfunktion bezieht sich<br />
hierbei nicht nur <strong>auf</strong> die Schutz-, Erholungs-<br />
und Bildungsfunktion sondern<br />
ebenso <strong>auf</strong> die effiziente, kostenbewusste<br />
und zeitgemäße Bewirtschaftung.<br />
2. Mindestlohn für die<br />
Forstwirtschaft<br />
Auch in der Forstwirtschaft agieren zunehmend<br />
Firmen, die in ihren Heimatlän-<br />
dern ein niedrigeres Lohnniveau haben.<br />
Um forstlichen Lohnunternehmen die<br />
Möglichkeit zu erhalten, qualifiziertes Personal<br />
einzusetzen, hochwertige Arbeit zu<br />
leisten und dabei wettbewerbsfähig zu<br />
bleiben, ist ein Mindestlohn in der Forstwirtschaft<br />
notwendig.<br />
3. „Brett oder Brennwert“:<br />
Gesamtkonzept zum Umgang<br />
mit natürlichen Ressourcen<br />
Wir brauchen ein schlüssiges Gesamtkonzept<br />
zum Umgang mit unseren natürlichen<br />
Ressourcen, in dem Ökonomie,<br />
Ökologie und soziale Aspekte gleichwertig<br />
nebeneinander stehen. Es muss von<br />
allen Betroffenen mitgetragen werden<br />
und darf weder Nutzer noch Schützer<br />
diffamieren.<br />
Ressortstrategien (Nachhaltigkeitsstrategien<br />
für stoffliche und energetische<br />
Nutzung, Biodiversitätsstrategie, Waldstrategie<br />
2020 in Vorbereitung) sind nicht<br />
mehr zeitgemäß.<br />
4. Erlöse aus Verk<strong>auf</strong> von<br />
Emissionszertifikaten für<br />
deutschen Wald<br />
Nach Kapitel 3.4 des Kyotoprotokolls<br />
wurde der deutsche Wald als CO 2 -Senke<br />
anerkannt. Die Anstrengungen der Forstleute<br />
für den Aufbau klimastabiler Wälder,<br />
auch zum Erhalt der Senkenfunktion,<br />
müssen honoriert und unterstützt<br />
werden.<br />
Erlöse aus dem Verk<strong>auf</strong> von Emissionszertifikaten<br />
müssen daher auch für<br />
die besonders vom Klimawandel betroffene<br />
Forstwirtschaft <strong>auf</strong>gewendet werden.<br />
Wir fordern Sie <strong>auf</strong>, Ihrer Verantwortung<br />
für eine nachhaltige Forst- und Umweltpolitik<br />
gerecht zu werden und in dem anstehenden<br />
Koalitionsvertrag diesbezüglich<br />
klare Aussagen zu treffen.<br />
Für die Umsetzung dieser Ziele und<br />
das Konzipieren von Lösungen steht Ihnen<br />
der Bund Deutscher Forstleute als<br />
sachkompetenter Ansprechpartner jederzeit<br />
gern zur Verfügung. ■