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Interkulturelle Kompetenzen für das Auslandspraktikum

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Internationalisierungskompetenzen<br />

<strong>für</strong> die berufliche Erstausbildung im<br />

erweiterten Europa<br />

Fit <strong>für</strong> Europa<br />

<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong><br />

<strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

FIT FÜR<br />

MITTEL-OST-EUROPA<br />

Fit <strong>für</strong> MOE<br />

MITTEL-OST- EUROPA<br />

Ein Teilprojekt der EQUAL-<br />

Entwicklungspartnerschaft<br />

FORUM.OST


Handreichung/Erprobungsfassung:<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong><br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Internationalisierungskompetenzen <strong>für</strong> die berufliche<br />

Erstausbildung im erweiterten Europa<br />

Autoren: Musa Dağdeviren<br />

Klemens Lüchtefeld<br />

1


Impressum<br />

Autoren: Musa Dağdeviren<br />

Klemens Lüchtefeld<br />

Bezirksregierung Detmold<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft und Berufsbildung (EU-GWB)<br />

Waldweg 20<br />

32760 Detmold<br />

Telefon 05231 71-4515<br />

Fax 05231 71-4570<br />

Homepage: www.eu-gwb.brdt.nrw.de<br />

E-Mail: eu-gwb-brdt@t-online.de<br />

Ansprechpartner:<br />

Klemens Lüchtefeld<br />

Dr. Heinrich Pingel-Rollmann<br />

Dors-Lothar Prokob<br />

IHK-Akademie Ostwestfalen GmbH<br />

Elsa-Brandström-Straße 1 - 3<br />

33602 Bielefeld<br />

Telefon 05251 1559-30<br />

Fax 05251 1559-530<br />

Homepage: www.ihk-akademie.de<br />

E-Mail: stefanie.pohl@ihk-akademie.de<br />

Ansprechpartnerin: Stefanie Pohl<br />

Gefördert durch <strong>das</strong> Bundesministerium <strong>für</strong> Arbeit und Soziales und den<br />

Europäischen Sozialfonds<br />

2


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

eine praxisorientierte Handreichung <strong>für</strong> interkulturelle Trainings und die Vermittlung<br />

von Internationalisierungskompetenzen <strong>für</strong> die berufliche Erstausbildung im erweiterten<br />

Europa<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Seite<br />

1. Vorbemerkung 4<br />

2. Einführung<br />

2.1 Einleitung mit Beschreibung des Equal-<br />

6<br />

Projektkontextes<br />

6<br />

2.2 <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenzvermittlung in der beruflichen<br />

Bildung<br />

7<br />

3. Konzeption der Handreichung 9<br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

12<br />

4.1 Was ist Kultur?<br />

12<br />

4.2 <strong>Interkulturelle</strong> Situation<br />

15<br />

4.3. Einflussfaktoren in der interkulturellen Begegnung 17<br />

4.4 Kulturstandards und Kulturdimensionen<br />

18<br />

4.5 <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

22<br />

4.6 Bereiche interkultureller Irritationen<br />

24<br />

4.6.1 Werteorientierungen, soziale Gruppierungen und Beziehungen<br />

25<br />

4.6.2 Sprachliche (verbale) und nichtsprachliche (nonverbale)<br />

Kommunikation<br />

26<br />

4.6.3 Verhaltensmuster, Sitten und Bräuche, Normen, Rollen 27<br />

4.7 7 Merksätze<br />

28<br />

5. Das <strong>Auslandspraktikum</strong> 29<br />

5.1. Anpassungsprozesse bei Auslandsaufenthalten –<br />

Akkulturation<br />

30<br />

5.2. Drei Phasen des Auslandpraktikums<br />

34<br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren 42<br />

6.1 <strong>Interkulturelle</strong>s Lernen<br />

42<br />

6.2 Ein interkulturelles Training<br />

43<br />

7. Abschluss – ein letzter Hinweis<br />

52<br />

8. Literaturliste, Sites und Links etc. 53<br />

9. Anhang 57-91<br />

3


1. Vorbemerkungen<br />

Die vorliegende Handreichung „<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong>“<br />

ist im Rahmen des Teilprojekts „Fit <strong>für</strong> MOE“ (MOE = Mittel- und Osteuropa)<br />

der Entwicklungspartnerschaft EQUAL FORUM.OST entstanden, die die Erweiterung<br />

der Internationalisierungskompetenz in der Region Ostwestfalen-Lippe zum Ziel hat.<br />

Weitere Teilprojekte werden auf den Internetseiten des Projektes www.forum-ost.de<br />

vorgestellt und erläutert. Dort sind auch Informationsmaterialien, Präsentationen,<br />

Anmeldeformulare und dieser Bericht als Download eingestellt.<br />

Das Projektteam „Fit <strong>für</strong> MOE“ besteht aus der EU-Geschäftsstelle der Bezirksregierung<br />

Detmold und der IHK-Akademie Ostwestfalen GmbH.<br />

Zur Sicherung der Nachhaltigkeit des Projektes besteht ein Netzwerk von Berufskollegs<br />

und Unternehmen, <strong>das</strong> durch den Austausch der Ergebnisse von Auslandsaufenthalten<br />

die individuellen und betrieblichen Effekte fördert und verbreitet. Durch<br />

Good-Practice-Veranstaltungen sowie Veröffentlichung ausgewählter Praktikantenberichte<br />

wird der Wissens- und Erfahrungstransfer gesichert.<br />

Der vorliegende Baustein wurde in enger Kooperation mit Musa Dağdeviren erarbeitet,<br />

der auch die Workshops <strong>für</strong> die Vorbereitung, Durchführung und Auswertung <strong>für</strong><br />

Auslandpraktika durchgeführt hat. Die interkulturellen Grundlagen und ein interkulturelles<br />

Trainingskonzept mit den relevanten Materialien sind in den Kapiteln 4 bis 9<br />

dargestellt.<br />

Das Projekt ermöglicht Auszubildenden ein mehrwöchiges Praktikum im Ausland.<br />

Die Projektmitarbeiterinnen und -mitarbeiter unterstützen die interessierten jungen<br />

Leute bei der Suche nach einem geeigneten Ausbildungsbetrieb, sie begleiten die<br />

Vorbereitung sowie <strong>das</strong> Praktikum organisatorisch und inhaltlich und steuern die finanzielle<br />

Förderung.<br />

Diese vorliegende praxisorientierte Handreichung mit Bausteinen zur interkulturellen<br />

Kompetenz bei der Vorbereitung, Durchführung und Auswertung eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s,<br />

ist gedacht <strong>für</strong>:<br />

� Auszubildende, die ein <strong>Auslandspraktikum</strong> absolvieren<br />

� Schülerinnen und Schüler, die ein betriebliches <strong>Auslandspraktikum</strong> absolvieren<br />

wollen<br />

� Lehrerinnen und Lehrer an berufsbildenden Schulen/Berufskollegs<br />

� Fachpersonal in der betrieblichen Aus- und Weiterbildung<br />

� <strong>für</strong> Projektverantwortliche und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren in EU-<br />

Projekten (Leonardo, Projekt Lebenslanges Lernen).<br />

Ziel der Handreichung ist es, die <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz der Praktikantinnen und<br />

Praktikanten sowie der Fachkräfte zu steigern und ihnen „Instrumente“ <strong>für</strong> <strong>das</strong> interkulturelle<br />

Lernen an die Hand zu geben.<br />

4


Es soll helfen, eigen- und fremdkulturelle Orientierungen kennen zu lernen und eigene<br />

Deutungs- und Handlungsmuster zu erweitern, um im Praktikum vor Ort sich orientieren<br />

und bewusster in interkulturellen Situationen agieren zu können.<br />

Lehrerinnen und Lehrern sowie Fachkräften in der Aus- und Weiterbildung und anderen<br />

Multiplikatorinnen und Multiplikatoren wird ein Trainingsmodell an die Hand gegeben,<br />

mit dessen Hilfe sie die Praktikantinnen und Praktikanten <strong>für</strong> ihre Auslandsaufgabe<br />

vorbereiten können.<br />

Wir hoffen, <strong>das</strong>s dieses Handbuch Ihnen hilft, Orientierung, Strukturierung und eine<br />

gefestigte Beweglichkeit <strong>für</strong> Ihre Arbeit in interkulturellen Zusammenhängen zu erhalten.<br />

Bei Ihren weiteren interkulturellen Tätigkeiten wünschen wir Ihnen viel Erfolg - und<br />

auch Spaß.<br />

Wir bedanken uns bei dem Projektteam, <strong>das</strong> es uns ihr Vertrauen ausgesprochen<br />

und uns den verantwortungsvollen und interessanten Auftrag gegeben hat, dieses<br />

Handbuch zu erstellen.<br />

Und wir möchten auch allen unseren Dank aussprechen, die uns bei der Fertigstellung<br />

dieser Arbeit unterstützt haben.<br />

Einen besonderen Dank möchten wir den Kollegen des Forschungsschwerpunkts<br />

„<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz“ der Fachhochschule Köln aussprechen. Denn einige<br />

zentrale Ideen dieser Handreichung basieren auf Ergebnissen und Erkenntnissen<br />

aus dieser Zusammenarbeit.<br />

Wir bedanken uns bei allen Kolleginnen und Kollegen der beteiligten Schulen und bei<br />

Andrea de Groot <strong>für</strong> die Korrektur dieser Handreichung.<br />

Detmold, Köln im Dezember 2007<br />

Musa Dağdeviren<br />

Klemens Lüchtefeld<br />

5


2. Einführung<br />

In internationalen und interkulturellen Zusammenhängen zu arbeiten ist heutzutage<br />

alltäglich geworden. Aber auch als etwas Alltägliches stellt eine derartige Zusammenarbeit<br />

besondere Herausforderungen an die interkulturell tätigen Personen.<br />

Menschen mit ihren individuellen Eigenarten und verschiedenen kulturellen Prägungen<br />

kommen zusammen und wollen gemeinsam berufliche Ziele erreichen.<br />

Kulturell geprägte Arbeitsstile oder unterschiedliche Auffassungen von Teamarbeit<br />

treffen aufeinander und verlangen nach einer permanenten Abstimmung, damit eine<br />

konstruktive Zusammenarbeit und eine erfolgreiche Kommunikation gelingen können.<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kooperation und die damit verbundenen Begegnungen von Menschen<br />

mit verschiedenen Orientierungshintergründen erfordern die Entwicklung einer Sensibilität<br />

<strong>für</strong> den Einfluss von eigener und fremder Kultur auf die Zusammenarbeit.<br />

Diese Handreichung zur interkulturellen Kompetenz <strong>für</strong> Auslandspraktika richtet sich<br />

an Praktikantinnen und Praktikanten sowie Fachpersonal. Da die Praktikantinnen<br />

und Praktikanten ihre Praktika in verschiedenen Staaten Mittel-und Osteuropas absolvieren,<br />

wird auf die kulturellen Orientierungen dieser Länder etwas mehr eingegangen.<br />

Jedoch kann dieses Handbuch auch als Grundlage <strong>für</strong> eine kulturallgemeine<br />

<strong>Kompetenzen</strong>twicklung genutzt werden.<br />

2.1. Einleitung mit Beschreibung des Equal Projektkontextes<br />

Wie in fast allen deutschen Regionen verkaufen die Unternehmen in Ostwestfalen-<br />

Lippe einen immer größeren Teil ihrer Produkte und Dienstleistungen ins Ausland.<br />

Bis 2006 ist die Exportquote in der Region auf mehr als 33 Prozent gestiegen.<br />

Das Projekt „Fit <strong>für</strong> MOE“ (MOE steht <strong>für</strong> Mittel- und Osteuropa) verbindet die Bedürfnisse<br />

der hiesigen Wirtschaft mit dem Know-how der jungen Leute aus den neuen<br />

EU-Ländern und den angrenzenden Staaten. „Wir heben <strong>für</strong> die Unternehmen<br />

Schätze, die bisher zu wenig Beachtung finden“, sagt einer der Projektinitiatoren.<br />

In einem Netzwerk aus Berufskollegs, Unternehmern, Industrie- und Handelskammern,<br />

Weiterbildungsträgern, Bezirksregierung und der regionalen Initiative <strong>für</strong> Beschäftigung<br />

vermitteln sie unter anderem Auszubildenden Praktika im europäischen<br />

Ausland. In den Berufskollegs hat „Fit <strong>für</strong> MOE“ ein Netz von 25 Beratern <strong>für</strong> Auslandspraktika<br />

aufgebaut. Bis Ende 2008 haben sie den Azubis in der hiesigen Region<br />

6


über 80 Auslandspraktika in 16 Ländern vermittelt und da<strong>für</strong> Fördergelder eingeworben.<br />

In den Unternehmen, Schulen und Berufskollegs zeigt „Fit <strong>für</strong> MOE“ Chancen bei<br />

unseren europäischen Nachbarn und wirbt <strong>für</strong> Auslandspraktika. Bis Anfang 2007 hat<br />

<strong>das</strong> Projekt 1200 Geschäftsführer/innen, Exportleiter/innen und andere Fachkräfte in<br />

600 Unternehmen über die Länder Mittel- und Osteuropas, deren Märkte, die dortigen<br />

Exportchancen und Praktikumsangebote informiert. 34 kleine und mittlere Unternehmen<br />

(KMU) mit zusammen 4700 Beschäftigten hat „fit <strong>für</strong> MOE“ bei Marktauftritt<br />

und -erschließung in unseren östlichen Nachbarländern mit Marktanalysen und der<br />

Vermittlung neuer Geschäftspartner geholfen. In den Unternehmen bieten die Mitarbeiter/innen<br />

des Projekts Trainings und Workshops an, in denen die Beschäftigten<br />

über die Märkte im östlichen Ausland informiert und <strong>für</strong> die dortigen Gepflogenheiten<br />

sensibilisiert werden. Unter dem neuen Stichwort „Diversity Management“ entwickeln<br />

viele große Unternehmen Konzepte <strong>für</strong> den Umgang mit der kulturellen und sozialen<br />

Vielfalt in ihren Belegschaften. Immer mehr wird diese als Wert erkannt, der zum Erfolg<br />

eines Unternehmens beitragen kann. Vermittelt von „Fit <strong>für</strong> MOE“ treffen sich<br />

regelmäßig zehn Geschäftsführer von Betrieben aus Ostwestfalen und Lippe mit dem<br />

gleichen Ziel: Sensibilisierung <strong>für</strong> personelle Vielfalt und interkulturelle Öffnung von<br />

Unternehmen.<br />

Machen auch Sie mit, damit die Erstausbildung in OWL so international wird wie<br />

Märkte und Kunden!<br />

Der Projektbaustein „Fit <strong>für</strong> MOE“ setzt sich zum Ziel, die Internationalisierungskompetenzen<br />

der betrieblichen Erstausbildung zu stärken. Die Projektpartner der EU-<br />

Geschäftsstelle der Bezirksregierung Detmold und der IHK Akademie Ostwestfalen<br />

entwickeln gemeinsam ein Programm zur Sensibilisierung von Lehrkräften der Berufskollegs<br />

als Multiplikatoren. Auszubildende führen Kurzpraktika in Mittel- und Osteuropa<br />

durch und erweitern ihre Fachkenntnisse und interkulturellen <strong>Kompetenzen</strong>.<br />

Darüber hinaus werden neue Lernmaterialien zum Thema EU-Osterweiterung erstellt.<br />

Weitere Informationenfinden Sie unter: www.forum-ost.de<br />

2.2 <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenzvermittlung in der beruflichen Bildung<br />

Fit <strong>für</strong> MOE – Zielsetzungen und <strong>Kompetenzen</strong> des interkulturellen Trainingsbausteins<br />

<strong>für</strong> Auszubildende<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Lernangebote findet man gegenwärtig außer in der Schule und der<br />

Jugendarbeit insbesondere in den Bereichen Wirtschaft und Politik. Die Entwicklung<br />

interkultureller Trainings in der beruflichen Bildung steckt in Deutschland noch weitgehend<br />

in den Kinderschuhen. Viele der eingesetzten Trainingstypen und –module<br />

stammen aus den USA, wo sie in den 60er und 70er Jahren nicht primär zum Zweck<br />

der Auslandsvorbereitung entwickelt wurden, sondern um Lösungen der Multikulturalitäts-Problematik<br />

in den USA zu schaffen.<br />

In Deutschland befasst man sich erst seit den achtziger Jahren intensiver mit der<br />

Konzeption interkultureller Lernprogramme. Auch die Zahl der ausgebildeten Trainer<br />

7


ist noch relativ gering, da entsprechende Studiengänge ebenfalls erst ab den späten<br />

achtziger Jahren eingerichtet wurden.<br />

Nachstehende Übersicht über die derzeit am häufigsten verwendeten Trainingstypen<br />

erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, sondern dient eher der Orientierung.<br />

Grundsätzlich unterscheidet man zwischen Trainings, die abgekoppelt von der Lern-<br />

und Arbeitssituation stattfinden (etwa im Sinne von Weiterbildungsmaßnahmen: „offthe-job“)<br />

und Trainings- bzw. Betreuungsmaßnahmen, die vor Ort am Arbeitsplatz<br />

durchgeführt werden („on-the-job“). Trainings-off-the-job wiederum werden inhaltlich<br />

danach kategorisiert, ob sie allgemein-kultursensibilisierend oder kulturspezifisch<br />

ausgerichtet sind. Methodisch unterscheidet man zwischen konventionellen dozentenbezogenen<br />

und eher teilnehmerzentrierten, handlungs- und erfahrungsorientierten<br />

Unterrichts- bzw. Seminarformen:<br />

vgl.: Jürgen Bolten, <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, 2003<br />

In den vorliegenden Handreichungen wird auf alle Typen zurückgegriffen. Die konzipierten<br />

Bausteine können flexibel zur Vorbereitung, Durchführung und Auswertung<br />

interkultureller Erfahrungen während eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s eingesetzt werden.<br />

Welche der Trainingstypen im Einzelfall gewählt werden, hängt nicht zuletzt von der<br />

jeweiligen Zielgruppe und den Trainingsbedingungen ab. So werden beispielsweise<br />

Rollenspiele mit fiktiven Handlungskontexten von Führungskräften erfahrungsgemäß<br />

weniger akzeptiert als von Jugendlichen in der beruflichen Ausbildung, während letztere<br />

nicht unbedingt <strong>für</strong> kulturtheoretische Fragestellungen zu begeistern sind. Im<br />

Projekt „Fit <strong>für</strong> MOE“ hat sich herausgestellt, <strong>das</strong>s sich aus der unmittelbar bevorstehenden<br />

Realisierung eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s gerade auch <strong>für</strong> diese eher kulturtheoretischen<br />

Themen gute Lernchancen <strong>für</strong> Jugendliche ergeben. Daher finden sich<br />

8


diese in den spezifischen Aufgabenstellungen in den <strong>für</strong> die jeweiligen Auszubildenden<br />

individuell konzipierten Lernsituationen wieder (vgl. die einschlägigen Praktikumsberichte).<br />

3. Konzeption der Handreichung<br />

Früher gingen die Lehrlinge auf die Walz. Jetzt qualifizieren sich Auszubildende im<br />

<strong>Auslandspraktikum</strong>.<br />

Frankreich, England, Italien und inzwischen auch Polen, Litauen, Ungarn, Norwegen,<br />

Island… . 26 Länder Europas und die Türkei stehen Azubis offen. Mit insgesamt sieben<br />

Milliarden Euro unterstützt die Europäische Union Schulpartnerschaften Austauschprogramme,<br />

Studienaufenthalte und Azubis, die einen Teil Ihrer Lehre im Ausland<br />

absolvieren wollen. Nach dem Berufsbildungsgesetz dürfen Auszubildende bis<br />

zu einem Viertel ihrer Lehrzeit in einem ausländischen Betrieb oder Berufsbildungszentrum<br />

verbringen. Einzige Voraussetzung: Der Auslandsaufenthalt muss dem<br />

Zweck der Ausbildung dienen: Das kann ein Sprachkurs sein oder ein Praktikum, in<br />

dem man erfährt, wie die Betriebe der eigenen Branche in anderen Ländern arbeiten.<br />

Viel Geld und große Chancen, die bisher wenige junge Leute nutzen: Nur rund jeder<br />

und jede 100. der etwa 1,6 Millionen Azubi geht bisher <strong>für</strong> einige Zeit ins Ausland.<br />

Wer mitmacht, erhöht seine Chancen auf einen Job anderswo und in der Heimat.<br />

Deutschland ist Exportweltmeister. Die deutschen Unternehmen verdienen immer<br />

mehr Geld mit dem Verkauf ihrer Produkte und Dienstleistungen im Ausland. Wer die<br />

Sprache der Kunden im Ausland spricht, die Märkte kennt und weiß wie die Abnehmer<br />

in Polen, Tschechien, Litauen oder Spanien „ticken“, ist bei den Arbeitgebern<br />

gefragt.<br />

Diese Handreichung möchte einen kleinen Beitrag dazu leisten, interkulturell kompetent<br />

mit Menschen aus anderen Kulturkreisen erfolgreich zusammenarbeiten zu können.<strong>Interkulturelle</strong><br />

Kompetenz wird jedoch nicht nur so verstanden, <strong>das</strong>s <strong>das</strong> ganze<br />

Verhalten von Personen durch Kultur erklärt wird. Sondern der Leser wird auch immer<br />

wieder darauf aufmerksam gemacht, <strong>das</strong>s die Individualität und der situative<br />

Kontext in dem Menschen sich begegnen ebenfalls zu berücksichtigen ist. Denn interkulturelle<br />

Kommunikation findet nicht zwischen Kulturen, sondern zwischen Menschen<br />

statt.<br />

Theoretische Grundlagen <strong>für</strong> den Themenbereich interkulturelle Kommunikation,<br />

praktische Kenntnisse und Hinweise <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong> und ein Leitfaden <strong>für</strong><br />

ein interkulturelles Kompetenz-Training bilden die Hauptteile dieses Buches.<br />

Die einzelnen Kapitel behandeln folgende Themen:<br />

Im vierten Kapitel „<strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation – Grundlagen“ wird der theoretische<br />

Hintergrund mit praktischen Beispielen und einzelnen Übungen vorgestellt.<br />

9


Im fünften Kapitel „<strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong>s“ werden die<br />

Anpassungsprozesse während eines beruflichen Auslandsaufenthalts im Allgemeinen<br />

beschrieben.<br />

Schwerpunkt dieses Abschnitts bildet die Zuordnung der kulturellen Aspekte zu den<br />

Praktikumphasen Vorbereitung, Durchführung und Rückkehr. Zu den einzelnen Phasen<br />

werden auch zentrale Handlungsempfehlungen ausgesprochen. Wobei diese<br />

nicht als <strong>das</strong> richtige Verhalten zu deuten sind. Die Zuordnung ist zur schnellen Übersicht<br />

tabellarisch dargestellt. Erfahrungen und Erlebnisse der Praktikantinnen und<br />

Praktikanten ergänzen diesen Teil.<br />

Im sechsten Kapitel „<strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren“ wird eine Konzeption<br />

<strong>für</strong> ein interkulturelles Training vorgestellt, welches auf die affektiven, kognitiven<br />

und verhaltensbezogen Lerndimensionen Bezug nimmt.<br />

Zu dem Trainingsprogramm befindet sich im Anhang umfangreiches Lehrmaterial<br />

und <strong>für</strong> ein vertiefendes Studium eine Literaturliste.<br />

Ziele des Kompetenzerwerbs:<br />

- Kulturspezifische Verhaltensmuster erkennen und deuten können<br />

- Hintergründe kulturspezifischer Verhaltensweisen kennen<br />

- sich interkulturell adäquat /lösungsorientiert verhalten können<br />

Folgende weitere <strong>Kompetenzen</strong> werden mit dem Einsatz der Bausteine angestrebt:<br />

Akkommodationsfähigkeit<br />

Aneignung von Kommunikations- und Interaktionsregeln derjenigen Kultur, in die<br />

man seinen Lebensmittelpunkt verlagert hat. Die eigenen Werte und Denkweisen<br />

werden dabei nicht aufgegeben.<br />

Ambiguitätstoleranz<br />

Fähigkeit, <strong>das</strong> Spannungsverhältnis zwischen unvereinbaren Gegensätzen und<br />

Mehrdeutigkeiten „aushalten“ zu können.<br />

Dissensbewusstsein<br />

Ein voreiliger oder zwanghaft herbeigeführter Konsens wirkt langfristig in der Regel<br />

negativ, weil er (kulturelle) Unterschiede nur verdeckt, aber nicht beseitigt. Unterschiedliche<br />

Positionen und Standpunkte bewusst zu halten, ist dementsprechend<br />

wichtig, um eine Akzeptanz aller Beteiligten herbeiführen zu können.<br />

Empathie<br />

Einfühlungsvermögen in Bezug auf die Befindlichkeiten und Denkweisen der fremdkulturellen<br />

Partner.<br />

Flexibilität<br />

Bereitschaft, Neues zu lernen, seine eigenen Denk- und Verhaltensschemata zu korrigieren;<br />

Fähigkeit, sich auf ungewohnte/ fremde Situation schnell einstellen zu können,<br />

Spontaneität<br />

10


.<br />

Fremdsprachenkenntnis<br />

Sprache und Kultur bedingen sich wechselseitig, so<strong>das</strong>s die Kenntnis der Zielkultursprache<br />

auch über den reinen Höflichkeitsgestus hinaus unverzichtbar ist, um die<br />

Kultur verstehen zu können.<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Lernbereitschaft<br />

Bereitschaft, interkulturelle Situationen als Lernsituationen und nicht als Bedrohung<br />

oder notwendiges Übel betrachten. Dies sollte verknüpft sein mit einer Neugierde auf<br />

Fremdes.<br />

Kommunikationsfähigkeit<br />

Vermögen, initiativ auf andere zugehen und Kommunikationsnetzwerke errichten zu<br />

können. Dies gilt vor allem dann, wenn Situationen problematisch erscheinen und<br />

man sich am liebsten zurückziehen würde.<br />

vgl u.a.: Jürgen Bolten, <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, 2003<br />

11


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation<br />

- Grundlagen<br />

4.1 Was ist Kultur?<br />

Wenn man sich mit <strong>Interkulturelle</strong>r Kommunikation beschäftigt, stellt sich sehr schnell<br />

die Frage, was denn eigentlich Kultur ist.<br />

Menschen haben zum Teil sehr unterschiedliche Art und Weisen entwickelt, um ihr<br />

Leben zu gestalten, die Erfordernisse der Umwelt zu bewältigen und ihre Arbeit zu<br />

organisieren. Diese Verhaltensweisen und Bewältigungsstrategien wurden dann<br />

immer weiter tradiert, aber auch immer wieder verändert und an sich verändernde<br />

Situationen angepasst.<br />

Es entwickelte sich so mit der Zeit ein System, <strong>das</strong> dem Menschen als Individuum und<br />

in der Gruppe zum Überleben half. Dieses System kann als Kultur bezeichnet werden.<br />

In der folgenden Definition von Alexander Thomas wird dies zusammenfassend<br />

wiedergegeben:<br />

Kultur ist ein universelles, <strong>für</strong> eine Gesellschaft, Organisation und Gruppe aber<br />

sehr typisches Orientierungssystem.<br />

Es beeinflusst <strong>das</strong> [alltägliche] Wahrnehmen, Denken, Werten und Handeln aller<br />

ihrer Mitglieder.<br />

vgl.: Alexander Thomas in: <strong>Interkulturelle</strong>s Management, 2002<br />

Kultur wird hier nicht als eine Norm festgelegt, die es zu erreichen gilt. Sondern, <strong>das</strong>s<br />

jeder Mensch in eine Kultur hineingeboren wird und durch die Sozialisation werden<br />

Konventionen, Denkmuster, zwischenmenschliches Verhalten und Wahrnehmen<br />

internalisiert. Man spricht hier auch von einer Enkulturation.<br />

Bei dieser Definition wird auch klar hervorgehoben, <strong>das</strong>s Kultur ein „Leitsystem“ bildet,<br />

womit Menschen sich schnell in verschiedenen Situationen orientieren und relativ<br />

sicher handeln können.<br />

Die Betonung liegt hierbei auf Orientierung. Dies bedeutet, <strong>das</strong>s der Mensch nicht<br />

durch die Kultur determiniert wird. Sonst müssten sich alle Menschen aus einem<br />

Kulturkreis fast exakt gleich verhalten.<br />

Außerdem wird deutlich, <strong>das</strong>s Kultur nicht ausschließlich ethnisch oder national<br />

verstanden wird, sondern <strong>das</strong>s auch verschiedene Gesellschaften (Land, Stadt),<br />

Organisationen (Industrieunternehmen, Altenpflegeheim) oder auch Gruppen<br />

(Politikerinnen und Politiker, Fußballerinnen und Fußballer, Jugendliche, Erwachsene)<br />

eigene kulturelle Prägungen entwickeln.<br />

Jeder größere Kulturkreis bildet und entwickelt vielfältige Subkulturen. Große<br />

nationale Kulturkreise sind beispielsweise der deutsche, polnische oder tschechische.<br />

Diese Kulturkreise sind jedoch nicht einheitlich gestaltet. Es gibt in allen Ländern<br />

1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

regionale, sprachliche, traditionelle Variationen, die wiederum kleinere kulturelle<br />

Einheiten bilden. Kultur ist immer ein buntes Mosaik.<br />

!<br />

� Erklärungen und zu nationalen Kulturen können und sollen Tendenzen beschreiben,<br />

die mit einer erhöhten Wahrscheinlichkeit angetroffen werden können.<br />

� Es ist daher größte Vorsicht und Achtsamkeit geboten, wenn Menschen oder Gruppen<br />

kulturelle Eigenschaften oder Charakteristika zugeschrieben werden.<br />

� Letztendlich geben Tendenzen keine 100%’ige Auskunft über <strong>das</strong> Denken, Fühlen und<br />

Handeln einer einzelnen Person.<br />

Im zweiten Teil der Definition von Kultur wird erläutert, <strong>das</strong>s Kultur auf folgenden drei<br />

Ebenen gleichzeitig wirkt:<br />

affektiv (gefühlsbetont), kognitiv und verhaltensorientiert.<br />

Folgendes Beispiele soll dies verdeutlichen:<br />

Sie haben einen Dachdeckerbetrieb und haben einen Kandidaten zum<br />

Bewerbungsgespräch eingeladen. Wenn bei der Begrüßung der Bewerber Ihnen die<br />

Hand reicht und nach Ihrem Empfinden zu leicht zudrückt, wird dies augenblicklich<br />

wahrgenommen und vielleicht als unangenehm eingestuft. (affektiv)<br />

Dann machen Sie sich „ein Bild“ über den anderen Menschen und stufen ihn vielleicht<br />

als schwach ein. (kognitiv)<br />

Die Konsequenz kann sei, <strong>das</strong>s der „schwache“ Bewerber <strong>für</strong> ihre Handwerksbetrieb<br />

nicht geeignet erscheint und Sie stellen ihn nicht ein. (Verhalten)<br />

Das Wahrnehmen, Denken und Handeln sind nach dieser Definition sehr stark<br />

kulturell geprägt. Menschen lernen in einem kulturellen Umfeld beispielsweise, worauf<br />

geachtet werden soll und was vernachlässigt werden kann. Was gefährlich sein<br />

könnte und was ungefährlich ist.<br />

Ein Hund wird in Deutschland nicht unbedingt als eine Gefahr wahrgenommen.<br />

In anderen Ländern wird der Hund nicht behandelt wie ein „Familienmitglied“.<br />

Konsequenzen des weiten Kulturverständnisses<br />

Wenn wir Kultur so weit definieren wie oben erläutert, stellen sich folgende<br />

Konsequenzen ein :<br />

� Kultur ist in erster Linie ein Gewusst-Wie und nicht ein Gewusst-Warum<br />

� kulturelle Orientierungen werden in einem lebenslangen Lernprozess<br />

bewusst und vor Allem unbewusst erworben und verändert<br />

� Kultur ist nicht zeitlos, sondern dynamisch und unterliegt einem<br />

ständigen Veränderungsprozess<br />

� Kultur ist ein Gruppenphänomen und der Mensch gehört gleichzeitig<br />

verschiedenen kulturellen Gruppen an<br />

� Kultur ist daher nur ethnisch oder national<br />

2


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Bei dieser Auflistung ist deutlich hervorzuheben, <strong>das</strong>s zwar Kultur Orientierungsleistungen<br />

in den Bereichen Handlungsfähigkeit, persönliche Identität und<br />

Gruppenzugehörigkeit gibt. Jedoch der kulturelle Lernprozess zum größten teil<br />

unbewusst erfolgt. Daher werden uns eigene Verhaltensweisen und Werte sehr oft<br />

im Kontakt mit Menschen aus fremden Kulturen bewusst.<br />

Die Eisberganalogie<br />

Auf der anderen Seite nimmt jemand, der sich im Ausland oder einem fremden<br />

Kulturkreis aufhält, <strong>das</strong> Verhalten von Menschen und Artefakte (Produkte) bewusster<br />

wahr als der/die Einheimische. Was sich aber der direkten Wahrnehmung entzieht,<br />

sind Wertkonzepte und Basisannahmen, die <strong>das</strong> Verhalten und die Einstellungen des<br />

anderen beeinflussen.<br />

Dies trifft jedoch nicht nur bei der Fremdkultur zu, sondern in der eigenen Kultur fehlt<br />

auch sehr oft die Kenntnis darüber, auf welchen Konzepten unser Denken und<br />

Handeln aufgebaut ist.<br />

Wann wird beispielsweise gesiezt und wann geduzt? Wann wird zwischen den beiden<br />

Anredeformen gewechselt? Wie sind die Regeln da<strong>für</strong> und worauf beruhen sie? Wie<br />

habe ich Sie gelernt?<br />

Um diese Bestandteile von Kultur zu verbildlichen eignet sich <strong>das</strong> Eisbergmodell.<br />

Symbole<br />

Erscheinungsbild<br />

Verhalten<br />

Normen<br />

Werte<br />

Basisannahmen<br />

Abb. 1 Kultur als Eisberganalogie [s. Anhang 5]<br />

wahrnehmbare<br />

äußere Kultur<br />

(perceptas)<br />

tragende<br />

verdeckte Kultur<br />

(konceptas)<br />

Dieses Eisbergmodell stellt also einen Teil dar, der mit den Sinnen wahrgenommen<br />

werden kann. Beispielsweise kann ein Ausländer/ eine Ausländerin Symbole wie eine<br />

Fahne, Firmenlogos sehen, Gerichte schmecken, Begrüßungsformen beobachten und<br />

nachahmen.<br />

3


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Dies sind Bestandteile von Kultur, die auch bei kurzen Auslandsaufenthalten schnell<br />

erkannt werden können und auch im Gedächtnis bleiben.<br />

Wie in einem Praktikumbericht auf die Fragestellung was denn nach dem Praktikum<br />

mit Polen in Verbindung gebracht wird, wurde u.a. genannt Plattenbauten,<br />

traumhaftes Essen oder schlechte Strassen. Dies sind allesamt Artefakte eines<br />

Kulturkreises.<br />

In einem anderen Praktikumbericht wurde erwähnt, <strong>das</strong>s es durchaus üblich ist in<br />

Polen, die Straßenschuhe auszuziehen und mit bereitgestellten Hausschuhen die<br />

Wohnung zu betreten oder Kaffee mit Salz anzubieten. Hier wird ebenfalls ein<br />

kulturelles „sichtbares“ Verhalten beschrieben.<br />

Der Teil des Eisberges „unter Wasser“, der auch den größeren Teil ausmacht, ist der<br />

Wahrnehmung nicht direkt zugänglich. Werte und implizite Normen bleiben erst<br />

einmal verdeckt. Bilden jedoch <strong>das</strong> Konzept einer Kultur und sind daher von enormer<br />

Wichtigkeit. Die Bedeutung, <strong>das</strong> „Warum“ eines Verhaltens oder einer Norm kann<br />

daher nur durch Kommunikation, Thematisieren oder Lesen erschlossen werden. Der<br />

kulturelle Unterbau muss sich - besonders bei kurzen Aufenthalten - kognitiv und<br />

bewusst erarbeitet werden.<br />

Fragestellungen in diesem Zusammenhang könnten sein:<br />

Wie denken die Menschen über Religion? Woran glauben sie? Wie religiös sind sie?<br />

Was sind die Werte in der Kindererziehung? Weswegen werden Berufsleben und<br />

privates Leben sehr stark vermischt? Weswegen werden geschmückte Stoffpuppen<br />

im Frühling öffentlich verbrannt?<br />

4.2 <strong>Interkulturelle</strong> Situation<br />

Wenn beispielsweise ein Praktikant beim Empfang durch den Geschäftsführer einer<br />

polnischen Firma mit „Willkommen in der Watarski-Familie“ begrüßt wird, kann der<br />

Praktikant erst einmal aus seinem Wertesystem her diese Aussage einordnen. Er<br />

ordnet diese Aussage oder die gesamte Situation aus der „Unter Wasser-Perspektive“<br />

seines Eisbergs ein. Der Prozess Wahrnehmen, Interpretieren, Bewerten und<br />

Handeln erfolgt erst mal aus der eigenen kulturzentristischen Perspektive.<br />

In Arbeitszusammenhängen könnte so eine Aussage besonders <strong>für</strong> Deutsche<br />

befremdlich erscheinen, als ein untypisches Verhalten auffallen und negativ irritieren.<br />

Genauso könnte diese Art der Begrüßung auch als sehr freundlich empfunden werden<br />

und somit eine angenehme Nähe aufbauen. Also positiv auffallen, so wie es in dem<br />

beschriebenen Fall auch gewesen ist.<br />

Was der Gastgeber mit diesen Worten tatsächlich verbindet, kann vorerst nur<br />

interpretiert werden.<br />

Hier wird von einer interkulturellen Situation gesprochen.<br />

In einer interkulturellen Situation treffen Angehörige zweier verschiedener Kulturen mit<br />

verschiedenen Entwürfen der Wirklichkeit und unterschiedlichen Normen- und Wertesystemen<br />

aufeinander.<br />

Bei dieser Begegnung wird jede Person zur gleichen Zeit mit zwei Kulturen<br />

konfrontiert: der eigenen und der fremden.<br />

In der Situation kann ein Gefühl der Fremdheit herrschen.<br />

4


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Wenn die Situation als angenehm empfunden wird, kann die Kommunikation /Interaktion<br />

als erfolgreich bezeichnet werden.<br />

Wenn jedoch <strong>das</strong> Zusammentreffen der beiden Gesprächspartner als befremdlich<br />

aufgefasst wird, dann wird diese Situation als irritierend wahrgenommen.<br />

In diesem Fall wäre eine Irritation entstanden aufgrund von kulturell unterschiedlichen<br />

Haltungen.<br />

Person<br />

von<br />

Kultur A<br />

geprägt<br />

Abb. 2 <strong>Interkulturelle</strong> Irritation<br />

Person<br />

von<br />

Kultur B<br />

geprägt<br />

nach: Grosch/Leenen/Groß<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Situationen bewirken, <strong>das</strong>s man auch mit seiner eigenen Kultur<br />

konfrontiert wird. Eigene Verhaltensweisen und Konventionen werden in der<br />

Begegnung mit einem Menschen aus einer anderen Kultur genauso bewusst, und<br />

nicht nur <strong>das</strong> Verhalten des anderen.<br />

Es treten Situationen auf, in denen <strong>das</strong> „Normale“ und Erwartete nicht eintritt oder<br />

verändert auftritt .<br />

Hierzu die Aussage eines Praktikanten aus Deutschland, der in Polen den KFZ-<br />

Betrieb Watarski besuchte:<br />

“’Herzlich Willkommen in der Watarski-Familie!’, so begrüßte mich am ersten Tag der<br />

Chef der Firma. Solch eine Begrüßung zu erfahren gab ein tolles Gefühl, da derartige<br />

Verhaltensweisen gegenüber ‚Neuen’ in Deutschland nicht gerade an der<br />

Tagesordnung sind.“<br />

5


!<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

4.3 Einflussfaktoren in der interkulturellen Begegnung<br />

In den bisherigen Ausführungen und Erklärungen lag der Fokus auf den kulturellen<br />

Einflussfaktoren bei einer Begegnung von zwei Angehörigen aus verschiedenen<br />

Kulturen. Jedoch kann nicht alles aus der kulturellen Prägung eines Menschen<br />

abgeleitet werden.<br />

Dies würde dem widersprechen, was anfangs erwähnt wurde, <strong>das</strong>s Kultur ein<br />

Orientierungssystem bietet, aber einen Menschen nicht determiniert. Wenn nur aus<br />

dieser Perspektive - sozusagen mit der Kulturbrille - eine interkulturelle Begegnung<br />

interpretiert wird, würde eine sogenannte kulturalistische Position eingenommen<br />

werden. Dies kann die Möglichkeiten sehr einschränken, um eine Situation<br />

ganzheitlich erfassen zu können und adäquat handeln zu können.<br />

Neben dem „Faktor“ Kultur können noch mindestens zwei Größen auf die<br />

Kommunikation Einfluss nehmen.<br />

Einmal die persönliche Eigenart und die individuellen Eigenschaften des<br />

Gesprächspartners/ der Gesprächspartnerin. Beispielsweise kann die<br />

Gesprächspartnerin sehr schüchtern sein und deswegen leise sprechen. Und nicht<br />

weil sie eine Aussiedlerin aus Kasachstan ist.<br />

Zum anderen spielt die Situation in der die Kommunikation stattfindet eine erhebliche<br />

Rolle. Die Gesprächspartnerin könnte beispielsweise auch leise sprechen, weil <strong>das</strong><br />

Gespräch in einer Bibliothek stattfindet und man möchte die anderen Personen nicht<br />

stören.<br />

Wie man an diesem einfachen Beispiel sieht, kann eine interkulturelle Begegnung aus<br />

ganz verschiedenen Perspektiven interpretiert werden.<br />

Einflussfaktoren in der interkulturellen Begegnung<br />

Abb. 3<br />

kulturelle Prägung persönliche Eigenarten<br />

K P<br />

S<br />

situativer Kontext<br />

nach: Grosch/Leenen/Groß<br />

Diese drei Faktoren sich immer wieder bewusst zu machen und zwischen<br />

diesen die Balance aufrecht zu erhalten ist eine fundamentale Fähigkeit <strong>für</strong><br />

die interkulturelle Kompetenz.<br />

6


Übung:<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Hallo, wie geht's?<br />

Magda ist eine polnische Praktikantin. Sie nimmt an einem deutschpolnischen<br />

Berufsprojekt teil und ist seit zwei Wochen in<br />

Deutschland.<br />

Auf einer Party lernt Magda Petra, eine deutsche Auszubildende,<br />

kennen. Darauf hin entwickelt sich folgender Dialog:<br />

Petra: Hallo wie geht´s?<br />

Magda: Ganz gut. Bin ein bisschen müde. Aber vielleicht wird die<br />

Party ganz gut.<br />

Petra: Ja hoffentlich, aber woher kommst du eigentlich?<br />

Magda: Ich komme aus Polen....<br />

Petra: Du sprichst aber gut Deutsch. Was machst du hier?<br />

Magda: Ich mache ein Praktikum.<br />

Petra: Und wie lange bleibst du noch hier?<br />

Magda: Ich weiß noch nicht. Mal sehen...<br />

Petra: Ach so. Und nach dem Praktikum, was hast du dann vor?<br />

Das Gespräch verläuft in ähnlicher Form weiter. Magda beantwortet<br />

die Fragen höflich, fühlt sich aber unwohl.<br />

Versuchen Sie bitte die oben geschilderte Situation nach dem KPS-Modell zu<br />

analysieren!<br />

4.4 kulturelle Orientierungen<br />

vgl. www.ikkompetenz.thueringen.de/ca/polen/index.htm<br />

Im alltäglichen Umgang miteinander begegnen sich nicht Kulturen, sondern Menschen<br />

mit ihrem kulturellen Hintergrund. Wie diese Menschen kommunizieren und was sie<br />

als richtig-falsch oder gut-schlecht einordnen ist größtenteils kulturell geprägt.<br />

Diese sozusagen pragmatischen, handlungsorientierten Merkmale von Kultur, die<br />

angeben, welche Verhaltensformen normal und welche nicht mehr normal sind, und<br />

welche zu sanktionieren sind und was lobenswert ist, werden als Kulturstandards<br />

bezeichnet. Sie sind sozusagen die Beschreibungsparameter einer Kultur.<br />

Kulturstandards sind zentrale Merkmale des kulturspezifischen Orientierungssystems [...], die<br />

von der Mehrzahl der Mitglieder einer bestimmten Kultur als normal, selbstverständlich, typisch,<br />

verbindlich angesehen werden.<br />

vgl. A. Thomas in: <strong>Interkulturelle</strong>s Management, 2002<br />

Das Alltagsleben wird durch ein System von Vorerwartungen, die in der Sozialisation<br />

erlernt und internalisiert worden sind, gesteuert und bewältigt. Vorerwartungen sind<br />

von Kultur zu Kultur verschieden. „Üblichkeitserwartungen“ gibt es <strong>für</strong> alle<br />

Verhaltensbereiche, beispielsweise <strong>für</strong> Verhaltensabläufe (Begrüßung), soziales<br />

Zusammenkommen (Sitzordnung) und soziale Rollen (z.B. Vorgesetzte/ Vorgesetzter/<br />

Praktikant/ Praktikatin). Kulturstandards helfen Angehörigen einer Kultur<br />

handlungsfähig zu bleiben.<br />

7


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Hierzu ein kurze Sequenz aus dem beruflichen Kontext.<br />

die guten alten TOP's<br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Herr Berger der deutsche Abteilungsleiter beruft ein Meeting um 9.30 Uhr mit seinen russischen<br />

Mitarbeitern ein. Nachdem alle eingetroffen sind stellt Herr Berger seine heutige Agenda vor.<br />

Nachdem sie um 12.30 Uhr mit den TOP’s durch seien, könnten sie ja gemeinsam zu Mittag<br />

essen.<br />

Was wird hier deutlich über die „Üblichkeitserwartung“ von Herrn Berger?<br />

Er gibt die Tagesordnungspunkte vor. Er hat anscheinend auch die Uhrzeiten exakt<br />

festgelegt. Und wenn diese sachliche Themen abgearbeitet worden sind, dann<br />

möchte er gemeinsam mit den anderen, zusammen essen gehen. Wie „üblich“ in<br />

Deutschland.<br />

Anhand dieses kleinen Ausschnitts aus einer interkulturellen Arbeitssituation können<br />

zwei Kulturstandards benannt werden, die mit erhöhter Wahrscheinlichkeit in der<br />

deutschen Arbeitswelt anzutreffen sind: eine starke Tendenz zur Sachlichkeit (die<br />

Tagesordnungspunkte stehen im Vordergrund) und die Trennung von dienstlicher<br />

Tätigkeit und Freizeitaktivitäten (Arbeitszeit = Meeting / Freizeitaktivität = Essen).<br />

In den Praktikumberichten wurde von den Praktikantinnen bzw. Praktikanten<br />

auffallend oft erwähnt, <strong>das</strong>s viel gemeinsam mit der Gastfamilie aber auch mit den<br />

Kolleginnen und Kollegen nach Dienstschluss unternommen wurde. Dies wurde als<br />

sehr angenehm, herzlich und gastfreundlich von den PraktikantInnen beschrieben.<br />

Hier können zwei andere Kulturstandards, die in Polen (aber auch tendenziell in den<br />

MOE-Staaten) höchstwahrscheinlich anzutreffen sind, identifiziert werden: der<br />

persönliche Kontakt, <strong>das</strong> Sich-kennenlernen durch gemeinsame Aktivitäten und die<br />

Vermischung von beruflichen und privaten Kontext.<br />

Kulturstandards: berufliche Sachlichkeit (bS) - persönlicher Kontakt (pK)<br />

erst <strong>das</strong> Berufliche, dann <strong>das</strong> Private (BP) - Berufliches und Privates vermischt(BPv)<br />

Anzahl derer,<br />

<strong>für</strong> die diese Ausprägung zutrifft<br />

Abb. 4<br />

Deutschland MOE-Staaten<br />

bS Ausprägung der o.g. Standards pK<br />

BP BPv<br />

8


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Die Abbildung gibt wieder, <strong>das</strong>s der Mittelwert der jeweiligen Verteilungskurve<br />

verschieden gelagert ist. Die Tendenz zu den Kulturstandards „persönlicher Kontakt“<br />

und „Vermischung von Privat und Beruf“ ist im MOE-Kulturkreis stärker ausgeprägt als<br />

in Deutschland. Der Mittelwert stellt sozusagen ein Stereotyp der betreffenden Kultur<br />

dar.<br />

!<br />

Wenn Aussagen über kulturtypische Verhaltensweisen gemacht werden, gelten diese immer nur<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Mittelwert in einer Kultur (s. Abbildung). Es gibt selbstverständlich immer<br />

Abweichungen dazu. Die Intention ist: der Standard in dieser Kultur ist so. Einzelne Personen<br />

können davon erheblich abweichen, ja diesen Standard vielleicht sogar bewusst ablehnen. So<br />

gibt es z.B. auch sehr beziehungsorientierte Deutsche und sehr sachliche Polen. Wir können also<br />

nur von einer erhöhten Wahrscheinlichkeit ausgehen.<br />

Solche sogenannten Kulturstandards sollten auch während eines zeitlich kurzen<br />

<strong>Auslandspraktikum</strong>s identifiziert und in der interkulturellen Zusammenarbeit<br />

berücksichtigt werden. Das Erkennen und Ermitteln derartiger zentraler<br />

Kulturstandards hilft, wichtige Aspekte einer Kultur zu verstehen und erfolgreich<br />

zusammenzuarbeiten.<br />

Hierbei geht es nicht nur um die Beschäftigung mit den kulturellen Standards der<br />

anderen, sondern auch um <strong>das</strong> bewusste Wahrnehmen und Erkennen solcher<br />

Merkmale in der eigenen Kultur.<br />

In der folgenden Tabelle werden zentrale kulturelle Orientierungen aufgelistet, die<br />

<strong>für</strong> die Vor- oder Nachbereitung eines Auslandaufenthalts in MOE-Ländern hilfreich<br />

sein können. Mit den sogenannten Kulturdimensionen wird in der Forschung versucht,<br />

die Vielzahl von Verhaltensweisen und Konventionen in verschiedenen Kulturen in<br />

Oberbegriffen zusammen zu fassen.<br />

9


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Damit möchte man grundlegende Werte und Prioritäten einordnen. Mit Hilfe dieses<br />

Polaritätsmodells kann ein Profil zur Wahrnehmung der eigenen und fremden Kultur<br />

erstellt werden.<br />

kulturelle Orientierungen<br />

Universalismus Partikularismus<br />

Regeln haben <strong>für</strong> alle Gültigkeit es gibt viele Ausnahmen von der Regel<br />

es gilt was im Vertrag steht es wird viel gefeilscht und gehandelt<br />

Sachorientierung Beziehungsorientierung<br />

<strong>das</strong> Thema und die Sache stehen im Vordergrund zwischenmenschliche Nähe wichtig<br />

Funktion vor Person Geselligkeit , Person vor Funktion<br />

Spezifische Beziehung diffuse Beziehung<br />

Privates und Berufliches eher getrennt Privates und Geschäftliches vermischt sich<br />

monochrone Zeitauffassung polychrone Zeitauffassung<br />

auf Pünktlichkeit wird Wert gelegt Flexibilität bei Terminen<br />

eher lineares, sequentielles Arbeiten paralleles Arbeiten<br />

kleine Machtdistanz große Machtdistanz<br />

Statusunterschiede sind klein und Statusunterschiede sind groß<br />

durch Leistung zu rechtfertigen und werden wie von naturgegeben akzeptiert<br />

Delegation von Verantwortung<br />

Individualismus Kollektivismus<br />

Betonung des Individuums und seiner Bedürfnisse starke Orientierung an der sozialen Gruppe,<br />

der man angehört<br />

niedrige hohe<br />

Unsicherheitsvermeidung Unsicherheitsvermeidung<br />

ungewisse unbekannte Situationen sind interessant ungewisse unbekannte Situationen sind bedrohlich<br />

hohe Risikobereitschaft geringe Risikobereitschaft, Besitzstandswahrung<br />

große Unterschiede geringe Unterschiede<br />

der Geschlechterrollen der Geschlechterrollen<br />

Mann und Frau haben ganz getrennte Bereiche Mann und Frau können auch im öffentlichen Raum<br />

besonders im öffentlichen Raum gemeinsam arbeiten und auftreten<br />

direkte Kommunikation indirekte Kommunikation<br />

Informationen werden explizit gegeben Informationen werden stark in den Kontext eingebettet<br />

Probleme und Beschwerden werden Probleme werden „verpackt“ und nonverbale<br />

offen angesprochen Kommunikation wird benutzt<br />

Aufgabe:<br />

Versuchen Sie mit einem Kollegen/ einer Kollegin (am besten aus einem anderen<br />

Land) zwischen jeweils den beiden Dimensionen einzuschätzen, wie stark in Ihrer und<br />

in der Kultur ihres Kollegen/ ihrer Kollegin diese Dimension ausgeprägt ist. Wenn Sie<br />

dann Ihre Positionspunkte vertikal verbinden, erhalten Sie ein Profil von beiden<br />

Einschätzungen. So können Sie erkennen, an welchen Stellen die Wahrnehmung der<br />

eigenen und der fremden Kultur sehr stark abweichen oder sich sehr ähneln.<br />

Benutzen Sie dazu jedoch gemeinsam ein Arbeitsblatt (Anhang 14).<br />

10


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4.5 <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Um in einem fremden Land, einer fremden Kultur erfolgreich arbeiten und<br />

kommunizieren zu können und sich in einem fremden Kulturraum sicher bewegen zu<br />

können, bedarf es gewisser persönlicher Fähigkeiten.<br />

Die kulturelle Vielfalt und die daraus resultierenden neuen Eindrücke und eventuellen<br />

Irritationen und Probleme erfordern auch die Entwicklung von neuen Sichtweisen und<br />

Handlungsfähigkeiten.<br />

Ausgehend davon, <strong>das</strong>s interkulturelle Kommunikation nicht zwischen Kulturen<br />

stattfindet, sondern zwischen Individuen, die an verschiedenen Bedeutungssystemen<br />

teilhaben, besteht <strong>das</strong> Hauptziel darin, eine tragfähige Kommunikation herstellen zu<br />

können.<br />

Dieser in diesem Zusammenhang genutzte Begriff „<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz“<br />

umfasst „ein Set von Fähigkeiten, die es einer Person ermöglichen, in einer kulturellen<br />

Überschneidungssituation unabhängig, kultursensibel und wirkungsvoll zu handeln.“<br />

Grosch/Leenen; Bausteine, Bundeszentrale, 1998, S. 29-46<br />

In vielen Forschungsarbeiten wurde versucht, diese Fähigkeiten und Eigenschaften<br />

genauer zu bestimmen. Daraus ergaben sich folgende am meisten genannten<br />

Elemente. Unten sind die einzelnen Fähigkeiten in vier Kompetenzbereiche aufgeteilt:<br />

Abb. 5<br />

individuelle<br />

<strong>Kompetenzen</strong><br />

Fach-<br />

kompetenzen<br />

interkulturelle<br />

Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse<br />

soziale<br />

<strong>Kompetenzen</strong><br />

<strong>Interkulturelle</strong><br />

Kompetenz<br />

11


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

individuelle<br />

<strong>Kompetenzen</strong><br />

Ambiguitätstoleranz<br />

Metakommunikationsfähigkeit<br />

verhaltensbezogene<br />

und emotionale<br />

Flexibilität<br />

personale Autonomie<br />

Empathie<br />

Kontaktfreudigkeit<br />

Belastbarkeit<br />

soziale <strong>Kompetenzen</strong><br />

Differenzierte<br />

Selbstreflexion<br />

Dissensbewußtsein<br />

Realistische<br />

Selbsteinschätzung<br />

Fähigkeit zur<br />

Perspektivenübernahme<br />

Fähigkeit, wechselseitig<br />

befriedigende<br />

Beziehungen aufzunehmen<br />

und zu erhalten<br />

interkulturelle Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse<br />

eigen-, fremd- und interkulturelle<br />

Prozesse erkennen und deuten<br />

können<br />

Kenntnisse über Kulturmodelle<br />

Bewusstsein der generellen<br />

Kulturabhängigkeit des Denkens,<br />

Deutens und Handelns<br />

Akkomodationsfähigkeit<br />

Vertrautheit mit Akkulturationsvorgängen<br />

Sprachkompetenz und<br />

Fremdsprachenkenntnisse<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Vorerfahrungen<br />

Fachkompetenzen<br />

vgl. u.a. Jürgen Bolten, <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, 2003<br />

Eine besondere Fähigkeit soll hier hervorgehoben werden. Nämlich die Kompetenz<br />

zur Metakommunikation. Dies bedeutet über Kommunikationsprozesse<br />

kommunizieren zu können und Irritationen und Probleme, die im interkulturellen<br />

Handeln auftreten, mit allen Beteiligten früh genug und (kulturell) angemessen<br />

thematisieren zu können.<br />

Neben den obengenannten Kompetenzbereichen richten sich die benötigten<br />

<strong>Kompetenzen</strong> natürlich auch nach dem Berufsfeld, in dem gearbeitet wird.<br />

Selbstverständlich muss beispielsweise eine Krankenschwester ganz andere<br />

fachliche <strong>Kompetenzen</strong> mitbringen als ein KFZ-Mechatroniker.<br />

Im Arbeits- oder Praktikumzusammenhängen sei darauf hingewiesen, <strong>das</strong>s gerade<br />

die fachspezifische Kenntnis und der fachliche Austausch ein wichtiges und<br />

Gemeinsamkeit schaffendes Element während eines Auslandsaufenthaltes ist.<br />

Die obengenannten Fähigkeiten könnten als besonders differenzierte und um die<br />

kulturelle Komponente ergänzte Sozialkompetenzen zusammengefasst werden.<br />

Für die Einsätze im Ausland, besonders die die längerfristiger sind, gilt es die<br />

obengenannten <strong>Kompetenzen</strong> beispielsweise durch Trainings (s. Kapitel 5) zu<br />

erkennen und zu entwickeln.<br />

An dieser Stelle sei nochmals erwähnt, <strong>das</strong>s es wichtig ist, in einer interkulturellen<br />

Begegnung nicht alles unter dem kulturellen Aspekt - quasi durch die Kulturbrille - zu<br />

betrachten und zu interpretieren. Dann könnte sehr schnell eine gewisse<br />

„Kulturtrance“ eintreten. Sondern wie in den Abschnitten vorher erwähnt, die<br />

persönlichen Eigenarten des Gesprächspartners nicht zu übersehen und sich auch<br />

mit dem situativen Kontext auseinander zusetzen (s. 3.3 KPS-Modell).<br />

12


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

4.6 Bereiche interkultureller Irritationen<br />

Die folgende Aufgliederung der verschiedenen Bereiche, in denen kulturell<br />

begründete Irritationen sich ergeben können, kann eine Hilfestellung und<br />

Strukturierung <strong>für</strong> irritierende oder merkwürdige Situationen während eines<br />

Auslandsaufenthalts bieten. Diese Strukturierungshilfe kann natürlich auch als ein<br />

Reflexionsinstrument <strong>für</strong> die eigene kulturelle Orientierung genutzt werden.<br />

Die einzelnen ausgewählten „Kategorien“ haben nicht den Anspruch auf<br />

Vollständigkeit, sondern stellen eine dem Zweck dieses Handbuchs dienliche Auswahl<br />

dar. Daher weicht sie auch in einzelnen Punkten von der Darstellung im Anhang ab<br />

(Anhang 11). Die detaillierte Besprechung aller einzelnen Komponenten und deren<br />

Querverbindungen würde den Rahmen dieser Arbeit zu sehr ausdehnen. Zu einer<br />

vertiefenden Studie ist <strong>das</strong> Buch von Gerhard Maletzke „<strong>Interkulturelle</strong><br />

Kommunikation“ (s. Literaturliste) zu empfehlen.<br />

Abb. 6<br />

Wertorientierung<br />

soziale<br />

Gruppierungen<br />

und<br />

Beziehungen<br />

Rollen<br />

Wahrnehmung<br />

Zeiterleben<br />

Bereiche<br />

interkultureller<br />

Irritationen<br />

Verhaltensmuster<br />

Sitten und<br />

Bräuche<br />

sprachliche und<br />

nicht-sprachliche<br />

Kommunikation<br />

Symbole<br />

Gerhard Maletzke nennt die oben aufgeführten Kategorien, in denen sich Kulturen<br />

voneinander unterscheiden können, Strukturmerkmale.<br />

„Die Strukturmerkmale sind zu verstehen als Komponenten, die untereinander funktional verbunden sind<br />

und ihren Stellenwert erst im Gesamtzusammenhang, in der Struktur des Ganzen finden. [...] Wenn [...]<br />

also jedes Strukturmerkmal isoliert, <strong>für</strong> sich dargestellt wird, so handelt es sich dabei streng genommen<br />

um eine Vereinfachung, um eine Isolierung von Teilaspekten, die eigentlich nicht isoliert werden dürften.“<br />

Maletzke, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 1996, S. 42-43<br />

13


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Wie die Wahrnehmung von der Umwelt „geschult“ wird, verdeutlicht folgende<br />

Anekdote:<br />

Anna, eine Russin die in Moskau lebt, hat ihren Freund Maxim zu Besuch. Maxim lebt auf dem<br />

Land östlich von Moskau.<br />

Sie gehen zusammen durch die Stadt. Als sie an einem kleinen Park vorbei kommen, sagt Maxim<br />

zu Anna: „Hast Du die Grille im Gebüsch gehört. Ich hätte nicht gedacht, <strong>das</strong>s es welche auch hier<br />

in der Stadt gibt.“ Erstaunt erwidert Anna: „Ach ja, man merkt, <strong>das</strong>s Du in der Natur lebst. Wir hier<br />

in der Stadt haben gar nicht mehr diese genaue Wahrnehmung. Wir sind ziemlich abgestumpft! Ich<br />

habe nichts gehört.“<br />

Maxim ist da anderer Meinung sagt aber nichts dazu.<br />

Als sie an eine laute Straßenecke kommen, lässt Maxim eine Metallmünze auf den Boden fallen.<br />

Das Geräusch ist nicht besonders laut, aber sofort dreht sich Anna (und andere Passanten) um<br />

und schaut auf den Boden.<br />

Maxim daraufhin lächelnd: „Sag mal Anna. Wie war <strong>das</strong> mit den abgestumpften Sinnen?“<br />

Wahrnehmen ist also ein aktives Gestalten und nicht eine reine eins zu eins<br />

Abbildung der Welt, so wie sie ist. Wahrnehmung könnte also auch gedeutet werden<br />

als ein Wahr-Nehmen. Etwas <strong>das</strong> man <strong>für</strong> wahr (an)nimmt, was <strong>für</strong> einen auch<br />

dadurch erst existiert. Wenn man von dieser Erklärung von Wahrnehmung ausgeht,<br />

ist <strong>das</strong> Wahrnehmen sozial und kulturell überformt und geprägt.<br />

Hier sollen Eindrücke und Erlebnisse aus den Auslandspraktika erwähnt werden, die<br />

exemplarisch einige Strukturmerkmale erläutern können.<br />

4.6.1 Wertorientierungen, soziale Gruppierungen und Beziehungen<br />

Einem Praktikanten fiel während seines Praktikums in Polen auf, <strong>das</strong>s die Menschen<br />

eine „riesengroße Bereitschaft“ hatten zu teilen. Er führte dazu folgendes Beispiel an:<br />

„Wenn einer meiner Kollegen z.B. eine neue Wurstsorte auf dem Brötchen hatte,<br />

wurde es nicht sogleich verschlungen, sondern zunächst musste jeder probieren.“<br />

Dieses Verhalten der Kollegen könnte ausdrücken, <strong>das</strong>s <strong>das</strong><br />

Zusammengehörigkeitsgefühl und die guten Beziehungen in einer Gemeinschaft<br />

einen wichtigen Wert haben. Wenn man davon ausgeht, <strong>das</strong>s in Polen die<br />

Beziehungsorientierung und die Wir-Orientierung (s.S. 11, Kulturdimensionen) stärker<br />

ausgeprägt ist als in Deutschland (s. Abbildung 4, S. 9), dann ist die<br />

Wahrscheinlichkeit stark erhöht, <strong>das</strong>s man „Ereignissen“ wie dem oben genannten in<br />

diesem Kulturkreis begegnet.<br />

Hieraus kann umgekehrt nicht abgeleitet werden, <strong>das</strong>s jeder Pole sein Butterbrot mit<br />

Kollegen teilt und ein Deutscher <strong>das</strong> nicht tut.<br />

Weitere Beispiele, die ähnliche kulturelle Orientierungen der Menschen im Gastland<br />

wiedergeben:<br />

� Praktikantin berichtet von ihrem Auslandseinsatz in Cesis/Lettland:<br />

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Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

„Ich erzählte ihm [Schuldirektor] von dem Wunsch meiner Mutter nach einer goldenen<br />

Kette mit Anhänger. Am darauf folgenden Tag ging er [Schuldirektor] mit mir den<br />

Schmuck kaufen [...].“<br />

� Praktikant berichtet von seinem Auslandseinsatz in Moskau/Russland:<br />

„ Im Betrieb war es <strong>für</strong> mich neu, <strong>das</strong>s der Chef <strong>das</strong> Mittagessen <strong>für</strong> die Belegschaft,<br />

d.h. sechzehn Mitarbeiter, bezahlte.“<br />

Praktikant berichtet von seinem Auslandeinsatz in Włocławek/Polen:<br />

„Das morgendliche Ritual eines jeden Mitarbeiters bestand darin, den ganzen Betrieb<br />

zu durchstreifen und jedem einzelnen GUTEN MORGEN zu wünschen.“<br />

Alle Praktikantinnen und Praktikanten berichten fast immer von der ausgeprägten<br />

Gastfreundlichkeit und Herzlichkeit der Menschen im Gastland auch in den<br />

beruflichen Zusammenhängen.<br />

4.6.2 Sprachliche (verbale) und nichtsprachliche (nonverbale) Kommunikation<br />

Natürlich spielt die Kommunikation während eines Auslandsaufenthaltes eine wichtige<br />

Rolle. Insbesondere dann, wenn man die Landessprache nicht beherrscht oder<br />

andere Schriftzeichen benutzt werden.<br />

In diesem Fall muss verstärkt auf nonverbale Kommunikationsstile zurückgegriffen<br />

werden. Viele Gesten, Körperhaltungen und mimischer Ausdruck sind kulturell<br />

geprägt. Z.B. bedeutet ein nach oben zeigender Daumen nicht in allen Kulturkreisen<br />

etwas Positives, sondern kann auch eine obszöne Geste sein.<br />

Es sollte also immer darauf geachtet werden, <strong>das</strong>s Gestik und Mimik in verschiedenen<br />

Ländern unterschiedliche Bedeutungen haben können. Sie sind nicht universell.<br />

Jedoch ist es natürlich möglich sich mit Menschen aus anderen Regionen der Welt<br />

nonverbal zu verständigen, wenn auch im eingeschränkten Maße. Damit haben alle<br />

Praktikantinnen und Praktikanten auch Erfahrungen gemacht. Eine Praktikantin, die in<br />

Polen war, beschrieb es wie folgt: „Barbara spricht leider kein Deutsch oder Englisch,<br />

aber wir haben uns mit Händen und Füßen unterhalten.“<br />

Ein wichtiger Aspekt vom Kommunikation und besonders von Kommunikation im<br />

Ausland soll hier hervorgehoben werden. Kommunikation dient nicht nur <strong>für</strong> den<br />

Austausch von sachlichen Informationen und Fakten. Kommunikation schafft auch<br />

Beziehung und signalisiert dem Gesprächspartner Interesse an ihm und seiner Kultur.<br />

In dem oben erwähnten Bericht heißt es weiter: „Auch ich habe sofort versucht, mir<br />

die polnische Sprache anzueignen zumindest die Wörter: Dzien Dobry, Do widzenia,<br />

15


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

Prosze und Dziekuje, um zu zeigen, <strong>das</strong>s ich Interesse an dem Land und der Sprache<br />

habe.“<br />

4.6.3 Verhaltensmuster, Sitten und Bräuche, Normen, Rollen<br />

„Eine besondere Sache, über die sich wahrscheinlich jeder deutsche Lehrer freuen<br />

würde, war der traditionelle „Tag der Lehrer“. An diesem Tag versammelten sich<br />

Schüler und Lehrer in dem kleinen Sportsaal. Die Schüler übergaben den Lehrern<br />

Geschenke, Blumen und andere Aufmerksamkeiten. Ein Junge aus der Unterstufe<br />

schrieb <strong>für</strong> seine Klassenlehrerein ein eigenes Gedicht.“(Cesis/Lettland)<br />

„Zeremonie, bei der [...] Puppen verbrannt werden, um<br />

den Frühling zu empfangen und die bösen Geister des<br />

Winters zu verscheuchen.“ (Police/Polen)<br />

Foto:Sabrina Hagemann<br />

„In dem Betrieb wird die Ware vom Chef persönlich eingekauft. Es wird allerdings<br />

weder bestellt noch geliefert. Man muss selber zu dem Großlieferanten fahren, um<br />

dort die Ware auszusuchen, die man benötigt.“ (Nowokuzneck/Russland)<br />

„Bei der Rolle von Mann und Frau geht der Trend schon mehr zu europäischen Sitten<br />

hin, <strong>das</strong>s Frau und Mann gleich gestellt sind. Und doch kommt es immer wieder vor,<br />

<strong>das</strong>s die Frauen benachteiligt werden.“ (Moskau/Russland)<br />

Sitten und Normen regeln – sehr oft nicht ausdrücklich benannt -, wie sich die<br />

Menschen in einer Kultur verhalten sollen. Kulturelle Normen und Regeln umfassen<br />

alle Lebensbereiche des Menschen und steuern konkretes Alltagsverhalten in<br />

Situationen und Themen wie Kindererziehung, Essen, Kaufverhalten, Vorgesetzter-<br />

Mitarbeiter-Verhältnis, Mann-Frau-Rolle, Sexualverhalten, Riten bei Feier- und<br />

Festtagen u.m.<br />

Oben sind vier Beispiele aus der großen Zahl von Sitten, Normen und<br />

Verhaltensmustern aufgeführt, die die Praktikantinnen und Praktikanten im Ausland<br />

erlebt haben. Sie sollen verdeutlichen, <strong>das</strong>s Verhaltensmuster in Deutschland und<br />

anderen Kulturen sehr stark voneinander abweichen können. Sie können aber auch<br />

Ähnlichkeiten aufweisen. Auf beide Aspekte sollte geachtet werden.<br />

!<br />

Man sollte während eines Auslandsaufenthaltes auf Unterschiede vorbereitet sein.<br />

Jedoch die Ähnlichkeiten und Gemeinsamkeiten genauso beachten. Denn eine<br />

wichtige interkulturelle Kompetenz ist es, eine gemeinsame Basis zu finden.<br />

16


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation - Grundlagen<br />

4.7 7 Merksätze<br />

Berücksichtigen Sie immer, <strong>das</strong>s Ihr<br />

eigenes Verhalten und <strong>das</strong> Ihres<br />

Gegenübers auch stark kulturell geprägt<br />

ist, und es Unterschiede darin gibt, was <strong>für</strong><br />

gut und richtig gehalten wird!<br />

Nehmen Sie auch Gemeinsamkeiten,<br />

Positives und Vertrautes in interkulturellen<br />

Situationen wahr!<br />

Beachten statt Begutachten!<br />

Versuchen Sie zuerst, Situationen zu<br />

beschreiben. Und stellen Sie dann<br />

Vermutungen zu dem zunächst<br />

unverständlichen oder irritierenden Verhalten<br />

Ihres Gegenübers an! Überprüfen Sie dann, ob<br />

Ihre Vermutungen stimmen oder nicht<br />

stimmen!<br />

Jeder Mensch handelt – meistens unbewußt -<br />

aus seiner eigenen kulturellen Perspektive!<br />

Fühlen Sie sich daher nicht sofort angegriffen!<br />

Vermeiden Sie eine kulturzentristische,<br />

dominante Haltung und vorschnelle,<br />

bewertende Verallgemeinerungen!<br />

Durch Grübeln allein erhält man keine<br />

Klarheit!<br />

Wenn Sie sich in interkulturellen<br />

Situationen gerade äußerst unwohl<br />

fühlen, ist es hilfreich, beispielsweise bei<br />

KollegInnen, einem kulturellen Mittler<br />

oder anderen Gesprächspartnern nach<br />

Unterstützung zu suchen!<br />

Kultur ist nicht alles!<br />

Es begegnen sich nicht Kulturen, sondern Menschen.<br />

Beachten Sie auch stets, <strong>das</strong>s persönliche Eigenarten<br />

und situative Faktoren Ihr eigenes Verhalten und <strong>das</strong><br />

des anderen beeinflussen!<br />

17


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. Das <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

In diesem Kapitel sollen Hinweise<br />

gegeben werden, welche interkulturellen Aspekte <strong>für</strong><br />

ein <strong>Auslandspraktikum</strong> von Relevanz sein können.<br />

Die persönliche Vorbereitung auf <strong>das</strong> Praktikum, der acht-<br />

same Umgang mit sich selbst und den anderen während<br />

eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s und die gewinnbringende<br />

Reflexion nach dem Auslandseinsatz sollen den Schwer-<br />

punkt bilden.<br />

Da im Rahmen des Projektes „Fit <strong>für</strong> MOE“ die organisa-<br />

torischen und formalen Voraussetzungen <strong>für</strong> ein Auslands-<br />

praktikum explizit thematisiert und bearbeitet werden, wird<br />

hier nicht weiter darauf eingegangen.<br />

Ein Aufenthalt in einer fremden Kultur, <strong>das</strong> Bemühen<br />

um eine Anpassung an die fremden Lebensverhältnis-<br />

se und an die Denk- und Handlungsgewohnheiten<br />

Nur ein Vergleich<br />

– Eugen Roth<br />

Ein Mensch hat irgendwann und wo,<br />

Vielleicht im Lande Nirgendwo,<br />

Vergnügt getrunken und geglaubt,<br />

Der Wein sei überall erlaubt.<br />

Doch hat vor des Gesetzes Wucht<br />

Gerettet ihn nur rasche Flucht.<br />

Nunmehr im Land Ixypsilon<br />

Erzählt dem Gastfreund er davon:<br />

Ei, lächelt der, was Du nicht sagst?<br />

Hier darfst Du trinken, was Du magst!<br />

Der Mensch ist bald, vom Weine trunken,<br />

An einem Baume hingesunken.<br />

Wie? brüllte man, welch üble Streiche?<br />

So schändest Du die heilige Eiche?<br />

Er ward, ob des Verbrechens Schwere,<br />

Verdammt <strong>für</strong>s Leben zur Galeere<br />

Und kam, entflohn der harten Schule,<br />

Erschöpft ins allerletzte Thule.<br />

Ha! lachte man dorten, <strong>das</strong> sind Träume!<br />

Hier kümmert sich kein Mensch um Bäume.<br />

Der Mensch, von Freiheit so begnadet,<br />

Hat sich im nächsten Teich gebadet.<br />

So, heißt’s, wird Gastfreundschaft missnutzt?<br />

Du hast den Götterteich beschmutzt!<br />

Der Mensch, der drum den Tod erlitten,<br />

Sah: andre Länder, andre Sitten.<br />

der Gastlandbewohnerinnen und -bewohner sind herausfordernde Situationen im<br />

menschlichen Leben - und somit <strong>für</strong> den Handelnden und auch seine Umwelt von<br />

großer Bedeutung. Einerseits ist ein beruflicher Auslandseinsatz <strong>für</strong> die berufliche und<br />

persönliche Weiterentwicklung von großem Vorteil, andererseits kann die Bewährung<br />

in einer unvertrauten kulturellen Umwelt und die Bewältigung der dadurch<br />

entstehenden Anforderungen als belastend, stressvoll oder gar schockierend erlebt<br />

werden.<br />

Natürlich beeinflussen nicht nur kulturelle Faktoren den Verlauf eines Praktikums und<br />

<strong>das</strong> Empfinden von Praktikantinnen und Praktikanten, sondern auch andere Faktoren<br />

wie beispielsweise die Aufenthaltsdauer, die berufliche Verantwortung, die Art und<br />

Weise der Tätigkeit.<br />

Im Unterschied zu einer Studienreise oder eines Urlaubs laufen die interkulturellen<br />

Prozesse und <strong>das</strong> kulturelle Lernen (und auch die interkulturellen Irritationen)<br />

während eines beruflichen Auslandaufenthaltes, quasi nebenher mit. Auch wenn die<br />

Dauer des Praktikums relativ kurz ist, muss man in einem fremden System beruflich<br />

„funktionieren“.<br />

Es müssen Aufgaben erledigt, fachliche Themen besprochen werden und die<br />

Arbeitszeit bildet eine markante Gliederung des Tages. Ein Praktikant erklärte in<br />

einem Zeitungsinterview nach seinem Praktikum in Moskau zu seinen Arbeitszeiten:<br />

„Gearbeitet habe ich von 9 Uhr bis 21 Uhr. Und diese Zeiten sind normal <strong>für</strong> alle<br />

Arbeitnehmer. Auch <strong>das</strong> Wochenende ist meistens durch den Vertrieb verplant.“<br />

In diesem Fall wurden die Arbeitszeiten wie weiter im Text erklärt wurde nicht als<br />

belastend empfunden, aber <strong>das</strong> Beispiel verdeutlicht wie stark Arbeitsmethoden und<br />

berufliche Rahmenbedingungen von denen im Herkunftsland abweichen können. Dies<br />

kann in einer anderen Situation oder bei einer anderen Person auch als ein starker<br />

Stressor wirken.<br />

1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Ein Praktikant ist zwar nicht dem gleichen beruflichen Druck ausgesetzt wie ein<br />

Manager, jedoch muss er auch betriebliche Verantwortung tragen und Aufgaben<br />

übernehmen. Dass man dabei als Praktikantin oder Paktikant durchaus<br />

erfolgsorientiert arbeitet, belegen folgende Aussagen von Praktikanten:<br />

„Im Einkauf hatte ich die Aufgabe bekommen, im Internet nach deutschen Firmen zu<br />

suchen [...] So habe ich Firmen gefunden, mich mit ihnen in Kontakt gesetzt und<br />

Anfragen gestartet. Erfreulicherweise haben wir auch einige Angebote erhalten.“<br />

„Auf Grund der Gespräche in diesen Tagen und der Erlebnisse während des<br />

Praktikums habe ich ein Konzept <strong>für</strong> den effektiven Verkauf von Kinderwagen auf dem<br />

russischen Markt erstellt.“<br />

Gesundheitliches Befinden, Verständigungsmöglichkeiten im Gastland und<br />

emotionale Schwankungen wirken intensiv auf eine Person, die im Ausland tätig ist.<br />

Beispielsweise kann es sowohl am Anfang als auch zum Ende eines<br />

Auslandsaufenthaltes sehr häufig zu Gefühlsschwankungen kommen. Auf der einen<br />

Seite wächst die Freude auf die Rückkehr, auf die Familie und auf die Freunde zu<br />

Hause. Aber auf der anderen Seite stellt sich auch ein starkes Gefühl des<br />

Abschiednehmens ein. Ein Abschiednehmen von den Menschen, mit denen in einer<br />

kompakten Zeit eng zusammengearbeitet wurde und auch teilweise zusammengelebt<br />

wurde. Dabei entwickeln sich nicht nur berufliche und fachliche Kontakte, sondern<br />

zum Teil intensive menschliche und freundschaftliche Beziehungen. Eine Praktikantin<br />

berichtet von Ihrem Lettland-Praktikum: „In dieser Zeit habe ich viele Menschen<br />

kennen gelernt und manchen Freund gefunden.“<br />

In einem anderen Bericht heißt es: „Ich bin sehr beeindruckt von den polnischen<br />

Städten und der Kultur an sich, so <strong>das</strong>s ich mich entschieden habe auf jeden Fall<br />

privat dort hinzufahren und natürlich versuchen werde, den Kontakt mit den Leuten,<br />

die ich kennen gelernt habe, weiterhin zu pflegen.“<br />

5.1 Anpassungsprozesse bei Auslandsaufenthalten - Akkulturation<br />

Einem Praktikanten fiel während seines Aufenthaltes auf, <strong>das</strong>s in dem Betrieb alle<br />

Mitarbeitenden morgens durch den Betrieb gingen und sich einzeln mit einem „Guten<br />

Morgen!“ begrüßten. Der Praktikant fand dieses allmorgendliche Ritual auffällig, da er<br />

es von seinem deutschen Betrieb anscheinend nicht kannte. Da es jedoch dem<br />

Praktikanten gefiel, <strong>das</strong>s die Kolleginnen und Kollegen soviel soziale Nähe zeigten,<br />

wurde die Zusammenarbeit nicht als belastend empfunden.<br />

Eine Praktikantin berichtete, <strong>das</strong>s sie es als sehr angenehm empfand, auch privat mit<br />

den Angestellten ihres Praktikumbetriebes Aktivitäten wie Shoppen oder Bowlen zu<br />

unternehmen. Dies ist auch ein Beispiel <strong>für</strong> eine erfolgreiche interkulturelle<br />

Zusammenarbeit.<br />

2


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Der Schlüssel, weswegen die angeführten Beispiele echte Erfolgsstorys sind, ist, <strong>das</strong>s<br />

die Akteure (Praktikantin/ Praktikant und Betriebsangehörige) die Beziehungsebene,<br />

<strong>das</strong> Menschliche wahrnehmen, betonen und pflegen wollen und können. Anscheinend<br />

fühlen sich alle wohl in der sogenannten Kulturdimension „Personenorientierung“, die<br />

in Polen bedeutsam ist.<br />

Die Praktikantin und der Praktikant fühlen sich wohl aufgenommen in die soziale<br />

Gruppe. Es wirkt familiär, und es wird sich um einen gekümmert.<br />

Dies kann aber auch mit der Situation zusammenhängen, <strong>das</strong>s dieser Umgang<br />

miteinander nicht als belastet empfunden wird, da man im Gastland neu ist und der<br />

Aufenthalt insgesamt „nur“ zwei Wochen betragen wird.<br />

Außerdem befindet man sich in der Orientierungsphase und alles ist neu, interessant<br />

und die Energie <strong>für</strong> Neugierde ist in ausreichendem Maße vorhanden. Man ist in einer<br />

Art Euphorie („Honeymoon“): aufgeregt und aufmerksam.<br />

Hierzu aus dem Bericht einer Praktikantin, die in Lettland vier Wochen gearbeitet<br />

hatte: „Vieles sah ganz anders aus und war auch ganz anders: gelbe Straßenschilder,<br />

kleine Omis mit Kopftüchern und laut spielende Kinder, bei denen ich kein einziges<br />

Wort verstehen konnte. Mir wurde langsam bewusst, <strong>das</strong>s ich weit und <strong>für</strong> längere<br />

Zeit von zu Hause weg war. Ich war sehr aufgeregt und freute mich riesig auf den<br />

ersten Schultag!“<br />

Jedoch in einer anderen Phase des Auslandsaufenthalts kann es zu belastenden<br />

Situationen kommen. Schwierigkeiten mit Sprache, Werten, Symbolen und Riten<br />

treten nun deutlicher hervor. Auch <strong>für</strong> die Mitmenschen tritt Alltag ein und die<br />

Rücksichtnahme auf den „Ausländer“ wird geringer. Das Tempo des Lebens wird auf<br />

„normal“ gestellt.<br />

In dieser Phase können viele kleine Sachen zusammenkommen, die zu Ärger,<br />

Frustration und Selbstzweifel führen können: der penetrante Kohlegeruch in der Stadt,<br />

<strong>das</strong> zu enge Zusammenwohnen, <strong>das</strong> andauernde Shoppen gehen, Einkaufszentrum<br />

zum 20’sten Mal, <strong>das</strong> Essen, der väterliche Chef usw.<br />

Ein Praktikant, der sein Praktikum in einer sibirischen Stadt gemacht hat, beschrieb<br />

folgende Eindrücke und Erlebnisse: „Die ersten Leute, denen ich in Russland<br />

begegnet bin, sind mir sehr negativ aufgefallen, weil sie unfreundlich waren und kein<br />

Verständnis <strong>für</strong> andere gezeigt haben. [...] Die Polizisten muss man erleben: zuerst<br />

waren sie sehr arrogant und haben versucht mir Geld aus der Tasche zu ziehen. [...]<br />

Abends ist es sowieso viel zu gefährlich alleine oder zu zweit hinaus zu gehen, weil<br />

die Kriminalitätsrate sehr hoch ist.“<br />

Im Ausland fallen mehr Eindrücke bewusster auf einen ein als in der gewohnten<br />

heimatlichen Umgebung. Die Summe dieser vielen Eindrücke und Erlebnisse kann zu<br />

einem sogenannten Kulturschock führen.<br />

„Als höchste Stufe der Irritationen entsteht ein Kulturschock, der Aggressivität,<br />

Anspannung, Verwirrung oder Apathie als Folge haben kann. Die vertrauten und<br />

bekannten psychologischen Erklärungsmuster, die dem Individuum helfen, in der<br />

Gesellschaft zu funktionieren, werden plötzlich entzogen und durch fremde<br />

unverständliche ersetzt.“ (A. Podsiadlowski, S. 30)<br />

3


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

In einer nächsten Phase, in der sich die Person im Laufe der zeit besser zurecht<br />

findet, kommt es meistens zu einer Erholung und einer erneuten kulturellen<br />

Anpassung (Akkulturation). Dies hat positive Auswirkungen. Die Person hat <strong>das</strong><br />

Gefühl Situationen wieder managen zu können und intuitiv handeln zu können.<br />

Hierzu auch eine Passage aus dem Bericht des Praktikanten in Sibirien: „Aber mit der<br />

Zeit gewöhnt man sich an die Mentalität. Man kommt besser zurecht, wenn man weiß,<br />

wie man sich zu verhalten hat.“<br />

Im negativen Fall kann aber auch eine dominante Haltung gegenüber der Gastkultur<br />

entwickelt werden. Die Herkunftskultur wird als die bessere eingestuft und die<br />

Gastkultur andauernd abgewertet.<br />

In der vierten Phase findet dann eine Stabilität statt. Es treten nicht mehr so große<br />

Überraschungen auf und vieles wird zu einer Art Gewohnheit.<br />

Dieser kulturelle Anpassungsprozeß wird in der folgenden Abbildung (idealtypisch)<br />

dargestellt:<br />

!<br />

Kurve der kulturelle Anpassung<br />

positiv<br />

Gefühle<br />

negativ<br />

Rückkehr<br />

Euphorie Kulturschock Akkulturation Stabilität .......<br />

Abb.7 vgl. Hofstede, München, 2006<br />

Diese Phasen können individuell, zeitlich und auch in der Intensität sehr verschieden<br />

erlebt werden. Ein sog. Kulturschock muss nicht unbedingt auftreten. Daher sollte nicht<br />

verallgemeinert werden. Vielmehr werden hier die Möglichkeiten aufgezeigt.<br />

Aufenthaltsdauer<br />

In der letzten Etappe werden die Erfahrungen aus dem Auslandaufenthalt auch mit in<br />

den Herkunftsort mitgenommen. Die anderen Verhaltensmöglichkeiten und ihre<br />

Vorzüge und Vorteile werden nach der Rückkehr noch einmal sehr deutlich. Der<br />

eigene kulturelle Hintergrund wird häufig anders gesehen und teilweise auch kritisch<br />

beurteilt.<br />

4


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Dass man auch einige Verhaltenskonventionen weiterführen möchte wird aus dem<br />

folgenden Zitat eines Praktikanten deutlich:<br />

„Heute versuche ich sogar mir einige Verhaltensweisen im Umgang mit anderen<br />

Personen anzueignen, da mich der Stil des polnischen Miteinanders wirklich fasziniert<br />

hat.“<br />

Nach der Rückkehr können die Phasen je nach Dauer, persönlichen Erlebnissen und<br />

Fremdheit des Gastlandes auch in der Heimat Wiederanpassungsprozesse in<br />

unterschiedlicher Form durchlaufen werden.<br />

Aus den Ausführungen kann abgeleitet werden, <strong>das</strong>s während eines beruflichen<br />

Auslandsaufenthaltes es normal ist, <strong>das</strong>s verschiedene Phasen durchlaufen werden.<br />

Die Gefühlspalette kann sich von Euphorie bis hin zu Frustration und Rückzug<br />

erstrecken. Und derartige Gefühle sind normal und meistens nur eine Phase auf dem<br />

Weg zur Stabilität in der veränderten Situation.<br />

Diese Gefühlszustände können direkt mit dem beruflichen Kontext zu tun haben, es<br />

sind jedoch größtenteils kulturelle Einflüsse, die eine Person stark berühren.<br />

Daher reicht eine rein beruflich-fachliche Vorbereitung auf einen Auslandsaufenthalt<br />

bei weitem nicht aus. Sondern die Vorbereitung mit allen Komponenten, die bis<br />

hierhin benannt worden sind bilden eine gute Basis <strong>für</strong> eine erfolgreiche interkulturelle<br />

Zusammenarbeit.<br />

5


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

4.2 Drei Phasen eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s<br />

In diesem Abschnitt sollen Praktikantinnen und Praktikanten sowie<br />

Projektbegleiterinnen und Projektbegleiter <strong>für</strong> die Besonderheiten der einzelnen<br />

Phasen im interkulturellen Kontext sensibilisiert werden. Es sollen auch erste<br />

Handlungsempfehlungen gegeben werden. Natürlich haben die Empfehlungen nicht<br />

den Anspruch auf allgemeingültige, schablonenartige Lösungen. Sehr oft sind die<br />

Praktika, die Umstände und Situationen vor Ort sehr unterschiedlich und verändern<br />

sich auch beständig.<br />

Vorab werden hier die relevanten kulturellen Orientierungen skizziert. Das Thema<br />

kulturelle Orientierungen wurde im 4. Kapitel erläutert (4.4). Diese Kategorien<br />

ermöglichen es, einen großen Teil kultureller Unterschiedlichkeiten im Arbeitsleben<br />

wiederzugeben.<br />

relevante kulturelle Orientierungen<br />

Ich - Orientierung Wir - Orientierung<br />

Betonung des Individuums starke Orientierung an der<br />

und seiner Bedürfnisse sozialen Gruppe, der man angehört<br />

Identität des Einzelnen ist im Identität wird durch <strong>das</strong><br />

Individuum verwurzelt soziale Netz definiert<br />

individuelle Ziele stehen im Vordergrund Loyalität und Zusammenhalt<br />

von großer Bedeutung<br />

direkte Kommunikation indirekte Kommunikation<br />

Informationen werden Informationen werden stark in den<br />

explizit gegeben situativen Kontext eingebettet<br />

Probleme und Beschwerden werden Probleme werden „verpackt“ und nonverbale<br />

offen angesprochen Kommunikation wird benutzt<br />

sprachliche und schriftliche Mitteilungen gelten <strong>das</strong> Nichtgesagte soll vom Gegenüber<br />

als absolut und verbindlich verstanden werden<br />

Informationen sollen eindeutig sein man geht von einem gemeinsamen<br />

Wissenshintergrund aus<br />

Sachorientierung Beziehungsorientierung<br />

<strong>das</strong> Thema und die Sache stehen im Vordergrund zwischenmenschliche Nähe wichtig<br />

Funktion vor Person Geselligkeit , Person vor Funktion<br />

Privates und Berufliches eher getrennt Privates und Geschäftliches vermischt sich<br />

Personen wirken im beruflichen wechselseitiger Austausch,<br />

Kontext kühl und distanziert offener Ausdruck von Gedanken un Gefühlen<br />

hohe niedrige<br />

Unsicherheitsvermeidung Unsicherheitsvermeidung<br />

ungewisse unbekannte Situationen sind bedrohlich ungewisse unbekannte Situationen sind interessant<br />

geringe Risikobereitschaft, Besitzstandswahrung hohe Risikobereitschaft<br />

bei der Arbeit Offenheit, Improvisationstalent, bei der Arbeit Fachkompetenz und Verlässlichkeit<br />

Kreativität sehr wichtig sehr wichtig<br />

Konfliktorientierung Harmonieorientierung<br />

Konflikte werde offen und direkt angegangen gutes soziales Klima im Vordergrund<br />

Konflikte sind Motor <strong>für</strong> die Entwicklung negative Inhalte werden nicht konfrontativ weitergegeben<br />

es entsteht Vertrauen und gute Arbeitsbeziehungen Gesichtswahrung der Personen<br />

durch offene und direkte Konfliktlösung<br />

kleine Machtdistanz große Machtdistanz<br />

Statusunterschiede sind klein und Statusunterschiede sind groß<br />

durch Leistung zu rechtfertigen und werden wie<br />

Delegation von Verantwortung von naturgegeben akzeptiert<br />

Untergebene erwarten Mitsprache Vorgesetzte sind Respektpersonen<br />

Mitarbeiter sollen Arbeit weitgehend selbst steuern und sollen führen und kontrollieren<br />

Kinder werden ermutigt Kritik zu äußern Kinder werden zu gehorsam erzogen<br />

monochrone Zeitauffassung polychrone Zeitauffassung<br />

eher lineares, sequentielles Arbeiten simultanes, paralleles Arbeiten<br />

auf Pünktlichkeit wird Wert gelegt Flexibilität bei Terminen<br />

große Unterschiede geringe Unterschiede<br />

der Geschlechterrollen der Geschlechterrollen<br />

Mann und Frau haben ganz getrennte Bereiche Mann und Frau können auch im öffentlichen Raum<br />

besonders im öffentlichen Raum gemeinsam arbeiten und auftreten<br />

6


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Eine ungefähre Vorstellung von kulturellen Orientierungen, wie sie sich <strong>für</strong> die<br />

beschriebenen Dimensionen in Deutschland darstellen lässt, ist in der folgenden<br />

Grafik wiedergegeben. In den MOE-Ländern wird die kulturelle Orientierung und die<br />

Normalitätserwartungen im Vergleich zu Deutschland eher zur rechten Seite der Skala<br />

tendieren. Selbstverständlich können solche Aussagen nicht die Orientierung jedes<br />

einzelnen Landes, kultureller Subgruppen oder gar <strong>das</strong> Verhalten einzelner Personen<br />

in verschiedenen Situationen beschreiben.<br />

!<br />

kulturelle Orientierung in Deutschland<br />

Ich - Orientierung Wir - Orientierung<br />

direkte indirekte<br />

Kommunikation Kommunikation<br />

Sach- Beziehungs-<br />

orientierung orientierung<br />

hohe niedrige<br />

Unsicherheits- Unsicherheits-<br />

vermeidung vermeidung<br />

Konflikt- Harmonie-<br />

orientierung orientierung<br />

kleine große<br />

Machtdistanz Machtdistanz<br />

monochrone polychrone<br />

Zeitauffassung Zeitauffassung<br />

vg. auch Leenen/Scheitza/Wiedemeyer: Diversität nutzen, 2006, S. 118<br />

Wenn Aussagen über kulturtypische Verhaltensweisen gemacht werden, gelten diese immer nur<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Mittelwert in einer Kultur (s. Abbildung). Es gibt selbstverständlich immer<br />

Abweichungen dazu. Die Intention ist: der Standard in dieser Kultur ist so. Einzelne Personen<br />

können davon erheblich abweichen, ja diesen Standard vielleicht sogar bewusst ablehnen. So<br />

gibt es z.B. auch sehr beziehungsorientierte Deutsche und sehr sachliche Polen. Wir können also<br />

nur von einer erhöhten Wahrscheinlichkeit ausgehen.<br />

7


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Von der Struktur her ist eine Aufteilung in folgende drei Phasen vorgenommen<br />

worden:<br />

� Vorbereitung<br />

� Durchführung<br />

� Reflexion<br />

In der ersten Spalte werden die kulturellen Orientierungen im Gastland und <strong>das</strong><br />

Praktikum betreffende Themenbereiche aufgelistet, die <strong>für</strong> die jeweilige Phase<br />

relevant sein können.<br />

In der mittleren Spalte werden Handlungsempfehlungen <strong>für</strong> den Praktikanten und <strong>für</strong><br />

<strong>das</strong> Projektteam stichwortartig formuliert.<br />

In der letzten Spalte wird auf Kapitel und Abschnitte in diesem Handbuch verwiesen,<br />

die ergänzende Erläuterungen geben können.<br />

Anschließend an jede Phase werden einige Zitate der Praktikanten angefügt, in denen<br />

ihre Erfahrungen ausgedrückt werden.<br />

Die einzelnen Phasen:<br />

1. Phase der Vorbereitung<br />

kulturelle Aspekte Handlungsempfehlungen<br />

eigen- und fremdkulturelle<br />

Prägung<br />

Beziehungsorientierung<br />

� Beachten Sie immer den Einfluss von Kultur<br />

� Teilnahme an interkulturellem Training von<br />

Projektteam und Praktikantinnen und Praktikanten<br />

zur Sensibilisierung auch auf der affektiven und<br />

verhaltensbezogenen Ebene<br />

� <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> trainieren insbesondere<br />

Ambiguitätstoleranz und Metakommunikation<br />

� Länderinformationen einholen jedoch auch kulturelle<br />

Orientierungen kennen lernen z.B. mit Unterstützung<br />

von landeskundigen Assistenten und Assistentinnen<br />

� achten Sie neben kulturellen Orientierungen auf die<br />

Faktoren wie Dauer des Aufenthalts, Ort, Firma,<br />

Tätigkeit und ihre Position<br />

� Klarheit in der eigenen Person ist eine wichtige ik<br />

Kompetenz<br />

� Aufgaben und Ziele klären<br />

� Personen kommen vor Funktion<br />

� vorhandene Beziehungen nutzen und stärken<br />

� verschiedene Kommunikationswege und<br />

personenbezogene Methoden der Kontaktaufnahme<br />

nutzen, vielleicht ist vorab ein gegenseitiger Besuch<br />

möglich<br />

� bei der Korrespondenz auch mit Email kulturelle<br />

Gepflogenheiten beachten<br />

� Üben Sie sich auch in beruflichen Kontext im Small<br />

Talk<br />

� Denken Sie an Gastgeschenke oder andere<br />

persönliche Gesten<br />

siehe<br />

Kapitel<br />

� 4.1<br />

� 4.3<br />

� 6.2<br />

� 9.19<br />

� 9.20<br />

� 4.4<br />

� 4.5<br />

8


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

niedrige Unsicherheitsvermeidung<br />

indirekte Kommunikation<br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

� Aufgabenstellung und Zielformulierung abstimmen<br />

hat höchste Priorität, hierbei sollten alle Seiten ihr<br />

Verständnis von den Aufgaben und Zielen äußern<br />

und auch über <strong>das</strong> Wie einigen<br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s die Planungstiefe und<br />

„Planungsfreudigkeit“ zwischen dem deutschen<br />

Ansatz und anderer Kulturen voneinander (stark)<br />

abweichen kann. Sehen Sie auch den Nutzen von<br />

schnellem Handeln und Improvisieren.<br />

� Kalkulieren Sie mehr Zeit ein: zeitlicher Planungsaufwand<br />

in einem interkulturellen Projekt kann<br />

erheblich von bekannten Zeitaufwenden abweichen<br />

� Üben Sie sich im ganzheitlichen kommunizieren:<br />

Achten Sie auf Mimik, Gestik und auf den<br />

Gesamtkontext<br />

� Fragen Sie diplomatisch öfters nach, wenn Ihnen<br />

etwas nicht verständlich ist, aber gestalten Sie kein<br />

Verhör<br />

� Bauen Sie eine vertrauensvolle positive Atmosphäre<br />

auf<br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s Sie von Ihrem Gesprächspartner<br />

umfangreiche Informationen erhalten, an<br />

denen Sie zu einem anderen Zeitpunkt anknüpfen<br />

können und dadurch können Folgegespräche viel<br />

kürzer und konkreter werden<br />

� Seien Sie flexibel in Ihrer Kommunikation<br />

Die Vorbereitungsphase betreffende Zitate aus den Praktikumberichten:<br />

� „Ein interessanter Punkt war auch die Lernaufgabe, durch die ich mir ein gutes Bild<br />

von der Fahrzeuginstandsetzung in Polen verschaffen konnte.“<br />

� „Jeder Tag war anders und ich habe mich auch sehr über die Planung, die Herr K.<br />

im Vorfeld vorbereitet hatte, gefreut.“<br />

� „Dank des bereits bestehenden Kontaktes der Direktoren der Arodvidusskola und<br />

des Reckenberg-Berufskollegs fiel mir die Entscheidung nicht schwer, nach<br />

Lettland in die Partnerschule zu gehen.“<br />

� „Im Vorfeld habe ich einen ausführlichen Polnisch-Expresskurs mitgemacht [...]<br />

Durch einen vorherigen Besuch über Silvester in Polen konnte ich eine Gastfamilie<br />

machen sowie erste Kontakte zu Betrieb aufbauen und mich dort persönlich<br />

vorstellen.“<br />

9


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

2. Phase der Durchführung<br />

kulturelle Aspekte Handlungsempfehlungen<br />

Beziehungsorientierung<br />

Wir-Orientierung<br />

niedrige Unsicherheitsvermeidung<br />

große Machtdistanz<br />

� Sie sollten darauf vorbereitet sein, <strong>das</strong>s sich private<br />

und berufliche Kontexte eher vermischen<br />

� Kritik und schlechte Nachrichten sollten nicht<br />

konfrontativ ausgesprochen werden, insbesondere<br />

Im öffentlichen Raum (Gesichtsverlust vermeiden!)<br />

� Umgekehrt sollten Sie sich diplomatisch bemühen<br />

die Ist-Situation z.B. im Projekt genauer zu<br />

kommunizieren<br />

� Ihrem Abschied sollten Sie auch gebührenden Raum<br />

einräumen: Dank, Geschenk, Einladung ...<br />

� Seien Sie darauf gefasst, <strong>das</strong>s man sich sowohl im<br />

beruflichen als auch im privaten Zusammenhang um<br />

Sie kümmert, mit der Tendenz <strong>das</strong>s Sie „bemuttert“<br />

werden<br />

� Gehen Sie achtsam und höflich mit dem Wunsch<br />

danach um, mal allein sein zu wollen und sich<br />

zurückziehen zu möchten<br />

� Versuchen Sie einen Ausgleich zwischen Nehmen<br />

und Geben herzustellen: z.B. Kochen Sie auch mal<br />

<strong>für</strong> die anderen, laden Sie zum Essen ein oder<br />

kaufen Sie auch mal ein<br />

� gute Ergebnisse und Erfolge im Beruf, die sie<br />

erzielen, sollten Sie mit den anderen teilen und als<br />

gemeinsame Erfolge darstellen<br />

� Aufgabenstellung und Zielformulierung abstimmen<br />

hat höchste Priorität, hierbei sollten alle Seiten ihr<br />

Verständnis von den Aufgaben und Zielen äußern<br />

und auch über <strong>das</strong> Wie einigen<br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s die Planungstiefe und<br />

„Planungsfreudigkeit“ zwischen dem deutschen<br />

Ansatz und anderer Kulturen voneinander (stark)<br />

abweichen kann. Sehen Sie auch den Nutzen von<br />

schnellem Handeln und Improvisieren.<br />

� Kalkulieren Sie mehr Zeit ein: zeitlicher Planungsaufwand<br />

in einem interkulturellen Projekt kann<br />

erheblich von bekannten Zeitaufwenden abweichen<br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s Hierarchien eine sehr große<br />

Bedeutung haben, da kann es hilfreich sein, wenn<br />

Sie öfters bei Ihrem Vorgesetzten oder dem<br />

Verantwortlichen nachfragen bevor Sie eigenständig<br />

handeln<br />

� Achten Sie auf Symbole und Verhalten, die in diesem<br />

Zusammenhang wichtig sind<br />

� <strong>das</strong> Projektteam sollte die Hierarchie auch beachten<br />

und die richtigen Ansprechpartner und Entscheider<br />

kennen<br />

� Chefs können von ihrer Position Gebrauch machen<br />

und Ihren Praktikumaufenthalt zur „Chefsache“<br />

machen, empfinden Sie diese Privilegierung nicht als<br />

unangenehm, jedoch bedanken sie sich da<strong>für</strong><br />

gebührend<br />

siehe<br />

Kapitel<br />

� 4.6<br />

� 9.16<br />

� 9.17<br />

� 9.18<br />

10


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Akkulturationsprozesse<br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s auch bei einem kürzeren<br />

<strong>Auslandspraktikum</strong> die Anpassungsanforderungen an<br />

die Gastkultur erheblich sein können<br />

� Rufen Sie sich i Erinnerung, <strong>das</strong>s die Anpassung<br />

nicht linear verläuft, sondern eher in Phasen und <strong>das</strong><br />

solche Prozesse normal sind<br />

� Nutzen Sie Ihre eigenen Ressourcen und die<br />

Ressourcen der Umwelt:: z.B.<br />

- vor der Abreise mit Freunden, Familie und Kollegen<br />

besprechen, wie man Kontakt hält und auch den<br />

Kontakt aktiv halten<br />

- Ansprechpartner oder Kulturmittler vor Ort kennen<br />

- Besuch aus Deutschland<br />

- aktiv sein<br />

- Kommunikation suchen<br />

- Ausgleich zur Arbeit durch Sport, Shoppen, Sauna<br />

...<br />

- Positives nicht aus den Augen verlieren<br />

- Tagebuch führen<br />

- u.m.<br />

� Sorgen Sie vor und entwickeln Sie Ihre eigenen<br />

Bewältigungsstrategien, denn es gibt nicht die eine<br />

richtige Strategie<br />

Die Durchführungsphase betreffende Zitate aus den Praktikumberichten:<br />

� s.o.<br />

� 9.16<br />

� 9.17<br />

� „Im Laufe der ersten Woche habe ich mich sehr gut eingelebt. In meiner freien Zeit<br />

habe ich viel mit Monika und Barbara [Firmenmitarbeiterin] unternommen. Wir<br />

waren zusammen bowlen, essen mit Herrn Krol [Chef], in verschiedenen Shopping<br />

Centers,...“<br />

� „’Herzlich Willkommen in der Watarski-Familie!’, so begrüßte mich am ersten Tag<br />

der Chef der Firma.“<br />

� „Schon in der ersten Woche wurde ich, was als ganz typisch gilt, in die Sauna<br />

eingeladen.“<br />

� „Der Direktor der Schule ist ein sehr angenehmer Mensch, und er unterstütze mich<br />

kontinuierlich. Wir planten zusammen Ausflüge, und er gab mir wertvolle Tipps.“<br />

� „Und man glaubt es kaum: Die Sachbearbeiter, Manager genannt, geben allen<br />

Kunden ihre Handynummer, damit sie auch abends zu erreichen sind. Das ist<br />

Moskauer-Service.“<br />

11


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

3. Phase der Rückkehr und Reflexion<br />

kulturelle Aspekte Handlungsempfehlungen<br />

Beziehungsorientierung<br />

Rückkehr und Reflexion<br />

� Pflegen Sie die Beziehungen nach Abschluss des<br />

Praktikums individuell oder organisational weiter<br />

� Nutzen Sie Ihre Beziehungen, die Sie während des<br />

Projekts hergestellt haben, <strong>für</strong> weitere Praktikumsstellen<br />

oder Projekte<br />

� Wenn in Ihrem Team die Ansprechpartner wechseln,<br />

sollten die neuen Ansprechpartner bei Ihren<br />

Kontaktpersonen im Ausland durch die alten<br />

eingeführt werden<br />

� Drücken Sie Ihre Freude darüber aus, mit Ihren<br />

Partnern im Ausland gern und erfolgreich gearbeitet<br />

zu haben, denn Erfahrungen im internationalen<br />

Kontext sind auch Erfolge<br />

� Laden Sie sie nach Deutschland ein<br />

� Bedenken Sie, <strong>das</strong>s Ihre ausländischen Partner dem<br />

Kontakt nach Deutschland eine andere Bedeutung<br />

beimessen können als Sie<br />

� Denken Sie daran, <strong>das</strong>s der Alltag in Deutschland<br />

am Anfang auch fremd auf Sie wirken kann<br />

� Kommen Sie erst einmal in Deutschland an<br />

� Reflektieren Sie die Erfahrungen und Erlebnisse aus<br />

dem Praktikum unter interkulturellen Aspekten:<br />

- Bipolaritätenprofil mit Hilfe der Kulturdimensionen<br />

im Vergleich (8.14)<br />

� systematischer Wissenstransfer aus dem Praktikum<br />

und der Projektbegleitung z.B. Praktikumbericht,<br />

follow up-Workshop, Einzelgespräche etc.<br />

� Innere Begleiter: analysieren Sie welche inneren<br />

„Stimmen“ sie während des Praktikums begleitet und<br />

geleitet haben und wie haben Sie Ihnen geholfen<br />

� strukturierte Auswertung von Praktikumerfahrungen<br />

� Führen Sie mit Ihrem Projektbeteiligten eine Art<br />

SWOT – Analyse z.B. unter den folgenden<br />

Fragestellungen durch:<br />

- Was habe ich gut bewältigt? Was gab mir Energie?<br />

Was hat mir geholfen? Was habe ich getan, <strong>das</strong>s<br />

mein Praktikum erfolgreich verlief? (Strenght-<br />

Stärken)<br />

- An welchen Punkten sollte ich noch arbeiten? Was<br />

hat gefehlt? Wo lagen meine Grenzen? Wo gab es<br />

Störungen und Irritationen?(Weakness-Lernfelder)<br />

- Welche positiven Auswirkungen hat <strong>das</strong> Praktikum<br />

<strong>für</strong> <strong>das</strong> Projekt, <strong>für</strong> die internationale Kooperation?<br />

Welche konkreten Verbesserungsmöglichkeiten gäbe<br />

es? Was sollte in der Zukunft mehr gemacht werden?<br />

(Opportunities-Chancen)<br />

- Welche Schwierigkeiten könnten in der Zukunft auf<br />

solche Praktika zukommen? Was sollte in der<br />

Zukunft weniger gemacht werden? Was wurde<br />

vermisst? Wo wurde Energie entzogen? (Threats-<br />

Risiken)<br />

siehe<br />

Kapitel<br />

12


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

5. <strong>Interkulturelle</strong> Aspekte des <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

Die Rückkehr- und Reflexionsphase betreffende Zitate aus den Praktikumberichten:<br />

� „Alles in allem war <strong>das</strong> eine sehr gute Möglichkeit, um neue Erfahrungen zu<br />

sammeln, die sehr sinnvoll <strong>für</strong> <strong>das</strong> Leben und den Beruf sein können!“<br />

� „Während des Praktikums konnte ich sehr viele positive, aber auch negative<br />

Erfahrungen und Eindrücke sammeln.“<br />

� „Wie aus den vorhergegangenen Teilen deutlich wird, war <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

<strong>für</strong> mich eine sehr positive und prägende Erfahrung. Heute versuche ich sogar mir<br />

einige Verhaltensweisen im Umgang mit anderen Personen anzueignen, da mich<br />

der Stil des polnischen Miteinanders wirklich fasziniert hat.“<br />

13


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

- Instrumente <strong>für</strong> Anleiterinnen und Anleiter sowie <strong>für</strong> Multiplikatorinnen und<br />

Multiplikatoren<br />

6.1 <strong>Interkulturelle</strong>s Lernen<br />

<strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> werden erfolgreich und nachhaltig trainiert, wenn<br />

interkulturelles Lernen auf die affektiven, kognitiven und handlungsbezogenen<br />

Dimensionen des Lernens Bezug nimmt (vgl. Kapitel 3)<br />

Definition von interkulturellem Lernen<br />

„<strong>Interkulturelle</strong>s Lernen findet statt, wenn eine Person bereit ist, im Umgang mit<br />

Menschen einer anderen Kultur deren spezifisches Orientierungssystem der<br />

Wahrnehmung, des Denkens, Wertens und Handelns zu verstehen, es in <strong>das</strong><br />

eigenkulturelle Orientierungssystem zu integrieren und auf ihr Denken und<br />

Handeln im fremdkulturellen Handlungsfeld anzuwenden. <strong>Interkulturelle</strong>s Lernen<br />

bedingt neben dem Verstehen fremdkultureller Orientierungssysteme eine<br />

Reflexion des eigenkulturellen Orientierungssystems (Normen, Einstellungen,<br />

Überzeugungen und Werthaltungen).<br />

<strong>Interkulturelle</strong>s Lernen provoziert <strong>das</strong> Gewahrwerden sowohl fremdkultureller<br />

Merkmale (fremde Kulturstandards) als auch <strong>das</strong> Bewusstwerden eigenkultureller<br />

Merkmale (eigene Kulturstandards).“<br />

Von der oben genannten Definition ausgehend soll ein interkulturelles Training<br />

folgende Lernzielbereiche beinhalten:<br />

Lernzielbereiche<br />

Alexander Thomas, Heidelberg, 2002<br />

affektive Dimension<br />

� die affektive Herausforderung durch Fremdheitserfahrungen<br />

kognitive Dimension<br />

� die Bewusstheit kultureller „Prägung“ und ihrer Wirkung in der Interaktion<br />

� differenziertes Deutungswissen über eigene und fremde Kultur bzw. Kulturen<br />

handlungsbezogene Dimension<br />

� <strong>das</strong> Verhaltensrepertoire zur erfolgreichen Bewältigung interkultureller<br />

Überschneidungssituationen und erfolgreichen Zusammenarbeit<br />

Durch interkulturelles Lernen sollen unter den aufgeführten Gesichtspunkten die<br />

interkulturelle Sensibilität und die individuelle Bereitschaft zur kulturellen Anpassung<br />

1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

verstärkt und ausgebaut werden. So können in internationalen Zusammenhängen<br />

tätige Personen darauf vorbereitet werden, in interkulturellen Überschneidungssituationen<br />

sich zu orientieren und mit Kollegeninnen und Kollegen und Vorgesetzten<br />

erfolgreich zusammenzuarbeiten.<br />

6.2. Ein interkulturelles Training<br />

In diesem Kapitel werden ausgewählte Instrumente und ein interkultureller<br />

Trainingsablauf vorgestellt, der sich an den 2 durchgeführten Trainings <strong>für</strong> <strong>das</strong><br />

Teilprojekt Fit <strong>für</strong> MOE vor dem <strong>Auslandspraktikum</strong> und teilweise nach dem<br />

<strong>Auslandspraktikum</strong> orientiert.<br />

Dieses Training war <strong>für</strong> ca. 2 x 4 Zeitstunden konzipiert. Natürlich können Einheiten<br />

ergänzt oder ausgebaut werden. Ein Training zur interkulturellen Sensibilisierung<br />

sollte prinzipiell mindestens drei ganze Tage umfassen. Die ersten zwei Trainingstage<br />

sollten auch am Stück durchgeführt werden, da die Teilnehmenden sich in einen<br />

komplexen Lernprozess begeben und somit „am Ball“ bleiben können.<br />

Empfehlenswert wäre den dritten Tag ca. 2 – 3 Monate später oder nach dem<br />

<strong>Auslandspraktikum</strong> anzuschließen. Die Teilnehmenden könnten mit dem interkulturell<br />

Gelernten in die Praxis gehen und neue Erfahrungen und Ideen aus der Praxis in <strong>das</strong><br />

Training wieder einbringen und reflektieren.<br />

Wie die Bezeichnung Training schon andeutet liegt der Schwerpunkt dieses<br />

Programms auf der aktiven Beteiligung der Teilnehmerinnen und Teilnehmer und dem<br />

aktiven Einbringen der Teilnehmer/-innenerfahrungen.<br />

Interaktionsübungen machen den Teilnehmenden in den meisten Fällen Spaß und<br />

aus ihnen resultieren sehr oft Aha-Effekte. Des weiteren simulieren Übungen in einem<br />

geschützten Rahmen die Praxis und die Teilnehmenden können ausprobieren. Die<br />

Teilnehmenden werden also auf der affektiven, kognitiven und verhaltensbezogenen<br />

Ebene erreicht.<br />

Jedoch hängen Lerneffekte von Übungen auch sehr stark von der Auswertungsphase<br />

ab und der theoretischen Rahmung. Darauf sollte sich ein Trainer auch gut<br />

vorbereiten, damit die Übungen eine Zielorientierung haben und den Teilnehmenden<br />

deutlich wird, was der Sinn und Zweck der Aufgabenstellung war.<br />

Aus der Erfahrung kann gesagt werden, <strong>das</strong>s die theoretischen Inhalte besser<br />

angenommen werden, wenn Erklärungen und Erläuterungen - zu dem an manchen<br />

Stellen sehr abstrakten Kultur-Thema - durch passende Beispiele aus der beruflichen<br />

oder Alltagspraxis „greifbar“ und fassbar gemacht werden.<br />

Hier bietet es sich an auch die Teilnehmenden aktiv einzubeziehen. Insbesondere bei<br />

gemischtkulturellen Gruppen entstehen sehr oft rege Gespräche, lehrreiche<br />

Diskussionen und <strong>für</strong> die Praxis wichtige Ergebnisse.<br />

2


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

A. Cultural Awareness<br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

Cultural Awareness kann beschrieben werden, als die Bewusstheit von kultureller<br />

Prägung und ihrer Wirkung in der Interaktion. Dies beinhaltet, <strong>das</strong>s nach der Definition<br />

von Kultur (vgl. Kapitel 4.1) kulturelles Wissen und kulturelles Verhalten überwiegend<br />

unbewusst erfolgt. Daher steht an erster Stelle, sich der eigenen kulturellen Prägung<br />

bewusst zu werden.<br />

Hierzu bietet sich - sozusagen zum Warmwerden – die Interaktionsübung<br />

„Begrüßungsrituale“ (Anhang 23) an. Diese Interaktionsübung eignet sich als<br />

Einstieg, da die Teilnehmenden zum einen aktiviert werden und <strong>das</strong> affektive Erfahren<br />

und Lernen im Vordergrund steht.<br />

Eine komplexere Übungseinheit zum Thema Kultur lernen und interkulturelle<br />

Begegnung bildet die Simulation „Farbe bekennen“ (Anhang 24).<br />

Eine interessante Feststellung bei dieser Übung ergibt sich auf die Fragestellung: Wer<br />

spielt falsch und wer spielt richtig? Letztendlich spielen alle richtig und es entsteht<br />

dadurch eine Irritation oder sogar ein Konflikt!<br />

Reaktionen auf interkulturelle Irritationen werden in Anhang 13 dargestellt.<br />

Im Anschluss an diese Übung könnte ein Theorie-Input erfolgen. Hier<strong>für</strong> könnten die<br />

im Anhang zusammengestellten Materialien genutzt werden (Anhang 2 – Anhang 8).<br />

Jedoch sollte dieser theoretische Teil eher als ein Lehrgespräch gestaltet werden.<br />

Teilnehmende und Trainer können ihre interkulturellen Erfahrungen und Kenntnisse<br />

einbringen. Des weiteren wird der Theorieteil gut von den Teilnehmenden<br />

angenommen, wenn der Trainer kleine interaktive Sequenzen passend zum Thema<br />

einstreut.<br />

In dieser Einheit sollte der Trainer neben dem Faktor Kultur auch auf die anderen<br />

Einflussfaktoren (Person und Situation, Anhang 8) in einer interkulturellen<br />

Begegnungssituation aufmerksam (vgl. Kapitel 3.3) machen.<br />

Ziel:<br />

• Sich der eigenen und fremden kulturellen Prägung bewusst werden<br />

• Reaktionen auf Irritationen und Konflikte im interkulturellen Kontext<br />

• theoretisches Wissen über Kultur<br />

3


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

B. Kulturmodelle: kulturelle Orientierungen<br />

Kulturelle Orientierungen wurden im Kapitel 4.4 genauer beschrieben. Nach der<br />

Übung können die kulturellen Orientierungen als Trainer-Info erklärt und in einem<br />

Lehrgespräch besprochen werden.<br />

Die relevanten kulturellen Orientierungen beispielsweise <strong>für</strong> Deutschland und Polen,<br />

Russland etc. können vorgestellt und diskutiert werden. Hier auch die Erfahrungen<br />

und Kenntnisse der TN einholen.<br />

Hierzu eine kleine Übung im Raum (Anhang 23), damit die Teilnehmenden schnell<br />

einen aktiven und ganzheitlichen Einstieg in <strong>das</strong> Themenfeld erhalten. Diese Übung<br />

soll den TN die eigene und fremde Kulturzugehörigkeit bewusst machen. Bei einer<br />

kulturell gemischten Gruppe kann auch schon kulturelles Wissen über die vertretenen<br />

Kulturen vermittelt werden.<br />

!<br />

Zur nochmaligen Erinnerung<br />

� Erklärungen zu nationalen Kulturen können und sollen Tendenzen beschreiben, die mit<br />

einer erhöhten Wahrscheinlichkeit angetroffen werden können.<br />

� Es ist daher größte Vorsicht und Achtsamkeit geboten, wenn Menschen oder Gruppen<br />

kulturelle Eigenschaften oder Charakteristika zugeschrieben werden.<br />

� Letztendlich geben Tendenzen keine 100%’ige Auskunft über <strong>das</strong> Denken, Fühlen und<br />

Handeln einer einzelnen Person in den unterschiedlichsten Situationen.<br />

(vgl. Kapitel 4.4)<br />

Im Anschluss könnten die TN in Kleingruppen zu zwei oder drei Personen versuchen<br />

mit Hilfe der kulturellen Orientierungen (Anhang 14) von der eigenen und fremden<br />

Kultur ein Polaritätenprofil zu entwickeln. Diese Profile oder Besonderheiten, die den<br />

TN bei der Aufgabe aufgefallen sind, könnten dann im Anschluss im Plenum<br />

vorgestellt werden.<br />

Ziele:<br />

• zentrale kulturelle Orientierungen kennen lernen und diese anwenden<br />

• ein Verständnis <strong>für</strong> kulturelle Unterschiede und unterschiedliche Wahrnehmungen<br />

entwickeln<br />

• nachvollziehen, wie und an welchen Punkten Missverständnisse und Irritationen in<br />

der interkulturellen Begegnung entstehen können<br />

4


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

C. Kulturzentrismus<br />

In dieser Trainingseinheit soll thematisiert werden, <strong>das</strong>s eigene kulturelle Werte und<br />

Normen, eigenes Verhalten und Denken - meist unbewusst - als normal, natürlich und<br />

selbstverständlich empfunden werden und <strong>das</strong> Fremdverhalten als befremdlich<br />

erscheinen lassen.<br />

Bei einer sogenannten kulturzentristischen Haltung kann es aber noch<br />

weiterführend dazu kommen, <strong>das</strong>s die eigene Kultur als eine Art Wertmaßstab<br />

angelegt wird und <strong>das</strong>s Fremdkulturelles als eine befremdliche Abweichung von<br />

diesen kulturellen Standards wahrgenommen und bewertet werden kann.<br />

Dass also Kriterien wie falsches und richtiges kulturelles Verhalten aufgestellt werden.<br />

Dazu ein kurzes Beispiel: „Neulich habe ich meinem russischen Kollegen sein<br />

Geburtstagsgeschenk überreicht. Und er - bedankt sich und stellt es einfach zur Seite.<br />

Er hat es nicht ausgepackt. Also, ich fand <strong>das</strong> sehr unhöflich Ich glaube, <strong>das</strong>s er gar<br />

nicht weiß, was sich gehört!“<br />

In diesem Beispiel wir deutlich, daß sehr schnell mit falsch und richtig bewertet wird.<br />

Ein aktiver Einstieg in dieses Themenfeld bildet die Übung „Taxi!“ (Anhang 25). Beim<br />

Debriefing dieser Übung kann darauf Bezug genommen werden, daß Kultur <strong>für</strong> die<br />

Menschen eine Art „Landkarte der Bedeutungen“ zeichnet.<br />

Für den theoretischen Teil im Anschluss an die Übung kann als Abbinder eine<br />

Definition von Kulturzentrismus vorgestellt werden (Anhang 7).<br />

Ziel:<br />

• Bewusst werden der Befangenheit in der Perspektive und den emotionalen<br />

Bindungen der eigenen Kultur<br />

5


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

D. Bereiche interkultureller Irritationen und kritische Ereignisse im Berufsalltag<br />

Als aktiven und aktivierenden Einstieg in diesen Themenkomplex kann die<br />

Interaktionsübung Chatter (Anhang 24) eingesetzt werden. Je nach Zeit und Ziel kann<br />

diese Übung als ein kurzer themengebundener Energizer oder ein Einstieg in den<br />

interkulturellen Irritationsbereich „Kommunikationsstile“ genutzt werden.<br />

Nach einer kurzen Einführung zu dem Themenfeld „interkulturelle Situationen“<br />

(Anhang 8) können Kleingruppen gebildet werden. Jede Kleingruppe bekommt ein<br />

Blatt mit 2 – 3 kurzen interkulturellen Fallbeispielen aus dem betrieblichen Bereich.<br />

Es kann hier auch variiert werden. Beispielsweise können einige Kleingruppen die<br />

gleichen Fallbeispiele bearbeiten. So ergeben sich eventuell andere<br />

Betrachtungsweisen zu ein und dem selben Fallbeispiel.<br />

Die Aufgabenstellung könnte darin liege, <strong>das</strong>s die Teilnehmenden überlegen sollen,<br />

• worin die Irritationen in den Fallbeispielen liegen und welche kulturellen<br />

Standards, welche situativen und personalen Faktoren (Anhang 6) wirken.<br />

• Weiterhin sollen die Teilnehmenden in der Kleingruppenphase überlegen, ob oder<br />

wann sie selber ähnliche Situationen erlebt haben. Die Ergebnisse sollten auf<br />

einer Flipchart festgehalten werden.<br />

Bei der Auswertung stellen die Kleingruppen ihre Ergebnisse im Plenum vor.<br />

Um den Teilnehmenden einen Überblick und eine gewisse „Strukturierung“ über<br />

mögliche Bereiche zu geben, die kulturell sehr stark geprägt sind, könnte die „Sonne“<br />

mit den Bereichen interkultureller Irritationen (Anhang 11) eingeführt werden.<br />

Diese Folie kann auch an einer Pinnwand mit Metaplankarten Schritt <strong>für</strong> Schritt erstellt<br />

werden.<br />

Hierbei ist es ratsam zu jedem Bereich in Form eines Plenumgesprächs die<br />

Erfahrungen der Teilnehmenden einzuholen und an der Pinnwand an der geeigneten<br />

Stelle einzuordnen.<br />

Zu einzelnen Bereichen können auch beispielsweise Rollenspielsequenzen eingebaut<br />

werden. Die Arbeit mit der „Sonne“ kann sehr kurz und knapp aber auch sehr<br />

ausführlich und lebendig gestaltet werden.<br />

Im Anschluss können die Teilnehmenden eigene selbsterlebte Ereignisse während<br />

ihres Auslandpraktikums oder eines anderen Auslandaufenthalts strukturiert<br />

analysieren. Dazu erhalten sie <strong>das</strong> Aufgabenblatt Analyse interkultureller<br />

Situationen (Anhang 10).<br />

In Kleingruppen sollen sich die Teilnehmenden <strong>für</strong> einen „Fall“ entscheiden und auf<br />

einer Flipchart nach dem Leitfaden (Anhang 10) strukturiert bearbeiten.<br />

6


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

Im Plenum werden die Ergebnisse vorgestellt. Wenn es „ungelöste Fälle“ sein sollten,<br />

können Lösungen und Handlungsansätze auch gespielt werden.<br />

!<br />

Zeit beachten!<br />

Bei diesem Teil des Trainings sollte genügende Zeit einkalkuliert werden. Eine<br />

ausführliche und methodenreiche Bearbeitung der Themen und Fallbeispiele<br />

kann einen ganzen Trainingstag benötigen.<br />

Ziele:<br />

• Reflexion von interkulturellen Situationen unter Anwendung des KPS-Modells<br />

• Strukturierung von interkulturellen Situationen<br />

• Analyse von interkulturellen Irritationen<br />

• Handlungsansätze<br />

E. kulturelle Anpassungsprozesse im Ausland<br />

„Ist es wichtig, die eigene kulturelle Identität und eigenkulturelle Merkmale zu<br />

bewahren?“ oder „Soll die kulturelle Anpassung bei einem Auslandsaufenthalt im<br />

Vordergrund stehen?“. Dies sind zwei zentrale Fragen, die sich Menschen während<br />

eines Auslandsaufenthaltes bewusst oder unbewusst oft stellen.<br />

Die Auslandspraktika im Zusammenhang mit dem Projekt „Fit <strong>für</strong> MOE“ sind zwar<br />

relativ kurz. Jedoch kann auch hier schon besprochen werden, ob der Praktikant/ die<br />

Praktikantin in verschiedenen Situationen und Phasen des Auslandsaufenthalts<br />

(Kapitel 5.1) unterschiedliches Verhalten und unterschiedliche Strategien benutzt<br />

hatte.<br />

Hierzu könnte als theoretische Grundlage und als Orientierung die kulturelle<br />

Anpassungskurve (Anhang 15) oder <strong>das</strong> Modell zur kulturellen Anpassung nach Berry<br />

(Anhang 16) benutzt werden.<br />

Bei dieser Einheit des interkulturellen Trainings könnte es darum gehen, <strong>das</strong>s die<br />

Teilnehmenden solche Beispiele benennen, in denen sie selber verschiedene<br />

Akkulturationsstrategien (Akkulturation = Hineinwachsen in eine andere Kultur)<br />

bewusst oder unbewusst genutzt haben.<br />

Fragestellungen <strong>für</strong> eine Einzel- oder Partnerarbeit könnten sein:<br />

• In welchen Situationen ihres Praktikumaufenthalts im Ausland haben Sie sich eher<br />

integriert, assimiliert, separiert oder marginalisiert?<br />

• Wie haben Sie sich verhalten?<br />

• Wie haben sich ihre Gesprächspartnernnen und -partner verhalten?<br />

7


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

• Wie sich ihr Verhalten und <strong>das</strong> der anderen im Laufe des Auslandsaufenthalts<br />

verändert?<br />

• Welche Ressourcen haben Sie bei sich festgestellt?<br />

• Welche konnten Sie nutzen? Was hat Ihnen während des Auslandsaufenthaltes<br />

am meisten geholfen?<br />

Ziele:<br />

• Akkulturationsprozesse und –modelle kennen lernen<br />

• Erfahrungsaustausch und Aufarbeitung der eigenen Auslanderfahrungen in der Gruppe<br />

• der persönlichen Entwicklung durch Auslandsaufenthalte bewusst werden<br />

• Ressourcen <strong>für</strong> weitere Auslandsaufenthalte erkennen<br />

F. <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz im eigenen Berufsfeld<br />

In dieser Einheit des interkulturellen Trainings soll der Themenkomplex <strong>Interkulturelle</strong><br />

Kompetenz unter zwei Aspekten thematisiert werden:<br />

1. Was ist <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz? (Kapitel 4.5)<br />

2. Was sind <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> die eigene Berufspraxis im<br />

Ausland?<br />

Zu Beginn sollte in Form eines Lehrgespräches eine Definition <strong>Interkulturelle</strong>r<br />

Kompetenz den Teilnehmenden vorgestellt werden (Anhang 19). Meistens ist <strong>das</strong><br />

Thema <strong>für</strong> die Teilnehmenden an diesem Punkt noch sehr abstrakt. Daher sollten die<br />

einzelnen Fähigkeiten und Kenntnisse, die sich unter dem Titel <strong>Interkulturelle</strong><br />

Kompetenz einordnen, nach individuellen, sozialen, fachlichen <strong>Kompetenzen</strong> und<br />

interkulturellen Fähigkeiten und Kenntnissen ergänzt werden (Anhang 20).<br />

Nachdem die Begriffe erklärt und geklärt worden sind könnte den Teilnehmenden<br />

folgende Aufgabe gestellt werden:<br />

Benennen Sie bitte <strong>für</strong> Ihr <strong>Auslandspraktikum</strong> wichtige <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong>!<br />

Die Teilnehmenden teilen sich dazu in Kleingruppen auf.<br />

Jede Kleingruppe erhält 5 – 6 (oder auch mehr) Metaplankarten.<br />

In der Kleingruppe sollen die Teilnehmenden besprechen, welche Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse sie <strong>für</strong> ihr Praktikum <strong>für</strong> die wichtigsten erachten, um im Ausland<br />

erfolgreich im Betrieb zusammenarbeiten zu können.<br />

Die Teilnehmenden schreiben auf die Metaplankarten die wichtigsten <strong>Kompetenzen</strong><br />

auf. Auf jede Metaplankarte wird eine Kompetenz aufgeschrieben.<br />

Im Anschluss stellen die Kleingruppen Ihre Ergebnisse im Plenum vor. Die<br />

Metaplankarten werden an der Pinnwand festgehalten und durch die Trainerin oder<br />

den Trainer eventuell geclustert.<br />

8


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

6. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation trainieren<br />

Die Trainerin oder der Trainer kann zum Abschluss noch interaktionsbezogene<br />

Strategien (Anhang 17) vorstellen und mit den Ergebnissen der Teilnehmenden<br />

abstimmen.<br />

Natürlich können einzelne Elemente <strong>Interkulturelle</strong>r Kompetenz weiterführend durch<br />

Rollenspiele oder andere interaktive Übungen trainiert werden. Es hängt wie immer<br />

auch davon ab, wie viel Zeit zur Verfügung steht.<br />

Den Teilnehmenden können abschließend die bereits in Kapitel 4.7 erwähnten<br />

Merksätze (Anhang 18) mit auf den Weg gegeben werden.<br />

Ziele:<br />

• Kennen lernen des Fähigkeitensets „<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz“<br />

• Spezifizierung der <strong>Kompetenzen</strong> auf <strong>das</strong> eigene Berufsfeld und den<br />

praktikumspezifischen Rahmen<br />

!<br />

VIEL ERFOLG UND VIEL SPASS BEIM<br />

INTERKULTURELLEN TRAINING!<br />

9


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

7. ein letzter Hinweis<br />

7. Ein letzter Hinweis<br />

Die Landkarte sollte nicht mit<br />

der Landschaft verwechselt<br />

werden.<br />

systemischer Grundsatz<br />

Liebe Leserinnen und Leser, in Rahmen der Möglichkeiten dieses Handbuchs habe<br />

ich versucht <strong>das</strong> Thema <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation aus der Theorie und Praxis zu<br />

beleuchten.<br />

Wie Sie auch wissen, geben kulturelle Modelle und Konzepte immer ein vereinfachte<br />

Variante der Realität wieder mit dem Ziel, uns in der Komplexität der interkulturellen<br />

Kontexte orientieren und zurecht finden zu können. Sie zeichnen eine Landkarte über<br />

Wahrnehmen, Fühlen, Denken und Verhalten von Menschen in verschiedenen<br />

Kulturkreisen. Dies soll uns die Möglichkeit geben, Hypothesen über <strong>das</strong> Verhalten<br />

und die Haltung der anderen zu entwickeln und strukturiert analysieren zu können.<br />

Damit wir achtsamer und wirkungsvoller Handeln können.<br />

Jedoch in interkulturellen Situationen begegnen sich Menschen mit ihren persönlichen<br />

Eigenarten, ihren Sorgen, ihren Absichten, ihren Gefühlen. Es begegnen sich nicht<br />

Stereotype der konstruierten Konzepte von Kulturkreisen.<br />

Daher finde ich es wichtig, an erster Stelle den anderen Menschen (und übrigens<br />

mich selbst auch) zu beachten und wahrzunehmen. Wenn der andere Mensch von<br />

den Modellen und meinen Hypothesen abweicht, dann sollte ich ihn nicht als eine<br />

Ausnahme und als einen Sonderling einordnen, sondern meine Theorie und meine<br />

Hypothese noch mal überprüfen. Ansonsten besteht die Gefahr, <strong>das</strong>s wir immer <strong>das</strong><br />

wieder finden, was wir konstruiert haben.<br />

Die Kunst in interkulturellen Begegnungssituationen liegt darin, aufmerksam zu sein<br />

<strong>für</strong> die Einzigartigkeit jeder Person auf der einen und ihrer kulturellen Orientierung auf<br />

der anderen Seite. Diese Balance in einer Form der gefestigten Beweglichkeit zu<br />

halten, bildet <strong>für</strong> mich den Kern <strong>Interkulturelle</strong>r Kompetenz.<br />

1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

8. Literatur, Sites, Links<br />

8. Literatur und Links<br />

8.1 <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation<br />

Bergemann, Niels <strong>Interkulturelle</strong>s Management<br />

Sourisseaux, A.L.J. (Hrsg.) Springer-Verlag Heidelberg, 3., vollständig überarbeitete und erweiterte<br />

Auflage 2002<br />

ISBN: 354042976X<br />

Berkel, Karl Konfliktraining<br />

Konflikte verstehen, analysieren, bewältigen<br />

Sauer-Verlag, Heidelberg 7., durchgesehene Auflage 2002<br />

ISBN 3-7938-7280-7<br />

Bolten, Jürgen <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

Landeszentrale <strong>für</strong> politische Bildung Thüringen, Erfurt<br />

2. unveränderte Auflage 2003<br />

Bundeszentrale <strong>für</strong><br />

politische Bildung (Hg.): <strong>Interkulturelle</strong>s Lernen,<br />

Arbeitshilfen <strong>für</strong> die politischeBildung<br />

Bonn, 1998<br />

ISBN 3-89331-361-3<br />

Umfangreiches Kapitel zum Thema „Fortbildungskonzepte und<br />

Materialübersicht“!<br />

COMITO<br />

Transnationale Partnerschaft <strong>Interkulturelle</strong>s Sensibilisierungstraining<br />

Ein Weiterbildungsmodul <strong>für</strong> Fachkräfte der Arbeitsförderung<br />

EU-weiten Gemeinschaftsinitiative EQUAL, Bielfefeld, 2004<br />

Grosch, Harald Methoden interkulturellen Lehrens und Lernens<br />

Groß, Andreas ASKO Europa Stiftung, Saarbrücken 2000<br />

Wolf Rainer Leenen<br />

Herbrand, Frank: Fit <strong>für</strong> fremde Kulturen<br />

<strong>Interkulturelle</strong>s Training <strong>für</strong> Führungskräfte<br />

Haupt Verlag, Bern 2002<br />

ISBN 3-258-06429-6<br />

Hoffmann, Hans-Erland u.a.: Internationales Projektmanagement<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Zusammenarbeit in der Praxis<br />

DTV; München, 2004<br />

ISBN 3-423-50883-3<br />

Hofmann, Heidemarie<br />

Mau-Endres, Birgit<br />

Ufholz, Bernhard: Schlüsselqualifikation <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

Arbeitsmaterialien <strong>für</strong> die Aus- und Weiterbildung<br />

W. Bertelsmann Verlag GmbH&Co.KG, Bielefeld, 2005<br />

ISBN: 3-7639-3225-9<br />

Mit einer beigefügten CD mit Übungsanleitungen,<br />

Arbeitsmaterialien und weiterführenden Hintergrundinformation<br />

1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

8. Literatur, Sites, Links<br />

Hofstede, Geert: Lokales Denken, globales Handeln<br />

Deutscher Taschenbuch Verlag, München, 3., vollständig überarbeitete<br />

Auflage 2006<br />

ISBN 3-423-50807-8<br />

Knapp-Potthoff, Annelie Aspekte interkultureller Kommunikationsfähigkeit.<br />

Martina Liedke (Hrsg.): München: Iudicium, 1997<br />

Kumbier, Dagmar<br />

Schulz von Thun, Friedemann<br />

(Hg.): <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation: Methoden, Modelle, Beispiele<br />

Rowohlt Taschenbuch Verlag, Hamburg, 2006<br />

ISBN 3-499-62096-0<br />

Leenen, Wolf Rainer Diversität nutzen<br />

Scheitza, Alexander Waxmann Verlag GmbH, Münster 2006<br />

Michael Wiedemeyer ISBN 978-3-8309-1726-7<br />

Levine, Robert: Eine Landkarte der Zeit<br />

Piper Verlag GmbH, 4. Auflage, München, 2000<br />

ISBN 3-492-22978-6<br />

Losche, Helga <strong>Interkulturelle</strong> kommunikation<br />

Sammlung praktischer Spiele und Übungen<br />

ZIEL Verlag, Augsburg, 2. Auflage 2000<br />

ISBN 3-934214-50-9<br />

Maletzke, Gerhard: <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation,<br />

Zur Interaktion zwischen Menschen verschiedener Kulturen<br />

Westdeutscher Verlag, Opladen, 1996<br />

ISBN 3-531-12817-5<br />

Podsiadlowski, Astrid: <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation und Zusammenarbeit<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz trainieren mit Übungen und Fallbeispielen<br />

Verlag Franz Vahlen, München, 2004<br />

ISBN 3-8006-3098-2<br />

Thiagarajan, S.: Diversity Simulation Games<br />

MA: HRD Press, Amherst 1995<br />

Thomas, Alexander (Hg.): Kulturvergleichende Psychologie<br />

Eine Einführung<br />

Hogrefe, Göttingen, 1993<br />

Thomas, Alexander (Hg.): Psychologie interkulturellen Handelns<br />

Hogrefe, Göttingen, 1996<br />

ISBN 3-8017-0668-0<br />

2


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

8. Literatur, Sites, Links<br />

8.2 länderspezifische Literatur<br />

Bundeszentrale <strong>für</strong><br />

politische Bildung Informationen zur politischen Bildung<br />

länderbezogene Informationen, umfangreiche Literatur und<br />

Internetadressen<br />

Gorski, Maxim: Gebrauchsanweisung <strong>für</strong> Deutschland<br />

Piper Verlag, München, 2. Auflage, 2001<br />

ISBN 3-492-23226-4<br />

Grünewald, Stephan: Deutschland auf der Couch<br />

Eine Gesellschaft zwischen Stillstand und Leidenschaft<br />

Campus Verlag, Frankfurt am Main, 2006<br />

ISBN 3-593-37926-0<br />

Know-How-Verlag Kulturschock - Reihe<br />

Mochtarova, Monika Erfolgreiche Geschäfte im östlichen Mitteleuropa<br />

Polen, Tschechien, Ungarn<br />

Springer Verlag, Heidelberg, 2000<br />

ISBN 3-540-67211-7<br />

Schroll-Machl, Sylvia<br />

Nový, Ivan: Perfekt geplant oder genial improvisiert?<br />

Kulturunterschiede in der deutsch-tschechischen Zusammenarbeit<br />

Hampp Verlag, 3. Auflage, Mering, 2005<br />

ISBN 3-87988-928-7<br />

Schroll-Machl, Sylvia<br />

Nový, Ivan: Beruflich in Tschechien<br />

Trainingsprogramm <strong>für</strong> Manager, Fach- und Führungskräfte<br />

Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen, 2003<br />

ISBN 3-525-49055-0<br />

Schroll-Machl, Sylvia<br />

Wiskoski, K. <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation im deutsch-polnischen Geschäftsalltag<br />

Wirtschaftshandbuch Polen<br />

FAZ-Institut Band 8, Frankfurt., 2003<br />

3


8.3 Links<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

8. Literatur, Sites, Links<br />

World Fact Book: www.cia.gov/cia/publications/factbook<br />

Online-Training: www.ikkompetenz.thueringen.de<br />

Interessengemeinschaft Deutscher: www.imausland.org<br />

Polen: www.infopolen.de<br />

Polen: www.info-polen.com<br />

Russland aktuell: www.aktuell.ru<br />

Russland online Zeitung: www.russland.ru<br />

interkulturelle Trainerin Schwerpunkt MOE: www.schroll-machl.de<br />

Auswärtiges Amt www.auswaertiges-amt.de<br />

Reise-Lexikon http://wikitravel.org/de<br />

Kulturmanager aus MOE www.moe-kulturmanager.de<br />

www.ikkompetenz.thueringen.de<br />

4


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Anhang


Anhang 1<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Lernzielbereiche<br />

eines interkulturellen Bildungs- und<br />

Ausbildungsprogramms<br />

• die affektive Herausforderung durch<br />

Fremdheitserfahrungen<br />

• die Bewußtheit kultureller „Prägung“ und<br />

ihrer Wirkung in der Interaktion<br />

• differenziertes Deutungswissen über eigene<br />

und fremde Kultur bzw. Kulturen<br />

• <strong>das</strong> Verhaltensrepertoire zur erfolgreichen<br />

Bewältigung interkultureller<br />

Überschneidungssituationen<br />

vgl.: Brislin u. Yoshida aus Grosch/Groß/Leenen: Methoden interkulturellen Lehrens und<br />

Lernens, Saarbrücken 2000<br />

© Musa Dağdeviren


A n h a n g 2<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Kultur<br />

ist ein universelles, <strong>für</strong> eine Gesellschaft,<br />

Organisation und Gruppe aber sehr typisches<br />

Orientierungssystem.<br />

Es beeinflußt <strong>das</strong> [alltägliche] Wahrnehmen,<br />

Denken, Werten und Handeln aller ihrer<br />

Mitglieder.<br />

vgl.: Alexander Thomas in: <strong>Interkulturelle</strong>s Management, 2002


A n h a n g 3<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

der Kulturbegriff - Erläuterungen<br />

� Kultur ist in erster Linie ein Gewußt-Wie<br />

und nicht ein Gewußt-Warum<br />

� kulturelle Orientierungen werden in<br />

einem lebenslangen Lernprozeß bewußt<br />

und insbesondere unbewußt erworben<br />

� Kultur ist ein Gruppenphänomen<br />

� Kulturen unterliegen einem ständigen<br />

Wandel<br />

� Der Mensch gehört gleichzeitig<br />

verschiedenen kulturellen Gruppen an<br />

� Kultur ist nicht nur ethnisch oder national<br />

vgl.: Grosch/Groß/Leenen: Methoden interkulturellen Lehrens und Lernens,Saarbrücken 2000<br />

Eagleton: Was ist Kultur?, München 2001


Anhang 4<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Ebenen interkultureller Begegnung<br />

� emotional-affektive Ebene<br />

� kognitive Ebene<br />

� Verhaltensebene


Anhang 5<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Eisberg - Modell<br />

Aussehen<br />

Symbole<br />

Sprache<br />

Sitten Normen<br />

Artefakte Klima<br />

Umwelt Verhalten<br />

Erwartungen Werte implizite Normen<br />

Bedürfnisse wissenschaftlicher Erkenntnisstand<br />

Haltung Denk- und Wahrnehmungsmuster<br />

Religion Philosophie<br />

gemeinsame geschichtliche Erinnerung<br />

Menschenbild Weltanschauung<br />

tragende verdeckte Kultur<br />

[ konceptas ]<br />

wahrnehmbare<br />

äußere Kultur<br />

[ perceptas ]


Anhang 6<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Einflussfaktoren in der interkulturellen Begegnung<br />

kulturelle personale<br />

Prägung en Eigenarten<br />

Situation<br />

nach: Grosch/Leenen/Groß: Forschungsschwerpunkt Ik Kompetenz, Fachhochschule Köln


Anhang 7<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Kulturzentrismus<br />

� eine zumeist unbewußte Befangenheit in<br />

der Perspektive und den emotionalen<br />

Bindungen der eigenen Kultur.<br />

Kulturzentrismus bewirkt,<br />

� daß eigene kulturelle Werte und Normen, eigenes<br />

Verhalten und Denken - meist unbewußt - als<br />

normal, natürlich und selbstverständlich<br />

empfunden werden<br />

� daß die eigene Kultur als der Maßstab angelegt<br />

wird.<br />

� daß Fremdkulturelles als eine befremdliche<br />

Abweichung von diesen kulturellen Standards<br />

wahrgenommen wird.<br />

nach: Leenen/Grosch/Groß: Forschungsschwerpunkt Ik Kompetenz, Fachhochschule Köln


Anhang 8<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

interkulturelle Situation<br />

In einer interkulturellen Situation treffen<br />

Angehörige zweier verschiedener Kulturen<br />

mit verschiedenen Entwürfen der Wirk-<br />

lichkeit und unterschiedlichen Normen-<br />

und Wertesystemen aufeinander.<br />

Bei dieser Begegnung wird jede Person<br />

zur gleichen Zeit mit zwei Kulturen<br />

konfrontiert:<br />

der eigenen und der fremden.<br />

In der Situation herrscht ein Gefühl der<br />

Fremdheit.


Anhang 9<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Sequenzen aus dem interkulturellen Alltag<br />

Arbeitskleidung<br />

In einem ungarischen Werk soll neue Arbeitskleidung eingeführt werden. Die Farbe soll noch festgelegt<br />

werden.<br />

Die Mitarbeiterinnen und die Mitarbeiter legen untereinander fest, daß die Kleidung grün sein sollte. Der<br />

Chef des Werks findet grün auch gut. Er bringt während des Gesprächs die Frage ins Spiel, wie man<br />

denn über eine rote Arbeitskluft denken würde.<br />

Nach diesem Gespräch wurde rote Kleidung angeschafft.<br />

Eine tschechische Teamsitzung<br />

Herr Müller, einer der leitenden Angestellten einer deutschen Heizungsfirma, ist in eine Firmenfiliale<br />

nach Brno/Tschechische Republik versetzt worden. Trotz anfänglicher Be<strong>für</strong>chtungen gewöhnt er sich<br />

schnell an die mährische Metropole, und auch der Umgang mit den freundlichen tschechischen<br />

Mitarbeitern fällt ihm leicht. Einige Monate nach seiner Entsendung hat die Firma einen lukrativen<br />

Vertrag mit einem lokalen Auftraggeber geschlossen. Nach kurzer Zeit muss Herr Müller aber<br />

feststellen, <strong>das</strong>s der Firma eventuell hohe Sanktionen wegen des Nichteinhaltens des im Vertrag<br />

festgelegten Termins drohen. Ein tschechischer Mitarbeiter trägt die Schuld. Die Bearbeitung der<br />

Produktdokumentation hatte sich bei ihm verzögert. Herr Müller ruft eine Teamsitzung zusammen und<br />

tadelt den Verantwortlichen vor versammeltem Kollegenkreis wegen seines Versäumnisses. Daraufhin<br />

verschlechtert sich <strong>das</strong> Betriebsklima merklich, und selbst zuvor wohlwollende Mitarbeiter schneiden<br />

ihren Vorgesetzten.<br />

Russisch-deutsche Kooperation<br />

Ein deutsches und ein russisches Unternehmen sind miteinander eine Kooperation eingegangen mit<br />

Werksstandort Russland.<br />

Nachdem vom deutschen Unternehmen mehrmals Investitionen getätigt worden, ohne nennenswerte<br />

Resultate zu sehen und der Eindruck entstand, <strong>das</strong>s nicht <strong>das</strong> ganze Geld zweckmäßig eingesetzt<br />

wurde, ist von den Deutschen umgehend ein Audit-Verfahren (Steuerprüfung) eingeleitet worden.<br />

Daraufhin bricht <strong>das</strong> russische Unternehmen den Kontakt sofort ab.<br />

vgl: Online-Training: www.ikkompetenz.thueringen.de


Anhang 10<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Analyse interkultureller Situationen<br />

1. automatischen Bewertungsprozeß anhalten<br />

noch einmal genauer hinsehen, Beobachtungen beschreiben<br />

2. Irritation präzisieren<br />

Ursachen: Was irritiert mich hier genau?<br />

Wirkung: Was löst die Irritation bei mir aus? [z.B. Wut, Kränkung]<br />

3. kulturelle Einflußfaktoren isolieren<br />

Kann ich die Irritationen auf situative oder individuelle Faktoren zurückführen?<br />

4. thematisieren Sie Ihre eigenen Erwartungen<br />

Was wäre <strong>für</strong> Sie adäquates bzw. den Regeln entsprechendes Verhalten?<br />

5. Reflektieren Sie Ihre eigenkulturellen Standards<br />

Was sind die kulturellen Werte, Verhaltenskonventionen und Einstellungen,<br />

die diese Regeln tragen?<br />

6. Suchen Sie nach fremdkulturellen Standards<br />

a) Welche Werte , Verhaltenskonventionen und Einstellungen könnten <strong>das</strong><br />

fremde Verhalten leiten?<br />

b) Wie würde Ihrer Meinung nach Ihr erwartetes Verhalten bei der Person<br />

aus der Fremdkultur gewertet werden?<br />

[7. Was war oder könnte der nächste Schritt <strong>für</strong> einen konstruktiven<br />

Umgang mit der Situation sein?]<br />

nach: Grosch/Groß/Leenen: Methoden interkulturellen Lehrens und Lernens, Saarbrücken 2000


Anhang 11<br />

Wahrnehmung<br />

Wertorientierung<br />

soziale<br />

Gruppierungen /<br />

Beziehungen<br />

Denken /<br />

kognitive Stile<br />

Zeiterleben<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

verbale<br />

Kommunikation<br />

Bereiche<br />

interkultureller<br />

Irritationen<br />

Verhaltensmuster<br />

Sitten / Bräuche<br />

Normen und Regeln<br />

Sozialcharakter /<br />

Basispersönlichkeit<br />

Symbole<br />

nonverbale<br />

Kommunikation<br />

Raumerleben


Anhang 12<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Kennzeichen interkultureller Konflikte<br />

• Gefühl, der Situation nicht mehr „Herr<br />

werden“ zu können<br />

• Ortung des Konfliktes schwer möglich<br />

• affektive Aufladung<br />

• Eskalationsgefahr<br />

• handlungsblockierende und verunsichernde<br />

Wirkung<br />

• geringe Chancen der Meta-Kommunikation in<br />

der jeweiligen Situation<br />

• Einschränkung der verbalen und<br />

nonverbalen Kommunikation<br />

• Ähnlichkeitsfehlschlüsse<br />

• Wechsel der Sprache<br />

• ...


Anhang 13<br />

Reaktionen auf interkulturelle Irritationen<br />

9<br />

1<br />

1/9<br />

Nachgeben, sich unterwerfen,<br />

auf eigene Ziele verzichten,<br />

Meinungsverschiedenheiten nicht<br />

hochspielen, glätten, harmonisieren<br />

1/1<br />

Flucht und Vermeidung<br />

Rückzug<br />

„Konflikte unter den Teppich kehren“<br />

gar nichts tun<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

9/9<br />

gemeinsam Problem lösen<br />

kreative Zusammenarbeit<br />

optimale Lösungen finden wollen<br />

interkulturelles Lernen<br />

5/5<br />

Kompromiß<br />

jeder rückt von seinen Maximalforderungen ab<br />

9/1<br />

Durchsetzen und Erzwingen<br />

entweder ich oder du<br />

Drohung und Machteinsatz<br />

Pokerstrategie<br />

1 9<br />

Orientierung an meinen Zielen und Belangen<br />

vgl. Karl Berkel: Konflikttraining, 2002


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

kulturelle Orientierungen Anhang 14<br />

Universalismus ................................................... Partikularismus<br />

Sach-<br />

orientierung<br />

spezifische<br />

Beziehung<br />

Status<br />

nach Leistung<br />

monochrone<br />

Zeitauffassung<br />

Innen-<br />

orientierung<br />

kleine<br />

Machtdistanz<br />

Individualismus<br />

niedrige<br />

Unsicherheitsvermeidung<br />

Femininität<br />

große<br />

Unterschiede der<br />

Geschlechterrollen<br />

Kurzfrist-<br />

orientierung<br />

direkte<br />

Kommunikation<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

Beziehungsorientierung<br />

diffuse<br />

Beziehung<br />

Status<br />

nach Herkunft<br />

polychrone<br />

Zeitauffassung<br />

Aussen-<br />

orientierung<br />

große<br />

Machtdistanz<br />

Kollektivismus<br />

................................................... hohe<br />

Unsicherheitsvermeidung<br />

...................................................<br />

Maskulinität<br />

................................................... geringe<br />

Unterschiede der<br />

Geschlechterrollen<br />

...................................................<br />

...................................................<br />

Langfristorientierung<br />

indirekte<br />

Kommunikation<br />

vgl: Hoffmann / Schoper / Fitzsimons: Internationales Projektmanagement, 2004


Anhang 15<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Kurve der kulturellen Anpassung<br />

positiv<br />

Gefühle<br />

negativ<br />

Rückkehr<br />

Euphorie Kulturschock Akkulturation Stabilität .......<br />

Aufenthaltsdauer<br />

nach Geert Hofstede, Lokales Denken, globales Handeln, 2006


Anhang 16<br />

Akkulturationsstile<br />

Soll die<br />

kulturelle<br />

Anpassung<br />

bei einem<br />

Auslandsaufenthalt<br />

im<br />

Vordergrund<br />

stehen?<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Ist es wichtig, die eigene kulturelle Identität zu bewahren?<br />

Ja! Nein!<br />

Ja! Integration Assimilation<br />

Nein! Separation/ Marginalisierung<br />

Segregation<br />

vgl.: Berry,J.W in: <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation und Zusammenarbeit, 2004


Anhang 17<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

interaktionsbezogene „Strategien“<br />

in der interkulturellen Kommunikation<br />

� Kommunikationsbereitschaft erhalten:<br />

Tabuverletzungen vermeiden<br />

Annäherungsbereitschaft signalisieren<br />

partielle Anpassung<br />

common ground suchen<br />

� Gemeinsamkeiten suchen:<br />

gemeinsame Teilhabe [wenn auch locker]<br />

gemeinsamer Erfahrungshintergrund<br />

gemeinsame Sprache<br />

vermutete Gemeinsamkeiten der Kulturen<br />

� erwarten, daß kulturbedingte Unterschiede<br />

die Interaktion beeinflussen können<br />

� so spät wie möglich auf eine Interpretation<br />

festlegen<br />

� eigene Äußerungen können mißverstanden<br />

werden und auf Indizien achten<br />

� Hypothesen bilden<br />

� Metakommunikation<br />

[ohne Gesichtsbedrohung!]<br />

� Personen einbeziehen, die als Sprach- und<br />

Kulturmittler fungieren können<br />

vgl.: Knapp-Potthoff, A. & Liedke, M.: Aspekte interkultureller Kommunikationsfähigkeit, 1997


Anhang 18<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation<br />

7 Merksätze<br />

Berücksichtigen Sie immer, <strong>das</strong>s<br />

ein Teil Ihres eigenen Verhaltens<br />

und <strong>das</strong> Ihres Gegenübers kulturell<br />

geprägt ist und es Unterschiede<br />

darin gibt, was <strong>für</strong> gut und richtig<br />

gehalten wird!<br />

Nehmen Sie auch Gemeinsamkeiten,<br />

Positives und Vertrautes in<br />

interkulturellen Situationen wahr!<br />

Beachten statt Begutachten!<br />

Versuchen Sie zuerst, Situationen<br />

zu beschreiben. Und stellen Sie<br />

dann Vermutungen zu dem<br />

zunächst unverständlichen oder<br />

irritierenden Verhalten Ihres<br />

Gegenübers an! Überprüfen Sie<br />

dann, ob Ihre Vermutungen stimmen<br />

oder nicht stimmen!<br />

Kultur ist nicht alles!<br />

Beachten Sie auch stets, <strong>das</strong>s<br />

persönliche Eigenarten und situative<br />

Faktoren Ihr eigenes Verhalten und<br />

<strong>das</strong> des anderen beeinflussen!<br />

Jeder Mensch handelt – meistens<br />

unbewußt - aus seiner eigenen<br />

kulturellen Perspektive! Fühlen Sie<br />

sich daher nicht sofort angegriffen!<br />

Vermeiden Sie eine<br />

kulturzentristische, dominante<br />

Haltung und vorschnelle,<br />

bewertende Verallgemeinerungen!<br />

Durch Grübeln allein erhält man keine<br />

Klarheit!<br />

Wenn Sie sich in interkulturellen<br />

Situationen gerade äußerst unwohl<br />

fühlen, ist es hilfreich, beispielsweise<br />

bei KollegInnen, einem kulturellen<br />

Mittler oder anderen Gesprächspartnern<br />

nach Unterstützung zu suchen!


Anhang 19<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

� Beschreibt die Fähigkeit, im<br />

Handlungskontext kulturelle Differenzen<br />

zu erkennen und darüberhinaus<br />

erfolgreich kommunizieren und<br />

kooperieren zu können<br />

� Beruht darauf, die Potentiale<br />

interkultureller Situationen zu nutzen und<br />

Gemeinsamkeiten zu erkennen<br />

� Umfasst ein Bündel von <strong>Kompetenzen</strong>,<br />

die zusammen eine spezifische<br />

interkulturelle Handlungskompetenz<br />

ergeben<br />

nach: Forschungsschwerpunkt <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, Köln


Anhang 20<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

Abb. 5<br />

nach: Jürgen Bolten,<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz<br />

individuelle<br />

<strong>Kompetenzen</strong><br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Fach-<br />

kompetenzen<br />

interkulturelle<br />

Fähigkeiten und<br />

Kenntnisse<br />

soziale<br />

<strong>Kompetenzen</strong><br />

<strong>Interkulturelle</strong><br />

Kompetenz<br />

vgl.: Jürgen Bolten, <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, 2003


<strong>Interkulturelle</strong> Kompetenzbereiche<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

individuelle <strong>Kompetenzen</strong> soziale <strong>Kompetenzen</strong> interkulturelle Fähigkeiten und Kenntnisse<br />

Ambiguitätstoleranz<br />

Metakommunikations-fähigkeit<br />

verhaltensbezogene und<br />

emotionale Flexibilität<br />

personale Autonomie<br />

Empathie<br />

Kontaktfreudigkeit<br />

Belastbarkeit<br />

Differenzierte Selbstreflexion<br />

Dissensbewußtsein<br />

Realistische Selbsteinschätzung<br />

Fähigkeit zur Perspektivenübernahme<br />

Fähigkeit, wechselseitig<br />

befriedigende Beziehungen aufzunehmen<br />

und zu erhalten<br />

eigen-, fremd- und interkulturelle Prozesse<br />

erkennen und deuten können<br />

Kenntnisse über Kulturmodelle<br />

Bewusstsein der generellen Kulturabhängigkeit<br />

des Denkens, Deutens und Handelns<br />

Akkomodationsfähigkeit<br />

Vertrautheit mit Akkulturations-vorgängen<br />

Sprachkompetenz und<br />

Fremdsprachenkenntnisse<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Vorerfahrungen<br />

Fach-kompetenzen<br />

vgl.: Jürgen Bolten, <strong>Interkulturelle</strong> Kompetenz, 2003


Anhang 21<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation<br />

interkulturelle Übung: Begrüßungsrituale<br />

Thema Kulturunterschiede, Kulturstandards<br />

Ziel unterschiedliche Begrüßungsformen und Verhalten<br />

TeilnehmerInnen je mehr desto besser, <strong>für</strong> Jugendliche und Erwachsene geeignet<br />

Dauer ca. 15 Minuten (ohne Auswertung)<br />

Vorbereitung Anweisungen in mehrfacher Ausfertigung kopieren<br />

Man stelle sich folgende Situation vor: Soeben in einem fremden<br />

Land auf dem Flughafen eingetroffen, versucht jede Person<br />

seine GastgeberIn zu finden. Da es sich um eine multikulturelle<br />

Gesellschaft handelt, sind die Begrüßungssitten teilweise recht<br />

unterschiedlich. alle ReiseteilnehmerInnen haben jedoch<br />

rechtzeitig von ihrer Reiseagentur die entsprechende Zeremonie<br />

(auf einem Anweisungskärtchen) mitgeteilt bekommen. Jetzt gilt<br />

es sich zu finden.<br />

Die Gruppe wird je nach Größe in GastgeberInnen und Gäste<br />

aufgeteilt, wobei auf eine GastgeberIn durchaus mehrere Gäste<br />

treffen können. Alle erhalten jetzt Anweisungskärtchen und den<br />

Auftrag nonverbal sich entsprechen dem jeweiligen<br />

Begrüßungszeremoniell zu erkennen zu geben.<br />

Diskussionshilfen Welche Begrüßungsformen waren un/angenehm? Warum?<br />

Gab es irgendwelche Begrüßungen, die anders verstanden<br />

wurden (z.B. feindselig, zu nah)?<br />

Welche Gefühle kamen dabei auf?<br />

Wie hätten die einzelnen gern spontan darauf reagiert?<br />

Wie gehen wir mit unseren Verhaltenserwartungen in fremden<br />

Kontexten um?<br />

Welche Strategien wurden entwickelt, um sich „unbeschadet“<br />

durchzufinden?<br />

Wer hat sich in welchem Maße wem anzupassen?<br />

u.a. ...<br />

Variationen Die Vorlagen <strong>für</strong> Begrüßungsrituale können variiert werden.<br />

nach Helga Losche, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 2000


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Begrüßungsrituale<br />

Kopiervorlagen<br />

Du gehörst zu den Polen<br />

Begrüßung Der Mann küßt galant der Frau die Hand.<br />

Du gehörst zu den Russen<br />

Begrüßung Herzliches Händeschütteln mit der<br />

Tendenz zum Umarmen.<br />

Du gehörst zu den Deutschen<br />

Sie begrüßen sich durch Händeschütteln<br />

Du gehörst zu den LateinamerikanerInnen<br />

Sie begrüßen sich durch Den Kopf auf die rechte Schulter des Partners,<br />

drei Schläge auf den Rücken. Dann Kopf auf die<br />

linke Schulter des Partners, drei Schläge auf den<br />

Rücken.<br />

Du gehörst zu den TürkInnen<br />

Sie begrüßen sich durch Die/der Jüngere küßt dem älteren die Hand und<br />

führt sie dann zur eigenen Stirn. Die/der Ältere<br />

bedankt sich verbal.<br />

Du gehörst zu den HolländerInnen<br />

Sie begrüßen sich durch Sie umarmen sich und küssen sich insgesamt<br />

drei Mal auf die Wangen.<br />

Du gehörst zu den NeuseeländerInnen<br />

Sie begrüßen sich durch Sich mit den Nasen berühren und reiben.<br />

nach Helga Losche, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 2000


Anhang 22<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

<strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation<br />

interkulturelle Übung: Farbe bekennen<br />

Thema: kulturelle Prägung, interkulturelle Begegnung, kulturelle Regeln<br />

Ziel: Vordergründig wird <strong>das</strong> gleiche getan und dennoch passen die Dinge häufig nicht<br />

zusammen und die Bedeutungen sind unterschiedlich. Daraus können Mißverständnisse<br />

und Mißstimmungen entstehen, deren Gründe zuerst nicht erklärbar<br />

scheinen. Die Regeln, die eine Gemeinschaft und ihr Verhalten bestimmen, werden<br />

nur selten in die Kommunikation miteinbezogen und so wird stillschweigend davon<br />

ausgegangen, daß alle <strong>das</strong> selbe meinen.<br />

TeilnehmerInnen: 8 – 20<br />

Gesamtzeit ohne Auswertung: ca. 45 Minuten<br />

Material: aussortierte Kartenspiele (7,8,9,10 und As von jeder Farbe im Spiel); Kopien der<br />

Spielanleitungen; Papier und 1 Stift pro Gruppe, um die Stiche zu notieren;<br />

Tischnummern; Tische und Stühle entsprechend der Anzahl der Kleingruppen<br />

Durchführung: Die SpielerInnen teilen sich gleichmäßig in Kleingruppen und jede Gruppe setzt sich<br />

an einen Tisch. Am besten wäre es, wenn jede Gruppe einen eigenen Raum hätte, um<br />

erst einmal die eigenen Regeln zu lernen.<br />

Allen werden die schriftlichen Spielanleitungen ausgeteilt.<br />

VORSICHT! – Jeder Tisch bekommt eine andere Spielanleitung. D.h. am selben Tisch<br />

sitzende SpielerInnen bekommen alle die gleichen Spielanleitungen. Beispielsweise,<br />

Tisch 1 erhält die Spielanleitung I, Tisch 2 die Spielanleitung II etc.<br />

Runde 1 (ca. 8-10 Minuten): Alle lesen die Spielanleitungen durch und spielen dann<br />

entsprechend der Spielanleitung, die an ihrem Tisch gelten. Hierbei darf noch<br />

gesprochen werden.<br />

Runde 2 (ca. 8-10 Minuten): Alle Spielanleitungen werden eingesammelt und es wird<br />

weitergespielt ohne zu sprechen! Es werden schriftlich die gewonnenen Stiche<br />

festgehalten.<br />

Runde 3: Erster Wechsel. Die/ der SpielerIn mit den meisten Stichen am Tisch rückt<br />

im Uhrzeigersinn zum nächsten Tisch. Die/der SpilerIn mit den wenigsten Stichen<br />

rückt gegen den Uhrzeigersinn zum nächsten Tisch. Jetzt sitzen in dieser neuen<br />

Konstellation zwei neue Spieler mit unterschidlichen Regeln am Tisch. Es wird<br />

weitergspielt ohne zu sprechen! Schriftlicher Austausch ist ebenfalls nicht erlaubt!<br />

Die Verwirrung wird rasch groß, da nun an einem Tisch 3 verschiedene Regeln<br />

bestehen. („Kulturschock“). Es werden schriftlich die gewonnenen Stiche festgehalten.<br />

Runde 4: Zweiter Wechsel. Weiter wie bei Runde 3. Jetzt sind die meisten auf<br />

verschiedene Regeln eingestellt und versuchen, anders als beim ersten Wechsel mit<br />

der Situation umzugehen. Es wird weiterhin nicht gesprochen.<br />

Runde 5: Wenn <strong>das</strong> Spiel seine Dynamik verliert, kann es anbgebrochen werden und<br />

die TN dürfen wieder sprechen und sich austauschen.( Luft ablassen!)<br />

nach Helga Losche, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 2000 1


Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

Reflexion: Wie ist es Ihnen ergangen? Wie haben Sie sich gefühlt?<br />

Wie war es, nicht reden zu können? Welche Verständigungsmittel wurden eingesetzt?<br />

Was haben Sie über die anderen SpielerInnen gedacht? Oder auch über sich selbst<br />

erfahren?<br />

Wer hat sich wie Verhalten? Wer hat sich durchgesetzt? Welche Lösungen <strong>für</strong> die<br />

Irritationen wurden gefunden?<br />

u.m.<br />

Transfer: Haben Sie ähnliche reale Situaionen im interkulturellen Kontakt erlebt? Was bedeutet<br />

diese Übung im Zusammenhang beispielsweise mit einem Auslandsaufenthalt?<br />

u.m.<br />

Kopiervorlagen<br />

Spielanleitung I<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten.<br />

2. Die/der GeberIn mischt und gibt reihum allen MitspielerInnen eine Karte, bis alle Karten ausgeteilt sind.<br />

3. Wer links der/dem GeberIn sitzt, spielt als erste/r aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeigersinn.<br />

4. Die Farbe (Herz, Karo, Pik, Kreuz), die als erste liegt, muß auch von den anderen gespielt werden,<br />

sofern sie sie auf der Hand haben. Kann jemand die Farbe nicht bedienen, kann sie eine beliebige Farbe<br />

spielen. Verliert jedoch damit den Stich. Die jeweils höhere Zahl sticht. Das As ist die niedrigste Zahl.<br />

5. Kreuz ist Trumpf und sticht daher die anderen Karten.<br />

6. Es gewinnt die/der SpielerIn mit den meisten Stichen.<br />

Spielanleitung II<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7,8,9,10 und As.<br />

2. Die/der GeberIn mischt und gibt reihum allen MitspielerInnen eine Karte, bis alle Karten ausgeteilt sind.<br />

3. Wer links der/dem GeberIn sitzt, spielt als erste/r aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeigersinn.<br />

4. Die Farbe (Herz, Karo, Pik, Kreuz), die als erste liegt, muß auch von den anderen gespielt werden,<br />

sofern sie sie auf der Hand haben. Kann jemand die Farbe nicht bedienen, kann sie eine beliebige Farbe<br />

spielen. Verliert jedoch damit den Stich. Die jeweils höhere Zahl sticht. Das As ist die höchste Zahl.<br />

5. Pik ist Trumpf und sticht daher die anderen Karten.<br />

6. Es gewinnt die/der SpielerIn mit den meisten Stichen.<br />

Spielanleitung III<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7,8,9,10 und As.<br />

2. Die/der GeberIn mischt und gibt gegen den Uhrzeigersinn reihum allen MitspielerInnen eine Karte, bis<br />

alle Karten ausgeteilt sind.<br />

3. Wer rechts der/dem GeberIn sitzt, spielt als erste/r aus. Dann folgen die anderen gegen den<br />

Uhrzeigersinn.<br />

4. Die Farbe (Herz, Karo, Pik, Kreuz), die als erste liegt, muß auch von den anderen gespielt werden,<br />

sofern sie sie auf der Hand haben. Kann jemand die Farbe nicht bedienen, kann sie eine beliebige Farbe<br />

spielen. Verliert jedoch damit den Stich. Die jeweils höhere Zahl sticht. Das As ist die höchste Zahl.<br />

5. Herz ist Trumpf und sticht daher die anderen Karten.<br />

6. Es gewinnt die/der SpielerIn mit den meisten Stichen.<br />

nach Helga Losche, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 2000 2


Spielanleitung IV<br />

Fit <strong>für</strong> Europa: <strong>Interkulturelle</strong> <strong>Kompetenzen</strong> <strong>für</strong> <strong>das</strong> <strong>Auslandspraktikum</strong><br />

9. Anhang<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7,8,9,10 und As.<br />

2. Die/der GeberIn mischt und gibt reihum allen MitspielerInnen eine Karte, bis alle Karten ausgeteilt sind.<br />

3. Wer links der/dem GeberIn sitzt, spielt als erste/r aus. Dann folgen die anderen im Uhrzeigersinn.<br />

4. Die Farbe (Herz, Karo, Pik, Kreuz), die als erste liegt, muß nicht von den anderen gespielt werden, auch<br />

wenn sie sie auf der Hand haben. Es muß also nicht bedient werden. Die jeweils höhere Zahl sticht. Das<br />

As ist die niedrigste Zahl.<br />

5. Karo ist Trumpf und sticht daher die anderen Karten.<br />

6. Es gewinnt die/der SpielerIn mit den meisten Stichen.<br />

Spielanleitung V<br />

1. Das Spiel enthält von jeder Farbe die Karten 7,8,9,10 und As.<br />

2. Die/der GeberIn mischt und gibt reihum allen MitspielerInnen eine Karte, bis alle Karten ausgeteilt sind.<br />

3. Wer rechts der/dem GeberIn sitzt, spielt als erste/r aus. Dann folgen die anderen gegen den<br />

Uhrzeigersinn.<br />

4. Die Farbe (Herz, Karo, Pik, Kreuz), die als erste liegt, muß nicht von den anderen gespielt werden, auch<br />

wenn sie sie auf der Hand haben. Es muß also nicht bedient werden. Die jeweils höhere Zahl sticht. Das<br />

As ist die niedrigste Zahl.<br />

5. Die Farben (Herz, Karo, Pik, Kreuz) sind gleichwertig. Es wird also ohne Trumpf gespielt.<br />

6. Es gewinnt die/der SpielerIn mit den meisten Stichen.<br />

nach Helga Losche, <strong>Interkulturelle</strong> Kommunikation, 2000 3


Das Projekt-Team »Fit <strong>für</strong> MOE«<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Klemens Lüchtefeld (v.i.S.d.P.)<br />

Dr. Heinrich Pingel-Rollmann<br />

Dors-Lothar Prokob<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft<br />

und Berufsbildung (EU-GWB)<br />

der Bezirksregierung Detmold,<br />

Leopoldstr. 15, 32756 Detmold,<br />

Telefon: +49 (0)5231. 71-4515<br />

Fax: +49 (0)5231. 71-4570<br />

E-Mail: eu-gwb@brdt.nrw.de<br />

www.eu-gwb.brdt.nrw.de<br />

Stefanie Pohl<br />

IHK-Akademie Ostwestfalen GmbH<br />

Elsa-Brändström-Straße 1–3<br />

33602 Bielefeld<br />

Telefon: +49 (0)5251. 1559-30<br />

Fax: +49 (0)5251. 1559-530<br />

E-Mail: stefanie.pohl@ihk-akademie.de<br />

www.ihk-akademie.de<br />

Die Broschüre im Internet unter:<br />

www.forum-ost.de<br />

© EU-Geschäftsstelle Wirtschaft<br />

und Berufsbildung (EU-GWB), 2007<br />

Das Netzwerk FORUM.OST –<br />

Internationalisierungskompetenz<br />

<strong>für</strong> Ostwestfalen-Lippe – ist eine<br />

Entwicklungspartnerschaft der EUweiten<br />

Gemeinschaftsinitiative EQUAL.<br />

Die vorliegende Veröffentlichung<br />

wurde gefördert durch <strong>das</strong> Bundesministerium<br />

<strong>für</strong> Arbeit und Soziales<br />

und den Europäischen Sozialfonds.<br />

Detmold / Bielefeld, Dezember 2007<br />

Kontakt und Ansprechpartner/innen<br />

Klemens Lüchtefeld<br />

Geschäftsführung der EU-<br />

Geschäftsstelle Wirtschaft und<br />

Berufsbildung (EU-GWB), Studiendirektor<br />

am Carl-Severing-<br />

Berufskolleg <strong>für</strong> Wirtschaft<br />

und Verwaltung in Bielefeld,<br />

Entwicklung und Koordination<br />

von verschiedenen transnationalen<br />

EU-Projekten, u.a. Leonardo-da-Vinci-Pilot-<br />

und Austauschprojekten,<br />

Gesamtleitung<br />

und Koordination des Projektes<br />

›Fit <strong>für</strong> MOE‹.<br />

„Meiner Meinung nach spürt<br />

man sehr schnell, ob jemand<br />

schon einmal eine gewisse Zeit in<br />

einem anderen Land gearbeitet<br />

hat. Für mich ist dabei besonders<br />

wichtig: Mit den beruflichen<br />

und persönlichen Erfahrungen<br />

eines <strong>Auslandspraktikum</strong>s geht<br />

man auch im Inland sensibler mit<br />

Menschen aus anderen Ländern<br />

um. – Wie sagte es Karl Valentin<br />

so treffend: „Fremd ist der Fremde<br />

halt nur unter Fremden.“<br />

eu-gwb-brdt@t-online.de<br />

kl.luechtefeld@t-online.de<br />

Dors-Lothar Prokob<br />

Lehrer <strong>für</strong> Deutsch und<br />

Französisch am Berufskolleg<br />

Lübbecke, Mitarbeiter der<br />

EU-Geschäftsstelle Detmold,<br />

Organisation zahlreicher<br />

EU-Bildungsprojekte mit deutschen,<br />

englischen, französischen,<br />

polnischen Schüler/<br />

-innen sowie von Praktika <strong>für</strong><br />

Auszubildende in französischen<br />

und deutschen Kreditinstituten<br />

und Speditionen.<br />

„Auslandserfahrung braucht<br />

man privat und im Beruf:<br />

Wer mit den Menschen in ihrem<br />

Land gelebt hat, weiß, wie sie<br />

ticken.“<br />

dlp@prokob.de<br />

eu-gwb-brdt@t-online.de<br />

Dr. Heinrich Pingel-Rollmann<br />

Lehrer <strong>für</strong> Deutsch, Englisch,<br />

Politik und Wirtschaftslehre<br />

am Wilhelm-Normann-Berufskolleg<br />

Herford, Mitarbeiter der<br />

EU-Geschäftsstelle Wirtschaft<br />

und Berufsbildung (EU-GWB),<br />

Koordinator von internationalen<br />

Comenius-, Tempus- und<br />

Open and Distance Learning-<br />

Projekten, Gutachtertätigkeit<br />

<strong>für</strong> die Europäische Kommission<br />

im Bereich Comenius-Schulnetzwerke,<br />

Multimedia-Autor.<br />

„Wer einmal im Ausland gelebt<br />

und gearbeitet hat, hat seine eigene<br />

Persönlichkeit weiter entwickelt.<br />

Internationale Kontakte und Begegnungen<br />

mit Menschen anderer<br />

Länder und Kulturen erweitern<br />

den eigenen Horizont und fördern<br />

die Toleranz. Jede/r sollte diese<br />

Angebote der EU aufgreifen und<br />

sich dem Abenteuer stellen.“<br />

pingel-rollmann.eu-gwb-brdt@t-online.de<br />

h.pingel-rollmann@t-online.de<br />

Stefanie Pohl<br />

Bildungsberaterin in der IHK-<br />

Akademie Ostwestfalen GmbH<br />

und Zweigstellenleiterin der<br />

Niederlassung in Paderborn,<br />

Beratung von Firmen- und Privatkunden<br />

in allen Fragen der<br />

beruflichen Weiterbildung,<br />

firmenspezifischer Trainings,<br />

Mitarbeit in organisationsübergreifenden<br />

Projekten und Bildungsnetzwerken,Beratungsstelle<br />

<strong>für</strong> den „Bildungsscheck<br />

NRW“.<br />

„Aus Sicht der Wirtschaft liegen<br />

in der Internationalisierung<br />

Chancen und Herausforderungen<br />

zugleich. Bildung – insbesondere<br />

interkulturelle Bildung – wird<br />

in den kommenden Jahren maßgeblich<br />

zum Erfolg der Unternehmen<br />

beitragen. Die jungen Menschen,<br />

die wir in Auslandspraktika<br />

entsenden, erweitern ihre sozialen<br />

<strong>Kompetenzen</strong> grenzübergreifend<br />

und kommen selbstsicherer und<br />

mit einer großen Begeisterung <strong>für</strong><br />

Europa zurück. Davon profitieren<br />

auch ihre Ausbildungsbetriebe.“<br />

stefanie.pohl@ihk-akademie.de

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