INTERVIEWBac-NinhBac-Ninh liegt nördlichvon Ha-Noi. Dasseit 1954 kommunistischregierte Nordvietnamist auchheute noch deutlichärmer als der Südendes Landes.10 weltweitund ich merkte, dass das kein Auftragfür Christen sein kann. Und so habeich mich entschieden, lieber Jesus zufolgen als den Kommunisten. Jesus hatsich für die Armen eingesetzt. SeineNachfolger sterben lieber für andereals dass sie andere töten.In Ihrer Diözese Bac-Ninh habenChristen trotz aller Gefahrenihren Glauben weiter ge<strong>lebt</strong>.Wie erklären Sie sich das?Das vietnamesische Volk ist sehr religiös.Buddha und Jesus werden verehrt.Alles, was mit Religion zu tun hat,wird in unserer Kultur respektiert. Einweiterer Grund ist, dass es in der DiözeseBac-Ninh durch die Jahrhundertehindurch viel Verfolgung gab. DasBlut der Märtyrer hat die <strong>Kirche</strong> undden Glauben der Menschen gestärkt.Zum Beispiel war der Großvater meinesGroßvaters ein Märtyrer. Im Jahr1862 wurden an einem einzigen Tagauf Befehl des vietnamesischen Königshundert Christen getötet.Warum gibt es heute unterjungen Männern und Frauen soviele Berufungen?Ich glaube, in schwierigen Zeiten,wenn die <strong>Kirche</strong> verfolgt wird, wollendie jungen Leute das „agere contra“praktizieren, das Dagegenhalten, denWiderstand. Aber der Hauptgrund fürdie Berufungen liegt im Familienleben.Familien in <strong>Vietnam</strong> leben sehrgemeinschaftlich, sehr verbunden undsehr eng miteinander. Wenn man ineine katholische Familie geboren wird,ist es selbstverständlich, dass man inder Familie betet, gemeinsam in die<strong>Kirche</strong> geht und sich am Gemeindelebenbeteiligt. Familien in <strong>Vietnam</strong> habenviele Kinder und sind oft sehr arm.Wenn in Zukunft die Familien sichstärker dem westlichen Lebensmodellanpassen, reicher und individualistischerwerden, weiß ich nicht, was mitdem Glauben geschehen wird.Was sind Ihre Arbeitsschwerpunktein der Diözese?Neben dem Wiederaufbau von <strong>Kirche</strong>nwollen wir verstärkt Katechismusunterrichteinführen und Kinderund Jugendliche in kirchlichen Gruppenzusammenfassen. Das hat unsdie Regierung jetzt erlaubt. Leider istes der <strong>Kirche</strong> nach wie vor verboten,Schulen zu betreiben.Werden Sie in Ihrer Arbeit vomStaat behindert?Das hat mich der Papst auch gefragt,als wir vietnamesischen Bischöfe beiihm waren. Ich muss für viele Dingeum Erlaubnis fragen. Aber im Vergleichzu früher hat sich so vieles verbessert.Vor dreißig Jahren wäre ich insGefängnis gekommen, wenn aufgeflogenwäre, dass ich als Novizenmeisterjunge Jesuiten ausgebildet habe.Sie haben lange Leprakrankebegleitet. Was haben Sie dabeigelernt?Zu Anfang hatte ich Angst vor ihnen,aber dann begann ich sie zu lieben unddie Furcht verschwand. <strong>Die</strong> Leprakrankenlitten so viel. Und ich hattenichts, was ich ihnen geben konnteaußer meiner Liebe. Ich betete für sieund hörte ihnen zu. Das waren sehrwichtige Jahre in meinem Leben. Ichhabe gelernt, in Liebe mit den Armenzu arbeiten. Ich habe gelernt, dass ichselbst ein armes Leben führen kann.Interview: Judith Behnen
INTERVIEWEine neue <strong>Kirche</strong> für Nui-ÔUnsere Spendenbitte für <strong>Vietnam</strong>Liebe Leserin, lieber Leser!Es ist schon eine verrückte Welt: Bei uns stehen <strong>Kirche</strong>n leer und es wird darübernachgedacht, sie anderweitig zu nutzen. In <strong>Vietnam</strong> platzen die baufälligenGotteshäuser aus allen Nähten und Bänke werden vor die Tür gestellt, damitmehr Gläubige einen Sitzplatz finden. <strong>Die</strong> <strong>Kirche</strong> in dem nordvietnamesischenDorf Nui-Ô droht bald einzustürzen. <strong>Die</strong> Gemeinde braucht eine neue <strong>Kirche</strong>:Jedes der 1.357 Gemeindemitglieder hat schon umgerechnet 7 Euro für denNeubau beigetragen. Nui-Ô ist ein armes Dorf und das Pro-Kopf-Einkommender Reisbauern liegt bei 42 Euro im Jahr. Zwei Monatseinkommen hat also jedergegeben und alle werden in der Bauphase ihre Arbeitskraft einbringen undvieles selber machen. Pater Dominic, der Pfarrer in Nui-Ô, Bischof Cosma undalle alten und jungen Gemeindemitglieder bitten uns um Mithilfe: Es fehlennoch 70.000 Euro. Ob 7 Euro, 70 Euro oder 700 Euro: Jeder Beitrag von Ihnenzählt! Helfen wir mit, dass eine Gemeinde, in der das Feuer des Glaubens so hellleuchtet, ein stabiles Gotteshaus erhält!Klaus Väthröder SJ, Missionsprokurator<strong>Jesuitenmission</strong>Spendenkonto5 115 582Liga Bank,BLZ 750 903 00Stichwort:3193 <strong>Vietnam</strong>weltweit 11