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george segal galerie thomas modern

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entzogen zu sein und wirkten im Vergleich zu den<br />

Gegenständen der realen Welt zerbrechlicher. Diese<br />

provozierende und oft quälende Verkehrung der Dinge<br />

hat ihre Ursprünge im früheren 20. Jahrhundert:<br />

In den Collagen des Kubismus wurden Fragmente<br />

wirklicher Dinge geistreich in Kunstwerke integriert,<br />

während zugleich das paradoxe Verhältnis zwischen<br />

den gemalten Bereichen und den Fragmenten der<br />

Wirklichkeit geltend gemacht wurde. Clement Greenberg<br />

bezeichnete Duchamps ‘Readymades’ einmal als<br />

Versuch, die Collage zu übertreffen. Doch Duchamp<br />

führte einen neuen Gedanken ein: Bei den ‘Ready -<br />

mades’ wurden Nicht-Kunst und Kunstgegenstand eins.<br />

Diese Vorstellung wird heutzutage unter Künstlern in<br />

weiten Kreisen akzeptiert, und doch hat sie zu einem<br />

noch andauernden kritischen Dilemma geführt.<br />

In den Fünfzigerjahren eröffneten Rauschenberg und<br />

Johns der jüngeren Generation das expressive Potential<br />

verworfener Gegenstände und entsorgter Materialien.<br />

Unweigerlich denkt man dabei an Tschechows Be -<br />

obachtung, dass der Widerschein des Mondes, der<br />

sich in einer leeren Flasche auf der Straße spiegelt,<br />

mehr über das <strong>modern</strong>e Leben aussage als eine seitenlange<br />

Beschreibung der Natur. Doch erst Segal fiel es<br />

ein, die Collage zu einer Skulptur zu erweitern, in der<br />

der wirkliche Gegenstand und die lebensgroße Figur<br />

gleich gewichtet sind.<br />

Segal stellte die ältere, hierarchische Ordnung fass -<br />

barer Eigenschaften in der Bildhauerei in Frage. Bei<br />

Brancusi etwa erheben sich aus dem grob geschnitzten<br />

Holzsockel oft glattere Materialien, bis hin zu klassisch<br />

bearbeiteten Bronze- oder Marmorfiguren, ganz wie<br />

ein griechischer Tempel, erbaut auf dem groben Naturstein<br />

der Akropolis. Auch bei Bernini und Rodin ver -<br />

ändert sich die Beschaffenheit des Marmors, vom rauen<br />

Sockel hin zur makellosen Oberfläche des Leibes und<br />

Kopfes. In Segals Arbeiten aus den Sechzigerjahren<br />

hingegen ist die Oberfläche der menschlichen Figuren,<br />

die zwar durchaus eine wesentliche Würde und Intimität<br />

besitzen, rauer und expressionistisch. Sie bestehen<br />

8<br />

things has roots earlier in the 20 th century:<br />

Collage in cubism had brilliantly integrated<br />

fragments of real things into the artistic con -<br />

struction, while at the same time asserting the<br />

paradoxical relation of the artist’s painted<br />

areas with the fragments of the real world.<br />

Clement Greenberg once called Duchamp’s<br />

‘ready mades’ an attempt to go collage one<br />

better. But Duchamp intro duced a new thought:<br />

the ‘readymades’ synthesized non-art and art<br />

object in one. This idea is now widely accepted<br />

among artists, even though it has caused a<br />

continuing critical dilemma.<br />

In the 1950’s, Rauschenberg with Johns opened<br />

up the expressive potential of the discarded<br />

object and derelict material to a younger generation.<br />

One is reminded of Chekhov’s observation<br />

that one image of the moon reflected in an<br />

empty bottle lying in the street tells more of<br />

<strong>modern</strong> life than pages of nature description.<br />

Yet it was Segal who made the imaginative<br />

extension of collage into a sculpture in which<br />

real object and life-scale figure are given<br />

equal weight.<br />

Segal challenged the older, hierarchical order<br />

of tangible qualities in sculpture. In Brancusi,<br />

for example, we often find that from the vigorously<br />

carved wooden base rise smoother<br />

ma terials, culminating in the classically refined<br />

bronze or marble figure, like a Greek temple<br />

set on the rugged, natural stone of the Acro -<br />

polis. The marbles of Bernini and Rodin often<br />

show a similar progression from a more<br />

roughly articulated base to the perfected surface<br />

of the body and head. But in Segal’s work<br />

of the 1960s, the human figure, while possessing<br />

an essential dignity and privacy, has the<br />

rougher expressionist surface and is made of<br />

the more fragile substance, while the ancillary<br />

objects are smoother, more clearly ‘defined’,

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