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george segal galerie thomas modern

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empfand. Wie beim späten Rembrandt, entfaltet auch<br />

bei Segal eine jede Figur und Umgebung ihre eigene<br />

Welt. Diese schwarzen Arbeiten Segals sind zugleich<br />

Negative, wie das Innere einer Form oder die Darstellung<br />

eines Schattens. Halb Gemälde, halb Skulptur,<br />

stehen sie zwischen den Gattungen und beziehen sowohl<br />

Zeichnung als auch Photographie und sogar<br />

Theater ein. In diesen späteren Arbeiten führen die<br />

Figuren und die Gegenstände eine gleichartige<br />

Existenz. Der Künstler löste seinen früheren Polaritäten<br />

auf und entdeckte in seinem späten Stil eine neue<br />

Einheit der Dinge. Nun gestattete er den Bronzeskulpturen,<br />

die Kraft und Beständigkeit der menschlichen<br />

Figur innerhalb ihrer Umgebung zu behaupten.<br />

Über seine Begegnungen im Bereich der Kunst im Verlauf<br />

der Jahre hat Segal viele Geschichten erzählt. Eine<br />

handelte von einer Reise nach Russland, die er etwa<br />

zwanzig Jahre zuvor auf Einladung der Vereinigten<br />

Staaten unternommen hatte, um an einem Kulturaustauschprogramm<br />

mit anderen Künstlern, Schriftstellern<br />

und Kritikern in Moskau teilzunehmen. Dort wurde er<br />

vom Moskauer Künstlerverband gebeten, eine Rede<br />

über sein Werk zu halten. Segal sagte zu und zeigte<br />

einem sehr aufmerksamen Publikum, das sich scheinbar<br />

aus sämtlichen Künstlern Moskaus zusammensetzte,<br />

eine Stunde lang Diaaufnahmen seiner Arbeiten. Als er<br />

fertig war und aufblickte, fragte eine Stimme aus dem<br />

hinteren Bereich des Saals: „Weshalb stellen Sie keine<br />

heroischen Figuren dar?“ Wie er selbst erzählte, entgegnete<br />

Segal daraufhin: „Wissen Sie, ich kenne Ihre<br />

Verfassung gut. Ich habe sie mehrmals gelesen und bin<br />

voller Bewunderung für das, was dort geschrieben<br />

steht. Die russische Verfassung spricht oft und in leuchtenden<br />

Worten vom einfachen Mann und zählt all die<br />

Dinge auf, die der Staat für ihn vollbringen wird.<br />

Darum frage ich Sie: Weshalb stellen Sie nicht den einfachen<br />

Mann dar?“ Segal beendete seine Erzählung<br />

mit einem sarkastischen Lachen: „Ende der Diskussion,<br />

die Versammlung löste sich auf.“<br />

Carroll Janis, 1993/2009<br />

12<br />

part sculpture, they are between media, incorporating<br />

as well drawing, photography, and<br />

even theater. In these later works, figures and<br />

objects now share a homo geneous existence.<br />

Undoing his old polarities, the artist discovered<br />

in his late style a new unity of things. And he<br />

now allows the bronzes to assert the strength<br />

and permanence of the human figure within<br />

the surrounding environment.<br />

Segal told many stories of his art encounters<br />

through the years. One concerned a trip he<br />

made to Russia some twenty years earlier, as a<br />

guest of the United States joining other artists,<br />

writers and critics in a cultural exchange visit to<br />

Moscow. In Moscow he was invited by the<br />

Moscow Artist’s Union to give a talk on his<br />

work. Segal agreed and showed slides of his<br />

sculpture for an hour to a very attentive audience<br />

of what seemed to be all the artists in<br />

Moscow. When he finished he looked up as a<br />

voice called out from the rear of the hall,<br />

“Why aren’t you doing heroic figures?” Segal<br />

said he responded, “You know I know your<br />

constitution well. I have read it a number of<br />

times and I admire much that is written there.<br />

The Russian constitution speaks often and in<br />

glowing terms of the common man and says<br />

all the things that the state will do for him. So<br />

my question to you is, why aren’t you doing<br />

the common man?” Segal concluded his story<br />

with a wry laugh, “End of discussion, the<br />

meeting broke up.”<br />

Carroll Janis, 1993/2009

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