9.Oktober 2010 Anwurf 18.15 Uhr Burg-Wächter ... - HSG Düsseldorf
9.Oktober 2010 Anwurf 18.15 Uhr Burg-Wächter ... - HSG Düsseldorf
9.Oktober 2010 Anwurf 18.15 Uhr Burg-Wächter ... - HSG Düsseldorf
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In t e r v I e w<br />
Gegenwart – Rückblick – Zukunft<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Herr Flatten! Heute steht der 8. spieltag vor Tür. Mit<br />
dem bergischen HC kommt ein Aufstiegsaspirant nach <strong>Düsseldorf</strong>.<br />
Welche bedeutung hat das spiel für sie?<br />
Frank Flatten: Der bergische HC hat als saisonziel den direkten<br />
Aufstieg ausgegeben. Wir wollen oben mitspielen. Derzeit hat der<br />
bergische HC 3 Minuspunkte, die Hsg gar 6 Minuspunkte. Für<br />
beide Mannschaften geht es heute darum, das saisonziel nicht zu<br />
gefährden – beide Mannschaften stehen unter Druck. Für uns ist es<br />
sicherlich wichtig, endlich eine herausragende Leistung zu bringen.<br />
Dies ist umso wichtiger, da wir heute zahlreiche gäste in unserem<br />
ViP-Raum begrüßen können, die für die Zukunft für unseren sport<br />
auch begeistert werden sollen.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Wie bewerten sie den start in die neue saison?<br />
Frank Flatten: nach einem start mit 8:0 Punkten konnten wir<br />
zunächst, trotz holpriger spielweise zufrieden sein. Die letzten 3<br />
spiele, die wir allesamt verloren haben, haben den positiven start<br />
nicht nur verdorben – hier ist für uns allen etwas der boden verloren<br />
gegangen. Die Hsg <strong>Düsseldorf</strong> hat seit Jahren viel für die Mannschaft<br />
auch durch schaffung von optimalen bedingungen getan.<br />
Diese saison ist es an der Zeit, dass die Mannschaft dem Verein<br />
helfen muß. Die bislang positiven gespräche – auch mit neuen potentiellen<br />
sponsoren – benötigen dringend positive sportliche Meldungen.<br />
natürlich ist der Kader nicht breit genug besetzt – die Hsg<br />
<strong>Düsseldorf</strong> hat aber eine Mannschaft unter Vertrag, die vom Papier<br />
her oben mitspielen sollte. Dies ist zumindest die Meinung der Liga<br />
– und diese sollten unsere Jungs auch bestätigen können.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: ein Rückblick: Vor wenigen Monaten ist die Hsg aus<br />
der 1. Handball-bundesliga abgestiegen. Was waren die gründe<br />
für diesen erneuten Abstieg?<br />
Frank Flatten: Wir konnten in der Vorsaison den etat deutlich erhöhen<br />
– zum sicheren Verbleib in der 1. Handball_bundesliga ist<br />
allerdings ein etat von 2.5 T € erforderlich, den wir nicht erreichen<br />
konnten. so haben wir zwar eine wettbewerbsfähige Mannschaft<br />
stellen können, aber die 2. sieben hatte nicht das spielerische Potential.<br />
Wir hatten sicherlich auf der halbrechten seite nicht die<br />
gewünschte Alternative verpflichten können, ebenso fehlte von<br />
vorneherein ein wichtiger spieler. Hinzu kam das immense Verletzungspech.<br />
erst fiel unser Torwart savonis aus, dann unser etatmäßiger<br />
Linkshänder mit Kreuzbandriß. Wir haben versucht diesen<br />
Ausfall zu kompensieren und haben mit Jan H. behrends einen sehr<br />
guten ersatz finden können – aber auch er fiel bekanntlich mit der<br />
Frank Goran Flatten Suton<br />
gleichen Verletzung aus. so haben wir zahlreiche spiele absolvieren<br />
müssen, ohne vollwertigen ersatz. ich hätte mir gewünscht, dass<br />
uns in dieser Phase es gelungen wäre, weitere gelder zu akquirieren,<br />
aber dies ist uns leider nicht gelungen. Als dann auch noch Michael<br />
Hegemann ausgefallen ist, war uns schon klar, dass es mehr<br />
als eng würde. Wir haben leider mit einem Punkt Rückstand die<br />
Relegation verpasst.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Haben sie nach dem erneuten Abstieg aus der 1. Liga<br />
ans aufhören gedacht?<br />
Frank Flatten: sicherlich war die enttäuschung groß, da dieser Verein<br />
in die 1. Liga gehören sollte. Die Landeshauptstadt <strong>Düsseldorf</strong><br />
gehört einfach auf die Landkarte der 1. bundesliga. ich habe dann<br />
nach der These gearbeitet: „Wer kämpft, hat eine Chance, wer<br />
nicht kämpft, hat von vorneherein schon verloren.“<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Danach begannen sie mit der Planung für die 2. Liga.<br />
ihr langjähriger Co-Trainer Ronny Rogawska blieb ihr Cheftrainer.<br />
Warum wurde kein erfahrener Coach verpflichtet?<br />
Frank Flatten: ich denke, dass dies eine gemeinsame vernünftige<br />
entscheidung des damaligen Präsidiums mit mir war. Der etat musste<br />
natürlich nach unten korrigiert werden – leider auch deutlich.<br />
uns war und ist es wichtiger, strukturen innerhalb des Vereines zu<br />
schaffen, die mit gemeinsamer kollektiver Arbeit ein größeres Fundament<br />
stellen werden. so können wir bei einem perspektivischen<br />
Wiederaufstieg innerhalb von 2 Jahren größere entwicklungen bewegen,<br />
die für eine etablierung in der 1. Handball-bundesliga von<br />
größter bedeutung sind. Deswegen haben wir uns entschieden,<br />
Ronny mit Daniel stephan einen sportdirektor zur seite zu stellen.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: es sind weitere entscheidungen im umfeld getätigt worden,<br />
u. a. die gerade genannte Verpflichtung von Daniel stephan<br />
als sportdirektor und ihr zusätzliches Amt als Präsident. Welche<br />
entscheidung war für sie die kniffligste?<br />
Frank Flatten: es war ungemein wichtig, eine gesprächsrunde in<br />
der Führung des Vereines zu schaffen. Zusätzlich fehlte der Hsg<br />
<strong>Düsseldorf</strong> eine sportpersönlichkeit. einige stimmen sagen, das wir<br />
lieber in „spieler“ investieren sollten. Dies ist sicherlich auch richtig,<br />
aber die Verpflichtung von Daniel stephan führt nicht – entgegen<br />
der Meinung einiger – zu einer etatbelastung, da einige sponsoren<br />
die Wichtigkeit in der entwicklung der struktur genauso gesehen<br />
haben und nur deswegen hinzugestoßen sind, oder ihr engagement<br />
teilweise beibehalten haben. ebenso bietet sie uns eine Chan-<br />
ce, uns auch bei Ansprache von sponsoren weiter zu entwickeln.<br />
Das unser Präsident sein Amt zur Verfügung stellen würde und danach<br />
„aber noch“ in einem Wirtschaftsbeirat zur Verfügung stehen<br />
wird, war mir länger bekannt. Da aber keine wünschenswerten<br />
Kandidaten – erst Recht nicht bei einem Abstieg – gewonnen werden<br />
konnten, habe ich dieses Amt übernommen. Das ich sicherlich<br />
eine andere Lösung bevorzugt hätte, ist allseits bekannt. Das Wichtigste<br />
aber ist, dass es bei der Hsg mit einer sportlichen Perspektive<br />
weitergeht. Dies war bis Mitte/ende Juni überhaupt nicht klar. ich<br />
bin froh, dass wir unsere Minimallösung überhaupt geschafft haben<br />
und hoffe, dass sich unser aller engagement auszahlen wird.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Was erhoffen sie sich durch den ehemaligen Welthandballer<br />
Daniel stephan?<br />
Frank Flatten: Wir werden als Führungsduo mit dem neu gegründeten<br />
Wirtschaftsbeirat die geschicke des Vereines gemeinsam leiten.<br />
seine erfahrung und das sportliche Know-how werden den<br />
Verein deutlich nach vorne bringen. ebenso sind wir für handballaffine<br />
Firmen nun ein noch besserer Ansprechpartner. Wir brauchen<br />
aber sicherlich etwas Zeit sowie auch sportliche erfolge, die<br />
positive entwicklung greifen zu lassen. insbesondere ist es unsere<br />
gemeinsame Aufgabe zu vermitteln, dass sich die investition in die<br />
entwicklung unseres Vereines lohnt.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Zwei Verpflichtungen, Daniel brack und Rückkehrer Valdas<br />
novickis, sowie einige Talente aus der A-Jugend, die Deutscher<br />
Meister wurden, werden zurzeit in das Team integriert. Denken<br />
sie, dass diese Verstärkungen ausreichen, um weiterhin ganz oben<br />
mitzuspielen?<br />
Frank Flatten: Die Mannschaft hat sicherlich absolut das Potential<br />
oben oder auch ganz oben mitzuspielen. Dazu muß jeder spieler<br />
seine Leistung hundert Prozent abrufen – bei jedem spiel. Jeder<br />
muß sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Wir sind aber in<br />
dieser saison nicht die Mannschaft, wie wir gesehen werden. Dafür<br />
sind wir (leider) nicht breit genug aufgestellt. Wir sind froh, trotz<br />
unseres bescheidenen etats eine Mannschaft stellen zu können, die<br />
sportlich spitzenhandball bieten kann. Aber vielleicht ist die erwartungshaltung<br />
doch ein wenig zu hoch. Mit dem etat vom bHC z.b.<br />
können wir bei Weitem derzeit nicht mithalten.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Die Jugendabteilung der Hsg hat mittlerweile einen erstklassigen<br />
Ruf im deutschen Handball. Junge talentierte deutsche<br />
spieler werden von der Hsg aufgebaut und erstligareif gemacht.<br />
Haben sie nicht die befürchtung, dass sich andere Clubs an ihren<br />
fertigen spielern in den kommenden Jahren bedienen könnten?<br />
Frank Flatten: es ist der absolut richtige Weg, in die Jugend zu investieren.<br />
Wenn die identifikation mit dem Verein besteht, wer<br />
In t e r v I e w<br />
den die nachwuchsspieler auch bei uns bleiben wollen. seit Jahren<br />
investieren wir nicht unerheblich in die nachwuchsförderung. neben<br />
dem Jugendkoordinator Jens sieberger finanzieren wir auch<br />
die Trainer der 2. Mannschaft/der A-Jugend, Athletiktrainer, den<br />
gesundheitscheck sowie auch einige spieler. Auch haben und werden<br />
wir die Kosten der Jugendreisen mitfinanzieren. Als nächstes<br />
die Auslandsreise im Dezember, wo 3 Jugendmannschaften nach<br />
Weihnachten nach Dänemark reisen. ebenso werden durch uns die<br />
gesundheitschecks – auch bei den sana Kliniken – begleitet. Dieses<br />
sechsstellige budget für die nachwuchsförderung haben wir aus<br />
der letzten saison nicht reduziert, darauf sind wir sehr stolz.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Mit eishockey, basketball, Fußball und Handball tummeln<br />
sich einige Mannschaftssportarten in <strong>Düsseldorf</strong>. Die basketball<br />
giants sind in die insolvenz gegangen. Die Deg hat große<br />
Zuschauerprobleme. ist dieses massive sportangebot letztendlich<br />
nicht zuviel für eine stadt wie <strong>Düsseldorf</strong>?<br />
Frank Flatten: nein, ich denke, dass das Angebot spitzensport einer<br />
stadt wie <strong>Düsseldorf</strong> würdig ist. Aber letztlich gilt es nur, die identifikation<br />
innerhalb der stadt mit den sportarten zu schüren. Hier<br />
würde ich mir wünschen, dass bedeutende Personen in und um<br />
<strong>Düsseldorf</strong> sich mehr bei den spielen der sportarten aufhalten. Das<br />
schafft die identifikation und erhöht das interesse, die sportveranstaltungen<br />
zu besuchen.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Was muss sich in ihren Augen in der sportstadt <strong>Düsseldorf</strong><br />
ändern, um letztendlich auch eine sportart wie Handball<br />
wirtschaftlich zu etablieren?<br />
Frank Flatten: Zunächst sind wir selber gefordert, vernünftige Konzepte<br />
vorzubereiten und weiterzuentwickeln. Hier haben wir gerade<br />
in den letzten 3 Jahren sehr viel geleistet – auch finanziell. Wir<br />
bewegen pro Jahr mehrere Tausend Kinder in schulen, Vereinen<br />
oder Jugendzentren. Wir finanzieren Handballcamps (über 100<br />
Anmeldungen für das Camp im oktober, Anmerk. der Redaktion),<br />
Wuselcups und vieles mehr. Wir müssen diese botschaft auch den<br />
Firmen/der Politik näher bringen. Wir müssen beweisen, dass wir<br />
unseren sozialen Auftrag auch mehr als erfüllen – das scheint mir<br />
etwas zu unbekannt. Aber wir brauchen hier Hilfestellung von außen.<br />
Wir schaffen es derzeit noch nicht, unsere Projekte in <strong>Düsseldorf</strong>er<br />
Firmen vorstellen zu können. Die bislang verschlossenen<br />
Türen sollten von Dritten geöffnet werden. Dann haben wir die<br />
Chance uns zu präsentieren. ich weiß, dass unser Konzept überzeugen<br />
wird.<br />
um Handball zu etablieren, brauchen wir einen Anstoß. Wir hatten<br />
bislang leider nicht die Möglichkeit unser Potential in <strong>Düsseldorf</strong><br />
abzurufen. Dafür bräuchten wir einen größeren etat – dafür arbeiten<br />
wir hart.<br />
<strong>HSG</strong> LIVE: Danke für das ausführliche interview.<br />
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