IPA aktuell - International Police Association
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Der Tod ist weiblich<br />
Eine Buchbesprechung<br />
von Mark Benecke<br />
Häusler K (2003) Der Tod<br />
ist weiblich. Authentische<br />
Kriminalfälle.<br />
Militzke Verlag, Leipzig.<br />
189 Seiten<br />
ohne Abbildungen<br />
schöner Hardcover-Umschlag,<br />
€ 12,80, ISBN 3861892936<br />
„Cherchez la femme“ rät<br />
der Polizist und spätere Kriminaldirektor<br />
Karl Häusler<br />
in seinem Pitaval, der ausschließlich<br />
von Frauen begangene Verbrechen erzählt. Das ist<br />
eine alte und gute Idee, denn erstens erscheinen nur selten Fall-<br />
Sammlungen über Täterinnen und wenn, dann greifen sie oft<br />
nur auf die bekannten Uralt-Verbrechen à la Giftmischerinnen<br />
Brinvilliers bzw. Zwanziger und Gottfried zurück; ansonsten<br />
vergessen sie die wirklich schönen Fälle wie den der Gold-<br />
Prinzessin aus Berlin.<br />
Karl Häusler hingegen schreibt nicht ab, sondern ausschließlich<br />
Fälle auf, die er selbst miterlebt hat. Er hat dabei eine gute<br />
Mischung aus ein wenig polizeitypisch sachlichem Berichts-<br />
Stil (er zitiert aus einem Bericht des Erkennungsdienstes: „Das<br />
Wohnzimmer wird von der Diele aus in südlicher Richtung<br />
betreten, es misst 4 m x 5,60 m […] Auf diesem Teil des<br />
Teppichs liegt ein Plastikeimer mit vier Flachen Kloster-Malz-<br />
Trunk“) und einer ansonsten angenehm distanzierten, aber doch<br />
romanartigen Erzählweise gefunden: “Ja, Herr Kommissar, ich<br />
habe schon auf sie gewartet“, sagte die Frau tonlos. Die drei<br />
Kriminalbeamten waren sprachlos. Etwas linkisch standen die<br />
Männer vor der 70-jährigen, die ein schwarzes Doppelheft vom<br />
Tisch nahm und es Hauptkommissar Wengenmeier reichte. „Da<br />
steht alles drin“, sagte sie leise“. Das stilistische Gefühl des<br />
Autors kann ich gar nicht genug loben, weil die alte zentraleuropäische<br />
Kunst des Kriminal-Geschichten-Erzählens unter<br />
heutigen PolizistInnen praktisch ausgestorben ist.<br />
Doch nicht nur die Form, sondern auch der Inhalt des Buches<br />
bereitet große Freude. Ein Beispiel dafür ist die eigentlich<br />
knappe, aber gerade darum perfekte Beschreibung der „Rächerin<br />
ihres Kindes“ Mareike Winkelmann, die 1981 im<br />
Gerichts-Saal in Lübeck den Töter ihrer Tochter mit acht<br />
Schüssen in den Rücken -- man kann es nicht anders sagen<br />
-- abknallte. Die 30-jährige Kneipen-Wirtin stand zunächst als<br />
böser Engel da, der das getan hatte, was manch andere Mutter<br />
in solch einem Fall auch gerne tun würde. Leider waren die<br />
http://wiki.benecke.com/index.php?title=2004_SeroNews:_<br />
Der_Tod_ist_weiblich<br />
Mark Benecke http://www.benecke.com/ arbeitet international<br />
als Kriminalbiologe.<br />
Karl Häusler ist Mitglied der <strong>IPA</strong> Verbindungsstelle Nürnberg.<br />
www.ipa-warenshop.de<br />
scheinbar nachvollziehbaren Schüsse aber zu gleichen Teilen<br />
aus mütterlicher Rache-Lust wie aus dem schwer verpfuschten<br />
Leben der erst 30 Jahre alten Wirtin gespeist. Sie hatte sich in<br />
Wahrheit kaum um ihr nun totes Kind gekümmert und zwei<br />
andere leibliche Kinder hatte sie schon gleich nach der Geburt<br />
weggegeben. Kein Wunder, dass die über 150 Presse-Vertreter<br />
bei der Gerichts-Verhandlung sich zwar auch mit dem Motiv der<br />
Selbstjustiz, vor allem aber der erstklassigen Boulevard-Vorlage<br />
„Sex, Drogen, Rock, Suff und viel Gefühl“ auseinandersetzten.<br />
Häuslers Buch ist zudem bevölkert von verkrachten Schauspielerinnen<br />
„im beginnenden Klimakterium“ (Angabe der<br />
Verteidigung!), einer Faulleiche im Brunnenbach, Liebhabern,<br />
Schwiegermüttern, einem mörderischen Freundinnen-Trio,<br />
einem Kur-Schatten und einer einsamen, liebeshungrigen<br />
Christin. Mit genügender Nähe und zugleich angemessen zurückgenommenem<br />
Blick fasst der Autor in seiner Fall-Auswahl<br />
gerade das zusammen, was SeroNews-LeserInnen gefallen<br />
wird: Den Kern der Sache. Je nach Lage sind das die Details<br />
der Ermittlungen oder auch ein weiter Wurf über den Verlauf<br />
der Sache.<br />
Die in den (ganz) alten Pitavals unterschwellig gemachte<br />
Annahme, dass Täterinnen grundsätzlich heimtückisch und<br />
schwach seien, durchbricht der Autor ebenfalls. Seine Frauen<br />
sind liebend, eifersüchtig, verheerend und ausdrucksstark. Ein<br />
typisch militzkisch kleiner, aber besonders feiner Pitaval.<br />
Dank an die Helfer<br />
Die Delegierten werden sich sicher an die unauffällig<br />
wirkenden Helferinnen und Helfer beim 18. Nationalen<br />
Kongress in Fulda erinnern. Sie haben nie im Mittelpunkt<br />
gestanden und waren doch stets zur Stelle, wenn irgendwo<br />
Hilfe oder Unterstützung gebraucht wurde. Nur vom Kongress<br />
selbst haben diese fleißigen Freundinnen und Freunde nichts<br />
mitbekommen. Es ist schon Tradition, dass der GBV alle, die<br />
geholfen haben, später noch einmal zu einer Helferparty einlädt.<br />
Anfang Februar begrüßten Vizepräsident Horst W. Bichl und<br />
Schatzmeister Günter Lambrecht im Berghof Almendorf den<br />
Leiter des Teams Erwin Reindl und fast alle Helferinnen und<br />
Helfer. Im Auftrag des Präsidenten Udo Göckeritz sprachen sie<br />
den Dank der Deutschen Sektion aus. In fröhlicher Runde wurden<br />
dann noch einmal die schönen Tage in Fulda besprochen.<br />
Alle waren sich einig, dass dieser Kongress in allen Bereichen<br />
als Musterbeispiel dienen kann.<br />
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<strong>IPA</strong> <strong>aktuell</strong> 1/2009