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20 BETHLEHEM Gesundheitszentrum Station B4 Gedenkfeier hilft verwaisten Eltern, mit dem Verlust zu leben Zum 13. Mal luden Kinderkrankenschwestern des BETHLEHEM Gesundheitszentrums zu einem ganz besonderen Treffen ein: die Feier für die Familien verstorbener Kinder. Das eigene Kind zu Grabe tragen, ist mit das Schlimmste, was Menschen passieren kann. „Freunde, Kollegen, ja selbst die eigenen Angehörigen sind oft hilflos, weil sie nicht wissen, wie sie sich den Eltern gegenüber verhalten sollen“, erzählt die Kinderkrankenschwester Dorothee Havenith. Aus Angst davor, etwas falsch zu machen, geschieht das, was die Eltern in einer solchen Situation am allerwenigsten brauchen können: die Menschen aus ihrer Umgebung ziehen sich zurück. Die Eltern fühlen sich allein gelassen in ihrer Trauer, der Schmerz verdichtet sich. „Die Trauer zuzulassen, ist die einzige Chance, den Verlust eines Tages hoffentlich verarbeiten zu können“, weiß die 29-Jährige aus Erfahrung. Die Kinderkrankenschwester hat eine Fortbildung zur Trauerbegleiterin absolviert, um verwaiste Eltern noch besser unterstützen zu können. Havenith ist nicht allein im BETHLE- HEM Gesundheitszentrum: Gemeinsam mit weiteren Kolleginnen von der Kinderintensivstation engagiert sich die junge Frau, um den Betroffenen bei der Bewältigung ihres Schicksalsschlages zu helfen. Auf ehrenamtlicher Basis organisieren die Schwestern jedes Jahr eine Gedenkfeier für die Familien, die ihr Kind verloren haben. Dabei macht es keinen Unterschied, wie alt die Kinder geworden sind, ob sie bereits im Mutterleib starben, nur wenige Stunden lebten oder die Eltern einige Jahre mit ihnen verbringen durften – der Schmerz ist der gleiche. Für die jährliche Gedenkfeier wird die Kapelle des Krankenhauses liebevoll dekoriert. Die Ehrenamtlerinnen basteln kleine Geschenke für die Familien, die die Einladung annehmen. „Wie viele Eltern und Angehörigekommen, ist sehr unterschiedlich. In einem Jahr waren es etwa 40 Familien, die zur Gedenkfeier kamen“, sagt Havenith. Die Geschenke, die die Eltern bekommen, sind kleine Symbole und haben wie die Dekoration einen Bezug zum Thema der Gedenkfeier. Im Fokus des 13. Treffens hatte die Kinderkrankenschwestern die Geschichte des kleinen Prinzen von Antoine de Saint- Exupéry gesetzt. Gestaltet wird die konfessionslose Gedenkfeier mit Beiträgen von Eltern und Angehörigen. Auch Freunde der Familien und die Ehrenamtler zeigen im Kreise der Betroffenen offen ihre Gefühle, beschreiben, was sie bewegt und was sie empfinden. Die Gedenkfeier ist bewusst konfessionslos gehalten, damit sich Betroffene aller Religionszugehörigkeiten und die, die keinem Glauben angehören, angenommen fühlen. „Die Beiträge sind ganz unterschiedlicher Art“, resümiert Havenith. „Es werden Gedichte oder Auszüge aus einem Buch vorgetragen und Gedanken und Erinnerungen an das Kind mitgeteilt”. Die Treffen werden auch musikalisch untermalt, beim Treffen Anfang Juni sang wieder ein Chor. „Es wird zwar auch miteinander geweint und getrauert, aber es ist keineswegs eine bedrückende Atmosphäre. Wir erinnern uns, es wird viel geredet, und es wird auch gelacht.“ Die Hoffnung, dass man lernt, trotz des Verlustes wieder Freude am Leben zu haben – das ist die Botschaft, die von dieser Veranstaltung ausgeht. Zu akzeptieren, dass das eigene Kind gestorben ist, braucht viel Zeit. Es ist ein langer Prozess, der individuell ist, so wie jeder Tod eines Kindes seine eigene Geschichte hat. „Die meisten Eltern, die wir anschreiben und zur Gedenkfeier einladen, sind froh über das Angebot.“ Nicht jede Familie nimmt das Angebot an. „Wir können nur anbieten. Die Entscheidung, wie sie mit dem Verlust umgehen und wann der Zeitpunkt gekommen ist, liegt allein bei den Eltern.“ Oft vergehen zwei oder drei Jahre bis die Eltern zum ersten Mal das Treffen besuchen. >>
Für die Gedenkfeier wird die Kapelle im BETHLEHEM Gesundheitszentrum stets liebevoll dekoriert. Die 13. Gedenkfeier hatte die Geschichte „Der kleine Prinz“ zum Thema. Die Stolberger Kinderklinik gibt den Eltern von Beginn an Raum und Zeit, um den Verlust ihres Kind zu betrauern. „Insbesondere für Eltern, deren Kind tot geboren wurde oder das nur kurze Zeit lebte, ist es ungeheuer wichtig, etwas zu besitzen, das unmittelbar mit dem kleinen Wesen zu tun hat“, erklärt die 29-Jährige. Etwas, das die Eltern anfassen können, das die Existenz des Kindes auf dieser Welt bezeugt. Darum liegt in der Kinderklinik immer eine Kamera griffbereit. Ist ein Kind im Krankenhaus verstorben, wird es fotografiert und viele Eltern sind zutiefst dankbar dafür, Aufnahmen ihres Lieblings zu haben. Es werden Abdrücke vom Füßchen gemacht, eine Haarlocke abgeschnitten. Manche Eltern verbringen eine ganze Nacht mit ihrem Kind und sind im Nachhinein unendlich froh darüber, es wenigstens für wenige Stunden bei sich gehabt zu haben, um sich in Ruhe verabschieden zu können, denn nur dann, wenn die Trauer zugelassen wird, ist ein Neuanfang möglich. ● Anzeige 21
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