neuland - Journalisten Akademie
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UNTERWEGS SEIN.<br />
Endlich Montag!<br />
Das diakonische Zentrum Roku Roka bietet Rigas Straßenkindern ein Zuhause.<br />
Zumindest wochentags<br />
Verena Lammert<br />
Eilige Schritte hallen durch den Korridor.<br />
Erst ein Schuh und dann folgt der zweite.<br />
In hohem Bogen einfach in die Ecke<br />
geworfen. Eine kleine Hand greift nach<br />
einem Paar selbst gestrickter, blauer<br />
Hausschuhe aus einem Holzregal, streift<br />
sie über, und so schnell die Füße tragen<br />
können, flitzt Andris* um die Ecke.<br />
Mit freudigem Geschrei stürzt sich der<br />
sechsjährige Junge auf einen Mann und<br />
klammert sich mit beiden Armen an ihn.<br />
Das ist Andris’ Begrüßungsritual, wenn<br />
er im Roku Roka ankommt. Roku Roka,<br />
„Hand in Hand“, ist eine Tagesstätte für<br />
Straßenkinder in Riga. Hier in der Lieksa-Straße,<br />
in einem der ärmsten Viertel<br />
der lettischen Hauptstadt, zwischen Einsturz<br />
gefährdeten Häusern und dunklen<br />
Hinterhöfen, hat er endlich ein Zuhause<br />
gefunden.<br />
Seit ein paar Monaten ist Andris Dauergast<br />
in der Tagesstätte. „Die ersten<br />
Tage war er sehr schüchtern“, erinnert<br />
sich Sozialarbeiter Sandis Spandegs,<br />
während Andris sich weiter an ihn klammert.<br />
„Aber jetzt behandelt er alle hier<br />
wie seine Familie.“ Seine richtige Familie<br />
kümmert sich nur selten um ihn. Er geht<br />
weder zur Schule noch in den Kindergarten<br />
- das Diakonie-Zentrum Roku Roka<br />
ist seine einzige Anlaufstelle. Es scheint,<br />
als wolle Andris den Betreuer gar nicht<br />
mehr loslassen. Muss er dann aber doch,<br />
weil seine Straßenschuhe noch im Weg<br />
stehen und er sie wegräumen soll. Wi-<br />
Hand in Hand – das ist das Motto des diakonischen<br />
Zentrums Roku Roka<br />
derwillig trottet er zurück zum Eingang<br />
und stellt seine dreckigen Schuhe in das<br />
Holzregal.<br />
In der Tagesstätte gibt es Regeln und<br />
Ordnung, damit die Kinder soziale Umgangsformen<br />
lernen und sich im Alltag<br />
besser zurechtfinden. „Die Kinder müssen<br />
die Straßenschuhe ausziehen, damit<br />
eine klare Grenze gezogen wird. Wir sind<br />
Ablenkung vom harten Alltag: Beim Basteln können<br />
die Kinder in der Tagesstätte Roku Roka ihrer<br />
Kreativität freien Lauf lassen<br />
*Namen von der Redaktion geändert