neuland - Journalisten Akademie
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hier nicht auf der Straße, sondern hier<br />
findet ein geordnetes Leben statt. Dafür<br />
bekommt jedes Kind selbst gestrickte<br />
Hausschuhe“, erklärt Sozialpädagogin<br />
Nora Cierseniele. Gemeinsam mit sechs<br />
weiteren Kollegen ist sie täglich von 12<br />
bis 18 Uhr für rund 35 Straßenkinder im<br />
Roku Roka da. Die Kinder sind nicht alle<br />
obdachlos. Manche haben ein Zuhause,<br />
schwänzen aber oft die Schule und<br />
treiben sich auf der Straße rum. Ihre<br />
Betreuer im Roku Roka verarzten ihre<br />
Wunden, entfernen Flöhe und helfen bei<br />
den Hausaufgaben. Es fällt viel Arbeit an.<br />
Jeden Tag läuft die Waschmaschine auf<br />
Hochtouren. Ihr Brummen wird nur zu<br />
einer Tageszeit übertönt - beim Mittagessen.<br />
Aus allen Richtungen kommen die Kinder<br />
in die Küche gelaufen und rufen laut<br />
durcheinander. Es riecht nach Apfel und<br />
Zimt. Gierige Hände greifen nach kleinen<br />
Pfannkuchen, die sofort in hungrigen<br />
Mäulern verschwinden. Andris ist mitten<br />
im Gedränge und schnappt einem älteren<br />
Mädchen den Pfannkuchen vor der Nase<br />
weg. Er hat früh gelernt sich durchzusetzen,<br />
um von dem Wenigen etwas abzubekommen.<br />
Andris ist das jüngste Kind<br />
im Roku Roka. Die Ältesten sind 20 Jahre<br />
Essen ist fertig! In der Tagesstätte bekommen die Kinder eine warme Mahlzeit<br />
alt, eigentlich keine Kinder mehr. Trotzdem<br />
kommen sie immer wieder. Viele<br />
von ihnen sind hier groß geworden. So<br />
auch Kristina*. Die 15-Jährige kam zum<br />
ersten Mal vor sechs Jahren in die Lieksa-Straße.<br />
Ihr Lieblingsplatz ist das Büro<br />
der Leiterin. Hier sitzt sie oft auf einem<br />
Stuhl und strickt einen Pullover für den<br />
Winter. Schnell klappern die Stricknadeln<br />
aneinander und das rote Wollknäuel<br />
wird immer kleiner. „Im Büro fühle ich<br />
mich am wohlsten, weil immer jemand<br />
da ist, der mir helfen kann. Egal ob beim<br />
Stricken oder den Hausaufgaben“, erklärt<br />
sie. Kristina besucht die neunte Klasse. In<br />
Lettland das wichtigste Schuljahr mit<br />
einer Abschlussprüfung, die über ihre<br />
Zukunft entscheiden wird. Mathematik<br />
bereitet ihr Probleme. Wenn sie an einem<br />
kleinen Tisch über den Aufgaben sitzt,<br />
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