neuland - Journalisten Akademie

Internet sammeln die Jungs ihre Kontakte
Roku Roka. Projekte wie ihres sind rar
und die wenigen nicht-staatlichen Einrichtungen
reichen nicht, um allen Kindern
zu helfen. „Es sind viel zu viele Kinder
und viel zu wenig Mitarbeiter“, klagt
sie. Weil das Geld fehle, könne das Zentrum
auch nicht am Wochenende öffnen.
Die Frage, was die Kinder in dieser Zeit
machen, kann die Leiterin nur mit einem
Achselzucken beantworten.
Unter der Woche steht ihre Bürotür immer
für die Kinder mit ihren kleinen und
großen Sorgen offen. Für Andris zählt
heute nur, dass der Süßigkeitenteller, der
auf einer Kommode vor dem Büro steht,
leer ist. Ungeduldig zupft er Ilze Nagle
Nicht die Geduld verlieren: Ilze Nagle bringt Kristina das Stricken bei.
am Ärmel. Doch heute gibt es keine Süßigkeiten
mehr. Enttäuscht zieht er sich
in den Computerraum zu den anderen
Kindern zurück. Vier Jungs schauen dort
fasziniert auf den Bildschirm. Ihr ganzes
Interesse gilt www.drusjam.lv, einer Internetseite,
auf der jeder Nutzer einen
Steckbrief und eine Freundesliste erstellen
kann. 328 Freunde hat einer der
Jungs verlinkt. „Alles Kollegen aus Riga,
mit denen ich am Wochenende abhänge“,
sagt er lässig. Das Netzwerk der
Straßenkinder ist groß. Genauso wie die
Langeweile am Wochenende. „Das Roku
Roka hat leider nicht auf. Also treffen
wir uns einfach irgendwo und machen
irgendwas“, erzählt der Junge. Kristina
möchte das Wochenende lieber mit ihrer
Mutter verbringen, wenn diese nach der
Arbeit noch ein wenig Zeit findet. Was
der kleine Andris macht, weiß niemand
im Zentrum so genau. Er spricht nicht
über das Wochenende und ist meist
eines der letzten Kinder, das am Freitagabend
seine kleinen Hausschuhe zurück
in das Holzregal stellt. Dort bleiben sie
bis Montag. Bis Andris wiederkommt.
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