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3. Zwei- und Mehrsprachigkeit<br />
weiterhin in der Familie gefestigt werden und auch in elementaren Bildungseinrichtungen einen hohen Stellenwert<br />
besitzen. Dies beugt einer doppelten Halbsprachigkeit vor (Mitroviç, 2004). Der Erstsprache kommt auch<br />
für die Persönlichkeitsentwicklung und Identität des Kindes große Bedeutung zu, da sein Selbstkonzept darauf<br />
aufbaut. So ist das Recht auf die Familiensprache im Artikel 30 der UN-Kinderrechtskonvention verankert (Generalversammlung<br />
der Vereinten Nationen, 1989).<br />
Die Förderung von Zwei- und Mehrsprachigkeit in elementaren Bildungseinrichtungen geht mit den Prinzi pien<br />
einer interkulturellen Pädagogik Hand in Hand. „Interkulturelles Lernen heißt, Unvertrautem mit Neugierde zu<br />
begegnen, das Fremde als Bereicherung der eigenen Kultur und als selbstverständlichen Teil des Alltags wahrnehmen<br />
und erfahren“ (BMWAG 1997, zitiert nach Böhm & Böhm, 1999, S. 35). Interkulturelles Lernen ist<br />
ein mehrdimensionaler Prozess, der sich sowohl auf kognitive als auch auf soziale und emotionale Aspekte<br />
bezieht. Die gesellschaftliche und kulturelle Vielfalt sowie Unterschiede zwischen Menschen werden bewusst<br />
wahrgenommen und als Bereicherung für die Bildungsarbeit mit den Kindern gesehen. Dabei gilt es, Klischees,<br />
Vorurteile und Verallgemeinerungen kritisch zu hinterfragen. Durch interkulturell geprägte Lernprozesse können<br />
sich Einstellungen verändern und Handlungskompetenzen entwickeln, die sich auf vielfältige kulturelle Gegebenheiten<br />
beziehen.<br />
„Erstsprache“ Dialekt<br />
Ein Teil der Kinder spricht vor dem Eintritt in eine elementare Bildungseinrichtung den Dialekt des familiären Umfeldes.<br />
Dialekt oder Mundart ist die Sprache der vertrauten Umgebung des Kindes. Um sprachliche Identität zu<br />
entwickeln, ist es wichtig, dass Kinder auch in ihrer Herkunftssprache sprechen. Pädagoginnen und Pädagogen<br />
können in bestimmten Situationen neben der Standardsprache die Mundart verwenden, um die Wertschätzung<br />
für den sprachlichen Erfahrungshintergrund des Kindes auszudrücken.<br />
In elementaren Bildungseinrichtungen sollten die Kinder allmählich an die Standardsprache herangeführt werden.<br />
Der Dialekt hat jedoch weiterhin einen unverzichtbaren Stellenwert. Denn Sprache ist ein Mittel, um Vertrautheit<br />
und Heimat zu schaffen, und nicht nur ein Mittel zur Verständigung (Mairinger, 2005).<br />
3.1 Kompetenzen und Bildungsprozesse<br />
Aufbauend auf den erstsprachlichen Kompetenzen des Kindes soll in elementaren Bildungseinrichtungen<br />
Folgendes möglich sein:<br />
• Sprachfähigkeit in der Zweitsprache Deutsch entsprechend dem individuellen Potenzial entwickeln<br />
• die Bedeutung komplexer sprachlicher Äußerungen in der Zweitsprache Deutsch verstehen und<br />
mit der Erstsprache in Beziehung setzen<br />
• die deutsche Sprache situationsbezogen differenziert einsetzen<br />
Folgende Kompetenzen lassen sich speziell für potenziell zweisprachige Kinder konkretisieren:<br />
Personale Kompetenz<br />
• Interesse an verschiedenen Sprachen entwickeln sowie den eigenen sprachlichen Kompetenzen in der<br />
Erst- und Zweitsprache vertrauen<br />
• seine eigene Erstsprache als identitätsstiftend erfahren und stolz darauf sein<br />
• sich in verschiedenen Sprachen mitteilen können und wollen<br />
<strong>Bildungsplan</strong>-<strong>Anteil</strong> © 2009