Jahresbericht 2008 (PDF, 1 MB) - Integrierte Psychiatrie Winterthur ...
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Braucht es einen Klinikaufenthalt bei einer Depression?<br />
Die Depression ist eine häufige Erkrankung, und die Mehr-<br />
heit der betroffenen Patientinnen und Patienten können<br />
ambulant behandelt werden. Manchmal aber sind Be-<br />
troffene in einer schweren depressiven Episode so be-<br />
einträchtigt, dass sie nicht mehr in der Lage sind, sich zu<br />
versorgen. Sogar Körperpflege und Nahrungsaufnahme<br />
werden dann zu unüberwindbaren Aufgaben. Wenn diese<br />
Menschen zusätzlich unter Wahnvorstellungen oder Suizid-<br />
impulsen leiden, ist eine ambulante Therapie nicht mehr<br />
ausreichend. Eine Hospitalisation kann in diesem Fall für<br />
den Patienten oder die Patientin lebensrettend sein und<br />
entlastend für die Angehörigen, welche dem Leiden oft<br />
hilflos gegenüberstehen.<br />
Depressionen sind auch häufige Begleiterscheinungen<br />
von Menschen mit Persönlichkeitsstörungen oder akzen-<br />
tuierten Persönlichkeitszügen. Aufgrund ihrer dauerhaft<br />
gestörten Gefühlswahrnehmung und -steuerung, erleben<br />
sie immer wieder Konflikte mit sich und ihrer Umwelt,<br />
kommen in schwierige Situationen und reagieren darauf<br />
schliesslich depressiv. Eine stationäre Behandlung dient<br />
auch dazu, krank machende Verhaltensmuster zu benen-<br />
nen und verfahrene Situationen zu klären. Beispiele wä-<br />
ren der patriarchale Firmenchef, der nur in seiner Arbeit<br />
Bestätigung findet und wegen der Trennung seiner Frau<br />
suizidal wird; oder die junge Frau, der es nach Gewalt-<br />
erfahrungen in der Kindheit nicht gelingt, ihren Alltag zu<br />
bewältigen, ebenso wie die perfektionistische Kranken-<br />
schwester, die sich nur nach den Bedürfnissen anderer<br />
richtet, bis sie eines Tages «zusammenklappt».<br />
Eine etwas andere Form der Depression zeigt sich bei<br />
den Migrantinnen und Migranten: Sie leiden meist unter<br />
chronischen Schmerzen verschiedener Art, für die kein<br />
somatisches Korrelat gefunden wird. Diese Patienten füh-<br />
len sich sehr krank und werden uns nach einer Odyssee<br />
somatischer Abklärungen und erfolgloser somatischer<br />
Therapien von den Hausärzten zugewiesen, weil keine<br />
Intervention Besserung brachte. Nebst den migrations-<br />
spezifischen Themen bestehen oft soziale Probleme wie<br />
Familienkonflikte, Arbeitslosigkeit und Geldsorgen.<br />
«Es macht mich stolz, meinen eigenen Bilderrahmen<br />
zu planen und zu gestalten. Ich merke,<br />
dass meine Konzentration wieder besser wird.»<br />
Ergotherapie: Depressionsspezifische<br />
ergotherapeutische Massnahmen<br />
stärken Eigenverantwortung,<br />
Entscheidungsfähigkeit, Selbstvertrauen<br />
sowie Handlungskompetenzen –<br />
über strukturierte handwerklich-<br />
gestalterische und kognitive Tätigkeiten<br />
oder über das Anknüpfen an lebenspraktische<br />
Fähigkeiten. Ergotherapie<br />
unterstützt dabei, das eigene Handeln<br />
in Relation zur sozialen und beruflichen<br />
Rehabilitation zu reflektieren.<br />
Wiedergefundene oder neu entdeckte<br />
Fähigkeiten des Patienten werden<br />
durch die Erarbeitung einer<br />
Tagesstruktur im Alltag installiert.