Burgspiele Güssing 07 Golf – eine Alters ... - bei GOLDENAge

GOLDEN Age
Foxtrott killt
den Tangokönig
Die Erlebnisse eines spätberufenen Dancing Stars
Sag niemals nie
Fünfundfünfzig Lebensjahre war
er tanzresistent. Bürgerliche Eltern
konnten dem 68er-Typen keine Tanzschule
schmackhaft machen, mehrere
Ehefrauen sind an seiner Tanzverweigerung
gescheitert und auch ich habe
nach 10 Beziehungsjahren seine strikte
Ablehnung des Tanzens nur mit einer
List bewältigt: Freunde haben uns
zu meinem Geburtstag einen Tanzkurs
geschenkt! Er war unglücklich.
Er hat seine Freunde beschimpft, er
hat seine zwei linken Füße verflucht
und er hat verzweifelt nach Auswegen
gesucht – doch er musste kapitulieren.
„Aus der Nummer komm ich
nicht mehr raus“, murmelte er mehrmals
niedergeschmettert und fügte
sich ins Unvermeidliche.
Was Toni Polster schafft,
schafft mein Schatz doch auch
Ich war glücklich und zuversichtlich.
Nicht dass ich mir etwa große Hoffnung
auf einen geschmeidigen Salsa-
King nach 10 Tanzstunden gemacht
hätte – nein, mein Realitätssinn und
die Optik sprachen eindeutig dagegen.
Aber ein paar Grundschritte für
den Hausgebrauch müssten doch er-
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lernbar sein. In unserer gemeinsamen
Dekade gab es immer wieder Gelegenheiten,
wo es einfach nett gewesen
wäre, wenn ER mit mir getanzt hätte.
Nur ein bisschen. Nicht „eine flotte
Sohle aufs Parkett legen“ oder „in
den 7. Himmel schweben“ hatte ich
vor Augen, aber ein paar gemütliche
Drehungen in seinen Armen – um
den Glanz und die Atmosphäre des
Augenblicks zu genießen oder einen
festlichen Anlass abzurunden.
Tanze mit mir in
den Himmel hinein
Da gab es ein paar Hochzeiten, bei denen
wir als einziges Paar den ganzen
Abend lang hartnäckig nicht einmal
aufgestanden sind. Sein Geburtstag
in der netten Bar, wo ich aus dem
Plüschsofa nicht raus gekommen bin.
Es gab etliche Silvester - immer ohne
Mitternachtswalzer und sogar Ballbesuche
mit Freunden, die ausschließlich
an der Sektbar stehend absolviert wurden.
Am Maturaball meiner Tochter
haben wir ebenso wenig getanzt wie
bei meiner Geburtstagsparty oder
einigen romantischen Dinners mit
Blick aufs Meer, bei denen wir uns zu
den Klängen der Band ausschließlich
sitzend gewiegt haben ... Es musste
doch, trotz seiner Unfähigkeitsbeteuerungen
möglich sein, dieses Modell
zum Tanzen zu bewegen. Mit ein bisschen
Übung, mit ein paar Tipps vom
Profi könnte man ihm dafür das nötige
Selbstvertrauen sowie die Grundkenntnisse
doch antrainieren.
Die ersten Schritte
Unter mildem Protest – er sah seine
Ausweglosigkeit ein – schleppte ich
ihn zur ersten Stunde. Ein freundlicher
Saal, ein lustiger Tanzlehrer,
acht Paare in allen Alters- und Gewichtsklassen
erwarteten uns und
alles war dazu angetan, Angst zu neh-
Wie jemand Tanzen
genießen könnte, blieb
ihm verschlossen
men und Gemütlichkeit zu verströmen.
Er war nach den ersten hilflosen
und unkoordinierten Schritten total
verkrampft und schweißgebadet. Er
musste in den 90 Unterrichtsminuten
nicht weniger als drei Mal aufs
Klo flüchten und hatte die Hände
zu Fäusten geballt. Aber er war guten
Willens und bemühte sich wirklich!