Burgspiele Güssing 07 Golf – eine Alters ... - bei GOLDENAge

Takt – „was ist das?“ – und die Musik
– „die stört nur“ – waren ihm fremd.
Doch schon bald hatte er sein erstes
Erfolgserlebnis: Der Langsame Walzer
war überraschend einfach und nach
der ersten halben Stunde verlautbarte
mein Liebster: „es macht eh Spaß!“ Er
wuchs über sich hinaus, tanzte noch
auf der Straße und liebte den Grundschritt.
Vor – Seit – Schluss, Rück –
Seit – Schluss murmelte er noch beim
Einschlafen und beschloss auch am
zweiten Kursabend der Folgewoche
teilzunehmen. A Star was born??
Standardtänze für
Standardbeine?
In den folgenden Kursabenden wiederholten
sich einige Abläufe zu meiner
zunehmenden Irritation: Sofort beim
Betreten der Tanzschule musste er mal,
ebenso einmal dazwischen und schnell
auch in der Pause. Na gut, die Aufregung
wirkt sich eben bei jedem anders
aus. Jedes Mal hatte er den Schritt vom
letzten Mal vergessen – „Mit welchem
Fuß fängt man an?“ ist nicht die einzige
entscheidende Frage, wenn man
noch nicht prinzipiell geklärt hat, ob
es sich um Walzer oder Boogie handelt.
Die ganze Palette von Schwitzen
über Zittern bis Verkrampfung wurde
abgespult und mein Mitleid wuchs.
Wie jemand Tanzen genießen könnte,
blieb ihm verschlossen - „Das ist doch
Schwerarbeit!“ - und die Erotik von
Rumba und Tango ging in Schweißhänden
und Stolpern unter.
Er erfand locker unpassende Zwischenschritte,
die uns aus dem Takt brachten
– „Was ist das?“ – sondern wählte
auch frei und ungezügelt rechts oder
links zum Beginnen, was zu schmerzlichen
Kollisionen mit mir führte. Alles
war ihm zu schnell und die rasche
Schrittfolge beim Cha-Cha-Cha trieb
Millionen glänzender Perlen auf die
Denkerstirn. Vor – Platz – Wechselschritt,
Rück – Platz – Wechselschritt
war die absolute Überforderung und
er beteuerte, seine Füße einfach nicht
in zu kurzen Intervallen bewegen zu
können. Rumba ging dann wieder so
halbwegs, das war so nett langsam und
einfach (Kunststück, es handelte sich
um den Rumba-Grundschritt...) aber
Wiener Walzer, Boogie und sogar Foxtrott
waren einfach zu viel. „Die größte
Herausforderung“ und „ich gehe hier
an meine Grenzen“ waren Worte voll
Pathos, die ich als dankbare Tanzpartnerin
als persönliches Kompliment
auffassen sollte.
Das Finale
Als er beim vorletzten Tanz der letzten
Stunde allerdings keuchend aus
dem Tanzsaal floh, im Büffet zusammensackte
und den Wiener Walzer
verfluchte, dämmerte mir, dass mein
Liebster zwar viele Qualitäten hat und
sich redlich bemühte mir Freude zu
bereiten, aber als Tanzpartner leider
tatsächlich ungeeignet ist. Den letzten
Tango haben wir uns erspart und
ein trauriger Blick auf meine ramponierten
Lackschuhe war das Letzte,
woran ich mich erinnern kann.
Jetzt ist ER aber richtig beleidigt,
nachdem er meinen Artikel
lesen durfte. Natürlich gehen
wir in die Perfektion, das ist alles
nur eine Frage der Übung!
Er muss ja nicht gerade dieses
„schnelle Zeugs“ tanzen, aber
auf die langsamen Tänze freut
er sich schon. Und auf einen
Ball will er heuer gehen und
ein Tanzcafe werden wir auch
noch finden. Das macht doch
solchen Spaß – sagt er. Ich weiß
nicht so recht ... �
� Text: Daniela Schwarz
Tanzen
Ein paar gemütliche Drehungen
in seinen Armen ...
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