recher che-stipendium - Otto Brenner Shop
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und ihre Journalisten hier zu Lande der<br />
Pflicht zu sol<strong>che</strong>r Bes<strong>che</strong>idenheit auch<br />
wirklich bewusst sind – und zwar im<br />
Alltag bewusst: beim Schreiben in der<br />
Zeitung, beim Reden im Rundfunk und<br />
im Fernsehen.<br />
Wenn ich die Medien in ihrer Omnipräsenz<br />
beobachte, dann überkommt<br />
mich der ungute Eindruck von Macht.<br />
Von gewaltiger Macht. Von lückenlos<br />
vernetzter Macht. Von letztlich weltumspannender<br />
Macht. Und von gesellschaftsumklammernder<br />
Macht.<br />
Ich weiss, das Bild vom Netz der<br />
Medien, in dem die Bürger zappeln,<br />
ist ein böses Bild, denn angetreten<br />
sind die Journalisten in der Geschichte<br />
von Freiheit und Demokratie stets als<br />
Feinde der Macht, als Bezwinger der<br />
Macht. Als Dra<strong>che</strong>ntöter.<br />
Und die jüngste Geschichte kennt ja<br />
das grosse Beispiel dafür, wie die<br />
Medien dieser Rolle gerecht wurden:<br />
Die „Spiegel“-Affäre mit dem Dra<strong>che</strong>n<br />
Franz-Josef Strauss und dem Dra<strong>che</strong>ntöter<br />
Rudolf Augstein.<br />
Das war der ents<strong>che</strong>idende Durchbruch<br />
zur modernen demokratis<strong>che</strong>n Gesell-<br />
23<br />
schaft in Deutschland. Und Journalisten<br />
waren es, die diesen Durchbruch<br />
erkämpften.<br />
Ich war damals 18-jährig. Ich wusste<br />
schon, dass ich Journalist werden wollte,<br />
schrieb wö<strong>che</strong>ntlich eine Kolumne<br />
in der sozialdemokratis<strong>che</strong>n „Seeländer<br />
Volkszeitung“ meiner zweisprachigen<br />
Heimatstadt Biel-Bienne. Ich fieberte<br />
mit den „Spiegel“-Leuten. Sie<br />
waren für mich Helden. Ich fühlte mich<br />
sogar ein biss<strong>che</strong>n als Mit-Held.<br />
Was hat sich seither verändert? Hat<br />
sich überhaupt etwas verändert?<br />
Ich glaube schon.<br />
Die Medien sind, nicht nur in Deutschland,<br />
zu einer Macht herangewachsen.<br />
Der Dra<strong>che</strong>ntöter droht selbst zum<br />
Dra<strong>che</strong>n zu werden.<br />
Ich werde seit dem nahezu geschlossenen<br />
Wahlkampf der Medien gegen<br />
die rot-grüne Regierung vor über<br />
einem Jahr und seit Beginn des nahezu<br />
geschlossenen Kampfs der Medien<br />
gegen die schwarz-rote Regierung den<br />
Eindruck nicht los, in den Redaktionsstuben<br />
sässen lauter Bundeskanzlerin-