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recher che-stipendium - Otto Brenner Shop

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Eroberung des FAZ-Feuilletons, das zu dieser Zeit wie kein anderes das intellektuelle<br />

Leben in Deutschland bestimmt. 1984 bietet Joachim Fest, damaliger Mitherausgeber<br />

der Zeitung, auf Empfehlung des Heidelberger Politologen Dolf<br />

Sternberger Schirrma<strong>che</strong>r eine Hospitanz an. Im Juli 1985 ist er Feuilletonredakteur.<br />

Mit 26 Jahren. Jetzt beginnt der Kampf nach oben.<br />

Frankfurt, Ende der Achtzigerjahre. Man muss nur kurz die Augen schließen,<br />

einmal tief einatmen, die klare Luft zwis<strong>che</strong>n den grünen Bäumen, die neben all<br />

den Kaffeehaustis<strong>che</strong>n am Rande der kopfsteingepflasterten Fußgängerzonen in<br />

dieser BRD-Kus<strong>che</strong>lstube Frankfurt am Main gepflanzt sind. Man muss nur einmal<br />

das Vogelzwits<strong>che</strong>rn um die roten Sandsteinfassaden der übrig geblieben<br />

Altbauten und der vielen grauen Nachkriegsbauten ausblenden, kurz die Familienchinarestaurants<br />

und die grell blinkenden ‘Erotic Center’-Schriftzüge in den<br />

Straßen am Bahnhof vergessen und sagen: Das ist Frankfurt. Aber uns gehört<br />

die Welt.<br />

Plötzlich ist das Gefühl nachvollziehbar, das die Clique der jungen FAZ-Feuilletonredakteure<br />

antreibt, als sie abends nach Redaktionsschluss durch die Straßen<br />

Frankfurts laufen. ‘Wir’, das sind die Jungen, der Nachwuchs, den Herausgeber<br />

Joachim Fest nach und nach in sein Feuilleton geholt hat, in erster Linie aus dem<br />

Umfeld der Studienstiftung des Deuts<strong>che</strong>n Volkes. Frank Schirrma<strong>che</strong>r, Gustav<br />

Seibt, Jens Jessen, Jan Roß, Stephan Spei<strong>che</strong>r, Patrick Bahners. Die Rebellen im<br />

lange Zeit nationalbürgerlich ausgerichteten Feuilleton, die für ein modernes<br />

zeitgenössis<strong>che</strong>s Feuilleton stehen und die Achtundsechzigergeneration im<br />

Haus gezielt überspringen sollen. Die Selbstbewussten, die das Benjamin- und<br />

Kracauer-Feuilleton der Zwanzigerjahre in einem Verbund ausdrücklich ohne<br />

Frauen wiederbeleben wollen. Die aus Übermut gerne in so man<strong>che</strong>r Redaktionskonferenz<br />

mit den Fingern Vögel<strong>che</strong>n hinter den Köpfen der Altgedienten zeigen<br />

oder S<strong>che</strong>rzanrufe aus der Redaktion bei diversen Professoren tätigen.<br />

Jungs, von denen einer von Anfang an mehr wollte: den Stuhl von Marcel Reich-<br />

Ranicki. Er setzt alles daran, den Literatur<strong>che</strong>f zu beerben, der auf die FAZ-übli<strong>che</strong><br />

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