recher che-stipendium - Otto Brenner Shop
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Rie<strong>che</strong>lmann schätzt das persönli<strong>che</strong> Interesse Schirrma<strong>che</strong>rs an Themen. Auch<br />
wenn er von dessen Ansatz, Natur und Biologie metaphorisch auf politis<strong>che</strong> Verhältnisse<br />
zu übertragen, nicht viel hält. „Aber meine Einstellung hat er immer<br />
akzeptiert“, meint Rie<strong>che</strong>lmann, der die Horrorszenarien vom willkürli<strong>che</strong>n Eingreifen<br />
Schirrma<strong>che</strong>rs in Inhalte des Blattes nicht bestätigen kann. Schirrma<strong>che</strong>r<br />
schätze Leute, die sich nicht von den Verhältnissen dominieren ließen, solange<br />
dies kompatibel sei mit dem bürgerli<strong>che</strong>n Leben. „Er ist ein guter Blattma<strong>che</strong>r.“<br />
Und als sol<strong>che</strong>r öffnet Schirrma<strong>che</strong>r auch nach und nach das Rezensionsfeuilleton<br />
für politis<strong>che</strong> Debatten. Joschka Fis<strong>che</strong>r und Gerhard Schröder sind die neuen<br />
Figuren, die seine Neugier geweckt haben. Wieder einmal setzt er mit seinem<br />
Instinkt auf die Richtigen zum richtigen Zeitpunkt.<br />
Zur vollen Geltung kommt die Neuausrichtung seines Feuilletons allerdings erst<br />
heute, in der Medienrepublik Berlin, in der sich auch in anderen Zeitungen<br />
zunehmend die Grenzen zwis<strong>che</strong>n klassis<strong>che</strong>n Ressorts vermis<strong>che</strong>n und sich<br />
ausgezeichnete Politikredakteure schon mal zu einem Ausflug in die Magazine<br />
ihrer Blätter verführen lassen, mit Geschichten aus der Kindheit im Keller oder<br />
dem ersten Urlaub auf dem Balkan.<br />
Im Feuilleton dagegen finden die oftmals schärferen, gesellschaftspolitis<strong>che</strong>n<br />
Analysen und Auseinandersetzungen statt, auch die Dramatisierung und Personalisierung<br />
der Debatten, ihre Literarisierung, Helden und Böse. Als Gerhard<br />
Schröder 2005 nach der Bundestagswahl in der Fernsehrunde Angela Merkel<br />
den Sieg abspricht, ist es Frank Schirrma<strong>che</strong>r, der am nächsten Tag die „Entgleisung<br />
des Aufputs<strong>che</strong>rs“ kommentiert. Und er ist es, der im vorausgegangenen<br />
Wahlkampf in die Welt des Paul Kirchhof eintauchte und die CDU-Professoren-<br />
Hoffnung einen Tag lang begleitete. Der diesmal von der Realität geschaffene<br />
Ausnahmezustand ist zu gut, als dass Schirrma<strong>che</strong>r ihn unkommentiert lassen<br />
könnte.<br />
34 Jahre jung war Schirrma<strong>che</strong>r, als er das Amt übertragen bekam. Viele der<br />
Geschichten und Debatten, die in den bis heute vergangenen zwölf Jahren statt-<br />
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