(Saison 2009/2010): Füchse Berlin - Rhein-Neckar Löwen
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38 Gegner<br />
Silvio Heinevetter<br />
Wechsel mit Symbolkraft<br />
Der Nationalkeeper geht stets bis an die Schmerzgrenze – und darüber hinaus<br />
Als sein Wechsel nach<br />
<strong>Berlin</strong> verkündet wurde,<br />
ging ein Raunen durch<br />
die Handball-Republik.<br />
Hier der traditionsreiche<br />
SC Magdeburg, DDR-Rekordmeister<br />
und Champions-League-Sieger<br />
2002,<br />
dort der mit ein paar Millionen<br />
aufgepäppelte Hauptstadt-Klub<br />
<strong>Füchse</strong> <strong>Berlin</strong>.<br />
Der deutsche Nationaltorwart<br />
Silvio Heinevetter<br />
entschied sich für den Verein<br />
mit den stärkeren Muskeln,<br />
sprich der größeren<br />
Perspektive. Denn während<br />
beim SCM immer kleinere<br />
Brötchen gebacken werden<br />
müssen, wollen die <strong>Berlin</strong>er<br />
durchstarten. Das ist spätestens<br />
sein Bekanntwerden<br />
des Heinevetter-Transfers<br />
klar, weshalb der Schritt<br />
des 25-Jährigen von der<br />
Elbe an die Spree symbolisch<br />
für die hochtrabenden<br />
Ziele der <strong>Füchse</strong> steht.<br />
Die sportliche Vita Heinevetters<br />
spielt sich im Osten<br />
der Republik ab. In Bad Langensalza<br />
bei Erfurt geboren,<br />
ging es beim SV Empor Bad<br />
Langensalza mit dem Handballspielen<br />
los. In Delitzsch<br />
reifte er zum nationalen Spitzenkeeper<br />
und gehörte jener<br />
DHB-Auswahl an, die 2004<br />
in Lettland gegen Dänemark<br />
den U20-EM-Titel gewann.<br />
Heinevetter wurde zum besten<br />
Torhüter des Turniers<br />
ausgezeichnet, feierte ein<br />
Jahr später mit Delitzsch den<br />
Aufstieg in die Bundesliga<br />
– und wechselte schließlich<br />
nach Magdeburg. „Ich gehe<br />
stets bis an die Schmerzgrenze,<br />
oft genug auch darüber<br />
hinaus“, sagt der Schlussmann<br />
über sich selbst. Und:<br />
„Ich muss ein Zwischending<br />
fi nden zwischen Anspannung<br />
und Freude.“ In der<br />
Bördelandhalle schien ihm<br />
das ganz gut zu gelingen,<br />
schließlich entwickelte er<br />
sich hier derart weiter, dass<br />
er in den DHB-Kader von<br />
Heiner Brand aufrückte und<br />
im Juni 2006 in der Mannheimer<br />
SAP ARENA beim<br />
30:31 gegen Spanien sein<br />
Länderspiel-Debüt gab. Und<br />
als klar war, dass die Klasse<br />
Heinevetters einen Verbleib<br />
in Magdeburg nicht mehr zuließ,<br />
schlugen die <strong>Füchse</strong> zu.<br />
„Es war eine Entscheidung<br />
für die Region“, begründete<br />
der Keeper in einem Interview<br />
mit dem Tagesspiegel,<br />
warum er andere Offerten mit<br />
besserer sportlicher Perspektive<br />
nicht näher in Betracht<br />
zog. „Das ist eben einfach<br />
was anderes, als wenn ich in<br />
den Süden oder hoch in den<br />
Norden gehe. Das kann man<br />
nicht in Worte fassen. In <strong>Berlin</strong><br />
ist alles lockerer. Ich hatte<br />
von Anfang an ein gutes Gefühl,<br />
und das hat sich dann<br />
im Laufe der Zeit bestätigt.“<br />
<strong>Füchse</strong>-Manager Bob Hanning<br />
bezeichnet den neuen<br />
Torhüter wegen seiner emotionalen<br />
Spielweise als „positiv<br />
verrückt“ – und weiß,<br />
was er an ihm hat. In der<br />
Paraden-Statistik der HBL<br />
ist der Thüringer allerdings<br />
ein paar Stufen nach unten<br />
gerutscht und taucht nicht<br />
mehr in den oberen Regionen<br />
auf, was aber in erster<br />
Linie daran liegt, dass er im<br />
Tschechen Petr Štochl einen<br />
erstklassigen Kollegen<br />
an seiner Seite hat, mit dem<br />
er sich viel Spielzeit teilen<br />
muss. Reichte es in den vergangenen<br />
Jahren für rund 13<br />
gehaltene Bälle pro Partie,<br />
sind es derzeit neun.<br />
Der sportliche Aufstieg<br />
ist für den Nationaltorwart<br />
durch den Umzug bislang<br />
ausgeblieben, dafür ist er<br />
mehr in den Blickpunkt des<br />
Boulevards gerückt. So trat<br />
die Bildzeitung im Spät-<br />
herbst <strong>2009</strong> Heinevetters<br />
Liaison zur Tatort-Kommissarin<br />
Simone Thomalla breit.<br />
Doch Heinevetter ist keiner,<br />
der sich von den üblichen<br />
„Ja, wir sind ein Paar“-<br />
Schlagzeilen aus der Ruhe<br />
bringen lässt. Bei der EM im<br />
Januar in Österreich war er<br />
fester Bestandteil der Nationalmannschaft.<br />
Und in Zukunft? „Ich wäre<br />
nicht nach <strong>Berlin</strong> gegangen,<br />
wenn ich es nicht für realistisch<br />
halten würde, hier eines<br />
Tages im Europapokal spielen<br />
zu können“, sagt Heinevetter.<br />
Also war der Verbleib<br />
im ostdeutschen Kulturkreis<br />
doch nicht der einzige Beweggrund.<br />
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