Imagixx Ausgabe Nr. 01-2010 - Röntgen Bender
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20 Vorsorge<br />
Klarer Nutzen für die Frauen<br />
In Zeiten knapper Kassen wird viel über den Nutzen von flächendeckenden Vorsorgeuntersuchungen<br />
gestritten. Das Mammographiescreening-Programm wurde ins Leben gerufen, um die<br />
Brustkrebssterblichkeit zu senken. Nun liegen erste Ergebnisse der Reihenuntersuchung vor.<br />
Den Beitrag verfasste<br />
Dr. Ulrike Aichinger von<br />
RADIO-LOG Passau.<br />
Das Mammographiescreening<br />
ist das erste<br />
qualitätsgesicherte<br />
Früherkennungsprogramm<br />
und nützt<br />
beschwerdefreien<br />
Frauen in der Altersgruppe<br />
zwischen<br />
50 und 69 Jahren.<br />
Die ersten Daten des Mammographiescreening-Programms<br />
wurden mit Spannung erwartet.<br />
Nun sind sie da – und sie sind sehr gut.<br />
Auf Anhieb erfüllten sie die durch die Europäischen<br />
Leitlinien und den Bundesmantelvertrag<br />
für Ärzte vorgegebenen Leistungsparameter.<br />
Allerdings mit einem Wermutstropfen<br />
– die Frauen nehmen das Angebot zur Vorsorge<br />
je nach Region sehr unterschiedlich an.<br />
Die durchschnittliche Teilnahmerate lag bei<br />
54,3 Prozent, regional reichte die Spannweite<br />
von 37 bis 80 Prozent. Das Ziel, eine Teilnahmerate<br />
höher als 70 Prozent zu erreichen,<br />
bleibt eine der Herausforderungen, denn erst<br />
dann lässt sich die Wirksamkeit des Programms<br />
auf die Gesamtsterblichkeit überprüfen.<br />
Die aktuellen Ergebnisse belegen, dass dank<br />
des qualitätsgesicherten Früherkennungsprogramms<br />
doppelt so viele sehr kleine Tumoren<br />
gefunden wurden als vorher – ein Vergleich mit<br />
den Daten aus den Krebsregistern belegt dies<br />
eindrücklich. Im Screening wurden gut 30 Prozent<br />
in einer Größe bis zehn Millimeter entdeckt,<br />
vor Einführung des Screenings waren dies nur<br />
14 Prozent. Die Vorteile liegen klar auf der<br />
Foto: Siemens<br />
Hand: Je kleiner der Tumor, desto schonender<br />
ist die Operation, die kosmetischen Auswirkungen<br />
können für die Patientin zufriedenstellend<br />
gelöst werden. Was aber wichtiger ist: Je<br />
kleiner ein Tumor ist, desto seltener hat er gestreut.<br />
Ohne Screening lag der Anteil der Frauen,<br />
die noch keine Lymphknotenmetastasen bei<br />
der Diagnosestellung hatten, bei 49 Prozent. Im<br />
Screening lagen hingegen in knapp 77 Prozent<br />
der Fälle keine Metastasen vor. Hier reichte es,<br />
den Wächterlymphknoten zu entfernen; die übrigen<br />
Lymphknoten in der Achselhöhle konnten<br />
geschont werden. Hinzu kommt, dass in<br />
den meisten Fällen auch keine Chemotherapie<br />
notwendig war. Die Chance auf eine vollständige<br />
Heilung ist für diese Frauen sehr hoch.<br />
Kritiker liegen falsch<br />
Aber Kritiker dieses Programms melden sich<br />
immer wieder zu Wort. Sie führen an, dass es<br />
häufig zu Überdiagnosen kommt und Frauen<br />
behandelt werden, bei denen die Krebserkrankung<br />
nie Beschwerden gemacht hätte. Das<br />
stimmt, doch wer will wissen, auf welche der<br />
Betroffenen das zutrifft? Die Auswertung der<br />
Untersuchungen aus dem britischen und dem<br />
schwedischen Programm hinsichtlich von Nutzen<br />
und Risiko zeigt, dass einer Frau, die unnötigerweise<br />
die Diagnose Brustkrebs erhält, zwei<br />
gegenüberstehen, die vor dem Tod an dieser<br />
Krankheit bewahrt werden können.<br />
Dänische Forscher sagen, dass die Sterblichkeit<br />
an Brustkrebs in Dänemark in Regionen mit<br />
und ohne Screening gleich sei, sodass die Reihenuntersuchung<br />
der Brust nur Kosten, aber<br />
keinen Nutzen bringen würde. Doch ihre Aussagen<br />
beruhen auf einer nicht randomisierten<br />
„Beobachtungsstudie“ – einfach ausgedrückt,<br />
sie haben „Äpfel mit Birnen“ verglichen. Die<br />
großen, randomisiert kontrollierten Studien,<br />
die wissenschaftlich hochwertigsten und aussagekräftigsten,<br />
zeigen eine Reduktion der Sterberate<br />
um etwa 25 Prozent. Hier wird sorgfältig<br />
darauf geachtet, dass die Gruppen, die verglichen<br />
werden, hinsichtlich Alter, Risiko und<br />
Lebensbereich übereinstimmen.