(7,10 MB) - .PDF - Marchtrenk
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MARCHTRENKER STADTZEITUNG<br />
Unser Vorstandsmitglied Dipl.-Ing. Mag. Dr. Gerhard<br />
Hubmer erhielt nachstehenden Brief (gekürzter Auszug),<br />
der sehr berührt und viel Lob für einzelne <strong>Marchtrenk</strong>er<br />
und die Stadtgemeinde enthält.<br />
Vom Besuch des Kriegerfriedhofs <strong>Marchtrenk</strong>,<br />
der letzten Ruhestätte meines<br />
Großvaters Francesco Pezzin aus Vicenza<br />
(Italien) von Antonella Pezzin<br />
Ich danke für die Gelegenheit, über meinen Besuch am<br />
Kriegerfriedhof <strong>Marchtrenk</strong> zu berichten, wenn es<br />
für mich auch nicht leicht ist, die durchlebten Gefühle<br />
zu beschreiben. Meine Neugier und auch die Neugier<br />
meiner drei Schwestern, was unseren Opa Francesco<br />
betrifft , gibt es seit jeher. Wahrscheinlich auch, weil seine<br />
Frau, unsere Oma Vitt oria, mit uns gelebt und sehr<br />
oft von ihm gesprochen hat.<br />
Mein Vater, Antonio, hat mir<br />
erzählt, dass unser Opa während<br />
des ersten Weltkriegs<br />
in Gefangenschaft geraten<br />
ist. In seinen mit Bleistift<br />
nach Hause geschriebenen<br />
Briefen erwähnte unser Opa<br />
ein Gefangenenlager in Österreich.<br />
Da er plötzlich zu<br />
schreiben aufh örte, war das<br />
möglicherweise der Ort, wo<br />
er im Alter von nur 26 Jahren<br />
gestorben ist. Vielleicht an<br />
Hunger oder an einer Krankheit<br />
(Tuberkulose?) – wir<br />
wissen es nicht.<br />
Mit den meinem Vater und<br />
meiner Großmutt er damals<br />
zur Verfügung stehenden<br />
Mitt eln war es ihnen nicht<br />
Museumsverein<br />
<strong>Marchtrenk</strong> - Welser Heide<br />
möglich, mehr herauszufi<br />
nden. In ihrem Innersten<br />
und in unserem Innersten<br />
hofft en wir aber alle immer,<br />
eines Tages mehr Nachrichten<br />
zu erhalten, sei es über<br />
Zeitungsausschnitt e, sei es<br />
über die Briefe, die unser<br />
Großvater aus der Gefangenschaft<br />
schrieb (alle seine<br />
Briefe wurden von unserer<br />
Großmutt er und später von<br />
meinem Vater aufb ewahrt).<br />
In diesen Briefen, die er an<br />
seine Eltern und an seine<br />
Frau geschickt hatt e und die<br />
jetzt bei uns sind, erzählte<br />
er immer, dass es ihm gut<br />
ginge und dass sie sich keine<br />
Sorgen machen sollten,<br />
aber dass sie Essen und Geschenke<br />
schicken mögen.<br />
Meine Urgroßeltern und<br />
meine Großmutt er schickten<br />
alles, aber off ensichtlich kam<br />
nichts davon an. Dann ist die<br />
Großmutt er und später auch<br />
mein Vater gestorben und<br />
so haben wir für einige Zeit<br />
nicht mehr daran gedacht.<br />
Vor zwei Jahren, im September<br />
2009, haben wir über<br />
einen Cousin in Asiago (Vicenza)<br />
von dem Gefange-<br />
nenlager und der Gedächtnisfeier<br />
für die Verstorbenen<br />
in <strong>Marchtrenk</strong> gehört. Heuer<br />
verbrachten mein Mann und<br />
ich den Urlaub im Friaul<br />
und so haben wir beschlossen,<br />
von dort aus nach Österreich<br />
weiterzureisen, um<br />
den Friedhof in <strong>Marchtrenk</strong><br />
zu besuchen. Die Reise war<br />
nicht sehr beschwerlich, aber<br />
ziemlich lang. Insgesamt haben<br />
wir in diesen drei Tagen<br />
ca. 2.000 km zurückgelegt.<br />
Als wir endlich in <strong>Marchtrenk</strong><br />
angekommen sind<br />
haben wir hilfsbereite und<br />
freundliche Menschen getroff<br />
en (mindestens 3), aber<br />
aufgrund der Sprachbarriere<br />
konnten wir nicht verstehen,<br />
wo der Friedhof sei.<br />
Eine Dame mit Fahrrad (Fr.<br />
Evi Japek), die wir nie vergessen<br />
werden und der wir jetzt<br />
noch dankbar sind, hat uns<br />
bis zum Friedhof geführt,<br />
indem sie unter sengender<br />
Sonne unserem Auto voranradelte.<br />
Wir hätt en ihn ohne<br />
ihre Hilfe nie gefunden. Sie<br />
hat uns Gerhard [H.] vom<br />
Museumsverein vorgestellt,<br />
und dieser hat uns mit viel<br />
Hilfsbereitschaft und Geduld<br />
durch den Friedhof geführt.<br />
Es war eine überwältigende<br />
und großartige Erfahrung,<br />
auch, weil ich an meinen Vater<br />
gedacht habe, der den seinen<br />
nie kennengelernt hat;<br />
an meine Großmutt er, die<br />
uns immer an den Mann erinnert<br />
hat, den sie selbst nie<br />
vergessen hat (sie hat nicht<br />
wieder geheiratet); und an<br />
uns, die wir schlussendlich<br />
zumindest das Grab unseres<br />
Großvaters gefunden haben.<br />
Der Friedhof ist einfach,<br />
schön, gepfl egt und ausreichend,<br />
um an das Leben<br />
und das Schicksal so vieler<br />
Menschen zu erinnern. Wir<br />
bedanken uns bei jenen, die<br />
sich darum kümmern. Ich<br />
habe den Namen des Großvaters<br />
auf einem der Gedenksteine<br />
gefunden. Bewegend.<br />
Wir haben Photos gemacht,<br />
damit auch die Daheimgebliebenen<br />
alles sehen und<br />
erfahren können. Wir haben<br />
ein Gebet gesprochen, und<br />
ich war sehr gerührt. Danach<br />
haben wir mit großer Freude<br />
die Photoausstellung im<br />
Wasserturm besichtigt. Interessant<br />
und bedeutsam.<br />
Ein großes, großes DAN-<br />
KESCHÖN von Antonella,<br />
Franca, Vitt orina und Silvana<br />
Pezzin; vier Schwestern,<br />
die endlich etwas über ihren<br />
Opa erfahren haben.<br />
Übersetzung aus dem Italienschen<br />
Fr. Dipl.-Ing. Sabine<br />
Köllerer (<strong>Marchtrenk</strong> u. Mailand)<br />
Wichtige Termine zum Vormerken:<br />
p 21. März 2012: Jahreshauptversammlung des Museumsvereins<br />
im Gasthof „Zur Goldhaube“<br />
p 21. April 2012: Konzert am Bauernhof mit „unverfälschter“<br />
Volksmusik, Familie Lindinger („Gatt erbauer“).<br />
In Zusammenarbeit mit der Landesmusikschule.<br />
p 30. Juni 2012: Ausfl ug des Museumsvereins zur oö.<br />
Landesausstellung nach Braunau und Burghausen.<br />
Info:<br />
www.museumsverein-marchtrenk.at<br />
Obmann: Reinhard Gantner, Roseggerstraße 27<br />
VEREINE IM MITT ELPUNKT 45