Deutscher Stahlbautag - Verlagsgruppe Wiederspahn
Deutscher Stahlbautag - Verlagsgruppe Wiederspahn
Deutscher Stahlbautag - Verlagsgruppe Wiederspahn
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
<strong>Deutscher</strong> <strong>Stahlbautag</strong><br />
7.–8. Oktober 2010 in Weimar<br />
Bild 13: Mastspitze<br />
© Claus Queck GmbH<br />
Da diese Knoten im direkten Blickfeld der<br />
Besucher liegen, wurde hier besonders auf<br />
eine kompakte und schlichte Ausführung der<br />
Anschlüsse geachtet.<br />
Die Mastspitze ist für die Montage der Membrankonstruktion<br />
von besonderer Bedeutung.<br />
Da hier die vier Gratseile und der obere Rand<br />
der Membranflächen angeschlossen sind,<br />
kann durch hydraulisches Hochdrücken der<br />
Mastspitze die Vorspannung auf alle angrenzenden<br />
Dachflächen aufgebracht werden.<br />
Die hierfür notwendige Verschiebeeinrichtung<br />
wurde durch zwei ineinanderliegende<br />
Rohre realisiert, von denen das innere biegesteif<br />
an den Mast angeschlossen ist. Das äußere<br />
der beiden Rohre ist Teil der Mastspitze<br />
und wird bei der Montage hochgedrückt.<br />
Im Endzustand wird ein Deckelblech auf das<br />
äußere Rohr gesetzt, das über eine Schubknagge<br />
mit dem inneren Rohr verbunden ist<br />
und mit den Anschlussblechen der Gratseile<br />
verschraubt wird.<br />
Hierdurch können alle auf die Mastspitze wirkenden<br />
Kräfte aus Membran und Randseilen<br />
direkt in das innere Rohr eingeleitet werden.<br />
Die so konzipierten Anschlüsse zeichnen sich<br />
dadurch aus, dass sie unabhängig von Winkel<br />
und Anzahl der zusammenlaufenden Querschnitte<br />
anwendbar sind.<br />
Die hierdurch geschaffene Unabhängigkeit<br />
von Form und Größe der unterschiedlichen<br />
Dächer ermöglicht selbst in den Kurvenbereichen<br />
der Tribünen die Anwendung dieser<br />
Anschlüsse.<br />
Auch die Randfelder, in denen zusätzliche<br />
Dachflächen, Spreizstäbe und Streben zusammenlaufen,<br />
konnten mit diesen Anschlusspunkten<br />
abgedeckt werden.<br />
Durch die in allen Dächern wiederkehrenden<br />
Anschlüsse konnte übergreifend über alle Tribünendächer<br />
ein einheitliches Erscheinungsbild<br />
erzielt werden.<br />
14<br />
Domänen des Stahlbaus<br />
Bild 14: Realisierte Mastspitze<br />
© Claus Queck GmbH<br />
4 Fertigung<br />
Neben Walzprofilen wurden ca. 19 km Rohre<br />
in Einzellängen von 8,00 m bis 12,20 m in<br />
Abmessungen von 219,10 mm × 8 mm bis<br />
610 mm × 38,10 mm per 40‘-Container von<br />
Deutschland über Antwerpen in die UAE<br />
gebracht. Zeitliche Unwägbarkeiten brachte<br />
die Zollabfertigung des in das Land zu bringenden<br />
Materials mit sich. Auf dem Papier<br />
bestehen zwar eindeutige Richtlinien und<br />
Verfahrensabläufe bezüglich der Einfuhr von<br />
Material in die UAE, aber es zeigte sich schnell,<br />
dass die tatsächlichen Abläufe davon abwichen,<br />
teils undurchsichtig waren und sich<br />
ohne ersichtlichen Grund häufig änderten.<br />
Die Fertigung der Bauteile erfolgte überwiegend<br />
über zwei parallele Fertigungsstraßen,<br />
die mit modernsten Maschinen ausgestattet<br />
waren.<br />
Schnell wurde allerdings deutlich, dass Personalkosten<br />
in den UAE eine weitaus geringere<br />
Rolle spielen, als dies bei uns in Europa der Fall<br />
ist. Die Lohnkosten machen nur einen Bruchteil<br />
der Herstellungskosten aus. Dem gegenüber<br />
steht jedoch ein erheblicher Mehraufwand,<br />
der für Termin- und Qualitätsüberwachung<br />
betrieben werden muss. Insbesondere<br />
betrifft dies die Maßhaltigkeit der Bauteile,<br />
die Ausführung der Schweißarbeiten sowie<br />
die Güte des Korrosionsschutzes.<br />
Das hängt einerseits mit der Qualifikation der<br />
Arbeiter sowie ihrer Identifikation mit ihrer<br />
Arbeit zusammen, andererseits aber auch damit,<br />
dass die Qualitätsanforderungen vertraglich<br />
hoch angesetzt werden, in der Praxis die<br />
ausgeführte Qualität aber häufig kaum und<br />
nur unzulänglich kontrolliert wird.<br />
Unsere Zielsetzung war es jedoch, die eigenen,<br />
in Europa üblichen Qualitätsstandards<br />
durchzusetzen, was sich zwar teils nervenaufreibend<br />
darstellte, aber letztlich gelungen ist.<br />
Nach erfolgter Fertigung in Sharjah (nahe<br />
Dubai) erfolgte der Transport der Bauteile per<br />
Lkw zur Baustelle. Während der Bauausführung<br />
war vom Festland nach Yas Island nur<br />
eine zweispurige Brücke verfügbar, über die<br />
Bild 15: Fußpunkt der Randfelder<br />
© Claus Queck GmbH<br />
sämtlicher Personen- und Zulieferverkehr<br />
für den Bau der Rennstrecke, aber auch für<br />
sämtliche zeitgleich ausgeführten Baumaßnahmen,<br />
wie z. B. die Ferrari-Erlebniswelt,<br />
den neuen Jachtclub, das Marina-Hotel, Straßenbau,<br />
Infrastruktur etc., geführt werden<br />
mussten.<br />
Zwangsläufig ergaben sich täglich erhebliche<br />
Behinderungen bei der Zuführung des Materials.<br />
Zur größten Herausforderung im Bereich der<br />
Fertigung wurde die Tatsache, dass die Vorleistungen<br />
auf der Baustelle, also im Wesentlichen<br />
der Rohbau, nicht entsprechend dem<br />
Terminplan fertiggestellt wurden. Dies hatte<br />
zur Folge, dass Fertigungsabläufe mehrfach<br />
umgestellt werden mussten.<br />
Das heißt im Einzelnen: Es mussten kurzfristig<br />
bereits angearbeitete Gebäudeteile<br />
aus der Fertigung genommen und im Werk<br />
zwischengelagert werden, um stattdessen<br />
Bauteile für andere Gebäude vorzuziehen.<br />
Erschwerend kam hinzu, dass Änderungen im<br />
Bauablauf auch kurzfristig »von oben« durch<br />
die Festlegung anderer Prioritäten hervorgerufen<br />
wurden.<br />
Bild 16: Fertigung des Mastfußpunktes<br />
© Claus Queck GmbH