Gruss aus Lomnitz - Verein zur Pflege schlesischer Kunst und Kultur ...
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Akademie der Wissenschaften in Warschau referierte anschließend über die<br />
Bedeutung der Konferenzen von Jalta <strong>und</strong> Potsdam. Er erinnerte u. a. an die<br />
Schwierigkeiten Polens, das nach 1945 durch die Vertreibungen sowohl im<br />
Osten wie im Westen die angestammten historischen Nachbarschaftsverhältnisse<br />
verloren <strong>und</strong> naturgemäß Zeit gebraucht habe, neue grenzüberschreitende<br />
Kontakte zu knüpfen. – Mit großer Eindringlichkeit berichtete<br />
anschließend Prof. Dr. Jerzy Sułek, erster Verhandlungsführer bei den<br />
deutsch-polnischen Verträgen von<br />
1990/91. Er war es, der einen Großteil<br />
der späteren Vertragstexte entwarf. Er<br />
bezeichnete den Grenz- <strong>und</strong> den<br />
Nachbarschaftsvertrag als seine „diplo<br />
matischen Kinder”. Polen habe damals<br />
im Prozess der <strong>Verein</strong>igung Europas<br />
<strong>und</strong> der antikommunistischen Revolution<br />
drei außenpoltische Optionen besessen:<br />
1) Die Option der Anlehnung<br />
an Russland <strong>und</strong> den Osten; 2) Die<br />
Option des Anschlusses an den<br />
Westen <strong>und</strong> 3) Die Option des „Wanderers<br />
zwischen Ost <strong>und</strong> West” mit nationalem,<br />
nach innen gerichtetem<br />
Blick. Sułek betonte unumw<strong>und</strong>en,<br />
dass die Option 3) für Polen sicher zu<br />
einer „Katastrophe” geführt hätte. Die<br />
Option 1) habe dagegen in der<br />
Prof.Dr. Jerzy Sułek<br />
Foto: Gerhard Schiller<br />
Bevölkerung kaum Zustimmung besessen.<br />
Letztlich sei die Option 2) der<br />
einzig richtige Weg <strong>zur</strong> einer<br />
demokratischen Entwicklung Polens gewesen. Bei Betrachtung der Vertragsverhandlungen<br />
von 1990/91 dürfe man nicht vergessen, dass Polen<br />
damals noch Mitglied des Warschauer Pakts war <strong>und</strong> zudem wie in Ostdeutschland<br />
noch sowjetische Truppen im Land standen. Die Verträge seien<br />
für Polen der erste epochale Schritt auf dem Weg nach Westen <strong>und</strong> ganz <strong>und</strong><br />
gar keine „Selbstläufer” gewesen. Für Polen wie für die einstigen<br />
Siegermächte sei klar gewesen, dass allen deutsch-polnischen Verträgen<br />
eine Anerkennung der Oder-Neiße-Grenze durch Deutschland vor<strong>aus</strong>gehen<br />
müsse. Dies akzeptierten auch Kohl <strong>und</strong> Genscher, gaben jedoch zu bedenken,<br />
dass die Grenze erst im Namen eines vereinigten Deutschlands allgemeingültig<br />
anerkannt werden könne. Polen habe diesen Einwand, durch<strong>aus</strong><br />
misstrauisch <strong>und</strong> nach Vorversicherungen, akzeptiert – auch in einem Gefühl