Volkswagen Financial Services AG
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16 KAUFEN AUF KREDIT: DIE VOLKSW<strong>AG</strong>EN BANK<br />
Kreditkauf<br />
im Wirtschaftswunder<br />
Gleich zu Beginn des Käfer-Booms konnten Kunden ihren<br />
<strong>Volkswagen</strong> auf Kredit kaufen. Denn am 24. Juni 1949 hatte<br />
Hermann Knott, Syndikus der <strong>Volkswagen</strong>werk GmbH,<br />
die Pläne der Geschäftsführung zur Gründung einer<br />
Finanzierungsgesellschaft für <strong>Volkswagen</strong> dem „Board<br />
of Control“ vorgestellt. Dieses Gremium bündelte die<br />
Interessen der verschiedenen Dienststellen der britischen<br />
Militärregierung, die mit der treuhänderischen Verwaltung<br />
des Wolfsburger Werks befasst waren. In Deutschland,<br />
so führte Knott aus, sei die Schaffung einer Finanzierungsgesellschaft<br />
„für das <strong>Volkswagen</strong>werk unbedingt notwendig<br />
und dringend, wenn es konkurrenzfähig bleiben und seine<br />
Absatzbasis für die Zukunft sich erhalten will“. Denn<br />
Kundenkredite für den Wagenkauf ermöglichten auch<br />
Interessenten, die nicht über ausreichende Barmittel -<br />
verfügten, den Erwerb eines <strong>Volkswagen</strong>. Daneben trat<br />
die Feststellung, dass bereits 1949 eine größere Anzahl<br />
der Kunden auf Finanzierungen durch Banken zurückgegriffen<br />
habe und hier gelte es, dem <strong>Volkswagen</strong>werk<br />
weitere Ertragsmöglichkeiten zu erschließen.<br />
Mit der Zustimmung des Boards konnte am 30. Juni 1949<br />
die „<strong>Volkswagen</strong> Finanzierungsgesellschaft mbH“ (VFG)<br />
durch die notarielle Unterzeichnung des Gründungsprotokolls<br />
als Tochtergesellschaft der <strong>Volkswagen</strong>werk GmbH<br />
ins Leben gerufen werden. Geschäftszweck der VFG war<br />
die „Hergabe von Darlehen für den Erwerb von Kraftfahrzeugen<br />
und sonstigen Erzeugnissen des <strong>Volkswagen</strong>werks<br />
oder ihm nahestehender Unternehmungen“. Neben<br />
absatzpolitischen Überlegungen und der Verlängerung<br />
der Wertschöpfungskette knüpfte die Gründung einer<br />
Finanzierungsgesellschaft an die Geschäftspraxis der<br />
Zwischenkriegszeit an. Bereits in den 1920er Jahren hatten<br />
Automobilhersteller in Deutschland eigene Finanzierungsgesellschaften<br />
betrieben, die Kredite für den Wagenkauf<br />
gewährten.<br />
Auch das Geschäftsmodell der VFG bestand darin, selbst<br />
Geld zu leihen und dieses über das Händlernetz den Kunden<br />
als Darlehen zu einem höheren Zinssatz für den Erwerb von<br />
<strong>Volkswagen</strong> weiter zu leiten. Der Ertrag der Gesellschaft<br />
setzte sich aus der Differenz zwischen den Zinssätzen<br />
zusammen. Pauschale Kreditgebühren kamen hinzu. Die<br />
<strong>Volkswagen</strong>werk GmbH profitierte von diesem Geschäftsmodell,<br />
da die von der VFG kreditfinanzierten Fahrzeuge<br />
den gleichen Ertrag eines barverkauften Neuwagens brachten.<br />
Über einen Gewinnabführungsvertrag war sicher-<br />
gestellt, dass von der VFG erwirtschaftete Gewinne zum<br />
Ergebnis der <strong>Volkswagen</strong>werk GmbH beitrugen.<br />
Erster Geschäftsführer der VFG, die ab Oktober 1949<br />
mit Krediten für Neu- und Gebrauchtwagen das operative<br />
Geschäft aufnahm, wurde Rudolf Ludwig Engel. Der<br />
1903 in Köln geborene Bankkaufmann war beim General-<br />
Motors-Konzern und der Adam Opel <strong>AG</strong> im Teilzahlungsgeschäft<br />
und in der Finanzleitung tätig gewesen. Unter seiner<br />
Leitung bezogen die Beschäftigten der VFG ihre an der Südstraße<br />
des Wolfsburger Werksgeländes gelegenen Büros.