Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Foto: Laif/Redux/Jared Moossy<br />
Blumen ist auch eine Anleitung für <strong>de</strong>n Hörer und lädt<br />
zum Mit- o<strong>de</strong>r Nachmachen ein. Mit floristischer<br />
Expertise kann so in je<strong>de</strong>m Haushalt ein personalisiertes<br />
Trauergesteck entstehen.<br />
Maika Knoblich (Jahrgang 1986) und Hendrik Quast<br />
(Jahrgang 1985) arbeiten seit 2009 zusammen und nehmen<br />
die Grenze zwischen Handwerk, Theater, Arbeit und<br />
Kunst in <strong>de</strong>n Blick. Bei<strong>de</strong> haben u. a. am Gießener Institut<br />
für Angewandte Theaterwissenschaft studiert, ihre<br />
Projekte sind auf zahlreichen internationalen Festivals<br />
zu sehen. „Trauer tragen“ basiert auf <strong>de</strong>r gleichnamigen<br />
Lecture-Performance.<br />
Die Unvermeidlichen<br />
Internationale<br />
Finanzkrisenkonfe-<br />
von Kathrin Röggla<br />
renzen, transnationale<br />
Komposition: Bo Wiget<br />
Migrationskonfe-<br />
Realisation:<br />
renzen, globale<br />
Leopold von Verschuer<br />
Sicherheitskonfe-<br />
Produktion: br 2012/49’<br />
renzen – wenn in<br />
24. November Sa 15:05 wdr 3 vielen Sprachen<br />
gesprochen und das<br />
Gesprochene verstan<strong>de</strong>n wer<strong>de</strong>n und das Verstan<strong>de</strong>ne<br />
zu einem Konsens und <strong>de</strong>r Konsens zu einem Ergebnis<br />
und das alles für alle immer verständlich sein muss,<br />
dann kommt man an ihnen nicht vorbei: Simultanübersetzer.<br />
Sie sind die Unvermeidlichen, die das<br />
politische Einigungsgeschehen möglichst unauffällig<br />
begleiten, ja, erst möglich machen. Ihre hoch konzentrierte,<br />
scheinbar körperlose Sprachübertragung wird<br />
zu einer Brücke in die Zentren <strong>de</strong>r Macht. In ihren<br />
Flurgesprächen spiegelt sich die Welt <strong>de</strong>r Großen im<br />
Kleinen. Wo die Franzosen ganz gut mit <strong>de</strong>n Englän<strong>de</strong>rn,<br />
wo die Russen einzelkämpferisch aber integrativ<br />
und die Chinesen gefährlicherweise noch immer<br />
unterschätzt wer<strong>de</strong>n. Wo die Routine <strong>de</strong>r Dauerkonferieren<strong>de</strong>n<br />
zur Routine <strong>de</strong>r Dauerübersetzen<strong>de</strong>n wird.<br />
Kathrin Röggla, geboren 1971 in Österreich, studierte<br />
Germanistik und Publizistik in Salzburg, später in Berlin,<br />
wo sie auch heute lebt. Sie schreibt Prosa, Theatertexte<br />
und Hörspiele.<br />
Die Vorzüge <strong>de</strong>r Dunkelheit<br />
von Ror Wolf<br />
Bearbeitung, Komposition<br />
und Regie: Thomas Gerwin<br />
Produktion: wdr/rbb 2012/<br />
ca. 53’<br />
1. Dezember Sa 15:05 wdr 3<br />
parallele Ausstrahlung in<br />
5.1 Surround-Sound<br />
„Notieren Sie alles,<br />
sagte ein vorübergehen<strong>de</strong>r<br />
Mann, die<br />
stärksten Genüsse, die<br />
beweglichsten<br />
Empfindungen, die<br />
Gerüche, die Gefühle,<br />
notieren Sie alles,<br />
machen Sie es sich zur<br />
Gewohnheit, alles<br />
aufzuschreiben, was<br />
passiert, auch wenn Sie<br />
<strong>de</strong>r Ansicht sind, dass nichts passiert. – Notieren Sie<br />
beispielsweise dieses Geräusch. Dieses Geräusch hat<br />
etwas Abson<strong>de</strong>rliches. Hören Sie dieses Geräusch?“ –<br />
Wir befin<strong>de</strong>n uns im Kopf <strong>de</strong>s Ich-Erzählers von Ror<br />
Wolfs neuem „Horrorroman.“ Wolfs sprachartistischer<br />
I<strong>de</strong>enkosmos explodiert in <strong>de</strong>r Hörspielinszenierung<br />
von Thomas Gerwin in ein multivektoriales Klang-<br />
Raum-Zeit-Gefüge von zügelloser Weite und zuweilen<br />
beklemmen<strong>de</strong>r Intimität. Alles unterliegt einem<br />
ständigen, manchmal unmerklichen, manchmal abrupten<br />
Wechsel, es entsteht ein Sog, <strong>de</strong>r die Hörer hinein<br />
und immer weiter fort zieht. Dabei dringt aus allem<br />
eine tiefe, aber niemals traurige Melancholie, ein<br />
schwarzer Sprachwitz und eine überbor<strong>de</strong>n<strong>de</strong> Fantasie,<br />
die <strong>de</strong>n Protagonisten bei allem doch irgendwie<br />
sympathisch macht, so dass man ihm Gutes wünschen<br />
und ihn ermutigen möchte, noch ein bisschen weiterzumachen<br />
– <strong>de</strong>nn vielleicht kommt er ja wirklich einmal<br />
irgendwo an.<br />
Ror Wolf, geboren 1932, ist Schriftsteller und bil<strong>de</strong>n<strong>de</strong>r<br />
Künstler. Seine Arbeit ist eine spielerisch-abgründige<br />
Auseinan<strong>de</strong>rsetzung mit <strong>de</strong>r Wirklichkeit, die die Grenzen<br />
traditioneller Erzählmuster souverän überwin<strong>de</strong>t. Seine<br />
Hörspiele und Radiocollagen sind hochgelobte und vielgeliebte<br />
Klassiker <strong>de</strong>s Genres. Im Juni wur<strong>de</strong> er 80 Jahre<br />
alt.<br />
wdr hörspielprogramm 51