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28. Juni 2012 Ausgabe Juli 2012 - Wirtschaftsrat der CDU e.V.

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Sauerland-Gruppe, einer deutschen<br />

Zelle <strong>der</strong> terroristischen Vereinigung<br />

Islamische Jihad-Union, die auch Kontakte<br />

zu Al Kaida unterhielt.<br />

„Richtig ist, im Netz ist nichts<br />

erlaubt, was im richtigen Leben verboten<br />

ist. Das Netz ist auch kein<br />

rechtsfreier Raum, aber es wird zu<br />

einem rechtsverfolgungsfreien<br />

Raum.“<br />

Eine gesetzliche Regelung zur Speicherung<br />

von Telekommunikationsdaten<br />

steht noch aus. Der Bundestag hatte<br />

dem damaligen Innenminister Schily<br />

eine gesetzliche Regelung verweigert.<br />

Schily ging den Weg über die Europä -<br />

ische Union. Diese erließ 2006 eine<br />

Richtlinie. Es oblag <strong>der</strong> schwarz-roten<br />

Bundesregierung, sie in nationales<br />

Recht umzusetzen. 2007 verabschiedete<br />

diese ein Gesetz, gegen das Kritiker,<br />

darunter auch Sabine Leutheusser-<br />

Schnarrenberger, vor dem Bundesverfassungsgericht<br />

klagten. Das Urteil fiel<br />

wenige Monate, nachdem Leutheusser-<br />

Schnarrenberger Justizministerin ge -<br />

worden war. Das Gericht erklärte die<br />

Vorratsdatenspeicherung für prinzi -<br />

piell zulässig, verwarf jedoch das Gesetz<br />

in Teilen als verfassungsrechtlich be -<br />

denklich.<br />

„Eigentlich müsste die Justizminis -<br />

terin an <strong>der</strong> Spitze <strong>der</strong> Rechtstreue<br />

stehen und als erste für die Umsetzung<br />

kämpfen; denn wenn wir von<br />

den Bürgerinnen und Bürgern verlangen,<br />

dass sie geltendes Recht<br />

beachten, dann müssen wir Politiker<br />

mit gutem Beispiel vorangehen.“<br />

Die unterschiedlichen Auffassungen in<br />

<strong>der</strong> Koalition haben sich inzwischen zu<br />

einem ernsthaften Konflikt entwickelt.<br />

Während die Ministerin durch die Vorratsdatenspeicherung<br />

die Bürgerrechte<br />

gefährdet sieht, drängen Innenpolitiker<br />

wie Bosbach darauf, dass Deutschland<br />

seinen europäischen Verpflichtungen<br />

nachkommt. Die von <strong>der</strong> Euro -<br />

päischen Kommission gesetzte Frist ist<br />

verstrichen, es drohen Strafzahlungen<br />

in Millionenhöhe. Bosbach rechnet mit<br />

86.000 Euro täglich.<br />

Gerade zur Aufklärung terroristischer<br />

Netzwerke sei die Beweissicherung<br />

elektronischer Daten von herausragen<strong>der</strong><br />

Bedeutung, so Bosbach: „Hier<br />

geht es nicht um Schwarzfahrer o<strong>der</strong><br />

Hühnerdiebe, son<strong>der</strong>n hier geht es um<br />

schwere Straftaten“.<br />

Kritiker wehren sich dagegen, dass<br />

Daten ohne Anlass gespeichert werden.<br />

Im Falle <strong>der</strong> Zulassung eines Autos sei<br />

genau dies <strong>der</strong> Fall, sagt Bosbach, <strong>der</strong><br />

die Argumentation als „schräg“ empfindet:<br />

„Unter welchem Tatverdacht<br />

stehe ich hier? Wieso muss ich ein<br />

Nummernschild haben? Wieso muss<br />

ich mich als Halter dieses Kraftfahrzeuges<br />

öffentlich offenbaren? Welcher<br />

Tat verdächtigen sie mich? Ich habe keine<br />

Unfallflucht begangen. Ich kann ja<br />

auch keine begehen, weil ich gar kein<br />

Auto habe.“<br />

„Der Schutz <strong>der</strong> persönlichen Daten<br />

spielt aus guten Gründen eine überragende<br />

Rolle. Und schon sind wir<br />

mitten in dieser Wi<strong>der</strong>sprüchlichkeit.<br />

Im Internet – nicht nur bei<br />

Facebook – da wird blankgezogen<br />

als gebe es kein Morgen mehr.“<br />

Doch was für Autofahrer normal ist, gilt<br />

nicht für die Nutzer von Datenautobahnen.<br />

Die IP-Adresse, mit <strong>der</strong> man<br />

den Computer identifizieren kann, <strong>der</strong><br />

mit dem Netz verbunden ist, darf nicht<br />

gespeichert werden. Zudem ist ein<br />

Großteil dieser Adressen dynamisch,<br />

d.h. er wird nur für die Dauer einer In -<br />

ternetverbindung zugewiesen. Im Stra -<br />

ßen verkehr käme das ständig wechselnden<br />

Kennzeichen gleich.<br />

Kein Zweifel, die Vorratsdatenspeicherung<br />

ist ein Eingriff in die Privat -<br />

sphäre. Verzichte <strong>der</strong> Staat darauf, müsse<br />

<strong>der</strong> Bürger jedoch wissen: „Tausende<br />

kommen straflos davon, in jedem Jahr“.<br />

Ebenso müsse klar sein, dass Opfer auf<br />

ihrem Schaden sitzen blieben, Urheber<br />

ihre Rechte nicht durchsetzen könnten.<br />

Kritiker <strong>der</strong> Vorratsdatenspeicherung<br />

müssten den Mut haben, offen zu sa -<br />

gen: „Es gibt einen rechtsfreien Raum“.<br />

CA<br />

11

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