raiffeisen familie plus. - Zentralausschusses beim ...
raiffeisen familie plus. - Zentralausschusses beim ...
raiffeisen familie plus. - Zentralausschusses beim ...
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ERV nach erfolgter Beglaubigung<br />
der Eingabe in ein<br />
Urkundenarchiv einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts einzustellen<br />
und dem Gericht<br />
elektronisch zu übermitteln.<br />
Die Übermittlung als PDF-<br />
Anhang nach § 5 Abs 1 ERV<br />
ist nur dann zulässig, wenn<br />
die Eingabe nicht beglaubigt<br />
zu unterfertigen ist. Seit<br />
1.5.2012 ist infolge der Änderung<br />
der Verordnung über den<br />
elektronischen Rechtsverkehr<br />
(ERV 2006) durch BGBl II Nr.<br />
141/2012 folgender Satz angefügt:<br />
„Dasselbe gilt für Urkunden<br />
gemäß § 7 Abs 2 Genossenschaftsgesetz<br />
(GenG).“<br />
Urkundenarchive einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts<br />
sind das ARCHIVIUM der<br />
Rechtsanwälte, das CYBER-<br />
DOC der Notare sowie das<br />
elektronische Urkundenarchiv<br />
der Justiz, wobei die Einstellung<br />
der Anträge und Urkunden<br />
in das Justizarchiv von<br />
den Beglaubigungsbediensteten<br />
der Bezirksgerichte erfolgt.<br />
Fazit:<br />
Die gesetzliche Verpflichtung,<br />
Eingaben und im Original vorzulegende<br />
Urkunden im Firmenbuchverfahren<br />
im elektronischen<br />
Rechtsverkehr einzubringen,<br />
besteht lediglich für<br />
Kreditgenossenschaften; für<br />
alle anderen Genossenschaften,<br />
wie etwa Lagerhausgenossenschaften,Winzergenossenschaften,Weidegenossenschaften,<br />
Nah- bzw. Fernwärmegenossenschaften<br />
etc. gibt es<br />
gemäß § 8a Abs 1 ERV die<br />
Möglichkeit, aber eben nicht<br />
die Pflicht zur Verwendung<br />
des elektronischen Rechtsverkehrs.<br />
Die gesetzliche Berechtigung<br />
bzw. Verpflichtung (im Fall<br />
einer Kreditgenossenschaft)<br />
trifft den Rechtsträger selbst.<br />
Treten andere Personen als<br />
die Genossenschaft selbst als<br />
Einbringer der Eingabe auf,<br />
hat dieser Umstand die Folge,<br />
dass die Eingabe, wie im Fall<br />
einer fehlenden Unterfertigung<br />
28<br />
auf einer in Papierform, nicht eindeutig dem<br />
Antragsteller zugeordnet werden kann. Dies ist<br />
jedenfalls immer dann der Fall, wenn die Firmenbucheingabe<br />
für die Genossenschaft durch ihren<br />
zuständigen Revisionsverband übermittelt wird.<br />
Der Revisionsverband ist nur zur elektronischen<br />
Übermittlung der Unterlagen nach § 277 bis 281<br />
(Rechnungslegungsunterlagen) berechtigt (§ 9<br />
Abs 1 ERV).<br />
Die Tatsache, dass der durch seinen Anschriftencode<br />
ausgewiesene Absender der Eingabe nicht<br />
dieselbe Person ist wie der in der Eingabe angeführte<br />
Einbringer (§ 7 Abs 4 ERV), ist damit ein<br />
dem Fehlen einer Unterschrift auf einer Eingabe<br />
in Papierform gleichzuhaltender Formmangel<br />
(OLG Wien, 28 R 31/09y vom 25.2.2009). Dieser<br />
Mangel kann allerdings mit der Vorlage einer entsprechenden<br />
Vollmacht behoben werden, wobei<br />
jedoch die Übermittlung eines aus einer eingescannten<br />
Vollmacht generierten PDF in diesem<br />
Fall nicht ausreicht, sondern müsste die Vollmacht<br />
gemäß § 8a Abs 2 ERV in ein elektronisches<br />
Urkundenarchiv gem. § 91c GOG gestellt<br />
und erst dann dem Firmenbuchgericht übermittelt<br />
werden. Auf eine erteilte Vollmacht berufen dürfen<br />
sich auf Grund der einschlägigen gesetzlichen<br />
Bestimmungen nur Rechtsanwälte und Notare.<br />
Eine Vorlage der Vollmacht für jede einzelne Firmenbuchanmeldung<br />
ist mE nicht notwendig, die<br />
einmalige Vorlage einer entsprechenden Generalvollmacht,<br />
wie sie in der Praxis etwa auch bei<br />
großen Publikum-KG’s erfolgt, wird ausreichend<br />
sein. Dann genügt bei einer auf diese Vollmacht<br />
gestützte elektronische Übermittlung einer<br />
Anmeldung ein Hinweis auf die bei Gericht erliegende<br />
Urkunde.<br />
Die Übermittlung des Firmenbuchantrages als<br />
PDF-Anhang wird in den meisten Fällen zulässig<br />
sein, da sich ja die beglaubigten Musterzeichnungen<br />
der Organe der Genossenschaft bereits <strong>beim</strong><br />
Firmenbuchgericht befinden und die Anmeldung<br />
zur Eintragung selbst daher nicht mehr in beglaubigter<br />
Form zu unterfertigen ist. Anmeldungen,<br />
welche eine der im § 11 FBG aufgezählten<br />
Rechts tatsachen zum Inhalt haben, bedürfen<br />
schon auf Grund dieser Bestimmung keiner<br />
beglaubigten Unterfertigung.<br />
Anders verhält es sich jedoch mit den vorzulegenden<br />
Urkunden. Das Gesetz spricht lediglich<br />
von „im Original vorzulegenden Urkunden“, welche<br />
das aber in concreto sind, findet man dann<br />
nirgends. Zumindest aber alle jene Urkunden, die<br />
gemäß § 12 FBG in die Urkundensammlung aufzunehmen<br />
sind, die also Grundlage einer Eintragung<br />
im Firmenbuch bilden bzw. deren Aufnahme<br />
in die Urkundensammlung der Gesetzgeber<br />
ausdrücklich angeordnet hat, sind im Original<br />
vorzulegen. Aber auch jene Urkunden, die zwar<br />
nicht Grundlage einer Firmenbucheintragung,<br />
aber doch Voraussetzung einer solchen Eintragung<br />
sind, werden im Original vorzulegen sein.<br />
Dazu zählen etwa (allgemein)<br />
Bankbestätigungen, steuerlicheUnbedenklichkeitsbescheinigungen,Bewertungsgutachten,<br />
Stellungnahmen<br />
der Interessenverbände bzw.<br />
Revisionsverbände, Bescheide<br />
von Verwaltungsbehörden.<br />
Somit bleiben nicht mehr viele<br />
Urkunden über, die im Firmenbuchverfahren<br />
auch als<br />
Kopie vorgelegt werden dürfen.<br />
Diese Urkunden werden<br />
sich auf bloße Bescheinigungsmittel<br />
reduzieren.<br />
Sind die Urkunden also im<br />
Original vorzulegen, was wie<br />
gesagt auf die meisten Urkunden<br />
zutrifft, hat die Genossenschaft<br />
die gesetzliche Verpflichtung,<br />
diese Urkunden in<br />
ein Archiv einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts einzustellen<br />
und erst dann dem Firmenbuchgericht<br />
den Zugang<br />
dazu zu ermöglichen. Da die<br />
Genossenschaften bzw. deren<br />
Revisionsverbände über ein<br />
derartiges Urkundenarchiv<br />
nicht verfügen, bleibt ihnen<br />
also der Weg zu einem Notar<br />
oder einem Rechtsanwalt oder<br />
einem Bezirksgericht zwecks<br />
Speicherung der dem Firmenbuch<br />
zu übermittelnden<br />
Urkunden nicht erspart. Dies<br />
gilt allerdings neuerdings nicht<br />
mehr für die im § 7 Abs 2<br />
GenG angeführten Urkunden<br />
(siehe § 8a Abs 3 ERV in der<br />
Fassung BGBl II Nr.<br />
141/2012). Durch diese vom<br />
BMJ nicht vorangekündigte,<br />
aus der Sicht der Genossenschaften<br />
aber durchaus sinnvolle<br />
Änderung genügt zum<br />
Nachweis eines Beschlusses<br />
der Generalversammlung –<br />
sofern der Genossenschaftsvertrag<br />
nichts anderes<br />
bestimmt – die Vorlage einer<br />
von der Genossenschaft unter<br />
ihrer firmenmäßigen Zeichnung<br />
als richtig bestätigten<br />
Protokollabschrift, wenn die<br />
Unterschriften der Zeichnenden<br />
bei den Akten des<br />
Gerichtes bereits in beglaubigter<br />
Form erliegen, als PDF-<br />
Anhang.