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raiffeisen familie plus. - Zentralausschusses beim ...

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INFORMATIONSORGAN FÜR DIPLOMECHTSPFLEGERINNEN, LEITENDE JUSTIZBEDIENSTETE UND BEZIRKSANWÄLTINNEN IN ÖSTERREICH<br />

€ 4,50 Ausgabe Juli 2012<br />

Aktuelles aus<br />

der Standes-<br />

und Personal -<br />

vertretung<br />

Vertrauens -<br />

offensive Justiz<br />

VdRÖ aktuell<br />

Kongress 2012<br />

Internationale<br />

Justiz -<br />

konferenz<br />

in Linz<br />

Grundbuch<br />

neu<br />

Foto: Bildarchiv Ferienland Kufstein<br />

Der<br />

österreichische<br />

Recht§pfleger jetzt<br />

Online auf<br />

www.rdb.at<br />

Kongress in<br />

Kufstein 2012


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Der Österreichische Recht§pfleger Kommentar<br />

Werner<br />

Gschwandtner<br />

Chefredakteur<br />

E-Mail:<br />

werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Kommentar<br />

Liebe Leserin,<br />

lieber Leser!<br />

Willkommen bei der neuen Ausgabe des Österreichischen<br />

Recht§pflegers. Auch in diesem Heft finden<br />

Sie wieder die aktuellen Informationen aus Ihrem<br />

Fachbereich sowie News aus der Standes- und Personalvertretungsarbeit.<br />

Neu ist, dass nun auch der<br />

Berufsstand der Bezirksanwälte zum gehobenen Justizdienst<br />

gehört und daher auch in dieser Zeitung einen<br />

Fachbereich bekommen hat. Wir gratulieren unseren<br />

Kolleginnen und Kollegen und heißen Sie herzlich<br />

willkommen.<br />

Organisationsleiter Markus Eder berichtet im allgemeinen<br />

Teil von den Vorbereitungen des diesjährigen<br />

Kongresses der Österreichischen DiplomrechtspflegerInnen,<br />

Leitenden Justizbediensteten und BezirksanwältInnen<br />

vom 3. bis 5. Oktober 2012 in Kufstein.<br />

Neben dem detaillierten Programm finden Sie auch<br />

organisatorische Hinweise und das Anmeldeformular.<br />

Wir laden Sie dazu herzlich ein und freuen uns über<br />

Ihre Teilnahme. Ein weiteres Highlight ist die Internationale<br />

Justizkonferenz der Europäischen Union der<br />

Rechtspfleger (EUR) in Zusammenarbeit mit der GÖD<br />

Justizgewerkschaft vom 12. bis 16. September 2012 in<br />

Linz. Wir erwarten dazu Teilnehmer aus Amerika,<br />

Asien, Afrika und Europa. Besonders interessant wird<br />

dabei die wissenschaftliche Enquete am 13. September<br />

unter der Leitung von Univ.- Prof. Dr. Dr.h.c.mult.<br />

Friedrich Schneider zum Thema „Eine effiziente Justiz<br />

sichert das Europäische Wirtschaftssystem“. Der zentrale<br />

Punkt dieser Tagung wird die Generalversammlung<br />

der EUR am 14. September sein. Die Details finden Sie<br />

im Inneren des Hefts. Mit interessanten Artikeln,<br />

Berichten und aktuellen Rechtsmittelentscheidungen<br />

im Fachteil unserer Zeitung, haben sich die Fachredakteure<br />

bemüht, Ihnen die tägliche Arbeit zu erleichtern.<br />

Für die bevorstehende Urlaubszeit wünsche ich Ihnen<br />

gute Erholung und freue mich auf weiterhin gute<br />

Zusammenarbeit.<br />

Ihr<br />

Werner Gschwandtner<br />

1


Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Inhalt<br />

Kommentar ...................................................................... 1<br />

Impressum ....................................................................... 2<br />

Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />

Vertrauensoffensive Justiz ............................................... 5<br />

Aktuelles aus dem VdRÖ ................................................ 6<br />

Einladung zum Kongress in Kufstein 2012 .................... 8<br />

Einladung zur EUR-Justizkonferenz in Linz ................. 12<br />

Außerstreit ...................................................................... 16<br />

Firmenbuch .................................................................... 27<br />

– Die Genossenschaft und der<br />

elektronische Rechtsverkehr .................................... 27<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 29<br />

Impressum:<br />

DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />

Herausgeber und Medieninhaber:<br />

Sozialwerk für Justizbedienstete<br />

Verein zur Förderung der Justizbediensteten<br />

Hersteller: A3 Druck und Werbeservice GmbH, Linz<br />

Chefredakteur:<br />

Werner GSCHWANDTNER<br />

4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />

E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />

Fachredakteure:<br />

Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />

Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />

Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />

Zivilprozess-, Exekutionsund<br />

Insolvenzsachen: Martin METZ<br />

Justizverwaltung: Walter ZAUNMÜLLER<br />

Strafsachen Jürgen PÖKL<br />

2<br />

Grundbuch ..................................................................... 31<br />

Exekutionen/Insolvenzen ............................................. 34<br />

– Schnittstelle Treuhänder und Gericht im<br />

Abschöpfungsverfahren ............................................ 34<br />

– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 39<br />

Justizverwaltung ............................................................. 51<br />

– Das Mitarbeitergespräch ........................................... 51<br />

Strafsachen ..................................................................... 54<br />

– BezirksanwältInnen im gehobenen Dienst ............. 54<br />

Abo-Bestellung .............................................................. 55<br />

Justizbildungszentrum Schwechat ................................ 56<br />

Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />

Diplomrechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />

Organisationen und Firmen.<br />

Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />

(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />

u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />

pfleger.<br />

Zitierweise: „ÖRPfl“<br />

Kontaktadresse:<br />

1011 Wien, Hansenstraße 4 und 6<br />

Tel.: 01/52 152-3430<br />

Fax: 01/52 152-3401<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Bankverbindung:<br />

Raiffeisenbank Wels<br />

BLZ 34680, Kto.Nr. 641019


Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />

Gerhard<br />

Scheucher<br />

Vorsitzender des Zentral aus -<br />

schusses <strong>beim</strong> Bundes minis -<br />

terium für Justiz<br />

E-Mail:<br />

gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />

Liebe Kolleginnen<br />

und Kollegen!<br />

Als Vorsitzender des <strong>Zentralausschusses</strong> <strong>beim</strong> Bundesministerium<br />

für Justiz freut es mich, wieder im „Österreichischen<br />

Rechtspfleger“ über Themen, die die Diplomrechtspfleger/innen,<br />

Bezirksanwälte/-innen bzw. die Bediensteten des<br />

gehobenen Dienstes betreffen, zu informieren.<br />

BEZIRKSANWÄLTE –<br />

Ziellinie fast erreicht<br />

Nach jahrelangen Bemühungen ist das Ziel für<br />

die österreichischen Bezirksanwältinnen und<br />

Bezirksanwälte zum Greifen nahe. Fast 100<br />

Bezirksanwälte/-innen haben die Voraussetzungen<br />

(Zusatzausbildung mit Prüfung, Seminar<br />

„Selbstmanagement und Soziale Kompetenz“)<br />

absolviert, um mit Juli 2012 in die Verwendungsgruppe<br />

v2 bzw. A2 (gehobener Dienst) überstellt<br />

zu werden. Die restlichen knapp 50 Bezirksan-<br />

Folgende in Niederösterreich gelegenen Bezirksgerichte werden zusammengelegt:<br />

Aufnehmende<br />

Bezirksgerichte<br />

Zeitpunkt<br />

1. Ebreichsdorf Baden 1. 1. 2013<br />

2. Gloggnitz Neunkirchen 1. 1. 2014<br />

3. Haag Amstetten 1. 1. 2014<br />

4. Laa an der Thaya Mistelbach 1. 1. 2013<br />

5. Stockerau Korneuburg 1. 1. 2013<br />

6. Waidhofen/Ybbs Amstetten 1. 1. 2014<br />

7. Ybbs Melk 1. 1. 2014<br />

8. Zistersdorf Gänserndorf 1. 1. 2013<br />

9. Purkersdorf Hietzing (Wien) 1. 7. 2014<br />

Folgende in Oberösterreich gelegenen Bezirksgerichte werden zusammengelegt:<br />

Aufnehmende<br />

Bezirksgerichte<br />

Zeitpunkt<br />

1. Enns Steyr 1. 1. 2014<br />

2. Frankenmarkt Vöcklabruck 1. 7. 2013<br />

3. Lambach Wels 1. 1. 2013<br />

4. Leonfelden teils Freistadt, teils Rohrbach 1. 1. 2013<br />

5. Mauthausen Perg 1. 1. 2014<br />

6. Mondsee Vöcklabruck 1. 7. 2013<br />

7. Pregarten teils Freistadt, teils Perg 1. 1. 2014<br />

8. Weyer Steyr 1. 1. 2014<br />

9. Windischgarsten Kirchdorf an der Krems 1. 1. 2013<br />

10. Peuerbach teils Grieskirchen, teils Eferding 1. 1. 2014<br />

wälte/-innen werden bis Ende<br />

Juni 2012 alle Voraussetzungen<br />

für eine Überstellung in<br />

A2 oder v2 vorweisen können.<br />

Obwohl der Ausgang der Verhandlungen<br />

über die Mehrleistungszulagen<br />

zwischen der<br />

Gewerkschaft öffentlicher<br />

Dienst und dem Bundeskanzleramt<br />

noch ungewiss ist, ist<br />

der Aufwertung mit voraussichtlich<br />

1. 7. 2012 ein jahrelanges<br />

Bemühen der Personalvertretung,<br />

der Gewerkschaft<br />

öffentl. Dienst sowie der Vereinigung<br />

österreichischer<br />

Bezirksanwälte/-innen vorangegangen.<br />

Gemeinsam können wir auf<br />

das Erreichte stolz sein. Bringt<br />

diese Aufwertung doch mit<br />

sich, dass der Beruf der<br />

Bezirksanwältin/des Bezirksanwaltes<br />

in Zukunft sicherlich<br />

noch eine bedeutende Rolle in<br />

der österreichischen Strafgerichtsbarkeit<br />

spielen wird.<br />

Planstellen<br />

Keine Einsparung im Justizbereich<br />

gibt es 2012 für die Kolleginnen<br />

und Kollegen des<br />

gehobenen Dienstes. Das<br />

Bemühen Aller muss die<br />

Nachbesetzung der offenen<br />

v2-Planstellen mit Rechtspflegeranwärter/-innen<br />

sein, um<br />

eine ordnungsgemäße Erledigung<br />

des steigenden Arbeitsanfalles<br />

bewerkstelligen zu<br />

können.<br />

3


Editorial Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Gerichtsorganisation<br />

„Mein Name ist Hase, ich weiß<br />

von Nichts“ – mit diesen Worten<br />

ließe sich die Situation bis<br />

zum 24. Mai 2012 beschreiben.<br />

An diesem Tag wurden von<br />

der Frau Bundesministerin Dr.<br />

Beatrix Karl die neuen<br />

Gerichtsstrukturen in Niederösterreich<br />

und Oberösterreich,<br />

unter Beisein der Landeshauptmänner<br />

Dr. Erwin Pröll und<br />

Dr. Josef Pühringer bekannt<br />

gegeben.<br />

In den anderen Bundesländern<br />

sind die Gespräche über<br />

etwaige Gerichtszusammenlegungen<br />

noch im Gange. Der<br />

Vorschlag des Landeshauptmannes<br />

von Vorarlberg, Mag.<br />

Markus Wallner, statt Bezirksgerichte<br />

zusammenzulegen die<br />

Oberlandesgerichte aufzulösen,<br />

kann nicht ganz ernst<br />

genommen werden. Diese<br />

Maßnahme würde in der Justizverwaltung<br />

einen beträchtlichen<br />

Mehraufwand von Ressourcen<br />

(statt dzt. 4 Vergrößerung<br />

auf 9 Verwaltungseinheiten)<br />

bedeuten.<br />

Eine Änderung der Gerichtsorganisation<br />

ist eine politische<br />

4<br />

Entscheidung, da die Länder den Plänen der Frau<br />

Bundesministerin zustimmen müssen. Wir hoffen<br />

jedoch, dass wir so rasch wie möglich über die<br />

Ergebnisse der weiteren Verhandlungen informiert<br />

werden, um die betroffenen Kolleginnen und Kollegen<br />

davon in Kenntnis setzen zu können.<br />

Der Zentralausschuss <strong>beim</strong> Bundesministerium für<br />

Justiz hat im Bundesministerium für Justiz ein<br />

Sozialpaket beantragt. Für die betroffenen Kollegen/-innen<br />

in Niederösterreich und Oberösterreich<br />

werden vom Zentralausschuss umgehend<br />

Gespräche mit dem Bundesministerium für Justiz<br />

aufgenommen werden, um der von einer<br />

Gerichtsschließung betroffenen Kollegenschaft die<br />

dienst- und besoldungsmäßige Absicherung ihrer<br />

Ansprüche zu ermöglichen.<br />

Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />

Die österreichische Justiz leistet „mehr“. Glaubt<br />

man den Medien, so bekommt man den Eindruck,<br />

dass die österreichische Justiz nur durch<br />

die Strafgerichtsbarkeit präsent ist. Oft wird vergessen,<br />

dass der Geschäftsanfall im Jahr 2011<br />

mehr als 3,5 Mill. Geschäftsfälle betragen hat.<br />

Mehrere Millionen Akten, die zur Zivilgerichtsbarkeit<br />

gehören, werden zum großen Teil von engagierten<br />

und leistungsfähigen Diplomrechtspflegerinnen<br />

und Diplomrechtspflegern selbständig erledigt.<br />

Diese herausragenden Leistungen katapultieren<br />

die österreichische Justiz punkto rasche Erledigung,<br />

Bürgerservice und Zugang zum Recht in<br />

die Top 3 der europäischen Rechtspflege.<br />

Der gehobene Dienst trägt das Seine dazu bei,<br />

Rahmenbedingungen für ein<br />

klagloses Funktionieren der<br />

Gerichtsbarkeit zu schaffen –<br />

darauf können und sollen wir<br />

gemeinsam stolz sein.<br />

Rechtspflegerkongress<br />

Kufstein 2012<br />

Im Herbst 2012 wird im schönen<br />

Tirol, genauer gesagt in<br />

Kufstein, der diesjährige Kongress<br />

der österreichischen<br />

Diplomrechtspfleger/-innen,<br />

Bezirksanwälte/-innen und leitenden<br />

Justizbediensteten<br />

abgehalten.<br />

Ein besonderer Dank gebührt<br />

dem Verantwortlichen der<br />

Organisation, Koll. Markus<br />

Eder, mit seinem Team.<br />

Wir können uns alle auf eine<br />

tolle Fortbildungsveranstaltung<br />

freuen und laden zur Teilnahme<br />

ein.<br />

Für Anfragen und Anregungen<br />

bin ich gerne unter<br />

0676/8989 16000 für Sie<br />

erreichbar.<br />

Gerhard Scheucher


Foto: JUNGWIRTH<br />

Der Österreichische Recht§pfleger Vertrauensoffensive Justiz<br />

Für mehr Vertrauen<br />

Nach sinkenden Popularitätswerten soll die<br />

Vertrauensoffensive den Glauben der Bürger<br />

in die Justiz wieder stärken.<br />

Korruptionsskandale und spektakuläre Großverfahren<br />

dominieren das Bild der Öffentlichkeit<br />

von der Justiz. Eine vom Justizministerium in<br />

Auftrag gegebene Studie zeigt, dass das Vertrauen<br />

in die Rechtssprechung bei rund einem Viertel<br />

der Bevölkerung gesunken ist.<br />

So sprachen zwar 65 Prozent der Befragten der<br />

Rechtssprechung ihr Vertrauen aus, gleichzeitig<br />

gab aber ein Drittel der Studienteilnehmer an,<br />

der Justiz nur wenig bis gar nicht zu vertrauen.<br />

Zu Unrecht, denn wie Studien des Europarates<br />

belegen, gehört Österreichs Justiz zu den europäischen<br />

Spitzenreitern im Bereich Verfahrensdauer<br />

und Kosteneffizienz. Um das falsche Bild<br />

der Bevölkerung wieder ins rechte Licht zu<br />

rücken, startete das Justizministerium eine Vertrauensoffensive.<br />

„Als Justizministerin sehe ich<br />

dem Vertrauensverlust nicht untätig zu. Die<br />

österreichische Justiz zählt zu den effizientesten<br />

in Europa – und genau das muss vermittelt<br />

werden,“ so Beatrix Karl zum Rechtspfleger.<br />

Als Hauptursache für den Vertrauensverlust der<br />

Bürger nennt die Studie die mangelnden Kenntnisse<br />

über die Justiz. Demnach geben nur 42<br />

Prozent der Befragten an, gut bis sehr gut über<br />

die Justiz informiert zu sein. Aber auch der Eindruck<br />

Politiker würden in Verfahren bevorzugt<br />

behandelt werden und Gerichtsverfahren würden<br />

zu lange dauern, waren Kritikpunkte der<br />

Studienteilnehmer.<br />

Unter der Leitung der Justizministerin erarbeiten<br />

derzeit Expertenteams gezielte vertrauensfördernde<br />

Maßnahmen um diese Kritikpunkte<br />

baldmöglichst auszuräumen. „Bürgerorientierung,<br />

Effizienz und Kommunikation – das sind<br />

drei der wichtigsten Bereiche, in denen wir<br />

jetzt ansetzen werden, um das Vertrauen der<br />

Österreicher zurückzugewinnen,“ erklärt Beatrix<br />

Karl.<br />

Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix Karl<br />

Bundesministerin für Justiz<br />

Eine erfolgreiche Umsetzung<br />

der Vertrauensoffensive<br />

könne aber nur durch einen<br />

„Schulterschluss in der Justiz“<br />

gelingen, so die Bundesministerin.<br />

„Mir ist es wichtig, dass<br />

dabei die gesamte Justiz an<br />

einem Strang zieht. Nur<br />

gemeinsam können wir das<br />

Vertrauen in die Justiz stärken,“<br />

betont Karl gegenüber<br />

dem Rechtspfleger.<br />

Daher geht es nun darum, so<br />

bald als möglich Reformvorschläge<br />

umzusetzen. „Gerne<br />

werde ich unsere Maßnahmen<br />

dann wieder im Rechtspfleger<br />

präsentieren“, so die<br />

Justizministerin abschließend.<br />

5


Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Gerhard<br />

Mayrhofer<br />

Präsident der Vereinigung der<br />

Rechtspfleger Österreichs<br />

E-Mail:<br />

gerhard.mayrhofer@justiz.gv.at<br />

6<br />

VdRÖ aktuell<br />

Liebe Diplomrechtspflegerinnen<br />

und Diplomrechtspfleger,<br />

ich darf mich hier auf dieser Seite der aktuellen Ausgabe<br />

des „Österreichischen Rechtspflegers“ als neuer<br />

Präsident der Rechtspflegervereinigung vorstellen.<br />

Nach Eintritt in den Justizdienst am 8. 2. 1999 erhielt<br />

ich im April 2004 das lang ersehnte Rechtspflegerdiplom.<br />

Im selben Jahr trat ich der wiedererwachten<br />

Rechtspflegervereinigung bei. Meine Beweggründe<br />

dafür waren recht einfach: „mal sehen was das ist“.<br />

Dass mir dann bei nächster Gelegenheit ein Vorstandsposten<br />

als Leiter der Fachredaktion angeboten<br />

werden würde und dadurch eine Menge an Arbeit<br />

und eine große Verantwortung übertragen werden<br />

würde, war damals nicht abzusehen. Wieviele Mitglieder<br />

die Rechtspflegervereinigung damals umfasste<br />

kann ich heute nicht mehr sagen. Es war damals<br />

mehr ein „Familienbetrieb“ der stetig anwuchs. Mittlerweile<br />

hat die Rechtspflegervereinigung eine Mitgliederanzahl<br />

von fast 500 Diplomrechtspflegerinnen<br />

und -rechtspflegern aller Sparten. Auf dem Gebiet<br />

der Entscheidungssammlung liegt eine der Stärken<br />

der VdRÖ, da wir den Mitgliedern eine mehr als<br />

3.600 Entscheidungen umfassende Datenbank anbieten.<br />

Weiters erarbeiten und planen wir für die Oberlandesgerichte<br />

Fachseminare für zB Firmenbuch. Je<br />

nachdem, welche Wünsche und Anregungen von<br />

den Mitgliedern an uns herangetragen werden.<br />

Erlauben Sie mir eine Frage: Wann haben Sie das<br />

mittlerweile breite(re) Schulungsangebot der Oberlandesgerichte<br />

und des Bundesministeriums für Justiz<br />

in Anspruch genommen?<br />

Als ich im Jahr 2004 der Rechtspflegervereinigung<br />

beigetreten bin, waren Fort- und Weiterbildungsseminare<br />

den Richtern, Staatsanwälten und deren Anwärtern<br />

vorbehalten. Zumindest hatte man das Gefühl.<br />

Das einzige Highlight an Schulungsterminen waren<br />

die zweijährig stattfindenden Rechtspflegerkongresse<br />

in Mayrhofen, Schladming, Linz, Wien,...<br />

Am 23. 2. 2007 war ich als Vorstandsmitglied <strong>beim</strong><br />

Gespräch mit der damaligen Bundesministerin für<br />

Justiz, Maria Berger, dabei. Ihrerseits wurde zugesichert,<br />

dass es zu einer Erweiterung des Schulungsan-<br />

Gerhard Mayrhofer<br />

gebotes kommen werde. Dass<br />

den Worten auch Taten folgten,<br />

kann heute jeder sehen. Die Intranet-Seite<br />

ist zeitweise voll mit<br />

Schulungsangeboten. Von Zeitmanagement-Seminaren<br />

über<br />

Seminare zur Ausbildung von<br />

Diplomrechtspflegeranwärtern<br />

über Stressbewältigung, auch<br />

Seminare für Führungskräfte<br />

und Vortragende sind im Angebot.<br />

Allerdings, und das stimmt mich<br />

etwas nachdenklich, geht die<br />

Tendenz wieder zurück zu<br />

„wozu brauch ich das?“. Das<br />

Seminar „Deeskalation –<br />

Umgang mit bedrohlichen Situationen“<br />

wurde aus Anlass eines<br />

tragischen Todesfalles ins Leben<br />

gerufen. Man müsste eigentlich<br />

erwarten, dass das Seminar aufgrund<br />

Überfüllung drei- oder<br />

viermal angeboten werden<br />

muss. Tatsächlich aber war es<br />

genau andersrum… mangels<br />

Anmeldungen wurde das Seminar<br />

im letzten Moment nun<br />

auch für Kanzleikräfte geöffnet,<br />

um nicht eine Absage erteilen<br />

zu müssen.<br />

Vielleicht ist der Markt an persönlichkeitsbildenden<br />

Seminaren<br />

bereits übersättigt, vielleicht geht<br />

die Tendenz mehr in Richtung<br />

Fachseminaren. Derartige Seminare<br />

werden aber nicht flächendeckend<br />

angeboten. Es gibt auf<br />

Initiative des oberösterreichischen<br />

Kollegen Martin Metz<br />

alle zwei Jahre Schulungen in<br />

Exekutions- und Insolvenzsachen<br />

für den Sprengel Linz


Der Österreichische Recht§pfleger Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs<br />

sowie Innsbruck. Für den Firmenbuchbereich<br />

des Sprengels<br />

OLG Wien veranstaltet Walter<br />

Szöky in Kooperation mit dem<br />

OLG Wien sowie dem Notariatskandidatenverein<br />

Wien-NÖ-<br />

Bgld. im Zweijahresrythmus ein<br />

zweitätiges Fachseminar.<br />

Es bleibt daher derzeit, solange<br />

keine Nachfrage an Fachseminaren<br />

vorliegt, nur der alle zwei<br />

Jahre stattfindende Rechtspflegerkongress.<br />

Um zumindest<br />

diese Fortbildungsveranstaltung<br />

aufrecht erhalten zu können,<br />

ersuche ich Sie um Anmeldung<br />

zum Kongress in Tirol. Der Austausch<br />

unter Gleichgesinnten<br />

kann keine Internetplattform<br />

und kein Email ersetzen.<br />

Falls Sie Vorschläge für Fachschulungen<br />

haben und einen<br />

Bedarf in Ihrer Region sehen,<br />

dann übermitteln Sie uns bitte<br />

die Anregungen. Wir werden<br />

diese dann als fachliche Interessenvertretung<br />

der österreichischen<br />

Diplomrechtspfleger<br />

gesammelt weiterleiten.<br />

Ich wünsche Ihnen allen einen<br />

sonnigen und erholsamen Sommer<br />

und in den derzeit turbulenten<br />

Phasen der hybriden<br />

Rückscheine und neuen Grundbücher<br />

viel Durchhaltekraft!<br />

Rechtspfleger<br />

für Europa<br />

Im Auftrag des Präsidenten der Europäischen<br />

Union der Rechtspfleger (E.U.R.), Thomas Kappl<br />

aus Deutschland, durfte ich das „Grünbuch für<br />

einen Europäischen Rechtspfleger“ (siehe<br />

www.eu-rechtspfleger.eu) an die österreichische<br />

Europaabgeordnete Mag. a Evelyn Regner – mit<br />

der Bitte um Unterstützung – überreichen. Diese<br />

Übergabe fand anlässlich der Studienreise der<br />

Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs nach<br />

Brüssel im September 2011 statt.<br />

Mag. a Evelyn Regner, Mitglied der Sozialdemokratischen<br />

Partei Europas sowie Vize-Vorsitzende des<br />

Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments,<br />

hat es ermöglicht, dass die VdRÖ im Europäischen<br />

Parlament in Brüssel an einer Sitzung des<br />

Rechtsausschusses teilnehmen durfte.<br />

Im Februar 2012 organisierte ich über Wunsch<br />

von Thomas Kappl ein Treffen mit Mag. a Regner.<br />

Am Gespräch im Justizzentrum Wien-Mitte nahmen<br />

auch der Präsident des Handelsgerichtes<br />

Wien, Mag. Peter Hadler, der Vorsitzende des<br />

<strong>Zentralausschusses</strong> im BMfJustiz und EUR-Vizepräsident<br />

Gerhard Scheucher, der damalige Präsident<br />

der VdRÖ Michael Lackenberger, die<br />

VdRÖ-Schriftführerin Monika Hofbauer sowie<br />

Anne Kappl als Schriftführerin für die E.U.R. teil.<br />

Thomas Kappl erneuerte hier die Bitte an Mag. a<br />

Regner um Unterstützung für die Installierung<br />

eines Europäischen Rechtspflegers und diese<br />

sagte – natürlich das „Erfolgsmodell-Rechtspfleger“<br />

in Österreich und Deutschland ganz genau<br />

kennend – gerne zu.<br />

Den Worten folgten nun Taten. Mag. a Regner<br />

sowie der aus Deutschland stammende Vorsitzende<br />

des Rechtsausschusses Klaus-Heiner Lehne,<br />

Europaabgeordneter und Mitglied der Europäischen<br />

Volkspartei (Christdemokraten), stellten im<br />

April 2012 eine schriftliche Anfrage an die Europäische<br />

Kommission zum Thema bzw. zum<br />

Berufsbild „Rechtspfleger“ worin u.a. folgende<br />

Fragen gestellt wurden:<br />

Ist es geplant die bereits bestehenden Berufe<br />

der Rechtspfleger (z.B. Greffiers, referendarz<br />

Walter Szöky<br />

sa˛dowy, cancelliere, secretario<br />

judicial usw.) zu harmonisieren<br />

und ein einheitliches<br />

Berufsbild sowie einheitliche<br />

Zulassungs- und<br />

Ausbildungsvorschriften zu<br />

schaffen?<br />

Welche Aufgaben würden<br />

diesem Berufsbild zugeordnet<br />

werden?<br />

Wie sehen die legislativen<br />

Schritte bzw. der Zeitplan<br />

aus?<br />

Sofern diese Schritte nicht<br />

geplant sind möge man die<br />

Entscheidungsgründe<br />

bekannt geben?<br />

So wie das „Erfolgsmodell<br />

Österreichischer Rechtspfleger“,<br />

der in der Zwischenkriegszeit<br />

vor dem Hintergrund<br />

der Überlastung der<br />

Richter installiert wurde (siehe<br />

Buric in Szöky, WEKA-Verlag,<br />

Kommentar zum RechtspflegerG,<br />

S 251 ff) wäre es auch<br />

empfehlenswert, wenn in<br />

Europa ein „unabhängig entscheidender<br />

Europäischer<br />

Rechtspfleger“ geschaffen werden<br />

sollte.<br />

Dies vor allem vor dem Hintergrund<br />

der leider noch<br />

andauernden Finanz- und<br />

Wirtschaftskrise in Europa, die<br />

eine Vermehrung der gerichtlichen<br />

Verfahren mit sich bringt<br />

und deshalb eine Entlastung<br />

der Richter und somit wesentlicheVerfahrensbeschleunigung<br />

darstellen würde.<br />

Walter Szöky<br />

Vizepräsident der VdRÖ<br />

7


Kongress 2012 Der Österreichische Recht§pfleger<br />

8<br />

Einladung zum Kongress<br />

der Österreichischen Diplomrechtspfleger/-innen, Leitenden<br />

Justizbediensteten und Bezirksanwälte/-innen<br />

in Kufstein 2012 Markus Eder<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Als Organisationsleiter darf ich Sie recht herzlich<br />

zum diesjährigen Kongress der österreichischen<br />

Diplomrechtspfleger/-innen, Leitenden Justizbediensteten<br />

und Bezirksanwälte/-innen nach Kufstein<br />

einladen.<br />

Mein Team und ich haben uns bemüht, Ihnen ein<br />

inhaltsreiches und interessantes Programm anzubieten.<br />

Ein herzliches Danke gebührt den Arbeitskreisleiterinnen<br />

und Arbeitskreisleitern, die mit<br />

den Vortragenden dafür Sorge tragen werden,<br />

dass Sie über Neuerungen in allen Bereichen der<br />

Rechtsprechung informiert werden.<br />

Dieser Kongress dient nicht nur der Information<br />

aus erster Hand, sondern dokumentiert auch die<br />

Wichtigkeit des Berufsstandes in der Öffentlichkeit<br />

für den österreichischen Staatsbürger.<br />

Für das Rahmenprogramm ist dank der Unterstützung<br />

der Frau Bundesministerin Dr. Beatrix Karl<br />

am 3. 10. 2012 ein Empfang vorgesehen.<br />

Am 4. 10. 2012 lädt der Bürgermeister der Stadtgemeinde<br />

Kufstein, Mag. Martin Krumschnabel, zu<br />

einem Abendempfang auf die Festung Kufstein.<br />

Im Anschluss darf ich das Programm des Kongresses<br />

sowie das Anmeldeformular zur Kenntnis bringen.<br />

Zimmerreservierungen können<br />

ausschließlich über das Tourismusbüro<br />

Kufstein mittels<br />

angeschlossenem Formular<br />

vorgenommen werden. Für<br />

die Kongressteilnehmer/-innen<br />

wurden ausreichend Zimmer<br />

in Kufstein vorreserviert.<br />

Mit Erlass des BMJ wurden für<br />

die Teilnehmer/-innen am<br />

Kongress folgende Reisekostenzuschüsse<br />

festgesetzt:<br />

Teilnehmer/-innen aus den<br />

Bundesländern:<br />

Wien, Niederösterreich und<br />

Burgenland € 110,–<br />

Oberösterreich, Salzburg, Steiermark,<br />

Kärnten und Vorarlberg<br />

€ 80,–<br />

Tirol (ausgenommen BG Kufstein)<br />

€ 50,–<br />

Der Zuschuss wird nach Ende<br />

der Veranstaltung im Tagungsbüro<br />

ausbezahlt.<br />

Foto: Ferienland Kufstein


Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2012<br />

P r o g r a m m<br />

Mittwoch, 3. Oktober 2012<br />

bis 13.30 Uhr Eintreffen der Teilnehmer<br />

14.00 Uhr Eröffnungsfestakt<br />

Donnerstag, 4. Oktober 2012:<br />

9.00 Uhr Fachtagungen<br />

1. Außerstreit<br />

2. Firmenbuch<br />

3. Grundbuch<br />

4. Justizmanagement<br />

5. Zivilprozess, Exekution und Insolvenz<br />

6. Strafsachen<br />

Freitag, 5. Oktober 2012:<br />

8.30 Uhr MANZ – Online mit RDB –<br />

Effizientes Auffinden von Entscheidungen<br />

und Rechtsliteratur<br />

Mag. Arnold Burböck<br />

Mag. Daniel Kanatschnig<br />

10.00 Uhr Integrität – Gefahren in der Praxis<br />

ADir Gerhard Levy, Geschäftsleitung<br />

Finanzamt Baden Mödling<br />

12.30 Uhr Kongressende<br />

Fachtagungen<br />

Arbeitskreis Außerstreit<br />

Ort: Hotel Andreas Hofer – Stadl, Georg-Pirmoser-Straße 8.<br />

Arbeitskreisleiterin: ADirin Brünnhilt Alpers, BG Kufstein;<br />

Stellvertreterin: ADirin Mag. Gertraud Mair, BG<br />

Schwaz.<br />

9.00 bis 11.30 Uhr: EuUVO – Die europäische Unterhaltsverordnung<br />

(Neues zur Unterhaltsdurchsetzung im<br />

Ausland; die neue Europäische Unterhaltsverordnung;<br />

Gemeinschaftsrechtliche Zuständigkeits-, Kooperationsund<br />

Anerkennungsmechanismen; Verordnung des Rates<br />

vom 18. 12. 2008 im Amtsblatt der Europäischen Union<br />

[10.1.2009] samt Anhängen; Formulare und praktische<br />

Anwendung). – LStA Dr. Robert FUCIK, Bundesministerium<br />

für Justiz, ADir RegRat Horst WEISS, Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

11.45 bis 13.00 Uhr: Verwahrungs- und Einziehungsgesetz<br />

VerwEinzG – BGBl I/11/2010 (Neuerungen und<br />

Vereinfachungen ab dem 1.5.2011; Vorstellung der gesetzlichen<br />

Änderungen; Erfahrungen aus der Praxis mit Mustern<br />

und Hinweisen zur Ediktsdatei – Einziehung bzw.<br />

Zustellung). – SChef Hon.-Prof. Dr. Georg KATHREIN,<br />

Bundesministerium für Justiz, ADir Peter PELZELMAYER,<br />

BG Mistelbach.<br />

14.15 bis 16.00 Uhr: Der gesetzliche Unterhaltsrechtsanspruch<br />

von Kindern gegen die Eltern (Grundzüge<br />

des gesetzlichen Anspruchs; allgemeine Grundsätze;<br />

Bemessungsgrundlage; Unterhaltshöhe – Belastungsgrenzen<br />

– Selbsterhaltungsfähigkeit; Verfahrensrecht; Untersu-<br />

chungsgrundsatz, Beweislast, rechtliches Gehör; neueste<br />

Entscheidungen; aktuelle Fragen an Hand von tatsächlichen<br />

Sachverhalten). – Hofrat des OGH Dr. Edwin<br />

GITSCHTHALER.<br />

Arbeitskreis Firmenbuch<br />

Ort: Arena Kufstein – Buffet, Fischergries 30.<br />

Arbeitskreisleiterin: ADirin Anita Wilding, LG Innsbruck;<br />

Stellvertreterin: ADirin Alexandra Illmer, LG Innsbruck.<br />

9.00 bis 10.30 Uhr: Die Neuregelung der Bestimmungen<br />

über die GesBR (Möglichkeit zur Diskussion). – Ass-<br />

Prof.DDr. Thomas Ratka; LL.M., Universität Wien, Univ.-<br />

Ass. Mag. Dr. Julia Told, Universität Wien.<br />

10.45 bis 12.15 Uhr: Rechtsfragen rund um die unternehmerische<br />

Tätigkeit von Personengesellschaften<br />

(Möglichkeit zur Diskussion). – Dr. Klaus Jennewein,<br />

Richter d. LG Innsbruck.<br />

14.00 bis 14.30 Uhr: Aktuelles zum ADV-Firmenbuch.<br />

– Gerhard Grames, BRZ bzw. Bundesministerium für Justiz,<br />

Abt. Pr 5.<br />

14.40 bis 15.40 Uhr: Urkundenzuordnung (Möglichkeit<br />

zur Diskussion). – ADir Wilhelm Birnbauer, LG Wr. Neustadt.<br />

15.50 bis 16.30 Uhr: Firmenbuchrechtlich bedeutsame<br />

Judikatur aus den Jahren 2010 bis 2012 (Möglichkeit<br />

zur Diskussion). – ADir RegRat Rainer Jäger, LG Wels.<br />

Arbeitskreis Grundbuchs- und<br />

Schiffsregistersachen<br />

Ort: Arena Kufstein, Fischergries 30.<br />

Arbeitskreisleiter: ADir Sebastian Fuchs, BG Kitzbühel;<br />

Stellvertreter: ADir Ludwig Swoboda, BG Innsbruck.<br />

09.00 -10.30 Uhr: Namensrecht, Titelrecht im Grundbuch<br />

„neu“. – Oliver Graf, Amt der Tiroler Landesregierung.<br />

10.45 – 12.30 Uhr: Grundbuch „neu“: Wie geht es<br />

weiter? – LStA Dr. Martin Schneider und Team, Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

14.00 – 16.00 Uhr: Ausgewählte Fragen aus dem<br />

Grundbuchsrecht. – Univ.-Prof. Hofrat des OGH Dr.<br />

Georg Kodek, LL.M.<br />

Arbeitskreis Justizmanagement<br />

Ort: Landesmusikschule, Krankenhausgasse 16.<br />

Arbeitskreisleiter: ADir RegRat Johann Mantl-Mussack,<br />

OLG Innsbruck; Stellvertreter: ADir Georg Kuen, OLG<br />

Innsbruck.<br />

09.00 – 10.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus den Bereichen<br />

Dienstrecht, Controlling, Planstellenbewirtschaftung.<br />

– LStA Dr. Anton PAUKNER, Bundesministerium für Justiz.<br />

10.30 – 12.00Uhr: Der elektronische Personalakt. –<br />

ADir RegRat Gerhard BELIK, Bundesministerium für Justiz.<br />

13.00 – 14.30 Uhr: Aktuelles aus dem Bereich Personalverwaltung.<br />

– LStA Mag. Oliver Kleiß, Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

14.30 – 16.00 Uhr: Die funktionelle Personalverwaltung<br />

aus der Sicht der Personalvertretung. –ADir<br />

RegRat Gerhard Scheucher, Zentralausschuss <strong>beim</strong> Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

9


Kongress 2012 Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Arbeitskreis Zivilprozess-,<br />

Exekutions- und Insolvenzsachen<br />

Ort: novum Kufstein Veranstaltungszentrum, Marktgasse<br />

20.<br />

Arbeitskreisleiterin: ADirin Edith Hörtnagl, BG.<br />

Innsbruck; Stellvertreter: ADir RegRat Rolf Wimmer,<br />

BG Zell am Ziller.<br />

9.00 – 10.00 Uhr: Aktuelles im Exekutions- und<br />

Privatinsolvenzrecht. – Dr. Franz MOHR, Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

10.00 – 12.30 Uhr: Praxisfragen des Schuldenregulierungsverfahrens.<br />

– Univ.-Prof. Hofrat des<br />

OGH Dr. Georg KODEK, LL.M.<br />

14.00 – 16.30 Uhr: Die Aufschiebung im Zusammenhang<br />

mit Exekutionen auf das bewegliche<br />

Vermögen. Ausgesuchte Themen zur Forderungsexekution.<br />

– Präsidentin des Landesgerichtes f ZRS<br />

Wien, Dr. Marlene PERSCHINKA.<br />

Arbeitskreis Strafsachen<br />

Ort: Stadtamt Kufstein, Rathaussaal, Oberer Stadtplatz 17.<br />

Arbeitskreisleiterin: FOI Klaus Varesco, StA Innsbruck;<br />

Stellvertreter: FOI Egon Lamprecht, StA Innsbruck.<br />

08.30 – 10.00 Uhr: Entwicklungsmöglichkeiten<br />

des Berufsstandes der Bezirksanwältinnen und<br />

Bezirksanwälte aus der Sicht des Strafrechts. –<br />

SChef Mag. Christian PILNACEK, Bundesministerium<br />

für Justiz.<br />

10.30 – 12.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus dem<br />

Dienstrecht für Bezirksanwälte/-innen. – LStA Dr.<br />

Anton PAUKNER, Bundesministerium für Justiz, LStA<br />

Mag. Oliver KLEISS, Bundesministerium für Justiz.<br />

14.00 – 16.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus dem Strafrecht.<br />

– NN – wird nachgenannt.<br />

Ich melde mich zum Kongress 2012 an:<br />

Termin: 3. bis 5. Oktober 2012 Tagungsort: Kufstein Arena<br />

Name: ...................................................................................................... Dienststelle bzw. Stammdienststelle: ...................<br />

Adresse: .................................................................................................... Telefon: .................................................................<br />

.................................................................................................................. E-Mail: ...................................................................<br />

Sparten: ■ A ■ FB ■ GB ■ Jv ■ E ■ BA<br />

Nur vollständig ausgefüllte Anmeldungen können berücksichtigt werden!!<br />

Anmeldeschluss: 21. September 2012<br />

Kongressorganisator: Markus Eder, Mobil: 0676/8989 50048<br />

Kongressbüro: Susanne Mazura, Tel.: 01/52 152-3430<br />

Mobil: 0676 8989 16001<br />

E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />

Anschrift: 1011 Wien, Hansenstr. 4 u 6<br />

10<br />

Foto: Ferienland Kufstein


Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2012<br />

Rechtspflegerkongress<br />

Kufstein 03. - 05.10.2012<br />

Bitte senden Sie dieses Formular bis spätestens 29. Juli 2012 an das Ferienland Kufstein<br />

Preise in EURO, pro Person und Nacht, inkl. Frühstück und aller Abgaben<br />

Kategorie EZ DZ 3-Bettzimmer 4-Bettzimmer<br />

Hotel Andreas Hofer**** 65,-- 55,-- 50,-- ---<br />

Hotel Alpenrose**** 81,50<br />

--<br />

60 –<br />

--<br />

82,50 ---<br />

--<br />

---<br />

--<br />

Berghotel Hinterduxerhof --- 29 – 35,-- 29,-- 29,--<br />

Pension Ganderhof --- 26,-- --- ---<br />

Pension Haselsberger --- 19,-- --- ---<br />

Anreisedatum: ........................................ Abreisedatum: .............................................<br />

Anreise nach 18.00 Uhr: ja, ca. um: ...................................... Uhr<br />

Namensliste der anreisenden Gäste: …………………………………………………………………………………………………<br />

......................................................................................................<br />

......................................................................................................<br />

......................................................................................................<br />

Ihre Reservierung ist verbindlich und kann nur bis zum 30.07.2012 kostenlos storniert werden. Bei<br />

Stornierung nach diesem Datum kann eine Stornogebühr des Hotels/Unterkunft eingehoben<br />

werden. Sie erhalten nach Eingang der Reservierung eine Buchungsbestätigung mit den<br />

Zahlungsbedingungen der Unterkunft. Sämtliche Änderungen Ihrer Reservierung haben schriftlich<br />

zu erfolgen. Für etwaige Rückmeldungen & zur Bestätigungszusendung benötigen wir Ihre Daten:<br />

Vorname & Nachname<br />

Straße<br />

PLZ Ort<br />

Land<br />

weitere Zimmer auf Anfrage<br />

Tel. / Fax.<br />

e-Mail<br />

Kreditkarte ______________________ Nr. ______________________________ gültig bis:___________<br />

Datum: ............................................................ Unterschrift: ………………………………………………………………<br />

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11


EUR Justizkongress Der Österreichische Recht§pfleger<br />

12<br />

Einladung zur<br />

EUR-Justizkonferenz<br />

12. bis 16. September 2012 in Linz<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Werner Gschwandtner<br />

Die Europäische Union der Rechtspfleger veranstaltet im Zusammenwirken<br />

mit dem Bundesministerium für Justiz vom 12. bis 16. September<br />

2012 in Linz zum Thema „Eine effiziente Justiz sichert das Europäische<br />

Wirtschaftssystem“ eine wissenschaftliche Justizkonferenz. An dieser<br />

Tagung werden rund 100 hochkarätige Teilnehmer aus den Kontinenten<br />

Europa, Amerika, Asien und Afrika teilnehmen. Im Rahmen der Justizkonferenz<br />

findet auch die Generalversammlung der Europäischen Union<br />

der Rechtspfleger statt. Als Organisationsleiter freue ich mich, Sie dazu<br />

sehr herzlich einzuladen. Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />

www.eurkongress.eu<br />

Fotos: TVB Linz


Der Österreichische Recht§pfleger EUR Justizkongress<br />

Programm:<br />

Mittwoch, 12. September 2012<br />

ab 16:00 Uhr Registrierung der Teilnehmer im Park Inn<br />

Hotel Linz<br />

19:00 Uhr Empfang im Casineum des Casinos Austria<br />

Linz<br />

Donnerstag, 13. September 2012<br />

09:30 Uhr Empfang der Ehrengäste<br />

10:00 Uhr Eröffnungsfestakt im Kaufmännischen Palais.<br />

Europahymne<br />

Begrüßung der Ehrengäste.<br />

Grußworte<br />

· Dr. Franz Dobusch, Bürgermeister der Stadt<br />

Linz<br />

· LAbg. Dr. Peter Csar, GÖD Vorsitzender<br />

· Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann von<br />

Oberösterreich<br />

· Dipl.-Rpfl. Thomas Kappl, Präsident der<br />

EUR<br />

· Jeffrey A. Apperson, Präsident IACA<br />

· Musikstück<br />

· Ansprache durch die Frau Bundesminister<br />

für Justiz, a. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix<br />

Karl<br />

· Musikstück<br />

· Feierliche Eröffnung durch die Frau Vizepräsidentin<br />

der Europäischen Kommission,<br />

verantwortlich für Justiz Dr. Viviane Reding<br />

· Bundeshymne<br />

12:00 Uhr Empfang der Bundesministerin für Justiz,<br />

a.o.Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix Karl<br />

13:00 Uhr Pressekonferenz<br />

14:00 Uhr Wissenschaftliche Fachtagung<br />

Effiziente Justiz als Stärkung des europäischen<br />

Wirtschaftsraums<br />

· o.Univ.-Prof.Dr.Dr.h.c.mult. Friedrich<br />

Schneider, Universität Linz<br />

· Dr. Christoph Leitl, Präsident der Österreichischen<br />

Wirtschaftskammer<br />

· Hon.-Prof. Dr. Georg Kathrein, Sektionschef<br />

im Bundesministerium für Justiz<br />

· NR Dr. Heribert Donnerbauer, Vorsitzender<br />

des Justizausschusses<br />

· Mag. Oliver Kleiß, Leitender Staatsanwalt,<br />

Bundesministerium für Justiz<br />

· Dipl.-Rpfl. Thomas Kappl, Präsident der<br />

EUR<br />

· Greffier en Chef Jean-Jacques Kuster,<br />

Représentant auprès du Conseil de<br />

l'Europe, Strassburg<br />

· John Stacey, Präsident der CEPEJ<br />

· Jeffrey A. Apperson, Präsident IACA<br />

17:00 Uhr Stadtführung<br />

19:00 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Oberösterreich,<br />

Dr. Josef Pühringer<br />

Freitag, 14. September 2012<br />

09:00 Uhr Arbeitssitzung im Kaufmännischen Palais<br />

12:30 Uhr Empfang des Bürgermeisters der Stadt Linz,<br />

Dr. Franz Dobusch<br />

14:00 Uhr Fortsetzung der Arbeitssitzung<br />

19:00 Uhr Abendessen im Restaurant Josef<br />

Samstag, 15. September 2012<br />

09:00 Uhr Bildungsfahrt<br />

09:30 Uhr Empfang der Stadt Enns<br />

13:00 Uhr Mittagsempfang im WM Bergdorf Hinter -<br />

stoder<br />

18:00 Uhr Rückkunft der Busse<br />

20:30 Uhr Galaabend im Kaufmännischen Palais,<br />

Parksaal<br />

Sonntag, 16. September 2012<br />

Abreise der Teilnehmer<br />

Kontakt:<br />

EUR Konferenzbüro Austria 2012<br />

Frau Tamara Stipic<br />

Tel. +43 (0)57601/21 11 446,<br />

Fax +43 (0)57601/21 11 484,<br />

Handy: +43 (0)676/8989 41446,<br />

E-Mail: tamara.stipic@justiz.gv.at<br />

13


EUR Justizkongress Der Österreichische Recht§pfleger<br />

14<br />

Anmeldeformular<br />

per Fax: +43 (0)57601 21 11484<br />

per E-Mail: tamara.stipic@justiz.gv.at<br />

Generalversammlung der Europäischen Union der Rechtspfleger<br />

12. bis 16. September 2012<br />

Österreich, Linz, Palais Kaufmännischer Verein in Linz<br />

Bismarckstraße 1/Landstraße 49, 4020 Linz<br />

Land: .......................................................................................<br />

Organisation oder Institution: ...............................................<br />

Vorname: ................................................................................ ■ Herr ■ Frau<br />

Nachname: .............................................................................<br />

Anreisetag: .............................................................................. Abreisetag: ............................................................................<br />

Funktion in der Organisation: ..............................................<br />

Anschrift: ................................................................................<br />

Stadt: ....................................................................................... Land: ......................................................................................<br />

Telefon: .................................................................................. Fax: ........................................................................................<br />

Mobil: ..................................................................................... E-mail: ...................................................................................<br />

Ich teile mein Zimmer mit folgender Person:<br />

Nachname: ............................................................................. Vorname: ................................................ ■ Herr ■ Frau<br />

Ich buche ein ■ Einzelzimmer 890 Euro<br />

■ Doppelzimmer 790 Euro<br />

Der Gesamtpreis beinhaltet die Kosten für Übernachtung, Mahlzeiten, Ausflüge und Übersetzungen in die englische, französische,<br />

italienische, spanische, deutsche Sprache.<br />

Anmeldefrist: 15 Juli 2012!<br />

Ich werde den Gesamtpreis ohne zusätzliche Gebühren für den Organisator<br />

bis zum 15. Juli 2012 auf das folgende Konto überweisen:<br />

IBAN: AT233468 0000 00641019<br />

BIC: RZOOAT2L680<br />

BANK: Raiffeisenbank Wels, BLZ 34680, Kontonummer: 641019<br />

Jeder Teilnehmer hat ein gesondertes Formular<br />

vollständig auszufüllen.<br />

Datum Unterschrift


Der Österreichische Recht§pfleger Zum Gedenken<br />

HR Paul Sturm<br />

Mit großer Betroffenheit müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass<br />

ein großartiger Mensch von uns gegangen ist.<br />

Paul Sturm hinterlässt eine Lücke, die nicht geschlossen werden<br />

kann.<br />

Im Jahre 1981 übernahm er den Vorsitz des <strong>Zentralausschusses</strong><br />

<strong>beim</strong> Bundesministerium für Justiz, der Bundessektion Justiz in<br />

der GÖD sowie im Sozialwerk für Justizbedienstete. In all diesen<br />

Gremien hat er bis zu seiner Pensionierung Ende 1995 mit<br />

großem Engagement und Umsicht die Anliegen unserer<br />

Bedienstetengruppen vertreten.<br />

Auf seine Initiativen sind 1981 die Einführung des Essenszuschusses,<br />

die Herausgabe der Zeitschrift „Der österreichische<br />

Gerichtsbedienstete“ sowie die erste Fortbildungstagung des<br />

Fachdienstes in Graz, 1982 die erste gesamtösterreichische<br />

Rechtspfleger- und B-Beamten-Tagung in Wien, 1983 die Durchführung<br />

der 1. Justiz-Schimeisterschaften in Schladming und<br />

1986 die erste Ausgabe der Zeitschrift „Der österreichische<br />

Rechtspfleger“ zurückzuführen.<br />

Viele von ihm dem Bundesministerium für Justiz vorgeschlagene<br />

Verbesserungen für die Bediensteten konnten durch seinen<br />

ausdauernden Einsatz umgesetzt werden.<br />

Als Kulturreferent des Sozialwerkes für Justizbedienstete organisierte<br />

er Ausstellungsbesuche, Konzerte und äußerst beliebte<br />

Kulturreisen, die oft wegen großen Andrangs wiederholt werden<br />

mussten.<br />

Er war ein großer Lehrmeister sowie ein überaus verständnisvoller<br />

Kollege und Vorgesetzter.<br />

Wer das Glück hatte ihn zu kennen, wird ihn nicht vergessen.<br />

15


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Siegmund<br />

Gruber<br />

Fachredakteur Außerstreit<br />

BG Mattersburg<br />

E-Mail:<br />

siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />

16<br />

Fachbereich<br />

Außerstreit<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

1) Diplomrechtspflegersammlung<br />

Außerstreit<br />

Die in der Sammelmappe der Diplomrechtspflegerbesprechungen<br />

abgedruckten Entscheidungen<br />

werden nur auszugsweise angeführt. Sollte Interesse<br />

am Bezug der Sammelmappe mit den anonymisierten<br />

Volltextentscheidungen bestehen,<br />

kann diese entweder bei ADir. Walter Tatzber, BG<br />

Innere Stadt Wien 01/51528/545 oder ADir. Siegmund<br />

Gruber 02626/62715/21 bestellt werden.<br />

a) DRpflSlgA 9330<br />

LG für ZRS Graz vom 18. 7. 2011,<br />

1 R 256/11s<br />

Unterhaltsvorschuss: Die Flüchtlingseigenschaft<br />

als Indizwirkung ist bei der Gewährung<br />

von Unterhaltsvorschüssen zu überprüfen.<br />

Die vom Erstgericht getroffenen Feststellungen<br />

über das Weiterbestehen der Flüchtlings -<br />

eigenschaft, die sich ledig lich auf ein Telefonat<br />

mit einer Referentin des Bundes asyl amtes stützen,<br />

reichen jedoch zur Prüfung dieser Frage nicht aus<br />

und so erweist sich das Verfahren in diesem<br />

Punkt als mangelhaft. Wie bereits im ersten Aufhebungsbeschluss<br />

ausgeführt, hat zwar für die<br />

Prüfung dieser Frage eine Asylgewährung aufgrund<br />

des Asylgesetzes Indizwirkung; liegt eine<br />

solche Entscheidung erst kurze Zeit vor der<br />

gerichtlichen Entscheidung, in der die Flüchtlingseigenschaft<br />

eine Vorfrage darstellt, wird das<br />

Gericht in der Regel von einer weiteren selbständigen<br />

Prüfung mangels gegenteiliger Anhaltspunkte<br />

absehen können. Dies ist aber anders,<br />

wenn seit der Feststellung schon ein geraumer<br />

Zeitraum – im vorliegenden Fall ca. 6 Jahre –<br />

verstrichen ist und sich die Verhältnisse im Heimatstaat<br />

des Flüchtlings wesentlich geändert<br />

haben (RIS-Justiz RS0110397; 10 Ob 46/10b).<br />

b) DRpflSlgA 9332<br />

LG für ZRS Graz vom 16. 8. 2011,<br />

2 R 187/11a, 2 R 188/11y<br />

ADir. Siegmund Gruber<br />

Unterhaltsvorschuss<br />

gemäß § 4 Z 2: Gegen<br />

einen abwesenden<br />

Unterhaltspflichtigen ist<br />

die Anspannungstheorie<br />

anzuwenden, sofern es<br />

sich nicht um eine Erstbemessung<br />

handelt und<br />

wenn sich der Unterhaltsantrag<br />

lediglich auf<br />

eine allgemeine Veränderung<br />

der Lebenshaltungskosten<br />

und den<br />

erhöhten Bedarf des Kindes<br />

gründet.<br />

Im Wortlaut des § 4 Z 2 UVG<br />

nach dem ausnahmsweise Vorschüsse<br />

ohne Vorhandensein<br />

eines entsprechenden Exeku -<br />

tionstitels gewährt werden<br />

können, kommt dieser Grundsatz<br />

durch das Abstellen auf<br />

das „Nichtgelingen“ zum Ausdruck.<br />

Das „Nichtgelingen“ ist<br />

aber auch dann gegeben,<br />

wenn die Unterhaltsfestsetzung<br />

trotz Vorliegens der materiellen<br />

Voraussetzungen aus Gründen,<br />

die in der Person des<br />

Unterhaltsschuldners gelegen<br />

sind, nicht in einer dem Unterhaltszweck<br />

angemessenen Zeit<br />

zum Erfolg führt, sondern eine<br />

auf Festsetzung (bzw. Erhöhung)<br />

gerichtete Antragstellung<br />

von vornherein aussichtslos<br />

ist. Der Unterhaltsberechtigte<br />

muss daher zur Erfüllung<br />

der Anspruchsvoraussetzungen<br />

des § 4 Z 2 UVG alles Erforderliche<br />

und Zumutbare unternehmen,<br />

um eine Unterhaltsfestsetzung<br />

bzw. -erhöhung<br />

herbeizuführen, selbst wenn


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Ministerinterview<br />

Außerstreit<br />

die Lebensverhältnisse des<br />

Unterhaltsschuldners ungewiss<br />

sind oder sein Aufenthalt<br />

unbekannt und eine Kuratorbestellung<br />

notwendig ist (Neumayr<br />

in Schwimann, ABGB, Rz<br />

38 zu § 4 UVG mwN).<br />

c) DRpflSlgA 9333<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

13. 7. 2011, 42 R 326/11v,<br />

42 R 327/11s, 42 R 408/11b<br />

Erlagsverfahren: Ein<br />

Antrag auf Hinterlegung<br />

gemäß § 1425 ABGB ist<br />

abzuweisen, wenn die<br />

Forderungen kraft Gesetzes<br />

durch Gerichtserlag<br />

nicht getilgt werden können,<br />

weil der mit der<br />

Hinterlegung verfolgte<br />

Zweck nicht erreicht<br />

werden könne.<br />

Gemäß Art XVIII EGJN kann<br />

die Empfangnahme eines nach<br />

den Bestimmungen des bürgerlichen<br />

Rechtes gemachten<br />

gerichtlichen Erlages von keinem<br />

ordentlichen Gericht aus<br />

dem Grunde der Unzuständigkeit<br />

zurückgewiesen werden.<br />

Zu 2 Ob 32/59 = JBl 1959,<br />

420, hat der Oberste Gerichtshof<br />

dazu die Ansicht vertreten,<br />

dass der Begriff „Zuständigkeit“<br />

hier im weitesten Wortsinn<br />

zu verstehen sei, welcher<br />

auch die Frage der Rechtswegszulässigkeit<br />

in sich<br />

begreife. Der Streit zwischen<br />

mehreren Erlagsansprechern<br />

müsse nicht immer ein vor<br />

einem ordentlichen Gericht<br />

abzuführender Zivilprozess<br />

sein, es könne auch ein Sondergerichtsverfahren<br />

(im dort<br />

gegenständlichen Fall ein<br />

Verfahren, das in die aus -<br />

schließ li che Zuständigkeit der<br />

damaligen Schiedsgerichte der<br />

Sozialversicherungen fiel),<br />

möglicherweise sogar ein Verwaltungsverfahren<br />

sein.<br />

Jedoch vertritt der Oberste<br />

Gerichtshof in ständiger<br />

Rechtsprechung auch die<br />

Ansicht, dass ein Antrag auf<br />

Hinterlegung gemäß § 1425<br />

ABGB abzuweisen sei, wenn<br />

Forderungen – wie etwa<br />

Abgabenforderungen, deren Tilgung nur durch<br />

Entrichtung im Sinne der abgabengesetzlichen<br />

Vorschriften möglich sei – kraft Gesetzes durch<br />

Gerichtserlag nicht getilgt werden können, weil<br />

dann der mit der Hinterlegung verfolgte Zweck<br />

gar nicht erreicht werden könne (RIS-Justiz<br />

RS0033640, insbesondere 6 Ob 744/88).<br />

d) DRpflSlgA 9335<br />

LG Wiener Neustadt vom 23. 9. 2011,<br />

16 R 278/11p<br />

Unterhaltsvorschuss: Grobe Fahrlässigkeit<br />

bei Verletzung einer Mitteilungspflicht<br />

kann nur dann angenommen werden,<br />

wenn (auch für einen einfachen Menschen)<br />

die hohe Wahrscheinlichkeit der<br />

Unrechtmäßigkeit des Bezuges einsichtig<br />

ist und von ihm eine Bekanntgabe an das<br />

Gericht erwartet werden kann.<br />

Nach der Diktion des § 22 Abs. 1 UVG müssen<br />

sich Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit auf die<br />

Gewährung der Vorschüsse beziehen, nicht aber<br />

auf den Verbrauch. Grobe Fahrlässigkeit liegt<br />

nach ständiger Rechtsprechung dann vor, wenn<br />

der Schaden als wahrscheinlich vorhersehbar war,<br />

wenn das Versehen mit Rücksicht auf seine<br />

Schwere Häufigkeit nur bei besonderer Nachlässigkeit<br />

und nur bei besonders nachlässigen oder<br />

leichtsinnigen Menschen vorkommt sowie nach<br />

den Umständen die Vermutung des „bösen Vorsatzes“<br />

nahe liegt. Bei Beurteilung des Vorliegens<br />

grober Fahrlässigkeit sind die Umstände des Einzelfalles<br />

heranzuziehen; dabei ist auch das Element<br />

der schweren subjektiven Vorwerfbarkeit<br />

einzubeziehen. Im allgemeinen gebräuchlichen<br />

Sinn kann grobe Fahrlässigkeit bei Verletzung<br />

einer Mitteilungspflicht daher nur angenommen<br />

werden, wenn (auch für einen einfachen Menschen)<br />

die hohe Wahrscheinlichkeit der Unrechtmäßigkeit<br />

des Bezugs einsichtig ist und von ihm<br />

daher eine Bekanntgabe an das Gericht erwartet<br />

werden kann. Die Tatsache einer Rechtsbelehrung<br />

mit dem Gewährungsbeschluss reicht für sich<br />

alleine nicht aus, jedenfalls grobe Fahrlässigkeit<br />

bei Verletzung einer Mitteilungspflicht zu begründen<br />

(Neumayr aaO Rz 25 zu § 22 UVG mwN).<br />

e) DRpflSlgA 9338<br />

LG für ZRS Wien vom 20. 9. 2011,<br />

48 R 169/11z<br />

Gerichtserlag: Prätendent ist, wer<br />

Anspruch auf eine Stellung erhebt. Der<br />

Forderungsprätendent erhebt Anspruch<br />

auf die (bzw. eine) Gläubigerstellung.<br />

Richtigerweise darf von mehreren Forderungsprätendenten<br />

nur gesprochen werden,<br />

wenn fraglich ist, wem von mehreren<br />

Personen, die die Gläubigerstellung<br />

beanspruchen, eine bestimmte existierende<br />

Forderung zusteht.<br />

Bei Auftreten mehrerer Forderungsprätendenten<br />

ist der<br />

Gerichtserlag durch den<br />

Schuldner dann zulässig,<br />

wenn dem Schuldner objektiv<br />

nach verständigem Ermessen<br />

nicht zugemutet werden kann,<br />

den in Ansehung seiner Leistung<br />

Berechtigten auch bei<br />

sorgfältiger Prüfung zu erkennen<br />

(RIS-Justiz RS0033597).<br />

Ein zur Hinterlegung berechtigter<br />

Prätendentenstreit ist<br />

gegeben, wenn mehrere Personen<br />

eine bestehende Forderung<br />

beanspruchen und trotz<br />

zumutbarer Prüfung nicht feststellbar<br />

ist, wem das Recht<br />

zusteht (Koziol in<br />

Koziol/Bydlinski/Bollenberger,<br />

ABGB3 § 1425 Rz 8 mwN).<br />

Auch bei Erhebung verschiedener,<br />

einander ausschließender<br />

Ansprüche auf die Leistung<br />

durch mehrere<br />

Anspruchsteller ist das Hinterlegungsrecht<br />

zur Vermeidung<br />

mehrfacher Inanspruchnahme<br />

einzuräumen (Stabentheiner in<br />

Kletcka/Schauer ABGB-ON §<br />

1425 Rz 14, 6 Ob 71/11a, [vgl.<br />

aber auch Reischauer, JBl<br />

2001, 541]).<br />

f) DRpflSlgA 9339<br />

LG für ZRS Wien vom<br />

6. 10. 2011, 43 R 525/11s<br />

Verlassenschaften: Da<br />

eine Namenspolizze bloß<br />

ein Beweisdokument ist<br />

und nicht das darin verbriefte<br />

Recht verkörpert,<br />

scheidet die betreffende<br />

Polizze als sachrechtliches<br />

Element zur Beurteilung<br />

des Besitzes des<br />

Erblassers aus.<br />

Im Übrigen beschränkt die<br />

Bestimmung des § 166 Abs. 2<br />

AußStrG das Verfahren über<br />

die Einbeziehung oder Ausscheidung<br />

von Nachlassgegenständen<br />

aus dem Inventar auf<br />

ein reines Urkundenverfahren<br />

(aaO), weshalb sich auch eine<br />

weitere Beweisaufnahme zum<br />

wahren Willen der Vertragsparteien<br />

anlässlich des Abschlusses<br />

des erwähnten Scheidungsfolgenvergleiches<br />

verbietet.<br />

17


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

g) DRpflSlgA 9341<br />

OGH vom 24. 10. 2011,<br />

8 Ob 102/11z<br />

Unterhalt: Ob die im Vergleich<br />

erhaltene Passage,<br />

dass der Unterhalt sich<br />

ohne Bedachtnahme auf<br />

die finanzielle Leistungs -<br />

fähigkeit des Verpflich -<br />

teten am Regel bedarf<br />

orientiere, als Verzicht<br />

auf die Umstandsklausel<br />

aufzufassen ist, betrifft<br />

die Auslegung einer<br />

Vereinbarung im Einzelfall.<br />

Durch gerichtliche Entscheidung<br />

oder Vergleich festgesetzte<br />

Unterhaltsansprüche<br />

unterliegen grundsätzlich der<br />

Umstandsklausel. Der An -<br />

spruch kann daher – aber<br />

auch nur – im Fall einer<br />

wesentlichen Änderung der<br />

Verhältnisse neu bemessen<br />

werden (RIS-Justiz RS0018984;<br />

RS0057146). Ein Verzicht des<br />

Unterhaltspflichtigen auf die<br />

Geltendmachung der<br />

Umstandsklausel ist nach ständiger<br />

Rechtsprechung zulässig<br />

und wirksam (RIS-Justiz<br />

RS0019189; RS0016554;<br />

RS0018900; Gitschthaler Unterhaltsrecht²,<br />

412).<br />

h) DRpflSlgA 9345<br />

OGH vom 24. 11. 2011,<br />

6 Ob 112/11f<br />

Unterhalt: Würde ein<br />

Gesellschafter-Ge schäfts -<br />

führer der GmbH über<br />

ein Verrechnungskonto<br />

laufend Vermögen entziehen,<br />

um damit seine<br />

private Lebensführung<br />

zu bestreiten (wirtschaftliche<br />

Entnahme), dann<br />

könnte er seine übrigen<br />

Einkünfte aus dieser<br />

GmbH (Geschäftsführerbezüge,Gewinnausschüttungen)<br />

anhand deren<br />

der Unterhalt bemessen<br />

werde, gering halten.<br />

Bei unterhaltspflichtigen<br />

Gesellschafter-Geschäftsführern,<br />

die einen beherrschenden<br />

Einfluss auf eine GmbH<br />

18<br />

hätten – insbesondere also bei Geschäftsführern,<br />

die auch Alleingesellschafter dieser GmbH seien<br />

– seien über Verrechnungskonten bezogene Gelder<br />

wohl zusätzlich zu den sonstigen Geschäftsführerbezügen<br />

in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

einzubeziehen. Derartige Unterhaltspflichtige<br />

hätten sonst die Möglichkeit, die Unterhaltsansprüche<br />

eines Unterhaltsberechtigten zu<br />

schmälern, indem sie ihre angemessenen<br />

Geschäftsführerbezüge kürzen und sich einen<br />

Teil ihrer Bezüge über Verrechnungskonten auszahlen<br />

lassen. Aufgrund der alleinigen Verfügungsmacht<br />

könnten solche Unterhaltspflichtige<br />

den Zeitraum und die Modalitäten für die Rückzahlung<br />

der auf diese Weise entstehenden Verbindlichkeiten<br />

des (Allein-)Gesellschafters gegenüber<br />

der GmbH (Verrechnungskonto) bestimmen<br />

und steuern.<br />

i) DRpflSlgA 9347<br />

LG für ZRS Wien vom 9. 12. 2011,<br />

44 R 604/11s<br />

Verlassenschaften: Aus § 149 AußStrG ist<br />

nur ab zuleiten, dass sich die Unüberprüfbarkeit<br />

des Inventars auf die Bewertungsvorgänge<br />

innerhalb des gesetzlichen Rahmens<br />

bezieht. Hängen die Einantwortungsvoraussetzungen<br />

vom Wert der Verlassenschaft<br />

ab (Pflichtteilsnachweis)<br />

kann eine Fehlbeurteilung im Inventar<br />

durch Rekurs gegen den Einantwortungsbeschluss<br />

geltend gemacht werden.<br />

Im vorliegenden Fall liegt zwar keine Fehlbewertung<br />

der Inventarspositionen und kein zu schützendes<br />

Recht eines Minderjährigen oder Pflegebefohlenen<br />

vor, jedoch ein Übergehen eines Antrages<br />

eines volljährigen Noterben auf Inventarisierung<br />

und damit ein Verstoß gegen § 804 ABGB iVm<br />

§ 166 AußStrG (arg. „vollständiges Verzeichnis“).<br />

j) DRpflSlgA 9350<br />

LG für ZRS Wien vom 23. 12. 2011,<br />

43 R 687/11i<br />

Unterhalt: Lebt der Unterhaltspflichtige in<br />

Österreich, besteht kein Anlass, den<br />

Unterhaltsantrag bzw. die im Zusammenhang<br />

damit stehenden Anträge wegen fehlender<br />

internationaler Zuständigkeit<br />

zurückzuweisen.<br />

1) Die EuUVO setzt keinen Bezug zu einem<br />

anderen Mitgliedstaat voraus, ihre Bestimmungen<br />

sind universell anwendbar, nationales Recht der<br />

internationalen Zuständigkeit wird verdrängt<br />

(s. auch die Kommentierung in Rauscher, Europäisches<br />

Zivilprozessrecht und Kollisionsrecht,<br />

2010, Rz 1,2 vor §§ 3 EuUVO).<br />

2) Art 3 lit a EuUVO sieht den gewöhnlichen<br />

Aufenthaltsort des „Beklagten“ ausdrücklich als<br />

Gerichtsstand vor. Dies ist in weiterem Sinn zu<br />

verstehen und meint jede Person,<br />

gegen die ein Unterhaltsantrag<br />

von einer Behörde<br />

eines Mitgliedstaates gerichtet<br />

ist. Damit wird die internationale<br />

und örtliche Zuständigkeit<br />

geregelt (aaO Rz 22).<br />

k) DRpflSlgA 9355<br />

LG Innsbruck vom<br />

2. 2. 2012, 54 R 8/12s<br />

Verlassenschaften: Die<br />

Nachforschungspflicht<br />

des Gerichtskommissärs<br />

bezieht sich auf alle<br />

Sachen, die im Eigentum<br />

des Erblassers standen<br />

und auch auf die, die<br />

zumindest in seiner<br />

Gewahrsame waren. Das<br />

Recht des Abhandlungsgerichtes<br />

auf Anfrage bei<br />

Kreditinstituten über<br />

vorhandene Konten<br />

besteht nur soweit, als<br />

dies zur Aufklärung über<br />

das in den Nachlass fallende<br />

Vermögen erforderlich<br />

ist.<br />

Gemäß § 38 Abs. 1 BWG dürfen<br />

Kreditinstitute, ihre Gesellschafter,<br />

Organmitglieder,<br />

Beschäftigten sowie sonst für<br />

Kreditinstitute tätige Personen<br />

Geheimnisse, die ihnen ausschließlich<br />

aufgrund der<br />

Geschäftsverbindungen mit<br />

Kunden (…) anvertraut oder<br />

zugängig gemacht worden<br />

sind, nicht offenbaren oder<br />

verwerten (Bankgeheimnis).<br />

Abs. 2 leg. cit. bestimmt die<br />

Ausnahmen von der Wahrung<br />

des Bankgeheimnisses, darunter<br />

in Z 3 im Fall des Todes<br />

des Kunden gegenüber dem<br />

Abhandlungsgericht und dem<br />

Gerichtskommissär. Die solcher<br />

Art statuierte Auskunftspflicht<br />

der Kreditinstitute bei<br />

Anfragen des Abhandlungsgerichts<br />

oder Gerichtskommissärs<br />

ist nach herrschender<br />

Meinung ebenfalls zum Todestag<br />

des Erblassers (Kunden)<br />

als dem für die Nachlassbewertung<br />

maßgeblichen Zeitpunkt<br />

(§ 166 Abs. 1 AußStrG)<br />

eingeschränkt (Apathy/Koch<br />

in Apathy/Koziol, Österrei


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

chisches Bankvertragsrecht I²<br />

[2007] Rz 2/116; EFSlg 95.109),<br />

sodass Abflüsse aus Konten<br />

bereits vor dem Todestag<br />

grundsätzlich unberücksichtigt<br />

zu bleiben haben (EFSlg<br />

95.105).<br />

2) Notariatszeitung<br />

a) NZ 2011/80<br />

OGH vom 21. 10. 2010,<br />

5 Ob 85/10a<br />

§ 22 GBG; §§ 177, 179<br />

AußStrG; § 797 ABGB –<br />

Nachfolgende Einantwortung<br />

ersetzt gegebenenfalls<br />

erforderliche<br />

abhandlungsgerichtliche<br />

Genehmigung<br />

1.) Eine vor dem Ableben des<br />

späteren Erblassers bereits tatsächlich<br />

an den Übernehmer<br />

übergebene Liegenschaft ist<br />

nicht in das Abhandlungsverfahren<br />

einzubeziehen.<br />

2.) Eine nachfolgende Einantwortung<br />

ersetzt eine gegebenenfalls<br />

erforderliche abhandlungsgerichtlicheGenehmigung.<br />

3.) Sprungeintragung auch<br />

unter Einbeziehung einer Einantwortung<br />

zulässig.<br />

b) NZ 2011/81<br />

OGH vom 21. 10. 2010,<br />

2 Ob 85/10k<br />

§ 165 AußStrG –<br />

An trags recht zur Inventarerrichtung<br />

Bei erwiesener und aktenkundiger<br />

Erbunwürdigkeit eines<br />

erblichen Sohnes sind dessen<br />

Nachkommen gemäß §§ 763,<br />

780 ABGB pflichtteilsberechtigt.<br />

Ihnen steht daher ein<br />

Antragsrecht auf Inventarerrichtung<br />

zu. Wurde ein solcher<br />

Antrag – zu Unrecht – im<br />

Einantwortungsbeschluss<br />

zurückgewiesen, ist der<br />

gesamte Beschluss aufzuheben.<br />

c) NZ 2011/111<br />

OGH vom 9. 8. 2011,<br />

4 Ob 98/11g<br />

§ 773 a ABGB – Begründete Verweigerung<br />

des Kontakts mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />

Beim Entfall des Rechtes auf Pflichtteilsminderung<br />

nach § 773 a Abs. 3 ABGB sind minderjährige<br />

und erwachsene Kinder gleich zu behandeln.<br />

Es ist nur ein Verhalten erfasst, dass der Erblasser<br />

nach Inkrafttreten dieser Bestimmung, und zwar<br />

dem 1. 7. 2001, gesetzt hat.<br />

d) NZ 2011/112<br />

OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 245/10f<br />

§ 1234 ABGB – Gütergemeinschaft auf den<br />

Todesfall und Pflichtteilsrecht<br />

Bei einer Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />

fällt der dem überlebenden Ehegatten gebührende<br />

Anteil am Gesamtvermögen nicht in den<br />

Nachlass, sondern nur der dem Verstorbenen<br />

zustehende Anteil am Gesamtvermögen. Letzterer<br />

ist in der Folge auch maßgeblich für die Berechnung<br />

des Pflichtteils.<br />

e) NZ 2011/113<br />

OGH vom 21. 6. 2011, 4 Ob 75/11z<br />

§§ 29, 106 JN – Zuständigkeit bei beweg -<br />

lichem Inlandsvermögen<br />

Eine rechtmäßig eingeleitete Verlassenschaftsabhandlung<br />

ist auch bei nachträglichem Wegfall der<br />

internationalen Zuständigkeit zu Ende zu führen.<br />

f) NZ 2011/119<br />

OGH vom 31. 5. 2011, 10 Ob 28/11g<br />

§§ 10, 144 AußStrG; § 74 ZPO – Anbringen<br />

an den Gerichtskommissär per E-Mail<br />

Schriftsätze in Verlassenschaftsverfahren können<br />

auch im Wege des elektronischen Rechtsverkehrs<br />

(ERV) eingebracht werden. Ein E-Mail oder der<br />

PDF-Anhang eines E-Mails stellt keine zulässige<br />

Form des elektronischen Rechtsverkehrs dar.<br />

Dennoch sind E-Mails nicht zwingend unbeachtlich:<br />

Wird der Schriftsatz im Original mit der<br />

Unterschrift des Einschreitervertreters nachgereicht,<br />

stellt dies die notwendige, und gegebenenfalls<br />

fristwahrende, Verbesserung dar.<br />

g) NZ 2012/21<br />

OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />

§ 597 ABGB – Zur Gefahrensituation als<br />

Voraussetzung eines (mündlichen) Nottestaments<br />

Das Vorliegen einer Gefahrensituation iSd § 597<br />

als Voraussetzung für die Gültigkeit eines (mündlichen)<br />

Nottestaments ist nicht rein objektiv, sondern<br />

nach dem allgemein nachvollziehbaren,<br />

durch objektive Umstände begründeten Eindruck<br />

des Erblassers zu prüfen.<br />

Es kommt daher nicht allein<br />

auf das – objektiv und mit<br />

entsprechender Fachkunde zu<br />

beurteilende – tatsächliche<br />

Vorliegen von Lebensgefahr<br />

an, sondern es reicht eine<br />

bedrohliche Situation aus, die<br />

auch bei anderen Menschen<br />

in der Situation des Erblassers<br />

den Eindruck erwecken würden,<br />

es bestünde unmittelbar<br />

ernstliche Lebensgefahr.<br />

3) Österreichische<br />

Juristenzeitung<br />

a) EvBl-LS 2011/149<br />

OGH vom 7. 7. 2011,<br />

5 Ob 97/11t<br />

Überlebender Wohnungseigentumspartner<br />

ist nach Anwachsung<br />

außerbücherlicher<br />

Eigentümer<br />

Nach § 14 WEG 2002 geht der<br />

auf den verstorbenen Eigentumspartner<br />

entfallende Liegenschaftsanteil<br />

von Gesetzes<br />

wegen unmittelbar mit dessen<br />

Tod in das Eigentum des<br />

überlebenden Teils über, es<br />

sei denn, es existiert eine<br />

schriftliche Vereinbarung über<br />

das Schicksal des Mindestanteils.<br />

Auch der überlebende<br />

Eigentumspartner, dem der<br />

halbe Mindestanteil zugewachsen<br />

ist, kann als außerbücherlicher<br />

Eigentümer eine Anmerkung<br />

der Rangordnung für die<br />

beabsichtigte Veräußerung<br />

nach § 53 Abs. 1 GBG beantragen.<br />

Dazu muss dem<br />

Grundbuchsgericht der unbedingte<br />

Rechtserwerb urkundlich<br />

nachgewiesen werden.<br />

b) EvBl 2011/137<br />

OGH vom 31. 5. 2011,<br />

10 Ob 28/11g<br />

Fristwahrender Separationsantrag<br />

im PDF-<br />

Anhang einer E-Mail an<br />

den Gerichtskommissär<br />

§ 144 Abs. 2 AußStrG (§ 5<br />

ERV; § 89 GOG; § 812 ABGB)<br />

Wird ein Schriftsatz im Original<br />

mit der Unterschrift des<br />

19


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

den Einschreiter vertretenden<br />

Rechtsanwalts an das Verlassenschaftsgericht<br />

nachgereicht,<br />

erfolgt die notwendige Verbesserung<br />

des zunächst nur an<br />

den Gerichtskommissärs<br />

gerichteten, nicht unterfertigten<br />

(aber fristwahrenden)<br />

Schriftsatzes. Somit gilt der<br />

Separationsantrag iSd § 144<br />

Abs. 2 AußStrG als rechtzeitig<br />

„vor der Einantwortung“<br />

gestellt.<br />

Auf Schriftsätze, die per E-Mail<br />

oder als PDF-Anhang einer E-<br />

Mail übermittelt werden, sind<br />

in Analogie die für die Telefax-Eingabe<br />

geltenden Grundsätze<br />

anzuwenden. Da das<br />

Postlaufprivileg des § 89 Abs.<br />

1 nicht gilt, kommt es für die<br />

Rechtzeitigkeit der Eingabe<br />

auf das Einlagen im „elektronischen<br />

Verfügungsbereich“<br />

des Gerichts an; also darauf,<br />

wann die E-Mail-Sendung in<br />

einem Empfänger-Postfach (E-<br />

Mailbox) zum Abruf durch das<br />

Gericht bereitliegt, mag dies<br />

auch (erst) außerhalb der<br />

Amtsstunden der Fall sein.<br />

c) EvBl-LS 2011/163<br />

OGH vom 29. 6. 2011,<br />

8 Ob 54/11s<br />

Rechtsmittellegitimation<br />

der nicht im Akt genannten<br />

Pflegeeltern<br />

Aktenkundige Parteien sind<br />

neben den vom Antragsteller<br />

als weitere Antragsteller oder<br />

Antragsgegner bezeichneten<br />

Personen alle jene, deren<br />

materielle Parteistellung sich<br />

aus den im konkreten<br />

Gerichtsakt befindlichen Informationen<br />

ergibt. Das Gericht<br />

hat daher von sich aus auf die<br />

Wahrung der Rechte dieser<br />

Personen (hier: Pflegeeltern)<br />

zu achten, wobei es aber<br />

keine umfassende Nachforschungspflicht<br />

nach allen<br />

möglichen Eventualitäten in<br />

Richtung eines Erkundungsbeweises<br />

trifft.<br />

d) EvBl-LS 2011/170<br />

OGH vom 7. 7. 2011,<br />

5 Ob 245/10f<br />

20<br />

Bei einer Gütergemeinschaft auf den<br />

Todesfall ist das Gesamtvermögen zu<br />

teilen<br />

In der Gütergemeinschaft auf den Todesfall ist<br />

keine Schenkung zu erblicken. In den Nachlass<br />

fällt nicht auch der dem überlebenden Ehegatten<br />

gebührende Anteil am Ge samt vermögen, sondern<br />

nur der dem Verstorbenen zustehende Anteil am<br />

Gesamtvermögen.<br />

e) EvBl-LS 2011/172<br />

OGH vom 30. 8. 2011, 10 Ob 80/11d<br />

Vorschüsse erst ab Folgemonat nach<br />

Rechtskraft der pflegschaftsbehördlichen<br />

Genehmigung des Unterhaltstitels<br />

Zur Vollstreckbarkeit eines im Rahmen eines<br />

Scheidungsvergleichs begründeten Unterhaltstitels<br />

gehört auch dessen rechtskräftige pflegschaftsbehördliche<br />

Genehmigung. Trotz der<br />

Rückwirkung dieser Genehmigung muss im Zeitpunkt<br />

der Bewilligung von Unterhaltsvorschüssen<br />

(frühestens ab dem auf den Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />

folgenden Monatsersten) auch die<br />

Rechtskraft des Genehmigungsbeschlusses eingetreten<br />

sein.<br />

f) EvBl-LS 2012/34<br />

OGH vom 24. 11. 2011, 1 Ob 178/11z<br />

Bei nur einem Erlagsgegner ist der Annahmebeschluss<br />

unanfechtbar<br />

Ist der vom Erlagsgericht an genommene Erlag<br />

nur zugunsten eines Gegners erfolgt, so ist dieser<br />

nicht legitimiert, den Annahmebeschluss im<br />

Erlagsverfahren zu bekämpfen. Der vom Erleger<br />

im Erlagsantrag bezeichnete Erlagsgegner genießt<br />

kraft der verfahrensrechtlichen Erklärung des<br />

Erlegers, wem er den Erlagsgegenstand zwecks<br />

Schuldbefreiung und Abwälzung der Gefahr<br />

anbietet, zwar Parteistellung, nicht aber Rechtsmittellegitimation.<br />

g) EvBl 2012/43<br />

OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />

Keine Pflichtteilsminderung bei Ablehnung<br />

des persönlichen Kontakts<br />

§ 773a Abs. 3 ABGB idF BGBl I 2000/135<br />

(KindRÄG 2001) ist auch auf solche Testamente<br />

anzuwenden, die vor dem 1. 7. 2001 verfasst<br />

wurden. Die darin normierte Sanktion unerwünschten<br />

Verhaltens kann aber nur in einem<br />

Verhalten des Erblassers begründet sein, das dieser<br />

nach dem 1. 7. 2001 gesetzt hat. Auch eine<br />

grundlose und nicht gerechtfertigte Ablehnung<br />

des Erblassers auf persönlichen Verkehr bis zum<br />

1. 7. 2001 bleibt daher rechtlich unerheblich. Bei<br />

Anwendung des § 773a Abs. 3 ABGB sind – in<br />

Bezug auf eine Fortsetzung der Ablehnung –<br />

minderjährige und erwachsene<br />

Kinder gleich zu behandeln.<br />

h) EvBl 2012/44<br />

OGH vom 24. 11. 2011,<br />

6 Ob 112/11f<br />

„Quasi-Entnahmen“ des<br />

Gesellschafter-Geschäftsführers<br />

ohne beherrschenden<br />

Einfluss<br />

Maßgeblich für die Beurteilung<br />

der Leistungsfähigkeit<br />

des Unterhaltsschuldners ist<br />

seine tatsächliche wirtschaft -<br />

liche Lage, somit die Summe<br />

der dem Unterhaltsschuldner<br />

tatsächlich zufließenden verfügbaren<br />

Mittel.<br />

Entnahmen eines Gesellschafter-Geschäftsführers<br />

einer<br />

GmbH von Verrechnungskonten,<br />

die tatsächlich jahrelang<br />

nicht zurückgezahlt werden<br />

und für deren Rückzahlung<br />

ein Termin in naher Zukunft<br />

nicht feststeht, sind auch dann<br />

für die Bemessung des Unterhalts<br />

zu berücksichtigen,<br />

wenn ihm kein beherrschender<br />

Einfluss auf die Gesellschaft<br />

zukommt.<br />

i) EvBl-LS 2012/58<br />

OGH vom 13. 10. 2011,<br />

1 Ob 200/11k<br />

Sozialhilfe ist bei Rückzahlungspflicht<br />

kein<br />

Eigeneinkommen<br />

Die dem Unterhaltsberechtigten<br />

gewährte Sozialhilfe kann<br />

nur dann als sein Eigeneinkommen<br />

auf den Unterhaltsanspruch<br />

angerechnet werden,<br />

wenn das jeweilige Sozialhilfegesetz<br />

weder eine<br />

Rückzahlungsverpflichtung<br />

des Sozialhilfeempfängers<br />

noch eine „aufgeschobene“<br />

Legalzession des Unterhaltsanspruchs<br />

vorsieht. Nach dem<br />

Wiener Sozialhilfegesetz<br />

(WSHG) gewährte Mietbeihilfen<br />

bzw. Leistungen für Miete<br />

und Heizung betreffen den<br />

Lebensunterhalt iSd §§ 11, 12<br />

WSHG und stellen kein<br />

Eigeneinkommen des Unterhaltsberechtigten<br />

dar.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

4) Juristische Blätter<br />

a) JBl 2011/10 – DOI<br />

10.1007/s00503-11-0088-8<br />

OGH vom 31. 5. 2011,<br />

10 Ob 28/11g<br />

E-Mail als Eingabeform<br />

bei Gericht und <strong>beim</strong><br />

Gerichtskommissär<br />

§ 10 Abs. 1 und § 144 Abs. 2<br />

AußStrG; § 9 Abs. 5 GKG; § 89<br />

Abs. 1 und §§ 89a ff GOG; § 5<br />

Abs. 1a ERV 2006:<br />

Das eine E-Mail keine zulässige<br />

Form des elektronischen<br />

Rechtsverkehrs (ERV) im Sinn<br />

der ERV 2006 ist (§ 5 Abs. 1a<br />

ERV 2006), bedeutet, dass<br />

Schriftsätze, die per E-Mail<br />

oder als PDF-Anhang einer<br />

E-Mail übermittelt werden,<br />

nicht einer im ERV übermittelten<br />

Eingabe gleichzuhalten<br />

sind, nicht aber, dass sie<br />

unbeachtlich sind. Auf sie sind<br />

vielmehr in Analogie die für<br />

die Telefax-Eingabe geltenden<br />

Grundsätze anzuwenden. Da<br />

das Postlaufprivileg des § 89<br />

Abs. 1 GOG mangels einer<br />

Aufgabe bei der Post für Eingaben<br />

per E-Mail nicht gilt,<br />

kommt es für die Rechtzeitigkeit<br />

der Eingabe auf das Einlangen<br />

bei Gericht an. Dies ist<br />

bei einer E-Mail-Sendung der<br />

Fall, wenn sie von einem Server,<br />

den das Gericht für die<br />

Empfangnahme von E-Mail-<br />

Sendungen gewählt hat, empfangen<br />

wurde und sich damit<br />

im „elektronischen Verfügungsbereich“<br />

des Gerichts<br />

befindet; sobald etwa die<br />

E-Mail-Sendung in einem<br />

Empfänger-Postfach (E-Mailbox)<br />

zum Abruf durch das<br />

Gericht bereit liegt, mag dies<br />

auch außerhalb der Amtsstunden<br />

sein.<br />

Eine Bestätigung über die<br />

Absendung einer E-Mail-Nachricht<br />

ist für sich allein nicht<br />

zum Nachweis des tatsäch -<br />

lichen Einlangens der Sendung<br />

bei Gericht geeignet,<br />

weil die Bestätigung diesen<br />

Schluss nicht ermöglicht.<br />

Da der Notar bei seiner Tätig-<br />

keit als Gerichtskommissär die für die Gerichte<br />

geltenden Vorschriften sinngemäß anzuwenden<br />

hat (§ 9 Abs. 5 GKG), gilt all dies auch für Eingaben<br />

an den Notar als Gerichtskommissär (hier:<br />

Antrag auf Nachlassseparation durch einen Legatar).<br />

Wird ein Schriftsatz im Original mit der<br />

Unterschrift des den Einschreiter vertretenden<br />

Rechtsanwalts an das Verlassenschaftsgericht<br />

nachgereicht, erfolgt damit die notwendige Verbesserung<br />

des zunächst nur per E-Mail an den<br />

Gerichtskommissär gerichteten, nicht unterfertigten<br />

Schriftsatzes.<br />

b) JBl 2011/12 – DOI 10.1007/s00503-11-0143-5<br />

OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />

Wirksamkeit eines Nottestaments schon<br />

bei durch objektive Um stände begründetem<br />

Eindruck des Erblassers, dass eine<br />

Notsituation vorliegt<br />

Für die Wirksamkeit eines Nottestaments kommt<br />

es darauf an, ob ein allgemein nachvollziehbarer,<br />

durch objektive Umstände begründeter Eindruck<br />

<strong>beim</strong> Erblasser besteht, dass eine Notsituation iSd<br />

§ 597 Abs. 1 ABGB vorliegt. Somit genügt eine<br />

bedrohliche Situation, die auch bei anderen Menschen<br />

in der Situation des Erblassers den Eindruck<br />

erwecken würde, es bestünde unmittelbar<br />

ernstliche Lebensgefahr. Die bloß subjektive,<br />

durch objektive Umstände aber nicht ausreichend<br />

begründbare Befürchtung des Testierenden, er<br />

befände sich unmittelbar in Lebensgefahr, kann<br />

für die Wirksamkeit der Notform schon deshalb<br />

nicht ausreichen, weil man die Gültigkeit der<br />

letztwilligen Verfügung – entgegen dem ausdrücklich<br />

erklärten Willen des Gesetzgebers –<br />

dann in aller Regel wieder von den Aussagen<br />

jener Personen (angebliche Testamentszeugen)<br />

abhängig machte, deren Wahrheitsliebe generell<br />

in Frage gestellt wurde.<br />

c) JBl 2012/1 – DOI 10.1007/s00503-11-0168-9<br />

OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 245/10f<br />

Umfang der Pflichtteilsansprüche bei<br />

Gütergemeinschaft auf den Todesfall/Nebenintervention<br />

im Abänderungsantrag<br />

nach § 508 ZPO<br />

Bei einer Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />

fällt der dem überlebenden Ehegatten gebührende<br />

Anteil am Gesamtvermögen nicht in den<br />

Nachlass. Nur der dem Verstorbenen zustehende<br />

Anteil ist zur Berechnung des Pflichtteils heranzuziehen.<br />

In der Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />

ist keine Schenkung zu erblicken.<br />

Die Erklärung des Beitritts als Nebenintervenient<br />

(hier: durch den Notar, der den Ehepakt errichtet<br />

hatte) im Rechtsmittel steht mit § 18 Abs. 1 ZPO<br />

im Einklang. Der Beitrittsschriftsatz ist bei dem<br />

Gericht einzubringen, welches mit der Rechtssache<br />

gerade befasst ist; dies ist im Falle eines Abände-<br />

rungsantrags das Erstgericht<br />

(§ 508 Abs. 2 ZPO). Der<br />

Hauptpartei steht es frei, das<br />

Rechtsmittel des Nebenintervenienten<br />

zurückzuziehen oder<br />

einen (auch erst nachträglich<br />

möglichen) Rechtsmittelverzicht<br />

zu erklären, womit das<br />

von ihrem Nebenintervenienten<br />

eingebrachte Rechtsmittel<br />

unzulässig und gestützt auf<br />

§ 472 ZPO zurückzuweisen ist.<br />

d) JBl 2012/1 – DOI<br />

10.1007/s00503-11-0163-1<br />

OGH vom 30. 8. 2011,<br />

8 Ob 31/11h<br />

Umfang der Schlüssigkeitsprüfung<br />

bei gerichtlicher<br />

Hinterlegung nach<br />

§ 1425 ABGB<br />

Bei der Prüfung der Schlüssigkeit<br />

des Erlagsbegehrens nach<br />

§ 1425 ABGB sind aktenkundige<br />

Tatumstände zu berücksichtigen,<br />

sofern unter Zugrundelegung<br />

des Vorbringens der<br />

Parteien an deren Richtigkeit<br />

keine Zweifel bestehen. Ebenso<br />

kann zu berücksichtigen<br />

sein, dass der Inhalt einer<br />

Urkunde mit dem Vorbringen<br />

des Erlegers in unlösbarem<br />

Widerspruch steht.<br />

Bei einer Mehrzahl von Erlagsgegnern<br />

sind die Voraussetzungen<br />

für den Gerichtserlag<br />

hinsichtlich jedes einzelnen<br />

Erlaggegners darzulegen.<br />

e) JBl 2012/3 – DOI<br />

10.1007/s00503-12-0206-2<br />

OGH vom 9. 8. 2011,<br />

4 Ob 98/11g<br />

Schranken des Rechts<br />

zur Pflichtteilsminderung<br />

nach § 773a Abs. 3<br />

ABGB<br />

Das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />

steht nach § 773a Abs.<br />

3 ABGB nicht zu, wenn der<br />

Erblasser die Ausübung des<br />

Rechts auf persönlichen Verkehr<br />

mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />

grundlos abgelehnt<br />

hat. Im Rahmen dieser Bestimmung<br />

sind minderjährige und<br />

erwachsene Kinder gleich zu<br />

behandeln.<br />

21


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

§ 773a Abs. 3 ABGB ist auch<br />

auf solche Testamente anzuwenden,<br />

die vor dem 1. 7.<br />

2001 (Inkrafttreten dieser<br />

Bestimmung) verfasst worden<br />

sind. Zum Entfall des Minderungsrechts<br />

führt aber nur ein<br />

Verhalten, das der Erblasser<br />

nach dem 1. 7. 2001 gesetzt<br />

hat. Für Dauersachverhalte<br />

(hier: das Verhältnis Eltern und<br />

Kind) gelten die Rechtsfolgen<br />

eines neuen Gesetzes ab seinem<br />

Inkrafttreten; mangels<br />

abweichender Übergangsregelung<br />

ist der Teil des Dauertatbestands,<br />

der in den zeitlichen<br />

Geltungsbereich des neuen<br />

Gesetzes reicht, nach der<br />

neuen Rechtslage zu beurteilen.<br />

f) JBl 2012/3 – DOI<br />

10.1007/s00503-12-0195-1<br />

OGH vom 7. 10. 2011,<br />

5 Ob 178/11d<br />

Alkoholmissbrauch<br />

allein kein Grund für<br />

eine Sachwalterbestellung<br />

Psychische Krankheit und<br />

geistige Behinderung (§ 273<br />

Abs. 1 ABGB) sind Rechtsbegriffe,<br />

die nicht mit medizinischen<br />

Definitionen übereinstimmen<br />

müssen, die aber<br />

auch nicht völlig losgelöst von<br />

medizinischen Regeln und<br />

Erfahrungssätzen zu interpretieren<br />

sind.<br />

Der Missbrauch von Alkohol<br />

(allein) ist kein Grund für eine<br />

Sachwalterbestellung, sofern<br />

damit nicht eine psychische<br />

Krankheit oder geistige Behinderung<br />

zum Ausdruck kommt<br />

oder dessen Folge ist. Das<br />

kann etwa dann der Fall sein,<br />

wenn die Suchtkrankheit<br />

bereits zu schweren Hirnschädigungen<br />

geführt hat. Dass<br />

alkoholkranken Personen in<br />

gewissem Maße die Einsicht in<br />

ihre Suchterkrankung und<br />

insofern die Kritikfähigkeit<br />

fehlt, ist für derartige Krankheitsfälle<br />

wohl eine geradezu<br />

typische Begleiterscheinung<br />

und per se ebenfalls keine<br />

geistige oder psychische Beeinträchtigung<br />

mit Krankheitswert.<br />

22<br />

g) JBl 2012/4<br />

OGH vom 25. 8. 2011, 5 Ob 105/11v<br />

Keine Dereliktion von schlichten Miteigentumsanteilen<br />

an Liegenschaften<br />

§§ 387 und 830 ABGB:<br />

Eine Dereliktion schlichter Miteigentumsanteile<br />

an Liegenschaften kommt grundsätzlich nicht in<br />

Betracht.<br />

h) JBl 2012/4<br />

OGH vom 22. 12. 2011, 2 ob 58/11k<br />

Zur Auslegung einer fideikommissarischen<br />

Substitution/Löschung einzelner<br />

bereits vorverstorbenen Nacherben aus<br />

dem Grundbuch<br />

Die fideikommissarische Substitution erlischt,<br />

wenn keiner von den berufenen Nacherben mehr<br />

übrig ist (§ 615 Abs. 1 ABGB). Der entsprechende<br />

Nachweis obliegt dem Vorerben; Unwahrscheinlichkeit<br />

genügt nicht.<br />

Das Nacherbrecht ist dann vererblich, wenn der<br />

Substitut „terminisiert“ berufen wurde; dies ist<br />

dann zu bejahen, wenn allein der Tod des Vorerben<br />

den Substitutionsfall bildet. Der Nacherbe<br />

vererbt in diesem Fall sein Erbrecht an seine<br />

Transmissare, wenn er vor dem Substitutionsfall<br />

stirbt (§ 615 Abs. 2 ABGB). Ist der Nacherbe hingegen<br />

aufschiebend bedingt berufen, so fällt ihm<br />

die Erbschaft erst bei Bedingungseintritt zu; er<br />

muss diesen Zeitpunkt erleben und dabei erbfähig<br />

sein (§ 703 ABGB).<br />

Ehe auf § 615 Abs. 2 oder § 703 ABGB zurückgegriffen<br />

werden darf, sind alle bei letztwilligen<br />

Verfügungen zulässigen Auslegungsmittel auszuschöpfen;<br />

dazu gehört auch die Ermittlung des<br />

hypothetischen Testierwillens.<br />

Ein Antrag auf Löschung der bereits vorverstorbenen<br />

Nacherben aus dem Grundbuch, ohne das<br />

auch die Löschung des Substitutionsbandes an<br />

sich begehrt wird, ist zulässig. Der Antragsteller<br />

hat jedoch nachzuweisen, dass hinsichtlich der<br />

betroffenen Nacherben der Substitutionsfall nicht<br />

mehr eintreten kann. Außerdem ist die Löschung<br />

einzelner Nacherben aufgrund deren Zustimmung<br />

bzw. jener ihrer allfälligen Transmissare möglich.<br />

5) Zeitschrift für Ehe- und<br />

Familienrecht<br />

a) EF-Z 2011/139<br />

OGH vom 22. 3. 2011, 3 Ob 44/11h<br />

Übergangener Erbe und Substitutionsabhandlung<br />

Die zur Frage, ob nach einer Einantwortung, die<br />

ohne Beschränkung durch eine Substitution vorgenommen<br />

wurde, von übergangenen Erben eine<br />

Substitutionsabhandlung beantragt werden kann,<br />

ergangene Rsp zum AußStrG<br />

aF besagt, dass kein Raum für<br />

eine Substitutionsabhandlung<br />

mehr besteht, wenn der Nachlass<br />

ohne Beschränkung der<br />

fideikommissarischen Substitution<br />

eingeantwortet wurde;<br />

auch in diesem Fall steht den<br />

Nacherben nur die Erbschaftsklage<br />

zu. Angesichts des § 164<br />

Satz 1 AußStrG kann für das<br />

AußStrG nF nichts anderes<br />

gelten (s. 1 Ob 86/08s).<br />

b) EF-Z 2011/140<br />

OGH vom 23. 2. 2011,<br />

3 Ob 227/10v<br />

Der Einantwortungsbeschluss<br />

als zeitliche<br />

Zäsur für die Rechtsverfolgung<br />

des übergangenen<br />

Erben<br />

Der Gesetzgeber stellt nicht<br />

auf die inhaltliche Richtigkeit<br />

des Einantwortungsbeschlusses<br />

ab, sondern bloß auf dessen<br />

Erlassung. Die daraus<br />

resultierende Bindung des<br />

Verlassenschaftsgerichts<br />

schließt es aus, im Rekursverfahren<br />

die bisher – aus welchen<br />

Gründen immer – unterlassene<br />

Abgabe einer Erbantrittserklärung<br />

nachzuholen.<br />

c) EF-Z 2011/141<br />

OGH vom 27. 4. 2011,<br />

9 Ob 7/11m<br />

Anrechnung einer<br />

Schenkung an den Not -<br />

erben<br />

Die Schenkungsanrechnung<br />

soll einerseits der Vereitelung<br />

des Noterbrechts durch den<br />

Erblasser vorbeugen und<br />

andererseits, soweit Noterben<br />

selbst Schenkungen empfangen<br />

haben, einen Ausgleich<br />

unter ihnen herbeiführen.<br />

d) EF-Z 2012/15<br />

LG Linz vom 28. 9. 2011,<br />

15 R 132/11d<br />

Unterhalt und Verjährungshemmung<br />

§ 1495 ABGB hemmt die Verjährung<br />

von Kindesunterhaltsansprüchen<br />

gegen den Vater


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

auch dann, wenn die Eltern<br />

bei der Scheidung ihrer Ehe<br />

„gemeinsame Obsorge“ und<br />

den hauptsächlichen Aufenthaltsort<br />

bei der Mutter vereinbart<br />

haben.<br />

e) EF-Z 2012/16<br />

OGH vom 13. 10. 2011,<br />

1 Ob 201/11g<br />

Unterhalt und Verjährungshemmung<br />

1.) §§ 140, 1495 ABGB<br />

Die Hemmung der Verjährung,<br />

insb. auch von Unterhaltsforderungen,<br />

zwischen dem Kind<br />

und einem Elternteil wird<br />

allein durch die Scheidung der<br />

Ehe der Eltern oder die Überlassung<br />

des Kindes in Pflege<br />

und Erziehung des anderen<br />

Elternteils nicht berührt. Die<br />

Hemmung der Verjährung<br />

nach § 1495 Satz 1 ABGB<br />

greift (nur) dann nicht ein,<br />

wenn dem schuldnerischen<br />

Elternteil die Obsorge zur<br />

Gänze fehlt; die Hemmung<br />

endet erst mit dem gänzlichen<br />

Ende des Obsorgerechts dieses<br />

Elternteils.<br />

2.) § 176 ABGB<br />

Jeder (gesetzlich) mit der<br />

Obsorge betrauten Person,<br />

insb. also einem Elternteil<br />

nach Trennung, steht es frei,<br />

bei Gericht den Antrag zu<br />

stellen mit der Obsorge allein<br />

den anderen Elternteil zu<br />

betrauen, bei dem sich das<br />

Kind im Einvernehmen aufhält,<br />

sofern er sich nicht in<br />

der Lage sieht, in dieser<br />

Situation seinen Obsorgepflichten<br />

weiterhin zu entsprechen.<br />

f) EF-Z 2012/17<br />

LGZ Wien vom<br />

26. 9. 2011, 42 R 138/11x<br />

Zum betreuungsrecht -<br />

lichen Unterhaltsmodell<br />

Erbringt kein Elternteil im<br />

Hinblick auf die zeitliche<br />

Dimension und den Umfang<br />

der für das Kind erbrachten<br />

Leistungen mindestens 2/3 der<br />

Betreuung, ist das Einkommen<br />

der Eltern etwa gleich hoch<br />

und tragen die Eltern nicht nur die mit der<br />

Betreuung zusammenhängenden alltäglichen Kosten<br />

(inkl. eines Taschengeldes), sondern auch die<br />

zusätzlichen notwendigen Aufwendungen für<br />

Bekleidung, Schuhwerk und alle größeren<br />

langfristigen An schaffungen, wie etwa Sport -<br />

sachen, Schulkosten udgl. je zur Hälfte, kommt<br />

es zum gänzlichen Untergang des Geldunterhaltsanspruchs<br />

des Kindes gegenüber den Eltern.<br />

Von einem etwa gleich hohen Einkommen der<br />

Eltern ist dabei auszugehen, solange das Einkommen<br />

eines Elternteils das des anderen nicht<br />

beträchtlich übersteigt, wobei Unterschiede bis zu<br />

1/3 hinzunehmen sind.<br />

g) EF-Z 2012/20<br />

OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />

Das Nottestament idF FamErbRÄG 2004<br />

Für die Zulässigkeit des Nottestaments reicht eine<br />

bedrohliche Situation aus, die auch bei anderen<br />

Menschen in der Situation des Erblassers den Eindruck<br />

erwecken würde, es bestünde unmittelbar<br />

ernstliche Lebensgefahr.<br />

h) EF-Z 2012/21<br />

OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />

Verweigerung des persönlichen Verkehrs<br />

und Pflichtteilsminderung 1)<br />

Das seit 1. 10. 1991 bestehende Recht eines Erblassers,<br />

den Noterben auf den halben Pflichtteil<br />

zu setzen, wurde ab 1. 7. 2001 für den Fall<br />

beschränkt, dass der Erblasser die Ausübung des<br />

Rechts auf persönlichen Verkehr mit dem Noterben<br />

grundlos abgelehnt hat. Diese Beschränkung<br />

kann nur in einem Verhalten des Erblassers<br />

begründet sein, welches dieser nach dem 1. 7.<br />

2001 gesetzt hat.<br />

Bei Anwendung des § 773 a Abs. 3 ABGB sind<br />

minderjährige und erwachsene Kinder gleich zu<br />

behandeln. Der Entfall des Rechts auf Pflichtteilsminderung<br />

hängt also nicht davon ab, dass das<br />

missbilligte Verhalten des Erblassers gegenüber<br />

einem noch minderjährigen Noterben gesetzt<br />

wurde.<br />

i) EF-Z 2012/22<br />

OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 97/11t<br />

Eigentumserwerb nach Tod des Eigentumspartners<br />

Die Akkreszenz in das Eigentum des Überlebenden<br />

nach § 14 Abs. 1 Z 1 WEG erfolgt<br />

grundsätzlich unmittelbar kraft Gesetzes, ohne<br />

dass es eines besonderen Erwerbungsakts<br />

bedürfte. Der Eigentumsübergang durch<br />

Zuwachs ist aber auflösend bedingt, solange<br />

die Option des Überlebenden zum Verzicht<br />

bzw. zu einer Vereinbarung iSd § 14 Abs. 1 Z 2<br />

WEG noch offen ist.<br />

j) EF-Z 2012/43<br />

OGH vom 24. 11. 2011,<br />

6 Ob 112/11f<br />

Der unterhaltspflichtige<br />

Gesellschafter (I)<br />

Auch die Privatentnahmen<br />

eines unterhaltspflichtigen Personengesellschafters<br />

gehören<br />

zu dessen Einkommen, wobei<br />

es nicht darauf ankommt, ob<br />

der Gesellschafter mit den Privatentnahmen<br />

sein Entnahmerecht<br />

überschritten hat und<br />

allenfalls in Zukunft Beträge<br />

rückerstatten muss.<br />

Bei einem Gesellschafter einer<br />

GmbH sind Geldbeträge oder<br />

geldwerte Vorteile („Quasi-<br />

Entnahmen“), die bei ordnungsgemäßer<br />

Verbuchung<br />

auf dem Verrechnungskonto<br />

erfasst werden, Bestandteil der<br />

Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />

und zwar unabhängig<br />

davon, ob der Gesellschafter<br />

formell beherrschenden Einfluss<br />

auf die GmbH hat oder<br />

nicht.<br />

k) EF-Z 2012/44<br />

OGH vom 29. 9. 2011,<br />

2 Ob 115/11t<br />

Der unterhaltspflichtige<br />

Gesellschafter (II)<br />

Da den Unterhaltsberechtigten<br />

ein Anteil an jenem Einkommen<br />

zur Verfügung gestellt<br />

werden soll, dessen sich der<br />

Unterhaltspflichtige bedienen<br />

kann, macht es keinen Unterschied,<br />

ob der Eingriff des<br />

Unterhaltspflichtigen in seine<br />

Vermögenssubstanz bei selbständig<br />

oder unselbständig<br />

Tätigen erfolgt.<br />

Bei Berücksichtigung von Privatentnahmen<br />

eines selbständig<br />

Erwerbstätigen macht es<br />

keinen Unterschied, ob der<br />

Unterhaltsschuldner die den<br />

Reingewinn des Unternehmens<br />

übersteigenden Privatentnahmen<br />

aus Reserven<br />

(bzw. Rückstellungen) finanziert<br />

oder durch eine Erhöhung<br />

der Bankschulden (6 Ob<br />

119/98p).<br />

Eine Hinzurechnung der Privatentnahmen<br />

zur Unterhalts-<br />

23


Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />

bemessungsgrundlage kann<br />

aber grundsätzlich nur dann<br />

erfolgen, wenn tatsächlich<br />

Vermögen vorhanden ist, das<br />

„flüssig“ gemacht werden<br />

kann, nicht aber dann, wenn<br />

die Erhöhung der liquiden<br />

Mittel für die Bestreitung des<br />

Lebensbedarfs durch das Eingehen<br />

von Schulden finanziert<br />

wird.<br />

l) EF-Z 2012/48<br />

OGH vom 12. 1. 2012,<br />

6 Ob 264/11h<br />

Macht Verschweigen von<br />

Nachlassgegenständen<br />

erbunwürdig?<br />

Die Aufzählung der Erbunwürdigkeitsgründe<br />

in § 542<br />

ABGB ist nicht erschöpfend.<br />

Durch § 542 ABGB wird jede<br />

Handlung oder Unterlassung<br />

sanktioniert, die in der Absicht<br />

gesetzt wird, den Willen des<br />

Erblassers zu vereiteln. Es<br />

muss jedenfalls ein Sachverhalt<br />

vorliegen, der den in<br />

§ 542 ABGB aufgezählten<br />

Gründen gleichkommt und<br />

eine Gefährdung der gewill -<br />

kürten Erbfolgeordnung beabsichtigt.<br />

Wenn eine solche<br />

Absicht nicht unterstellt werden<br />

kann, dann liegt ein Tatbestand<br />

iSd § 542 ABGB nicht<br />

vor.<br />

Ein Verschweigen von Nachlassgegenständen<br />

reicht für<br />

die Erfüllung des Tatbestandes<br />

des § 542 ABGB nicht aus;<br />

geschütztes Rechtsgut des<br />

§ 542 ABGB ist die Verfügungsfreiheit<br />

des Erblassers<br />

und nicht das vermögensrechtliche<br />

Interesse der Erben<br />

bzw. Noterben.<br />

m) EF-Z 2012/49<br />

OGH vom 17. 1. 2012,<br />

4 Ob 198/11p<br />

Notar sucht Testier -<br />

fähigkeit<br />

Der Vermerk des Notars in seinem<br />

anlässlich der Testamentserrichtung<br />

mit einer besachwalteten<br />

Person hergestellten<br />

Protokoll, er habe sich im Beisein<br />

der Zeugen durch ange-<br />

24<br />

messene Erforschung davon überzeugt, dass die<br />

Erklärung des letzten Willens des Erblassers frei<br />

und mit Überlegung geschehe, genügt den Form -<br />

erfordernissen des § 568 ABGB. Es kommt<br />

hin gegen nicht darauf an, dass der Notar festhält,<br />

auf welche Weise er sich von der Testierfähigkeit<br />

überzeugt und dass er „ein Gespräch geführt“ hat.<br />

Ein sonst gültiges Testament einer besachwalteten<br />

Person ist nicht allein deshalb ungültig, weil der<br />

bei Testamentserrichtung anwesende Sachwalter<br />

des Erblassers das aus diesem Anlass errichtete<br />

notarielle Protokoll nicht unterschrieben hat.<br />

6) Interdisziplinäre Zeitschrift für<br />

Familienrecht<br />

a) iFamZ 2011/214<br />

OGH vom 30. 8. 2011, 10 Ob 57/11x<br />

Nach ständiger Rechtsprechung gehen<br />

Unterhaltsverpflichtungen grundsätzlich<br />

allen anderen Verbindlichkeiten (z. B. Kreditverbindlichkeiten)<br />

vor.<br />

b) iFamZ 2011/215<br />

OGH vom 31. 8. 2011, 7 Ob 135/11w<br />

Auch im Fall eines „Unterhaltsstopps“ ist<br />

die steuerliche Entlastung der Unterhaltspflichtigen<br />

geboten.<br />

c) iFamZ 2011/234<br />

LG Krems vom 10. 6. 2011, 2 R 76/11f<br />

Pflegschaftsgerichtliche Genehmigung<br />

eines Bausparvertrags<br />

Der Abschluss eines Bausparvertrags bedarf dann<br />

keiner gerichtlichen Genehmigung, wenn er zum<br />

ordentlichen Wirtschaftsbetrieb gehört.<br />

d) iFamZ 2011/248<br />

OGH vom 21. 6. 2011, 4 Ob 75/11z<br />

Probleme um die internationale Zuständigkeit<br />

österreichischer Verlassenschaftsgerichte<br />

War der Erblasser weder österreichischer Staatsbürger<br />

noch im Inland wohnhaft, ist die öster -<br />

reichische Abhandlungsgerichtsbarkeit für hier<br />

gelegenes bewegliches Vermögen nur ausnahmsweise<br />

und dann gegeben, wenn die Rechtsdurchsetzung<br />

im Ausland aufgrund rechtlicher oder<br />

faktischer Umstände unmöglich ist. Dabei ist<br />

§ 106 Abs. 1 Z 2 lit c JN eng auszulegen. War je -<br />

doch bei Einleitung des Verfahrens die internationale<br />

Zuständigkeit des österreichischen Verlassenschaftsgerichts<br />

gegeben, so ändert ein späterer<br />

Wegfall der Voraussetzungen nichts an der österreichischen<br />

Abhandlungskompetenz.<br />

e) iFamZ 2011/251<br />

OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />

Die Voraussetzung für<br />

ein (mündliches) Not -<br />

testament<br />

Das mündliche Privattestament<br />

wurde wegen der damit verbundenen<br />

Missbrauchsgefahr<br />

auf den Notfall beschränkt und<br />

ist nur mehr dann zulässig,<br />

wenn unmittelbar die Gefahr<br />

droht, dass der Erblasser stirbt<br />

oder testierunfähig wird, bevor<br />

er seinen letzten Willen auf<br />

andere Weise zu erklären vermag.<br />

Dabei kommt es darauf<br />

an, ob ein allgemein nachvollziehbarer,<br />

durch objektive<br />

Umstände begründeter Eindruck<br />

<strong>beim</strong> Testator bestand,<br />

dass eine Notsituation iSd §<br />

597 Abs. 1 ABGB vorliegt.<br />

f) iFamZ 2012/9<br />

OGH vom 8. 11. 2011,<br />

10 Ob 67/11t<br />

Überprüfung des Vorschussweitergewährungsantrags<br />

nur bei<br />

nach Aktenlage begründeten<br />

Zweifeln an der<br />

Richtigkeit der Erklärung<br />

des Jugendwohlfahrts -<br />

trägers.<br />

g) iFamZ 2012/18<br />

OGH vom 20. 9. 2011,<br />

4 Ob 131/11k<br />

Verspätetes Rechtsmittel,<br />

Sachwalterentlohnung<br />

Bei einem Rekurs gegen den<br />

Beschluss über die Entlohnung<br />

des Sachwalters scheidet<br />

die Anwendung des § 46 Abs.<br />

3 AußStrG aus, weil die Be -<br />

rücksichtigung des verspäteten<br />

Rechtsmittels zu einem Nach -<br />

teil für den Sachwalter führen<br />

könnte, über dessen Entlohnungsanspruch<br />

bereits rechtskräftig<br />

entschieden wurde.<br />

h) iFamZ 2012/19<br />

OGH vom 19. 4. 2011,<br />

6 Ob 179/11h<br />

Unzuverlässiger Revisionsrekurs<br />

über den Kostenpunkt<br />

Nach stRsp ist der Revisions -<br />

rekurs über den Kostenpunkt


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />

jedenfalls unzulässig. Den<br />

Kostenpunkt betreffen alle<br />

Entscheidungen über die Kosten<br />

eines Kurators/Sachwalters<br />

oder dessen Belohnung/Ent -<br />

schädigung, also alle Entscheidungen,<br />

mit denen in irgendeiner<br />

Form – materiell oder<br />

formell – über Kosten abgesprochen<br />

wird.<br />

i) iFamZ 2012/30<br />

OGH vom 13. 10. 2011,<br />

1 Ob 204/11y<br />

Parteistellung von Nachlassgläubigern<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

Nach nunmehr stRsp des<br />

OGH hat sich durch das<br />

AußStrG 2003 an der Rechtsstellung<br />

von Nachlassgläubigern<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

nichts geändert. Wie<br />

schon nach dem AußStrG<br />

1854 haben Nachlassgläubiger<br />

im Verlassenschaftsverfahren<br />

nur insoweit Parteienstellung,<br />

als sie von ihren Rechten nach<br />

§ 174 AußStrG und §§ 811 bis<br />

813 ABGB Gebrauch machen.<br />

j) iFamZ 2012/31<br />

OGH vom 24. 8. 2011,<br />

3 Ob 145/11m<br />

Der übergangene Erbe<br />

hat kein Rekursrecht<br />

gegen den Einantwortungsbeschluss<br />

Ab Bindung des Gerichts an<br />

den Einantwortungsbeschluss<br />

durch Übergabe der Urschrift<br />

dieses Beschlusses an die<br />

Geschäftsabteilung hat der<br />

(bisher übergangene) Erbe<br />

kein Rekursrecht und kann<br />

sein Erbrecht nur noch mit<br />

Erbschaftsklage nach § 823<br />

ABGB durchsetzen.<br />

k) iFamZ 2012/33<br />

OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />

Keine Pflichtteilsminderung bei Kontaktverweigerung<br />

zum minderjährigen oder<br />

erwachsenen Kind<br />

Gemäß § 773a Abs. 3 ABGB, der mit 1. 7. 2001<br />

ohne ausdrückliche Übergangsbestimmungen in<br />

Kraft trat, steht das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />

nicht zu, wenn der Erblasser die Ausübung<br />

des Rechts auf persönlichen Verkehr mit dem<br />

Pflichtteilsberechtigten grundlos abgelehnt hat.<br />

Diese Bestimmung ist auch auf solche Testamente<br />

anzuwenden, die vor dem 1. 7. 2001 verfasst<br />

wurden. Die Norm stellt eine Sanktion unerwünschten<br />

Verhaltens dar, kann aber nur in<br />

einem Verhalten des Erblassers begründet sein,<br />

das dieser nach dem 1. 7. 2011 gesetzt hat.<br />

Dabei sind minderjährige und erwachsene Kinder<br />

als Pflichtteilsberechtigte gleich zu behandeln:<br />

Auch die grundlose Ablehnung des persönlichen<br />

Verkehrs des (nunmehrigen) Erblassers gegenüber<br />

seinen erwachsenen Kindern muss zum Verlust<br />

des Rechts des Erblassers führen, den Pflichtteil<br />

dieses Kindes zu mindern.<br />

l) iFamZ 2012/47<br />

OGH vom 24. 10. 2011, 8 Ob 93/11a<br />

Unterhaltsbemessung und Beweislast<br />

In Detailfragen der Unterhaltsbemessung (z. B.<br />

FLAG-Entlastung) hat der Unterhaltsschuldner<br />

die für seinen Rechtsstandpunkt günstigen Tatsachen<br />

ausreichend zu behaupten und zu<br />

beweisen.<br />

m) iFamZ 2012/77<br />

OGH vom 16. 3. 2011, 6 Ob 30/11x<br />

Formungültiges Testament – Haftung des<br />

Errichters<br />

Der beklagte Rechtsanwalt hatte zur Errichtung<br />

des fremdhändigen Testaments als Zeugen auch<br />

den gemäß § 594 ABGB relativ untauglichen<br />

Schwager der eingesetzten Erbin beigezogen. Der<br />

Schaden der Klägerin ist nach der Differenzmethode<br />

zu ermitteln. Es ist die rechtliche und wirtschaftliche<br />

Position der Klägerin bei formgültigem<br />

Testament mit jener bei formungültigem Testament<br />

zu vergleichen.<br />

n) iFamZ 2012/78<br />

OGH vom 8. 11. 2011,<br />

3 Ob 174/11a<br />

Formungültiges Testament<br />

– Konversion?<br />

Fehlt <strong>beim</strong> fremdhändigen<br />

Testament jedweder auf die<br />

Zeugeneigenschaft hinweisender<br />

Zusatz, so ist es ungültig.<br />

Konversion in ein mündliches<br />

Nottestament scheidet schon<br />

deshalb aus, weil sich die Testatorin<br />

nach der Form des<br />

eigenhändigen Testaments<br />

hätte bedienen können.<br />

o) iFamZ 2012/79<br />

OGH vom 22. 11. 2011,<br />

8 Ob 103/11x<br />

Voraussetzung für die<br />

Geltendmachung des<br />

Schenkungspflichtteils<br />

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Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

ADir.<br />

Rainer Jäger<br />

Fachredakteur Firmenbuch<br />

LG Wels<br />

E-Mail:<br />

rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Firmenbuch<br />

Die Genossenschaft und der elektronische<br />

Rechtsverkehr<br />

Ausgangslage:<br />

Mit elektronischer Eingabe wurde vom Revisionsverband<br />

einer großen, österreichweit agierenden<br />

Genossenschaft dem zuständigen Firmenbuchgericht<br />

ein Antrag auf Eintragung von zwei Prokuristen<br />

übermittelt. Sowohl der Antrag selbst als<br />

auch die entsprechenden Beilagen (Musternamensfertigungen)<br />

wurden als PDF-Datei übermittelt.<br />

Rechtliche Bestimmungen:<br />

Durch die Bestimmung des § 89c Abs 1 GOG<br />

werden elektronische Eingaben von den Erfordernissen<br />

für die äußere Form von Schriftsätzen<br />

ausgenommen. Elektronische Eingaben bedürfen<br />

naturgemäß keiner Unterfertigung. Um die<br />

Zurechnung einer im elektronischen Rechtsverkehr<br />

übermittelten Eingabe zu gewährleisten, hat<br />

der Einbringer anstelle seiner Unterschrift seinen<br />

Anschriftcode beizufügen (§ 7 Abs 4 ERV).<br />

Gemäß § 6 ERV ist zur Sicherung von Missbräuchen<br />

von dem am elektronischen Rechtsverkehr<br />

Beteiligten durch geeignete technische und organisatorische<br />

Maßnahmen zu gewährleisten, dass<br />

die Eingabe nur von demjenigen elektronisch<br />

eingebracht werden kann, der in der Eingabe als<br />

Einbringer bezeichnet wird.<br />

§ 89c Abs 6 GOG verpflichtete seit 1.10.2011 Kredit-<br />

und Finanzinstitute sowie inländische Versicherungsunternehmen<br />

im Grundbuchs- oder Firmenbuchverfahren<br />

zur Teilnahme am elektronischen<br />

Rechtsverkehr. Eingaben und im Original<br />

vorzulegende Urkunden sind somit im ERV einzubringen.<br />

Durch die Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes<br />

vom 20.4.2012, BGBl I Nr.<br />

26/2012, erfolgte diesbezüglich keine inhaltliche<br />

Neugestaltung.<br />

Gemäß § 7 Abs 1 GenG kann bei allen Anmeldungen<br />

zur Eintragung in das Firmenbuch die<br />

notarielle oder gerichtliche Beglaubigung entfallen,<br />

wenn die Anmeldung oder die Vollmacht mit<br />

der firmenmäßigen Zeichnung der Genossenschaft<br />

versehen ist und die Unterschriften der<br />

ADir RegRat Rainer Jäger<br />

Zeichnenden bei den Akten<br />

des Gerichtes bereits in<br />

beglaubigter Form erliegen.<br />

Im Genossenschaftsgesetz (so<br />

etwa die §§ 9, 16, 24b) im<br />

Genossenschaftsrevisionsgesetz<br />

(z.B. § 27) und im Genossenschaftsverschmelzungsgesetz<br />

(§ 4) finden sich mehrere<br />

Bestimmungen, welche die<br />

Einreichung von Urkunden<br />

und Dokumenten (im weitesten<br />

Sinn) zum Firmenbuch<br />

anordnen.<br />

Gemäß § 7 Abs 2 GenG<br />

genügt zum Nachweis eines<br />

Beschlusses der Generalversammlung<br />

– sofern der<br />

Genossenschaftsvertrag nichts<br />

anderes bestimmt – die Vorlage<br />

einer von der Genossenschaft<br />

unter ihrer firmenmäßigen<br />

Zeichnung als richtig<br />

bestätigten Protokollabschrift,<br />

wenn die Unterschriften der<br />

Zeichnenden bei den Akten<br />

des Gerichtes bereits in<br />

beglaubigter Form erliegen.<br />

Die Übermittlung von Urkunden,<br />

die Original vorzulegen<br />

sind, hat gemäß § 8a Abs 2<br />

ERV so zu erfolgen, dass auf<br />

die Einstellung in einem<br />

Urkundenarchiv einer Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts<br />

(§ 91c GOG) hingewiesen und<br />

unter Bekanntgabe eines eindeutigenUrkundenidentifizierungsbegriffs<br />

wirksam die<br />

Ermächtigung zum Zugang zu<br />

den Daten der gespeicherten<br />

Urkunde erteilt wird.<br />

Ist die Anmeldung in beglaubigter<br />

Form zu unterfertigen,<br />

so ist sie gemäß § 8a Abs 3<br />

27


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ERV nach erfolgter Beglaubigung<br />

der Eingabe in ein<br />

Urkundenarchiv einer Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts einzustellen<br />

und dem Gericht<br />

elektronisch zu übermitteln.<br />

Die Übermittlung als PDF-<br />

Anhang nach § 5 Abs 1 ERV<br />

ist nur dann zulässig, wenn<br />

die Eingabe nicht beglaubigt<br />

zu unterfertigen ist. Seit<br />

1.5.2012 ist infolge der Änderung<br />

der Verordnung über den<br />

elektronischen Rechtsverkehr<br />

(ERV 2006) durch BGBl II Nr.<br />

141/2012 folgender Satz angefügt:<br />

„Dasselbe gilt für Urkunden<br />

gemäß § 7 Abs 2 Genossenschaftsgesetz<br />

(GenG).“<br />

Urkundenarchive einer Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts<br />

sind das ARCHIVIUM der<br />

Rechtsanwälte, das CYBER-<br />

DOC der Notare sowie das<br />

elektronische Urkundenarchiv<br />

der Justiz, wobei die Einstellung<br />

der Anträge und Urkunden<br />

in das Justizarchiv von<br />

den Beglaubigungsbediensteten<br />

der Bezirksgerichte erfolgt.<br />

Fazit:<br />

Die gesetzliche Verpflichtung,<br />

Eingaben und im Original vorzulegende<br />

Urkunden im Firmenbuchverfahren<br />

im elektronischen<br />

Rechtsverkehr einzubringen,<br />

besteht lediglich für<br />

Kreditgenossenschaften; für<br />

alle anderen Genossenschaften,<br />

wie etwa Lagerhausgenossenschaften,Winzergenossenschaften,Weidegenossenschaften,<br />

Nah- bzw. Fernwärmegenossenschaften<br />

etc. gibt es<br />

gemäß § 8a Abs 1 ERV die<br />

Möglichkeit, aber eben nicht<br />

die Pflicht zur Verwendung<br />

des elektronischen Rechtsverkehrs.<br />

Die gesetzliche Berechtigung<br />

bzw. Verpflichtung (im Fall<br />

einer Kreditgenossenschaft)<br />

trifft den Rechtsträger selbst.<br />

Treten andere Personen als<br />

die Genossenschaft selbst als<br />

Einbringer der Eingabe auf,<br />

hat dieser Umstand die Folge,<br />

dass die Eingabe, wie im Fall<br />

einer fehlenden Unterfertigung<br />

28<br />

auf einer in Papierform, nicht eindeutig dem<br />

Antragsteller zugeordnet werden kann. Dies ist<br />

jedenfalls immer dann der Fall, wenn die Firmenbucheingabe<br />

für die Genossenschaft durch ihren<br />

zuständigen Revisionsverband übermittelt wird.<br />

Der Revisionsverband ist nur zur elektronischen<br />

Übermittlung der Unterlagen nach § 277 bis 281<br />

(Rechnungslegungsunterlagen) berechtigt (§ 9<br />

Abs 1 ERV).<br />

Die Tatsache, dass der durch seinen Anschriftencode<br />

ausgewiesene Absender der Eingabe nicht<br />

dieselbe Person ist wie der in der Eingabe angeführte<br />

Einbringer (§ 7 Abs 4 ERV), ist damit ein<br />

dem Fehlen einer Unterschrift auf einer Eingabe<br />

in Papierform gleichzuhaltender Formmangel<br />

(OLG Wien, 28 R 31/09y vom 25.2.2009). Dieser<br />

Mangel kann allerdings mit der Vorlage einer entsprechenden<br />

Vollmacht behoben werden, wobei<br />

jedoch die Übermittlung eines aus einer eingescannten<br />

Vollmacht generierten PDF in diesem<br />

Fall nicht ausreicht, sondern müsste die Vollmacht<br />

gemäß § 8a Abs 2 ERV in ein elektronisches<br />

Urkundenarchiv gem. § 91c GOG gestellt<br />

und erst dann dem Firmenbuchgericht übermittelt<br />

werden. Auf eine erteilte Vollmacht berufen dürfen<br />

sich auf Grund der einschlägigen gesetzlichen<br />

Bestimmungen nur Rechtsanwälte und Notare.<br />

Eine Vorlage der Vollmacht für jede einzelne Firmenbuchanmeldung<br />

ist mE nicht notwendig, die<br />

einmalige Vorlage einer entsprechenden Generalvollmacht,<br />

wie sie in der Praxis etwa auch bei<br />

großen Publikum-KG’s erfolgt, wird ausreichend<br />

sein. Dann genügt bei einer auf diese Vollmacht<br />

gestützte elektronische Übermittlung einer<br />

Anmeldung ein Hinweis auf die bei Gericht erliegende<br />

Urkunde.<br />

Die Übermittlung des Firmenbuchantrages als<br />

PDF-Anhang wird in den meisten Fällen zulässig<br />

sein, da sich ja die beglaubigten Musterzeichnungen<br />

der Organe der Genossenschaft bereits <strong>beim</strong><br />

Firmenbuchgericht befinden und die Anmeldung<br />

zur Eintragung selbst daher nicht mehr in beglaubigter<br />

Form zu unterfertigen ist. Anmeldungen,<br />

welche eine der im § 11 FBG aufgezählten<br />

Rechts tatsachen zum Inhalt haben, bedürfen<br />

schon auf Grund dieser Bestimmung keiner<br />

beglaubigten Unterfertigung.<br />

Anders verhält es sich jedoch mit den vorzulegenden<br />

Urkunden. Das Gesetz spricht lediglich<br />

von „im Original vorzulegenden Urkunden“, welche<br />

das aber in concreto sind, findet man dann<br />

nirgends. Zumindest aber alle jene Urkunden, die<br />

gemäß § 12 FBG in die Urkundensammlung aufzunehmen<br />

sind, die also Grundlage einer Eintragung<br />

im Firmenbuch bilden bzw. deren Aufnahme<br />

in die Urkundensammlung der Gesetzgeber<br />

ausdrücklich angeordnet hat, sind im Original<br />

vorzulegen. Aber auch jene Urkunden, die zwar<br />

nicht Grundlage einer Firmenbucheintragung,<br />

aber doch Voraussetzung einer solchen Eintragung<br />

sind, werden im Original vorzulegen sein.<br />

Dazu zählen etwa (allgemein)<br />

Bankbestätigungen, steuerlicheUnbedenklichkeitsbescheinigungen,Bewertungsgutachten,<br />

Stellungnahmen<br />

der Interessenverbände bzw.<br />

Revisionsverbände, Bescheide<br />

von Verwaltungsbehörden.<br />

Somit bleiben nicht mehr viele<br />

Urkunden über, die im Firmenbuchverfahren<br />

auch als<br />

Kopie vorgelegt werden dürfen.<br />

Diese Urkunden werden<br />

sich auf bloße Bescheinigungsmittel<br />

reduzieren.<br />

Sind die Urkunden also im<br />

Original vorzulegen, was wie<br />

gesagt auf die meisten Urkunden<br />

zutrifft, hat die Genossenschaft<br />

die gesetzliche Verpflichtung,<br />

diese Urkunden in<br />

ein Archiv einer Körperschaft<br />

öffentlichen Rechts einzustellen<br />

und erst dann dem Firmenbuchgericht<br />

den Zugang<br />

dazu zu ermöglichen. Da die<br />

Genossenschaften bzw. deren<br />

Revisionsverbände über ein<br />

derartiges Urkundenarchiv<br />

nicht verfügen, bleibt ihnen<br />

also der Weg zu einem Notar<br />

oder einem Rechtsanwalt oder<br />

einem Bezirksgericht zwecks<br />

Speicherung der dem Firmenbuch<br />

zu übermittelnden<br />

Urkunden nicht erspart. Dies<br />

gilt allerdings neuerdings nicht<br />

mehr für die im § 7 Abs 2<br />

GenG angeführten Urkunden<br />

(siehe § 8a Abs 3 ERV in der<br />

Fassung BGBl II Nr.<br />

141/2012). Durch diese vom<br />

BMJ nicht vorangekündigte,<br />

aus der Sicht der Genossenschaften<br />

aber durchaus sinnvolle<br />

Änderung genügt zum<br />

Nachweis eines Beschlusses<br />

der Generalversammlung –<br />

sofern der Genossenschaftsvertrag<br />

nichts anderes<br />

bestimmt – die Vorlage einer<br />

von der Genossenschaft unter<br />

ihrer firmenmäßigen Zeichnung<br />

als richtig bestätigten<br />

Protokollabschrift, wenn die<br />

Unterschriften der Zeichnenden<br />

bei den Akten des<br />

Gerichtes bereits in beglaubigter<br />

Form erliegen, als PDF-<br />

Anhang.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />

Rechtsmittelentscheidungen<br />

I/2012<br />

OGH 6 Ob 225/11y<br />

(24.11.2011)<br />

Die Offenlegungsverpflichtung<br />

der §§ 277 ff UGB sehen keine<br />

Ausnahmebestimmungen für<br />

die Fälle vor, in denen einzelne<br />

Bilanzposten mit Unsicherheit<br />

behaftet sind. Der OGH<br />

hat bereits mehrfach ausgesprochen,<br />

dass zur Wahrung<br />

der Frist auch die Einreichung<br />

eines vorläufigen Jahresabschlusses<br />

ausreichen kann. Bei<br />

allfälligen späteren Änderungen<br />

ist der geänderte Jahresabschluss<br />

nachträglich <strong>beim</strong><br />

Firmenbuchgericht einzureichen.<br />

OGH 6 Ob 256/11g<br />

(21.12.2011)<br />

Solange die Gesellschaft als<br />

werbendes Unternehmen<br />

geführt wird, ist der Gesellschaft<br />

und ihren Organen der<br />

Einwand der Unmöglichkeit<br />

der Bilanzerstellung infolge<br />

Vermögenslosigkeit verwehrt.<br />

In diesem Fall besteht vielmehr<br />

ein besonderes Informationsbedürfnis<br />

der Gläubiger<br />

und allfälliger Dritter.<br />

OGH 6 Ob 227/11t<br />

(24.11.2011)<br />

Die Unterlassung einer Begründung<br />

des Einspruchs bedeutet<br />

einen Verstoß gegen die<br />

Bestimmung des § 283 Abs 3<br />

UGB. Für den Fall des Fehlens<br />

einer jeglichen Begründung des<br />

Einspruchs ordnet das Gesetz<br />

dessen beschlussmäßige<br />

Zurückweisung an.<br />

zusammengefasst von ADir. RegRat Rainer Jäger<br />

OGH 6 Ob 239/11g (24.11.2011)<br />

Für die Annahme, dass viele Jahre zurückliegende<br />

Jahresabschlüsse nicht mehr vorgelegt werden<br />

müssen und deren Vorlage nicht erzwungen werden<br />

kann, bieten §§ 277 ff UGB nicht die geringste<br />

Grundlage. Vielmehr sind nach gefestigter<br />

Rechtslage des OGH Zwangsstrafen auch dann<br />

zu verhängen, wenn die Vorlage von mehrere<br />

Jahre zurückliegenden Jahresabschlüssen erzwungen<br />

werden soll. Dem Informationsbedürfnis<br />

Dritter wird umso mehr entsprochen, je kontinuierlicher<br />

Wirtschaftsdaten zur Verfügung stehen,<br />

weswegen selbst die Vorlage eines aktuellen Jahresabschlusses<br />

eine Vorlage vorangehender Jahresabschlüsse<br />

nicht obsolet macht.<br />

OGH 6 Ob 99/11v (16.6.2011)<br />

Die Wahl des Vorsitzenden einer Generalversammlung<br />

erfolgt mangels anderweitiger Bestimmung<br />

im Gesellschaftsvertrag mit einfacher Mehrheit,<br />

wobei alle Gesellschafter stimmberechtigt<br />

sind. Diesem auf diese Weise gewählten Vorsitzenden<br />

kommt auch die Befugnis zur Feststellung<br />

der Beschlussergebnisse zu.<br />

OGH 6 Ob 202/10i (13.10.2012)<br />

Eine von der Mitgliedschaft losgelöste Übertragung<br />

der Stimmrechte auf einen Dritten oder<br />

einem Mitgesellschafter ist unzulässig. Mit Zustimmung<br />

der Betroffenen können Stimmgewichte im<br />

Zuge einer Änderung des Gesellschaftsvertrages<br />

neu verteilt werden. Für einen Geschäftsanteil<br />

kann das Stimmrecht nur einheitlich ausgeübt<br />

werden; dies gilt auch dann, wenn der Geschäftsanteil<br />

nach dem Gesellschaftsvertrag mehrere<br />

Stimmen hat.<br />

OGH 6 Ob 234/11x (21.12.2011)<br />

Die Einspruchswerber haben in Hinblick auf den<br />

auch im Zwangsstrafverfahren anzuwendenden<br />

§ 16 Abs 2 AußStrG vollständig und wahrheitsgemäß<br />

alle ihnen bekannten, für die Entscheidung<br />

des Gerichts maßgebenden Tatsachen und<br />

Beweise vorzubringen. Eine<br />

amtswegige Ermittlungspflicht<br />

des Firmenbuchgerichts<br />

besteht hingegen nicht, vielmehr<br />

liegt es am Einspruchswerber<br />

selbst, schon im Einspruch<br />

die der Erfüllung seiner<br />

Offenlegungspflicht entgegenstehenden<br />

Hindernisse<br />

darzutun. Daran ändert auch<br />

die vom Rekursgericht ins<br />

Spiel gebrachte Unschuldsvermutung<br />

nichts. Der § 283 Abs<br />

1 UGB setzt für eine zwingende<br />

Bestrafung lediglich das<br />

Verstreichen der Offenlegungsfrist<br />

von neun Monaten<br />

voraus. Im Übrigen gilt die<br />

Vermutung des Art 6 Abs 2<br />

EMRK nur für Strafverfahren.<br />

OGH 6 Ob 224/11a<br />

(21.12.2011)<br />

Eine negative Stellungnahme<br />

der nach § 40 Abs 2 FBG zur<br />

Äußerung aufgeforderten Steuerbehörde<br />

löst lediglich eine<br />

Verpflichtung des Gerichts zur<br />

amtswegigen Prüfung der Vermögenslosigkeit<br />

der Gesellschaft<br />

aus, wenn konkrete<br />

Umstände dargetan werden,<br />

die eine Vermutung der Vermögenslosigkeit<br />

widerlegen<br />

könnten; eine Sperrfunktion<br />

kommt den in § 40 Abs 2 FBG<br />

genannten Institutionen hingegen<br />

nicht zu. Der Verweis auf<br />

anhängige Abgabenverfahren,<br />

ohne dass konkret dargetan<br />

wird, die Gesellschaft hätte<br />

Vermögen, etwa weil sie<br />

(Steuer-)Rückzahlungen zu<br />

erwarten hätte, widerlegt nicht<br />

29


Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

die Vermutung der Vermögenslosigkeit.<br />

OGH 6 Ob 248/11f<br />

(21.12.2011)<br />

Dass das Firmenbuchgericht<br />

die Gesellschaft nicht anlässlich<br />

der Einreichung des Jahresabschlusses<br />

2009 auf das<br />

Fehlen der Jahresabschlüsse<br />

für die beiden vorangegangenen<br />

Jahre aufmerksam<br />

gemacht hat, vermag die<br />

Gesellschaft nicht zu entlasten.<br />

Die Verpflichtung zur fristgerechten<br />

Offenlegung trifft<br />

unabhängig von staatlicher<br />

Intervention die Gesellschaft<br />

bzw. deren Organe. Daran<br />

ändert auch nichts, dass im<br />

Jahresabschluss 2009 gem.<br />

§ 223 Abs 2 UGB die Vorjahreszahlen<br />

anzugeben waren.<br />

Nach ständiger Rechtsprechung<br />

sind Zwangsstrafen<br />

auch dann zu verhängen,<br />

wenn die Vorlage von mehrere<br />

Jahre zurückliegenden Jahresabschlüssen<br />

Gegenstand<br />

des Verfahrens ist.<br />

OGH 6 Ob 235/11v<br />

(21.12.2011)<br />

Entgegen der Auffassung des<br />

Rekursgerichts [Anm. der Red.:<br />

OLG Wien] wird mit der Erlassung<br />

einer Zwangsstrafverfügung<br />

nicht der gesamte bis<br />

dahin andauernde Verstoß<br />

gegen die Offenlegungspflicht<br />

verfolgt, sondern nur derjenige<br />

für die betreffende Zweimonatsfrist<br />

gemäß § 283 Abs 1<br />

letzter Satz und Abs 4 UGB.<br />

Die jeweils zweimonatigen<br />

Strafperioden richten sich ausschließlich<br />

nach dem objektiven<br />

Kriterium des Abschlussstichtags<br />

und des letzten Tags<br />

der Offenlegungsfrist neun<br />

Monate später. Aus diesen<br />

Erwägungen bestehen entgegen<br />

der Rechtsansicht des<br />

Rekursgerichts auch keine<br />

Bedenken gegen die gleichzeitige<br />

Verhängung mehrerer<br />

Zwangsstrafverfügungen für<br />

verschiedene (jeweils zweimonatige)<br />

Bestrafungszeiträume.<br />

Im Spruch jeder einzelnen<br />

30<br />

Zwangsstrafverfügung ist aber der Bestrafungszeitraum<br />

eindeutig auszudrücken.<br />

OGH 6 Ob 101/11p (12.1.2012)<br />

Das Firmenbuchgericht hat bei einer Privatstiftung<br />

– anders als bei Aktiengesellschaften und<br />

Gesellschaften mbH – bei der Anmeldung der<br />

Abberufung von Vorstandsmitgliedern eine amtswegige<br />

Prüfung vorzunehmen, die sich im<br />

Wesentlichen darauf beschränken kann, ob ein<br />

Abberufungsgrund schlüssig dargelegt wurde und<br />

die dem Eintragungsgesuch zugrunde liegenden<br />

Tatsachen glaubwürdig sind. Die Verpflichtung<br />

zur weiteren Prüfung besteht jedenfalls dann,<br />

wenn Bedenken gegen die Richtigkeit der im<br />

Gesuch zugrundeliegenden Tatsachen bestehen.<br />

OGH 6 Ob 8/12p (16.2.2012)<br />

Der Umstand, dass es sich bei der Gesellschaft<br />

um einen bloßen Mantel handelt, entbindet nicht<br />

von der Offenlegungspflicht, zumal die Allgemeinheit<br />

und potentielle Gläubiger diesen<br />

Umstand dem Firmenbuch nicht entnehmen können.<br />

Eine chronische Erkrankung des Geschäftsführers<br />

und dessen Alter stellen jedenfalls kein<br />

unvorhergesehenes und unabwendbares Ereignis<br />

iSd § 283 Abs 1 UGB dar. Dabei handelt es sich<br />

vielmehr offenbar um einen Dauerzustand, auf<br />

den sich die Gesellschaft und der Geschäftsführer<br />

entsprechend einrichten müssen.<br />

OGH 6 Ob 17/12m (16.2.2012)<br />

Die Nichteinreichung der Gewinn- und Verlustrechnung<br />

als Teil des Jahresabschlusses erfüllt<br />

den Tatbestand des § 283 UGB. In der Entscheidung<br />

6 Ob 235/11v (siehe oben) hat der OGH<br />

klargestellt, dass im Spruch jeder einzelnen<br />

Zwangsstrafverfügung der Bestrafungszeitraum<br />

eindeutig auszudrücken ist. Hingegen ist im<br />

ordentlichen Verfahren, das über rechtzeitigen<br />

Einspruch gegen die Zwangsstrafverfügung eingeleitet<br />

wird, die Angabe des Bestrafungszeitraums<br />

zwar zweckmäßig, aber nicht unbedingt erforderlich,<br />

weil der Verfahrensgegenstand des ordentlichen<br />

Verfahrens zwangsläufig mit demjenigen der<br />

Zwangsstrafverfügung ident ist, sodass sich der<br />

Bestrafungszeitraum bereits aus der zugrundeliegenden<br />

– durch Einspruch bekämpften –<br />

Zwangsstrafverfügung ergibt.<br />

OGH 6 Ob 32/12t (15.3.2012)<br />

Nach § 277 Abs 6 UGB sind Jahresabschlüsse<br />

elektronisch einzureichen. Aus § 29 FBG ergibt<br />

sich ein berechtigtes Interesse des Staats, Daten<br />

in technisch einfach überführbarer Form zur Verfügung<br />

gestellt zu bekommen. Diesen Umstand<br />

trägt § 283 Abs 1 UGB Rechnung, der jeden Verstoß<br />

gegen § 277 UGB, somit auch einen Formverstoß<br />

gegen dessen Abs 6, unter Strafe stellt.<br />

Der gegenteiligen Judikatur<br />

des OLG Linz (6 R 10/09x)<br />

kann daher nicht gefolgt werden.<br />

Das Ausbleiben des<br />

Alleinaktionärs und die<br />

dadurch fehlende Feststellung<br />

des Jahresabschlusses rechtfertigt<br />

nicht die Nichteinhaltung<br />

der Offenlegungspflicht. Wie<br />

der OGH bereits mehrfach<br />

ausgesprochen hat, reicht zur<br />

Wahrung der Frist des § 277<br />

UGB die Einreichung eines<br />

vorläufigen Jahresabschlusses.<br />

OGH 6 Ob 203/11p<br />

(16.2.2012)<br />

Lediglich eine natürliche Person<br />

ist als privater Hauseigentümer<br />

gerade noch Verbraucher<br />

und nicht Unternehmer,<br />

wenn sie nicht mehr als fünf<br />

Mietobjekte in Bestand gibt.<br />

Dies gilt nicht für eine GmbH<br />

& Co KG. Nach Auffassung<br />

des OGH liegt eine auf Dauer<br />

angelegte Organisation selbständiger<br />

wirtschaftlicher<br />

Tätigkeit iSd § 1 Abs 2 UGB<br />

bereits in dem Umstand, dass<br />

zur Ausübung der Tätigkeit<br />

eine eigene Kapitalgesellschaft,<br />

nämlich die Komplementärin,<br />

gegründet wurde.<br />

Eine bestimmte Betriebsgröße,<br />

ein Mindestkapital oder eine<br />

sonstige Mindestorganisation<br />

ist nicht erforderlich. Auch<br />

dass die Gesellschaft keine<br />

Mitarbeiter hat, steht einer<br />

Qualifikation der Gesellschaft<br />

als unternehmerisch tätig nicht<br />

entgegen.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

ADir.<br />

Johannes<br />

Kuster<br />

Fachredakteur Grundbuch<br />

BG Graz-Ost<br />

E-Mail:<br />

johannes.kuster@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Grundbuch<br />

Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />

Der 7. Mai 2012 hat endgültig den Start für das<br />

Programm Grundbuch-Neu in der Version 1.5<br />

gebracht. Die Datenmigration hat – bis auf ein<br />

paar Kleinigkeiten – einwandfrei funktioniert.<br />

Die aufgetauchten Schwierigkeiten und Probleme,<br />

vor allem durch die Zusammenarbeit mit<br />

dem Rechner des Bundesamtes für Eich- und<br />

Vermessungswesen, haben vielen unserer Kollegeninnen<br />

viel Überzeugungsarbeit und Mühewaltung,<br />

insbesondere hinsichtlich des technischen<br />

Supports, gekostet. Als kleines Schmankerl dazu<br />

wird eine Trennstückliste, die ordnungsgemäß<br />

abgeholt wurde aber ohne Inhalt dargestellt<br />

wird, trotzdem nach Beendigung des Vollzuges<br />

dem BEV als durchgeführt weitergemeldet und<br />

von dem anderen Rechner ohne Kommentar<br />

akzeptiert (und in der anderen Datenbank vollzogen).<br />

Wir haben in unserem Arbeitsbereich mit der<br />

Umstellung auf das Grundbuch-Neu eine neue<br />

Front geöffnet und gleichzeitig eine Reihe von<br />

weiteren Arbeitsfeldern, die unseren Stand als<br />

DiplomrechtspflegerInnen betreffen, aufgetan:<br />

1. Mit der Grundbuchsnovelle 2008 wurde im<br />

§ 2a – c GUG festgelegt, dass die Einbücherung<br />

des öffentlichen Gutes (§§ 287 und 288 ABGB)<br />

durch die Umstellung des Grundbuches mit der<br />

Datenmigration ex lege erfolgt. Der Gesetzgeber<br />

hat dabei offensichtlich übersehen, dass in den<br />

bisherigen Verzeichnissen über das öffentliche<br />

Gut (EZ 50000 und 50001) Grundstücke verschiedenster<br />

„Eigentümer“ gesammelt wurden. So<br />

haben wir derzeit in den Bereichen, wo die Einbücherung<br />

des öffentlichen Gutes noch nicht zur<br />

Gänze durchgeführt wurde, die offene Frage,<br />

wie die noch laufenden Einbücherungsverfahren<br />

(die durch die elektronische Einbücherung am<br />

7. Mai 2012 obsolet wurden) als eigenständige<br />

Verfahren weiterzuführen sind oder nicht. § 2c<br />

GUG spricht von der Ermittlung des Eigentümers<br />

im Außerstreitigen Verfahren; weder die gesetzli-<br />

ADir. Johannes Kuster<br />

chen Materialien zur Novelle<br />

2008 noch die Kommentare<br />

geben Aufschluss darüber, ob<br />

diese Verfahren Richter- oder<br />

DiplomrechtspflegerInnen-<br />

Verfahren sind (lediglich aus<br />

dem Allgemeinen Grundbuch -<br />

anlegungsgesetz, dass ja auch<br />

schon bisher die Richterzuständigkeit<br />

festgelegt hat,<br />

könnte in Analogie die<br />

Zuständigkeit festgestellt werden).<br />

2. § 18a – c GUG normieren<br />

die Möglichkeiten der Abund<br />

Zuschreibung zwischen 2<br />

verschiedenen Bezirksgerichten<br />

sowie die Eintragung und<br />

Löschung von Simultanpfandrechten<br />

bei mehreren Gerichten<br />

(auch wenn wir die versprochene<br />

Löschung der Eintragungen<br />

der Anmerkungen<br />

der Simultanhaftung als<br />

Haupt- und Nebeneinlagen<br />

durch die Datenmigration<br />

nicht bekommen haben, ist<br />

die Gültigkeit dieser ehema -<br />

ligen Form der Simultanhaftung<br />

kraft Gesetzes aufgehoben).<br />

Die gesetzlichen Materialien<br />

zur GB-Novelle 2008<br />

lassen keine Rückschlüsse auf<br />

weitere Eintragungen im<br />

Grundbuche eines Fremdgerichtes<br />

zu. Umso verwunderlicher<br />

wird es, wenn die<br />

Bestimmungen der vorgenannten<br />

Paragraphen dahingehend<br />

ausgelegt werden,<br />

dass z.B. das Bewilligungsgericht<br />

der Zwangsversteigerung<br />

diese auch in weiteren<br />

Gerichten vollzugsmäßig<br />

31


Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />

anordnet (§ 18 EO, forum rei<br />

sitae). Hinsichtlich der<br />

zwangsweisen Pfandrechtsbegründungen<br />

bei mehreren<br />

Gerichten wird wohl die<br />

Zuständigkeit des Bewilligungsgerichtes<br />

als auch das<br />

zuständige Gericht für die<br />

Löschung verbleiben, da in<br />

den Nebeneinlagen kein Exekutionsakt<br />

nach den Bestimmungen<br />

der Geo anhängig<br />

sein darf und nach einer<br />

kürzlich ergangenen Entscheidung<br />

des OGH eine Löschung<br />

eines exekutiven Pfandrechtes<br />

ohne gleichzeitige Einstellung<br />

der Exekution nicht mehr<br />

möglich ist.<br />

Offensichtlich lassen die<br />

Materialien zur Grundbuchsnovelle<br />

2008 auch weitere<br />

Fragen offen, ansonsten<br />

könnte die Firma complex,<br />

die das Programm notabene<br />

für den Bereich der Notare<br />

vertreibt, nicht dazu hinreißen<br />

lassen, ihren Teilnehmern in<br />

einem Rundschreiben die<br />

Möglichkeit zu eröffnen, aufgrund<br />

eines Einantwortungsbeschlusses<br />

in einem Antrag<br />

das Eigentumsrecht für die<br />

Erben in mehreren Gerichten<br />

eintragen zu lassen.<br />

Wobei gerade die Verbücherung<br />

eines Einantwortungsbeschlusses<br />

bei mehreren<br />

Gerichten, verbunden mit der<br />

Eintragung von Pfandrechten<br />

für die pflichtteilsberechtigen<br />

Minderjährigen zu einer ganz<br />

speziellen Konstellation führen<br />

kann: Für die Eintragung<br />

des Eigentumsrechtes bei<br />

mehreren Gerichten ist pro<br />

Gericht ein Antrag erforderlich.<br />

Die Eintragung der<br />

Pfandrechte bei mehreren<br />

Gerichten für die Erbteilsforderung<br />

der Minderjährigen<br />

kann jedoch nur bei einem<br />

Gericht mit Schattenanträgen<br />

für die weiteren Gerichte eingebracht<br />

werden, um die Eintragungsgebühr<br />

für das Pfandrecht<br />

nur einmal entstehen zu<br />

lassen.<br />

3. Durch die Umstellung des<br />

Programmes in der Funktion<br />

32<br />

Grundbuchführung Version 1.5 wurden vom<br />

betroffenen Personenkreis (sowohl intern als<br />

auch extern) verschiedene Unzulänglichkeiten<br />

festgestellt und durch die Softwarefirmen und<br />

auch über unsere internen Informationskanäle<br />

Fehlermeldungen an das BMJ bzw. an das BRZ<br />

übermittelt. Die Übermittlung dieser Fehlermeldungen<br />

bzw. die Anregung und Wünsche hinsichtlich<br />

des Programmes in der Release 1.5<br />

erfordern in Zukunft eine neue Form der Transparenz,<br />

damit verhindert wird, dass verschiedenste<br />

User dieselben Fehlermeldungen und<br />

Wünsche gleichen Inhaltes mehrmals an die<br />

betroffenen Stellen übermitteln. Hier ist insbesondere<br />

in Zukunft das BMJ gefordert, durch<br />

Einrichtung einer Transparenzdatenbank, wo aufgetretene<br />

Fehler (sowohl hinsichtlich der GB-<br />

Kanzlei als auch hinsichtlich der GB-DiplomrechtspflegerInnen)<br />

nachvollziehbar werden und<br />

somit Unzulänglichkeiten des Programmes nicht<br />

mehrmals aufgezeigt bzw. gemeldet werden<br />

müssen. Insbesondere wird es in Zukunft notwendig<br />

sein, schwerwiegende Fehler, wie z.B.<br />

die Nichtvisualisierung eines C-Blattes einer<br />

belasteten Liegenschaft oder das Nichtvorhandensein<br />

von Grundstücken im Abgabeprodukt<br />

zumindest als Fehlermeldung (auch im Hinblick<br />

auf mögliche Amtshaftungsverfahren) an alle<br />

Betroffenen (intern und extern) zu kolportieren.<br />

4. Die Personalvertretung hat mit dem BMJ vereinbart,<br />

dass vorerst unter Ausklammerung aller<br />

technischen Unzulänglichkeiten des Programmes<br />

in der Version 1.5 eine Forderungsliste erstellt<br />

wird, die spätestens in der Release 1.5.1, die im<br />

Herbst 2012 Platz greifen soll, verwirklicht werden<br />

wird. Ich darf an dieser Stelle um Übermittlung<br />

von Wünschen und Anregungen ersuchen,<br />

um diese nach Möglichkeit gesammelt an das<br />

BMJ übermitteln zu können.<br />

5. Offensichtlich wird die Zusammenarbeit mit<br />

dem Rechner des BEV noch einiger Nachjustierungen<br />

bedürfen; wenn auch die Trennstücklisten<br />

für die alten Teilungspläne vor der 7. Mai<br />

2012 Irritationen und Verunsicherungen in der<br />

Kollegenschaft hervorgerufen haben, sollte doch<br />

in naher Zukunft die Abholung der Trennstücklisten<br />

und der Planbescheinigungen kein technisches<br />

Problem mehr darstellen. Inwieweit die<br />

sonstigen für die Plandurchführung benötigten<br />

Urkunden gleichzeitig übermittelt werden, ist<br />

nach der derzeitigen Gesetzeslage nicht erkennbar.<br />

Die Durchführung von Anmeldungsbögen<br />

gemäß §§ 13 und 15 Liegenschaftsteilungsgesetz<br />

stellen eine neue Herausforderung für die<br />

Zusammenarbeit zwischen den Gerichten und<br />

den Vermessungsämtern dar. Sowohl die mangelnde<br />

Antragsqualität als auch die Nicht-Übermittlung<br />

der Anträge in der Form, die den<br />

Gerichten einer Weiterverarbeitung dieser Anträ-<br />

ge auf elektronischer Basis<br />

ermöglicht, als auch das<br />

gleichzeitige Negieren der<br />

Rechte und Ansprüche von<br />

Buchberechtigten (elektronische<br />

Einbücherung des öffentliches<br />

Buches) lässt derzeit<br />

mehr als zu wünschen übrig<br />

und kann in dieser Form<br />

nicht akzeptiert werden. Die<br />

Einführung des zukünftigen<br />

Ngb-Registers muss jedenfalls<br />

von einer vorherigen Abklärung,<br />

wer welche Aufgaben<br />

von der Gerichtsseite her zu<br />

übernehmen hat, abhängig<br />

gemacht werden. Es kann<br />

nicht angehen, dass dem<br />

Bereich der DiplomrechtspflegerInnen<br />

die Vorbereitung<br />

und Durchführung von<br />

Anmeldungsbögen gemäß §<br />

15 LiegTeilG stillschweigend<br />

aufgebürdet wird.<br />

Ein paar Bemerkungen zur<br />

GB-Novelle 2012:<br />

Wer die Gesetzwerdung der<br />

Novelle mitverfolgt hat, kann<br />

eigentlich aus dem Staunen<br />

nicht herauskommen. Die<br />

ursprünglichen Neufassungen<br />

der §§ 86 GBG und 89c (Abs.<br />

5 und 6) GOG sollten der<br />

Gerichtsseite wesentliche<br />

Erleichterungen für die<br />

Durchführung von Grundbuchsanträgen<br />

bringen. Die<br />

vorgeschlagene Formulierung<br />

des § 86 GBG, die dem<br />

Obersten Gerichtshof die<br />

Möglichkeit bringen sollte,<br />

unzulässige Kumulierungen<br />

aufgrund von unverständlichen<br />

und zu vielen Begehren<br />

in einem einzigen Antrag Einhalt<br />

zu gebieten, wurde<br />

dahingehend verwässert, dass<br />

nunmehr lediglich Einschränkungen<br />

hinsichtlich der Anträge,<br />

die WE-Liegenschaften<br />

betreffen, normiert wurden.<br />

Offensichtlich haben sich<br />

auch bei der GB-Novelle 2012<br />

die Interessensvertretungen<br />

der Kreditinstitute und Banken<br />

durchgesetzt. Wie sonst<br />

ist er erklärbar, dass bei<br />

einem Vortrag am 23. März


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />

2012 mit offiziellen Folien des<br />

BMJ/BMF die Verpflichtung<br />

der Kreditinstitute am elektronischen<br />

Rechtsverkehr teilnehmen<br />

zu müssen mit Wirksamkeitsbeginn<br />

1. Mai 2012<br />

festgehalten wurde, in der am<br />

20. April 2012 im BGBl<br />

erschienenen Fassung diesem<br />

Antragstellerkreis eine weitere<br />

„Schonfrist“ bis 1. Oktober<br />

2012 eingeräumt wurde?<br />

Für die Rechtspflegertagung in Kufstein darf ich<br />

um die Übermittlung von Anfragen, die von<br />

Professor Dr. Kodek und meinerseits bei dieser<br />

Veranstaltung beantwortet werden sollen, bis<br />

spätestens 1. August 2012 unter johannes.<br />

kuster@justiz.gv.at ersuchen. Als weiteres Highlight<br />

dieser Tagung wird am 3. Oktober 2012 am<br />

Vormittag ein Überblick über die Namensgesetzgebung<br />

und das Führen von Titeln und aka -<br />

demischen Graden nach österreichischem und<br />

EU-Recht gegeben werden. Im Anschluss daran<br />

werden Dr. Martin Schneider und sein Team die<br />

zukünftige Entwicklung des<br />

österreichischen Grundbuches<br />

vorstellen; am Nachmittag<br />

werden die an Dr. Kodek und<br />

am mich gerichteten Fragen<br />

beantwortet.<br />

Ich freue mich auf ihre Anfragen<br />

und rege Teilnahme am<br />

Kongress!<br />

33


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

ADir.<br />

Martin Metz<br />

Fachredakteur Zivilprozess-,<br />

Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

BG Steyr<br />

E-Mail:<br />

martin.metz@justiz.gv.at<br />

34<br />

Schnittstelle Treuhänder<br />

und Gericht im<br />

Abschöpfungsverfahren<br />

aus Sicht der ASB Schuldner beratungen GmbH<br />

1. Einleitung<br />

Dr. in Susanne Jürgens, Dr. Hans W. Grohs<br />

www.schuldenberatung.at, treuhand@asb-gmbh.at<br />

1.1. Allgemeines<br />

Nicht nur der 1995 eingeführte Privatkonkurs,<br />

auch die Tätigkeit des Treuhänders im Abschöpfungsverfahren<br />

hat mittlerweile eine bald 20jährige<br />

Geschichte hinter sich. Aufgaben und Rechte<br />

des Treuhänders sind im Gesetz geregelt. Aus fast<br />

zwei Jahrzehnten Insolvenzpraxis hat sich vor<br />

allem aus dem Zusammenwirken von Treuhänder<br />

und Gerichten ein gut funktionierendes Modell<br />

eines in seinen Abläufen weitestgehend standardisierten<br />

Verfahrens entwickelt, das die Interessen<br />

aller Verfahrensbeteiligten berücksichtigt.<br />

Ziel dieses Beitrags ist es, die Anknüpfungspunkte<br />

von Gerichten und Treuhändern, wie sie sich<br />

aus Gesetz und Praxis ergeben, aufzuzeigen und<br />

daraus Vorschläge für eine weitere Optimierung<br />

von Abläufen abzuleiten.<br />

1.2. Kriterien für eine effiziente Treuhandschaft<br />

Gerichte sind nicht nur an der Einleitung und Einstellung<br />

oder Beendigung des Verfahrens beteiligt,<br />

ihre Einbindung ergibt sich gesetzlich und inhaltlich<br />

bedingt auch an anderen Stellen. Ein auf Effizienz<br />

und Fairness bedachter Treuhänder versteht sich als<br />

Drehscheibe zwischen den Verfahrensbeteiligten. Er<br />

sorgt dafür, dass ihnen alle für sie relevanten Informationen<br />

zukommen. Demnach versorgt der Treuhänder<br />

das Gericht mit Informationen zum Verfahren<br />

und gibt auf Anfrage Auskunft. Der Treuhänder<br />

hält SchuldnerInnen und Gerichte über die erreichte<br />

Quote am laufenden. Frühwarnsysteme sind ein<br />

wirkungsvolles Instrumentarium, um SchuldnerInnen<br />

beziehungsweise deren VertreterInnen rechtzeitig<br />

über die Gefährdung ihrer Restschuldbefreiung<br />

in Kenntnis zu setzen. Der Treuhänder prüft Obliegenheiten<br />

im Rahmen seines Auftrags auch unter<br />

Einsatz systematisierter und regelmäßiger Abfragen.<br />

Er reagiert schon bei Verdacht auf Obliegenheitsverletzungen.<br />

2. Die Aufgaben des<br />

Treuhänders<br />

2.1. Rechtsstellung des Treuhänders<br />

Mit Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />

hat das<br />

Gericht einen Treuhänder zu<br />

bestellen. Nach § 202<br />

Abs 2 IO geht der pfändbare<br />

Teil der Forderungen von<br />

SchuldnerInnen auf Einkünfte<br />

aus einem Arbeitsverhältnis<br />

oder auf sonstige wiederkehrende<br />

Leistungen mit Einkommensersatzfunktion<br />

auf den<br />

Treuhänder über. Die Bestellung<br />

gilt bis zu einer allfälligen<br />

vorzeitigen Beendigung<br />

oder vorzeitigen Einstellung<br />

des Verfahrens bzw. bis zum<br />

Ablauf der Abtretungserklärung<br />

nach sieben Jahren.<br />

Danach endet die Tätigkeit<br />

des Treuhänders ohne dessen<br />

ausdrückliche Enthebung. Im<br />

Falle eines Ablaufs der Abtretungserklärung<br />

mit einer<br />

Quote unter zehn Prozent<br />

wird der Treuhänder bei Verfahrensverlängerung<br />

nach<br />

§ 213 Abs 4 IO neu eingesetzt.<br />

Im Fall eines Auftrags zu<br />

Ergänzungszahlungen ist der<br />

Treuhänder seiner Funktion<br />

gemäß § 213 Abs 3 IO enthoben.<br />

2.2. Zentrale Aufgaben des<br />

Treuhänders<br />

Nach § 203 IO hat der Treuhänder<br />

dem Drittschuldner die<br />

Abtretung mitzuteilen. Die<br />

Verständigungspflicht besteht<br />

während der gesamten Lauf-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

zeit des Abschöpfungsverfahrens,<br />

sie umfasst jeden Drittschuldnerwechsel.<br />

Die zentrale<br />

Aufgabe des Treuhänders<br />

liegt darin, Beträge, die er<br />

durch die Abtretung erlangt<br />

und sonstige Leistungen von<br />

SchuldnerInnen oder Dritten<br />

getrennt von seinem Vermögen<br />

zu halten, fruchtbringend<br />

anzulegen und am Ende des<br />

Kalenderjahres binnen acht<br />

Wochen an die Gläubiger zu<br />

verteilen (§ 203 Abs 1 IO). Für<br />

den Verteilungsmodus schreibt<br />

das Gesetz eine Rangfolge<br />

vor, wonach primär die Masseforderungen,<br />

dann die Kosten<br />

des Abschöpfungsverfahrens<br />

und danach die Forderungen<br />

der Insolvenzgläubiger<br />

zu befriedigen sind.<br />

Nach § 203 Abs 3 IO hat der<br />

Treuhänder dem Gericht –<br />

und auf Aufforderung der<br />

SchuldnerInnen auch diesen –<br />

jährlich, nach Ablauf der<br />

Abtretungserklärung und bei<br />

Beendigung seiner Tätigkeit<br />

Rechnung zu legen.<br />

2.3. Nachträgliche Forderungsanmeldungen<br />

Gemäß § 207 IO hat der Treuhänder<br />

bei ihm nachträglich<br />

angemeldete Forderungen zu<br />

prüfen und diese bei Feststehen<br />

im Abschöpfungsverfahren<br />

zu berücksichtigen.<br />

2.4. Prüfung von Obliegen -<br />

heiten<br />

Grundsätzlich ist der Treuhänder<br />

nicht dazu verpflichtet,<br />

SchuldnerInnen hinsichtlich<br />

der Erfüllung von Obliegenheiten<br />

zu überwachen. Nach<br />

§ 203 Abs 2 IO kann das<br />

Gericht dem Treuhänder auf<br />

Antrag der Gläubigerversammlung<br />

zusätzlich die Aufgabe<br />

übertragen, durch angemessene<br />

Erhebungen zu prüfen, ob<br />

SchuldnerInnen die Obliegenheiten<br />

erfüllen. § 210a IO stellt<br />

eine Mindestkontrolle durch<br />

den Treuhänder sicher. Demnach<br />

muss der Treuhänder<br />

SchuldnerInnen auffordern,<br />

über die Arbeitssituation zu<br />

berichten, wenn auf dem<br />

Treuhandkonto wesentlich verminderte Beträge<br />

einlangen. Sofern SchuldnerInnen dem Treuhänder<br />

keine Auskunft erteilen, hat dies der Treuhänder<br />

dem Gericht zur weiteren Einvernahme<br />

der SchuldnerInnen mitzuteilen.<br />

2.5. Stellungnahmerecht<br />

Der Treuhänder hat ein Recht auf Stellungnahme<br />

zu Anträgen auf vorzeitige Einstellung des<br />

Abschöpfungsverfahrens wegen Obliegenheitsverletzung<br />

gemäß § 211 Abs 2 IO und zu Anträgen<br />

im Rahmen der Beendigung nach Ablauf der<br />

Abtretungserklärung mit einer Quote unter zehn<br />

Prozent (§ 213 Abs 5 IO).<br />

3. Schnittstellen Gericht / Treuhänder<br />

3.1. Allgemeines<br />

Mit Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />

beginnt die Tätigkeit des Treuhänders, wie sie<br />

das Gesetz bestimmt. Die Bestellung des Treuhänders<br />

führt zur Entlastung der Gerichte, deren<br />

Zuständigkeit für das Abschöpfungsverfahren<br />

allerdings aufrecht bleibt. Gesetzliche Regelungen<br />

und Fragestellungen aus der Praxis bedingen die<br />

Kooperation von Treuhänder und Gerichten.<br />

Generell ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />

bei den Gerichten groß, weil auch sie an einer<br />

effizienten Abwicklung interessiert sind. Kooperation<br />

beschleunigt Verfahrensabläufe und Abstimmung<br />

und erzeugt dort Sicherheit, wo das Gesetz<br />

Interpretationsspielräume offen lässt.<br />

Im Folgenden werden einzelne Anknüpfungspunkte<br />

wie sie in zeitlicher Abfolge in Abschöpfungsverfahren<br />

auftreten, dargestellt:<br />

3.2 Schnittstelle Schuldenregulierungsverfahren<br />

a) Einleitung<br />

Gründe zum Informationsaustausch ergeben sich<br />

am Übergang vom Schuldenregulierungsverfahren<br />

zum Abschöpfungsverfahren. Der Treuhänder ist<br />

auf Informationen zu Insolvenzgläubigern und<br />

-forderungen und zu quotenrelevanten Vorgängen<br />

während des Schuldenregulierungsverfahrens<br />

angewiesen. Hier sind besonders Auskünfte zu<br />

vorausgegangenen Zahlungsplänen und damit<br />

verbunden Informationen zu anrechenbarer Frist<br />

und Quote (§ 198 IO) sowie Ergebnisse aus<br />

Bestreitungsprozessen nötig. Zudem ist der Treuhänder<br />

auf die Mitteilung offener Massekosten<br />

bzw. Restguthaben aus dem Schuldenregulierungsverfahren<br />

angewiesen, mit deren Weiterleitung<br />

er zu rechnen hat. Mittel zum Zweck sind<br />

hierbei Tagsatzungsprotokolle, Aufzeichnungen<br />

und Beschlüsse aus dem Schuldenregulierungsverfahren.<br />

Nötige Unterlagen werden bereits bei<br />

Einleitung bei den Gerichten angefordert, offene<br />

Fragen einer Klärung zugeführt. Umgekehrt<br />

benötigen Gerichte Angaben zu eingerichteten<br />

Treuhandkonten (Kontoverbindung, etc.) und<br />

zuständigen SachbearbeiterInnen. Die asb als<br />

Treuhänder teilt den Gerichten<br />

diese Daten mit einem Erstinformationsschreiben<br />

mit.<br />

b) Vertragliches Pfandrecht<br />

Einen besonderen Grund zur<br />

Kooperation stellen vertragliche<br />

Pfandrechte am Einkommen<br />

von SchuldnerInnen dar,<br />

über deren tatsächliche Geltendmachung<br />

im Schuldenregulierungsverfahren<br />

oft noch<br />

im Abschöpfungsverfahren<br />

Unklarheit herrscht. Vertragliche<br />

Pfandrechte nach § 12a IO<br />

sind gemäß § 113a IO schriftlich<br />

oder mündlich <strong>beim</strong><br />

Insolvenzgericht zu Protokoll<br />

zu geben. Sie erlöschen, wenn<br />

sie nicht bis zur Abstimmung<br />

über einen Zahlungsplan geltend<br />

gemacht worden sind.<br />

§ 113a IO wurde mit der Konkursordnungsnovelle<br />

2002<br />

geschaffen um sicherzustellen,<br />

dass spätestens zu diesem<br />

Zeitpunkt Klarheit darüber<br />

herrscht, ob bzw. inwieweit<br />

das pfändbare Einkommen<br />

von SchuldnerInnen zur Erfüllung<br />

des Zahlungsplans und<br />

damit zur gemeinsamen<br />

Befriedigung der Insolvenzgläubiger<br />

zur Verfügung steht.<br />

Für das Abschöpfungsverfahren<br />

spielt das Vorliegen eines<br />

vertraglichen Pfandrechts eine<br />

bedeutende Rolle. Davon ist<br />

abhängig, ob das pfändbare<br />

Einkommen in den ersten beiden<br />

Jahren nach Insolvenzeröffnung<br />

auf die Quote angerechnet<br />

werden kann. Besteht<br />

hier Unsicherheit, ist laut<br />

OGH keine Entscheidung des<br />

Insolvenzgerichts vorgesehen.<br />

Entgegen seiner Auffassung in<br />

der Entscheidung 8 Ob 4/04b<br />

führt der OGH in der Entscheidung<br />

8 Ob 107/06b aus,<br />

das Insolvenzgericht habe<br />

keine Kompetenz zur<br />

beschlussmäßigen Feststellung<br />

von Aus- oder Absonderungsrechten<br />

im Sinn des § 113a IO.<br />

Mag diese Auffassung rechtlich<br />

nachvollziehbar sein, so<br />

ist sie für die Praxis nicht<br />

tauglich, zumal Prozesse selten<br />

angestrengt werden. In<br />

der Praxis muss in einem Aus-<br />

35


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

tausch zwischen Treuhänder,<br />

Gericht und Drittschuldner<br />

ermittelt werden, ob von<br />

einem Vorliegen eines vertraglichen<br />

Pfandrechts ausgegangen<br />

werden kann und meist<br />

besteht auch danach noch<br />

keine Sicherheit. Wird fälschlicherweise<br />

davon ausgegangen,<br />

dass kein vertragliches<br />

Pfandrecht besteht, liegt die<br />

Haftung <strong>beim</strong> Drittschuldner,<br />

wenn gepfändete Beträge<br />

nicht zum Vertragspfandgläubiger<br />

gelangen.<br />

3.3. Schnittstelle Obliegenheiten<br />

von SchuldnerInnen<br />

Aus SchuldnerInnenperspektive<br />

ist § 210 IO die zentrale<br />

Norm. Aus ihr ergeben sich<br />

zahlreiche Anlässe zur Kooperation<br />

zwischen Gerichten und<br />

Treuhänder.<br />

Nach § 210 Z 3 und 5 IO müssen<br />

SchuldnerInnen Gerichten<br />

und Treuhänder jeden Wechsel<br />

des Wohnsitzes oder des<br />

Drittschuldners anzeigen und<br />

auf Verlangen über ihre<br />

Erwerbstätigkeit, ihr Bemühen<br />

um eine solche, ihr Einkommen<br />

und allfälliges Vermögen<br />

Auskunft erteilen. Da nicht<br />

immer davon auszugehen ist,<br />

dass SchuldnerInnen Gericht<br />

sowie Treuhänder informieren,<br />

ist es übliche und förderliche<br />

Praxis der Gerichte,<br />

Informationen von SchuldnerInnen<br />

an den Treuhänder<br />

weiterzuleiten. Umgekehrt ist<br />

eine Information der Gerichte<br />

durch den Treuhänder nicht<br />

erforderlich, da es zu seinen<br />

Pflichten zählt, Drittschuldner<br />

von der Abtretung zu informieren<br />

und SchuldnerInnen<br />

zu kontaktieren, wenn diese<br />

Einkommens- oder Wohnsitzdaten<br />

nicht bekannt geben.<br />

Das Gericht ist erst einzuschalten,<br />

wenn SchuldnerInnen<br />

ihren Mitwirkungspflichten<br />

offensichtlich nicht nachkommen.<br />

Zur Überwachung von<br />

SchuldnerInnen besteht für<br />

den Treuhänder kein Auftrag.<br />

36<br />

Die asb als Treuhänder interveniert allerdings<br />

immer, wenn Verletzungen von Mitwirkungspflichten<br />

zu vermuten sind. Interventionen finden<br />

im angemessenen Ausmaß statt. Um beispielsweise<br />

Obliegenheitsverletzungen durch<br />

Nichteinmeldung neuer Drittschuldner zu vermeiden,<br />

ist es Standard, SchuldnerInnen in<br />

bestimmten Intervallen zur Einkommenssituation<br />

zu befragen und die Einmeldungen zu beobachten.<br />

§ 210a Abs 1 IO sieht zudem vor,<br />

SchuldnerInnen bei wesentlicher Verminderung<br />

der aufgrund der Abtretung einlangenden Beträge<br />

zu befragen. Die Gerichte werden grundsätzlich<br />

über die Befragungsergebnisse informiert.<br />

Aus dem Gesetz ergibt sich eine Einschaltung<br />

der Gerichte zudem verpflichtend für den Fall<br />

der Verletzung von Auskunftspflichten durch<br />

SchuldnerInnen. Hier ist nach § 210a Abs 2 IO<br />

eine gerichtliche Einvernahme über Mitteilung<br />

des Treuhänders vorgesehen.<br />

Wo Drittschuldner dafür verantwortlich sind, dass<br />

abgetretenes Einkommen nicht in die Abschöpfungsmasse<br />

gelangt, setzt die asb als Treuhänder<br />

alles daran, dass Fehlbeträge ausgeglichen werden,<br />

notfalls auch über Androhung und Erhebung<br />

von Drittschuldnerklagen.<br />

Sofern dem Treuhänder Wohnadressen von<br />

SchuldnerInnen nicht bekannt sind, ist eine Ausforschung<br />

meist nur über gerichtliche Meldeabfrage<br />

möglich. Ist die asb Treuhänder, ist es Praxis,<br />

Gerichte um diese Abfrage zu ersuchen, um<br />

unnötige Verfahrenseinstellungen aufgrund nicht<br />

gemeldeter Wohnsitzänderungen zu verhindern.<br />

Fehlende Wohnadressen werden auch bei der<br />

von der asb jährlich freiwillig zugesandten Rechnungslegung<br />

an die SchuldnerInnen evident.<br />

Auch aus der Pflicht zur Herausgabe geschenkten<br />

oder geerbten Vermögens (§ 210 Abs 1 Z2 IO)<br />

kann sich die Notwendigkeit zur Einschaltung der<br />

Gerichte ergeben. Keine Schwierigkeit macht die<br />

Umsetzung bei geerbtem Barvermögen. Anders<br />

stellt sich die Situation bei Erbe unbeweglichen<br />

Vermögens dar. Zumeist sind Liegenschaften<br />

schon aufgrund ihrer Lage oder auf ihnen lastenden<br />

Rechten (Wohn- und Pfandrechte, etc.) nur<br />

schwer veräußerlich. Dazu herrscht oft Unklarheit<br />

über den Wert von Liegenschaften oder von<br />

Anteilen an diesen. Hier stellt sich die Frage, ob<br />

kostenintensive Schätzungen vorgenommen werden<br />

sollen bzw. in wessen Zuständigkeit die Verwertung<br />

liegt. Das Gesetz sagt diesbezüglich<br />

nichts aus. Da das Erbe anders als der pfändbare<br />

Teil der Forderungen gegenüber Drittschuldnern<br />

aber nicht der Abtretung an den Treuhänder<br />

unterliegt, ist die Verwertung eine Obliegenheit<br />

der SchuldnerInnen. Die Aufgabe des Treuhänders<br />

liegt darin, SchuldnerInnen anzuleiten und<br />

Gerichte über die Fortschritte zu informieren<br />

oder entsprechende Aufträge einzuholen. Mitun-<br />

ter haben Gerichte auch schon<br />

selbst Verwertungen durchgeführt.<br />

Oft besteht Unklarheit darüber,<br />

ob Zuwendungen an SchuldnerInnen<br />

der Pfändung unterliegen.<br />

Eine Entscheidungskompetenz<br />

der Gerichte darüber,<br />

ob Vermögen in die<br />

Abschöpfungsmasse fällt,<br />

wurde vom OGH verneint.<br />

Der OGH ließ die Möglichkeit<br />

des Treuhänders, eine Weisung<br />

zu beantragen, offen.<br />

Eine solche wurde anderorts<br />

erstinstanzlich abgelehnt, weil<br />

eine Weisung wiederum eine<br />

Entscheidung des Gerichts notwendig<br />

mache. Zusammengefasst<br />

liegt es damit in der<br />

Sphäre von SchuldnerInnen zu<br />

entscheiden, ob Vermögen<br />

herauszugeben ist beziehungsweise<br />

Zuwendungen der Pfändung<br />

unterliegen oder nicht.<br />

Wenn sich SchuldnerInnen<br />

falsch entscheiden, riskieren<br />

sie die Einstellung ihrer Verfahren.<br />

In der Praxis bleibt<br />

eine hohe Rechtsunsicherheit.<br />

Im Zweifel wird der angefragte<br />

Treuhänder SchuldnerInnen<br />

zur Vermeidung von Obliegenheitsverletzungen<br />

empfehlen,<br />

derartiges Vermögen in die<br />

Abschöpfungsmasse zu geben.<br />

3.4. Schnittstelle (vorzeitige)<br />

Einstellung/Beendigung<br />

Die vorzeitige Einstellung des<br />

Abschöpfungsverfahrens<br />

wegen Obliegenheitsverletzung<br />

erfolgt über Antrag eines<br />

Insolvenzgläubigers. Für die<br />

vorzeitige Einstellung nach<br />

§§ 210a Abs 3 und 211 Abs 2<br />

und 3 IO sieht das Gesetz<br />

Amtswegigkeit vor. Beide Varianten<br />

verpflichten das Gericht<br />

zum Tätigwerden. Der Treuhänder<br />

hat nach § 211 Abs 2<br />

IO ein Recht zur Stellungnahme<br />

zu Gläubigeranträgen. Die<br />

asb als Treuhänder gibt Stellungnahmen<br />

zu Einstellungsanträgen<br />

auf Basis des Verhaltens<br />

der SchuldnerInnen im<br />

Verfahren und aller vorliegenden<br />

Informationen ab. Ob<br />

sich SchuldnerInnen um eine


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

angemessene Erwerbstätigkeit<br />

bemüht haben, obliegt nicht<br />

der Prüfung durch den Treuhänder.<br />

Dieser kann nur prüfen,<br />

ob ihm durchgehende<br />

Information zu Arbeits- und<br />

Einkommenssituation vorliegen<br />

und Stellungnahmen vor<br />

diesem Aspekt abgeben. Die<br />

rechtliche Interpretation<br />

obliegt dem Gericht.<br />

Bei vorzeitiger Beendigung<br />

eines Abschöpfungsverfahrens<br />

nach mindestens dreijähriger<br />

Laufzeit der Abtretungserklärung<br />

sowie nach sieben Jahren<br />

liegt die Zuständigkeit zur<br />

Beschlussfassung bei den<br />

Gerichten. Die asb als Treuhänder<br />

hat für alle Arten der<br />

Beendigung Ablaufmodelle<br />

entwickelt, auf die im Folgenden<br />

eingegangen wird:<br />

§ 213 Abs 1 Z1 IO sieht bei<br />

einer Quote über fünfzig Prozent<br />

und einer Laufzeit von<br />

mindestens drei Jahren eine<br />

amtswegige Beendigung vor.<br />

Die asb als Treuhänder fragt<br />

monatlich die Datenbank auf<br />

Erfüllung beider Erfordernisse<br />

ab und nimmt gegebenenfalls<br />

eine Verteilung der Treuhandgelder<br />

vor. Gleichzeitig ergeht<br />

ein Ersuchen an das Gericht,<br />

Verfahren vorzeitig zu beenden.<br />

Die Information darüber<br />

und die Verantwortung für die<br />

Abrechnung liegen ausschließlich<br />

<strong>beim</strong> Treuhänder und<br />

sind im Interesse der SchuldnerInnen<br />

wie der Gläubiger,<br />

denen eine nicht verzögerte<br />

Ausschüttung zusteht.<br />

§ 213 Abs 1 Z2 IO sieht eine<br />

Beendigung von amts wegen<br />

vor, wenn nach Ablauf der<br />

Abtretungserklärung eine<br />

Quote von zumindest zehn<br />

Prozent erreicht ist. Der Treuhänder<br />

rechnet nach Ablauf<br />

der Abschöpfungsdauer stichtagsgenau<br />

ab und ersucht das<br />

Gericht um Beendigung des<br />

Verfahrens.<br />

Bei einer Quote unter zehn<br />

Prozent stehen über Antrag<br />

von SchuldnerInnen mehrere Optionen zur Beendigung<br />

offen (§ 213 Abs 2 bis 4 IO). Auch für<br />

dieses Szenario stellt die asb als Treuhänder ein<br />

spezielles Servicemodell bereit: sowohl ein Jahr<br />

als auch noch einmal drei Monate vor Ablauf der<br />

Abtretungserklärung werden SchuldnerInnen,<br />

deren Quote unter zehn Prozent liegt, darauf hingewiesen,<br />

dass ihre Restschuldbefreiung gefährdet<br />

ist. SchuldnerInnen wird im Zuge dieses<br />

„Frühwarnsystems“ der Fehlbetrag auf zehn Prozent<br />

mitgeteilt. Wenn ein Beratungsverhältnis zu<br />

einer Schuldenberatung vorliegt, wird auch diese<br />

informiert, um aktivierend auf SchuldnerInnen<br />

einwirken zu können. Die Erfahrungen zeigen,<br />

dass damit in vielen Fällen sowohl Gläubiger als<br />

auch SchuldnerInnen einen wesentlichen Nutzen<br />

ziehen.<br />

Im Falle von Billigkeitsanträgen hat der Treuhänder<br />

ein Recht zur Stellungnahme (§ 213 Abs 5<br />

IO). Die asb als Treuhänder berücksichtigt bei<br />

ihrer Stellungnahme insbesondere, ob sich<br />

SchuldnerInnen während der Abschöpfungsphase<br />

obliegenheitskonform verhalten haben. Das ist<br />

dann der Fall, wenn SchuldnerInnen lückenlos<br />

Änderungen ihrer Einkommens- und ihrer Wohnverhältnisse<br />

gemeldet, einen allfälligen Vermögenserwerb<br />

bekannt gegeben und für dessen Einbringung<br />

in die Abschöpfungsmasse gesorgt<br />

haben.<br />

3.5. Sonstige Schnittstellen<br />

a) Schnittstelle Antrag auf Zusammenrechnung<br />

§ 205 IO normiert die Legitimation des Treuhänders,<br />

Zusammenrechnungsanträge bei Gericht zu<br />

stellen. In der Praxis ist auch der Treuhänder derjenige,<br />

der im Abschöpfungsverfahren diesbezügliche<br />

Anträge stellt, weil gleichsam legitimierte<br />

SchuldnerInnen und Insolvenzgläubiger erfahrungsgemäß<br />

keine entsprechenden Schritte setzen.<br />

§ 205 Abs 2 IO legt die Zustellung von<br />

Zusammenrechnungsbeschlüssen an den Treuhänder<br />

fest. Vereinzelt tragen Gerichte dem Treuhänder<br />

Nachweise über das Einkommen von<br />

SchuldnerInnen auf. Diese liegen dem Treuhänder<br />

zumeist nicht vor. Nachforschungen durch<br />

Einholung von Einkommensnachweisen bei Drittschuldnern<br />

sprengen den Wirkungskreis des<br />

Treuhänders und sind daher eher der amtswegigen<br />

Ermittlung zumutbar.<br />

b) Schnittstelle Insolvenzforderungen<br />

Der Treuhänder informiert das Gericht, wenn<br />

sich Änderungen bei den Insolvenzforderungen<br />

und damit verbunden Auswirkungen auf Quoten<br />

ergeben. Dies kann sein, wenn Forderungen<br />

nach § 207 IO nachträglich angemeldet werden,<br />

wenn Forderungen aufgrund BürgInnenzahlungen,<br />

Zahlungen Dritter oder Gläubigerbedienung<br />

nach Erlöschen vertraglicher Pfandrechte einzu-<br />

schränken sind oder wegfallen.<br />

c) Schnittstelle Zustellung<br />

von Beschlüssen<br />

Für den Fall der Einleitung,<br />

der Einstellung und der Beendigung<br />

des Abschöpfungsverfahrens<br />

sieht das Gesetz keine<br />

Beschlusszustellung an den<br />

Treuhänder vor, vielmehr eine<br />

öffentliche Bekanntmachung<br />

(§§ 200 Abs 4, 211 Abs 4 und<br />

213 Abs 6 IO). In der Praxis<br />

werden die Beschlüsse fast<br />

ausnahmslos auch dem Treuhänder<br />

zugestellt, was aus<br />

Gründen der Rechtssicherheit<br />

zu begrüßen ist. Trotzdem<br />

beobachtet die asb als Treuhänder<br />

laufend die Einträge in<br />

der Insolvenzdatei.<br />

d) Schnittstelle jährliche<br />

Rechnungslegung<br />

Treuhänder haben den<br />

Gerichten jährlich, nach<br />

Ablauf der Abtretungserklärung<br />

und bei Beendigung<br />

ihrer Tätigkeit Rechnung zu<br />

legen (§ 203 Abs 3 IO). In der<br />

Praxis hat sich die Verteilung<br />

am Beginn des Kalenderjahres<br />

als Zeitpunkt für die jährliche<br />

Rechnungslegung etabliert<br />

und bewährt. Im Zuge der<br />

Verteilung kann der Treuhänder<br />

Konten auf Richtigkeit<br />

und Vollständigkeit prüfen<br />

und können Auffälligkeiten<br />

bezüglich der Erfüllung von<br />

Mitwirkungspflichten aufgezeigt<br />

werden. Gerichte bestätigen<br />

den Eingang und/oder die<br />

Richtigkeit der Rechnungslegung<br />

und Verrechnung der<br />

Treuhandvergütung häufig mit<br />

Beschluss.<br />

Das Gesetz sieht eine Übermittlung<br />

der Rechnungslegung<br />

an SchuldnerInnen über deren<br />

Aufforderung vor. Die asb als<br />

Treuhänder stellt SchuldnerInnen<br />

ohne Aufforderung einmal<br />

jährlich automatisiert eine<br />

Rechnungen zu, weil es Sinn<br />

macht, sie über Quote und<br />

Bewegungen auf den Treuhandkonten<br />

zu informieren.<br />

SchuldnerInnen sind die einzi-<br />

37


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

gen Verfahrensbeteiligten, die<br />

zum Beispiel anhand der<br />

Lohnzettel den korrekten<br />

Abzug der pfändbaren Beträge<br />

durch den Drittschuldner und<br />

die entsprechenden Eingänge<br />

auf dem Treuhandkonto überprüfen<br />

können. Gleichzeitig<br />

hat die Übermittlung den Vorteil,<br />

dass anhand nicht zustellbarer<br />

Rechnungslegungen aufkommt,<br />

ob Adressen aktuell<br />

sind.<br />

e) Schnittstelle Treuhandvergütung<br />

Grundsätzlich behält die asb<br />

als Treuhänder die Vergütung<br />

laufend aus den auf dem<br />

Treuhandkonto eingehenden<br />

Beträgen ein. Somit kommt es<br />

vor, dass die Treuhandvergütung<br />

mangels Eingängen auf<br />

dem Treuhandkonto (teilweise)<br />

offen bleibt. In den Fällen<br />

einer Insolvenzeröffnung nach<br />

§ 183 IO steht dem Treuhänder<br />

ein Antrag nach §§ 184<br />

iVm 125 IO offen, dass diese<br />

aus Amtsgeldern beglichen<br />

werden. Daraus ergibt sich<br />

nach Beendigung des<br />

Abschöpfungsverfahrens die<br />

Zuständigkeit zur Beschlussfassung<br />

durch das Gericht.<br />

Eine Reservierung der (Mindest-)Treuhandvergütung<br />

für<br />

die Gesamtlaufzeit des<br />

Abschöpfungsverfahrens<br />

schon zu dessen Beginn ist<br />

nicht vorgesehen.<br />

4. Die Position der ASB<br />

Schuldnerberatungen<br />

GmbH als Treuhänder<br />

Die vor zwanzig Jahren als<br />

Dachorganisation der staatlich<br />

anerkannten Schuldenberatungen<br />

in Österreich gegründete<br />

ASB Schuldnerberatungen<br />

GmbH, ist seit Einführung des<br />

Privatkonkurses 1995 als Treuhänder<br />

tätig. Sie wird derzeit<br />

österreichweit in mehr als<br />

jedem zweiten Abschöpfungsverfahren<br />

bestellt. Die asb hat<br />

als Treuhänder die Funktion<br />

die gesetzlichen Aufgaben zu<br />

erfüllen. Sie agiert weder im<br />

Interesse von SchuldnerInnen<br />

38<br />

noch von Gläubigern, sie fördert aber für alle<br />

Verfahrensbeteiligten zufriedenstellende Ergebnisse,<br />

wie sie im Gesetz vorgeschrieben sind. In keinem<br />

Fall tritt der Treuhänder als Interessenvertreter<br />

von SchuldnerInnen oder von Gläubigern auf.<br />

Auch bei jenen Verfahren, in denen SchuldnerInnen<br />

von staatlich anerkannten Beratungsstellen<br />

vertreten worden sind, ist keine Interessenskollision<br />

gegeben. Die vertretenden Einrichtungen<br />

sind selbständige, unabhängige Organisationen.<br />

Von einer Unbefangenheit und datenschutzrechtlichen<br />

Selbständigkeit der asb als Treuhänder ist<br />

daher auszugehen. Als Dachorganisation koordiniert<br />

die asb zwar die gemeinsamen Interessen<br />

der Schuldenberatungen, mit konkreten Treuhandabwicklungen<br />

haben diese jedoch nichts zu<br />

tun. Darüber hinaus ist die asb gesetzlich auch<br />

dazu verpflichtet, staatlich anerkannte Schuldenberatungen<br />

hinsichtlich des Einhaltens der Bevorrechtungskriterien<br />

zu überwachen.<br />

Der Vorteil der asb als Treuhänder liegt nichtsdestotrotz<br />

darin, dass die faktische Nähe zu<br />

Schuldenberatungen sich in der Kommunikation<br />

mit den VertreterInnen der SchuldnerInnen positiv<br />

auf die Verfahren auswirkt.<br />

Vertretung oder Betreuung durch eine Schuldenberatungsstelle<br />

bedeuten aus Sicht der asb als<br />

Treuhänder Effizienzsteigerung bei gleichzeitig<br />

besseren Ergebnissen im Abschöpfungsverfahren.<br />

Mehr als 60 % der Schuldenregulierungsverfahren<br />

werden von Schuldenberatungen begleitet. SchuldenberaterInnen<br />

sind in der Regel näher an<br />

KlientInnen als Treuhänder. Sie können eingreifen,<br />

wenn SchuldnerInnen aufgrund schwieriger<br />

Lebenssituationen nicht alleine in der Lage sind,<br />

Mitwirkungspflichten einzuhalten oder wenn<br />

Unsicherheiten über Rechte und Pflichten im<br />

Abschöpfungsverfahren bestehen. Rückfragen<br />

zwischen Schuldenberatung und Treuhänder<br />

erweisen sich als hilfreiches Instrument, um<br />

SchuldnerInnen im Krisenfall schnell zu erreichen,<br />

zu motivieren und einen reibungslosen<br />

Ablauf zu sichern.<br />

5. Vorschläge zur Verfahrens optimierung<br />

Wiewohl sich die Abwicklung von Abschöpfungsverfahren<br />

gut eingespielt hat und die Kommunikation<br />

zwischen der asb als Treuhänder und den<br />

Gerichten zu guten Ergebnissen führt, gibt es<br />

auch noch Möglichkeiten weiterer Optimierung<br />

in der Praxis oder durch den Gesetzgeber.<br />

Diese bestehen zum einen im Umfeld der Obliegenheiten<br />

beziehungsweise der Auskunftspflicht<br />

von SchuldnerInnen (siehe Kapitel 3.3 Schnittstelle<br />

Obliegenheiten von SchuldnerInnen). Hier<br />

würde sich eine Konzentration der Auskunftspflicht<br />

<strong>beim</strong> Treuhänder empfehlen. SchuldnerIn-<br />

nen sollten Auskünfte nach<br />

§ 210 IO nur noch dem Treuhänder<br />

erteilen müssen. Die<br />

Gerichte könnten dann die<br />

Daten auf Anfrage <strong>beim</strong> Treuhänder<br />

einholen beziehungsweise<br />

könnte sie der Treuhänder<br />

einmal jährlich im Rahmen<br />

der Rechnungslegung gesammelt<br />

dem Gericht zukommen<br />

lassen, damit sie dem Gericht<br />

und den Gläubigern zur Verfügung<br />

stehen.<br />

Zum anderen könnte der Verfahrensaufwand<br />

im Rahmen<br />

der Genehmigung der jährlich<br />

vorzulegenden Rechnungslegung<br />

vermieden werden.<br />

Gerichte genehmigen Rechnungslegungen<br />

oft mit<br />

Beschluss. Hier plädiert die<br />

asb für einen Verzicht auf<br />

Bestätigungsbeschlüsse.<br />

Gerichte müssten nur im Falle<br />

von Unklarheiten oder Verständnisfragen<br />

in Bezug auf<br />

Kontobewegungen, Forderungshöhen,<br />

Berechnung der<br />

Treuhandvergütung, etc. aktiv<br />

werden.<br />

Eine Ausforschung von<br />

SchuldnerInnenadressen über<br />

eine Abfrage <strong>beim</strong> Zentralen<br />

Melderegister ist nur über die<br />

Gerichte möglich. Sofern es<br />

dem Treuhänder trotz angemessener<br />

Bemühungen nicht<br />

möglich ist, Adressen in Erfahrung<br />

zu bringen, sollte er ein<br />

Recht auf eine Meldeabfrage<br />

durch die Gerichte haben.<br />

Eine enge Zusammenarbeit<br />

und reger Fachaustausch fördert<br />

den Umgang mit schwierigen<br />

Fragestellungen nicht<br />

zuletzt dort, wo die oberstgerichtliche<br />

Judikatur Insolvenzgerichten<br />

die Zuständigkeit<br />

zur Entscheidung abspricht.<br />

Vor diesem Hintergrund<br />

möchte und wird die ASB<br />

Schuldnerberatungen GmbH<br />

an den hilfreichen Kontakten<br />

zu RechtspflegerInnen in der<br />

Praxis und im allgemeinen<br />

Austausch festhalten.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

Rechtsmittel entscheidungen<br />

I<br />

in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen,<br />

RpflSlgE 2011/130<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

9.6.2011, 46 R 248/11b<br />

Auf den Schuldner sind bei<br />

Eigenverwaltung all jene Vorschriften<br />

sinngemäß anzuwenden,<br />

die im Insolvenzverfahren<br />

gewöhnlich den Insolvenzverwalter<br />

treffen, wobei<br />

die Doppelstellung des<br />

Schuldners als Verwaltungsorgan<br />

und Gemeinschuldner<br />

sachgerecht zu berücksichtigen<br />

ist. In diesem Zusammenhang<br />

ist aber auf die Überwachungs-<br />

und Weisungsbefugnis<br />

des Gerichtes hinzuweisen<br />

(vgl. 8 Ob 23/09d). Zur Frage<br />

der Verwertung von Ansprüchen<br />

aus einer Lebensversicherung,<br />

bei der auch die Mitwirkung<br />

des Versicherers notwendig<br />

ist bzw. ob eine<br />

grundsätzliche Zuständigkeit<br />

des Insolvenzgerichtes, bei<br />

Eigenverwaltung des Schuldners<br />

im Schuldenregulierungsverfahren<br />

selbst Lebensversicherungsverträgeaufzukündigen,<br />

besteht (siehe hiezu<br />

Kodek RZ 233, Mohr in<br />

Konecny/Schubert RZ 2 zu<br />

§ 187 KO, Mohr aaO RZ 8 zu<br />

§ 190 KO).<br />

RpflSlgE 2011/132<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

27.6.2011, 46 R 538/10y<br />

In einem Antrag auf Herabsetzung<br />

des Existenzminimums<br />

ist der betreibende Gläubiger<br />

nicht verpflichtet, einen<br />

bestimmten Betrag zu nennen,<br />

um welchen die Herabsetzung erfolgen soll, er<br />

hat jedoch konkrete Behauptungen zu den Verhältnissen<br />

des Verpflichteten aufzustellen (Oberhammer<br />

in Angst EO² RZ 6 zu § 292 c EO).<br />

(Anm.: Die betreibende Partei hat lediglich die<br />

„angemessene Herabsetzung des unpfändbaren<br />

Betrages“ begehrt, ist jedoch von einem monatlichen<br />

Trinkgeld des Verpflichteten von EUR 500,-als<br />

Taxifahrer ausgegangen, der monatliche Nettobezug<br />

des Verpflichteten beträgt laut Angaben<br />

des Drittschuldners EUR 771,75).<br />

RpflSlgE 2011/135<br />

LG f. ZRS Wien vom 29.6.2011, 47 R 200/11a<br />

Taugliches Exekutionsobjekt im Sinne des § 331<br />

EO sind Vermögensrechte des Erben, die dieser<br />

mit der Abgabe seiner Erbserklärung (nunmehr<br />

gem. § 157 AußStrG Erbantrittserklärung) erworben<br />

hat, als Gesamtrecht, d.h. es ist erst der sich<br />

im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung ergebende<br />

Anspruch des Erben pfändbar (Oberhammer<br />

in Angst EO² § 331 RZ 65). Gem. § 159 Abs 2<br />

AußStrG ist auch die Erbquote anzugeben, wenn<br />

diese im Zeitpunkt der Erklärung möglich ist,<br />

eine wirksame Erbantrittserklärung hängt von der<br />

Angabe einer Erbquote nicht ab.<br />

RpflSlgE 2011/139<br />

LG f. ZRS Wien vom 14.7.2011, 47 R 224/11f<br />

Eine auf § 292i EO (Exekution auf geschütztes<br />

Konto des Verpflichteten) gestützte Einstellung<br />

der Exekution nach § 39 Abs 1 Z 2 EO ist keiner<br />

der in § 75 EO (Kostenaberkennung) genannten<br />

Gründe, weshalb für eine Aberkennung der Kosten<br />

ein Verschulden des betreibenden Gläubigers<br />

erforderlich ist. Dem Einstellungsantrag des Verpflichteten<br />

ist nicht zu entnehmen, dass der<br />

Betreibende wusste, dass es sich bei dem gegenständlichen<br />

Konto um das Pensionskonto des<br />

Verpflichteten handelt und abgesehen von Pensionszahlungen<br />

keine Zahlungen auf dem Konto<br />

eingehen. Mangels entsprechenden Vorbringens<br />

des (behauptungspflichtigen) Verpflichteten kann<br />

ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />

von keinem Verschulden des<br />

Betreibenden ausgegangen<br />

werden.<br />

RpflSlgE 2011/140<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

19.7.2011, 47 R 272/11i<br />

Der Antrag auf Durchführung<br />

des Abschöpfungsverfahrens<br />

ist nur aus den in § 201 Abs 1<br />

IO angeführten Gründen und<br />

nur auf Antrag eines Insolvenzgläubigers<br />

(§ 201 Abs 2<br />

IO) abzuweisen. Die Abtretungserklärung<br />

ist ein notwendiger<br />

Inhalt des Antrags auf<br />

Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />

(Mohr in<br />

Konecny/Schubert § 199 KO<br />

RZ 8, Kodek Privatkonkurs<br />

RZ 517). Ihr Fehlen ist nicht<br />

verbesserbar, da ein inhaltlicher<br />

Mangel vorliege (Mohr).<br />

Nach Kodek ist bei Fehlen der<br />

Abtretungserklärung ein Verbesserungsverfahreneinzuleiten<br />

und im Falle dessen<br />

Erfolglosigkeit der Antrag<br />

abzuweisen.<br />

RpflSlgE 2011/142<br />

LG Feldkirch vom<br />

20.10.2011, 3 R 300/11g<br />

Gem. § 16 Abs 2 Z 6 RpflG<br />

sind Entscheidungen, bei<br />

denen ausländisches Recht<br />

anzuwenden ist, stets dem<br />

Richter vorbehalten. Für das<br />

Wirksamwerden des Richtervorbehalts<br />

nach dieser Gesetzesstelle<br />

reicht es aus, dass die<br />

Notwendigkeit der Berücksichtigung<br />

einer ausländischen<br />

39


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Rechtsvorschrift zumindest in<br />

Betracht kommt (RIS-Justiz RS<br />

0125906). Da bei der Entscheidung<br />

über den von der betreibenden<br />

Partei gestellten<br />

Zusammenrechnungsantrag<br />

nach § 292 EO (hier:) liechtensteinsches<br />

Recht zu berücksichtigen<br />

ist, ist der von der<br />

Rechtspflegerin erlassene<br />

Beschluss nach § 477 Abs 2<br />

Z 1 ZPO iVm 78 EO nichtig.<br />

RpflSlgE 2011/146<br />

LG Linz vom 5.10.2011, 14 R<br />

166/11x<br />

Vor der Entscheidung des<br />

Gerichts über einen Antrag<br />

nach § 292k Abs 1 Z 1 EO<br />

(= ob bei der Berechnung des<br />

unpfändbaren Freibetrags<br />

Unterhaltspflichten zu berücksichtigen<br />

sind) ist sämtlichen<br />

davon möglicherweise betroffenen<br />

Beteiligten, insbesonders<br />

aber den Unterhaltsberechtigten<br />

ausreichend rechtliches<br />

Gehör zu gewähren. Die<br />

bloße Zustellung des über<br />

einen derartigen Antrag ergehenden<br />

Beschlusses an den<br />

(potentiell) Unterhaltsberechtigten<br />

reicht dazu nicht, weil<br />

auch im Exekutionsverfahren<br />

für den Rekurs das Neuerungsverbot<br />

gilt (vgl. RIS-Justiz<br />

RS0002371). (Zur Frage der<br />

Feststellung und Rekurslegitimation<br />

der Unterhaltsberechtigten,<br />

der Abgrenzung der<br />

§ 292b Z 2 und § 292k Abs 1<br />

Z 1 EO und Kriterien für die<br />

Beschlussfassung nach § 292k<br />

Abs 1 Z 1 EO).<br />

RpflSlgE 2011/148<br />

LG Wels vom 28.9.2011,<br />

22 R 218/11g<br />

Für eine Klage auf Rückzahlung<br />

des vom Kläger bezahlten<br />

Kaufpreises (Geltendmachung<br />

eines bereicherungsrechtlichenRückabwicklungsanspruches<br />

wegen Wegfall des<br />

rechtlichen Grundes gem.<br />

§ 1435 ABGB (vgl. RIS-Justiz<br />

RS0029403, RS0033573 und<br />

RS0086350) stehen dem Kläger<br />

Kosten nach TP 3 RATG zu.<br />

40<br />

Da Bereicherungsklagen weder in der taxativen<br />

Aufzählung der TP 2.1.1 lit b RATG erwähnt werden<br />

noch bei einem „vorsichtig erweiternden Verständnis“<br />

dieser Bestimmung (vgl. Obermeier<br />

Kostenhandbuch² RZ 654 mwN) unter einer der<br />

dort angeführten Klagstypen subsumiert werden<br />

können, sondern diesen überhaupt nicht rechtsähnlich<br />

sind, sind solche Klagen daher nach<br />

TP 3A RATG zu honorieren.<br />

RpflSlgE 2012/1<br />

OGH vom 7.9.2011, 7 Ob 138/11m<br />

Die §§ 108g ff EStG sind nicht bloß steuerrechtliche<br />

Regelungen, sondern beschränken die Verfügungsmöglichkeiten<br />

des steuerpflichtigen Versicherungsnehmers<br />

über seine Ansprüche aus im<br />

Rahmen der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge<br />

geleisteten Lebensversicherungsprämien.<br />

Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge ist nicht<br />

kündbar (ecolex 2011/430).<br />

RpflSlgE 2012/2<br />

OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 164/11f<br />

Der Erlag nach § 307 EO bleibt im Allgemeinen<br />

ohne Einfluss auf die materiell-rechtliche Stellung<br />

des Verpflichteten und der sonstigen Beteiligten,<br />

weshalb sie die Annahme des vom Drittschuldner<br />

erlegten Betrages zu Gericht nicht mit Rekurs<br />

bekämpfen können. Das liegt darin begründet,<br />

dass der Erlag (nur) schuldbefreiend für den<br />

Drittschuldner wirkt, wenn die Voraussetzungen<br />

des § 307 Abs 1 EO vorliegen. Der betreibende<br />

Gläubiger kann den Drittschuldner auf Zahlung<br />

klagen, wenn die Voraussetzungen eines Erlags<br />

nicht vorliegen. Zur weiteren Frage der Exekution<br />

durch Pfändung des Anspruchs des Verpflichteten<br />

wider die Drittschuldnerin auf Herausgabe<br />

von Wertpapieren iSd § 296 EO und die Exekution<br />

nach § 331 EO durch Pfändung der Rechte<br />

des Verpflichteten aus Depotverträgen mit der<br />

Drittschuldnerin und aus dem dem Verpflichteten<br />

zustehenden Miteigentum an Wertpapieren, die in<br />

Sammelurkunden verbrieft sind (siehe dsbzgl.<br />

auch RpflSlgE 2011/95 LG f. ZRS Wien und die<br />

dort zitierte Literatur).<br />

RpflSlgE 2012/3<br />

LG Innsbruck vom 4.11.2011, 3 R 290/11k<br />

Gem. § 1 Abs 1 StEG haftet der Bund für den Schaden,<br />

den eine Person durch den Entzug der persönlichen<br />

Freiheit zum Zweck der Strafrechtspflege<br />

oder durch eine strafgerichtliche Verurteilung erlitten<br />

hat (Haftentschädigung). Gem. § 6 StEG ist eine<br />

Haftentschädigung nur zugunsten einer Forderung<br />

auf Leistung des gesetzlichen Unterhalts oder auf<br />

Ersatz von Unterhaltsaufwendungen, die die<br />

geschädigte Person nach dem Gesetz selbst hätte<br />

machen müssen (§ 1042 ABGB), pfändbar. Soweit<br />

Exekutions- und Sicherungsmaßnahmen<br />

ausgeschlossen<br />

sind, ist auch jede Verpflichtung<br />

und Verfügung der<br />

geschädigten Person durch<br />

Abtretung, Anweisung, Verpfändung<br />

oder durch ein anderes<br />

Rechtsgeschäft unter Lebenden<br />

unwirksam (im selben Sinn<br />

siehe RpflSlgE 2008/145 LG f.<br />

ZRS Wien).<br />

RpflSlgE 2012/4<br />

LG Innsbruck vom<br />

11.11.2011, 4 R 423/11a<br />

Bei der Bewilligung der Exekution<br />

zur Durchsetzung einer<br />

Zug um Zug zu erfüllenden<br />

Verbindlichkeit muss in dem<br />

hierüber ergehenden<br />

Beschluss zum Ausdruck<br />

gebracht werden, dass die<br />

Erfüllung der Verbindlichkeit<br />

von der Gegenleistung der<br />

betreibenden Partei abhängig<br />

ist. Dieser Beisatz ist auch<br />

dann in die Exekutionsbewilligung<br />

aufzunehmen, wenn dies<br />

von der betreibenden Partei<br />

nicht begehrt wurde. Will die<br />

betreibende Partei die Bewilligung<br />

der Exekution ohne diesen<br />

Beisatz erreichen, muss sie<br />

grundsätzlich durch eine<br />

geeignete Urkunde nachweisen,<br />

dass die Gegenleistung<br />

bereits bewirkt oder doch ihre<br />

Erfüllung sichergestellt ist. Was<br />

die Zug um Zug Verpflichtung<br />

angeht, liegt ein die Vollstreckbarkeit<br />

„mindernder“ Umstand<br />

vor, somit ein der letzten Alternative<br />

des § 7 Abs 2 EO vergleichbarer<br />

Fall (3 Ob 9/00w =<br />

RpflSlgE 2000/149).<br />

RpflSlgE 2012/5<br />

LG Linz vom 17.11.2011,<br />

32 R 20/11h<br />

Die Exekutionsbeschränkungen<br />

gelten grundsätzlich auch im<br />

Insolvenzverfahren. Eine Pfändung<br />

erfasst Nachzahlungen<br />

auch dann, wenn der Bezug<br />

des Verpflichteten in dem Zeitraum,<br />

auf den sie sich beziehen,<br />

noch nicht gepfändet war.<br />

Das Zahlungsverbot wirkt<br />

daher auch für alle im Zeit-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Fachbereich Exekutions- Exekutionen/Insolvenzen<br />

und Privatinsolvenzrecht<br />

punkt seiner Zustellung noch<br />

bestehenden Nachzahlungsforderungen<br />

des Verpflichteten.<br />

Es wirkt also insofern zurück,<br />

soweit Nachzahlungsforderungen<br />

aus einem Zeitraum vor<br />

dem Pfändungszeitpunkt resultieren.<br />

Wurde der Bezug des<br />

Verpflichteten für die Vergangenheit<br />

zur Gänze – also mit<br />

über dem Existenzminimum<br />

liegenden Beträgen – ausgezahlt,<br />

fallen Nachzahlungen<br />

ungekürzt an den betreibenden<br />

Gläubiger. Nur soweit bei<br />

niedrigen Bezügen des Verpflichteten<br />

noch eine nicht<br />

ausgenützte Differenz bis zum<br />

jeweiligen anwendbaren Existenzminimum<br />

verblieben wäre,<br />

sind Nachzahlungen bloß<br />

beschränkt pfändbar. (Zur<br />

Frage der Behandlung von<br />

Nachzahlungen bzw. Steuerrückzahlungen<br />

im Insolvenzverfahren<br />

mit Hinweisen auf<br />

die einschlägige Judikatur<br />

siehe auch RpflSlgE 2009/113<br />

und 2010/1 LG Linz bzw. LG<br />

Salzburg).<br />

RpflSlgE 2012/6<br />

LG Salzburg vom<br />

20.12.2011, 53 R 281/11x<br />

Mit der auf § 7 Z 2 LPfGes.<br />

zurückgehenden Regelung soll<br />

erkennbar die Abwicklung der<br />

Lohnpfändung erleichtert werden,<br />

wenn einem Verpflichteten<br />

gegen mehrere Drittschuldner<br />

beschränkt pfändbare<br />

Ansprüche zustehen. Die<br />

Entscheidung nach § 292<br />

Abs 2 und 3 EO stellt für die<br />

Drittschuldner klar, wer inwieweit<br />

die pfändungsfreien<br />

Beträge zu gewähren bzw.<br />

umgekehrt pfändbare Beträge<br />

den betreibenden Gläubigern<br />

zu überweisen hat. Das<br />

Gericht braucht in einem<br />

solchen Beschluss grundsätzlich<br />

keine Berechnungen<br />

anzustellen. (3 Ob<br />

318/02i = RpflSlgE 2003/88,<br />

3 Ob 199/09z = RpflSlgE<br />

2010/74). Nach dem Gesetz ist<br />

eben nur der Drittschuldner<br />

zu bezeichnen, der den<br />

unpfändbaren Grundbetrag zu<br />

gewähren hat. Es kann dahingestellt bleiben, ob<br />

nähere Berechnungen oder Anordnungen an die<br />

Drittschuldner zur gegenseitigen Verständigung<br />

dann zu erfolgen haben, wenn der höchste<br />

Bezug nicht ausreicht, um den unpfändbaren<br />

Grundbetrag zu gewährleisten. Der Nachteil einer<br />

(bloßen) ziffernmäßigen Festlegung liegt allerdings<br />

darin, dass diese bei jeder Änderung der<br />

Einkommenslage angepasst werden müsste.<br />

RpflSlgE 2012/7<br />

LG Steyr vom 7.12.2011, 1 R 305/11p<br />

Weder aus § 253b EO noch aus TP 7 RATG kann<br />

abgeleitet werden, dass eine Intervention <strong>beim</strong><br />

Vollzug einer Fahrnisexekution grundsätzlich als<br />

notwendig anzusehen ist. § 253b EO legt lediglich<br />

eine neue Bagatellgrenze fest, unter der Kosten<br />

für die Teilnahme am Vollzug keinesfalls gebühren,<br />

sagt aber anders als die Vorgängerregelung in<br />

§ 74 Abs 1 letzter Satz EO idF der EO-Novelle<br />

1995 nichts über Interventionskosten bei Forderungen,<br />

die diese Grenze überschreiten aus (vgl.<br />

LG f. ZRS Graz 4 R 474/05p = RpflSlgE 2006/80,<br />

LG Feldkirch 2 R 245/05w). TP 7 RATG wiederum<br />

setzt eine notwendige Intervention voraus (LG<br />

Eisenstadt, 13 R 285/05t = RpflSlgE 2006/7). Unter<br />

Betonung der Amtswegigkeit des Exekutionsvollzuges<br />

und der (mangels konkreter gegenteiliger<br />

Anhaltspunkte) vorausgesetzten ordnungsgemäßen<br />

Erfüllung durch die im Rahmen des Exekutionsvollzuges<br />

tätigen Gerichtsvollzieher müsse<br />

vom betreibenden Gläubiger behauptet und<br />

bescheinigt werden, aus welchen Umständen sich<br />

die Notwendigkeit der Intervention ergebe, wenn<br />

sie sich nicht aus der Aktenlage erschließen lasse.<br />

RpflSlgE 2012/8<br />

LG Steyr vom 29.12.2011, 1 R 314/11m<br />

Im Insolvenzverfahren findet eine Wiedereinsetzung<br />

in den vorigen Stand weder gegen die Versäumung<br />

einer Frist noch gegen die Versäumung<br />

einer Tagsatzung statt (§ 259 Abs 4 IO, vgl. OGH<br />

8 Ob 3/11s). Eine Unterscheidung zwischen<br />

gesetzlicher oder richterlicher Frist wird vom<br />

Gesetzgeber nicht vorgesehen. Gem. § 63 Abs 1<br />

ZPO ist einer Partei Verfahrenshilfe u. a. nur<br />

dann zu gewähren, wenn die beabsichtigte<br />

Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung nicht<br />

offenbar mutwillig oder aussichtslos erscheint.<br />

Die Abweisung des Antrags des Verpflichteten<br />

auf Gewährung der Verfahrenshilfe zwecks Einbringung<br />

eines Rekurses gegen die Zurückweisung<br />

des Antrags auf Wiedereinsetzung in den<br />

vorigen Stand erfolgte daher zu Recht.<br />

RpflSlgE 2012/9<br />

LG Steyr vom 30.12.2011, 1 R 313/11i<br />

Ein PKW ist unpfändbar, wenn er zur Bewälti-<br />

gung des Weges zur Arbeitsstätte<br />

unentbehrlich ist, weil<br />

der Dienstort durch öffentliche<br />

Verkehrsmittel absolut<br />

unerreichbar ist (Jakusch in<br />

Angst, EO² RZ D 6 zu § 250<br />

EO, LG Korneuburg 21 R<br />

422/98a, RpflSlgE 1999/66).<br />

Falls der Dienstort lediglich<br />

5 km vom Wohnort der Verpflichteten<br />

entfernt ist, ist ihr<br />

angesichts dieser geringfügigen<br />

Distanz die Benützung<br />

öffentlicher Verkehrsmittel<br />

oder eines Fahrrades zumutbar.<br />

Dass die Verpflichtete<br />

ihre 3-jährige Tochter überdies<br />

zum 700 m von der Wohnung<br />

entfernten Kindergarten<br />

bringen muss, bildet keinen<br />

Grund für die Ausscheidung<br />

eines PKWs, da sie diese<br />

Wegstrecke mit ihr zu Fuß<br />

zurücklegen kann.<br />

RpflSlgE 2012/10<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

30.11.2011, 6 R 266/11a<br />

Wenn einem Schuldner im<br />

Insolvenzverfahren die Eigenverwaltung<br />

belassen wird, so<br />

obliegt die Vornahme einer<br />

Kündigung eines Versicherungsvertrages<br />

(hier: Austro-<br />

Garant Förderpension) bzw.<br />

die Abgabe einer entsprechenden<br />

Willenserklärung nicht<br />

dem Insolvenzgericht, sondern<br />

dem Schuldner selbst. Auch<br />

für den Fall, dass etwa vom<br />

Versicherer als Vertragspartner<br />

diese Kündigung nicht akzeptiert<br />

wird, kommt bei Eigenverwaltung<br />

nicht dem Konkursgericht,<br />

sondern dem<br />

Schuldner selbst die Prozessführungsbefugnis<br />

zu (Kodek,<br />

Privatkonkurs RZ 144, siehe<br />

auch RpflSlgE 2011/130, LG f.<br />

ZRS Wien).<br />

RpflSlgE 2012/11<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

6.12.2011, 6 R 274/11b<br />

Gem. § 54 Abs 1 ZPO hat die<br />

Kostenersatz ansprechende<br />

Partei bei sonstigem Verlust<br />

des Ersatzanspruches das Verzeichnis<br />

der Kosten samt den<br />

41


Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionen/Insolvenzen Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

zur Bescheinigung der Ansätze<br />

und Angaben dieses Verzeichnisses<br />

etwa erforderlichen<br />

Belegen vor Schluss der<br />

Verhandlung über den Kostenersatzanspruch<br />

unmittelbar<br />

vorangehenden Verhandlung,<br />

wenn aber die Beschlussfassung<br />

ohne vorgängige Verhandlung<br />

erfolgen sollte, bei<br />

ihrer Einvernehmung oder<br />

gleichzeitig mit dem der<br />

Beschlussfassung zu unterziehenden<br />

Antrag dem Gericht<br />

zu übergeben. An dieser auch<br />

für vorprozessuale Kosten geltenden<br />

Bescheinigungspflicht<br />

(ZVR 1995/50) hat sich auch<br />

durch die zwischenzeitig<br />

geschaffene Einbringung von<br />

Klagen bei Gericht im elektronischen<br />

Rechtsverkehr nichts<br />

geändert.<br />

RpflSlgE 2012/12<br />

LG Feldkirch vom<br />

21.7.2011, 2 R 204/11g<br />

Liegenschaftsbesitz kann nur<br />

dann die Zahlungsunfähigkeit<br />

wieder beheben bzw. ihren<br />

Eintritt verhindern, wenn ein<br />

kurzfristig durchzuführender<br />

Verkauf (freihändiger Verkauf)<br />

oder eine kurzfristig<br />

vorzunehmende Belehnung<br />

möglich ist. Grundsätzlich<br />

sind Liegenschaften wegen<br />

der regelmäßig nur langwierigenVerwertungsmöglichkeiten<br />

keine leicht realisierbaren<br />

Vermögensstücke (3 R 45/02s<br />

OLG Graz, Schumacher in<br />

Buchegger InsR II § 66<br />

RZ 58). Jedenfalls würde aber<br />

die Verwertung einer Liegenschaft<br />

im Rahmen einer<br />

Zwangsversteigerung zu<br />

lange Zeit in Anspruch nehmen,<br />

um noch Zahlungsstockung<br />

und nicht Zahlungsunfähigkeit<br />

zu bejahen. (Zur<br />

Abgrenzung zwischen Zahlungsunfähigkeit<br />

und Zahlungsstockung<br />

siehe auch<br />

RpflSlgE 2009/114 LG<br />

Ried/Innkreis, RpflSlgE<br />

2010/50 und 2010/94 LG<br />

Steyr mit weiteren Judikaturund<br />

Literaturhinweisen).<br />

42<br />

RpflSlgE 2012/13<br />

LG Feldkirch vom 28.7.2011, 2 R 210/11i<br />

Gilt der Zahlungsplanantrag gem. § 145 Abs 3 IO<br />

als zurückgezogen, ist die Einleitung des<br />

Abschöpfungsverfahrens unzulässig (Kodek, Privatkonkurs<br />

RZ 392, nach dessen Rechtsauffassung<br />

in diesem Fall der Antrag auf Einleitung des<br />

Abschöpfungsverfahrens abzuweisen ist). Die<br />

auch schon vertretene gegenteilige Auffassung,<br />

dass in diesem Fall das Abschöpfungsverfahren<br />

einzuleiten sei, verkennt den subsidiären Charakter<br />

des Abschöpfungsverfahrens, das nur dann<br />

zulässig ist, wenn der Schuldner zunächst einen<br />

zulässigen Zahlungsplan vorgelegt hat, dieser<br />

aber nicht angenommen oder nicht bestätigt<br />

wurde (RIS-Justiz RS0112277, 8 Ob 162/09w =<br />

ZIK 2011/107 = RdW 2011/92, Kodek aaO<br />

RZ 523, Mohr in Konecny/Schubert § 200 KO<br />

RZ 2 ff).<br />

RpflSlgE 2012/14<br />

LG Feldkirch vom 6.9.2011, 2 R 238/11g<br />

Der gem. § 87a Abs 1 IO den bevorrechteten<br />

Gläubigerschutzverbänden zustehende Belohnungsanspruch<br />

hat einen entsprechenden Verfahrenserfolg<br />

zur Voraussetzung. Die Höhe der<br />

Belohnung hängt vom getätigten konkreten Aufwand<br />

der Verbände, von der Schwierigkeit und<br />

Komplexität des Verfahrens sowie dem Verfahrensausgang<br />

ab. Stets ist allerdings Voraussetzung,<br />

dass der Gläubigerschutzverband (auch)<br />

Handlungen im Interesse der gesamten Gläubigerschaft<br />

vorgenommen hat und eine Unterstützung<br />

des Gerichts erfolgt ist. Eine reine Gläubigervertretung<br />

reicht dazu nicht aus. Im Schuldenregulierungsverfahren<br />

wird die Entlohnung der<br />

Gläubigerschutzverbände letztlich nach richterlichem<br />

Ermessen mit einem Pauschalbetrag festgesetzt<br />

(Konecny/Riel, Entlohnung 216, Fink,<br />

Bemerkungen zum Anwendungsbereich des § 191<br />

KO, ZIK 2003/153, 116, siehe auch RpflSlgE<br />

2005/46 LG f. ZRS Wien).<br />

RpflSlgE 2012/15<br />

LG Feldkirch vom 8.11.2011, 2 R 304/11b<br />

Die Restschuldbefreiung kann auch dann erteilt<br />

werden, wenn die Quote zwar nicht nur geringfügig<br />

unterschritten wurde, aber der Grund dafür<br />

ausschließlich in den hohen Verfahrenskosten lag<br />

(Kodek, Privatkonkurs RZ 680, 2 R 74/11 LG<br />

Feldkirch). Als grobe Richtschnur wird von der<br />

Rechtsprechung im Rahmen der Billigkeitsentscheidung<br />

nach § 213 Abs 2 KO (IO) eine Quote<br />

von mindestens 7 – 8 % verlangt (Kodek aaO,<br />

RZ 683, 2 R 295/07b, 2 R 231/06w beide LG Feldkirch).<br />

Die Restschuldbefreiung nach Billigkeit ist<br />

also auch dann zu erteilen, wenn eine Quote<br />

(hier:) von weniger als 9 % erreicht worden ist,<br />

der Grund aber ausschließlich<br />

in den hohen Verfahrenskosten<br />

liegt (RpflSlgE 2011/14 LG<br />

f. ZRS Wien, RpflSlgE<br />

2006/110 LG Linz).<br />

RpflSlgE 2012/16<br />

LG Feldkirch vom<br />

8.11.2011, 2 R 308/11a<br />

Der im Unterhaltsrecht entwickelte<br />

Grundsatz, wonach<br />

regelmäßige Aufwandsentschädigungen<br />

(Diäten, Taggeld,<br />

Nächtigungsgeld, Reisekostenentschädigung<br />

u.dgl.)<br />

zur Hälfte in die Unterhaltsbemessungsgrundlageeinbezogen<br />

werden, sofern der Unterhaltspflichtige<br />

nicht nachweist,<br />

dass diese darüber hinaus der<br />

Abdeckung berufsbedingter<br />

Mehrausgaben dienen, lässt<br />

sich nicht ohne Weiteres auf<br />

die Angemessenheitsprüfung<br />

des Zahlungsplans gem. § 194<br />

Abs 1 IO übertragen. Diese<br />

Bestimmung wird einhellig so<br />

verstanden, dass der Schuldner<br />

einen Betrag in Höhe seines<br />

in den nächsten 5 Jahren<br />

zu erwartenden pfändbaren<br />

Einkommens abzgl. Vorpfandrechte<br />

oder Masseforderungen<br />

anbieten muss (Kodek, Privatkonkurs<br />

RZ 351, 8 Ob<br />

47/02y). (Zur Frage der<br />

Heranziehung exekutionsrechtlicher<br />

– und nicht unterhaltsrechtlicher<br />

– Bestimmungen<br />

bei der Angemessenheitsprüfung<br />

des Zahlungsplans).<br />

RpflSlgE 2012/17<br />

LG Feldkirch vom<br />

15.11.2011, 2 R 310/11w<br />

Bei der Beurteilung, ob die zu<br />

zahlende Quote der Einkommens-<br />

und Vermögensverhältnisse<br />

des Schuldners entspricht,<br />

geht es nicht um den<br />

Bestand der Forderung dem<br />

Grunde oder der Höhe nach,<br />

das Insolvenzgericht hat vielmehr<br />

festzustellen, inwieweit<br />

der Schuldner aufgrund seiner<br />

konkreten Einkommens- und<br />

Vermögenslage imstande ist,<br />

die nachträglich geltend<br />

gemachte Forderung zu


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

befriedigen. § 197 Abs 1 IO<br />

bezieht sich auf die Erfüllung<br />

des Zahlungsplans, nicht aber<br />

auf dessen Inhalt. Das Insolvenzgericht<br />

hat daher bei seiner<br />

Entscheidung den vom<br />

Gericht bestätigten Zahlungsplan<br />

zu beachten, keinesfalls<br />

darf durch die Entscheidung<br />

gem. § 197 Abs 2 IO gewissermaßen<br />

ein „neuer“ Zahlungsplan<br />

geschaffen werden. (Zur<br />

Frage der Notwendigkeit über<br />

die Forderung der nicht<br />

anmeldenden Gläubiger im<br />

Sinne des § 197 Abs 2 und 3<br />

IO eine Entscheidung zu treffen,<br />

siehe auch RpflSlgE<br />

2011/72 LG Wels mit umfangreicher<br />

Judikatur).<br />

RpflSlgE 2012/18<br />

LG Feldkirch vom<br />

5.12.2011, 2 R 347/11m<br />

Die Kosten für die Intervention<br />

<strong>beim</strong> Vollzug einer Fahrnisexekution<br />

sind nur dann<br />

zuzuerkennen, wenn über das<br />

normale Maß hinaus Schwierigkeiten<br />

tatsächlicher oder<br />

rechtlicher Art aufgetreten<br />

sind oder zu erwarten waren,<br />

die der Gerichtsvollzieher<br />

nicht allein zu bewältigen<br />

imstande war. Das bedeutet,<br />

dass der Zuspruch von Interventionskosten<br />

zunächst von<br />

der Notwendigkeit der Intervention<br />

abhängig zu machen<br />

ist. Bei der Durchführung des<br />

Vollzugs handelt es sich um<br />

ein amtswegiges, durch öffentlich-rechtliche<br />

Normen geregeltes<br />

Verfahren. Mangels konkreter<br />

gegenteiliger Anhaltspunkte<br />

ist von der ordnungsgemäßen<br />

Erfüllung der Verpflichtungen<br />

des <strong>beim</strong> Vollzug<br />

tätigen Gerichtsvollziehers<br />

auszugehen. Ergeben sich die<br />

Umstände für die Notwendigkeit<br />

einer Beteiligung nicht<br />

aus der Aktenlage, sind sie<br />

vom betreibenden Gläubiger<br />

(rechtzeitig) konkret zu<br />

behaupten und zu bescheinigen.<br />

RpflSlgE 2012/19<br />

OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 183/11z<br />

Die Frist für eine allfällige Rekurserhebung gegen<br />

den Zuschlag wird bereits mit der Verkündung<br />

des Zuschlags im Termin in Gang gesetzt (RIS-<br />

Justiz RS0003220 T 2). Dies gilt auch dann, wenn<br />

der Zuschlag noch der Entscheidung der Grundverkehrsbehörde<br />

unterliegt (3 Ob 256/99i, 3 Ob<br />

112/05z, 3 Ob 162/10k).<br />

RpflSlgE 2012/20<br />

OGH vom 8.11.2011, 3 Ob 171/11k<br />

Der an das richtige Gericht gerichtete, aber an<br />

das falsche (wenn auch im selben Gebäude,<br />

wohl aber räumlich getrennt befindliche) gerichtliche<br />

Telefaxempfangsgerät gesendete Schriftsatz<br />

ist nur dann fristwahrend, wenn er noch innerhalb<br />

der Frist <strong>beim</strong> zuständigen Gericht einlangt<br />

(RIS-Justiz RS0041726 T 9). (Hier: Einbringung<br />

eines außerordentlichen Revisionsrekurses des<br />

Verpflichteten, der nicht an das Erstgericht adressiert<br />

war, sondern an das Berufungsgericht als<br />

Folgeeingabe zu dessen Aktenzeichen).<br />

RpflSlgE 2012/21<br />

LG Steyr vom 11.1.2012, 1 R 316/11f u. 1 R<br />

318/11z<br />

In der Entscheidung 3 Ob 212/08k (Anm.:<br />

RpflSlgE 2009/28) hat der OGH die Rechtsprechung<br />

zur Offenkundigkeit des Vermögensnach -<br />

teils des Aufschiebungswerbers in der Fahrnisexekution<br />

in der Zwangsversteigerung und im<br />

Exekutionsverfahren nach den §§ 331 ff EO durch<br />

Pfändung und Verwertung der Geschäftsanteile<br />

einer GmbH ausführlich dargestellt. Er gelangte<br />

in teilweiser Abkehr von der Entscheidung 3 Ob<br />

106/97b (Anm.: RpflSlgE 1997/126) zu einer<br />

Gleichschaltung der Bescheinigungserfordernisse<br />

bei der Pfändung und Verwertung eines<br />

Geschäftsanteils einer GmbH (§§ 331 ff EO) wie<br />

im Zwangsversteigerungsverfahren.<br />

RpflSlgE 2012/22<br />

LG Innsbruck vom 12.1.2012, 4 R 461/11i<br />

Ein Steuerguthaben, das aus zu viel einbehaltener<br />

Lohnsteuer entsteht, ist auf jenen Zeitraum umzulegen,<br />

in dem dieses Guthaben entstand, es ist zu<br />

berücksichtigen, dass dem Schuldner bei einem<br />

höheren Nettoeinkommen aus gänzlichem oder<br />

teilweisem Entfall der Lohnsteuer auch ein höheres<br />

Existenzminimum verblieben wäre. Im vorliegenden<br />

Fall wäre auch nach Einbeziehung des<br />

Guthabens nicht einmal der allgemeine Grundbetrag<br />

nach § 291a Abs 1 EO erreicht worden. Da<br />

das Existenzminimum dem Verpflichteten zur<br />

Gänze zu verbleiben hat und gem. § 1 IO nur das<br />

der Exekution unterworfene Vermögen der freien<br />

Verfügung des Schuldners entzogen<br />

ist, entfällt die Verteilung<br />

des Steuerguthabens auf<br />

die Insolvenzgläubiger.<br />

RpflSlgE 2012/23<br />

LG Eisenstadt vom<br />

12.1.2012, 13 R 281/11p<br />

Da dem Gericht im Rahmen<br />

der Herabsetzung des<br />

unpfändbaren Betrages ein<br />

erhebliches Ermessen<br />

zukommt (vgl. LG Linz<br />

RpflSlgE 2002/15), ist es überzogen,<br />

vom betreibenden<br />

Gläubiger im Rahmen des<br />

Herabsetzungsantrages die<br />

Nennung eines bestimmten<br />

Betrages, um welchen die<br />

Herabsetzung erfolgen soll, zu<br />

verlangen. Geboten sind freilich<br />

konkrete Behauptungen<br />

zu den Verhältnissen, überzogen<br />

ist aber auch die Forderung<br />

nach Beweisanboten<br />

dafür. Den entsprechenden<br />

Angaben des Verpflichteten<br />

kommt daher in derartigen<br />

Fällen ein besonderes Gewicht<br />

zu, es ist auch nicht zu beanstanden,<br />

wenn das Erstgericht<br />

nach Unterlassung der Äußerung<br />

des Verpflichteten mangels<br />

anders lautender Hinweise<br />

seine Zustimmung als gegeben<br />

annahm und mit einer<br />

Herabsetzung des unpfändbaren<br />

Freibetrages vorging (§ 56<br />

Abs 2 EO). (Zur Frage der<br />

Berücksichtigung von Trinkgeldern<br />

bei der Herabsetzung<br />

des unpfändbaren Betrages).<br />

RpflSlgE 2012/24<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

15.12.2011, 6 R 279/11p<br />

Ob eine Exekution aufgeschoben<br />

werden soll, hängt auch<br />

vom Ermessen des Gerichtes<br />

ab, das bei seiner Entscheidung<br />

alle Umstände des Einzelfalls,<br />

insbesonders das Interesse<br />

des Verpflichteten an der<br />

Hemmung und das Interesse<br />

des betreibenden Gläubigers<br />

an der Fortsetzung der Exekution<br />

gegeneinander abzuwägen<br />

hat (MGA EO 14, § 42<br />

Entsch. 2 mwN). Im vorliegen-<br />

43


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

den Fall befinden sich die beiden<br />

minderjährigen Kinder, für<br />

die der Verpflichtete Unterhalt<br />

leistet, in Obsorge der betreibenden<br />

Gläubigerin. Wenn der<br />

Verpflichtete nicht bescheinigt,<br />

dass die betreibende Gläubigerin<br />

auch ohne seine Unterhaltszahlungen<br />

in der Lage<br />

wäre, deren Lebensunterhalt<br />

ohne seine Unterhaltszahlungen<br />

zu bestreiten, ist dem Verpflichteten<br />

die Fortzahlung des<br />

Unterhalts eher zumutbar als<br />

der betreibenden Gläubigerin<br />

der Verzicht auf diese Unterhaltszahlungen.<br />

RpflSlgE 2012/25<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

22.12.2011, 6 R 285/11w<br />

Gegenüberstellung der<br />

Voraussetzungen für die Eröffnung<br />

des Insolvenzverfahrens<br />

nach § 183 und 184 IO.<br />

RpflSlgE 2012/26<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

17.1.2012, 6 R 13/12x<br />

Bei der Wiedereinsetzung in<br />

den vorigen Stand ist der<br />

Begriff „unvorhergesehen“<br />

durch den Begriff „unverschuldet“<br />

zu ergänzen. Ein minderer<br />

Grad des Versehens der<br />

betreibenden Partei hindert<br />

die Wiedereinsetzung nicht<br />

mehr (Deixler/Hübner in<br />

Fasching/Konecny² § 146 ZPO<br />

RZ 6). Unter dem minderen<br />

Grad des Versehens ist leichte<br />

Fahrlässigkeit zu verstehen,<br />

sie liegt vor, wenn das Verhalten<br />

auf einem Fehler beruht,<br />

den gelegentlich auch ein<br />

sorgfältiger Mensch macht<br />

(EFSlg 46.644, 72.938, 90.893,<br />

hier: Fehlleistung durch<br />

Umblättern zweier Blätter<br />

eines Stehkalenders in einem<br />

und Vormerkung des Endes<br />

einer vierwöchigen Frist).<br />

RpflSlgE 2012/27<br />

LG Feldkirch vom<br />

13.10.2011, 3 R 276/11b<br />

Die „internationale Zuständigkeit“<br />

die vom Begriff „interna-<br />

44<br />

tionale Gerichtsbarkeit“ mitumfasst ist, legt fest,<br />

ob die inländischen Gerichte in ihrer Gesamtheit<br />

für die Entscheidung des Rechtsstreites (mit Auslandsbezug)<br />

zuständig sind. (Mayr in Rechberger³<br />

nach § 27a JN RZ 5). Sind für eine bürgerliche<br />

Rechtssache die Voraussetzungen für die örtliche<br />

Zuständigkeit eines Gerichtes gegeben, so besteht<br />

die inländische Gerichtsbarkeit, ohne dass eine<br />

sonstige Voraussetzung erfüllt sein muss (§ 27a<br />

Abs 1 JN). Die „inländische Gerichtsbarkeit“ (iSd<br />

internationalen Zuständigkeit) besteht immer<br />

schon dann, wenn nach den Bestimmungen der<br />

JN oder einer anderen Rechtsquelle ein Gerichtsstand<br />

in Österreich besteht (Mayr aaO § 27a JN<br />

RZ 3). Das Vorliegen der internationalen Zuständigkeit<br />

bildet eine selbstständige Prozessvoraussetzung.<br />

RpflSlgE 2012/28<br />

LG Feldkirch vom 12.1.2012, 2 R 6/12s<br />

§ 292i EO stellt zwar ganz allgemein auf<br />

beschränkt pfändbare Geldforderungen ab. Es<br />

kommt aber nicht darauf an, dass auf das Konto<br />

ausschließlich oder auch nur überwiegend<br />

unpfändbare Bezüge überwiesen werden. § 292i<br />

EO ist also auch <strong>beim</strong> Zusammentreffen von<br />

Überweisungen aus anderen (unbeschränkt<br />

pfändbaren) Forderungen anwendbar (Oberhammer<br />

in Angst² § 292i EO RZ 3 mwN). Das muss<br />

umso mehr gelten, wenn das Konto (auch) durch<br />

unpfändbare Forderungen im Sinne des § 290 EO<br />

gespeist wird.<br />

RpflSlgE 2012/29<br />

LG Feldkirch vom 17.1.2012, 2 R 10/12d<br />

Die Unpfändbarkeit einer Schweizer Altersrente<br />

hat nicht zwingend zur Folge, dass die Zusammenrechnung<br />

eines derartigen Bezuges mit anderen<br />

beschränkt pfändbaren Forderungen iSd<br />

§ 292 Abs 2 EO unmöglich ist. Nach mittlerweile<br />

gesicherter und ständiger Rechtsprechung des<br />

erkennenden Rekursgerichtes ist auf die im Ausland<br />

bestehenden Pfändungsbeschränkungen<br />

(nur) insoweit Bedacht zu nehmen, als eine nach<br />

fremden Recht unpfändbare Forderung zwar<br />

selbst nicht gepfändet, jedoch in eine Zusammenrechnung<br />

einbezogen werden darf (2 R 16/07d,<br />

2 R 196/07z, 2 R 209/07m, 3 R 136/09m, 3 R<br />

18/11m, 3 R 377/11f, 2 R 9/12g, alle LG Feldkirch).<br />

(Zur Frage der Zusammenrechnung einer<br />

Invaliditätspension von der PVA Landesstelle Vorarlberg<br />

von monatlich EUR 436,39 mit einer Schweizer<br />

Altersrente von monatlich CHF 1.574,-).<br />

RpflSlgE 2012/30<br />

LG Feldkirch vom 10.1.2012, 3 R 377/11f<br />

Zur Frage der Zusammenrechnung der Bezüge<br />

des Verpflichteten bei der Alters- und Hinterlasse-<br />

nenversicherung (AHV)<br />

Schweiz, bei der ÖsterreichischenPensionsversicherungsanstalt<br />

und der Österr.<br />

Sozialversicherungsanstalt der<br />

gewerblichen Wirtschaft (siehe<br />

auch RpflSlgE 2012/76 OGH,<br />

RpflSlgE 2010/77 LG Linz und<br />

RpflSlgE 2012/29 LG Feldkirch).<br />

RpflSlgE 2012/31<br />

LG Feldkirch vom<br />

24.11.2011, 2 R 334/11z<br />

Das Versteigerungsedikt als<br />

solches ist als bloße öffentliche<br />

Bekanntmachung von<br />

Umständen, die sich aus anderen<br />

Grundlagen ergeben, nicht<br />

anfechtbar. Sind in ihm aber<br />

auch Teile enthalten, in denen<br />

das Exekutionsgericht erstmals<br />

etwas festlegt und die daher<br />

zwar nicht die Form, aber den<br />

Inhalt eines Beschlusses<br />

haben, ist gegen diese als<br />

Beschluss zu wertenden Teile<br />

des Versteigerungsediktes<br />

gem. § 65 Abs 1 EO der<br />

Rekurs zulässig (RIS-Justiz<br />

RS0118675, RS0118674, 3 Ob<br />

91/10w, 3 Ob 114/10a, 3 Ob<br />

102/09k, Angst in Angst² § 170<br />

EO RZ 11, Puster, Zwangsversteigerung³<br />

RZ 602b, Zangl,<br />

Exekutionsfestigkeit verbücherter<br />

Dienstbarkeiten, ÖJZ<br />

2009/37).<br />

RpflSlgE 2012/32<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

5.8.2011, 47 R 335/11d<br />

Im Fall einer im Ausland (hier:<br />

Großbritannien) erteilten<br />

(Rest-)Schuldbefreiung sowie<br />

bei einer im Inland erteilten<br />

(Rest-)Schuldbefreiung ist kein<br />

Einstellungsgrund gegeben. In<br />

diesem Fall steht weder eine<br />

Einstellung nach § 39 EO<br />

noch ein Oppositionsgesuch<br />

nach § 40 EO zur Verfügung,<br />

zumal gegebenenfalls auf Tatsachenebene<br />

geklärt werden<br />

muss, ob die betroffene Forderung<br />

von der (Rest-)Schuldbefreiung<br />

erfasst ist. Ebenso<br />

wenig gelangt die Bestimmung<br />

des § 197 KO (IO) zur


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

Anwendung (3 Ob 77/11m,<br />

RpflSlgE 2011/83).<br />

RpflSlgE 2012/33<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

8.8.2011, 47 R 334/11g<br />

Gem. § 2 Abs 1 IO treten die<br />

Wirkungen der Eröffnung des<br />

Insolvenzverfahrens mit<br />

Beginn des Tages ein, den der<br />

öffentlichen Bekanntmachung<br />

des Inhaltes des Insolvenz -<br />

ediktes folgt. Für die Beurteilung<br />

des Exekutionsantrages<br />

ist der Zeitpunkt der Be -<br />

schlussfassung in 1. Instanz<br />

maßgebend (Manz KO 10 E 97f<br />

zu § 10 KO). (Annahme: Tag<br />

des Einlangens des Exekutionsantrages<br />

<strong>beim</strong> Exekutionsgericht:<br />

22.2.2011, Tag der<br />

Eröffnung des Insolvenzverfahrens:<br />

22.2.2011). Da die<br />

Exekutionssperre erst am<br />

23.2.2011 eintrat, war sie im<br />

Zeitpunkt der Einbringung des<br />

Exekutionsantrages noch nicht<br />

gegeben. Wäre die Exekution<br />

am Tage des Einlangens des<br />

Exekutionsantrages bewilligt<br />

worden, käme eine Einstellung<br />

der Exekution gem. § 39<br />

Abs 1 Z 2 EO nicht in<br />

Betracht. Daraus folgt, dass<br />

den betreibenden Gläubiger<br />

kein Verschulden trifft, die<br />

Voraussetzungen für eine<br />

Aberkennung der Kosten nach<br />

§ 75 EO liegen daher nicht vor<br />

(siehe auch RpflSlgE 2008/26).<br />

(Zur Frage der Kostenaberkennung<br />

nach § 75 EO, der<br />

zwei Gruppen von Einstellungsgründen<br />

unterscheidet).<br />

RpflSlgE 2012/34<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

11.8.2011, 46 R 305/11k<br />

Bei der Schätzung von<br />

Geschäftsanteilen an einer<br />

GmbH ist die Beiziehung<br />

eines Rechtsanwalts in der<br />

Regel als zur zweckentsprechenden<br />

Rechtsverfolgung<br />

notwendig anzusehen und<br />

nach TP 7 Abs 2 RATG zu entlohnen<br />

(Angst-Jakusch-Mohr<br />

EO 14 § 74 E 387 mwN). Dies<br />

insbesonders deshalb, da die<br />

Beurteilung der vom Verpflichteten aus Anlass<br />

der Schätzung der Geschäftsanteile vorzulegenden<br />

Unterlagen regelmäßig eingehende Kenntnisse<br />

auf dem Gebiet des Steuer- und Gewerberechts<br />

sowie des Buchhaltungswesens erfordert<br />

(RpflSlgE 2000/34 LG f. ZRS Wien). Die betreibende<br />

Partei kann daher die ihr <strong>beim</strong> Vollzug<br />

zukommende Kontrollfunktion wirksam nur erfüllen,<br />

wenn sie durch einen Rechtsanwalt vertreten<br />

ist (RpflSlgE 1999/109, LG f. ZRS Wien).<br />

RpflSlgE 2012/35<br />

LG f. ZRS Wien vom 11.8.2011, 46 R 350/11b<br />

Der im Besitzstörungsverfahren ergangene Endbeschluss<br />

kann nur gegen den Störer selbst vollstreckt<br />

werden, auch wenn dieser den Gegenstand,<br />

auf den sich die Störungshandlung bezog,<br />

in der Folge veräußert hat (1 Ob 19/88, Jakusch<br />

in Angst EO², § 9 RZ 24). (Hier: Entfernen von<br />

Schlössern in einer Liegenschaft, die dem nunmehrigen<br />

Liegenschaftseigentümer [Verpflichteten]<br />

im Zuge der Zwangsversteigerung zugeschlagen<br />

wurde).<br />

RpflSlgE 2012/36<br />

LG f. ZRS Wien vom 12.8.2011, 46 R 109/11m<br />

Bei der Zusammenrechnung von Bezügen des<br />

Verpflichteten trifft den Antragsteller hinsichtlich<br />

des Bestandes der zusammenzurechnenden Forderungen<br />

die objektive Beweislast. Subjektiv ist<br />

jedoch nicht der betreibende Gläubiger allein<br />

beweispflichtig. Es können vielmehr auch amtswegige<br />

Ermittlungspflichten bestehen (Oberhammer<br />

in Angst EO², RZ 6 zu § 292 EO).<br />

RpflSlgE 2012/37<br />

LG f. ZRS Wien vom 17.8.2011, 47 R 303/11y<br />

Nach der Rechtsprechung des Rekursgerichtes entspricht<br />

es nicht der Billigkeit gem. § 213 Abs 2 IO<br />

vorzugehen, wenn der Schuldner nicht einmal ein<br />

Zehntel der in § 213 Abs 2 IO geforderten Mindestquote<br />

erreicht hat, wenngleich die Berücksichtigung<br />

von Krankheit des Schuldners (hier: Versehrtheit<br />

der Schuldnerin) bei der Abwägung der konkreten<br />

Umstände des Einzelfalls nicht ausgeschlossen<br />

ist (hg. 46 R 621/10g). Eine Restschuldbefreiung<br />

ist nicht zu erteilen, wenn es dem Schuldner<br />

trotz Anspannung seiner Kräfte nicht möglich war,<br />

die Mindestquote auch nur annähernd zu erreichen<br />

(8 Ob 342/98x Quote von weniger als 6 % bei körperlich<br />

und geistig behindertem Schuldner, 8 Ob<br />

107/08f Quote von 2,05 %).<br />

RpflSlgE 2012/38<br />

LG f. ZRS Wien vom 25.8.2011, 47 R 289/11i<br />

Ein Eingriff des Vermieters in die Mietrechte des<br />

Mieters durch eine Rechteexekution nach den<br />

§§ 331 ff EO verstößt gegen<br />

§ 8 Abs 1 Satz 1 MRG und<br />

führt auch zur Ausweitung der<br />

in § 8 Abs 2 MRG normierten<br />

Eingriffe in das Hauptmietrecht.<br />

Im (Voll-) Anwendungsbereich<br />

des MRG ist die Exekution<br />

auf das Mietrecht zur<br />

Hereinbringung von Forderungen<br />

gegen den Mieter dem<br />

Vermieter nach § 42 Abs 3<br />

überhaupt versagt (mit Erörterung<br />

der einschlägigen Lehre).<br />

RpflSlgE 2012/39<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

8.9.2011, 47 R 436/11g<br />

Die Ladung des Schuldners<br />

zur Einvernahme gem. § 210a<br />

Abs 2 IO ist dem bevollmächtigten<br />

Schuldnervertreter zuzustellen.<br />

Eine Zustellung an<br />

den Schuldner persönlich entfaltet<br />

keine Rechtswirkung,<br />

dieser ist nicht im Sinne des<br />

§ 210a Abs 3 IO ordnungsgemäß<br />

geladen. Die Voraussetzungen<br />

für eine vorzeitige<br />

Einstellung des Abschöpfungsverfahrens<br />

nach § 210a Abs 3<br />

IO liegen daher in diesem<br />

Falle nicht vor.<br />

RpflSlgE 2012/40<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

15.9.2011, 47 R 312/11x<br />

Bei der Entscheidung nach<br />

§ 292a EO (Erhöhung des<br />

unpfändbaren Betrages) ist<br />

eine Interessenabwägung vorzunehmen,<br />

wobei auf die<br />

gesamte Vermögens- und Einkommenslage<br />

des Verpflichteten<br />

Bedacht zu nehmen ist.<br />

Wenn die Pflegekosten bzw.<br />

Medikamente eines unterhaltsberechtigtenFamilienangehörigen<br />

unter anderem als Erhöhungsgrund<br />

angegeben werden,<br />

so ist auch dessen Einkommens-<br />

und Vermögenslage<br />

relevant. Grundsätzlich ist<br />

davon auszugehen, dass man<br />

mit Leistungen aufgrund der<br />

gesetzlichen Sozialversicherung<br />

auskommen muss (Oberhammer<br />

in Angst EO² § 292a<br />

RZ 3).<br />

45


Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionen/Insolvenzen Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />

RpflSlgE 2012/41<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

20.9.2011, 47 R 457/11w<br />

Bei der Erledigung eines<br />

Antrages auf neuerlichen Vollzug<br />

ist nur zu prüfen, ob der<br />

Antrag mit der Exekutionsbewilligung<br />

im Einklang steht<br />

und ob der neuerliche Vollzug<br />

mangels Vollzahlung oder<br />

voller Deckung notwendig<br />

und zulässig ist. Der Exekutionsrichter<br />

bzw. Rechtspfleger<br />

hat sich aber ebenso wie bei<br />

der Entscheidung über den<br />

Exekutionsantrag nicht auf<br />

die Prüfung der Frage einzulassen,<br />

ob der Vollzug zu<br />

einem Erfolg führen wird<br />

(RIS-Justiz RS0003407). Es ist<br />

Aufgabe des Gerichtsvollziehers,<br />

die Aussichtslosigkeit<br />

des Vollzugsversuches zu<br />

beurteilen. (Hier: Abweisung<br />

eines Antrages auf neuerlichen<br />

Vollzug gegen einen in<br />

einer Strafvollzugsanstalt in<br />

Haft befindlichen Verpflichteten).<br />

RpflSlgE 2012/42<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

19.9.2011, 47 R 342/11h<br />

Bei einer Einstellung der Exekution<br />

von Amts wegen hat<br />

nach § 39 Abs 2 EO in den<br />

Fällen der § 39 Abs 1 Z 2 und<br />

3 eine Vernehmung der Parteien<br />

zu erfolgen. Die Rechtsprechung<br />

verlangt über den<br />

Gesetzestext hinaus, dass der<br />

betreibende Gläubiger durch<br />

eine Einstellung der Exekution<br />

jedenfalls nicht überrascht<br />

werden darf. Es ist ihm daher<br />

auch dann, wenn seine Vernehmung<br />

wie etwa bei der<br />

Einstellung nach Z 8 nicht<br />

schon nach dem Absatz 2<br />

geboten ist, die beabsichtigte<br />

Einstellung der Exekution<br />

zumindest in irgendeiner Form<br />

anzukündigen, um ihm die<br />

Möglichkeit zu geben, durch<br />

eine geeignete Antragstellung<br />

die Einstellung abzuwehren.<br />

Die Unterlassung der Vernehmung<br />

begründet eine von<br />

Amts wegen wahrzunehmen-<br />

46<br />

de Nichtigkeit (Jakusch in Angst EO², § 39 RZ 79a<br />

und 83).<br />

RpflSlgE 2012/43<br />

LG f. ZRS Wien vom 15.9.2011, 46 R 366/11f<br />

Falls die betreibende Partei bei Einleitung des<br />

Zwangsversteigerungsverfahrens ein Interessentenverzeichnis<br />

(§ 133 Abs 2 EO) vorgelegt hat, ist<br />

sie damit ihrer Verpflichtung aus § 133 Abs 2 EO<br />

nachgekommen. Dem Gesetz kann keine Bestimmung<br />

entnommen werden, dass ein einmal<br />

gelegtes Interessentenverzeichnis zu einem späteren<br />

Zeitpunkt zu vervollständigen (zu aktualisieren)<br />

ist. Ein diesbezüglicher Auftrag des Erstgerichtes<br />

an die betreibende Partei unter Androhung<br />

der Einstellung des Versteigerungsverfahrens<br />

nach § 200 Z 3 EO ist nicht berechtigt, es<br />

hat vielmehr gem. § 55a EO den relevanten<br />

Grundbuchsstand von Amts wegen zu erheben.<br />

RpflSlgE 2012/44<br />

LG f. ZRS Wien vom 15.9.2011, 47 R 345/11z<br />

Falls das Erstgericht das Begehren der Drittschuldnerin<br />

auf Zuspruch der Kosten für die<br />

Drittschuldnererklärung von EUR 25,-- abgewiesen<br />

hat, weil die Erklärung ohne gerichtlichen<br />

Auftrag abgegeben wurde, ist ein von der Drittschuldnerin<br />

gegen diese Entscheidung erhobener<br />

Rekurs unter Hinweis auf § 517 Abs 3 ZPO<br />

zurückzuweisen, da der Betrag, dessen Zuspruch<br />

beantragt wurde, EUR 50,-- nicht übersteigt (§ 517<br />

Abs 3 ZPO idF des BGBl. 2010(111).<br />

RpflSlgE 2012/45<br />

LG f. ZRS Wien vom 8.8.2011, 47 R 308/11h<br />

Der Antrag auf Bewilligung der Unterlassungsexekution<br />

ist dann gem. § 54 Abs 3 EO zur Verbesserung<br />

zurückzustellen, wenn Vorbringen zu<br />

einem Zuwiderhandeln des Verpflichteten zur<br />

Gänze fehlt, nicht jedoch dann, wenn der Exekutionsantrag<br />

mangels Schlüssigkeit des Vorbringens<br />

abzuweisen ist; dies gilt sowohl dann, wenn sich<br />

aus einem an sich vollständigen Vorbringen kein<br />

Verstoß gegen den Exekutionstitel ergibt, als auch<br />

dann, wenn für die Bejahung eines Verstoßes<br />

gegen den Exekutionstitel wesentliche Tatsachen<br />

nicht konkret genug vorgebracht wurden (RIS-<br />

Justiz RS0120139).<br />

RpflSlgE 2012/46<br />

OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 166/11z<br />

Hat eine Privatstiftung mehrere Stifter, so können<br />

die dem Stifter zustehenden oder vorbehaltenen<br />

Rechte nur von allen Stiftern gemeinsam ausgeübt<br />

werden, es sei denn, die Stiftungsurkunde<br />

sieht etwas anderes vor (§ 3 Abs 2 PSG, RIS-Justiz<br />

RS0115134 T 11). Nach Punkt 11 der Stiftungsur-<br />

kunde übt im vorliegenden<br />

Fall der Verpflichtete, solange<br />

er lebt, die Stifterrechte (und<br />

zwar auch das Recht auf<br />

Abänderung der Stiftungsurkunde)<br />

allein aus. Gerade das<br />

dem Stifter vorbehaltene<br />

Änderungsrecht begründet –<br />

so wie ein vorbehaltenes<br />

Widerrufsrecht – die Pfändbarkeit<br />

der Gesamtrechte des Stifters<br />

(RIS-Justiz RS0120752).<br />

RpflSlgE 2012/47<br />

LG Ried/Innkreis vom<br />

16.2.2012, 6 R 35/12g<br />

Wenn der Kanzleisitz des<br />

<strong>beim</strong> Vollzug einer Herausgabeexekution<br />

intervenierenden<br />

Rechtsanwaltes außerhalb des<br />

Sprengels des Exekutionsgerichtes<br />

liegt, stehen abgesehen<br />

von einem bestehenden,<br />

besonderen Vertrauensverhältnis<br />

zwischen dem Rechtsanwalt<br />

und seinem Mandanten<br />

bzw. bei besonderen das Einschreiten<br />

des auswärtigen<br />

Rechtsanwaltes rechtfertigenden<br />

Vorkenntnissen nur jene<br />

Kosten zu, welche bei der<br />

Substituierung eines ortsansässigen<br />

Rechtsanwaltes entstanden<br />

wären. Wenn, wie hier,<br />

wegen des versperrten Vollzugsortes<br />

die in Aussicht<br />

genommene Amtshandlung<br />

gar nicht stattgefunden hat,<br />

kann anstelle von Kosten für<br />

die Beteiligung am Vollzug<br />

nach TP 7/2 RATG nur ein<br />

Kostenersatzanspruch nach<br />

TP 9 RATG – etwa an Reisekosten<br />

und Entschädigung für<br />

Zeitversäumnis – in Betracht<br />

kommen (vgl. Mohr in ecolex<br />

2005, 605, hg. 6 R 88/06t LG<br />

Ried/Innkreis). Voraussetzung<br />

hiefür ist jedoch, dass der<br />

Vollzugsort mehr als 2 km von<br />

der Kanzlei des ortsansässigen<br />

Rechtsanwaltes entfernt ist.<br />

RpflSlgE 2012/48<br />

LG Feldkirch vom 8.2.2012,<br />

1 R 26/12z<br />

In Kenntnis der unterschiedlichen<br />

Auffassungen einiger<br />

Rekurssenate in deren Recht-


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Fachbereich Exekutions- Exekutionen/Insolvenzen<br />

und Privatinsolvenzrecht<br />

sprechung vertritt das LG<br />

Feldkirch den Standpunkt,<br />

dass die dem Drittschuldner<br />

zu vergütenden Kosten für<br />

seine Äußerung (§ 302 EO)<br />

von der der betreibenden Partei<br />

bewilligten Verfahrenshilfe<br />

nicht umfasst sind (2 R<br />

11/09x, 2 R 285/10t, 1 R<br />

148/11i LG Feldkirch, siehe<br />

auch die aus dem Index der<br />

RpflSlgE 2004-2008 unter<br />

„Kosten Dritter“ und „Verfahrenshilfe“<br />

ersichtlichen zahlreichen<br />

Entscheidungen diverser<br />

Rekurssenate mit teilweise<br />

gegenteiliger Rechtsansicht<br />

sowie RpflSlgE 2010/44 LG<br />

Ried/Innkreis und die dort<br />

zitierte Literatur und Rechtsprechung).<br />

RpflSlgE 2012/49<br />

LG Feldkirch vom 6.2.2012,<br />

2 R 344/11w<br />

Voraussetzung für eine gültige<br />

Ersatzzustellung ist einerseits<br />

ein regelmäßiger Aufenthalt<br />

des Empfängers an der Abgabestelle<br />

und andererseits, dass<br />

der Ersatzempfänger an derselben<br />

Abgabestelle wohnt.<br />

Als entscheidend dabei wird<br />

das durch das Wohnen an<br />

derselben Abgabestelle definierte<br />

Naheverhältnis zum<br />

Empfänger – zumal es ja vordringlicher<br />

Zweck der Ersatzzustellung<br />

ist, die Sendung<br />

dem Empfänger schnell und<br />

verlässlich zukommen zu lassen<br />

– angesehen. Keine tauglichen<br />

Ersatzempfänger sind<br />

Haus- und Wohnungsnachbarn<br />

(Stummvoll in<br />

Fasching/Konecny² ergBd § 16<br />

ZustG RZ 17, Gitschthaler in<br />

Rechberger³ § 87 ZPO § 16<br />

ZustG RZ 5).<br />

RpflSlgE 2012/50<br />

LG Feldkirch vom<br />

24.1.2012, 2 R 16/12m<br />

Die Berechtigung zur Empfangnahme<br />

von Zustellungen<br />

bezieht sich grundsätzlich nur<br />

auf jene Verfahren, in welchen<br />

die Bevollmächtigung erteilt<br />

wurde, sie erstreckt sich nach<br />

ständiger Rechtsprechung jedoch auf die mit diesem<br />

Verfahren unmittelbar zusammenhängenden<br />

Streitigkeiten, die vom gesetzlichen Umfang<br />

der einem Rechtsanwalt erteilten Prozessvollmacht<br />

gedeckt sind (RIS-Justiz RS0118682, 8 Ob<br />

20/03d mwN, Stopfer aaO). Die von der Gläubigerin<br />

erteilte Prozessvollmacht erstreckt sich nicht<br />

auch auf das gegenständliche Schuldenregulierungsverfahren,<br />

sodass mangels Nachweises einer<br />

Bevollmächtigung (auch) für das Insolvenzverfahren<br />

die Zustellung des Eröffnungsediktes nicht an<br />

den früheren Rechtsvertreter, sondern an die<br />

Gläubigerin persönlich zu erfolgen hat. (Zur<br />

Frage der Zustellung in diversen Verfahren auf<br />

Grund einer seinerzeit erteilten Prozessvollmacht<br />

und im Schuldenregulierungsverfahren).<br />

RpflSlgE 2012/51<br />

LG Feldkirch vom 2.1.2012, 2 R 371/11<br />

Das Gesetz enthält keine ausdrückliche Regelung<br />

für den Fall, dass innerhalb der Laufzeit von<br />

3 Jahren überhaupt keine Gläubiger Forderungen<br />

angemeldet haben. Es stellt sich daher die Frage,<br />

was als Bezugsgröße für die Errechnung der 50%-<br />

Quote heranzuziehen ist. Jedenfalls ist nicht auf<br />

die vom Schuldner im Eröffnungsantrag angeführten<br />

Verbindlichkeiten abzustellen. Vielmehr<br />

kommt es grundsätzlich auf die Forderungen<br />

rechtzeitig anmeldender Insolvenzgläubiger an.<br />

Wenn nun aber Gläubiger, die jedenfalls eine<br />

gewisse Mitwirkungspflicht in einem Insolvenzverfahren<br />

trifft, nicht einmal bis 3 Jahre nach Einleitung<br />

des Abschöpfungsverfahrens Forderungen<br />

angemeldet haben, kann dies nicht die vorzeitige<br />

Beendigung des Abschöpfungsverfahrens mit<br />

Restschuldbefreiung iSd § 213 Abs 1 Z 1 IO hindern.<br />

(Zur Frage, ob das Abschöpfungsverfahren<br />

auch dann vorzeitig mit Restschuldbefreiung iSd<br />

§ 213 Abs 1 Z 1 IO beendet werden darf, wenn<br />

überhaupt keine Forderungen angemeldet wurden.<br />

Anm.: Kein Revisionsrekurs, der für zulässig<br />

erklärt wurde, eingelangt).<br />

RpflSlgE 2012/52<br />

LG Linz vom 16.2.2012, 14 R 27/12g<br />

1.) Der Erbe erwirbt nach § 431 ABGB iVm 819<br />

ABGB das Eigentum an Nachlassgrundstücken<br />

mit Rechtskraft des Einantwortungsbeschlusses<br />

(vgl. RIS-Justiz RS0011263, insb. T 1). Der<br />

Beschluss wird frühestens mit der Zustellung<br />

wirksam, wenn Rechtsmittel zulässig sind, erst<br />

mit Rechtskraft, bei Zustellungsverzicht mit Abgabe<br />

des Beschlusses an die gerichtliche Geschäftsstelle<br />

(vgl. Sailer in KBB³, § 819 ABGB RZ 1).<br />

2.) Die oberstgerichtliche Rechtsprechung hat in<br />

Durchbrechung des § 21 GBG die Anmerkung<br />

der Klage nach § 27 Abs 2 WEG gegen den Ersteher<br />

einer Liegenschaft im Zwangsversteigerungsverfahren<br />

ab Anmerkung des Zuschlags im<br />

Grundbuch gebilligt, weil<br />

ansonsten eine vom Gesetzgeber<br />

offenbar nicht beabsichtigte<br />

Rechtsschutzlücke bestehen<br />

würde (vgl. RIS-Justiz<br />

RS0115386, OGH vom<br />

19.2.2008, 5 Ob 242/07k).<br />

RpflSlgE 2012/53<br />

LG Linz vom 9.2.2012, 14 R<br />

149/11x<br />

Die Verpflichtung, in einer<br />

Mahnklage unter den Nebenforderungen<br />

auch die Inkassokosten<br />

detailliert aufzuschlüsseln,<br />

ergibt sich nicht<br />

nur aus den Erläuterungen<br />

zum ZinsRÄG. Auch in der<br />

Literatur wird diese Forderung,<br />

Mahn- und Inkassokosten<br />

als Nebenforderungen im<br />

Sinn des § 54 Abs 2 JN detailliert<br />

aufzuschlüsseln (vgl.<br />

dazu überdies § 245 ZPO),<br />

um eine inhaltliche Überprüfung<br />

ihrer Angemessenheit zu<br />

ermöglichen, geteilt (Dehn,<br />

Das Zinsrechtsänderungsgesetz<br />

RdW 2002, 514). In<br />

Anbetracht der fehlenden<br />

Möglichkeit einer geschäftsordnungsgemäßenBehandlung<br />

der Mahnklage kommt<br />

weder die Erlassung eines<br />

Zahlungsbefehls noch die<br />

Anberaumung einer Verhandlung<br />

über die Klage in<br />

Betracht, weshalb die Mahnklage<br />

nach einem nicht<br />

beachteten Verbesserungsauftrag<br />

zurückzuweisen war.<br />

RpflSlgE 2012/54<br />

LG Linz vom 2.2.2012, 32 R<br />

95/11p<br />

Nach der Rechtsprechung dieses<br />

Rekursgerichtes gilt der im<br />

§ 173 Abs 5 KO (nunmehr<br />

§ 254 Abs 5 IO) festgelegte<br />

Untersuchungsgrundsatz auch<br />

im Verfahren über einen<br />

Antrag nach § 197 KO (so<br />

etwa LG Linz 37 R 127/07z,<br />

16 R 117/10d). Danach hat<br />

das Gericht alle für seine<br />

Beurteilung erheblichen Tatsachen<br />

von Amts wegen zu<br />

erheben und festzustellen, es<br />

hat hiezu alle geeigneten<br />

47


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Erhebungen, insbesonders<br />

durch Vernehmung von Auskunftspersonen<br />

zu pflegen<br />

und Beweis aufzunehmen. §<br />

197 KO (IO) normiert keine<br />

Ausnahme zu diesem allgemeinen,<br />

für das Insolvenzverfahren<br />

geltenden Untersuchungsgrundsatz.<br />

Während<br />

z.B. § 70 Abs 1 IO ausdrücklich<br />

normiert, dass der Gläubiger<br />

glaubhaft zu machen<br />

hat, dass er eine Insolvenzforderung<br />

hat und der Schuldner<br />

zahlungsunfähig ist, fehlt eine<br />

derartige Bescheinigungspflicht<br />

im Bereich des § 197<br />

KO (IO).<br />

RpflSlgE 2012/55<br />

LG Linz vom 1.2.2012, 14 R<br />

231/11f<br />

Die Entscheidung über einen<br />

Antrag auf neuerlichen Vollzug<br />

der Fahrnisexekution ist<br />

nur dann eine Entscheidung<br />

über die „Fortsetzung der<br />

Exekution“ im Sinne des § 65<br />

Abs 2 EO, wenn die Fahrnisexekution<br />

nur durch neuerliche<br />

Vollzugsversuche (und<br />

nicht etwa durch Verwertung<br />

bereits gepfändeter Gegenstände)<br />

fortgesetzt werden<br />

kann und es sich nicht um<br />

einen Antrag auf vorzeitigen<br />

Vollzug der Fahrnisexekution<br />

vor Ablauf einer Sperrfrist<br />

gem. § 252e EO handelt (vgl.<br />

LG Linz 37 R 37/04k, 14 R<br />

139/09y, 37 R 165/06m mwN,<br />

Rassi in Burgstaller/Deixler/<br />

Hübner, EO 65 – 67 RZ 16,<br />

Jakusch in Angst EO², §§ 65<br />

RZ 17a). Mit einem Antrag auf<br />

vorzeitigen neuerlichen Vollzug<br />

abweisenden Beschluss<br />

wird nicht die Fortsetzung des<br />

Exekutionsverfahrens an sich<br />

verweigert, sondern lediglich<br />

ein einzelner Schritt im Rahmen<br />

des Vollzugsverfahrens.<br />

Wird ein derartiger Beschluss<br />

angefochten, ist der Rekurs<br />

bei einem Anspruch von nicht<br />

mehr als EUR 2.700,– unzulässig.<br />

48<br />

RpflSlgE 2012/56<br />

LG Linz vom 30.1.2012, 14 R 129/11f<br />

Vom Gericht aufgetragene Äußerungen sind,<br />

sofern der Auftrag nicht durch ein Versäumnis<br />

der Partei notwendig geworden ist oder die<br />

Äußerung nicht in der Zustimmung zu einem<br />

Antrag oder zu einer vom Gericht beabsichtigten<br />

Maßnahme besteht, ohne Rücksicht auf deren<br />

objektive Notwendigkeit als zur Rechtsverwirklichung<br />

notwendig anzusehen (Jakusch in Angst²,<br />

§ 74 RZ 18). Gem. § 74 EO sind die Kosten, die<br />

dem betreibenden Gläubiger entstanden sind,<br />

vom Verpflichteten zu ersetzen, wenn sie zur<br />

Rechtsverwirklichung notwendig und zweckmäßig<br />

waren. Auch mangels Erfolges sind Kosten<br />

als notwendig anzusehen, wenn der betreibende<br />

Gläubiger bei der Antragstellung von ihrer Notwendigkeit<br />

ausgehen konnte und ihm der Misserfolg<br />

nicht zur Last gelegt werden muss (LG f. ZRS<br />

Wien vom 17.9.1990, 46 R 743/90, LG Linz 11 R<br />

216/00, 11 R 267/00m, 37 R 234/03d).<br />

RpflSlgE 2012/57<br />

LG f. ZRS Wien vom 19.10.2011, 47 R 371/11y<br />

Das Insolvenzgericht kann für einzelne, mit besonderen<br />

Schwierigkeiten verbundenen Tätigkeiten<br />

einen Insolvenzverwalter mit einem auf diese<br />

beschränkten Geschäftskreis bestellen. Der Gesetzgeber<br />

nennt hier beispielsweise die Führung von<br />

sachlich oder rechtlich schwierigen Prozessen oder<br />

den Verkauf von Liegenschaften (Konecny<br />

Seite 80). Im vorliegenden Fall erscheint es sinnvoll,<br />

die Veranlassung der Schätzung und allfällige<br />

Verwertung der vom Schuldner selbst verfertigten<br />

Gemälde durch einen Insolvenzverwalter vornehmen<br />

zu lassen. Ohne einschlägige Expertise lässt<br />

sich über deren Wert nämlich keine Aussage treffen.<br />

Der Schuldner verfügt mit … über eine höchst<br />

professionelle Website, mehrere Einträge im Internet<br />

sprechen von früheren und auch derzeitigen<br />

künstlerischen Erfolgen seiner Arbeit.<br />

RpflSlgE 2012/58<br />

LG f. ZRS Wien vom 19.10.2011, 47 R 360/11f<br />

Seit der EO-Novelle 2000 sind die Kosten des<br />

Drittschuldners für seine Erklärung nach § 301<br />

EO nur noch nach den von in § 302 Abs 1 EO<br />

genannten festen Sätzen zu bestimmen. Daran<br />

wird auch durch sein Rekursvorbringen, wonach<br />

aufgrund der Komplexität des Sachverhaltes zur<br />

vermeintlichen Forderung des Verpflichteten die<br />

Abgabe der Drittschuldnererklärung unter Beiziehung<br />

anwaltlicher Vertretung notwendig und<br />

zweckmäßig gewesen sei und auch der Drittschuldner<br />

die Möglichkeit habe, sich durch einen<br />

Rechtsanwalt vertreten zu lassen, wofür Vertretungskosten<br />

nach dem RATG zustünden, nichts<br />

geändert.<br />

RpflSlgE 2012/59<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

27.10.2011, 47 R 307/11m<br />

Die Beigebung eines Verfahrenshilfeanwaltes<br />

ist entweder<br />

bei absoluter Anwaltspflicht,<br />

die gem. § 52 EO im Exekutionsverfahren<br />

nicht vorliegt<br />

oder dort zu erlangen, wo der<br />

Rechtsfall besonders schwierig<br />

ist. Die Beigebung eines<br />

Rechtsanwaltes in einem Verfahren<br />

ohne Anwaltspflicht<br />

wird in das Ermessen des<br />

Gerichts gestellt und im Allgemeinen<br />

dort erforderlich sein,<br />

wo der Rechtsfall besondere<br />

Schwierigkeiten in rechtlicher<br />

oder tatsächlicher Hinsicht<br />

erwarten lässt und einen Verlauf<br />

nehmen kann, der sich<br />

der Übersicht und Einsicht der<br />

Partei entzieht. Die Beigebung<br />

eines Rechtsanwaltes im Verfahren<br />

ohne Anwaltspflicht<br />

soll aber eine Ausnahme darstellen<br />

(Fucik in Rechtberger³,<br />

§ 64 RZ 2, Klauser/Kodek<br />

ZPO 16, § 64 ZPO E 15, 16<br />

und 18).<br />

RpflSlgE 2012/60<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

9.11.2011, 46 R 489/11v<br />

Für die Bewilligung der Verfahrenshilfe<br />

ist ein vollständig<br />

ausgefülltes Vermögensverzeichnis<br />

Voraussetzung. Der<br />

bloße Hinweis auf ein bei<br />

einem anderen Gericht anhängigesSchuldenregulierungsverfahren<br />

reicht nicht aus, um<br />

das Gericht in die Lage zu<br />

versetzen, alle Voraussetzungen<br />

zur Bewilligung der Verfahrenshilfe<br />

zu prüfen, zumal<br />

überdies einem hier aufgetragenen<br />

Verbesserungsauftrag<br />

keine Folge geleistet wurde.<br />

RpflSlgE 2012/61<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

10.11.2011, 46 R 211/11m<br />

Durch die Zahlung der dem<br />

Insolvenzantrag zugrunde liegenden<br />

Forderungen ist nicht<br />

dokumentiert, dass keinesfalls<br />

Zahlungsunfähigkeit gegeben


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />

ist. Sieht das Gesetz – wie im<br />

Insolvenzeröffnungsverfahren<br />

– eine Tagsatzung vor, so ist<br />

die Einschränkung des § 259<br />

Abs 2 IO auch im Rekursverfahren<br />

zu beachten (Mohr,<br />

KO 10 2006 § 71c KO, E 15).<br />

Demnach können Anträge,<br />

Erklärungen und Einwendungen,<br />

zu deren Anbringung<br />

eine Tagsatzung bestimmt ist,<br />

von nicht erschienenen, gehörig<br />

geladenen Personen nachträglich<br />

nicht mehr vorgebracht<br />

werden.<br />

RpflSlgE 2012/62<br />

LG f. ZRS Wien vom<br />

14.11.2011, 47 R 517/11v<br />

Die in Exekutionssachen einschlägigeZuständigkeitsbestimmung<br />

des § 18 EO ist in<br />

Insolvenzsachen wenig hilfreich,<br />

da die dort zitierten<br />

zuständigkeitsbegründenden<br />

Elemente ausschließlich auf<br />

den Exekutionsvollzug und<br />

die Exekutionsobjekte Bezug<br />

nehmen. Daher ist über die<br />

Verweisungsnorm des § 252<br />

IO die Jurisdiktionsnorm<br />

anzuwenden. Es ist auf den<br />

Gerichtsstand des § 67 JN zu<br />

verweisen, der auf den jeweiligen<br />

Aufenthalt des Schuldners,<br />

subsidiär auf den letzten<br />

inländischen Wohnsitz/gewöhnlichen<br />

Aufenthalt<br />

betreffend die im Inland<br />

begründeten oder hier zu<br />

erfüllenden Verbindlichkeiten<br />

abstellt. Beide Fälle des<br />

Gerichtsstandes nach § 67 JN<br />

kommen nur dann in<br />

Betracht, wenn weder im<br />

Inland noch im Ausland ein<br />

Wohnsitz besteht (6 Ob 23/66<br />

= SZ 39/16 = 1966/242).<br />

RpflSlgE 2012/63<br />

LG f ZRS Wien vom<br />

22.11.2011, 47 R 493/11i<br />

Die Begründung eines<br />

Beschlusses ist dann obligatorisch,<br />

wenn dieser über widerstreitende<br />

Anträge ergeht oder<br />

einen Antrag abweist. In diesen<br />

Fällen ist ein unbegründet<br />

gebliebener Beschluss nichtig.<br />

(Hier: Äußerung der betreibenden Partei zu<br />

einem Oppositionsgesuch des Verpflichteten verbunden<br />

mit dem Antrag auf Abweisung dieses<br />

Gesuches und Ersatz der Kosten für die Äußerung,<br />

die Erledigung [Bewilligung dieses Antrages]<br />

der betreibenden Partei erfolgte durch das<br />

Erstgericht mit Stampiglie). (Bydlinski in<br />

Fasching/ Konecny² III § 428 ZPO RZ 1).<br />

RpflSlgE 2012/64<br />

LG Klagenfurt vom 18.2.2011, 1 R 27/11g<br />

Für die Berichtigung des Grundbuchs gem. § 136<br />

Abs 1 GBG durch Einverleibung der Löschung<br />

eines Belastungs- und Veräußerungsverbotes<br />

infolge Ablebens des Verbotsbelasteten ist dessen<br />

Tod durch Vorlage einer öffentlichen Urkunde<br />

(Sterbeurkunde) nachzuweisen. Die bloße Möglichkeit,<br />

dass sich der Grundbuchsrichter (Rechtspfleger)<br />

diese Kenntnis durch Einsicht in den<br />

<strong>beim</strong> selben Gericht erliegenden Verlassenschaftsakt<br />

verschaffen könnte, reicht nicht. Das Fehlen<br />

der obgenannten Urkunde führt jedoch nicht zu<br />

einer sofortigen Abweisung eines Antrages auf<br />

Bewilligung der Exekution durch zwangsweise<br />

Pfandrechtsbegründung, weil es sich dabei um<br />

einen verbesserungsfähigen Mangel iSd (mit<br />

1.1.2009 in Kraft getretenen) § 82a GBG iVm § 88<br />

Abs 2 EO handelt (5 Ob 216/09i).<br />

RpflSlgE 2012/65<br />

LG Klagenfurt vom 13.5.2011, 1 R 123/11z<br />

Nach § 255 EO sind Auskünfte aus dem Pfändungsregister<br />

allen Personen zu erteilen, die<br />

glaubhaft machen, dass sie diese zur Einleitung<br />

eines Rechtsstreites oder einer Exekution, zur<br />

Geltendmachung von Einwendungen gegen eine<br />

bereits eingeleitete Exekution oder aus anderen<br />

wichtigen Gründen benötigen. Mit der Vorlage<br />

des vollstreckbaren Zahlungsbefehls und der<br />

Behauptung, sie beabsichtige ein Exekutionsverfahren<br />

einzuleiten, hat die Antragstellerin ihr Interesse<br />

ausreichend glaubhaft gemacht (anders: Der<br />

Antrag auf Bewilligung der elektronischen Einsicht<br />

in die Geschäftsbehelfe des Exekutionsgerichtes<br />

nach dem inzwischen durch die ZVN 2009<br />

aufgehobenen § 73a EO ist abzuweisen, LG Klagenfurt<br />

2 R 133/09z).<br />

RpflSlgE 2012/66<br />

LG Klagenfurt vom 5.8.2011, 1 R 174/11z<br />

Zur Frage der Aufhebung der Pfändung gem.<br />

§ 292i EO auf Antrag des Verpflichteten, weil sich<br />

auf dem Konto ausschließlich unpfändbare Geldbeträge<br />

und zwar die Witwenrente und die Ausgleichszulage<br />

befunden hätten.<br />

RpflSlgE 2012/67<br />

LG Klagenfurt vom<br />

9.3.2012, 1 R 45/12f<br />

Die Bestimmung des § 262 EO<br />

steht der Bewilligung der Exekution<br />

auf Ansprüche auf<br />

Herausgabe und Leistung körperlichen<br />

Sachen nicht entgegen.<br />

Die Exekution nach den<br />

§§ 325 ff EO wird als sogenannte<br />

vorbereitende Exekution<br />

gerade dann benötigt,<br />

wenn sich körperliche Sachen<br />

nicht in der Gewahrsame der<br />

verpflichteten Partei, sondern<br />

bei einem Dritten, der die<br />

Pfändung nicht zulässt, befinden.<br />

(Hier: Fahrnisse, die im<br />

Eigentum des Verpflichteten<br />

stehen und sich noch auf der<br />

Liegenschaft der Dritten befinden).<br />

Es ist der betreibenden<br />

Partei nicht zumutbar, diese<br />

Sachen näher zu beschreiben,<br />

zumal anzunehmen ist, dass<br />

ihr hiefür die erforderlichen<br />

Kenntnisse fehlen.<br />

RpflSlgE 2012/68<br />

LG Wels vom 28.3.2012, 22<br />

R 80/12i<br />

1.) Einkünfte aus einer selbständigen<br />

Erwerbstätigkeit<br />

(hier: Einkommen des Verpflichteten<br />

aus seiner Landwirtschaft)<br />

neben solchen aus<br />

einem Arbeitsverhältnis rechtfertigen<br />

nicht die Herabsetzung<br />

des unpfändbaren Freibetrages<br />

gem. § 292 b Z 3 EO,<br />

weil die genannte Bestimmung<br />

nur Leistungen von<br />

Dritten im Rahmen eines<br />

Arbeitsverhältnisses erfasst (LG<br />

Korneuburg, RpflSlgE 2003/1,<br />

aM Oberhammer aaO RZ 5a<br />

zu § 292 b, der in solchen Fällen<br />

eine analoge Anwendung<br />

auf selbständige Nebeneinkünfte<br />

befürwortet).<br />

2.) § 292 c Z 2 EO ermöglicht<br />

ausdrücklich eine Rechtskraftdurchbrechung,<br />

sofern geänderte<br />

Tatsachen vorgebracht<br />

werden (Oberhammer aaO<br />

RZ 4 ff zu § 292c EO).<br />

3.) Ein Antrag ist trotz anzunehmender<br />

Zustimmung des<br />

Gegners abzuweisen, wenn er<br />

49


Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

zwingenden gesetzlichen<br />

Bestimmungen widerspricht<br />

(Jakusch in Angst EO² RZ 8 zu<br />

§ 56 EO).<br />

RpflSlgE 2012/69<br />

LG Feldkirch vom<br />

21.3.2012, 2 R 74/12s<br />

Die durch die Grundbuchs-<br />

Novelle 2008 neu eingeführte<br />

Bestimmung des § 82a GBG<br />

ermöglicht im Grundbuchsverfahren<br />

nunmehr eine Verbesserung<br />

zur Beseitigung<br />

von Formgebrechen. Dies<br />

hat auch Auswirkungen auf<br />

das Exekutionsverfahren. Bei<br />

der Bewilligung der zwangsweisenPfandrechtsbegründung<br />

gelten nach § 88 Abs 2<br />

EO die Bestimmungen des<br />

GBG. Im Exekutionsverfahren<br />

waren bisher in diesen<br />

Angelegenheiten mangelhaft<br />

eingebrachte Anträge -<br />

abweichend von der Generalnorm<br />

des § 54 Abs 2 EO –<br />

nicht verbesserbar, weshalb<br />

eine Gleichbehandlung der<br />

exekutionsrechtlichen Anträge<br />

mit den grundbuchsrechtlichen<br />

Gesuchen – also eine<br />

Zulassung von Verbesserungen<br />

– notwendig ist (3 R<br />

133/09w, 1 R 303/09f beide<br />

LG Feldkirch, RIS-Justiz RG<br />

0000079, C.Hager-Rosenkranz<br />

aaO 344 f, Mohr, Die Verbesserung<br />

von Zwangsversteigerungsanträgen,<br />

ecolex 2009,<br />

471).<br />

RpflSlgE 2012/70<br />

LG Feldkirch vom<br />

13.3.2012, 3 R 44/12m<br />

Im Zusammenhang mit Einstellungsanträgen<br />

nach § 40<br />

EO ist bei Beurteilung einer<br />

Urkunde als unbedenklich<br />

(auch) darauf zu achten, dass<br />

der in der Urkunde bezeugte<br />

Sachverhalt wirklich zum<br />

Nachweis eines Einstellungsgrundes<br />

ausreicht. Ein Postaufgabeschein<br />

oder ein von<br />

der Bank bestätigter Überweisungsauftrag<br />

über den<br />

geschuldeten Betrag kann<br />

nur dann als unbedenkliche<br />

50<br />

Urkunde zum Nachweis der behaupteten Zahlung<br />

der betriebenen Forderung anerkannt werden,<br />

wenn daraus auch die Widmung der Zahlung<br />

ersichtlich ist. Der von der Bank bestätigte<br />

Überweisungsauftrag bildet überdies nur dann<br />

einen unbedenklichen Nachweis über die<br />

erfolgte Tilgung, wenn gleichzeitig – etwa<br />

durch Vorlage eines Kontoauszuges – die tatsächliche<br />

Durchführung des Überweisungsauftrages<br />

nachgewiesen wird.<br />

RpflSlgE 2012/71<br />

LG Feldkirch vom 27.3.2012, 2 R 73/12v<br />

Die Exekution nach § 294a EO ist durch Zustellung<br />

des Zahlungsverbotes an den möglichen<br />

Drittschuldner auch dann „kanalisiert“ und daher<br />

ein weiterer Vollzugsversuch durch eine neuerliche<br />

Anfrage an den Hauptverband nicht mehr<br />

zulässig, wenn sich später herausstellt, dass die<br />

Auskunft durch den Hauptverband unrichtig war.<br />

Für diese Auffassung spricht, dass bei Pfändung<br />

einer Forderung nach allgemeinen Grundsätzen<br />

nicht zu prüfen ist, ob diese tatsächlich besteht<br />

oder nicht. Wurde das Zahlungsverbot aufgrund<br />

des Abfrageergebnisses einem konkreten möglichen<br />

Drittschuldner zugestellt hat sich die Exekution<br />

nach § 294a EO spätestens zu diesem Zeitpunkt<br />

in eine „normale“ Forderungsexekution<br />

umgewandelt. Damit ist aber ab diesem Zeitpunkt<br />

kein Exekutionsverfahren iSd § 294a EO<br />

auf Forderungen gegen unbekannte Drittschuldner<br />

mehr anhängig (2 R 65/08m LG Feldkirch<br />

u.a.m.).<br />

RpflSlgE 2012/72<br />

LG Feldkirch vom 27.3.2012, 2 R 80/12y<br />

Stehen gegen Entscheidungen mehrere Rechtsbehelfe<br />

zur Verfügung (hier: Antrag auf Wiedereinsetzung<br />

in den vorigen Stand und auf Aufhebung<br />

der Vollstreckbarkeitsbestätigung) dann hat die<br />

Partei das Recht zwischen ihnen zu wählen oder<br />

sie auch gehäuft zu ergreifen. Im Fall der zulässigen<br />

Kumulierung ist bei ausdrücklicher Reihung<br />

der erhobenen Behelfe durch die säumige Partei<br />

diese bei der Erledigung einzuhalten. Nimmt die<br />

Partei keine ausdrückliche Reihung vor, so ist<br />

zuerst über jenen Rechtsbehelf zu entscheiden,<br />

die den weitergehenden Schutz gewährt, das<br />

heißt durch dessen Erfolg die Rechtsstellung des<br />

Antragstellers die weitergehende Verbesserung<br />

erfährt (Gitschthaler aaO RZ 7 zu §§ 144-145<br />

mwN).<br />

RpflSlgE 2012/73<br />

OGH vom 22.2.2012, 3 Ob 243/11y<br />

Das gesetzliche Pfandrecht des Vermieters an den<br />

eingebrachten Sachen des Mieters (§ 1101 ABGB)<br />

ist nicht nach § 331 Abs 1 EO pfändbar, weil dem<br />

die Unverwertbarkeit aus dem<br />

Grund des § 42 MRG entgegensteht.<br />

RpflSlgE 2012/74<br />

OGH vom 28.2.2012, 8 Ob<br />

17/12a<br />

Die Wirksamkeit der Zustellung,<br />

die Heilung von Zustellungsmängeln<br />

sowie die<br />

Berichtigung und Konsequenzen<br />

einer Annahmeverweigerung<br />

sind nach dem Recht des<br />

Prozessstaats zu beurteilen.<br />

RpflSlgE 2012/75<br />

LG Steyr vom 17.4.2012, 1 R<br />

65/12w-2<br />

Gem. § 54 Abs 1 ZPO hat die<br />

kostenansprechende Partei bei<br />

sonstigem Verlust des Ersatzanspruches<br />

das Verzeichnis<br />

der Kosten samt den zur<br />

Bescheinigung der Ansätze<br />

und Angaben erforderlichen<br />

Belegen vorzulegen. Die Aufwendungen<br />

solcher Kosten<br />

sind durch Vorlage geeigneter<br />

Urkunden zu bescheinigen.<br />

Dies entspricht erstens dem<br />

erklärten Willen des Gesetzgebers<br />

und ist zweitens aus dem<br />

Wort „Belege“ abzuleiten, das<br />

die urkundliche Bescheinigung<br />

indiziert (Bydlinski in<br />

Fasching/Konecny² § 54 ZPO<br />

RZ 20, OLG Wien 4 R 12/06y,<br />

LG f. ZRS Wien 46 R 1169,<br />

1170/91). Auf Grund der nunmehr<br />

gegebenen technischen<br />

Voraussetzungen lässt sich mit<br />

dem Antrag auf Erlassung<br />

eines Zahlungsbefehles auch<br />

die Übermittlung von Urkunden<br />

verknüpfen.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Justizverwaltung<br />

ADir.<br />

Walter<br />

Zaunmüller<br />

Fachredakteur Justizverwaltung<br />

BG Wels<br />

E-Mail:<br />

walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />

Fachbereich<br />

Justizverwaltung<br />

Das Mitarbeitergespräch –<br />

Höhen und Tiefen eines gelungenen Führungsinstruments<br />

Über Ersuchen des Fachredakteurs Walter Zaunmüller,<br />

erlaube ich mir meine persönlichen Erfahrungen<br />

mit dem Mitarbeitergespräch darzulegen.<br />

Wie sich aus dem Wortlaut des § 45a BGD (iVm<br />

§ 5 VBG) ergibt, hat der unmittelbar mit der<br />

Fachaufsicht betraute Vorgesetzte (Vorgesetzter)<br />

einmal jährlich mit jedem seiner Mitarbeiter ein<br />

Mitarbeitergespräch zu führen.<br />

Das Mitarbeitergespräch umfasst zwei Teile:<br />

1.) Erörterung des Arbeitszieles der Organisationseinheit<br />

sowie ihrer Aufgabenstellungen im<br />

Folgejahr; darauf aufbauend ist der wesentliche<br />

Beitrag des Mitarbeiters zur Aufgabenerfüllung zu<br />

vereinbaren. Sind für das abgelaufene Jahr bereits<br />

Vereinbarungen getroffen worden, so sind sie<br />

Grundlage für die Erörterung der Aufgabenerfüllung.<br />

2.) Vereinbarung von Maßnahmen, die zur Verbesserung<br />

oder Erhaltung der Leistung des Mitarbeiters<br />

notwendig und zweckmäßig sind und die<br />

dem Mitarbeiter auch im Rahmen seiner längerfristigen<br />

beruflichen Entwicklung eröffnet werden<br />

sollen; Auflistung allfälliger Kenntnisse und<br />

Fähigkeiten, die der Mitarbeiter auf seinem<br />

Arbeitsplatz nicht einbringen kann.<br />

Das Mitarbeitergespräch ist ausschließlich zwischen<br />

dem Vorgesetzten und seinem Mitarbeiter<br />

zu führen. Die Ergebnisse der beiden Teile des<br />

Mitarbeitergespräches sind von einem der<br />

Gesprächspartner während des Gespräches kurz<br />

schriftlich zusammenzufassen und von den<br />

Gesprächspartnern zu unterschreiben. Ist dies<br />

mangels Übereinstimmung nicht möglich, so ist<br />

ein abschließender Gesprächstermin festzulegen,<br />

dem auf Wunsch jedes der Gesprächspartner eine<br />

Person seines Vertrauens beigezogen werden<br />

kann, die Gleichbehandlungsbeauftragter oder<br />

Personalvertreter oder Behindertenvertrauensperson<br />

ist.<br />

ADir. Markus Gaugusch<br />

Je eine Ausfertigung des<br />

Ergebnisses des ersten Teiles<br />

verbleibt <strong>beim</strong> Mitarbeiter und<br />

bei seinem Vorgesetzten.<br />

Diese Ausfertigungen dürfen<br />

nicht weitergegeben werden.<br />

Je eine Ausfertigung des<br />

Ergebnisses des zweiten Teiles<br />

des Mitarbeitergespräches<br />

bleibt <strong>beim</strong> Mitarbeiter und<br />

bei seinem Vorgesetzten. Eine<br />

weitere Ausfertigung ist der<br />

personalführenden Stelle<br />

zuzuleiten und dem Personalakt<br />

beizufügen.<br />

Der nächsthöhere Vorgesetzte<br />

ist nachweislich zu verständigen,<br />

dass das Mitarbeitergespräch<br />

stattgefunden hat.<br />

Die gesetzliche Bestimmung<br />

beinhaltet bereits einige klare<br />

Vorgaben was den Umfang<br />

des Gesprächs betrifft und wie<br />

es formal abzulaufen hat. Die<br />

praktische Durchführung bzw.<br />

die inhaltliche Gestaltung, das<br />

„Wie hauche ich dem<br />

Gespräch Leben ein“ bleibt<br />

jedoch dem Fachvorgesetzen<br />

über. Die dazu ergangenen<br />

Erlässe der eigenen Dienstbehörde,<br />

aber auch des Bundeskanzleramtes,<br />

regeln weitere<br />

organisatorische Rahmenbedingungen<br />

und klären offene<br />

Fragen des Ziels des Mitarbeitergesprächs.<br />

Sie ersetzen<br />

jedoch nicht die (inhaltliche)<br />

Auseinandersetzung mit dem<br />

Thema, das Ziel oder die<br />

Frage „Was will ich im oder<br />

mit dem Gespräch erreichen“.<br />

51


Fachbereich Justizverwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Und da es sich um Gespräche<br />

mit Menschen handelt, gibt es<br />

auch kein passendes Kochrezept<br />

nach dem Motto „Man<br />

nehme … und rühre und fertig<br />

ist das Gespräch.“<br />

Daher war die Anfangsphase<br />

für mich besonders schwierig,<br />

da es wenige Anhaltspunkte<br />

oder gar Zielvorgaben gab, an<br />

denen man sich orientieren<br />

konnte. An den Gesprächen<br />

mit dem eigenen Fachvorgesetzten<br />

konnte ich mich<br />

damals auch schwer orientieren,<br />

da diese zumeist unter<br />

dem Hinweis „wir reden ja<br />

jeden Tag miteinander“ nicht<br />

regelmäßig statt fanden.<br />

Erschwerend kam damals<br />

dazu, dass die Auffassung<br />

über die Wichtigkeit dieses<br />

Führungsinstruments zumeist<br />

zwischen mir und meinem<br />

Fachvorgesetzten stark auseinandergedriftet<br />

ist. Für mich<br />

war es eine Chance etwas<br />

über den Menschen und Mitarbeiter<br />

zu erfahren, mein<br />

Fachvorgesetzter sah den Zeitaufwand<br />

und meinte, es wisse<br />

voraussichtlich eh schon, was<br />

nachher herauskommen<br />

werde.<br />

So bin ich am Anfang nach<br />

dem Motto „Learning by<br />

doing“ vorgegangen. Da ich<br />

aber noch keine Vergleichsmöglichkeiten<br />

mit anderen<br />

Mitarbeitergesprächen hatte,<br />

konnte ich für mich nur einen<br />

persönlichen Erfolg oder Misserfolg<br />

des Gesprächs festhalten.<br />

Nach Absolvierung mehrerer<br />

dieser Erstgespräche<br />

habe ich danach immer mehr<br />

Sicherheit gewonnen und<br />

viele Aspekte über die tägliche<br />

Arbeit sind so in die<br />

nächsten Gespräche mit eingeflossen.<br />

Ich habe dann entsprechende<br />

Fortbildungsveranstaltungen<br />

zu diesem Thema für einen<br />

Erfahrungsaustausch genutzt<br />

und mir bis dahin noch nicht<br />

bewusst gemachte Aspekte bei<br />

den nächsten Gesprächen mit-<br />

52<br />

aufgenommen. Aus diesem Grund habe ich auch<br />

verschiedene Varianten und Möglichkeiten für die<br />

Gestaltung des Gesprächs ausprobiert. Nicht<br />

immer zum Wohlgefallen der Mitarbeiter. Z.B. hat<br />

mir die Aufteilung der Gespräche zwischen mir<br />

und meinem Stellvertreter prompt den Vorwurf<br />

eingebracht, dass ich mit den Mitarbeitern, die<br />

das Gespräch mit meinem Vertreter hatten, ja<br />

offensichtlich nicht reden wolle.<br />

Leider war auch festzustellen, dass die hohe<br />

Erwartungshaltung diesem Werkzeug gegenüber<br />

teilweise nicht gehalten werden konnte. Bei den<br />

Möglichkeit der dienstlichen Veränderung oder<br />

bei der Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeit<br />

war man schnell wieder auf den Boden der<br />

Realität zurück. Das hat letztendlich bei lang<br />

gedienten Mitarbeitern dazu geführt, dass sie das<br />

Mitarbeitergespräch nur der Pflicht wegen absolviert<br />

haben.<br />

Vereinzelt kam es auch vor, dass Mitarbeiter den<br />

Sinn des Gesprächs nicht erkannten und sich<br />

daher auch schlecht bzw. gar nicht dafür vorbereitet<br />

haben. Dieses Problem hatte ich übrigens<br />

bei den ersten Mitarbeitergesprächen selber, dass<br />

für mich am Anfang der Gespräche nicht immer<br />

klar war, in welche Richtung will ich das<br />

Gespräch lenken und was will ich angesprochen<br />

wissen.<br />

Für mich und für die Mitarbeiter hat sich nach<br />

einiger Zeit auch klar herausgestellt, dass das Mitarbeitergespräch<br />

auf keinen Fall die tägliche<br />

Kommunikation ersetzen kann und für einen<br />

aktuellen Anlassfall zumeist nicht das bevorzugt<br />

zu wählende Instrumentarium ist.<br />

Bei all den geschilderten Problemen habe ich<br />

mich nun gefragt, warum führe ich dann noch<br />

immer Mitarbeitergespräche und warum bin ich<br />

davon überzeugt, damit das „Richtige“ zu tun?<br />

Das Mitarbeitergespräch bietet die Chance (bei<br />

entsprechend guter Vorbereitung durch beide<br />

Gesprächspartner)<br />

die Wichtigkeit der Tätigkeit und der Person<br />

für den Dienstbetrieb festzuhalten<br />

festzuhalten, warum der Dienstnehmer da ist<br />

und wofür er zuständig bzw. verantwortlich ist<br />

Möglichkeit zum Ansprechen von Angelegenheiten<br />

des Mitarbeiters, die ansonsten mangels<br />

Zuwendung von Zeit und der notwendigen<br />

Wichtigkeit nicht angegangen werden würden<br />

(Aus- und Fortbildung, Aufstiegsmöglichkeiten,<br />

Verwendungsänderungen)<br />

Möglichkeit zum Ansprechen von Angelegenheiten<br />

des Vorgesetzten, die zwar einer Veränderung<br />

bedürften, diese aber nicht sofort und<br />

unbedingt stattfinden muss (Vertretungsrege-<br />

lungen, Parteienverkehr,<br />

Umgang mit Kollegen ect.)<br />

Möglichkeit zur Klarstellung<br />

von Sachverhalten oder Klärung<br />

von Unstimmigkeiten<br />

bzw. Missverständnissen<br />

Feststellungen über die<br />

momentane berufliche<br />

Situation zu treffen und allfällige<br />

Veränderungen auszuloten<br />

Feedback für den Vorgesetzten<br />

über sein eigens<br />

Verhalten (blinder Fleck)<br />

Ob nun ein Gespräch tatsächlich<br />

als gelungen betrachtet<br />

werden kann, hängt – wie in<br />

den meisten Fällen – von der<br />

Bereitschaft und vom Willen<br />

der handelnden Personen ab,<br />

sich darauf einzulassen und<br />

zu artikulieren was Sache ist.<br />

Und was ich erst selber für<br />

mich lernen musste war, dass<br />

es jedenfalls einen großen<br />

Erfolg (letztendlich für Beide)<br />

darstellt, wenn der Mitarbeiter<br />

mit dem Arbeitsplatz, dem<br />

Umfeld, der Ausstattung, den<br />

Kollegen und Vorgesetzten<br />

zufrieden ist. Denn ein zufriedener<br />

Mitarbeiter ist zumeist<br />

ein guter Mitarbeiter und<br />

gemeinsam können Probleme<br />

besser behandelt und gelöst<br />

werden als alleine.


Lustenau<br />

Hohenems<br />

Götzis<br />

Bregenz (5)<br />

Feldkirch (6)<br />

Dornbirn (4)<br />

Bezau<br />

Bludenz (2)<br />

Schruns<br />

Landeck (2)<br />

Reutte (2)<br />

Telfs (2)<br />

Silz<br />

Imst (2)<br />

Die österreichischen Notare<br />

Einer der wichtigsten Gründe für die wirtschaftliche Stabilität und die soziale<br />

Sicherheit unseres Landes ist seine Rechtskultur und Rechtssicherheit. Ein<br />

wesentlicher Träger dieser Rechtsordnung sind die österreichischen Notare.<br />

Als moderne Dienstleister für Bürger und Unternehmen. Als verlässlicher<br />

Partner der Justiz.<br />

494 x in Österreich.<br />

Waidhofen/Thaya<br />

Raabs/Thaya<br />

Retz<br />

Schrems<br />

Aigen<br />

Gmünd<br />

Weitra<br />

Allentsteig<br />

Horn (2)<br />

Haugsdorf<br />

Laa/Thaya<br />

Poysdorf<br />

Eggenburg<br />

Zwettl<br />

Mistelbach (2)<br />

Ravelsbach<br />

Rohrbach Freistadt (2)<br />

Hollabrunn<br />

Lembach<br />

Bad<br />

Groß-Gerungs Gföhl<br />

Langenlois<br />

Zistersdorf<br />

Leonfelden<br />

Kirchberg a.<br />

Engelhartszell Neufelden<br />

Unterweißenbach<br />

Ottenschlag<br />

Wagram<br />

Schärding<br />

Stockerau (2) Wolkersdorf<br />

Gallneukirchen<br />

Spitz/Donau<br />

Krems (3)<br />

Peuerbach Ottensheim<br />

Raab<br />

Pöggstall<br />

Tulln (3)<br />

Eferding<br />

Pregarten<br />

Linz (10)<br />

Korneuburg (3)<br />

Herzogenburg (2)<br />

Obernberg<br />

Waizen-<br />

Mauthausen (2)<br />

Kloster-<br />

Gänserndorf (2)<br />

kirchen Leonding<br />

Grein<br />

Melk<br />

neuburg (2)<br />

Braunau/Inn Ried/Innkreis (3)<br />

Traun (2) Ansfelden<br />

Perg<br />

Persenbeug<br />

St. Pölten (4)<br />

Marchegg<br />

Purkersdorf (2)<br />

March-<br />

Enns<br />

Grieskirchen<br />

WIEN (92)<br />

Mauerkirchen<br />

trenk<br />

Groß-Enzersdorf<br />

Haag/<br />

St. Florian<br />

Ybbs/Donau<br />

Neulengbach<br />

Schwechat (3)<br />

Mattighofen (2)<br />

Hausruck<br />

St. Valentin<br />

Hainburg<br />

Lambach Wels (4)<br />

Haag<br />

Amstetten (2)<br />

Perchtoldsdorf<br />

Neuhofen/<br />

Mank Wilhelmsburg<br />

St. Pantaleon<br />

Schwanenstadt<br />

Bruck/Leitha (2)<br />

Krems<br />

Mödling (3) Vösendorf<br />

Vöcklabruck (2)<br />

St.Peter/Au Scheibbs (2)<br />

Lilienfeld<br />

Hainfeld<br />

Vöcklamarkt<br />

Kremsmünster<br />

Mattsee<br />

Steyr (4)<br />

Waidhofen/Ybbs<br />

Baden (4)<br />

Kirchberg<br />

Ebreichsdorf (2)<br />

Attnang-<br />

Neusiedl/See (3)<br />

Vorchdorf<br />

Grünburg<br />

a.d. Pielach<br />

Pottenstein<br />

Oberndorf (2)<br />

Frankenmarkt Puchheim<br />

Neumarkt<br />

Gaming<br />

Gutenstein<br />

Seekirchen<br />

Kirchdorf/Krems<br />

Gmunden (2)<br />

Mondsee<br />

Weyer/Markt<br />

Eisenstadt (3)<br />

Wals-Siezenheim<br />

Thalgau<br />

Salzburg (10)<br />

St. Gilgen<br />

Bad Ischl (2)<br />

Windischgarsten<br />

Mariazell<br />

Wiener Neustadt (4)<br />

Neunkirchen (3)<br />

Mattersburg (2)<br />

Hallein (2)<br />

St. Gallen<br />

Mürzzuschlag<br />

Gloggnitz<br />

Kufstein (2)<br />

Wörgl (2)<br />

Kitzbühel (2)<br />

Rattenberg<br />

Hopfgarten<br />

Schwaz (2)<br />

Hall/Tirol (3)<br />

Saalfelden (2)<br />

Zell/See (2)<br />

Golling<br />

Werfen<br />

Radstadt<br />

St. Johann/<br />

Bad Aussee<br />

Liezen<br />

Irdning<br />

Gröbming<br />

Schladming<br />

Rottenmann<br />

Aspang/Markt<br />

Oberpullen-<br />

Kindberg<br />

Kirchschlag dorf (2)<br />

Kapfenberg (2)<br />

Friedberg<br />

Vorau<br />

Leoben (3)<br />

Bruck/Mur (2) Birkfeld<br />

Oberwart (3)<br />

Pöllau<br />

Innsbruck (11) Zell/Ziller (2)<br />

Mittersill<br />

Pongau (2)<br />

Taxenbach<br />

Oberwölz<br />

Knittelfeld (2)<br />

Frohnleiten<br />

Weiz (2) Hartberg (2)<br />

Stegersbach<br />

Bad Hofgastein<br />

Tamsweg<br />

St. Michael/<br />

Lungau<br />

Murau<br />

Judenburg (3)<br />

Gratkorn (2) Gleisdorf (2)<br />

Köflach<br />

Voitsberg (2)<br />

Fürstenfeld<br />

Graz (15)<br />

Güssing<br />

Neumarkt<br />

Kalsdorf<br />

Matrei<br />

Obervellach<br />

Gmünd<br />

Bad St. Leonhard<br />

Friesach<br />

Unterpremstätten<br />

Stainz Wildon<br />

Feldbach (3)<br />

Fehring<br />

Jennersdorf<br />

Winklern Gurk<br />

Wolfsberg (2)<br />

Kirchbach<br />

Lienz (2)<br />

Kötschach-Mauthen<br />

Greifenburg<br />

Spittal/Drau (2)<br />

Hermagor<br />

Millstatt<br />

Paternion<br />

Villach (5)<br />

Arnoldstein<br />

Feldkirchen (2)<br />

Eberstein<br />

Klagenfurt (7)<br />

Bleiburg<br />

Rosegg<br />

Eberndorf<br />

Ferlach<br />

Litschau<br />

Deutschlandsberg (2)<br />

St. Veit/Glan (2) St. Paul<br />

Eibiswald<br />

Völkermarkt<br />

Arnfels<br />

Leibnitz (3)<br />

Mureck<br />

Bad Radkersburg


Fachbereich Strafsachen Der Österreichische Recht§pfleger<br />

Jürgen<br />

Pökl<br />

Fachredakteur Strafsachen<br />

Bezirksanwalt StA Wien<br />

E-Mail:<br />

juergen.poekl@justiz.gv.at<br />

54<br />

Fachbereich<br />

Strafsachen<br />

Stellvertretender Vorsitzender der BA-Vereinigung Jürgen Pökl<br />

BezirksanwältInnen im<br />

gehobenen Dienst<br />

Ich freue mich, dass ich in der Zeitschrift „Der Rechtspfleger“ erstmals ein paar<br />

Worte über den Beruf des Bezirksanwaltes schreiben darf. Anlass dieser Möglichkeit<br />

war oder ist die Neubewertung dieses Berufes. Gleichzeitig wurden auch die bisher<br />

geltenden Ausbildungsvorschriften geändert und verbessert.<br />

Wie kam es zu dieser Neubewertung:<br />

Gem. § 20 Abs. 2 StPO kann die Vertretung der Anklage vor dem Bezirksgericht<br />

nach Maßgabe des Staatsanwaltsgesetzes Bezirksanwälten übertragen werden.<br />

Die bezirksgerichtliche Strafrechtspflege war gerade im letzten Jahrzehnt einem signifikanten<br />

Wandel und einer steten inhaltlichen Aufwertung unterworfen. Durch die<br />

Strafprozessnovelle 2000 wurde die frühere „Strafverfügung“ zugunsten der komplexeren<br />

und vielschichtigeren Diversion ersetzt. Weiter reichende Änderungen der<br />

Befugnisse der öffentlichen Anklage erfolgten auf Grund der Vorverfahrensreform<br />

im Jahr 2008, wodurch sich die Tätigkeit der Bezirksanwälte also nicht mehr nur auf<br />

die Anklagevertretung beschränkte, sondern umfasst so wie die Arbeit der Staatsanwälte<br />

nunmehr auch die vielfach äußerst komplexe Führung des gesamten Ermittlungsverfahrens.<br />

Daraus ergab sich für die Rolle des Bezirksanwaltes ein wesentlicher<br />

Wandel von der reinen Anklagevertretung hin zu einer leitenden Stellung.<br />

Bezirksanwälte üben dabei die Funktion eines Leiters des Ermittlungsverfahrens aus<br />

und haben dabei Sachverständige, Kriminalpolizei und einschließlich deren Offiziere<br />

anzuleiten. Die Aufgaben der Bezirksanwälte haben sich somit seit 1994 qualitativ<br />

und quantitativ bedeutend erweitert.<br />

Auch der Rechnungshof hat bei der im Jahr 2008 durchgeführten Gebarungsprüfung<br />

der Staatsanwaltschaft Wien die Empfehlung dahingehend abgegeben, die Rolle des<br />

Bezirksanwaltes neu zu definieren und die Arbeitsplatzbewertung der Bezirksanwälte<br />

entsprechend anzupassen.<br />

Mein Dank gilt allen, die in den letzten Jahren mit der Aufwertung und Reformierung<br />

der Ausbildungsvorschriften beschäftigt waren, insbesondere der Frau Bundesminister<br />

für Justiz, Dr. Beatrix Karl, den Herrn Leitenden Staatsanwälten Dr. Anton<br />

Paukner und Mag. Oliver Kleiss, sowie dem Herrn Vorsitzenden des <strong>Zentralausschusses</strong><br />

ADir. Gerhard Scheucher.


Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />

ABO-Bestellung<br />

ABO-Bestellung<br />

(für externe<br />

Interessenten aus<br />

dem Bereich<br />

der Rechtsberufe,<br />

Behörden, etc.)<br />

An das<br />

Sozialwerk für Justizbedienstete<br />

Schmerlingplatz 11<br />

1016 Wien<br />

Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />

„Der österreichische Recht§pfleger“<br />

zum Preis von € 4,00<br />

(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />

Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />

Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />

aufkündbar.<br />

Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />

bei.<br />

ABO-BESTELLUNG<br />

Name:<br />

Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />

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Unterschrift:<br />

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Ministerinterview Rechtspflegerkurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />

56<br />

Justizbildungszentrum<br />

Schwechat<br />

Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Zivilprozess-, Exekutions-<br />

und Insolvenzsachen vom 10. 1. 2012 bis 28. 3. 2012 haben bestanden:<br />

VB Martina HOFER BG Graz-Ost<br />

VB Florian JAROS zt. BG Hernals<br />

VB Thomas KAMLEITHNER BG Favoriten<br />

VB Christoph OFNER dzt. BG Floridsdorf<br />

Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Verlassenschaftssachen,<br />

Kindschafts- und Sachwalterschaftsangelegenheiten sowie Angelegenheiten des Gerichtserlages<br />

und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse vom 10. 1. 2012 bis 30. 3. 2012 haben bestanden:<br />

VB Denise ANGSTER dzt. BG Donaustadt<br />

VB Stefan GANOTZ dzt. BG Fünfhaus<br />

VB Sonja HEISSENBERGER BG Haag<br />

VB Lukas PEINTNER BG Lienz<br />

VB Sophie SCHAMAN dzt. BG Döbling<br />

VB Wolfgang SCHWARZ dzt. BG Leopoldstadt<br />

Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen Wirkungskreis in Sachen<br />

des Firmenbuches vom 21.02.2012 bis 02.05.2012 haben bestanden:<br />

VB Silke DOUJAK LG Klagenfurt<br />

VB Helen GROSSALBER dzt. BG Steyr<br />

VB Mag. Gernot HOFER dzt. LG f ZRS Graz<br />

VB Dagmar WEISS HG Wien<br />

Herzlichen Glückwunsch!<br />

Geplante Kurse für Herbst 2012:<br />

Grundlehrgang für Rechtspflegeranwärter/-innen (28. 8. 2012 bis 27. 11. 2012):<br />

Mündliche Prüfung: 5. und 6. Dezember 2012<br />

Arbeitsgebietlehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen<br />

(5. 9. 2012 bis 16. 11. 2012):<br />

Schriftliche Prüfung: 19. November 2012<br />

Mündliche Prüfung: 04. Dezember 2012


© Andi Bruckner<br />

ÖSTERREICH BRAUCHT UNS.<br />

Jeden Tag.


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