raiffeisen familie plus. - Zentralausschusses beim ...
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INFORMATIONSORGAN FÜR DIPLOMECHTSPFLEGERINNEN, LEITENDE JUSTIZBEDIENSTETE UND BEZIRKSANWÄLTINNEN IN ÖSTERREICH<br />
€ 4,50 Ausgabe Juli 2012<br />
Aktuelles aus<br />
der Standes-<br />
und Personal -<br />
vertretung<br />
Vertrauens -<br />
offensive Justiz<br />
VdRÖ aktuell<br />
Kongress 2012<br />
Internationale<br />
Justiz -<br />
konferenz<br />
in Linz<br />
Grundbuch<br />
neu<br />
Foto: Bildarchiv Ferienland Kufstein<br />
Der<br />
österreichische<br />
Recht§pfleger jetzt<br />
Online auf<br />
www.rdb.at<br />
Kongress in<br />
Kufstein 2012
RAIFFEISEN FAMILIE PLUS.<br />
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Der Österreichische Recht§pfleger Kommentar<br />
Werner<br />
Gschwandtner<br />
Chefredakteur<br />
E-Mail:<br />
werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Kommentar<br />
Liebe Leserin,<br />
lieber Leser!<br />
Willkommen bei der neuen Ausgabe des Österreichischen<br />
Recht§pflegers. Auch in diesem Heft finden<br />
Sie wieder die aktuellen Informationen aus Ihrem<br />
Fachbereich sowie News aus der Standes- und Personalvertretungsarbeit.<br />
Neu ist, dass nun auch der<br />
Berufsstand der Bezirksanwälte zum gehobenen Justizdienst<br />
gehört und daher auch in dieser Zeitung einen<br />
Fachbereich bekommen hat. Wir gratulieren unseren<br />
Kolleginnen und Kollegen und heißen Sie herzlich<br />
willkommen.<br />
Organisationsleiter Markus Eder berichtet im allgemeinen<br />
Teil von den Vorbereitungen des diesjährigen<br />
Kongresses der Österreichischen DiplomrechtspflegerInnen,<br />
Leitenden Justizbediensteten und BezirksanwältInnen<br />
vom 3. bis 5. Oktober 2012 in Kufstein.<br />
Neben dem detaillierten Programm finden Sie auch<br />
organisatorische Hinweise und das Anmeldeformular.<br />
Wir laden Sie dazu herzlich ein und freuen uns über<br />
Ihre Teilnahme. Ein weiteres Highlight ist die Internationale<br />
Justizkonferenz der Europäischen Union der<br />
Rechtspfleger (EUR) in Zusammenarbeit mit der GÖD<br />
Justizgewerkschaft vom 12. bis 16. September 2012 in<br />
Linz. Wir erwarten dazu Teilnehmer aus Amerika,<br />
Asien, Afrika und Europa. Besonders interessant wird<br />
dabei die wissenschaftliche Enquete am 13. September<br />
unter der Leitung von Univ.- Prof. Dr. Dr.h.c.mult.<br />
Friedrich Schneider zum Thema „Eine effiziente Justiz<br />
sichert das Europäische Wirtschaftssystem“. Der zentrale<br />
Punkt dieser Tagung wird die Generalversammlung<br />
der EUR am 14. September sein. Die Details finden Sie<br />
im Inneren des Hefts. Mit interessanten Artikeln,<br />
Berichten und aktuellen Rechtsmittelentscheidungen<br />
im Fachteil unserer Zeitung, haben sich die Fachredakteure<br />
bemüht, Ihnen die tägliche Arbeit zu erleichtern.<br />
Für die bevorstehende Urlaubszeit wünsche ich Ihnen<br />
gute Erholung und freue mich auf weiterhin gute<br />
Zusammenarbeit.<br />
Ihr<br />
Werner Gschwandtner<br />
1
Inhalt Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Inhalt<br />
Kommentar ...................................................................... 1<br />
Impressum ....................................................................... 2<br />
Zentralausschuss aktuell ................................................. 3<br />
Vertrauensoffensive Justiz ............................................... 5<br />
Aktuelles aus dem VdRÖ ................................................ 6<br />
Einladung zum Kongress in Kufstein 2012 .................... 8<br />
Einladung zur EUR-Justizkonferenz in Linz ................. 12<br />
Außerstreit ...................................................................... 16<br />
Firmenbuch .................................................................... 27<br />
– Die Genossenschaft und der<br />
elektronische Rechtsverkehr .................................... 27<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 29<br />
Impressum:<br />
DER ÖSTERREICHISCHE RECHTSPFLEGER<br />
Herausgeber und Medieninhaber:<br />
Sozialwerk für Justizbedienstete<br />
Verein zur Förderung der Justizbediensteten<br />
Hersteller: A3 Druck und Werbeservice GmbH, Linz<br />
Chefredakteur:<br />
Werner GSCHWANDTNER<br />
4010 Linz, Gruberstraße 20, Tel.: 0676/89 89 41 111<br />
E-Mail: werner.gschwandtner@justiz.gv.at<br />
Fachredakteure:<br />
Außerstreit: Siegmund GRUBER<br />
Firmenbuchsachen: Rainer JÄGER<br />
Grundbuchsachen: Johannes KUSTER<br />
Zivilprozess-, Exekutionsund<br />
Insolvenzsachen: Martin METZ<br />
Justizverwaltung: Walter ZAUNMÜLLER<br />
Strafsachen Jürgen PÖKL<br />
2<br />
Grundbuch ..................................................................... 31<br />
Exekutionen/Insolvenzen ............................................. 34<br />
– Schnittstelle Treuhänder und Gericht im<br />
Abschöpfungsverfahren ............................................ 34<br />
– Rechtsmittelentscheidungen ..................................... 39<br />
Justizverwaltung ............................................................. 51<br />
– Das Mitarbeitergespräch ........................................... 51<br />
Strafsachen ..................................................................... 54<br />
– BezirksanwältInnen im gehobenen Dienst ............. 54<br />
Abo-Bestellung .............................................................. 55<br />
Justizbildungszentrum Schwechat ................................ 56<br />
Grundlegende Richtung: Juristische Fachpublikation für<br />
Diplomrechtspfleger sowie für sonstige interessierte Personen,<br />
Organisationen und Firmen.<br />
Inhalt der Zeitschrift sind insbesondere juristische Fachinformationen<br />
(Rechtsmittelentscheidungen, Fachbeiträge<br />
u. Ä.) sowie standespolitische Informationen für Rechts -<br />
pfleger.<br />
Zitierweise: „ÖRPfl“<br />
Kontaktadresse:<br />
1011 Wien, Hansenstraße 4 und 6<br />
Tel.: 01/52 152-3430<br />
Fax: 01/52 152-3401<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Bankverbindung:<br />
Raiffeisenbank Wels<br />
BLZ 34680, Kto.Nr. 641019
Der Österreichische Recht§pfleger Editorial<br />
Gerhard<br />
Scheucher<br />
Vorsitzender des Zentral aus -<br />
schusses <strong>beim</strong> Bundes minis -<br />
terium für Justiz<br />
E-Mail:<br />
gerhard.scheucher@justiz.gv.at<br />
Liebe Kolleginnen<br />
und Kollegen!<br />
Als Vorsitzender des <strong>Zentralausschusses</strong> <strong>beim</strong> Bundesministerium<br />
für Justiz freut es mich, wieder im „Österreichischen<br />
Rechtspfleger“ über Themen, die die Diplomrechtspfleger/innen,<br />
Bezirksanwälte/-innen bzw. die Bediensteten des<br />
gehobenen Dienstes betreffen, zu informieren.<br />
BEZIRKSANWÄLTE –<br />
Ziellinie fast erreicht<br />
Nach jahrelangen Bemühungen ist das Ziel für<br />
die österreichischen Bezirksanwältinnen und<br />
Bezirksanwälte zum Greifen nahe. Fast 100<br />
Bezirksanwälte/-innen haben die Voraussetzungen<br />
(Zusatzausbildung mit Prüfung, Seminar<br />
„Selbstmanagement und Soziale Kompetenz“)<br />
absolviert, um mit Juli 2012 in die Verwendungsgruppe<br />
v2 bzw. A2 (gehobener Dienst) überstellt<br />
zu werden. Die restlichen knapp 50 Bezirksan-<br />
Folgende in Niederösterreich gelegenen Bezirksgerichte werden zusammengelegt:<br />
Aufnehmende<br />
Bezirksgerichte<br />
Zeitpunkt<br />
1. Ebreichsdorf Baden 1. 1. 2013<br />
2. Gloggnitz Neunkirchen 1. 1. 2014<br />
3. Haag Amstetten 1. 1. 2014<br />
4. Laa an der Thaya Mistelbach 1. 1. 2013<br />
5. Stockerau Korneuburg 1. 1. 2013<br />
6. Waidhofen/Ybbs Amstetten 1. 1. 2014<br />
7. Ybbs Melk 1. 1. 2014<br />
8. Zistersdorf Gänserndorf 1. 1. 2013<br />
9. Purkersdorf Hietzing (Wien) 1. 7. 2014<br />
Folgende in Oberösterreich gelegenen Bezirksgerichte werden zusammengelegt:<br />
Aufnehmende<br />
Bezirksgerichte<br />
Zeitpunkt<br />
1. Enns Steyr 1. 1. 2014<br />
2. Frankenmarkt Vöcklabruck 1. 7. 2013<br />
3. Lambach Wels 1. 1. 2013<br />
4. Leonfelden teils Freistadt, teils Rohrbach 1. 1. 2013<br />
5. Mauthausen Perg 1. 1. 2014<br />
6. Mondsee Vöcklabruck 1. 7. 2013<br />
7. Pregarten teils Freistadt, teils Perg 1. 1. 2014<br />
8. Weyer Steyr 1. 1. 2014<br />
9. Windischgarsten Kirchdorf an der Krems 1. 1. 2013<br />
10. Peuerbach teils Grieskirchen, teils Eferding 1. 1. 2014<br />
wälte/-innen werden bis Ende<br />
Juni 2012 alle Voraussetzungen<br />
für eine Überstellung in<br />
A2 oder v2 vorweisen können.<br />
Obwohl der Ausgang der Verhandlungen<br />
über die Mehrleistungszulagen<br />
zwischen der<br />
Gewerkschaft öffentlicher<br />
Dienst und dem Bundeskanzleramt<br />
noch ungewiss ist, ist<br />
der Aufwertung mit voraussichtlich<br />
1. 7. 2012 ein jahrelanges<br />
Bemühen der Personalvertretung,<br />
der Gewerkschaft<br />
öffentl. Dienst sowie der Vereinigung<br />
österreichischer<br />
Bezirksanwälte/-innen vorangegangen.<br />
Gemeinsam können wir auf<br />
das Erreichte stolz sein. Bringt<br />
diese Aufwertung doch mit<br />
sich, dass der Beruf der<br />
Bezirksanwältin/des Bezirksanwaltes<br />
in Zukunft sicherlich<br />
noch eine bedeutende Rolle in<br />
der österreichischen Strafgerichtsbarkeit<br />
spielen wird.<br />
Planstellen<br />
Keine Einsparung im Justizbereich<br />
gibt es 2012 für die Kolleginnen<br />
und Kollegen des<br />
gehobenen Dienstes. Das<br />
Bemühen Aller muss die<br />
Nachbesetzung der offenen<br />
v2-Planstellen mit Rechtspflegeranwärter/-innen<br />
sein, um<br />
eine ordnungsgemäße Erledigung<br />
des steigenden Arbeitsanfalles<br />
bewerkstelligen zu<br />
können.<br />
3
Editorial Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Gerichtsorganisation<br />
„Mein Name ist Hase, ich weiß<br />
von Nichts“ – mit diesen Worten<br />
ließe sich die Situation bis<br />
zum 24. Mai 2012 beschreiben.<br />
An diesem Tag wurden von<br />
der Frau Bundesministerin Dr.<br />
Beatrix Karl die neuen<br />
Gerichtsstrukturen in Niederösterreich<br />
und Oberösterreich,<br />
unter Beisein der Landeshauptmänner<br />
Dr. Erwin Pröll und<br />
Dr. Josef Pühringer bekannt<br />
gegeben.<br />
In den anderen Bundesländern<br />
sind die Gespräche über<br />
etwaige Gerichtszusammenlegungen<br />
noch im Gange. Der<br />
Vorschlag des Landeshauptmannes<br />
von Vorarlberg, Mag.<br />
Markus Wallner, statt Bezirksgerichte<br />
zusammenzulegen die<br />
Oberlandesgerichte aufzulösen,<br />
kann nicht ganz ernst<br />
genommen werden. Diese<br />
Maßnahme würde in der Justizverwaltung<br />
einen beträchtlichen<br />
Mehraufwand von Ressourcen<br />
(statt dzt. 4 Vergrößerung<br />
auf 9 Verwaltungseinheiten)<br />
bedeuten.<br />
Eine Änderung der Gerichtsorganisation<br />
ist eine politische<br />
4<br />
Entscheidung, da die Länder den Plänen der Frau<br />
Bundesministerin zustimmen müssen. Wir hoffen<br />
jedoch, dass wir so rasch wie möglich über die<br />
Ergebnisse der weiteren Verhandlungen informiert<br />
werden, um die betroffenen Kolleginnen und Kollegen<br />
davon in Kenntnis setzen zu können.<br />
Der Zentralausschuss <strong>beim</strong> Bundesministerium für<br />
Justiz hat im Bundesministerium für Justiz ein<br />
Sozialpaket beantragt. Für die betroffenen Kollegen/-innen<br />
in Niederösterreich und Oberösterreich<br />
werden vom Zentralausschuss umgehend<br />
Gespräche mit dem Bundesministerium für Justiz<br />
aufgenommen werden, um der von einer<br />
Gerichtsschließung betroffenen Kollegenschaft die<br />
dienst- und besoldungsmäßige Absicherung ihrer<br />
Ansprüche zu ermöglichen.<br />
Verbesserung der Arbeitsbedingungen<br />
Die österreichische Justiz leistet „mehr“. Glaubt<br />
man den Medien, so bekommt man den Eindruck,<br />
dass die österreichische Justiz nur durch<br />
die Strafgerichtsbarkeit präsent ist. Oft wird vergessen,<br />
dass der Geschäftsanfall im Jahr 2011<br />
mehr als 3,5 Mill. Geschäftsfälle betragen hat.<br />
Mehrere Millionen Akten, die zur Zivilgerichtsbarkeit<br />
gehören, werden zum großen Teil von engagierten<br />
und leistungsfähigen Diplomrechtspflegerinnen<br />
und Diplomrechtspflegern selbständig erledigt.<br />
Diese herausragenden Leistungen katapultieren<br />
die österreichische Justiz punkto rasche Erledigung,<br />
Bürgerservice und Zugang zum Recht in<br />
die Top 3 der europäischen Rechtspflege.<br />
Der gehobene Dienst trägt das Seine dazu bei,<br />
Rahmenbedingungen für ein<br />
klagloses Funktionieren der<br />
Gerichtsbarkeit zu schaffen –<br />
darauf können und sollen wir<br />
gemeinsam stolz sein.<br />
Rechtspflegerkongress<br />
Kufstein 2012<br />
Im Herbst 2012 wird im schönen<br />
Tirol, genauer gesagt in<br />
Kufstein, der diesjährige Kongress<br />
der österreichischen<br />
Diplomrechtspfleger/-innen,<br />
Bezirksanwälte/-innen und leitenden<br />
Justizbediensteten<br />
abgehalten.<br />
Ein besonderer Dank gebührt<br />
dem Verantwortlichen der<br />
Organisation, Koll. Markus<br />
Eder, mit seinem Team.<br />
Wir können uns alle auf eine<br />
tolle Fortbildungsveranstaltung<br />
freuen und laden zur Teilnahme<br />
ein.<br />
Für Anfragen und Anregungen<br />
bin ich gerne unter<br />
0676/8989 16000 für Sie<br />
erreichbar.<br />
Gerhard Scheucher
Foto: JUNGWIRTH<br />
Der Österreichische Recht§pfleger Vertrauensoffensive Justiz<br />
Für mehr Vertrauen<br />
Nach sinkenden Popularitätswerten soll die<br />
Vertrauensoffensive den Glauben der Bürger<br />
in die Justiz wieder stärken.<br />
Korruptionsskandale und spektakuläre Großverfahren<br />
dominieren das Bild der Öffentlichkeit<br />
von der Justiz. Eine vom Justizministerium in<br />
Auftrag gegebene Studie zeigt, dass das Vertrauen<br />
in die Rechtssprechung bei rund einem Viertel<br />
der Bevölkerung gesunken ist.<br />
So sprachen zwar 65 Prozent der Befragten der<br />
Rechtssprechung ihr Vertrauen aus, gleichzeitig<br />
gab aber ein Drittel der Studienteilnehmer an,<br />
der Justiz nur wenig bis gar nicht zu vertrauen.<br />
Zu Unrecht, denn wie Studien des Europarates<br />
belegen, gehört Österreichs Justiz zu den europäischen<br />
Spitzenreitern im Bereich Verfahrensdauer<br />
und Kosteneffizienz. Um das falsche Bild<br />
der Bevölkerung wieder ins rechte Licht zu<br />
rücken, startete das Justizministerium eine Vertrauensoffensive.<br />
„Als Justizministerin sehe ich<br />
dem Vertrauensverlust nicht untätig zu. Die<br />
österreichische Justiz zählt zu den effizientesten<br />
in Europa – und genau das muss vermittelt<br />
werden,“ so Beatrix Karl zum Rechtspfleger.<br />
Als Hauptursache für den Vertrauensverlust der<br />
Bürger nennt die Studie die mangelnden Kenntnisse<br />
über die Justiz. Demnach geben nur 42<br />
Prozent der Befragten an, gut bis sehr gut über<br />
die Justiz informiert zu sein. Aber auch der Eindruck<br />
Politiker würden in Verfahren bevorzugt<br />
behandelt werden und Gerichtsverfahren würden<br />
zu lange dauern, waren Kritikpunkte der<br />
Studienteilnehmer.<br />
Unter der Leitung der Justizministerin erarbeiten<br />
derzeit Expertenteams gezielte vertrauensfördernde<br />
Maßnahmen um diese Kritikpunkte<br />
baldmöglichst auszuräumen. „Bürgerorientierung,<br />
Effizienz und Kommunikation – das sind<br />
drei der wichtigsten Bereiche, in denen wir<br />
jetzt ansetzen werden, um das Vertrauen der<br />
Österreicher zurückzugewinnen,“ erklärt Beatrix<br />
Karl.<br />
Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix Karl<br />
Bundesministerin für Justiz<br />
Eine erfolgreiche Umsetzung<br />
der Vertrauensoffensive<br />
könne aber nur durch einen<br />
„Schulterschluss in der Justiz“<br />
gelingen, so die Bundesministerin.<br />
„Mir ist es wichtig, dass<br />
dabei die gesamte Justiz an<br />
einem Strang zieht. Nur<br />
gemeinsam können wir das<br />
Vertrauen in die Justiz stärken,“<br />
betont Karl gegenüber<br />
dem Rechtspfleger.<br />
Daher geht es nun darum, so<br />
bald als möglich Reformvorschläge<br />
umzusetzen. „Gerne<br />
werde ich unsere Maßnahmen<br />
dann wieder im Rechtspfleger<br />
präsentieren“, so die<br />
Justizministerin abschließend.<br />
5
Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Gerhard<br />
Mayrhofer<br />
Präsident der Vereinigung der<br />
Rechtspfleger Österreichs<br />
E-Mail:<br />
gerhard.mayrhofer@justiz.gv.at<br />
6<br />
VdRÖ aktuell<br />
Liebe Diplomrechtspflegerinnen<br />
und Diplomrechtspfleger,<br />
ich darf mich hier auf dieser Seite der aktuellen Ausgabe<br />
des „Österreichischen Rechtspflegers“ als neuer<br />
Präsident der Rechtspflegervereinigung vorstellen.<br />
Nach Eintritt in den Justizdienst am 8. 2. 1999 erhielt<br />
ich im April 2004 das lang ersehnte Rechtspflegerdiplom.<br />
Im selben Jahr trat ich der wiedererwachten<br />
Rechtspflegervereinigung bei. Meine Beweggründe<br />
dafür waren recht einfach: „mal sehen was das ist“.<br />
Dass mir dann bei nächster Gelegenheit ein Vorstandsposten<br />
als Leiter der Fachredaktion angeboten<br />
werden würde und dadurch eine Menge an Arbeit<br />
und eine große Verantwortung übertragen werden<br />
würde, war damals nicht abzusehen. Wieviele Mitglieder<br />
die Rechtspflegervereinigung damals umfasste<br />
kann ich heute nicht mehr sagen. Es war damals<br />
mehr ein „Familienbetrieb“ der stetig anwuchs. Mittlerweile<br />
hat die Rechtspflegervereinigung eine Mitgliederanzahl<br />
von fast 500 Diplomrechtspflegerinnen<br />
und -rechtspflegern aller Sparten. Auf dem Gebiet<br />
der Entscheidungssammlung liegt eine der Stärken<br />
der VdRÖ, da wir den Mitgliedern eine mehr als<br />
3.600 Entscheidungen umfassende Datenbank anbieten.<br />
Weiters erarbeiten und planen wir für die Oberlandesgerichte<br />
Fachseminare für zB Firmenbuch. Je<br />
nachdem, welche Wünsche und Anregungen von<br />
den Mitgliedern an uns herangetragen werden.<br />
Erlauben Sie mir eine Frage: Wann haben Sie das<br />
mittlerweile breite(re) Schulungsangebot der Oberlandesgerichte<br />
und des Bundesministeriums für Justiz<br />
in Anspruch genommen?<br />
Als ich im Jahr 2004 der Rechtspflegervereinigung<br />
beigetreten bin, waren Fort- und Weiterbildungsseminare<br />
den Richtern, Staatsanwälten und deren Anwärtern<br />
vorbehalten. Zumindest hatte man das Gefühl.<br />
Das einzige Highlight an Schulungsterminen waren<br />
die zweijährig stattfindenden Rechtspflegerkongresse<br />
in Mayrhofen, Schladming, Linz, Wien,...<br />
Am 23. 2. 2007 war ich als Vorstandsmitglied <strong>beim</strong><br />
Gespräch mit der damaligen Bundesministerin für<br />
Justiz, Maria Berger, dabei. Ihrerseits wurde zugesichert,<br />
dass es zu einer Erweiterung des Schulungsan-<br />
Gerhard Mayrhofer<br />
gebotes kommen werde. Dass<br />
den Worten auch Taten folgten,<br />
kann heute jeder sehen. Die Intranet-Seite<br />
ist zeitweise voll mit<br />
Schulungsangeboten. Von Zeitmanagement-Seminaren<br />
über<br />
Seminare zur Ausbildung von<br />
Diplomrechtspflegeranwärtern<br />
über Stressbewältigung, auch<br />
Seminare für Führungskräfte<br />
und Vortragende sind im Angebot.<br />
Allerdings, und das stimmt mich<br />
etwas nachdenklich, geht die<br />
Tendenz wieder zurück zu<br />
„wozu brauch ich das?“. Das<br />
Seminar „Deeskalation –<br />
Umgang mit bedrohlichen Situationen“<br />
wurde aus Anlass eines<br />
tragischen Todesfalles ins Leben<br />
gerufen. Man müsste eigentlich<br />
erwarten, dass das Seminar aufgrund<br />
Überfüllung drei- oder<br />
viermal angeboten werden<br />
muss. Tatsächlich aber war es<br />
genau andersrum… mangels<br />
Anmeldungen wurde das Seminar<br />
im letzten Moment nun<br />
auch für Kanzleikräfte geöffnet,<br />
um nicht eine Absage erteilen<br />
zu müssen.<br />
Vielleicht ist der Markt an persönlichkeitsbildenden<br />
Seminaren<br />
bereits übersättigt, vielleicht geht<br />
die Tendenz mehr in Richtung<br />
Fachseminaren. Derartige Seminare<br />
werden aber nicht flächendeckend<br />
angeboten. Es gibt auf<br />
Initiative des oberösterreichischen<br />
Kollegen Martin Metz<br />
alle zwei Jahre Schulungen in<br />
Exekutions- und Insolvenzsachen<br />
für den Sprengel Linz
Der Österreichische Recht§pfleger Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs<br />
sowie Innsbruck. Für den Firmenbuchbereich<br />
des Sprengels<br />
OLG Wien veranstaltet Walter<br />
Szöky in Kooperation mit dem<br />
OLG Wien sowie dem Notariatskandidatenverein<br />
Wien-NÖ-<br />
Bgld. im Zweijahresrythmus ein<br />
zweitätiges Fachseminar.<br />
Es bleibt daher derzeit, solange<br />
keine Nachfrage an Fachseminaren<br />
vorliegt, nur der alle zwei<br />
Jahre stattfindende Rechtspflegerkongress.<br />
Um zumindest<br />
diese Fortbildungsveranstaltung<br />
aufrecht erhalten zu können,<br />
ersuche ich Sie um Anmeldung<br />
zum Kongress in Tirol. Der Austausch<br />
unter Gleichgesinnten<br />
kann keine Internetplattform<br />
und kein Email ersetzen.<br />
Falls Sie Vorschläge für Fachschulungen<br />
haben und einen<br />
Bedarf in Ihrer Region sehen,<br />
dann übermitteln Sie uns bitte<br />
die Anregungen. Wir werden<br />
diese dann als fachliche Interessenvertretung<br />
der österreichischen<br />
Diplomrechtspfleger<br />
gesammelt weiterleiten.<br />
Ich wünsche Ihnen allen einen<br />
sonnigen und erholsamen Sommer<br />
und in den derzeit turbulenten<br />
Phasen der hybriden<br />
Rückscheine und neuen Grundbücher<br />
viel Durchhaltekraft!<br />
Rechtspfleger<br />
für Europa<br />
Im Auftrag des Präsidenten der Europäischen<br />
Union der Rechtspfleger (E.U.R.), Thomas Kappl<br />
aus Deutschland, durfte ich das „Grünbuch für<br />
einen Europäischen Rechtspfleger“ (siehe<br />
www.eu-rechtspfleger.eu) an die österreichische<br />
Europaabgeordnete Mag. a Evelyn Regner – mit<br />
der Bitte um Unterstützung – überreichen. Diese<br />
Übergabe fand anlässlich der Studienreise der<br />
Vereinigung der Rechtspfleger Österreichs nach<br />
Brüssel im September 2011 statt.<br />
Mag. a Evelyn Regner, Mitglied der Sozialdemokratischen<br />
Partei Europas sowie Vize-Vorsitzende des<br />
Rechtsausschusses des Europäischen Parlaments,<br />
hat es ermöglicht, dass die VdRÖ im Europäischen<br />
Parlament in Brüssel an einer Sitzung des<br />
Rechtsausschusses teilnehmen durfte.<br />
Im Februar 2012 organisierte ich über Wunsch<br />
von Thomas Kappl ein Treffen mit Mag. a Regner.<br />
Am Gespräch im Justizzentrum Wien-Mitte nahmen<br />
auch der Präsident des Handelsgerichtes<br />
Wien, Mag. Peter Hadler, der Vorsitzende des<br />
<strong>Zentralausschusses</strong> im BMfJustiz und EUR-Vizepräsident<br />
Gerhard Scheucher, der damalige Präsident<br />
der VdRÖ Michael Lackenberger, die<br />
VdRÖ-Schriftführerin Monika Hofbauer sowie<br />
Anne Kappl als Schriftführerin für die E.U.R. teil.<br />
Thomas Kappl erneuerte hier die Bitte an Mag. a<br />
Regner um Unterstützung für die Installierung<br />
eines Europäischen Rechtspflegers und diese<br />
sagte – natürlich das „Erfolgsmodell-Rechtspfleger“<br />
in Österreich und Deutschland ganz genau<br />
kennend – gerne zu.<br />
Den Worten folgten nun Taten. Mag. a Regner<br />
sowie der aus Deutschland stammende Vorsitzende<br />
des Rechtsausschusses Klaus-Heiner Lehne,<br />
Europaabgeordneter und Mitglied der Europäischen<br />
Volkspartei (Christdemokraten), stellten im<br />
April 2012 eine schriftliche Anfrage an die Europäische<br />
Kommission zum Thema bzw. zum<br />
Berufsbild „Rechtspfleger“ worin u.a. folgende<br />
Fragen gestellt wurden:<br />
Ist es geplant die bereits bestehenden Berufe<br />
der Rechtspfleger (z.B. Greffiers, referendarz<br />
Walter Szöky<br />
sa˛dowy, cancelliere, secretario<br />
judicial usw.) zu harmonisieren<br />
und ein einheitliches<br />
Berufsbild sowie einheitliche<br />
Zulassungs- und<br />
Ausbildungsvorschriften zu<br />
schaffen?<br />
Welche Aufgaben würden<br />
diesem Berufsbild zugeordnet<br />
werden?<br />
Wie sehen die legislativen<br />
Schritte bzw. der Zeitplan<br />
aus?<br />
Sofern diese Schritte nicht<br />
geplant sind möge man die<br />
Entscheidungsgründe<br />
bekannt geben?<br />
So wie das „Erfolgsmodell<br />
Österreichischer Rechtspfleger“,<br />
der in der Zwischenkriegszeit<br />
vor dem Hintergrund<br />
der Überlastung der<br />
Richter installiert wurde (siehe<br />
Buric in Szöky, WEKA-Verlag,<br />
Kommentar zum RechtspflegerG,<br />
S 251 ff) wäre es auch<br />
empfehlenswert, wenn in<br />
Europa ein „unabhängig entscheidender<br />
Europäischer<br />
Rechtspfleger“ geschaffen werden<br />
sollte.<br />
Dies vor allem vor dem Hintergrund<br />
der leider noch<br />
andauernden Finanz- und<br />
Wirtschaftskrise in Europa, die<br />
eine Vermehrung der gerichtlichen<br />
Verfahren mit sich bringt<br />
und deshalb eine Entlastung<br />
der Richter und somit wesentlicheVerfahrensbeschleunigung<br />
darstellen würde.<br />
Walter Szöky<br />
Vizepräsident der VdRÖ<br />
7
Kongress 2012 Der Österreichische Recht§pfleger<br />
8<br />
Einladung zum Kongress<br />
der Österreichischen Diplomrechtspfleger/-innen, Leitenden<br />
Justizbediensteten und Bezirksanwälte/-innen<br />
in Kufstein 2012 Markus Eder<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Als Organisationsleiter darf ich Sie recht herzlich<br />
zum diesjährigen Kongress der österreichischen<br />
Diplomrechtspfleger/-innen, Leitenden Justizbediensteten<br />
und Bezirksanwälte/-innen nach Kufstein<br />
einladen.<br />
Mein Team und ich haben uns bemüht, Ihnen ein<br />
inhaltsreiches und interessantes Programm anzubieten.<br />
Ein herzliches Danke gebührt den Arbeitskreisleiterinnen<br />
und Arbeitskreisleitern, die mit<br />
den Vortragenden dafür Sorge tragen werden,<br />
dass Sie über Neuerungen in allen Bereichen der<br />
Rechtsprechung informiert werden.<br />
Dieser Kongress dient nicht nur der Information<br />
aus erster Hand, sondern dokumentiert auch die<br />
Wichtigkeit des Berufsstandes in der Öffentlichkeit<br />
für den österreichischen Staatsbürger.<br />
Für das Rahmenprogramm ist dank der Unterstützung<br />
der Frau Bundesministerin Dr. Beatrix Karl<br />
am 3. 10. 2012 ein Empfang vorgesehen.<br />
Am 4. 10. 2012 lädt der Bürgermeister der Stadtgemeinde<br />
Kufstein, Mag. Martin Krumschnabel, zu<br />
einem Abendempfang auf die Festung Kufstein.<br />
Im Anschluss darf ich das Programm des Kongresses<br />
sowie das Anmeldeformular zur Kenntnis bringen.<br />
Zimmerreservierungen können<br />
ausschließlich über das Tourismusbüro<br />
Kufstein mittels<br />
angeschlossenem Formular<br />
vorgenommen werden. Für<br />
die Kongressteilnehmer/-innen<br />
wurden ausreichend Zimmer<br />
in Kufstein vorreserviert.<br />
Mit Erlass des BMJ wurden für<br />
die Teilnehmer/-innen am<br />
Kongress folgende Reisekostenzuschüsse<br />
festgesetzt:<br />
Teilnehmer/-innen aus den<br />
Bundesländern:<br />
Wien, Niederösterreich und<br />
Burgenland € 110,–<br />
Oberösterreich, Salzburg, Steiermark,<br />
Kärnten und Vorarlberg<br />
€ 80,–<br />
Tirol (ausgenommen BG Kufstein)<br />
€ 50,–<br />
Der Zuschuss wird nach Ende<br />
der Veranstaltung im Tagungsbüro<br />
ausbezahlt.<br />
Foto: Ferienland Kufstein
Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2012<br />
P r o g r a m m<br />
Mittwoch, 3. Oktober 2012<br />
bis 13.30 Uhr Eintreffen der Teilnehmer<br />
14.00 Uhr Eröffnungsfestakt<br />
Donnerstag, 4. Oktober 2012:<br />
9.00 Uhr Fachtagungen<br />
1. Außerstreit<br />
2. Firmenbuch<br />
3. Grundbuch<br />
4. Justizmanagement<br />
5. Zivilprozess, Exekution und Insolvenz<br />
6. Strafsachen<br />
Freitag, 5. Oktober 2012:<br />
8.30 Uhr MANZ – Online mit RDB –<br />
Effizientes Auffinden von Entscheidungen<br />
und Rechtsliteratur<br />
Mag. Arnold Burböck<br />
Mag. Daniel Kanatschnig<br />
10.00 Uhr Integrität – Gefahren in der Praxis<br />
ADir Gerhard Levy, Geschäftsleitung<br />
Finanzamt Baden Mödling<br />
12.30 Uhr Kongressende<br />
Fachtagungen<br />
Arbeitskreis Außerstreit<br />
Ort: Hotel Andreas Hofer – Stadl, Georg-Pirmoser-Straße 8.<br />
Arbeitskreisleiterin: ADirin Brünnhilt Alpers, BG Kufstein;<br />
Stellvertreterin: ADirin Mag. Gertraud Mair, BG<br />
Schwaz.<br />
9.00 bis 11.30 Uhr: EuUVO – Die europäische Unterhaltsverordnung<br />
(Neues zur Unterhaltsdurchsetzung im<br />
Ausland; die neue Europäische Unterhaltsverordnung;<br />
Gemeinschaftsrechtliche Zuständigkeits-, Kooperationsund<br />
Anerkennungsmechanismen; Verordnung des Rates<br />
vom 18. 12. 2008 im Amtsblatt der Europäischen Union<br />
[10.1.2009] samt Anhängen; Formulare und praktische<br />
Anwendung). – LStA Dr. Robert FUCIK, Bundesministerium<br />
für Justiz, ADir RegRat Horst WEISS, Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
11.45 bis 13.00 Uhr: Verwahrungs- und Einziehungsgesetz<br />
VerwEinzG – BGBl I/11/2010 (Neuerungen und<br />
Vereinfachungen ab dem 1.5.2011; Vorstellung der gesetzlichen<br />
Änderungen; Erfahrungen aus der Praxis mit Mustern<br />
und Hinweisen zur Ediktsdatei – Einziehung bzw.<br />
Zustellung). – SChef Hon.-Prof. Dr. Georg KATHREIN,<br />
Bundesministerium für Justiz, ADir Peter PELZELMAYER,<br />
BG Mistelbach.<br />
14.15 bis 16.00 Uhr: Der gesetzliche Unterhaltsrechtsanspruch<br />
von Kindern gegen die Eltern (Grundzüge<br />
des gesetzlichen Anspruchs; allgemeine Grundsätze;<br />
Bemessungsgrundlage; Unterhaltshöhe – Belastungsgrenzen<br />
– Selbsterhaltungsfähigkeit; Verfahrensrecht; Untersu-<br />
chungsgrundsatz, Beweislast, rechtliches Gehör; neueste<br />
Entscheidungen; aktuelle Fragen an Hand von tatsächlichen<br />
Sachverhalten). – Hofrat des OGH Dr. Edwin<br />
GITSCHTHALER.<br />
Arbeitskreis Firmenbuch<br />
Ort: Arena Kufstein – Buffet, Fischergries 30.<br />
Arbeitskreisleiterin: ADirin Anita Wilding, LG Innsbruck;<br />
Stellvertreterin: ADirin Alexandra Illmer, LG Innsbruck.<br />
9.00 bis 10.30 Uhr: Die Neuregelung der Bestimmungen<br />
über die GesBR (Möglichkeit zur Diskussion). – Ass-<br />
Prof.DDr. Thomas Ratka; LL.M., Universität Wien, Univ.-<br />
Ass. Mag. Dr. Julia Told, Universität Wien.<br />
10.45 bis 12.15 Uhr: Rechtsfragen rund um die unternehmerische<br />
Tätigkeit von Personengesellschaften<br />
(Möglichkeit zur Diskussion). – Dr. Klaus Jennewein,<br />
Richter d. LG Innsbruck.<br />
14.00 bis 14.30 Uhr: Aktuelles zum ADV-Firmenbuch.<br />
– Gerhard Grames, BRZ bzw. Bundesministerium für Justiz,<br />
Abt. Pr 5.<br />
14.40 bis 15.40 Uhr: Urkundenzuordnung (Möglichkeit<br />
zur Diskussion). – ADir Wilhelm Birnbauer, LG Wr. Neustadt.<br />
15.50 bis 16.30 Uhr: Firmenbuchrechtlich bedeutsame<br />
Judikatur aus den Jahren 2010 bis 2012 (Möglichkeit<br />
zur Diskussion). – ADir RegRat Rainer Jäger, LG Wels.<br />
Arbeitskreis Grundbuchs- und<br />
Schiffsregistersachen<br />
Ort: Arena Kufstein, Fischergries 30.<br />
Arbeitskreisleiter: ADir Sebastian Fuchs, BG Kitzbühel;<br />
Stellvertreter: ADir Ludwig Swoboda, BG Innsbruck.<br />
09.00 -10.30 Uhr: Namensrecht, Titelrecht im Grundbuch<br />
„neu“. – Oliver Graf, Amt der Tiroler Landesregierung.<br />
10.45 – 12.30 Uhr: Grundbuch „neu“: Wie geht es<br />
weiter? – LStA Dr. Martin Schneider und Team, Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
14.00 – 16.00 Uhr: Ausgewählte Fragen aus dem<br />
Grundbuchsrecht. – Univ.-Prof. Hofrat des OGH Dr.<br />
Georg Kodek, LL.M.<br />
Arbeitskreis Justizmanagement<br />
Ort: Landesmusikschule, Krankenhausgasse 16.<br />
Arbeitskreisleiter: ADir RegRat Johann Mantl-Mussack,<br />
OLG Innsbruck; Stellvertreter: ADir Georg Kuen, OLG<br />
Innsbruck.<br />
09.00 – 10.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus den Bereichen<br />
Dienstrecht, Controlling, Planstellenbewirtschaftung.<br />
– LStA Dr. Anton PAUKNER, Bundesministerium für Justiz.<br />
10.30 – 12.00Uhr: Der elektronische Personalakt. –<br />
ADir RegRat Gerhard BELIK, Bundesministerium für Justiz.<br />
13.00 – 14.30 Uhr: Aktuelles aus dem Bereich Personalverwaltung.<br />
– LStA Mag. Oliver Kleiß, Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
14.30 – 16.00 Uhr: Die funktionelle Personalverwaltung<br />
aus der Sicht der Personalvertretung. –ADir<br />
RegRat Gerhard Scheucher, Zentralausschuss <strong>beim</strong> Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
9
Kongress 2012 Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Arbeitskreis Zivilprozess-,<br />
Exekutions- und Insolvenzsachen<br />
Ort: novum Kufstein Veranstaltungszentrum, Marktgasse<br />
20.<br />
Arbeitskreisleiterin: ADirin Edith Hörtnagl, BG.<br />
Innsbruck; Stellvertreter: ADir RegRat Rolf Wimmer,<br />
BG Zell am Ziller.<br />
9.00 – 10.00 Uhr: Aktuelles im Exekutions- und<br />
Privatinsolvenzrecht. – Dr. Franz MOHR, Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
10.00 – 12.30 Uhr: Praxisfragen des Schuldenregulierungsverfahrens.<br />
– Univ.-Prof. Hofrat des<br />
OGH Dr. Georg KODEK, LL.M.<br />
14.00 – 16.30 Uhr: Die Aufschiebung im Zusammenhang<br />
mit Exekutionen auf das bewegliche<br />
Vermögen. Ausgesuchte Themen zur Forderungsexekution.<br />
– Präsidentin des Landesgerichtes f ZRS<br />
Wien, Dr. Marlene PERSCHINKA.<br />
Arbeitskreis Strafsachen<br />
Ort: Stadtamt Kufstein, Rathaussaal, Oberer Stadtplatz 17.<br />
Arbeitskreisleiterin: FOI Klaus Varesco, StA Innsbruck;<br />
Stellvertreter: FOI Egon Lamprecht, StA Innsbruck.<br />
08.30 – 10.00 Uhr: Entwicklungsmöglichkeiten<br />
des Berufsstandes der Bezirksanwältinnen und<br />
Bezirksanwälte aus der Sicht des Strafrechts. –<br />
SChef Mag. Christian PILNACEK, Bundesministerium<br />
für Justiz.<br />
10.30 – 12.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus dem<br />
Dienstrecht für Bezirksanwälte/-innen. – LStA Dr.<br />
Anton PAUKNER, Bundesministerium für Justiz, LStA<br />
Mag. Oliver KLEISS, Bundesministerium für Justiz.<br />
14.00 – 16.30 Uhr: Aktuelle Fragen aus dem Strafrecht.<br />
– NN – wird nachgenannt.<br />
Ich melde mich zum Kongress 2012 an:<br />
Termin: 3. bis 5. Oktober 2012 Tagungsort: Kufstein Arena<br />
Name: ...................................................................................................... Dienststelle bzw. Stammdienststelle: ...................<br />
Adresse: .................................................................................................... Telefon: .................................................................<br />
.................................................................................................................. E-Mail: ...................................................................<br />
Sparten: ■ A ■ FB ■ GB ■ Jv ■ E ■ BA<br />
Nur vollständig ausgefüllte Anmeldungen können berücksichtigt werden!!<br />
Anmeldeschluss: 21. September 2012<br />
Kongressorganisator: Markus Eder, Mobil: 0676/8989 50048<br />
Kongressbüro: Susanne Mazura, Tel.: 01/52 152-3430<br />
Mobil: 0676 8989 16001<br />
E-Mail: susanne.mazura@justiz.gv.at<br />
Anschrift: 1011 Wien, Hansenstr. 4 u 6<br />
10<br />
Foto: Ferienland Kufstein
Der Österreichische Recht§pfleger Kongress 2012<br />
Rechtspflegerkongress<br />
Kufstein 03. - 05.10.2012<br />
Bitte senden Sie dieses Formular bis spätestens 29. Juli 2012 an das Ferienland Kufstein<br />
Preise in EURO, pro Person und Nacht, inkl. Frühstück und aller Abgaben<br />
Kategorie EZ DZ 3-Bettzimmer 4-Bettzimmer<br />
Hotel Andreas Hofer**** 65,-- 55,-- 50,-- ---<br />
Hotel Alpenrose**** 81,50<br />
--<br />
60 –<br />
--<br />
82,50 ---<br />
--<br />
---<br />
--<br />
Berghotel Hinterduxerhof --- 29 – 35,-- 29,-- 29,--<br />
Pension Ganderhof --- 26,-- --- ---<br />
Pension Haselsberger --- 19,-- --- ---<br />
Anreisedatum: ........................................ Abreisedatum: .............................................<br />
Anreise nach 18.00 Uhr: ja, ca. um: ...................................... Uhr<br />
Namensliste der anreisenden Gäste: …………………………………………………………………………………………………<br />
......................................................................................................<br />
......................................................................................................<br />
......................................................................................................<br />
Ihre Reservierung ist verbindlich und kann nur bis zum 30.07.2012 kostenlos storniert werden. Bei<br />
Stornierung nach diesem Datum kann eine Stornogebühr des Hotels/Unterkunft eingehoben<br />
werden. Sie erhalten nach Eingang der Reservierung eine Buchungsbestätigung mit den<br />
Zahlungsbedingungen der Unterkunft. Sämtliche Änderungen Ihrer Reservierung haben schriftlich<br />
zu erfolgen. Für etwaige Rückmeldungen & zur Bestätigungszusendung benötigen wir Ihre Daten:<br />
Vorname & Nachname<br />
Straße<br />
PLZ Ort<br />
Land<br />
weitere Zimmer auf Anfrage<br />
Tel. / Fax.<br />
e-Mail<br />
Kreditkarte ______________________ Nr. ______________________________ gültig bis:___________<br />
Datum: ............................................................ Unterschrift: ………………………………………………………………<br />
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11
EUR Justizkongress Der Österreichische Recht§pfleger<br />
12<br />
Einladung zur<br />
EUR-Justizkonferenz<br />
12. bis 16. September 2012 in Linz<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Werner Gschwandtner<br />
Die Europäische Union der Rechtspfleger veranstaltet im Zusammenwirken<br />
mit dem Bundesministerium für Justiz vom 12. bis 16. September<br />
2012 in Linz zum Thema „Eine effiziente Justiz sichert das Europäische<br />
Wirtschaftssystem“ eine wissenschaftliche Justizkonferenz. An dieser<br />
Tagung werden rund 100 hochkarätige Teilnehmer aus den Kontinenten<br />
Europa, Amerika, Asien und Afrika teilnehmen. Im Rahmen der Justizkonferenz<br />
findet auch die Generalversammlung der Europäischen Union<br />
der Rechtspfleger statt. Als Organisationsleiter freue ich mich, Sie dazu<br />
sehr herzlich einzuladen. Weitere Informationen erhalten Sie unter<br />
www.eurkongress.eu<br />
Fotos: TVB Linz
Der Österreichische Recht§pfleger EUR Justizkongress<br />
Programm:<br />
Mittwoch, 12. September 2012<br />
ab 16:00 Uhr Registrierung der Teilnehmer im Park Inn<br />
Hotel Linz<br />
19:00 Uhr Empfang im Casineum des Casinos Austria<br />
Linz<br />
Donnerstag, 13. September 2012<br />
09:30 Uhr Empfang der Ehrengäste<br />
10:00 Uhr Eröffnungsfestakt im Kaufmännischen Palais.<br />
Europahymne<br />
Begrüßung der Ehrengäste.<br />
Grußworte<br />
· Dr. Franz Dobusch, Bürgermeister der Stadt<br />
Linz<br />
· LAbg. Dr. Peter Csar, GÖD Vorsitzender<br />
· Dr. Josef Pühringer, Landeshauptmann von<br />
Oberösterreich<br />
· Dipl.-Rpfl. Thomas Kappl, Präsident der<br />
EUR<br />
· Jeffrey A. Apperson, Präsident IACA<br />
· Musikstück<br />
· Ansprache durch die Frau Bundesminister<br />
für Justiz, a. o. Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix<br />
Karl<br />
· Musikstück<br />
· Feierliche Eröffnung durch die Frau Vizepräsidentin<br />
der Europäischen Kommission,<br />
verantwortlich für Justiz Dr. Viviane Reding<br />
· Bundeshymne<br />
12:00 Uhr Empfang der Bundesministerin für Justiz,<br />
a.o.Univ.-Prof. Mag. Dr. Beatrix Karl<br />
13:00 Uhr Pressekonferenz<br />
14:00 Uhr Wissenschaftliche Fachtagung<br />
Effiziente Justiz als Stärkung des europäischen<br />
Wirtschaftsraums<br />
· o.Univ.-Prof.Dr.Dr.h.c.mult. Friedrich<br />
Schneider, Universität Linz<br />
· Dr. Christoph Leitl, Präsident der Österreichischen<br />
Wirtschaftskammer<br />
· Hon.-Prof. Dr. Georg Kathrein, Sektionschef<br />
im Bundesministerium für Justiz<br />
· NR Dr. Heribert Donnerbauer, Vorsitzender<br />
des Justizausschusses<br />
· Mag. Oliver Kleiß, Leitender Staatsanwalt,<br />
Bundesministerium für Justiz<br />
· Dipl.-Rpfl. Thomas Kappl, Präsident der<br />
EUR<br />
· Greffier en Chef Jean-Jacques Kuster,<br />
Représentant auprès du Conseil de<br />
l'Europe, Strassburg<br />
· John Stacey, Präsident der CEPEJ<br />
· Jeffrey A. Apperson, Präsident IACA<br />
17:00 Uhr Stadtführung<br />
19:00 Uhr Empfang des Landeshauptmanns von Oberösterreich,<br />
Dr. Josef Pühringer<br />
Freitag, 14. September 2012<br />
09:00 Uhr Arbeitssitzung im Kaufmännischen Palais<br />
12:30 Uhr Empfang des Bürgermeisters der Stadt Linz,<br />
Dr. Franz Dobusch<br />
14:00 Uhr Fortsetzung der Arbeitssitzung<br />
19:00 Uhr Abendessen im Restaurant Josef<br />
Samstag, 15. September 2012<br />
09:00 Uhr Bildungsfahrt<br />
09:30 Uhr Empfang der Stadt Enns<br />
13:00 Uhr Mittagsempfang im WM Bergdorf Hinter -<br />
stoder<br />
18:00 Uhr Rückkunft der Busse<br />
20:30 Uhr Galaabend im Kaufmännischen Palais,<br />
Parksaal<br />
Sonntag, 16. September 2012<br />
Abreise der Teilnehmer<br />
Kontakt:<br />
EUR Konferenzbüro Austria 2012<br />
Frau Tamara Stipic<br />
Tel. +43 (0)57601/21 11 446,<br />
Fax +43 (0)57601/21 11 484,<br />
Handy: +43 (0)676/8989 41446,<br />
E-Mail: tamara.stipic@justiz.gv.at<br />
13
EUR Justizkongress Der Österreichische Recht§pfleger<br />
14<br />
Anmeldeformular<br />
per Fax: +43 (0)57601 21 11484<br />
per E-Mail: tamara.stipic@justiz.gv.at<br />
Generalversammlung der Europäischen Union der Rechtspfleger<br />
12. bis 16. September 2012<br />
Österreich, Linz, Palais Kaufmännischer Verein in Linz<br />
Bismarckstraße 1/Landstraße 49, 4020 Linz<br />
Land: .......................................................................................<br />
Organisation oder Institution: ...............................................<br />
Vorname: ................................................................................ ■ Herr ■ Frau<br />
Nachname: .............................................................................<br />
Anreisetag: .............................................................................. Abreisetag: ............................................................................<br />
Funktion in der Organisation: ..............................................<br />
Anschrift: ................................................................................<br />
Stadt: ....................................................................................... Land: ......................................................................................<br />
Telefon: .................................................................................. Fax: ........................................................................................<br />
Mobil: ..................................................................................... E-mail: ...................................................................................<br />
Ich teile mein Zimmer mit folgender Person:<br />
Nachname: ............................................................................. Vorname: ................................................ ■ Herr ■ Frau<br />
Ich buche ein ■ Einzelzimmer 890 Euro<br />
■ Doppelzimmer 790 Euro<br />
Der Gesamtpreis beinhaltet die Kosten für Übernachtung, Mahlzeiten, Ausflüge und Übersetzungen in die englische, französische,<br />
italienische, spanische, deutsche Sprache.<br />
Anmeldefrist: 15 Juli 2012!<br />
Ich werde den Gesamtpreis ohne zusätzliche Gebühren für den Organisator<br />
bis zum 15. Juli 2012 auf das folgende Konto überweisen:<br />
IBAN: AT233468 0000 00641019<br />
BIC: RZOOAT2L680<br />
BANK: Raiffeisenbank Wels, BLZ 34680, Kontonummer: 641019<br />
Jeder Teilnehmer hat ein gesondertes Formular<br />
vollständig auszufüllen.<br />
Datum Unterschrift
Der Österreichische Recht§pfleger Zum Gedenken<br />
HR Paul Sturm<br />
Mit großer Betroffenheit müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass<br />
ein großartiger Mensch von uns gegangen ist.<br />
Paul Sturm hinterlässt eine Lücke, die nicht geschlossen werden<br />
kann.<br />
Im Jahre 1981 übernahm er den Vorsitz des <strong>Zentralausschusses</strong><br />
<strong>beim</strong> Bundesministerium für Justiz, der Bundessektion Justiz in<br />
der GÖD sowie im Sozialwerk für Justizbedienstete. In all diesen<br />
Gremien hat er bis zu seiner Pensionierung Ende 1995 mit<br />
großem Engagement und Umsicht die Anliegen unserer<br />
Bedienstetengruppen vertreten.<br />
Auf seine Initiativen sind 1981 die Einführung des Essenszuschusses,<br />
die Herausgabe der Zeitschrift „Der österreichische<br />
Gerichtsbedienstete“ sowie die erste Fortbildungstagung des<br />
Fachdienstes in Graz, 1982 die erste gesamtösterreichische<br />
Rechtspfleger- und B-Beamten-Tagung in Wien, 1983 die Durchführung<br />
der 1. Justiz-Schimeisterschaften in Schladming und<br />
1986 die erste Ausgabe der Zeitschrift „Der österreichische<br />
Rechtspfleger“ zurückzuführen.<br />
Viele von ihm dem Bundesministerium für Justiz vorgeschlagene<br />
Verbesserungen für die Bediensteten konnten durch seinen<br />
ausdauernden Einsatz umgesetzt werden.<br />
Als Kulturreferent des Sozialwerkes für Justizbedienstete organisierte<br />
er Ausstellungsbesuche, Konzerte und äußerst beliebte<br />
Kulturreisen, die oft wegen großen Andrangs wiederholt werden<br />
mussten.<br />
Er war ein großer Lehrmeister sowie ein überaus verständnisvoller<br />
Kollege und Vorgesetzter.<br />
Wer das Glück hatte ihn zu kennen, wird ihn nicht vergessen.<br />
15
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Siegmund<br />
Gruber<br />
Fachredakteur Außerstreit<br />
BG Mattersburg<br />
E-Mail:<br />
siegmund.gruber@justiz.gv.at<br />
16<br />
Fachbereich<br />
Außerstreit<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
1) Diplomrechtspflegersammlung<br />
Außerstreit<br />
Die in der Sammelmappe der Diplomrechtspflegerbesprechungen<br />
abgedruckten Entscheidungen<br />
werden nur auszugsweise angeführt. Sollte Interesse<br />
am Bezug der Sammelmappe mit den anonymisierten<br />
Volltextentscheidungen bestehen,<br />
kann diese entweder bei ADir. Walter Tatzber, BG<br />
Innere Stadt Wien 01/51528/545 oder ADir. Siegmund<br />
Gruber 02626/62715/21 bestellt werden.<br />
a) DRpflSlgA 9330<br />
LG für ZRS Graz vom 18. 7. 2011,<br />
1 R 256/11s<br />
Unterhaltsvorschuss: Die Flüchtlingseigenschaft<br />
als Indizwirkung ist bei der Gewährung<br />
von Unterhaltsvorschüssen zu überprüfen.<br />
Die vom Erstgericht getroffenen Feststellungen<br />
über das Weiterbestehen der Flüchtlings -<br />
eigenschaft, die sich ledig lich auf ein Telefonat<br />
mit einer Referentin des Bundes asyl amtes stützen,<br />
reichen jedoch zur Prüfung dieser Frage nicht aus<br />
und so erweist sich das Verfahren in diesem<br />
Punkt als mangelhaft. Wie bereits im ersten Aufhebungsbeschluss<br />
ausgeführt, hat zwar für die<br />
Prüfung dieser Frage eine Asylgewährung aufgrund<br />
des Asylgesetzes Indizwirkung; liegt eine<br />
solche Entscheidung erst kurze Zeit vor der<br />
gerichtlichen Entscheidung, in der die Flüchtlingseigenschaft<br />
eine Vorfrage darstellt, wird das<br />
Gericht in der Regel von einer weiteren selbständigen<br />
Prüfung mangels gegenteiliger Anhaltspunkte<br />
absehen können. Dies ist aber anders,<br />
wenn seit der Feststellung schon ein geraumer<br />
Zeitraum – im vorliegenden Fall ca. 6 Jahre –<br />
verstrichen ist und sich die Verhältnisse im Heimatstaat<br />
des Flüchtlings wesentlich geändert<br />
haben (RIS-Justiz RS0110397; 10 Ob 46/10b).<br />
b) DRpflSlgA 9332<br />
LG für ZRS Graz vom 16. 8. 2011,<br />
2 R 187/11a, 2 R 188/11y<br />
ADir. Siegmund Gruber<br />
Unterhaltsvorschuss<br />
gemäß § 4 Z 2: Gegen<br />
einen abwesenden<br />
Unterhaltspflichtigen ist<br />
die Anspannungstheorie<br />
anzuwenden, sofern es<br />
sich nicht um eine Erstbemessung<br />
handelt und<br />
wenn sich der Unterhaltsantrag<br />
lediglich auf<br />
eine allgemeine Veränderung<br />
der Lebenshaltungskosten<br />
und den<br />
erhöhten Bedarf des Kindes<br />
gründet.<br />
Im Wortlaut des § 4 Z 2 UVG<br />
nach dem ausnahmsweise Vorschüsse<br />
ohne Vorhandensein<br />
eines entsprechenden Exeku -<br />
tionstitels gewährt werden<br />
können, kommt dieser Grundsatz<br />
durch das Abstellen auf<br />
das „Nichtgelingen“ zum Ausdruck.<br />
Das „Nichtgelingen“ ist<br />
aber auch dann gegeben,<br />
wenn die Unterhaltsfestsetzung<br />
trotz Vorliegens der materiellen<br />
Voraussetzungen aus Gründen,<br />
die in der Person des<br />
Unterhaltsschuldners gelegen<br />
sind, nicht in einer dem Unterhaltszweck<br />
angemessenen Zeit<br />
zum Erfolg führt, sondern eine<br />
auf Festsetzung (bzw. Erhöhung)<br />
gerichtete Antragstellung<br />
von vornherein aussichtslos<br />
ist. Der Unterhaltsberechtigte<br />
muss daher zur Erfüllung<br />
der Anspruchsvoraussetzungen<br />
des § 4 Z 2 UVG alles Erforderliche<br />
und Zumutbare unternehmen,<br />
um eine Unterhaltsfestsetzung<br />
bzw. -erhöhung<br />
herbeizuführen, selbst wenn
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Ministerinterview<br />
Außerstreit<br />
die Lebensverhältnisse des<br />
Unterhaltsschuldners ungewiss<br />
sind oder sein Aufenthalt<br />
unbekannt und eine Kuratorbestellung<br />
notwendig ist (Neumayr<br />
in Schwimann, ABGB, Rz<br />
38 zu § 4 UVG mwN).<br />
c) DRpflSlgA 9333<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
13. 7. 2011, 42 R 326/11v,<br />
42 R 327/11s, 42 R 408/11b<br />
Erlagsverfahren: Ein<br />
Antrag auf Hinterlegung<br />
gemäß § 1425 ABGB ist<br />
abzuweisen, wenn die<br />
Forderungen kraft Gesetzes<br />
durch Gerichtserlag<br />
nicht getilgt werden können,<br />
weil der mit der<br />
Hinterlegung verfolgte<br />
Zweck nicht erreicht<br />
werden könne.<br />
Gemäß Art XVIII EGJN kann<br />
die Empfangnahme eines nach<br />
den Bestimmungen des bürgerlichen<br />
Rechtes gemachten<br />
gerichtlichen Erlages von keinem<br />
ordentlichen Gericht aus<br />
dem Grunde der Unzuständigkeit<br />
zurückgewiesen werden.<br />
Zu 2 Ob 32/59 = JBl 1959,<br />
420, hat der Oberste Gerichtshof<br />
dazu die Ansicht vertreten,<br />
dass der Begriff „Zuständigkeit“<br />
hier im weitesten Wortsinn<br />
zu verstehen sei, welcher<br />
auch die Frage der Rechtswegszulässigkeit<br />
in sich<br />
begreife. Der Streit zwischen<br />
mehreren Erlagsansprechern<br />
müsse nicht immer ein vor<br />
einem ordentlichen Gericht<br />
abzuführender Zivilprozess<br />
sein, es könne auch ein Sondergerichtsverfahren<br />
(im dort<br />
gegenständlichen Fall ein<br />
Verfahren, das in die aus -<br />
schließ li che Zuständigkeit der<br />
damaligen Schiedsgerichte der<br />
Sozialversicherungen fiel),<br />
möglicherweise sogar ein Verwaltungsverfahren<br />
sein.<br />
Jedoch vertritt der Oberste<br />
Gerichtshof in ständiger<br />
Rechtsprechung auch die<br />
Ansicht, dass ein Antrag auf<br />
Hinterlegung gemäß § 1425<br />
ABGB abzuweisen sei, wenn<br />
Forderungen – wie etwa<br />
Abgabenforderungen, deren Tilgung nur durch<br />
Entrichtung im Sinne der abgabengesetzlichen<br />
Vorschriften möglich sei – kraft Gesetzes durch<br />
Gerichtserlag nicht getilgt werden können, weil<br />
dann der mit der Hinterlegung verfolgte Zweck<br />
gar nicht erreicht werden könne (RIS-Justiz<br />
RS0033640, insbesondere 6 Ob 744/88).<br />
d) DRpflSlgA 9335<br />
LG Wiener Neustadt vom 23. 9. 2011,<br />
16 R 278/11p<br />
Unterhaltsvorschuss: Grobe Fahrlässigkeit<br />
bei Verletzung einer Mitteilungspflicht<br />
kann nur dann angenommen werden,<br />
wenn (auch für einen einfachen Menschen)<br />
die hohe Wahrscheinlichkeit der<br />
Unrechtmäßigkeit des Bezuges einsichtig<br />
ist und von ihm eine Bekanntgabe an das<br />
Gericht erwartet werden kann.<br />
Nach der Diktion des § 22 Abs. 1 UVG müssen<br />
sich Vorsatz und grobe Fahrlässigkeit auf die<br />
Gewährung der Vorschüsse beziehen, nicht aber<br />
auf den Verbrauch. Grobe Fahrlässigkeit liegt<br />
nach ständiger Rechtsprechung dann vor, wenn<br />
der Schaden als wahrscheinlich vorhersehbar war,<br />
wenn das Versehen mit Rücksicht auf seine<br />
Schwere Häufigkeit nur bei besonderer Nachlässigkeit<br />
und nur bei besonders nachlässigen oder<br />
leichtsinnigen Menschen vorkommt sowie nach<br />
den Umständen die Vermutung des „bösen Vorsatzes“<br />
nahe liegt. Bei Beurteilung des Vorliegens<br />
grober Fahrlässigkeit sind die Umstände des Einzelfalles<br />
heranzuziehen; dabei ist auch das Element<br />
der schweren subjektiven Vorwerfbarkeit<br />
einzubeziehen. Im allgemeinen gebräuchlichen<br />
Sinn kann grobe Fahrlässigkeit bei Verletzung<br />
einer Mitteilungspflicht daher nur angenommen<br />
werden, wenn (auch für einen einfachen Menschen)<br />
die hohe Wahrscheinlichkeit der Unrechtmäßigkeit<br />
des Bezugs einsichtig ist und von ihm<br />
daher eine Bekanntgabe an das Gericht erwartet<br />
werden kann. Die Tatsache einer Rechtsbelehrung<br />
mit dem Gewährungsbeschluss reicht für sich<br />
alleine nicht aus, jedenfalls grobe Fahrlässigkeit<br />
bei Verletzung einer Mitteilungspflicht zu begründen<br />
(Neumayr aaO Rz 25 zu § 22 UVG mwN).<br />
e) DRpflSlgA 9338<br />
LG für ZRS Wien vom 20. 9. 2011,<br />
48 R 169/11z<br />
Gerichtserlag: Prätendent ist, wer<br />
Anspruch auf eine Stellung erhebt. Der<br />
Forderungsprätendent erhebt Anspruch<br />
auf die (bzw. eine) Gläubigerstellung.<br />
Richtigerweise darf von mehreren Forderungsprätendenten<br />
nur gesprochen werden,<br />
wenn fraglich ist, wem von mehreren<br />
Personen, die die Gläubigerstellung<br />
beanspruchen, eine bestimmte existierende<br />
Forderung zusteht.<br />
Bei Auftreten mehrerer Forderungsprätendenten<br />
ist der<br />
Gerichtserlag durch den<br />
Schuldner dann zulässig,<br />
wenn dem Schuldner objektiv<br />
nach verständigem Ermessen<br />
nicht zugemutet werden kann,<br />
den in Ansehung seiner Leistung<br />
Berechtigten auch bei<br />
sorgfältiger Prüfung zu erkennen<br />
(RIS-Justiz RS0033597).<br />
Ein zur Hinterlegung berechtigter<br />
Prätendentenstreit ist<br />
gegeben, wenn mehrere Personen<br />
eine bestehende Forderung<br />
beanspruchen und trotz<br />
zumutbarer Prüfung nicht feststellbar<br />
ist, wem das Recht<br />
zusteht (Koziol in<br />
Koziol/Bydlinski/Bollenberger,<br />
ABGB3 § 1425 Rz 8 mwN).<br />
Auch bei Erhebung verschiedener,<br />
einander ausschließender<br />
Ansprüche auf die Leistung<br />
durch mehrere<br />
Anspruchsteller ist das Hinterlegungsrecht<br />
zur Vermeidung<br />
mehrfacher Inanspruchnahme<br />
einzuräumen (Stabentheiner in<br />
Kletcka/Schauer ABGB-ON §<br />
1425 Rz 14, 6 Ob 71/11a, [vgl.<br />
aber auch Reischauer, JBl<br />
2001, 541]).<br />
f) DRpflSlgA 9339<br />
LG für ZRS Wien vom<br />
6. 10. 2011, 43 R 525/11s<br />
Verlassenschaften: Da<br />
eine Namenspolizze bloß<br />
ein Beweisdokument ist<br />
und nicht das darin verbriefte<br />
Recht verkörpert,<br />
scheidet die betreffende<br />
Polizze als sachrechtliches<br />
Element zur Beurteilung<br />
des Besitzes des<br />
Erblassers aus.<br />
Im Übrigen beschränkt die<br />
Bestimmung des § 166 Abs. 2<br />
AußStrG das Verfahren über<br />
die Einbeziehung oder Ausscheidung<br />
von Nachlassgegenständen<br />
aus dem Inventar auf<br />
ein reines Urkundenverfahren<br />
(aaO), weshalb sich auch eine<br />
weitere Beweisaufnahme zum<br />
wahren Willen der Vertragsparteien<br />
anlässlich des Abschlusses<br />
des erwähnten Scheidungsfolgenvergleiches<br />
verbietet.<br />
17
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
g) DRpflSlgA 9341<br />
OGH vom 24. 10. 2011,<br />
8 Ob 102/11z<br />
Unterhalt: Ob die im Vergleich<br />
erhaltene Passage,<br />
dass der Unterhalt sich<br />
ohne Bedachtnahme auf<br />
die finanzielle Leistungs -<br />
fähigkeit des Verpflich -<br />
teten am Regel bedarf<br />
orientiere, als Verzicht<br />
auf die Umstandsklausel<br />
aufzufassen ist, betrifft<br />
die Auslegung einer<br />
Vereinbarung im Einzelfall.<br />
Durch gerichtliche Entscheidung<br />
oder Vergleich festgesetzte<br />
Unterhaltsansprüche<br />
unterliegen grundsätzlich der<br />
Umstandsklausel. Der An -<br />
spruch kann daher – aber<br />
auch nur – im Fall einer<br />
wesentlichen Änderung der<br />
Verhältnisse neu bemessen<br />
werden (RIS-Justiz RS0018984;<br />
RS0057146). Ein Verzicht des<br />
Unterhaltspflichtigen auf die<br />
Geltendmachung der<br />
Umstandsklausel ist nach ständiger<br />
Rechtsprechung zulässig<br />
und wirksam (RIS-Justiz<br />
RS0019189; RS0016554;<br />
RS0018900; Gitschthaler Unterhaltsrecht²,<br />
412).<br />
h) DRpflSlgA 9345<br />
OGH vom 24. 11. 2011,<br />
6 Ob 112/11f<br />
Unterhalt: Würde ein<br />
Gesellschafter-Ge schäfts -<br />
führer der GmbH über<br />
ein Verrechnungskonto<br />
laufend Vermögen entziehen,<br />
um damit seine<br />
private Lebensführung<br />
zu bestreiten (wirtschaftliche<br />
Entnahme), dann<br />
könnte er seine übrigen<br />
Einkünfte aus dieser<br />
GmbH (Geschäftsführerbezüge,Gewinnausschüttungen)<br />
anhand deren<br />
der Unterhalt bemessen<br />
werde, gering halten.<br />
Bei unterhaltspflichtigen<br />
Gesellschafter-Geschäftsführern,<br />
die einen beherrschenden<br />
Einfluss auf eine GmbH<br />
18<br />
hätten – insbesondere also bei Geschäftsführern,<br />
die auch Alleingesellschafter dieser GmbH seien<br />
– seien über Verrechnungskonten bezogene Gelder<br />
wohl zusätzlich zu den sonstigen Geschäftsführerbezügen<br />
in die Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
einzubeziehen. Derartige Unterhaltspflichtige<br />
hätten sonst die Möglichkeit, die Unterhaltsansprüche<br />
eines Unterhaltsberechtigten zu<br />
schmälern, indem sie ihre angemessenen<br />
Geschäftsführerbezüge kürzen und sich einen<br />
Teil ihrer Bezüge über Verrechnungskonten auszahlen<br />
lassen. Aufgrund der alleinigen Verfügungsmacht<br />
könnten solche Unterhaltspflichtige<br />
den Zeitraum und die Modalitäten für die Rückzahlung<br />
der auf diese Weise entstehenden Verbindlichkeiten<br />
des (Allein-)Gesellschafters gegenüber<br />
der GmbH (Verrechnungskonto) bestimmen<br />
und steuern.<br />
i) DRpflSlgA 9347<br />
LG für ZRS Wien vom 9. 12. 2011,<br />
44 R 604/11s<br />
Verlassenschaften: Aus § 149 AußStrG ist<br />
nur ab zuleiten, dass sich die Unüberprüfbarkeit<br />
des Inventars auf die Bewertungsvorgänge<br />
innerhalb des gesetzlichen Rahmens<br />
bezieht. Hängen die Einantwortungsvoraussetzungen<br />
vom Wert der Verlassenschaft<br />
ab (Pflichtteilsnachweis)<br />
kann eine Fehlbeurteilung im Inventar<br />
durch Rekurs gegen den Einantwortungsbeschluss<br />
geltend gemacht werden.<br />
Im vorliegenden Fall liegt zwar keine Fehlbewertung<br />
der Inventarspositionen und kein zu schützendes<br />
Recht eines Minderjährigen oder Pflegebefohlenen<br />
vor, jedoch ein Übergehen eines Antrages<br />
eines volljährigen Noterben auf Inventarisierung<br />
und damit ein Verstoß gegen § 804 ABGB iVm<br />
§ 166 AußStrG (arg. „vollständiges Verzeichnis“).<br />
j) DRpflSlgA 9350<br />
LG für ZRS Wien vom 23. 12. 2011,<br />
43 R 687/11i<br />
Unterhalt: Lebt der Unterhaltspflichtige in<br />
Österreich, besteht kein Anlass, den<br />
Unterhaltsantrag bzw. die im Zusammenhang<br />
damit stehenden Anträge wegen fehlender<br />
internationaler Zuständigkeit<br />
zurückzuweisen.<br />
1) Die EuUVO setzt keinen Bezug zu einem<br />
anderen Mitgliedstaat voraus, ihre Bestimmungen<br />
sind universell anwendbar, nationales Recht der<br />
internationalen Zuständigkeit wird verdrängt<br />
(s. auch die Kommentierung in Rauscher, Europäisches<br />
Zivilprozessrecht und Kollisionsrecht,<br />
2010, Rz 1,2 vor §§ 3 EuUVO).<br />
2) Art 3 lit a EuUVO sieht den gewöhnlichen<br />
Aufenthaltsort des „Beklagten“ ausdrücklich als<br />
Gerichtsstand vor. Dies ist in weiterem Sinn zu<br />
verstehen und meint jede Person,<br />
gegen die ein Unterhaltsantrag<br />
von einer Behörde<br />
eines Mitgliedstaates gerichtet<br />
ist. Damit wird die internationale<br />
und örtliche Zuständigkeit<br />
geregelt (aaO Rz 22).<br />
k) DRpflSlgA 9355<br />
LG Innsbruck vom<br />
2. 2. 2012, 54 R 8/12s<br />
Verlassenschaften: Die<br />
Nachforschungspflicht<br />
des Gerichtskommissärs<br />
bezieht sich auf alle<br />
Sachen, die im Eigentum<br />
des Erblassers standen<br />
und auch auf die, die<br />
zumindest in seiner<br />
Gewahrsame waren. Das<br />
Recht des Abhandlungsgerichtes<br />
auf Anfrage bei<br />
Kreditinstituten über<br />
vorhandene Konten<br />
besteht nur soweit, als<br />
dies zur Aufklärung über<br />
das in den Nachlass fallende<br />
Vermögen erforderlich<br />
ist.<br />
Gemäß § 38 Abs. 1 BWG dürfen<br />
Kreditinstitute, ihre Gesellschafter,<br />
Organmitglieder,<br />
Beschäftigten sowie sonst für<br />
Kreditinstitute tätige Personen<br />
Geheimnisse, die ihnen ausschließlich<br />
aufgrund der<br />
Geschäftsverbindungen mit<br />
Kunden (…) anvertraut oder<br />
zugängig gemacht worden<br />
sind, nicht offenbaren oder<br />
verwerten (Bankgeheimnis).<br />
Abs. 2 leg. cit. bestimmt die<br />
Ausnahmen von der Wahrung<br />
des Bankgeheimnisses, darunter<br />
in Z 3 im Fall des Todes<br />
des Kunden gegenüber dem<br />
Abhandlungsgericht und dem<br />
Gerichtskommissär. Die solcher<br />
Art statuierte Auskunftspflicht<br />
der Kreditinstitute bei<br />
Anfragen des Abhandlungsgerichts<br />
oder Gerichtskommissärs<br />
ist nach herrschender<br />
Meinung ebenfalls zum Todestag<br />
des Erblassers (Kunden)<br />
als dem für die Nachlassbewertung<br />
maßgeblichen Zeitpunkt<br />
(§ 166 Abs. 1 AußStrG)<br />
eingeschränkt (Apathy/Koch<br />
in Apathy/Koziol, Österrei
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
chisches Bankvertragsrecht I²<br />
[2007] Rz 2/116; EFSlg 95.109),<br />
sodass Abflüsse aus Konten<br />
bereits vor dem Todestag<br />
grundsätzlich unberücksichtigt<br />
zu bleiben haben (EFSlg<br />
95.105).<br />
2) Notariatszeitung<br />
a) NZ 2011/80<br />
OGH vom 21. 10. 2010,<br />
5 Ob 85/10a<br />
§ 22 GBG; §§ 177, 179<br />
AußStrG; § 797 ABGB –<br />
Nachfolgende Einantwortung<br />
ersetzt gegebenenfalls<br />
erforderliche<br />
abhandlungsgerichtliche<br />
Genehmigung<br />
1.) Eine vor dem Ableben des<br />
späteren Erblassers bereits tatsächlich<br />
an den Übernehmer<br />
übergebene Liegenschaft ist<br />
nicht in das Abhandlungsverfahren<br />
einzubeziehen.<br />
2.) Eine nachfolgende Einantwortung<br />
ersetzt eine gegebenenfalls<br />
erforderliche abhandlungsgerichtlicheGenehmigung.<br />
3.) Sprungeintragung auch<br />
unter Einbeziehung einer Einantwortung<br />
zulässig.<br />
b) NZ 2011/81<br />
OGH vom 21. 10. 2010,<br />
2 Ob 85/10k<br />
§ 165 AußStrG –<br />
An trags recht zur Inventarerrichtung<br />
Bei erwiesener und aktenkundiger<br />
Erbunwürdigkeit eines<br />
erblichen Sohnes sind dessen<br />
Nachkommen gemäß §§ 763,<br />
780 ABGB pflichtteilsberechtigt.<br />
Ihnen steht daher ein<br />
Antragsrecht auf Inventarerrichtung<br />
zu. Wurde ein solcher<br />
Antrag – zu Unrecht – im<br />
Einantwortungsbeschluss<br />
zurückgewiesen, ist der<br />
gesamte Beschluss aufzuheben.<br />
c) NZ 2011/111<br />
OGH vom 9. 8. 2011,<br />
4 Ob 98/11g<br />
§ 773 a ABGB – Begründete Verweigerung<br />
des Kontakts mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />
Beim Entfall des Rechtes auf Pflichtteilsminderung<br />
nach § 773 a Abs. 3 ABGB sind minderjährige<br />
und erwachsene Kinder gleich zu behandeln.<br />
Es ist nur ein Verhalten erfasst, dass der Erblasser<br />
nach Inkrafttreten dieser Bestimmung, und zwar<br />
dem 1. 7. 2001, gesetzt hat.<br />
d) NZ 2011/112<br />
OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 245/10f<br />
§ 1234 ABGB – Gütergemeinschaft auf den<br />
Todesfall und Pflichtteilsrecht<br />
Bei einer Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />
fällt der dem überlebenden Ehegatten gebührende<br />
Anteil am Gesamtvermögen nicht in den<br />
Nachlass, sondern nur der dem Verstorbenen<br />
zustehende Anteil am Gesamtvermögen. Letzterer<br />
ist in der Folge auch maßgeblich für die Berechnung<br />
des Pflichtteils.<br />
e) NZ 2011/113<br />
OGH vom 21. 6. 2011, 4 Ob 75/11z<br />
§§ 29, 106 JN – Zuständigkeit bei beweg -<br />
lichem Inlandsvermögen<br />
Eine rechtmäßig eingeleitete Verlassenschaftsabhandlung<br />
ist auch bei nachträglichem Wegfall der<br />
internationalen Zuständigkeit zu Ende zu führen.<br />
f) NZ 2011/119<br />
OGH vom 31. 5. 2011, 10 Ob 28/11g<br />
§§ 10, 144 AußStrG; § 74 ZPO – Anbringen<br />
an den Gerichtskommissär per E-Mail<br />
Schriftsätze in Verlassenschaftsverfahren können<br />
auch im Wege des elektronischen Rechtsverkehrs<br />
(ERV) eingebracht werden. Ein E-Mail oder der<br />
PDF-Anhang eines E-Mails stellt keine zulässige<br />
Form des elektronischen Rechtsverkehrs dar.<br />
Dennoch sind E-Mails nicht zwingend unbeachtlich:<br />
Wird der Schriftsatz im Original mit der<br />
Unterschrift des Einschreitervertreters nachgereicht,<br />
stellt dies die notwendige, und gegebenenfalls<br />
fristwahrende, Verbesserung dar.<br />
g) NZ 2012/21<br />
OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />
§ 597 ABGB – Zur Gefahrensituation als<br />
Voraussetzung eines (mündlichen) Nottestaments<br />
Das Vorliegen einer Gefahrensituation iSd § 597<br />
als Voraussetzung für die Gültigkeit eines (mündlichen)<br />
Nottestaments ist nicht rein objektiv, sondern<br />
nach dem allgemein nachvollziehbaren,<br />
durch objektive Umstände begründeten Eindruck<br />
des Erblassers zu prüfen.<br />
Es kommt daher nicht allein<br />
auf das – objektiv und mit<br />
entsprechender Fachkunde zu<br />
beurteilende – tatsächliche<br />
Vorliegen von Lebensgefahr<br />
an, sondern es reicht eine<br />
bedrohliche Situation aus, die<br />
auch bei anderen Menschen<br />
in der Situation des Erblassers<br />
den Eindruck erwecken würden,<br />
es bestünde unmittelbar<br />
ernstliche Lebensgefahr.<br />
3) Österreichische<br />
Juristenzeitung<br />
a) EvBl-LS 2011/149<br />
OGH vom 7. 7. 2011,<br />
5 Ob 97/11t<br />
Überlebender Wohnungseigentumspartner<br />
ist nach Anwachsung<br />
außerbücherlicher<br />
Eigentümer<br />
Nach § 14 WEG 2002 geht der<br />
auf den verstorbenen Eigentumspartner<br />
entfallende Liegenschaftsanteil<br />
von Gesetzes<br />
wegen unmittelbar mit dessen<br />
Tod in das Eigentum des<br />
überlebenden Teils über, es<br />
sei denn, es existiert eine<br />
schriftliche Vereinbarung über<br />
das Schicksal des Mindestanteils.<br />
Auch der überlebende<br />
Eigentumspartner, dem der<br />
halbe Mindestanteil zugewachsen<br />
ist, kann als außerbücherlicher<br />
Eigentümer eine Anmerkung<br />
der Rangordnung für die<br />
beabsichtigte Veräußerung<br />
nach § 53 Abs. 1 GBG beantragen.<br />
Dazu muss dem<br />
Grundbuchsgericht der unbedingte<br />
Rechtserwerb urkundlich<br />
nachgewiesen werden.<br />
b) EvBl 2011/137<br />
OGH vom 31. 5. 2011,<br />
10 Ob 28/11g<br />
Fristwahrender Separationsantrag<br />
im PDF-<br />
Anhang einer E-Mail an<br />
den Gerichtskommissär<br />
§ 144 Abs. 2 AußStrG (§ 5<br />
ERV; § 89 GOG; § 812 ABGB)<br />
Wird ein Schriftsatz im Original<br />
mit der Unterschrift des<br />
19
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
den Einschreiter vertretenden<br />
Rechtsanwalts an das Verlassenschaftsgericht<br />
nachgereicht,<br />
erfolgt die notwendige Verbesserung<br />
des zunächst nur an<br />
den Gerichtskommissärs<br />
gerichteten, nicht unterfertigten<br />
(aber fristwahrenden)<br />
Schriftsatzes. Somit gilt der<br />
Separationsantrag iSd § 144<br />
Abs. 2 AußStrG als rechtzeitig<br />
„vor der Einantwortung“<br />
gestellt.<br />
Auf Schriftsätze, die per E-Mail<br />
oder als PDF-Anhang einer E-<br />
Mail übermittelt werden, sind<br />
in Analogie die für die Telefax-Eingabe<br />
geltenden Grundsätze<br />
anzuwenden. Da das<br />
Postlaufprivileg des § 89 Abs.<br />
1 nicht gilt, kommt es für die<br />
Rechtzeitigkeit der Eingabe<br />
auf das Einlagen im „elektronischen<br />
Verfügungsbereich“<br />
des Gerichts an; also darauf,<br />
wann die E-Mail-Sendung in<br />
einem Empfänger-Postfach (E-<br />
Mailbox) zum Abruf durch das<br />
Gericht bereitliegt, mag dies<br />
auch (erst) außerhalb der<br />
Amtsstunden der Fall sein.<br />
c) EvBl-LS 2011/163<br />
OGH vom 29. 6. 2011,<br />
8 Ob 54/11s<br />
Rechtsmittellegitimation<br />
der nicht im Akt genannten<br />
Pflegeeltern<br />
Aktenkundige Parteien sind<br />
neben den vom Antragsteller<br />
als weitere Antragsteller oder<br />
Antragsgegner bezeichneten<br />
Personen alle jene, deren<br />
materielle Parteistellung sich<br />
aus den im konkreten<br />
Gerichtsakt befindlichen Informationen<br />
ergibt. Das Gericht<br />
hat daher von sich aus auf die<br />
Wahrung der Rechte dieser<br />
Personen (hier: Pflegeeltern)<br />
zu achten, wobei es aber<br />
keine umfassende Nachforschungspflicht<br />
nach allen<br />
möglichen Eventualitäten in<br />
Richtung eines Erkundungsbeweises<br />
trifft.<br />
d) EvBl-LS 2011/170<br />
OGH vom 7. 7. 2011,<br />
5 Ob 245/10f<br />
20<br />
Bei einer Gütergemeinschaft auf den<br />
Todesfall ist das Gesamtvermögen zu<br />
teilen<br />
In der Gütergemeinschaft auf den Todesfall ist<br />
keine Schenkung zu erblicken. In den Nachlass<br />
fällt nicht auch der dem überlebenden Ehegatten<br />
gebührende Anteil am Ge samt vermögen, sondern<br />
nur der dem Verstorbenen zustehende Anteil am<br />
Gesamtvermögen.<br />
e) EvBl-LS 2011/172<br />
OGH vom 30. 8. 2011, 10 Ob 80/11d<br />
Vorschüsse erst ab Folgemonat nach<br />
Rechtskraft der pflegschaftsbehördlichen<br />
Genehmigung des Unterhaltstitels<br />
Zur Vollstreckbarkeit eines im Rahmen eines<br />
Scheidungsvergleichs begründeten Unterhaltstitels<br />
gehört auch dessen rechtskräftige pflegschaftsbehördliche<br />
Genehmigung. Trotz der<br />
Rückwirkung dieser Genehmigung muss im Zeitpunkt<br />
der Bewilligung von Unterhaltsvorschüssen<br />
(frühestens ab dem auf den Eintritt der Vollstreckbarkeit<br />
folgenden Monatsersten) auch die<br />
Rechtskraft des Genehmigungsbeschlusses eingetreten<br />
sein.<br />
f) EvBl-LS 2012/34<br />
OGH vom 24. 11. 2011, 1 Ob 178/11z<br />
Bei nur einem Erlagsgegner ist der Annahmebeschluss<br />
unanfechtbar<br />
Ist der vom Erlagsgericht an genommene Erlag<br />
nur zugunsten eines Gegners erfolgt, so ist dieser<br />
nicht legitimiert, den Annahmebeschluss im<br />
Erlagsverfahren zu bekämpfen. Der vom Erleger<br />
im Erlagsantrag bezeichnete Erlagsgegner genießt<br />
kraft der verfahrensrechtlichen Erklärung des<br />
Erlegers, wem er den Erlagsgegenstand zwecks<br />
Schuldbefreiung und Abwälzung der Gefahr<br />
anbietet, zwar Parteistellung, nicht aber Rechtsmittellegitimation.<br />
g) EvBl 2012/43<br />
OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />
Keine Pflichtteilsminderung bei Ablehnung<br />
des persönlichen Kontakts<br />
§ 773a Abs. 3 ABGB idF BGBl I 2000/135<br />
(KindRÄG 2001) ist auch auf solche Testamente<br />
anzuwenden, die vor dem 1. 7. 2001 verfasst<br />
wurden. Die darin normierte Sanktion unerwünschten<br />
Verhaltens kann aber nur in einem<br />
Verhalten des Erblassers begründet sein, das dieser<br />
nach dem 1. 7. 2001 gesetzt hat. Auch eine<br />
grundlose und nicht gerechtfertigte Ablehnung<br />
des Erblassers auf persönlichen Verkehr bis zum<br />
1. 7. 2001 bleibt daher rechtlich unerheblich. Bei<br />
Anwendung des § 773a Abs. 3 ABGB sind – in<br />
Bezug auf eine Fortsetzung der Ablehnung –<br />
minderjährige und erwachsene<br />
Kinder gleich zu behandeln.<br />
h) EvBl 2012/44<br />
OGH vom 24. 11. 2011,<br />
6 Ob 112/11f<br />
„Quasi-Entnahmen“ des<br />
Gesellschafter-Geschäftsführers<br />
ohne beherrschenden<br />
Einfluss<br />
Maßgeblich für die Beurteilung<br />
der Leistungsfähigkeit<br />
des Unterhaltsschuldners ist<br />
seine tatsächliche wirtschaft -<br />
liche Lage, somit die Summe<br />
der dem Unterhaltsschuldner<br />
tatsächlich zufließenden verfügbaren<br />
Mittel.<br />
Entnahmen eines Gesellschafter-Geschäftsführers<br />
einer<br />
GmbH von Verrechnungskonten,<br />
die tatsächlich jahrelang<br />
nicht zurückgezahlt werden<br />
und für deren Rückzahlung<br />
ein Termin in naher Zukunft<br />
nicht feststeht, sind auch dann<br />
für die Bemessung des Unterhalts<br />
zu berücksichtigen,<br />
wenn ihm kein beherrschender<br />
Einfluss auf die Gesellschaft<br />
zukommt.<br />
i) EvBl-LS 2012/58<br />
OGH vom 13. 10. 2011,<br />
1 Ob 200/11k<br />
Sozialhilfe ist bei Rückzahlungspflicht<br />
kein<br />
Eigeneinkommen<br />
Die dem Unterhaltsberechtigten<br />
gewährte Sozialhilfe kann<br />
nur dann als sein Eigeneinkommen<br />
auf den Unterhaltsanspruch<br />
angerechnet werden,<br />
wenn das jeweilige Sozialhilfegesetz<br />
weder eine<br />
Rückzahlungsverpflichtung<br />
des Sozialhilfeempfängers<br />
noch eine „aufgeschobene“<br />
Legalzession des Unterhaltsanspruchs<br />
vorsieht. Nach dem<br />
Wiener Sozialhilfegesetz<br />
(WSHG) gewährte Mietbeihilfen<br />
bzw. Leistungen für Miete<br />
und Heizung betreffen den<br />
Lebensunterhalt iSd §§ 11, 12<br />
WSHG und stellen kein<br />
Eigeneinkommen des Unterhaltsberechtigten<br />
dar.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
4) Juristische Blätter<br />
a) JBl 2011/10 – DOI<br />
10.1007/s00503-11-0088-8<br />
OGH vom 31. 5. 2011,<br />
10 Ob 28/11g<br />
E-Mail als Eingabeform<br />
bei Gericht und <strong>beim</strong><br />
Gerichtskommissär<br />
§ 10 Abs. 1 und § 144 Abs. 2<br />
AußStrG; § 9 Abs. 5 GKG; § 89<br />
Abs. 1 und §§ 89a ff GOG; § 5<br />
Abs. 1a ERV 2006:<br />
Das eine E-Mail keine zulässige<br />
Form des elektronischen<br />
Rechtsverkehrs (ERV) im Sinn<br />
der ERV 2006 ist (§ 5 Abs. 1a<br />
ERV 2006), bedeutet, dass<br />
Schriftsätze, die per E-Mail<br />
oder als PDF-Anhang einer<br />
E-Mail übermittelt werden,<br />
nicht einer im ERV übermittelten<br />
Eingabe gleichzuhalten<br />
sind, nicht aber, dass sie<br />
unbeachtlich sind. Auf sie sind<br />
vielmehr in Analogie die für<br />
die Telefax-Eingabe geltenden<br />
Grundsätze anzuwenden. Da<br />
das Postlaufprivileg des § 89<br />
Abs. 1 GOG mangels einer<br />
Aufgabe bei der Post für Eingaben<br />
per E-Mail nicht gilt,<br />
kommt es für die Rechtzeitigkeit<br />
der Eingabe auf das Einlangen<br />
bei Gericht an. Dies ist<br />
bei einer E-Mail-Sendung der<br />
Fall, wenn sie von einem Server,<br />
den das Gericht für die<br />
Empfangnahme von E-Mail-<br />
Sendungen gewählt hat, empfangen<br />
wurde und sich damit<br />
im „elektronischen Verfügungsbereich“<br />
des Gerichts<br />
befindet; sobald etwa die<br />
E-Mail-Sendung in einem<br />
Empfänger-Postfach (E-Mailbox)<br />
zum Abruf durch das<br />
Gericht bereit liegt, mag dies<br />
auch außerhalb der Amtsstunden<br />
sein.<br />
Eine Bestätigung über die<br />
Absendung einer E-Mail-Nachricht<br />
ist für sich allein nicht<br />
zum Nachweis des tatsäch -<br />
lichen Einlangens der Sendung<br />
bei Gericht geeignet,<br />
weil die Bestätigung diesen<br />
Schluss nicht ermöglicht.<br />
Da der Notar bei seiner Tätig-<br />
keit als Gerichtskommissär die für die Gerichte<br />
geltenden Vorschriften sinngemäß anzuwenden<br />
hat (§ 9 Abs. 5 GKG), gilt all dies auch für Eingaben<br />
an den Notar als Gerichtskommissär (hier:<br />
Antrag auf Nachlassseparation durch einen Legatar).<br />
Wird ein Schriftsatz im Original mit der<br />
Unterschrift des den Einschreiter vertretenden<br />
Rechtsanwalts an das Verlassenschaftsgericht<br />
nachgereicht, erfolgt damit die notwendige Verbesserung<br />
des zunächst nur per E-Mail an den<br />
Gerichtskommissär gerichteten, nicht unterfertigten<br />
Schriftsatzes.<br />
b) JBl 2011/12 – DOI 10.1007/s00503-11-0143-5<br />
OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />
Wirksamkeit eines Nottestaments schon<br />
bei durch objektive Um stände begründetem<br />
Eindruck des Erblassers, dass eine<br />
Notsituation vorliegt<br />
Für die Wirksamkeit eines Nottestaments kommt<br />
es darauf an, ob ein allgemein nachvollziehbarer,<br />
durch objektive Umstände begründeter Eindruck<br />
<strong>beim</strong> Erblasser besteht, dass eine Notsituation iSd<br />
§ 597 Abs. 1 ABGB vorliegt. Somit genügt eine<br />
bedrohliche Situation, die auch bei anderen Menschen<br />
in der Situation des Erblassers den Eindruck<br />
erwecken würde, es bestünde unmittelbar<br />
ernstliche Lebensgefahr. Die bloß subjektive,<br />
durch objektive Umstände aber nicht ausreichend<br />
begründbare Befürchtung des Testierenden, er<br />
befände sich unmittelbar in Lebensgefahr, kann<br />
für die Wirksamkeit der Notform schon deshalb<br />
nicht ausreichen, weil man die Gültigkeit der<br />
letztwilligen Verfügung – entgegen dem ausdrücklich<br />
erklärten Willen des Gesetzgebers –<br />
dann in aller Regel wieder von den Aussagen<br />
jener Personen (angebliche Testamentszeugen)<br />
abhängig machte, deren Wahrheitsliebe generell<br />
in Frage gestellt wurde.<br />
c) JBl 2012/1 – DOI 10.1007/s00503-11-0168-9<br />
OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 245/10f<br />
Umfang der Pflichtteilsansprüche bei<br />
Gütergemeinschaft auf den Todesfall/Nebenintervention<br />
im Abänderungsantrag<br />
nach § 508 ZPO<br />
Bei einer Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />
fällt der dem überlebenden Ehegatten gebührende<br />
Anteil am Gesamtvermögen nicht in den<br />
Nachlass. Nur der dem Verstorbenen zustehende<br />
Anteil ist zur Berechnung des Pflichtteils heranzuziehen.<br />
In der Gütergemeinschaft auf den Todesfall<br />
ist keine Schenkung zu erblicken.<br />
Die Erklärung des Beitritts als Nebenintervenient<br />
(hier: durch den Notar, der den Ehepakt errichtet<br />
hatte) im Rechtsmittel steht mit § 18 Abs. 1 ZPO<br />
im Einklang. Der Beitrittsschriftsatz ist bei dem<br />
Gericht einzubringen, welches mit der Rechtssache<br />
gerade befasst ist; dies ist im Falle eines Abände-<br />
rungsantrags das Erstgericht<br />
(§ 508 Abs. 2 ZPO). Der<br />
Hauptpartei steht es frei, das<br />
Rechtsmittel des Nebenintervenienten<br />
zurückzuziehen oder<br />
einen (auch erst nachträglich<br />
möglichen) Rechtsmittelverzicht<br />
zu erklären, womit das<br />
von ihrem Nebenintervenienten<br />
eingebrachte Rechtsmittel<br />
unzulässig und gestützt auf<br />
§ 472 ZPO zurückzuweisen ist.<br />
d) JBl 2012/1 – DOI<br />
10.1007/s00503-11-0163-1<br />
OGH vom 30. 8. 2011,<br />
8 Ob 31/11h<br />
Umfang der Schlüssigkeitsprüfung<br />
bei gerichtlicher<br />
Hinterlegung nach<br />
§ 1425 ABGB<br />
Bei der Prüfung der Schlüssigkeit<br />
des Erlagsbegehrens nach<br />
§ 1425 ABGB sind aktenkundige<br />
Tatumstände zu berücksichtigen,<br />
sofern unter Zugrundelegung<br />
des Vorbringens der<br />
Parteien an deren Richtigkeit<br />
keine Zweifel bestehen. Ebenso<br />
kann zu berücksichtigen<br />
sein, dass der Inhalt einer<br />
Urkunde mit dem Vorbringen<br />
des Erlegers in unlösbarem<br />
Widerspruch steht.<br />
Bei einer Mehrzahl von Erlagsgegnern<br />
sind die Voraussetzungen<br />
für den Gerichtserlag<br />
hinsichtlich jedes einzelnen<br />
Erlaggegners darzulegen.<br />
e) JBl 2012/3 – DOI<br />
10.1007/s00503-12-0206-2<br />
OGH vom 9. 8. 2011,<br />
4 Ob 98/11g<br />
Schranken des Rechts<br />
zur Pflichtteilsminderung<br />
nach § 773a Abs. 3<br />
ABGB<br />
Das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />
steht nach § 773a Abs.<br />
3 ABGB nicht zu, wenn der<br />
Erblasser die Ausübung des<br />
Rechts auf persönlichen Verkehr<br />
mit dem Pflichtteilsberechtigten<br />
grundlos abgelehnt<br />
hat. Im Rahmen dieser Bestimmung<br />
sind minderjährige und<br />
erwachsene Kinder gleich zu<br />
behandeln.<br />
21
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
§ 773a Abs. 3 ABGB ist auch<br />
auf solche Testamente anzuwenden,<br />
die vor dem 1. 7.<br />
2001 (Inkrafttreten dieser<br />
Bestimmung) verfasst worden<br />
sind. Zum Entfall des Minderungsrechts<br />
führt aber nur ein<br />
Verhalten, das der Erblasser<br />
nach dem 1. 7. 2001 gesetzt<br />
hat. Für Dauersachverhalte<br />
(hier: das Verhältnis Eltern und<br />
Kind) gelten die Rechtsfolgen<br />
eines neuen Gesetzes ab seinem<br />
Inkrafttreten; mangels<br />
abweichender Übergangsregelung<br />
ist der Teil des Dauertatbestands,<br />
der in den zeitlichen<br />
Geltungsbereich des neuen<br />
Gesetzes reicht, nach der<br />
neuen Rechtslage zu beurteilen.<br />
f) JBl 2012/3 – DOI<br />
10.1007/s00503-12-0195-1<br />
OGH vom 7. 10. 2011,<br />
5 Ob 178/11d<br />
Alkoholmissbrauch<br />
allein kein Grund für<br />
eine Sachwalterbestellung<br />
Psychische Krankheit und<br />
geistige Behinderung (§ 273<br />
Abs. 1 ABGB) sind Rechtsbegriffe,<br />
die nicht mit medizinischen<br />
Definitionen übereinstimmen<br />
müssen, die aber<br />
auch nicht völlig losgelöst von<br />
medizinischen Regeln und<br />
Erfahrungssätzen zu interpretieren<br />
sind.<br />
Der Missbrauch von Alkohol<br />
(allein) ist kein Grund für eine<br />
Sachwalterbestellung, sofern<br />
damit nicht eine psychische<br />
Krankheit oder geistige Behinderung<br />
zum Ausdruck kommt<br />
oder dessen Folge ist. Das<br />
kann etwa dann der Fall sein,<br />
wenn die Suchtkrankheit<br />
bereits zu schweren Hirnschädigungen<br />
geführt hat. Dass<br />
alkoholkranken Personen in<br />
gewissem Maße die Einsicht in<br />
ihre Suchterkrankung und<br />
insofern die Kritikfähigkeit<br />
fehlt, ist für derartige Krankheitsfälle<br />
wohl eine geradezu<br />
typische Begleiterscheinung<br />
und per se ebenfalls keine<br />
geistige oder psychische Beeinträchtigung<br />
mit Krankheitswert.<br />
22<br />
g) JBl 2012/4<br />
OGH vom 25. 8. 2011, 5 Ob 105/11v<br />
Keine Dereliktion von schlichten Miteigentumsanteilen<br />
an Liegenschaften<br />
§§ 387 und 830 ABGB:<br />
Eine Dereliktion schlichter Miteigentumsanteile<br />
an Liegenschaften kommt grundsätzlich nicht in<br />
Betracht.<br />
h) JBl 2012/4<br />
OGH vom 22. 12. 2011, 2 ob 58/11k<br />
Zur Auslegung einer fideikommissarischen<br />
Substitution/Löschung einzelner<br />
bereits vorverstorbenen Nacherben aus<br />
dem Grundbuch<br />
Die fideikommissarische Substitution erlischt,<br />
wenn keiner von den berufenen Nacherben mehr<br />
übrig ist (§ 615 Abs. 1 ABGB). Der entsprechende<br />
Nachweis obliegt dem Vorerben; Unwahrscheinlichkeit<br />
genügt nicht.<br />
Das Nacherbrecht ist dann vererblich, wenn der<br />
Substitut „terminisiert“ berufen wurde; dies ist<br />
dann zu bejahen, wenn allein der Tod des Vorerben<br />
den Substitutionsfall bildet. Der Nacherbe<br />
vererbt in diesem Fall sein Erbrecht an seine<br />
Transmissare, wenn er vor dem Substitutionsfall<br />
stirbt (§ 615 Abs. 2 ABGB). Ist der Nacherbe hingegen<br />
aufschiebend bedingt berufen, so fällt ihm<br />
die Erbschaft erst bei Bedingungseintritt zu; er<br />
muss diesen Zeitpunkt erleben und dabei erbfähig<br />
sein (§ 703 ABGB).<br />
Ehe auf § 615 Abs. 2 oder § 703 ABGB zurückgegriffen<br />
werden darf, sind alle bei letztwilligen<br />
Verfügungen zulässigen Auslegungsmittel auszuschöpfen;<br />
dazu gehört auch die Ermittlung des<br />
hypothetischen Testierwillens.<br />
Ein Antrag auf Löschung der bereits vorverstorbenen<br />
Nacherben aus dem Grundbuch, ohne das<br />
auch die Löschung des Substitutionsbandes an<br />
sich begehrt wird, ist zulässig. Der Antragsteller<br />
hat jedoch nachzuweisen, dass hinsichtlich der<br />
betroffenen Nacherben der Substitutionsfall nicht<br />
mehr eintreten kann. Außerdem ist die Löschung<br />
einzelner Nacherben aufgrund deren Zustimmung<br />
bzw. jener ihrer allfälligen Transmissare möglich.<br />
5) Zeitschrift für Ehe- und<br />
Familienrecht<br />
a) EF-Z 2011/139<br />
OGH vom 22. 3. 2011, 3 Ob 44/11h<br />
Übergangener Erbe und Substitutionsabhandlung<br />
Die zur Frage, ob nach einer Einantwortung, die<br />
ohne Beschränkung durch eine Substitution vorgenommen<br />
wurde, von übergangenen Erben eine<br />
Substitutionsabhandlung beantragt werden kann,<br />
ergangene Rsp zum AußStrG<br />
aF besagt, dass kein Raum für<br />
eine Substitutionsabhandlung<br />
mehr besteht, wenn der Nachlass<br />
ohne Beschränkung der<br />
fideikommissarischen Substitution<br />
eingeantwortet wurde;<br />
auch in diesem Fall steht den<br />
Nacherben nur die Erbschaftsklage<br />
zu. Angesichts des § 164<br />
Satz 1 AußStrG kann für das<br />
AußStrG nF nichts anderes<br />
gelten (s. 1 Ob 86/08s).<br />
b) EF-Z 2011/140<br />
OGH vom 23. 2. 2011,<br />
3 Ob 227/10v<br />
Der Einantwortungsbeschluss<br />
als zeitliche<br />
Zäsur für die Rechtsverfolgung<br />
des übergangenen<br />
Erben<br />
Der Gesetzgeber stellt nicht<br />
auf die inhaltliche Richtigkeit<br />
des Einantwortungsbeschlusses<br />
ab, sondern bloß auf dessen<br />
Erlassung. Die daraus<br />
resultierende Bindung des<br />
Verlassenschaftsgerichts<br />
schließt es aus, im Rekursverfahren<br />
die bisher – aus welchen<br />
Gründen immer – unterlassene<br />
Abgabe einer Erbantrittserklärung<br />
nachzuholen.<br />
c) EF-Z 2011/141<br />
OGH vom 27. 4. 2011,<br />
9 Ob 7/11m<br />
Anrechnung einer<br />
Schenkung an den Not -<br />
erben<br />
Die Schenkungsanrechnung<br />
soll einerseits der Vereitelung<br />
des Noterbrechts durch den<br />
Erblasser vorbeugen und<br />
andererseits, soweit Noterben<br />
selbst Schenkungen empfangen<br />
haben, einen Ausgleich<br />
unter ihnen herbeiführen.<br />
d) EF-Z 2012/15<br />
LG Linz vom 28. 9. 2011,<br />
15 R 132/11d<br />
Unterhalt und Verjährungshemmung<br />
§ 1495 ABGB hemmt die Verjährung<br />
von Kindesunterhaltsansprüchen<br />
gegen den Vater
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
auch dann, wenn die Eltern<br />
bei der Scheidung ihrer Ehe<br />
„gemeinsame Obsorge“ und<br />
den hauptsächlichen Aufenthaltsort<br />
bei der Mutter vereinbart<br />
haben.<br />
e) EF-Z 2012/16<br />
OGH vom 13. 10. 2011,<br />
1 Ob 201/11g<br />
Unterhalt und Verjährungshemmung<br />
1.) §§ 140, 1495 ABGB<br />
Die Hemmung der Verjährung,<br />
insb. auch von Unterhaltsforderungen,<br />
zwischen dem Kind<br />
und einem Elternteil wird<br />
allein durch die Scheidung der<br />
Ehe der Eltern oder die Überlassung<br />
des Kindes in Pflege<br />
und Erziehung des anderen<br />
Elternteils nicht berührt. Die<br />
Hemmung der Verjährung<br />
nach § 1495 Satz 1 ABGB<br />
greift (nur) dann nicht ein,<br />
wenn dem schuldnerischen<br />
Elternteil die Obsorge zur<br />
Gänze fehlt; die Hemmung<br />
endet erst mit dem gänzlichen<br />
Ende des Obsorgerechts dieses<br />
Elternteils.<br />
2.) § 176 ABGB<br />
Jeder (gesetzlich) mit der<br />
Obsorge betrauten Person,<br />
insb. also einem Elternteil<br />
nach Trennung, steht es frei,<br />
bei Gericht den Antrag zu<br />
stellen mit der Obsorge allein<br />
den anderen Elternteil zu<br />
betrauen, bei dem sich das<br />
Kind im Einvernehmen aufhält,<br />
sofern er sich nicht in<br />
der Lage sieht, in dieser<br />
Situation seinen Obsorgepflichten<br />
weiterhin zu entsprechen.<br />
f) EF-Z 2012/17<br />
LGZ Wien vom<br />
26. 9. 2011, 42 R 138/11x<br />
Zum betreuungsrecht -<br />
lichen Unterhaltsmodell<br />
Erbringt kein Elternteil im<br />
Hinblick auf die zeitliche<br />
Dimension und den Umfang<br />
der für das Kind erbrachten<br />
Leistungen mindestens 2/3 der<br />
Betreuung, ist das Einkommen<br />
der Eltern etwa gleich hoch<br />
und tragen die Eltern nicht nur die mit der<br />
Betreuung zusammenhängenden alltäglichen Kosten<br />
(inkl. eines Taschengeldes), sondern auch die<br />
zusätzlichen notwendigen Aufwendungen für<br />
Bekleidung, Schuhwerk und alle größeren<br />
langfristigen An schaffungen, wie etwa Sport -<br />
sachen, Schulkosten udgl. je zur Hälfte, kommt<br />
es zum gänzlichen Untergang des Geldunterhaltsanspruchs<br />
des Kindes gegenüber den Eltern.<br />
Von einem etwa gleich hohen Einkommen der<br />
Eltern ist dabei auszugehen, solange das Einkommen<br />
eines Elternteils das des anderen nicht<br />
beträchtlich übersteigt, wobei Unterschiede bis zu<br />
1/3 hinzunehmen sind.<br />
g) EF-Z 2012/20<br />
OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />
Das Nottestament idF FamErbRÄG 2004<br />
Für die Zulässigkeit des Nottestaments reicht eine<br />
bedrohliche Situation aus, die auch bei anderen<br />
Menschen in der Situation des Erblassers den Eindruck<br />
erwecken würde, es bestünde unmittelbar<br />
ernstliche Lebensgefahr.<br />
h) EF-Z 2012/21<br />
OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />
Verweigerung des persönlichen Verkehrs<br />
und Pflichtteilsminderung 1)<br />
Das seit 1. 10. 1991 bestehende Recht eines Erblassers,<br />
den Noterben auf den halben Pflichtteil<br />
zu setzen, wurde ab 1. 7. 2001 für den Fall<br />
beschränkt, dass der Erblasser die Ausübung des<br />
Rechts auf persönlichen Verkehr mit dem Noterben<br />
grundlos abgelehnt hat. Diese Beschränkung<br />
kann nur in einem Verhalten des Erblassers<br />
begründet sein, welches dieser nach dem 1. 7.<br />
2001 gesetzt hat.<br />
Bei Anwendung des § 773 a Abs. 3 ABGB sind<br />
minderjährige und erwachsene Kinder gleich zu<br />
behandeln. Der Entfall des Rechts auf Pflichtteilsminderung<br />
hängt also nicht davon ab, dass das<br />
missbilligte Verhalten des Erblassers gegenüber<br />
einem noch minderjährigen Noterben gesetzt<br />
wurde.<br />
i) EF-Z 2012/22<br />
OGH vom 7. 7. 2011, 5 Ob 97/11t<br />
Eigentumserwerb nach Tod des Eigentumspartners<br />
Die Akkreszenz in das Eigentum des Überlebenden<br />
nach § 14 Abs. 1 Z 1 WEG erfolgt<br />
grundsätzlich unmittelbar kraft Gesetzes, ohne<br />
dass es eines besonderen Erwerbungsakts<br />
bedürfte. Der Eigentumsübergang durch<br />
Zuwachs ist aber auflösend bedingt, solange<br />
die Option des Überlebenden zum Verzicht<br />
bzw. zu einer Vereinbarung iSd § 14 Abs. 1 Z 2<br />
WEG noch offen ist.<br />
j) EF-Z 2012/43<br />
OGH vom 24. 11. 2011,<br />
6 Ob 112/11f<br />
Der unterhaltspflichtige<br />
Gesellschafter (I)<br />
Auch die Privatentnahmen<br />
eines unterhaltspflichtigen Personengesellschafters<br />
gehören<br />
zu dessen Einkommen, wobei<br />
es nicht darauf ankommt, ob<br />
der Gesellschafter mit den Privatentnahmen<br />
sein Entnahmerecht<br />
überschritten hat und<br />
allenfalls in Zukunft Beträge<br />
rückerstatten muss.<br />
Bei einem Gesellschafter einer<br />
GmbH sind Geldbeträge oder<br />
geldwerte Vorteile („Quasi-<br />
Entnahmen“), die bei ordnungsgemäßer<br />
Verbuchung<br />
auf dem Verrechnungskonto<br />
erfasst werden, Bestandteil der<br />
Unterhaltsbemessungsgrundlage<br />
und zwar unabhängig<br />
davon, ob der Gesellschafter<br />
formell beherrschenden Einfluss<br />
auf die GmbH hat oder<br />
nicht.<br />
k) EF-Z 2012/44<br />
OGH vom 29. 9. 2011,<br />
2 Ob 115/11t<br />
Der unterhaltspflichtige<br />
Gesellschafter (II)<br />
Da den Unterhaltsberechtigten<br />
ein Anteil an jenem Einkommen<br />
zur Verfügung gestellt<br />
werden soll, dessen sich der<br />
Unterhaltspflichtige bedienen<br />
kann, macht es keinen Unterschied,<br />
ob der Eingriff des<br />
Unterhaltspflichtigen in seine<br />
Vermögenssubstanz bei selbständig<br />
oder unselbständig<br />
Tätigen erfolgt.<br />
Bei Berücksichtigung von Privatentnahmen<br />
eines selbständig<br />
Erwerbstätigen macht es<br />
keinen Unterschied, ob der<br />
Unterhaltsschuldner die den<br />
Reingewinn des Unternehmens<br />
übersteigenden Privatentnahmen<br />
aus Reserven<br />
(bzw. Rückstellungen) finanziert<br />
oder durch eine Erhöhung<br />
der Bankschulden (6 Ob<br />
119/98p).<br />
Eine Hinzurechnung der Privatentnahmen<br />
zur Unterhalts-<br />
23
Fachbereich Außerstreit Der Österreichische Recht§pfleger<br />
bemessungsgrundlage kann<br />
aber grundsätzlich nur dann<br />
erfolgen, wenn tatsächlich<br />
Vermögen vorhanden ist, das<br />
„flüssig“ gemacht werden<br />
kann, nicht aber dann, wenn<br />
die Erhöhung der liquiden<br />
Mittel für die Bestreitung des<br />
Lebensbedarfs durch das Eingehen<br />
von Schulden finanziert<br />
wird.<br />
l) EF-Z 2012/48<br />
OGH vom 12. 1. 2012,<br />
6 Ob 264/11h<br />
Macht Verschweigen von<br />
Nachlassgegenständen<br />
erbunwürdig?<br />
Die Aufzählung der Erbunwürdigkeitsgründe<br />
in § 542<br />
ABGB ist nicht erschöpfend.<br />
Durch § 542 ABGB wird jede<br />
Handlung oder Unterlassung<br />
sanktioniert, die in der Absicht<br />
gesetzt wird, den Willen des<br />
Erblassers zu vereiteln. Es<br />
muss jedenfalls ein Sachverhalt<br />
vorliegen, der den in<br />
§ 542 ABGB aufgezählten<br />
Gründen gleichkommt und<br />
eine Gefährdung der gewill -<br />
kürten Erbfolgeordnung beabsichtigt.<br />
Wenn eine solche<br />
Absicht nicht unterstellt werden<br />
kann, dann liegt ein Tatbestand<br />
iSd § 542 ABGB nicht<br />
vor.<br />
Ein Verschweigen von Nachlassgegenständen<br />
reicht für<br />
die Erfüllung des Tatbestandes<br />
des § 542 ABGB nicht aus;<br />
geschütztes Rechtsgut des<br />
§ 542 ABGB ist die Verfügungsfreiheit<br />
des Erblassers<br />
und nicht das vermögensrechtliche<br />
Interesse der Erben<br />
bzw. Noterben.<br />
m) EF-Z 2012/49<br />
OGH vom 17. 1. 2012,<br />
4 Ob 198/11p<br />
Notar sucht Testier -<br />
fähigkeit<br />
Der Vermerk des Notars in seinem<br />
anlässlich der Testamentserrichtung<br />
mit einer besachwalteten<br />
Person hergestellten<br />
Protokoll, er habe sich im Beisein<br />
der Zeugen durch ange-<br />
24<br />
messene Erforschung davon überzeugt, dass die<br />
Erklärung des letzten Willens des Erblassers frei<br />
und mit Überlegung geschehe, genügt den Form -<br />
erfordernissen des § 568 ABGB. Es kommt<br />
hin gegen nicht darauf an, dass der Notar festhält,<br />
auf welche Weise er sich von der Testierfähigkeit<br />
überzeugt und dass er „ein Gespräch geführt“ hat.<br />
Ein sonst gültiges Testament einer besachwalteten<br />
Person ist nicht allein deshalb ungültig, weil der<br />
bei Testamentserrichtung anwesende Sachwalter<br />
des Erblassers das aus diesem Anlass errichtete<br />
notarielle Protokoll nicht unterschrieben hat.<br />
6) Interdisziplinäre Zeitschrift für<br />
Familienrecht<br />
a) iFamZ 2011/214<br />
OGH vom 30. 8. 2011, 10 Ob 57/11x<br />
Nach ständiger Rechtsprechung gehen<br />
Unterhaltsverpflichtungen grundsätzlich<br />
allen anderen Verbindlichkeiten (z. B. Kreditverbindlichkeiten)<br />
vor.<br />
b) iFamZ 2011/215<br />
OGH vom 31. 8. 2011, 7 Ob 135/11w<br />
Auch im Fall eines „Unterhaltsstopps“ ist<br />
die steuerliche Entlastung der Unterhaltspflichtigen<br />
geboten.<br />
c) iFamZ 2011/234<br />
LG Krems vom 10. 6. 2011, 2 R 76/11f<br />
Pflegschaftsgerichtliche Genehmigung<br />
eines Bausparvertrags<br />
Der Abschluss eines Bausparvertrags bedarf dann<br />
keiner gerichtlichen Genehmigung, wenn er zum<br />
ordentlichen Wirtschaftsbetrieb gehört.<br />
d) iFamZ 2011/248<br />
OGH vom 21. 6. 2011, 4 Ob 75/11z<br />
Probleme um die internationale Zuständigkeit<br />
österreichischer Verlassenschaftsgerichte<br />
War der Erblasser weder österreichischer Staatsbürger<br />
noch im Inland wohnhaft, ist die öster -<br />
reichische Abhandlungsgerichtsbarkeit für hier<br />
gelegenes bewegliches Vermögen nur ausnahmsweise<br />
und dann gegeben, wenn die Rechtsdurchsetzung<br />
im Ausland aufgrund rechtlicher oder<br />
faktischer Umstände unmöglich ist. Dabei ist<br />
§ 106 Abs. 1 Z 2 lit c JN eng auszulegen. War je -<br />
doch bei Einleitung des Verfahrens die internationale<br />
Zuständigkeit des österreichischen Verlassenschaftsgerichts<br />
gegeben, so ändert ein späterer<br />
Wegfall der Voraussetzungen nichts an der österreichischen<br />
Abhandlungskompetenz.<br />
e) iFamZ 2011/251<br />
OGH vom 26. 7. 2011, 1 Ob 102/11y<br />
Die Voraussetzung für<br />
ein (mündliches) Not -<br />
testament<br />
Das mündliche Privattestament<br />
wurde wegen der damit verbundenen<br />
Missbrauchsgefahr<br />
auf den Notfall beschränkt und<br />
ist nur mehr dann zulässig,<br />
wenn unmittelbar die Gefahr<br />
droht, dass der Erblasser stirbt<br />
oder testierunfähig wird, bevor<br />
er seinen letzten Willen auf<br />
andere Weise zu erklären vermag.<br />
Dabei kommt es darauf<br />
an, ob ein allgemein nachvollziehbarer,<br />
durch objektive<br />
Umstände begründeter Eindruck<br />
<strong>beim</strong> Testator bestand,<br />
dass eine Notsituation iSd §<br />
597 Abs. 1 ABGB vorliegt.<br />
f) iFamZ 2012/9<br />
OGH vom 8. 11. 2011,<br />
10 Ob 67/11t<br />
Überprüfung des Vorschussweitergewährungsantrags<br />
nur bei<br />
nach Aktenlage begründeten<br />
Zweifeln an der<br />
Richtigkeit der Erklärung<br />
des Jugendwohlfahrts -<br />
trägers.<br />
g) iFamZ 2012/18<br />
OGH vom 20. 9. 2011,<br />
4 Ob 131/11k<br />
Verspätetes Rechtsmittel,<br />
Sachwalterentlohnung<br />
Bei einem Rekurs gegen den<br />
Beschluss über die Entlohnung<br />
des Sachwalters scheidet<br />
die Anwendung des § 46 Abs.<br />
3 AußStrG aus, weil die Be -<br />
rücksichtigung des verspäteten<br />
Rechtsmittels zu einem Nach -<br />
teil für den Sachwalter führen<br />
könnte, über dessen Entlohnungsanspruch<br />
bereits rechtskräftig<br />
entschieden wurde.<br />
h) iFamZ 2012/19<br />
OGH vom 19. 4. 2011,<br />
6 Ob 179/11h<br />
Unzuverlässiger Revisionsrekurs<br />
über den Kostenpunkt<br />
Nach stRsp ist der Revisions -<br />
rekurs über den Kostenpunkt
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Außerstreit<br />
jedenfalls unzulässig. Den<br />
Kostenpunkt betreffen alle<br />
Entscheidungen über die Kosten<br />
eines Kurators/Sachwalters<br />
oder dessen Belohnung/Ent -<br />
schädigung, also alle Entscheidungen,<br />
mit denen in irgendeiner<br />
Form – materiell oder<br />
formell – über Kosten abgesprochen<br />
wird.<br />
i) iFamZ 2012/30<br />
OGH vom 13. 10. 2011,<br />
1 Ob 204/11y<br />
Parteistellung von Nachlassgläubigern<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
Nach nunmehr stRsp des<br />
OGH hat sich durch das<br />
AußStrG 2003 an der Rechtsstellung<br />
von Nachlassgläubigern<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
nichts geändert. Wie<br />
schon nach dem AußStrG<br />
1854 haben Nachlassgläubiger<br />
im Verlassenschaftsverfahren<br />
nur insoweit Parteienstellung,<br />
als sie von ihren Rechten nach<br />
§ 174 AußStrG und §§ 811 bis<br />
813 ABGB Gebrauch machen.<br />
j) iFamZ 2012/31<br />
OGH vom 24. 8. 2011,<br />
3 Ob 145/11m<br />
Der übergangene Erbe<br />
hat kein Rekursrecht<br />
gegen den Einantwortungsbeschluss<br />
Ab Bindung des Gerichts an<br />
den Einantwortungsbeschluss<br />
durch Übergabe der Urschrift<br />
dieses Beschlusses an die<br />
Geschäftsabteilung hat der<br />
(bisher übergangene) Erbe<br />
kein Rekursrecht und kann<br />
sein Erbrecht nur noch mit<br />
Erbschaftsklage nach § 823<br />
ABGB durchsetzen.<br />
k) iFamZ 2012/33<br />
OGH vom 9. 8. 2011, 4 Ob 98/11g<br />
Keine Pflichtteilsminderung bei Kontaktverweigerung<br />
zum minderjährigen oder<br />
erwachsenen Kind<br />
Gemäß § 773a Abs. 3 ABGB, der mit 1. 7. 2001<br />
ohne ausdrückliche Übergangsbestimmungen in<br />
Kraft trat, steht das Recht auf Pflichtteilsminderung<br />
nicht zu, wenn der Erblasser die Ausübung<br />
des Rechts auf persönlichen Verkehr mit dem<br />
Pflichtteilsberechtigten grundlos abgelehnt hat.<br />
Diese Bestimmung ist auch auf solche Testamente<br />
anzuwenden, die vor dem 1. 7. 2001 verfasst<br />
wurden. Die Norm stellt eine Sanktion unerwünschten<br />
Verhaltens dar, kann aber nur in<br />
einem Verhalten des Erblassers begründet sein,<br />
das dieser nach dem 1. 7. 2011 gesetzt hat.<br />
Dabei sind minderjährige und erwachsene Kinder<br />
als Pflichtteilsberechtigte gleich zu behandeln:<br />
Auch die grundlose Ablehnung des persönlichen<br />
Verkehrs des (nunmehrigen) Erblassers gegenüber<br />
seinen erwachsenen Kindern muss zum Verlust<br />
des Rechts des Erblassers führen, den Pflichtteil<br />
dieses Kindes zu mindern.<br />
l) iFamZ 2012/47<br />
OGH vom 24. 10. 2011, 8 Ob 93/11a<br />
Unterhaltsbemessung und Beweislast<br />
In Detailfragen der Unterhaltsbemessung (z. B.<br />
FLAG-Entlastung) hat der Unterhaltsschuldner<br />
die für seinen Rechtsstandpunkt günstigen Tatsachen<br />
ausreichend zu behaupten und zu<br />
beweisen.<br />
m) iFamZ 2012/77<br />
OGH vom 16. 3. 2011, 6 Ob 30/11x<br />
Formungültiges Testament – Haftung des<br />
Errichters<br />
Der beklagte Rechtsanwalt hatte zur Errichtung<br />
des fremdhändigen Testaments als Zeugen auch<br />
den gemäß § 594 ABGB relativ untauglichen<br />
Schwager der eingesetzten Erbin beigezogen. Der<br />
Schaden der Klägerin ist nach der Differenzmethode<br />
zu ermitteln. Es ist die rechtliche und wirtschaftliche<br />
Position der Klägerin bei formgültigem<br />
Testament mit jener bei formungültigem Testament<br />
zu vergleichen.<br />
n) iFamZ 2012/78<br />
OGH vom 8. 11. 2011,<br />
3 Ob 174/11a<br />
Formungültiges Testament<br />
– Konversion?<br />
Fehlt <strong>beim</strong> fremdhändigen<br />
Testament jedweder auf die<br />
Zeugeneigenschaft hinweisender<br />
Zusatz, so ist es ungültig.<br />
Konversion in ein mündliches<br />
Nottestament scheidet schon<br />
deshalb aus, weil sich die Testatorin<br />
nach der Form des<br />
eigenhändigen Testaments<br />
hätte bedienen können.<br />
o) iFamZ 2012/79<br />
OGH vom 22. 11. 2011,<br />
8 Ob 103/11x<br />
Voraussetzung für die<br />
Geltendmachung des<br />
Schenkungspflichtteils<br />
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Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
ADir.<br />
Rainer Jäger<br />
Fachredakteur Firmenbuch<br />
LG Wels<br />
E-Mail:<br />
rainer.jaeger@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Firmenbuch<br />
Die Genossenschaft und der elektronische<br />
Rechtsverkehr<br />
Ausgangslage:<br />
Mit elektronischer Eingabe wurde vom Revisionsverband<br />
einer großen, österreichweit agierenden<br />
Genossenschaft dem zuständigen Firmenbuchgericht<br />
ein Antrag auf Eintragung von zwei Prokuristen<br />
übermittelt. Sowohl der Antrag selbst als<br />
auch die entsprechenden Beilagen (Musternamensfertigungen)<br />
wurden als PDF-Datei übermittelt.<br />
Rechtliche Bestimmungen:<br />
Durch die Bestimmung des § 89c Abs 1 GOG<br />
werden elektronische Eingaben von den Erfordernissen<br />
für die äußere Form von Schriftsätzen<br />
ausgenommen. Elektronische Eingaben bedürfen<br />
naturgemäß keiner Unterfertigung. Um die<br />
Zurechnung einer im elektronischen Rechtsverkehr<br />
übermittelten Eingabe zu gewährleisten, hat<br />
der Einbringer anstelle seiner Unterschrift seinen<br />
Anschriftcode beizufügen (§ 7 Abs 4 ERV).<br />
Gemäß § 6 ERV ist zur Sicherung von Missbräuchen<br />
von dem am elektronischen Rechtsverkehr<br />
Beteiligten durch geeignete technische und organisatorische<br />
Maßnahmen zu gewährleisten, dass<br />
die Eingabe nur von demjenigen elektronisch<br />
eingebracht werden kann, der in der Eingabe als<br />
Einbringer bezeichnet wird.<br />
§ 89c Abs 6 GOG verpflichtete seit 1.10.2011 Kredit-<br />
und Finanzinstitute sowie inländische Versicherungsunternehmen<br />
im Grundbuchs- oder Firmenbuchverfahren<br />
zur Teilnahme am elektronischen<br />
Rechtsverkehr. Eingaben und im Original<br />
vorzulegende Urkunden sind somit im ERV einzubringen.<br />
Durch die Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes<br />
vom 20.4.2012, BGBl I Nr.<br />
26/2012, erfolgte diesbezüglich keine inhaltliche<br />
Neugestaltung.<br />
Gemäß § 7 Abs 1 GenG kann bei allen Anmeldungen<br />
zur Eintragung in das Firmenbuch die<br />
notarielle oder gerichtliche Beglaubigung entfallen,<br />
wenn die Anmeldung oder die Vollmacht mit<br />
der firmenmäßigen Zeichnung der Genossenschaft<br />
versehen ist und die Unterschriften der<br />
ADir RegRat Rainer Jäger<br />
Zeichnenden bei den Akten<br />
des Gerichtes bereits in<br />
beglaubigter Form erliegen.<br />
Im Genossenschaftsgesetz (so<br />
etwa die §§ 9, 16, 24b) im<br />
Genossenschaftsrevisionsgesetz<br />
(z.B. § 27) und im Genossenschaftsverschmelzungsgesetz<br />
(§ 4) finden sich mehrere<br />
Bestimmungen, welche die<br />
Einreichung von Urkunden<br />
und Dokumenten (im weitesten<br />
Sinn) zum Firmenbuch<br />
anordnen.<br />
Gemäß § 7 Abs 2 GenG<br />
genügt zum Nachweis eines<br />
Beschlusses der Generalversammlung<br />
– sofern der<br />
Genossenschaftsvertrag nichts<br />
anderes bestimmt – die Vorlage<br />
einer von der Genossenschaft<br />
unter ihrer firmenmäßigen<br />
Zeichnung als richtig<br />
bestätigten Protokollabschrift,<br />
wenn die Unterschriften der<br />
Zeichnenden bei den Akten<br />
des Gerichtes bereits in<br />
beglaubigter Form erliegen.<br />
Die Übermittlung von Urkunden,<br />
die Original vorzulegen<br />
sind, hat gemäß § 8a Abs 2<br />
ERV so zu erfolgen, dass auf<br />
die Einstellung in einem<br />
Urkundenarchiv einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts<br />
(§ 91c GOG) hingewiesen und<br />
unter Bekanntgabe eines eindeutigenUrkundenidentifizierungsbegriffs<br />
wirksam die<br />
Ermächtigung zum Zugang zu<br />
den Daten der gespeicherten<br />
Urkunde erteilt wird.<br />
Ist die Anmeldung in beglaubigter<br />
Form zu unterfertigen,<br />
so ist sie gemäß § 8a Abs 3<br />
27
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ERV nach erfolgter Beglaubigung<br />
der Eingabe in ein<br />
Urkundenarchiv einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts einzustellen<br />
und dem Gericht<br />
elektronisch zu übermitteln.<br />
Die Übermittlung als PDF-<br />
Anhang nach § 5 Abs 1 ERV<br />
ist nur dann zulässig, wenn<br />
die Eingabe nicht beglaubigt<br />
zu unterfertigen ist. Seit<br />
1.5.2012 ist infolge der Änderung<br />
der Verordnung über den<br />
elektronischen Rechtsverkehr<br />
(ERV 2006) durch BGBl II Nr.<br />
141/2012 folgender Satz angefügt:<br />
„Dasselbe gilt für Urkunden<br />
gemäß § 7 Abs 2 Genossenschaftsgesetz<br />
(GenG).“<br />
Urkundenarchive einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts<br />
sind das ARCHIVIUM der<br />
Rechtsanwälte, das CYBER-<br />
DOC der Notare sowie das<br />
elektronische Urkundenarchiv<br />
der Justiz, wobei die Einstellung<br />
der Anträge und Urkunden<br />
in das Justizarchiv von<br />
den Beglaubigungsbediensteten<br />
der Bezirksgerichte erfolgt.<br />
Fazit:<br />
Die gesetzliche Verpflichtung,<br />
Eingaben und im Original vorzulegende<br />
Urkunden im Firmenbuchverfahren<br />
im elektronischen<br />
Rechtsverkehr einzubringen,<br />
besteht lediglich für<br />
Kreditgenossenschaften; für<br />
alle anderen Genossenschaften,<br />
wie etwa Lagerhausgenossenschaften,Winzergenossenschaften,Weidegenossenschaften,<br />
Nah- bzw. Fernwärmegenossenschaften<br />
etc. gibt es<br />
gemäß § 8a Abs 1 ERV die<br />
Möglichkeit, aber eben nicht<br />
die Pflicht zur Verwendung<br />
des elektronischen Rechtsverkehrs.<br />
Die gesetzliche Berechtigung<br />
bzw. Verpflichtung (im Fall<br />
einer Kreditgenossenschaft)<br />
trifft den Rechtsträger selbst.<br />
Treten andere Personen als<br />
die Genossenschaft selbst als<br />
Einbringer der Eingabe auf,<br />
hat dieser Umstand die Folge,<br />
dass die Eingabe, wie im Fall<br />
einer fehlenden Unterfertigung<br />
28<br />
auf einer in Papierform, nicht eindeutig dem<br />
Antragsteller zugeordnet werden kann. Dies ist<br />
jedenfalls immer dann der Fall, wenn die Firmenbucheingabe<br />
für die Genossenschaft durch ihren<br />
zuständigen Revisionsverband übermittelt wird.<br />
Der Revisionsverband ist nur zur elektronischen<br />
Übermittlung der Unterlagen nach § 277 bis 281<br />
(Rechnungslegungsunterlagen) berechtigt (§ 9<br />
Abs 1 ERV).<br />
Die Tatsache, dass der durch seinen Anschriftencode<br />
ausgewiesene Absender der Eingabe nicht<br />
dieselbe Person ist wie der in der Eingabe angeführte<br />
Einbringer (§ 7 Abs 4 ERV), ist damit ein<br />
dem Fehlen einer Unterschrift auf einer Eingabe<br />
in Papierform gleichzuhaltender Formmangel<br />
(OLG Wien, 28 R 31/09y vom 25.2.2009). Dieser<br />
Mangel kann allerdings mit der Vorlage einer entsprechenden<br />
Vollmacht behoben werden, wobei<br />
jedoch die Übermittlung eines aus einer eingescannten<br />
Vollmacht generierten PDF in diesem<br />
Fall nicht ausreicht, sondern müsste die Vollmacht<br />
gemäß § 8a Abs 2 ERV in ein elektronisches<br />
Urkundenarchiv gem. § 91c GOG gestellt<br />
und erst dann dem Firmenbuchgericht übermittelt<br />
werden. Auf eine erteilte Vollmacht berufen dürfen<br />
sich auf Grund der einschlägigen gesetzlichen<br />
Bestimmungen nur Rechtsanwälte und Notare.<br />
Eine Vorlage der Vollmacht für jede einzelne Firmenbuchanmeldung<br />
ist mE nicht notwendig, die<br />
einmalige Vorlage einer entsprechenden Generalvollmacht,<br />
wie sie in der Praxis etwa auch bei<br />
großen Publikum-KG’s erfolgt, wird ausreichend<br />
sein. Dann genügt bei einer auf diese Vollmacht<br />
gestützte elektronische Übermittlung einer<br />
Anmeldung ein Hinweis auf die bei Gericht erliegende<br />
Urkunde.<br />
Die Übermittlung des Firmenbuchantrages als<br />
PDF-Anhang wird in den meisten Fällen zulässig<br />
sein, da sich ja die beglaubigten Musterzeichnungen<br />
der Organe der Genossenschaft bereits <strong>beim</strong><br />
Firmenbuchgericht befinden und die Anmeldung<br />
zur Eintragung selbst daher nicht mehr in beglaubigter<br />
Form zu unterfertigen ist. Anmeldungen,<br />
welche eine der im § 11 FBG aufgezählten<br />
Rechts tatsachen zum Inhalt haben, bedürfen<br />
schon auf Grund dieser Bestimmung keiner<br />
beglaubigten Unterfertigung.<br />
Anders verhält es sich jedoch mit den vorzulegenden<br />
Urkunden. Das Gesetz spricht lediglich<br />
von „im Original vorzulegenden Urkunden“, welche<br />
das aber in concreto sind, findet man dann<br />
nirgends. Zumindest aber alle jene Urkunden, die<br />
gemäß § 12 FBG in die Urkundensammlung aufzunehmen<br />
sind, die also Grundlage einer Eintragung<br />
im Firmenbuch bilden bzw. deren Aufnahme<br />
in die Urkundensammlung der Gesetzgeber<br />
ausdrücklich angeordnet hat, sind im Original<br />
vorzulegen. Aber auch jene Urkunden, die zwar<br />
nicht Grundlage einer Firmenbucheintragung,<br />
aber doch Voraussetzung einer solchen Eintragung<br />
sind, werden im Original vorzulegen sein.<br />
Dazu zählen etwa (allgemein)<br />
Bankbestätigungen, steuerlicheUnbedenklichkeitsbescheinigungen,Bewertungsgutachten,<br />
Stellungnahmen<br />
der Interessenverbände bzw.<br />
Revisionsverbände, Bescheide<br />
von Verwaltungsbehörden.<br />
Somit bleiben nicht mehr viele<br />
Urkunden über, die im Firmenbuchverfahren<br />
auch als<br />
Kopie vorgelegt werden dürfen.<br />
Diese Urkunden werden<br />
sich auf bloße Bescheinigungsmittel<br />
reduzieren.<br />
Sind die Urkunden also im<br />
Original vorzulegen, was wie<br />
gesagt auf die meisten Urkunden<br />
zutrifft, hat die Genossenschaft<br />
die gesetzliche Verpflichtung,<br />
diese Urkunden in<br />
ein Archiv einer Körperschaft<br />
öffentlichen Rechts einzustellen<br />
und erst dann dem Firmenbuchgericht<br />
den Zugang<br />
dazu zu ermöglichen. Da die<br />
Genossenschaften bzw. deren<br />
Revisionsverbände über ein<br />
derartiges Urkundenarchiv<br />
nicht verfügen, bleibt ihnen<br />
also der Weg zu einem Notar<br />
oder einem Rechtsanwalt oder<br />
einem Bezirksgericht zwecks<br />
Speicherung der dem Firmenbuch<br />
zu übermittelnden<br />
Urkunden nicht erspart. Dies<br />
gilt allerdings neuerdings nicht<br />
mehr für die im § 7 Abs 2<br />
GenG angeführten Urkunden<br />
(siehe § 8a Abs 3 ERV in der<br />
Fassung BGBl II Nr.<br />
141/2012). Durch diese vom<br />
BMJ nicht vorangekündigte,<br />
aus der Sicht der Genossenschaften<br />
aber durchaus sinnvolle<br />
Änderung genügt zum<br />
Nachweis eines Beschlusses<br />
der Generalversammlung –<br />
sofern der Genossenschaftsvertrag<br />
nichts anderes<br />
bestimmt – die Vorlage einer<br />
von der Genossenschaft unter<br />
ihrer firmenmäßigen Zeichnung<br />
als richtig bestätigten<br />
Protokollabschrift, wenn die<br />
Unterschriften der Zeichnenden<br />
bei den Akten des<br />
Gerichtes bereits in beglaubigter<br />
Form erliegen, als PDF-<br />
Anhang.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Firmenbuch<br />
Rechtsmittelentscheidungen<br />
I/2012<br />
OGH 6 Ob 225/11y<br />
(24.11.2011)<br />
Die Offenlegungsverpflichtung<br />
der §§ 277 ff UGB sehen keine<br />
Ausnahmebestimmungen für<br />
die Fälle vor, in denen einzelne<br />
Bilanzposten mit Unsicherheit<br />
behaftet sind. Der OGH<br />
hat bereits mehrfach ausgesprochen,<br />
dass zur Wahrung<br />
der Frist auch die Einreichung<br />
eines vorläufigen Jahresabschlusses<br />
ausreichen kann. Bei<br />
allfälligen späteren Änderungen<br />
ist der geänderte Jahresabschluss<br />
nachträglich <strong>beim</strong><br />
Firmenbuchgericht einzureichen.<br />
OGH 6 Ob 256/11g<br />
(21.12.2011)<br />
Solange die Gesellschaft als<br />
werbendes Unternehmen<br />
geführt wird, ist der Gesellschaft<br />
und ihren Organen der<br />
Einwand der Unmöglichkeit<br />
der Bilanzerstellung infolge<br />
Vermögenslosigkeit verwehrt.<br />
In diesem Fall besteht vielmehr<br />
ein besonderes Informationsbedürfnis<br />
der Gläubiger<br />
und allfälliger Dritter.<br />
OGH 6 Ob 227/11t<br />
(24.11.2011)<br />
Die Unterlassung einer Begründung<br />
des Einspruchs bedeutet<br />
einen Verstoß gegen die<br />
Bestimmung des § 283 Abs 3<br />
UGB. Für den Fall des Fehlens<br />
einer jeglichen Begründung des<br />
Einspruchs ordnet das Gesetz<br />
dessen beschlussmäßige<br />
Zurückweisung an.<br />
zusammengefasst von ADir. RegRat Rainer Jäger<br />
OGH 6 Ob 239/11g (24.11.2011)<br />
Für die Annahme, dass viele Jahre zurückliegende<br />
Jahresabschlüsse nicht mehr vorgelegt werden<br />
müssen und deren Vorlage nicht erzwungen werden<br />
kann, bieten §§ 277 ff UGB nicht die geringste<br />
Grundlage. Vielmehr sind nach gefestigter<br />
Rechtslage des OGH Zwangsstrafen auch dann<br />
zu verhängen, wenn die Vorlage von mehrere<br />
Jahre zurückliegenden Jahresabschlüssen erzwungen<br />
werden soll. Dem Informationsbedürfnis<br />
Dritter wird umso mehr entsprochen, je kontinuierlicher<br />
Wirtschaftsdaten zur Verfügung stehen,<br />
weswegen selbst die Vorlage eines aktuellen Jahresabschlusses<br />
eine Vorlage vorangehender Jahresabschlüsse<br />
nicht obsolet macht.<br />
OGH 6 Ob 99/11v (16.6.2011)<br />
Die Wahl des Vorsitzenden einer Generalversammlung<br />
erfolgt mangels anderweitiger Bestimmung<br />
im Gesellschaftsvertrag mit einfacher Mehrheit,<br />
wobei alle Gesellschafter stimmberechtigt<br />
sind. Diesem auf diese Weise gewählten Vorsitzenden<br />
kommt auch die Befugnis zur Feststellung<br />
der Beschlussergebnisse zu.<br />
OGH 6 Ob 202/10i (13.10.2012)<br />
Eine von der Mitgliedschaft losgelöste Übertragung<br />
der Stimmrechte auf einen Dritten oder<br />
einem Mitgesellschafter ist unzulässig. Mit Zustimmung<br />
der Betroffenen können Stimmgewichte im<br />
Zuge einer Änderung des Gesellschaftsvertrages<br />
neu verteilt werden. Für einen Geschäftsanteil<br />
kann das Stimmrecht nur einheitlich ausgeübt<br />
werden; dies gilt auch dann, wenn der Geschäftsanteil<br />
nach dem Gesellschaftsvertrag mehrere<br />
Stimmen hat.<br />
OGH 6 Ob 234/11x (21.12.2011)<br />
Die Einspruchswerber haben in Hinblick auf den<br />
auch im Zwangsstrafverfahren anzuwendenden<br />
§ 16 Abs 2 AußStrG vollständig und wahrheitsgemäß<br />
alle ihnen bekannten, für die Entscheidung<br />
des Gerichts maßgebenden Tatsachen und<br />
Beweise vorzubringen. Eine<br />
amtswegige Ermittlungspflicht<br />
des Firmenbuchgerichts<br />
besteht hingegen nicht, vielmehr<br />
liegt es am Einspruchswerber<br />
selbst, schon im Einspruch<br />
die der Erfüllung seiner<br />
Offenlegungspflicht entgegenstehenden<br />
Hindernisse<br />
darzutun. Daran ändert auch<br />
die vom Rekursgericht ins<br />
Spiel gebrachte Unschuldsvermutung<br />
nichts. Der § 283 Abs<br />
1 UGB setzt für eine zwingende<br />
Bestrafung lediglich das<br />
Verstreichen der Offenlegungsfrist<br />
von neun Monaten<br />
voraus. Im Übrigen gilt die<br />
Vermutung des Art 6 Abs 2<br />
EMRK nur für Strafverfahren.<br />
OGH 6 Ob 224/11a<br />
(21.12.2011)<br />
Eine negative Stellungnahme<br />
der nach § 40 Abs 2 FBG zur<br />
Äußerung aufgeforderten Steuerbehörde<br />
löst lediglich eine<br />
Verpflichtung des Gerichts zur<br />
amtswegigen Prüfung der Vermögenslosigkeit<br />
der Gesellschaft<br />
aus, wenn konkrete<br />
Umstände dargetan werden,<br />
die eine Vermutung der Vermögenslosigkeit<br />
widerlegen<br />
könnten; eine Sperrfunktion<br />
kommt den in § 40 Abs 2 FBG<br />
genannten Institutionen hingegen<br />
nicht zu. Der Verweis auf<br />
anhängige Abgabenverfahren,<br />
ohne dass konkret dargetan<br />
wird, die Gesellschaft hätte<br />
Vermögen, etwa weil sie<br />
(Steuer-)Rückzahlungen zu<br />
erwarten hätte, widerlegt nicht<br />
29
Fachbereich Firmenbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
die Vermutung der Vermögenslosigkeit.<br />
OGH 6 Ob 248/11f<br />
(21.12.2011)<br />
Dass das Firmenbuchgericht<br />
die Gesellschaft nicht anlässlich<br />
der Einreichung des Jahresabschlusses<br />
2009 auf das<br />
Fehlen der Jahresabschlüsse<br />
für die beiden vorangegangenen<br />
Jahre aufmerksam<br />
gemacht hat, vermag die<br />
Gesellschaft nicht zu entlasten.<br />
Die Verpflichtung zur fristgerechten<br />
Offenlegung trifft<br />
unabhängig von staatlicher<br />
Intervention die Gesellschaft<br />
bzw. deren Organe. Daran<br />
ändert auch nichts, dass im<br />
Jahresabschluss 2009 gem.<br />
§ 223 Abs 2 UGB die Vorjahreszahlen<br />
anzugeben waren.<br />
Nach ständiger Rechtsprechung<br />
sind Zwangsstrafen<br />
auch dann zu verhängen,<br />
wenn die Vorlage von mehrere<br />
Jahre zurückliegenden Jahresabschlüssen<br />
Gegenstand<br />
des Verfahrens ist.<br />
OGH 6 Ob 235/11v<br />
(21.12.2011)<br />
Entgegen der Auffassung des<br />
Rekursgerichts [Anm. der Red.:<br />
OLG Wien] wird mit der Erlassung<br />
einer Zwangsstrafverfügung<br />
nicht der gesamte bis<br />
dahin andauernde Verstoß<br />
gegen die Offenlegungspflicht<br />
verfolgt, sondern nur derjenige<br />
für die betreffende Zweimonatsfrist<br />
gemäß § 283 Abs 1<br />
letzter Satz und Abs 4 UGB.<br />
Die jeweils zweimonatigen<br />
Strafperioden richten sich ausschließlich<br />
nach dem objektiven<br />
Kriterium des Abschlussstichtags<br />
und des letzten Tags<br />
der Offenlegungsfrist neun<br />
Monate später. Aus diesen<br />
Erwägungen bestehen entgegen<br />
der Rechtsansicht des<br />
Rekursgerichts auch keine<br />
Bedenken gegen die gleichzeitige<br />
Verhängung mehrerer<br />
Zwangsstrafverfügungen für<br />
verschiedene (jeweils zweimonatige)<br />
Bestrafungszeiträume.<br />
Im Spruch jeder einzelnen<br />
30<br />
Zwangsstrafverfügung ist aber der Bestrafungszeitraum<br />
eindeutig auszudrücken.<br />
OGH 6 Ob 101/11p (12.1.2012)<br />
Das Firmenbuchgericht hat bei einer Privatstiftung<br />
– anders als bei Aktiengesellschaften und<br />
Gesellschaften mbH – bei der Anmeldung der<br />
Abberufung von Vorstandsmitgliedern eine amtswegige<br />
Prüfung vorzunehmen, die sich im<br />
Wesentlichen darauf beschränken kann, ob ein<br />
Abberufungsgrund schlüssig dargelegt wurde und<br />
die dem Eintragungsgesuch zugrunde liegenden<br />
Tatsachen glaubwürdig sind. Die Verpflichtung<br />
zur weiteren Prüfung besteht jedenfalls dann,<br />
wenn Bedenken gegen die Richtigkeit der im<br />
Gesuch zugrundeliegenden Tatsachen bestehen.<br />
OGH 6 Ob 8/12p (16.2.2012)<br />
Der Umstand, dass es sich bei der Gesellschaft<br />
um einen bloßen Mantel handelt, entbindet nicht<br />
von der Offenlegungspflicht, zumal die Allgemeinheit<br />
und potentielle Gläubiger diesen<br />
Umstand dem Firmenbuch nicht entnehmen können.<br />
Eine chronische Erkrankung des Geschäftsführers<br />
und dessen Alter stellen jedenfalls kein<br />
unvorhergesehenes und unabwendbares Ereignis<br />
iSd § 283 Abs 1 UGB dar. Dabei handelt es sich<br />
vielmehr offenbar um einen Dauerzustand, auf<br />
den sich die Gesellschaft und der Geschäftsführer<br />
entsprechend einrichten müssen.<br />
OGH 6 Ob 17/12m (16.2.2012)<br />
Die Nichteinreichung der Gewinn- und Verlustrechnung<br />
als Teil des Jahresabschlusses erfüllt<br />
den Tatbestand des § 283 UGB. In der Entscheidung<br />
6 Ob 235/11v (siehe oben) hat der OGH<br />
klargestellt, dass im Spruch jeder einzelnen<br />
Zwangsstrafverfügung der Bestrafungszeitraum<br />
eindeutig auszudrücken ist. Hingegen ist im<br />
ordentlichen Verfahren, das über rechtzeitigen<br />
Einspruch gegen die Zwangsstrafverfügung eingeleitet<br />
wird, die Angabe des Bestrafungszeitraums<br />
zwar zweckmäßig, aber nicht unbedingt erforderlich,<br />
weil der Verfahrensgegenstand des ordentlichen<br />
Verfahrens zwangsläufig mit demjenigen der<br />
Zwangsstrafverfügung ident ist, sodass sich der<br />
Bestrafungszeitraum bereits aus der zugrundeliegenden<br />
– durch Einspruch bekämpften –<br />
Zwangsstrafverfügung ergibt.<br />
OGH 6 Ob 32/12t (15.3.2012)<br />
Nach § 277 Abs 6 UGB sind Jahresabschlüsse<br />
elektronisch einzureichen. Aus § 29 FBG ergibt<br />
sich ein berechtigtes Interesse des Staats, Daten<br />
in technisch einfach überführbarer Form zur Verfügung<br />
gestellt zu bekommen. Diesen Umstand<br />
trägt § 283 Abs 1 UGB Rechnung, der jeden Verstoß<br />
gegen § 277 UGB, somit auch einen Formverstoß<br />
gegen dessen Abs 6, unter Strafe stellt.<br />
Der gegenteiligen Judikatur<br />
des OLG Linz (6 R 10/09x)<br />
kann daher nicht gefolgt werden.<br />
Das Ausbleiben des<br />
Alleinaktionärs und die<br />
dadurch fehlende Feststellung<br />
des Jahresabschlusses rechtfertigt<br />
nicht die Nichteinhaltung<br />
der Offenlegungspflicht. Wie<br />
der OGH bereits mehrfach<br />
ausgesprochen hat, reicht zur<br />
Wahrung der Frist des § 277<br />
UGB die Einreichung eines<br />
vorläufigen Jahresabschlusses.<br />
OGH 6 Ob 203/11p<br />
(16.2.2012)<br />
Lediglich eine natürliche Person<br />
ist als privater Hauseigentümer<br />
gerade noch Verbraucher<br />
und nicht Unternehmer,<br />
wenn sie nicht mehr als fünf<br />
Mietobjekte in Bestand gibt.<br />
Dies gilt nicht für eine GmbH<br />
& Co KG. Nach Auffassung<br />
des OGH liegt eine auf Dauer<br />
angelegte Organisation selbständiger<br />
wirtschaftlicher<br />
Tätigkeit iSd § 1 Abs 2 UGB<br />
bereits in dem Umstand, dass<br />
zur Ausübung der Tätigkeit<br />
eine eigene Kapitalgesellschaft,<br />
nämlich die Komplementärin,<br />
gegründet wurde.<br />
Eine bestimmte Betriebsgröße,<br />
ein Mindestkapital oder eine<br />
sonstige Mindestorganisation<br />
ist nicht erforderlich. Auch<br />
dass die Gesellschaft keine<br />
Mitarbeiter hat, steht einer<br />
Qualifikation der Gesellschaft<br />
als unternehmerisch tätig nicht<br />
entgegen.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
ADir.<br />
Johannes<br />
Kuster<br />
Fachredakteur Grundbuch<br />
BG Graz-Ost<br />
E-Mail:<br />
johannes.kuster@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Grundbuch<br />
Liebe Kolleginnen und Kollegen!<br />
Der 7. Mai 2012 hat endgültig den Start für das<br />
Programm Grundbuch-Neu in der Version 1.5<br />
gebracht. Die Datenmigration hat – bis auf ein<br />
paar Kleinigkeiten – einwandfrei funktioniert.<br />
Die aufgetauchten Schwierigkeiten und Probleme,<br />
vor allem durch die Zusammenarbeit mit<br />
dem Rechner des Bundesamtes für Eich- und<br />
Vermessungswesen, haben vielen unserer Kollegeninnen<br />
viel Überzeugungsarbeit und Mühewaltung,<br />
insbesondere hinsichtlich des technischen<br />
Supports, gekostet. Als kleines Schmankerl dazu<br />
wird eine Trennstückliste, die ordnungsgemäß<br />
abgeholt wurde aber ohne Inhalt dargestellt<br />
wird, trotzdem nach Beendigung des Vollzuges<br />
dem BEV als durchgeführt weitergemeldet und<br />
von dem anderen Rechner ohne Kommentar<br />
akzeptiert (und in der anderen Datenbank vollzogen).<br />
Wir haben in unserem Arbeitsbereich mit der<br />
Umstellung auf das Grundbuch-Neu eine neue<br />
Front geöffnet und gleichzeitig eine Reihe von<br />
weiteren Arbeitsfeldern, die unseren Stand als<br />
DiplomrechtspflegerInnen betreffen, aufgetan:<br />
1. Mit der Grundbuchsnovelle 2008 wurde im<br />
§ 2a – c GUG festgelegt, dass die Einbücherung<br />
des öffentlichen Gutes (§§ 287 und 288 ABGB)<br />
durch die Umstellung des Grundbuches mit der<br />
Datenmigration ex lege erfolgt. Der Gesetzgeber<br />
hat dabei offensichtlich übersehen, dass in den<br />
bisherigen Verzeichnissen über das öffentliche<br />
Gut (EZ 50000 und 50001) Grundstücke verschiedenster<br />
„Eigentümer“ gesammelt wurden. So<br />
haben wir derzeit in den Bereichen, wo die Einbücherung<br />
des öffentlichen Gutes noch nicht zur<br />
Gänze durchgeführt wurde, die offene Frage,<br />
wie die noch laufenden Einbücherungsverfahren<br />
(die durch die elektronische Einbücherung am<br />
7. Mai 2012 obsolet wurden) als eigenständige<br />
Verfahren weiterzuführen sind oder nicht. § 2c<br />
GUG spricht von der Ermittlung des Eigentümers<br />
im Außerstreitigen Verfahren; weder die gesetzli-<br />
ADir. Johannes Kuster<br />
chen Materialien zur Novelle<br />
2008 noch die Kommentare<br />
geben Aufschluss darüber, ob<br />
diese Verfahren Richter- oder<br />
DiplomrechtspflegerInnen-<br />
Verfahren sind (lediglich aus<br />
dem Allgemeinen Grundbuch -<br />
anlegungsgesetz, dass ja auch<br />
schon bisher die Richterzuständigkeit<br />
festgelegt hat,<br />
könnte in Analogie die<br />
Zuständigkeit festgestellt werden).<br />
2. § 18a – c GUG normieren<br />
die Möglichkeiten der Abund<br />
Zuschreibung zwischen 2<br />
verschiedenen Bezirksgerichten<br />
sowie die Eintragung und<br />
Löschung von Simultanpfandrechten<br />
bei mehreren Gerichten<br />
(auch wenn wir die versprochene<br />
Löschung der Eintragungen<br />
der Anmerkungen<br />
der Simultanhaftung als<br />
Haupt- und Nebeneinlagen<br />
durch die Datenmigration<br />
nicht bekommen haben, ist<br />
die Gültigkeit dieser ehema -<br />
ligen Form der Simultanhaftung<br />
kraft Gesetzes aufgehoben).<br />
Die gesetzlichen Materialien<br />
zur GB-Novelle 2008<br />
lassen keine Rückschlüsse auf<br />
weitere Eintragungen im<br />
Grundbuche eines Fremdgerichtes<br />
zu. Umso verwunderlicher<br />
wird es, wenn die<br />
Bestimmungen der vorgenannten<br />
Paragraphen dahingehend<br />
ausgelegt werden,<br />
dass z.B. das Bewilligungsgericht<br />
der Zwangsversteigerung<br />
diese auch in weiteren<br />
Gerichten vollzugsmäßig<br />
31
Fachbereich Grundbuch Der Österreichische Recht§pfleger<br />
anordnet (§ 18 EO, forum rei<br />
sitae). Hinsichtlich der<br />
zwangsweisen Pfandrechtsbegründungen<br />
bei mehreren<br />
Gerichten wird wohl die<br />
Zuständigkeit des Bewilligungsgerichtes<br />
als auch das<br />
zuständige Gericht für die<br />
Löschung verbleiben, da in<br />
den Nebeneinlagen kein Exekutionsakt<br />
nach den Bestimmungen<br />
der Geo anhängig<br />
sein darf und nach einer<br />
kürzlich ergangenen Entscheidung<br />
des OGH eine Löschung<br />
eines exekutiven Pfandrechtes<br />
ohne gleichzeitige Einstellung<br />
der Exekution nicht mehr<br />
möglich ist.<br />
Offensichtlich lassen die<br />
Materialien zur Grundbuchsnovelle<br />
2008 auch weitere<br />
Fragen offen, ansonsten<br />
könnte die Firma complex,<br />
die das Programm notabene<br />
für den Bereich der Notare<br />
vertreibt, nicht dazu hinreißen<br />
lassen, ihren Teilnehmern in<br />
einem Rundschreiben die<br />
Möglichkeit zu eröffnen, aufgrund<br />
eines Einantwortungsbeschlusses<br />
in einem Antrag<br />
das Eigentumsrecht für die<br />
Erben in mehreren Gerichten<br />
eintragen zu lassen.<br />
Wobei gerade die Verbücherung<br />
eines Einantwortungsbeschlusses<br />
bei mehreren<br />
Gerichten, verbunden mit der<br />
Eintragung von Pfandrechten<br />
für die pflichtteilsberechtigen<br />
Minderjährigen zu einer ganz<br />
speziellen Konstellation führen<br />
kann: Für die Eintragung<br />
des Eigentumsrechtes bei<br />
mehreren Gerichten ist pro<br />
Gericht ein Antrag erforderlich.<br />
Die Eintragung der<br />
Pfandrechte bei mehreren<br />
Gerichten für die Erbteilsforderung<br />
der Minderjährigen<br />
kann jedoch nur bei einem<br />
Gericht mit Schattenanträgen<br />
für die weiteren Gerichte eingebracht<br />
werden, um die Eintragungsgebühr<br />
für das Pfandrecht<br />
nur einmal entstehen zu<br />
lassen.<br />
3. Durch die Umstellung des<br />
Programmes in der Funktion<br />
32<br />
Grundbuchführung Version 1.5 wurden vom<br />
betroffenen Personenkreis (sowohl intern als<br />
auch extern) verschiedene Unzulänglichkeiten<br />
festgestellt und durch die Softwarefirmen und<br />
auch über unsere internen Informationskanäle<br />
Fehlermeldungen an das BMJ bzw. an das BRZ<br />
übermittelt. Die Übermittlung dieser Fehlermeldungen<br />
bzw. die Anregung und Wünsche hinsichtlich<br />
des Programmes in der Release 1.5<br />
erfordern in Zukunft eine neue Form der Transparenz,<br />
damit verhindert wird, dass verschiedenste<br />
User dieselben Fehlermeldungen und<br />
Wünsche gleichen Inhaltes mehrmals an die<br />
betroffenen Stellen übermitteln. Hier ist insbesondere<br />
in Zukunft das BMJ gefordert, durch<br />
Einrichtung einer Transparenzdatenbank, wo aufgetretene<br />
Fehler (sowohl hinsichtlich der GB-<br />
Kanzlei als auch hinsichtlich der GB-DiplomrechtspflegerInnen)<br />
nachvollziehbar werden und<br />
somit Unzulänglichkeiten des Programmes nicht<br />
mehrmals aufgezeigt bzw. gemeldet werden<br />
müssen. Insbesondere wird es in Zukunft notwendig<br />
sein, schwerwiegende Fehler, wie z.B.<br />
die Nichtvisualisierung eines C-Blattes einer<br />
belasteten Liegenschaft oder das Nichtvorhandensein<br />
von Grundstücken im Abgabeprodukt<br />
zumindest als Fehlermeldung (auch im Hinblick<br />
auf mögliche Amtshaftungsverfahren) an alle<br />
Betroffenen (intern und extern) zu kolportieren.<br />
4. Die Personalvertretung hat mit dem BMJ vereinbart,<br />
dass vorerst unter Ausklammerung aller<br />
technischen Unzulänglichkeiten des Programmes<br />
in der Version 1.5 eine Forderungsliste erstellt<br />
wird, die spätestens in der Release 1.5.1, die im<br />
Herbst 2012 Platz greifen soll, verwirklicht werden<br />
wird. Ich darf an dieser Stelle um Übermittlung<br />
von Wünschen und Anregungen ersuchen,<br />
um diese nach Möglichkeit gesammelt an das<br />
BMJ übermitteln zu können.<br />
5. Offensichtlich wird die Zusammenarbeit mit<br />
dem Rechner des BEV noch einiger Nachjustierungen<br />
bedürfen; wenn auch die Trennstücklisten<br />
für die alten Teilungspläne vor der 7. Mai<br />
2012 Irritationen und Verunsicherungen in der<br />
Kollegenschaft hervorgerufen haben, sollte doch<br />
in naher Zukunft die Abholung der Trennstücklisten<br />
und der Planbescheinigungen kein technisches<br />
Problem mehr darstellen. Inwieweit die<br />
sonstigen für die Plandurchführung benötigten<br />
Urkunden gleichzeitig übermittelt werden, ist<br />
nach der derzeitigen Gesetzeslage nicht erkennbar.<br />
Die Durchführung von Anmeldungsbögen<br />
gemäß §§ 13 und 15 Liegenschaftsteilungsgesetz<br />
stellen eine neue Herausforderung für die<br />
Zusammenarbeit zwischen den Gerichten und<br />
den Vermessungsämtern dar. Sowohl die mangelnde<br />
Antragsqualität als auch die Nicht-Übermittlung<br />
der Anträge in der Form, die den<br />
Gerichten einer Weiterverarbeitung dieser Anträ-<br />
ge auf elektronischer Basis<br />
ermöglicht, als auch das<br />
gleichzeitige Negieren der<br />
Rechte und Ansprüche von<br />
Buchberechtigten (elektronische<br />
Einbücherung des öffentliches<br />
Buches) lässt derzeit<br />
mehr als zu wünschen übrig<br />
und kann in dieser Form<br />
nicht akzeptiert werden. Die<br />
Einführung des zukünftigen<br />
Ngb-Registers muss jedenfalls<br />
von einer vorherigen Abklärung,<br />
wer welche Aufgaben<br />
von der Gerichtsseite her zu<br />
übernehmen hat, abhängig<br />
gemacht werden. Es kann<br />
nicht angehen, dass dem<br />
Bereich der DiplomrechtspflegerInnen<br />
die Vorbereitung<br />
und Durchführung von<br />
Anmeldungsbögen gemäß §<br />
15 LiegTeilG stillschweigend<br />
aufgebürdet wird.<br />
Ein paar Bemerkungen zur<br />
GB-Novelle 2012:<br />
Wer die Gesetzwerdung der<br />
Novelle mitverfolgt hat, kann<br />
eigentlich aus dem Staunen<br />
nicht herauskommen. Die<br />
ursprünglichen Neufassungen<br />
der §§ 86 GBG und 89c (Abs.<br />
5 und 6) GOG sollten der<br />
Gerichtsseite wesentliche<br />
Erleichterungen für die<br />
Durchführung von Grundbuchsanträgen<br />
bringen. Die<br />
vorgeschlagene Formulierung<br />
des § 86 GBG, die dem<br />
Obersten Gerichtshof die<br />
Möglichkeit bringen sollte,<br />
unzulässige Kumulierungen<br />
aufgrund von unverständlichen<br />
und zu vielen Begehren<br />
in einem einzigen Antrag Einhalt<br />
zu gebieten, wurde<br />
dahingehend verwässert, dass<br />
nunmehr lediglich Einschränkungen<br />
hinsichtlich der Anträge,<br />
die WE-Liegenschaften<br />
betreffen, normiert wurden.<br />
Offensichtlich haben sich<br />
auch bei der GB-Novelle 2012<br />
die Interessensvertretungen<br />
der Kreditinstitute und Banken<br />
durchgesetzt. Wie sonst<br />
ist er erklärbar, dass bei<br />
einem Vortrag am 23. März
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Grundbuch<br />
2012 mit offiziellen Folien des<br />
BMJ/BMF die Verpflichtung<br />
der Kreditinstitute am elektronischen<br />
Rechtsverkehr teilnehmen<br />
zu müssen mit Wirksamkeitsbeginn<br />
1. Mai 2012<br />
festgehalten wurde, in der am<br />
20. April 2012 im BGBl<br />
erschienenen Fassung diesem<br />
Antragstellerkreis eine weitere<br />
„Schonfrist“ bis 1. Oktober<br />
2012 eingeräumt wurde?<br />
Für die Rechtspflegertagung in Kufstein darf ich<br />
um die Übermittlung von Anfragen, die von<br />
Professor Dr. Kodek und meinerseits bei dieser<br />
Veranstaltung beantwortet werden sollen, bis<br />
spätestens 1. August 2012 unter johannes.<br />
kuster@justiz.gv.at ersuchen. Als weiteres Highlight<br />
dieser Tagung wird am 3. Oktober 2012 am<br />
Vormittag ein Überblick über die Namensgesetzgebung<br />
und das Führen von Titeln und aka -<br />
demischen Graden nach österreichischem und<br />
EU-Recht gegeben werden. Im Anschluss daran<br />
werden Dr. Martin Schneider und sein Team die<br />
zukünftige Entwicklung des<br />
österreichischen Grundbuches<br />
vorstellen; am Nachmittag<br />
werden die an Dr. Kodek und<br />
am mich gerichteten Fragen<br />
beantwortet.<br />
Ich freue mich auf ihre Anfragen<br />
und rege Teilnahme am<br />
Kongress!<br />
33
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
ADir.<br />
Martin Metz<br />
Fachredakteur Zivilprozess-,<br />
Exe kutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
BG Steyr<br />
E-Mail:<br />
martin.metz@justiz.gv.at<br />
34<br />
Schnittstelle Treuhänder<br />
und Gericht im<br />
Abschöpfungsverfahren<br />
aus Sicht der ASB Schuldner beratungen GmbH<br />
1. Einleitung<br />
Dr. in Susanne Jürgens, Dr. Hans W. Grohs<br />
www.schuldenberatung.at, treuhand@asb-gmbh.at<br />
1.1. Allgemeines<br />
Nicht nur der 1995 eingeführte Privatkonkurs,<br />
auch die Tätigkeit des Treuhänders im Abschöpfungsverfahren<br />
hat mittlerweile eine bald 20jährige<br />
Geschichte hinter sich. Aufgaben und Rechte<br />
des Treuhänders sind im Gesetz geregelt. Aus fast<br />
zwei Jahrzehnten Insolvenzpraxis hat sich vor<br />
allem aus dem Zusammenwirken von Treuhänder<br />
und Gerichten ein gut funktionierendes Modell<br />
eines in seinen Abläufen weitestgehend standardisierten<br />
Verfahrens entwickelt, das die Interessen<br />
aller Verfahrensbeteiligten berücksichtigt.<br />
Ziel dieses Beitrags ist es, die Anknüpfungspunkte<br />
von Gerichten und Treuhändern, wie sie sich<br />
aus Gesetz und Praxis ergeben, aufzuzeigen und<br />
daraus Vorschläge für eine weitere Optimierung<br />
von Abläufen abzuleiten.<br />
1.2. Kriterien für eine effiziente Treuhandschaft<br />
Gerichte sind nicht nur an der Einleitung und Einstellung<br />
oder Beendigung des Verfahrens beteiligt,<br />
ihre Einbindung ergibt sich gesetzlich und inhaltlich<br />
bedingt auch an anderen Stellen. Ein auf Effizienz<br />
und Fairness bedachter Treuhänder versteht sich als<br />
Drehscheibe zwischen den Verfahrensbeteiligten. Er<br />
sorgt dafür, dass ihnen alle für sie relevanten Informationen<br />
zukommen. Demnach versorgt der Treuhänder<br />
das Gericht mit Informationen zum Verfahren<br />
und gibt auf Anfrage Auskunft. Der Treuhänder<br />
hält SchuldnerInnen und Gerichte über die erreichte<br />
Quote am laufenden. Frühwarnsysteme sind ein<br />
wirkungsvolles Instrumentarium, um SchuldnerInnen<br />
beziehungsweise deren VertreterInnen rechtzeitig<br />
über die Gefährdung ihrer Restschuldbefreiung<br />
in Kenntnis zu setzen. Der Treuhänder prüft Obliegenheiten<br />
im Rahmen seines Auftrags auch unter<br />
Einsatz systematisierter und regelmäßiger Abfragen.<br />
Er reagiert schon bei Verdacht auf Obliegenheitsverletzungen.<br />
2. Die Aufgaben des<br />
Treuhänders<br />
2.1. Rechtsstellung des Treuhänders<br />
Mit Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />
hat das<br />
Gericht einen Treuhänder zu<br />
bestellen. Nach § 202<br />
Abs 2 IO geht der pfändbare<br />
Teil der Forderungen von<br />
SchuldnerInnen auf Einkünfte<br />
aus einem Arbeitsverhältnis<br />
oder auf sonstige wiederkehrende<br />
Leistungen mit Einkommensersatzfunktion<br />
auf den<br />
Treuhänder über. Die Bestellung<br />
gilt bis zu einer allfälligen<br />
vorzeitigen Beendigung<br />
oder vorzeitigen Einstellung<br />
des Verfahrens bzw. bis zum<br />
Ablauf der Abtretungserklärung<br />
nach sieben Jahren.<br />
Danach endet die Tätigkeit<br />
des Treuhänders ohne dessen<br />
ausdrückliche Enthebung. Im<br />
Falle eines Ablaufs der Abtretungserklärung<br />
mit einer<br />
Quote unter zehn Prozent<br />
wird der Treuhänder bei Verfahrensverlängerung<br />
nach<br />
§ 213 Abs 4 IO neu eingesetzt.<br />
Im Fall eines Auftrags zu<br />
Ergänzungszahlungen ist der<br />
Treuhänder seiner Funktion<br />
gemäß § 213 Abs 3 IO enthoben.<br />
2.2. Zentrale Aufgaben des<br />
Treuhänders<br />
Nach § 203 IO hat der Treuhänder<br />
dem Drittschuldner die<br />
Abtretung mitzuteilen. Die<br />
Verständigungspflicht besteht<br />
während der gesamten Lauf-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
zeit des Abschöpfungsverfahrens,<br />
sie umfasst jeden Drittschuldnerwechsel.<br />
Die zentrale<br />
Aufgabe des Treuhänders<br />
liegt darin, Beträge, die er<br />
durch die Abtretung erlangt<br />
und sonstige Leistungen von<br />
SchuldnerInnen oder Dritten<br />
getrennt von seinem Vermögen<br />
zu halten, fruchtbringend<br />
anzulegen und am Ende des<br />
Kalenderjahres binnen acht<br />
Wochen an die Gläubiger zu<br />
verteilen (§ 203 Abs 1 IO). Für<br />
den Verteilungsmodus schreibt<br />
das Gesetz eine Rangfolge<br />
vor, wonach primär die Masseforderungen,<br />
dann die Kosten<br />
des Abschöpfungsverfahrens<br />
und danach die Forderungen<br />
der Insolvenzgläubiger<br />
zu befriedigen sind.<br />
Nach § 203 Abs 3 IO hat der<br />
Treuhänder dem Gericht –<br />
und auf Aufforderung der<br />
SchuldnerInnen auch diesen –<br />
jährlich, nach Ablauf der<br />
Abtretungserklärung und bei<br />
Beendigung seiner Tätigkeit<br />
Rechnung zu legen.<br />
2.3. Nachträgliche Forderungsanmeldungen<br />
Gemäß § 207 IO hat der Treuhänder<br />
bei ihm nachträglich<br />
angemeldete Forderungen zu<br />
prüfen und diese bei Feststehen<br />
im Abschöpfungsverfahren<br />
zu berücksichtigen.<br />
2.4. Prüfung von Obliegen -<br />
heiten<br />
Grundsätzlich ist der Treuhänder<br />
nicht dazu verpflichtet,<br />
SchuldnerInnen hinsichtlich<br />
der Erfüllung von Obliegenheiten<br />
zu überwachen. Nach<br />
§ 203 Abs 2 IO kann das<br />
Gericht dem Treuhänder auf<br />
Antrag der Gläubigerversammlung<br />
zusätzlich die Aufgabe<br />
übertragen, durch angemessene<br />
Erhebungen zu prüfen, ob<br />
SchuldnerInnen die Obliegenheiten<br />
erfüllen. § 210a IO stellt<br />
eine Mindestkontrolle durch<br />
den Treuhänder sicher. Demnach<br />
muss der Treuhänder<br />
SchuldnerInnen auffordern,<br />
über die Arbeitssituation zu<br />
berichten, wenn auf dem<br />
Treuhandkonto wesentlich verminderte Beträge<br />
einlangen. Sofern SchuldnerInnen dem Treuhänder<br />
keine Auskunft erteilen, hat dies der Treuhänder<br />
dem Gericht zur weiteren Einvernahme<br />
der SchuldnerInnen mitzuteilen.<br />
2.5. Stellungnahmerecht<br />
Der Treuhänder hat ein Recht auf Stellungnahme<br />
zu Anträgen auf vorzeitige Einstellung des<br />
Abschöpfungsverfahrens wegen Obliegenheitsverletzung<br />
gemäß § 211 Abs 2 IO und zu Anträgen<br />
im Rahmen der Beendigung nach Ablauf der<br />
Abtretungserklärung mit einer Quote unter zehn<br />
Prozent (§ 213 Abs 5 IO).<br />
3. Schnittstellen Gericht / Treuhänder<br />
3.1. Allgemeines<br />
Mit Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />
beginnt die Tätigkeit des Treuhänders, wie sie<br />
das Gesetz bestimmt. Die Bestellung des Treuhänders<br />
führt zur Entlastung der Gerichte, deren<br />
Zuständigkeit für das Abschöpfungsverfahren<br />
allerdings aufrecht bleibt. Gesetzliche Regelungen<br />
und Fragestellungen aus der Praxis bedingen die<br />
Kooperation von Treuhänder und Gerichten.<br />
Generell ist die Bereitschaft zur Zusammenarbeit<br />
bei den Gerichten groß, weil auch sie an einer<br />
effizienten Abwicklung interessiert sind. Kooperation<br />
beschleunigt Verfahrensabläufe und Abstimmung<br />
und erzeugt dort Sicherheit, wo das Gesetz<br />
Interpretationsspielräume offen lässt.<br />
Im Folgenden werden einzelne Anknüpfungspunkte<br />
wie sie in zeitlicher Abfolge in Abschöpfungsverfahren<br />
auftreten, dargestellt:<br />
3.2 Schnittstelle Schuldenregulierungsverfahren<br />
a) Einleitung<br />
Gründe zum Informationsaustausch ergeben sich<br />
am Übergang vom Schuldenregulierungsverfahren<br />
zum Abschöpfungsverfahren. Der Treuhänder ist<br />
auf Informationen zu Insolvenzgläubigern und<br />
-forderungen und zu quotenrelevanten Vorgängen<br />
während des Schuldenregulierungsverfahrens<br />
angewiesen. Hier sind besonders Auskünfte zu<br />
vorausgegangenen Zahlungsplänen und damit<br />
verbunden Informationen zu anrechenbarer Frist<br />
und Quote (§ 198 IO) sowie Ergebnisse aus<br />
Bestreitungsprozessen nötig. Zudem ist der Treuhänder<br />
auf die Mitteilung offener Massekosten<br />
bzw. Restguthaben aus dem Schuldenregulierungsverfahren<br />
angewiesen, mit deren Weiterleitung<br />
er zu rechnen hat. Mittel zum Zweck sind<br />
hierbei Tagsatzungsprotokolle, Aufzeichnungen<br />
und Beschlüsse aus dem Schuldenregulierungsverfahren.<br />
Nötige Unterlagen werden bereits bei<br />
Einleitung bei den Gerichten angefordert, offene<br />
Fragen einer Klärung zugeführt. Umgekehrt<br />
benötigen Gerichte Angaben zu eingerichteten<br />
Treuhandkonten (Kontoverbindung, etc.) und<br />
zuständigen SachbearbeiterInnen. Die asb als<br />
Treuhänder teilt den Gerichten<br />
diese Daten mit einem Erstinformationsschreiben<br />
mit.<br />
b) Vertragliches Pfandrecht<br />
Einen besonderen Grund zur<br />
Kooperation stellen vertragliche<br />
Pfandrechte am Einkommen<br />
von SchuldnerInnen dar,<br />
über deren tatsächliche Geltendmachung<br />
im Schuldenregulierungsverfahren<br />
oft noch<br />
im Abschöpfungsverfahren<br />
Unklarheit herrscht. Vertragliche<br />
Pfandrechte nach § 12a IO<br />
sind gemäß § 113a IO schriftlich<br />
oder mündlich <strong>beim</strong><br />
Insolvenzgericht zu Protokoll<br />
zu geben. Sie erlöschen, wenn<br />
sie nicht bis zur Abstimmung<br />
über einen Zahlungsplan geltend<br />
gemacht worden sind.<br />
§ 113a IO wurde mit der Konkursordnungsnovelle<br />
2002<br />
geschaffen um sicherzustellen,<br />
dass spätestens zu diesem<br />
Zeitpunkt Klarheit darüber<br />
herrscht, ob bzw. inwieweit<br />
das pfändbare Einkommen<br />
von SchuldnerInnen zur Erfüllung<br />
des Zahlungsplans und<br />
damit zur gemeinsamen<br />
Befriedigung der Insolvenzgläubiger<br />
zur Verfügung steht.<br />
Für das Abschöpfungsverfahren<br />
spielt das Vorliegen eines<br />
vertraglichen Pfandrechts eine<br />
bedeutende Rolle. Davon ist<br />
abhängig, ob das pfändbare<br />
Einkommen in den ersten beiden<br />
Jahren nach Insolvenzeröffnung<br />
auf die Quote angerechnet<br />
werden kann. Besteht<br />
hier Unsicherheit, ist laut<br />
OGH keine Entscheidung des<br />
Insolvenzgerichts vorgesehen.<br />
Entgegen seiner Auffassung in<br />
der Entscheidung 8 Ob 4/04b<br />
führt der OGH in der Entscheidung<br />
8 Ob 107/06b aus,<br />
das Insolvenzgericht habe<br />
keine Kompetenz zur<br />
beschlussmäßigen Feststellung<br />
von Aus- oder Absonderungsrechten<br />
im Sinn des § 113a IO.<br />
Mag diese Auffassung rechtlich<br />
nachvollziehbar sein, so<br />
ist sie für die Praxis nicht<br />
tauglich, zumal Prozesse selten<br />
angestrengt werden. In<br />
der Praxis muss in einem Aus-<br />
35
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
tausch zwischen Treuhänder,<br />
Gericht und Drittschuldner<br />
ermittelt werden, ob von<br />
einem Vorliegen eines vertraglichen<br />
Pfandrechts ausgegangen<br />
werden kann und meist<br />
besteht auch danach noch<br />
keine Sicherheit. Wird fälschlicherweise<br />
davon ausgegangen,<br />
dass kein vertragliches<br />
Pfandrecht besteht, liegt die<br />
Haftung <strong>beim</strong> Drittschuldner,<br />
wenn gepfändete Beträge<br />
nicht zum Vertragspfandgläubiger<br />
gelangen.<br />
3.3. Schnittstelle Obliegenheiten<br />
von SchuldnerInnen<br />
Aus SchuldnerInnenperspektive<br />
ist § 210 IO die zentrale<br />
Norm. Aus ihr ergeben sich<br />
zahlreiche Anlässe zur Kooperation<br />
zwischen Gerichten und<br />
Treuhänder.<br />
Nach § 210 Z 3 und 5 IO müssen<br />
SchuldnerInnen Gerichten<br />
und Treuhänder jeden Wechsel<br />
des Wohnsitzes oder des<br />
Drittschuldners anzeigen und<br />
auf Verlangen über ihre<br />
Erwerbstätigkeit, ihr Bemühen<br />
um eine solche, ihr Einkommen<br />
und allfälliges Vermögen<br />
Auskunft erteilen. Da nicht<br />
immer davon auszugehen ist,<br />
dass SchuldnerInnen Gericht<br />
sowie Treuhänder informieren,<br />
ist es übliche und förderliche<br />
Praxis der Gerichte,<br />
Informationen von SchuldnerInnen<br />
an den Treuhänder<br />
weiterzuleiten. Umgekehrt ist<br />
eine Information der Gerichte<br />
durch den Treuhänder nicht<br />
erforderlich, da es zu seinen<br />
Pflichten zählt, Drittschuldner<br />
von der Abtretung zu informieren<br />
und SchuldnerInnen<br />
zu kontaktieren, wenn diese<br />
Einkommens- oder Wohnsitzdaten<br />
nicht bekannt geben.<br />
Das Gericht ist erst einzuschalten,<br />
wenn SchuldnerInnen<br />
ihren Mitwirkungspflichten<br />
offensichtlich nicht nachkommen.<br />
Zur Überwachung von<br />
SchuldnerInnen besteht für<br />
den Treuhänder kein Auftrag.<br />
36<br />
Die asb als Treuhänder interveniert allerdings<br />
immer, wenn Verletzungen von Mitwirkungspflichten<br />
zu vermuten sind. Interventionen finden<br />
im angemessenen Ausmaß statt. Um beispielsweise<br />
Obliegenheitsverletzungen durch<br />
Nichteinmeldung neuer Drittschuldner zu vermeiden,<br />
ist es Standard, SchuldnerInnen in<br />
bestimmten Intervallen zur Einkommenssituation<br />
zu befragen und die Einmeldungen zu beobachten.<br />
§ 210a Abs 1 IO sieht zudem vor,<br />
SchuldnerInnen bei wesentlicher Verminderung<br />
der aufgrund der Abtretung einlangenden Beträge<br />
zu befragen. Die Gerichte werden grundsätzlich<br />
über die Befragungsergebnisse informiert.<br />
Aus dem Gesetz ergibt sich eine Einschaltung<br />
der Gerichte zudem verpflichtend für den Fall<br />
der Verletzung von Auskunftspflichten durch<br />
SchuldnerInnen. Hier ist nach § 210a Abs 2 IO<br />
eine gerichtliche Einvernahme über Mitteilung<br />
des Treuhänders vorgesehen.<br />
Wo Drittschuldner dafür verantwortlich sind, dass<br />
abgetretenes Einkommen nicht in die Abschöpfungsmasse<br />
gelangt, setzt die asb als Treuhänder<br />
alles daran, dass Fehlbeträge ausgeglichen werden,<br />
notfalls auch über Androhung und Erhebung<br />
von Drittschuldnerklagen.<br />
Sofern dem Treuhänder Wohnadressen von<br />
SchuldnerInnen nicht bekannt sind, ist eine Ausforschung<br />
meist nur über gerichtliche Meldeabfrage<br />
möglich. Ist die asb Treuhänder, ist es Praxis,<br />
Gerichte um diese Abfrage zu ersuchen, um<br />
unnötige Verfahrenseinstellungen aufgrund nicht<br />
gemeldeter Wohnsitzänderungen zu verhindern.<br />
Fehlende Wohnadressen werden auch bei der<br />
von der asb jährlich freiwillig zugesandten Rechnungslegung<br />
an die SchuldnerInnen evident.<br />
Auch aus der Pflicht zur Herausgabe geschenkten<br />
oder geerbten Vermögens (§ 210 Abs 1 Z2 IO)<br />
kann sich die Notwendigkeit zur Einschaltung der<br />
Gerichte ergeben. Keine Schwierigkeit macht die<br />
Umsetzung bei geerbtem Barvermögen. Anders<br />
stellt sich die Situation bei Erbe unbeweglichen<br />
Vermögens dar. Zumeist sind Liegenschaften<br />
schon aufgrund ihrer Lage oder auf ihnen lastenden<br />
Rechten (Wohn- und Pfandrechte, etc.) nur<br />
schwer veräußerlich. Dazu herrscht oft Unklarheit<br />
über den Wert von Liegenschaften oder von<br />
Anteilen an diesen. Hier stellt sich die Frage, ob<br />
kostenintensive Schätzungen vorgenommen werden<br />
sollen bzw. in wessen Zuständigkeit die Verwertung<br />
liegt. Das Gesetz sagt diesbezüglich<br />
nichts aus. Da das Erbe anders als der pfändbare<br />
Teil der Forderungen gegenüber Drittschuldnern<br />
aber nicht der Abtretung an den Treuhänder<br />
unterliegt, ist die Verwertung eine Obliegenheit<br />
der SchuldnerInnen. Die Aufgabe des Treuhänders<br />
liegt darin, SchuldnerInnen anzuleiten und<br />
Gerichte über die Fortschritte zu informieren<br />
oder entsprechende Aufträge einzuholen. Mitun-<br />
ter haben Gerichte auch schon<br />
selbst Verwertungen durchgeführt.<br />
Oft besteht Unklarheit darüber,<br />
ob Zuwendungen an SchuldnerInnen<br />
der Pfändung unterliegen.<br />
Eine Entscheidungskompetenz<br />
der Gerichte darüber,<br />
ob Vermögen in die<br />
Abschöpfungsmasse fällt,<br />
wurde vom OGH verneint.<br />
Der OGH ließ die Möglichkeit<br />
des Treuhänders, eine Weisung<br />
zu beantragen, offen.<br />
Eine solche wurde anderorts<br />
erstinstanzlich abgelehnt, weil<br />
eine Weisung wiederum eine<br />
Entscheidung des Gerichts notwendig<br />
mache. Zusammengefasst<br />
liegt es damit in der<br />
Sphäre von SchuldnerInnen zu<br />
entscheiden, ob Vermögen<br />
herauszugeben ist beziehungsweise<br />
Zuwendungen der Pfändung<br />
unterliegen oder nicht.<br />
Wenn sich SchuldnerInnen<br />
falsch entscheiden, riskieren<br />
sie die Einstellung ihrer Verfahren.<br />
In der Praxis bleibt<br />
eine hohe Rechtsunsicherheit.<br />
Im Zweifel wird der angefragte<br />
Treuhänder SchuldnerInnen<br />
zur Vermeidung von Obliegenheitsverletzungen<br />
empfehlen,<br />
derartiges Vermögen in die<br />
Abschöpfungsmasse zu geben.<br />
3.4. Schnittstelle (vorzeitige)<br />
Einstellung/Beendigung<br />
Die vorzeitige Einstellung des<br />
Abschöpfungsverfahrens<br />
wegen Obliegenheitsverletzung<br />
erfolgt über Antrag eines<br />
Insolvenzgläubigers. Für die<br />
vorzeitige Einstellung nach<br />
§§ 210a Abs 3 und 211 Abs 2<br />
und 3 IO sieht das Gesetz<br />
Amtswegigkeit vor. Beide Varianten<br />
verpflichten das Gericht<br />
zum Tätigwerden. Der Treuhänder<br />
hat nach § 211 Abs 2<br />
IO ein Recht zur Stellungnahme<br />
zu Gläubigeranträgen. Die<br />
asb als Treuhänder gibt Stellungnahmen<br />
zu Einstellungsanträgen<br />
auf Basis des Verhaltens<br />
der SchuldnerInnen im<br />
Verfahren und aller vorliegenden<br />
Informationen ab. Ob<br />
sich SchuldnerInnen um eine
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
angemessene Erwerbstätigkeit<br />
bemüht haben, obliegt nicht<br />
der Prüfung durch den Treuhänder.<br />
Dieser kann nur prüfen,<br />
ob ihm durchgehende<br />
Information zu Arbeits- und<br />
Einkommenssituation vorliegen<br />
und Stellungnahmen vor<br />
diesem Aspekt abgeben. Die<br />
rechtliche Interpretation<br />
obliegt dem Gericht.<br />
Bei vorzeitiger Beendigung<br />
eines Abschöpfungsverfahrens<br />
nach mindestens dreijähriger<br />
Laufzeit der Abtretungserklärung<br />
sowie nach sieben Jahren<br />
liegt die Zuständigkeit zur<br />
Beschlussfassung bei den<br />
Gerichten. Die asb als Treuhänder<br />
hat für alle Arten der<br />
Beendigung Ablaufmodelle<br />
entwickelt, auf die im Folgenden<br />
eingegangen wird:<br />
§ 213 Abs 1 Z1 IO sieht bei<br />
einer Quote über fünfzig Prozent<br />
und einer Laufzeit von<br />
mindestens drei Jahren eine<br />
amtswegige Beendigung vor.<br />
Die asb als Treuhänder fragt<br />
monatlich die Datenbank auf<br />
Erfüllung beider Erfordernisse<br />
ab und nimmt gegebenenfalls<br />
eine Verteilung der Treuhandgelder<br />
vor. Gleichzeitig ergeht<br />
ein Ersuchen an das Gericht,<br />
Verfahren vorzeitig zu beenden.<br />
Die Information darüber<br />
und die Verantwortung für die<br />
Abrechnung liegen ausschließlich<br />
<strong>beim</strong> Treuhänder und<br />
sind im Interesse der SchuldnerInnen<br />
wie der Gläubiger,<br />
denen eine nicht verzögerte<br />
Ausschüttung zusteht.<br />
§ 213 Abs 1 Z2 IO sieht eine<br />
Beendigung von amts wegen<br />
vor, wenn nach Ablauf der<br />
Abtretungserklärung eine<br />
Quote von zumindest zehn<br />
Prozent erreicht ist. Der Treuhänder<br />
rechnet nach Ablauf<br />
der Abschöpfungsdauer stichtagsgenau<br />
ab und ersucht das<br />
Gericht um Beendigung des<br />
Verfahrens.<br />
Bei einer Quote unter zehn<br />
Prozent stehen über Antrag<br />
von SchuldnerInnen mehrere Optionen zur Beendigung<br />
offen (§ 213 Abs 2 bis 4 IO). Auch für<br />
dieses Szenario stellt die asb als Treuhänder ein<br />
spezielles Servicemodell bereit: sowohl ein Jahr<br />
als auch noch einmal drei Monate vor Ablauf der<br />
Abtretungserklärung werden SchuldnerInnen,<br />
deren Quote unter zehn Prozent liegt, darauf hingewiesen,<br />
dass ihre Restschuldbefreiung gefährdet<br />
ist. SchuldnerInnen wird im Zuge dieses<br />
„Frühwarnsystems“ der Fehlbetrag auf zehn Prozent<br />
mitgeteilt. Wenn ein Beratungsverhältnis zu<br />
einer Schuldenberatung vorliegt, wird auch diese<br />
informiert, um aktivierend auf SchuldnerInnen<br />
einwirken zu können. Die Erfahrungen zeigen,<br />
dass damit in vielen Fällen sowohl Gläubiger als<br />
auch SchuldnerInnen einen wesentlichen Nutzen<br />
ziehen.<br />
Im Falle von Billigkeitsanträgen hat der Treuhänder<br />
ein Recht zur Stellungnahme (§ 213 Abs 5<br />
IO). Die asb als Treuhänder berücksichtigt bei<br />
ihrer Stellungnahme insbesondere, ob sich<br />
SchuldnerInnen während der Abschöpfungsphase<br />
obliegenheitskonform verhalten haben. Das ist<br />
dann der Fall, wenn SchuldnerInnen lückenlos<br />
Änderungen ihrer Einkommens- und ihrer Wohnverhältnisse<br />
gemeldet, einen allfälligen Vermögenserwerb<br />
bekannt gegeben und für dessen Einbringung<br />
in die Abschöpfungsmasse gesorgt<br />
haben.<br />
3.5. Sonstige Schnittstellen<br />
a) Schnittstelle Antrag auf Zusammenrechnung<br />
§ 205 IO normiert die Legitimation des Treuhänders,<br />
Zusammenrechnungsanträge bei Gericht zu<br />
stellen. In der Praxis ist auch der Treuhänder derjenige,<br />
der im Abschöpfungsverfahren diesbezügliche<br />
Anträge stellt, weil gleichsam legitimierte<br />
SchuldnerInnen und Insolvenzgläubiger erfahrungsgemäß<br />
keine entsprechenden Schritte setzen.<br />
§ 205 Abs 2 IO legt die Zustellung von<br />
Zusammenrechnungsbeschlüssen an den Treuhänder<br />
fest. Vereinzelt tragen Gerichte dem Treuhänder<br />
Nachweise über das Einkommen von<br />
SchuldnerInnen auf. Diese liegen dem Treuhänder<br />
zumeist nicht vor. Nachforschungen durch<br />
Einholung von Einkommensnachweisen bei Drittschuldnern<br />
sprengen den Wirkungskreis des<br />
Treuhänders und sind daher eher der amtswegigen<br />
Ermittlung zumutbar.<br />
b) Schnittstelle Insolvenzforderungen<br />
Der Treuhänder informiert das Gericht, wenn<br />
sich Änderungen bei den Insolvenzforderungen<br />
und damit verbunden Auswirkungen auf Quoten<br />
ergeben. Dies kann sein, wenn Forderungen<br />
nach § 207 IO nachträglich angemeldet werden,<br />
wenn Forderungen aufgrund BürgInnenzahlungen,<br />
Zahlungen Dritter oder Gläubigerbedienung<br />
nach Erlöschen vertraglicher Pfandrechte einzu-<br />
schränken sind oder wegfallen.<br />
c) Schnittstelle Zustellung<br />
von Beschlüssen<br />
Für den Fall der Einleitung,<br />
der Einstellung und der Beendigung<br />
des Abschöpfungsverfahrens<br />
sieht das Gesetz keine<br />
Beschlusszustellung an den<br />
Treuhänder vor, vielmehr eine<br />
öffentliche Bekanntmachung<br />
(§§ 200 Abs 4, 211 Abs 4 und<br />
213 Abs 6 IO). In der Praxis<br />
werden die Beschlüsse fast<br />
ausnahmslos auch dem Treuhänder<br />
zugestellt, was aus<br />
Gründen der Rechtssicherheit<br />
zu begrüßen ist. Trotzdem<br />
beobachtet die asb als Treuhänder<br />
laufend die Einträge in<br />
der Insolvenzdatei.<br />
d) Schnittstelle jährliche<br />
Rechnungslegung<br />
Treuhänder haben den<br />
Gerichten jährlich, nach<br />
Ablauf der Abtretungserklärung<br />
und bei Beendigung<br />
ihrer Tätigkeit Rechnung zu<br />
legen (§ 203 Abs 3 IO). In der<br />
Praxis hat sich die Verteilung<br />
am Beginn des Kalenderjahres<br />
als Zeitpunkt für die jährliche<br />
Rechnungslegung etabliert<br />
und bewährt. Im Zuge der<br />
Verteilung kann der Treuhänder<br />
Konten auf Richtigkeit<br />
und Vollständigkeit prüfen<br />
und können Auffälligkeiten<br />
bezüglich der Erfüllung von<br />
Mitwirkungspflichten aufgezeigt<br />
werden. Gerichte bestätigen<br />
den Eingang und/oder die<br />
Richtigkeit der Rechnungslegung<br />
und Verrechnung der<br />
Treuhandvergütung häufig mit<br />
Beschluss.<br />
Das Gesetz sieht eine Übermittlung<br />
der Rechnungslegung<br />
an SchuldnerInnen über deren<br />
Aufforderung vor. Die asb als<br />
Treuhänder stellt SchuldnerInnen<br />
ohne Aufforderung einmal<br />
jährlich automatisiert eine<br />
Rechnungen zu, weil es Sinn<br />
macht, sie über Quote und<br />
Bewegungen auf den Treuhandkonten<br />
zu informieren.<br />
SchuldnerInnen sind die einzi-<br />
37
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
gen Verfahrensbeteiligten, die<br />
zum Beispiel anhand der<br />
Lohnzettel den korrekten<br />
Abzug der pfändbaren Beträge<br />
durch den Drittschuldner und<br />
die entsprechenden Eingänge<br />
auf dem Treuhandkonto überprüfen<br />
können. Gleichzeitig<br />
hat die Übermittlung den Vorteil,<br />
dass anhand nicht zustellbarer<br />
Rechnungslegungen aufkommt,<br />
ob Adressen aktuell<br />
sind.<br />
e) Schnittstelle Treuhandvergütung<br />
Grundsätzlich behält die asb<br />
als Treuhänder die Vergütung<br />
laufend aus den auf dem<br />
Treuhandkonto eingehenden<br />
Beträgen ein. Somit kommt es<br />
vor, dass die Treuhandvergütung<br />
mangels Eingängen auf<br />
dem Treuhandkonto (teilweise)<br />
offen bleibt. In den Fällen<br />
einer Insolvenzeröffnung nach<br />
§ 183 IO steht dem Treuhänder<br />
ein Antrag nach §§ 184<br />
iVm 125 IO offen, dass diese<br />
aus Amtsgeldern beglichen<br />
werden. Daraus ergibt sich<br />
nach Beendigung des<br />
Abschöpfungsverfahrens die<br />
Zuständigkeit zur Beschlussfassung<br />
durch das Gericht.<br />
Eine Reservierung der (Mindest-)Treuhandvergütung<br />
für<br />
die Gesamtlaufzeit des<br />
Abschöpfungsverfahrens<br />
schon zu dessen Beginn ist<br />
nicht vorgesehen.<br />
4. Die Position der ASB<br />
Schuldnerberatungen<br />
GmbH als Treuhänder<br />
Die vor zwanzig Jahren als<br />
Dachorganisation der staatlich<br />
anerkannten Schuldenberatungen<br />
in Österreich gegründete<br />
ASB Schuldnerberatungen<br />
GmbH, ist seit Einführung des<br />
Privatkonkurses 1995 als Treuhänder<br />
tätig. Sie wird derzeit<br />
österreichweit in mehr als<br />
jedem zweiten Abschöpfungsverfahren<br />
bestellt. Die asb hat<br />
als Treuhänder die Funktion<br />
die gesetzlichen Aufgaben zu<br />
erfüllen. Sie agiert weder im<br />
Interesse von SchuldnerInnen<br />
38<br />
noch von Gläubigern, sie fördert aber für alle<br />
Verfahrensbeteiligten zufriedenstellende Ergebnisse,<br />
wie sie im Gesetz vorgeschrieben sind. In keinem<br />
Fall tritt der Treuhänder als Interessenvertreter<br />
von SchuldnerInnen oder von Gläubigern auf.<br />
Auch bei jenen Verfahren, in denen SchuldnerInnen<br />
von staatlich anerkannten Beratungsstellen<br />
vertreten worden sind, ist keine Interessenskollision<br />
gegeben. Die vertretenden Einrichtungen<br />
sind selbständige, unabhängige Organisationen.<br />
Von einer Unbefangenheit und datenschutzrechtlichen<br />
Selbständigkeit der asb als Treuhänder ist<br />
daher auszugehen. Als Dachorganisation koordiniert<br />
die asb zwar die gemeinsamen Interessen<br />
der Schuldenberatungen, mit konkreten Treuhandabwicklungen<br />
haben diese jedoch nichts zu<br />
tun. Darüber hinaus ist die asb gesetzlich auch<br />
dazu verpflichtet, staatlich anerkannte Schuldenberatungen<br />
hinsichtlich des Einhaltens der Bevorrechtungskriterien<br />
zu überwachen.<br />
Der Vorteil der asb als Treuhänder liegt nichtsdestotrotz<br />
darin, dass die faktische Nähe zu<br />
Schuldenberatungen sich in der Kommunikation<br />
mit den VertreterInnen der SchuldnerInnen positiv<br />
auf die Verfahren auswirkt.<br />
Vertretung oder Betreuung durch eine Schuldenberatungsstelle<br />
bedeuten aus Sicht der asb als<br />
Treuhänder Effizienzsteigerung bei gleichzeitig<br />
besseren Ergebnissen im Abschöpfungsverfahren.<br />
Mehr als 60 % der Schuldenregulierungsverfahren<br />
werden von Schuldenberatungen begleitet. SchuldenberaterInnen<br />
sind in der Regel näher an<br />
KlientInnen als Treuhänder. Sie können eingreifen,<br />
wenn SchuldnerInnen aufgrund schwieriger<br />
Lebenssituationen nicht alleine in der Lage sind,<br />
Mitwirkungspflichten einzuhalten oder wenn<br />
Unsicherheiten über Rechte und Pflichten im<br />
Abschöpfungsverfahren bestehen. Rückfragen<br />
zwischen Schuldenberatung und Treuhänder<br />
erweisen sich als hilfreiches Instrument, um<br />
SchuldnerInnen im Krisenfall schnell zu erreichen,<br />
zu motivieren und einen reibungslosen<br />
Ablauf zu sichern.<br />
5. Vorschläge zur Verfahrens optimierung<br />
Wiewohl sich die Abwicklung von Abschöpfungsverfahren<br />
gut eingespielt hat und die Kommunikation<br />
zwischen der asb als Treuhänder und den<br />
Gerichten zu guten Ergebnissen führt, gibt es<br />
auch noch Möglichkeiten weiterer Optimierung<br />
in der Praxis oder durch den Gesetzgeber.<br />
Diese bestehen zum einen im Umfeld der Obliegenheiten<br />
beziehungsweise der Auskunftspflicht<br />
von SchuldnerInnen (siehe Kapitel 3.3 Schnittstelle<br />
Obliegenheiten von SchuldnerInnen). Hier<br />
würde sich eine Konzentration der Auskunftspflicht<br />
<strong>beim</strong> Treuhänder empfehlen. SchuldnerIn-<br />
nen sollten Auskünfte nach<br />
§ 210 IO nur noch dem Treuhänder<br />
erteilen müssen. Die<br />
Gerichte könnten dann die<br />
Daten auf Anfrage <strong>beim</strong> Treuhänder<br />
einholen beziehungsweise<br />
könnte sie der Treuhänder<br />
einmal jährlich im Rahmen<br />
der Rechnungslegung gesammelt<br />
dem Gericht zukommen<br />
lassen, damit sie dem Gericht<br />
und den Gläubigern zur Verfügung<br />
stehen.<br />
Zum anderen könnte der Verfahrensaufwand<br />
im Rahmen<br />
der Genehmigung der jährlich<br />
vorzulegenden Rechnungslegung<br />
vermieden werden.<br />
Gerichte genehmigen Rechnungslegungen<br />
oft mit<br />
Beschluss. Hier plädiert die<br />
asb für einen Verzicht auf<br />
Bestätigungsbeschlüsse.<br />
Gerichte müssten nur im Falle<br />
von Unklarheiten oder Verständnisfragen<br />
in Bezug auf<br />
Kontobewegungen, Forderungshöhen,<br />
Berechnung der<br />
Treuhandvergütung, etc. aktiv<br />
werden.<br />
Eine Ausforschung von<br />
SchuldnerInnenadressen über<br />
eine Abfrage <strong>beim</strong> Zentralen<br />
Melderegister ist nur über die<br />
Gerichte möglich. Sofern es<br />
dem Treuhänder trotz angemessener<br />
Bemühungen nicht<br />
möglich ist, Adressen in Erfahrung<br />
zu bringen, sollte er ein<br />
Recht auf eine Meldeabfrage<br />
durch die Gerichte haben.<br />
Eine enge Zusammenarbeit<br />
und reger Fachaustausch fördert<br />
den Umgang mit schwierigen<br />
Fragestellungen nicht<br />
zuletzt dort, wo die oberstgerichtliche<br />
Judikatur Insolvenzgerichten<br />
die Zuständigkeit<br />
zur Entscheidung abspricht.<br />
Vor diesem Hintergrund<br />
möchte und wird die ASB<br />
Schuldnerberatungen GmbH<br />
an den hilfreichen Kontakten<br />
zu RechtspflegerInnen in der<br />
Praxis und im allgemeinen<br />
Austausch festhalten.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
Rechtsmittel entscheidungen<br />
I<br />
in Zivilprozess-, Exekutions- und Insolvenzsachen,<br />
RpflSlgE 2011/130<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
9.6.2011, 46 R 248/11b<br />
Auf den Schuldner sind bei<br />
Eigenverwaltung all jene Vorschriften<br />
sinngemäß anzuwenden,<br />
die im Insolvenzverfahren<br />
gewöhnlich den Insolvenzverwalter<br />
treffen, wobei<br />
die Doppelstellung des<br />
Schuldners als Verwaltungsorgan<br />
und Gemeinschuldner<br />
sachgerecht zu berücksichtigen<br />
ist. In diesem Zusammenhang<br />
ist aber auf die Überwachungs-<br />
und Weisungsbefugnis<br />
des Gerichtes hinzuweisen<br />
(vgl. 8 Ob 23/09d). Zur Frage<br />
der Verwertung von Ansprüchen<br />
aus einer Lebensversicherung,<br />
bei der auch die Mitwirkung<br />
des Versicherers notwendig<br />
ist bzw. ob eine<br />
grundsätzliche Zuständigkeit<br />
des Insolvenzgerichtes, bei<br />
Eigenverwaltung des Schuldners<br />
im Schuldenregulierungsverfahren<br />
selbst Lebensversicherungsverträgeaufzukündigen,<br />
besteht (siehe hiezu<br />
Kodek RZ 233, Mohr in<br />
Konecny/Schubert RZ 2 zu<br />
§ 187 KO, Mohr aaO RZ 8 zu<br />
§ 190 KO).<br />
RpflSlgE 2011/132<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
27.6.2011, 46 R 538/10y<br />
In einem Antrag auf Herabsetzung<br />
des Existenzminimums<br />
ist der betreibende Gläubiger<br />
nicht verpflichtet, einen<br />
bestimmten Betrag zu nennen,<br />
um welchen die Herabsetzung erfolgen soll, er<br />
hat jedoch konkrete Behauptungen zu den Verhältnissen<br />
des Verpflichteten aufzustellen (Oberhammer<br />
in Angst EO² RZ 6 zu § 292 c EO).<br />
(Anm.: Die betreibende Partei hat lediglich die<br />
„angemessene Herabsetzung des unpfändbaren<br />
Betrages“ begehrt, ist jedoch von einem monatlichen<br />
Trinkgeld des Verpflichteten von EUR 500,-als<br />
Taxifahrer ausgegangen, der monatliche Nettobezug<br />
des Verpflichteten beträgt laut Angaben<br />
des Drittschuldners EUR 771,75).<br />
RpflSlgE 2011/135<br />
LG f. ZRS Wien vom 29.6.2011, 47 R 200/11a<br />
Taugliches Exekutionsobjekt im Sinne des § 331<br />
EO sind Vermögensrechte des Erben, die dieser<br />
mit der Abgabe seiner Erbserklärung (nunmehr<br />
gem. § 157 AußStrG Erbantrittserklärung) erworben<br />
hat, als Gesamtrecht, d.h. es ist erst der sich<br />
im Zuge der Verlassenschaftsabhandlung ergebende<br />
Anspruch des Erben pfändbar (Oberhammer<br />
in Angst EO² § 331 RZ 65). Gem. § 159 Abs 2<br />
AußStrG ist auch die Erbquote anzugeben, wenn<br />
diese im Zeitpunkt der Erklärung möglich ist,<br />
eine wirksame Erbantrittserklärung hängt von der<br />
Angabe einer Erbquote nicht ab.<br />
RpflSlgE 2011/139<br />
LG f. ZRS Wien vom 14.7.2011, 47 R 224/11f<br />
Eine auf § 292i EO (Exekution auf geschütztes<br />
Konto des Verpflichteten) gestützte Einstellung<br />
der Exekution nach § 39 Abs 1 Z 2 EO ist keiner<br />
der in § 75 EO (Kostenaberkennung) genannten<br />
Gründe, weshalb für eine Aberkennung der Kosten<br />
ein Verschulden des betreibenden Gläubigers<br />
erforderlich ist. Dem Einstellungsantrag des Verpflichteten<br />
ist nicht zu entnehmen, dass der<br />
Betreibende wusste, dass es sich bei dem gegenständlichen<br />
Konto um das Pensionskonto des<br />
Verpflichteten handelt und abgesehen von Pensionszahlungen<br />
keine Zahlungen auf dem Konto<br />
eingehen. Mangels entsprechenden Vorbringens<br />
des (behauptungspflichtigen) Verpflichteten kann<br />
ADir. i. R. Reg.-Rat Alfred Trautmann<br />
von keinem Verschulden des<br />
Betreibenden ausgegangen<br />
werden.<br />
RpflSlgE 2011/140<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
19.7.2011, 47 R 272/11i<br />
Der Antrag auf Durchführung<br />
des Abschöpfungsverfahrens<br />
ist nur aus den in § 201 Abs 1<br />
IO angeführten Gründen und<br />
nur auf Antrag eines Insolvenzgläubigers<br />
(§ 201 Abs 2<br />
IO) abzuweisen. Die Abtretungserklärung<br />
ist ein notwendiger<br />
Inhalt des Antrags auf<br />
Einleitung des Abschöpfungsverfahrens<br />
(Mohr in<br />
Konecny/Schubert § 199 KO<br />
RZ 8, Kodek Privatkonkurs<br />
RZ 517). Ihr Fehlen ist nicht<br />
verbesserbar, da ein inhaltlicher<br />
Mangel vorliege (Mohr).<br />
Nach Kodek ist bei Fehlen der<br />
Abtretungserklärung ein Verbesserungsverfahreneinzuleiten<br />
und im Falle dessen<br />
Erfolglosigkeit der Antrag<br />
abzuweisen.<br />
RpflSlgE 2011/142<br />
LG Feldkirch vom<br />
20.10.2011, 3 R 300/11g<br />
Gem. § 16 Abs 2 Z 6 RpflG<br />
sind Entscheidungen, bei<br />
denen ausländisches Recht<br />
anzuwenden ist, stets dem<br />
Richter vorbehalten. Für das<br />
Wirksamwerden des Richtervorbehalts<br />
nach dieser Gesetzesstelle<br />
reicht es aus, dass die<br />
Notwendigkeit der Berücksichtigung<br />
einer ausländischen<br />
39
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Rechtsvorschrift zumindest in<br />
Betracht kommt (RIS-Justiz RS<br />
0125906). Da bei der Entscheidung<br />
über den von der betreibenden<br />
Partei gestellten<br />
Zusammenrechnungsantrag<br />
nach § 292 EO (hier:) liechtensteinsches<br />
Recht zu berücksichtigen<br />
ist, ist der von der<br />
Rechtspflegerin erlassene<br />
Beschluss nach § 477 Abs 2<br />
Z 1 ZPO iVm 78 EO nichtig.<br />
RpflSlgE 2011/146<br />
LG Linz vom 5.10.2011, 14 R<br />
166/11x<br />
Vor der Entscheidung des<br />
Gerichts über einen Antrag<br />
nach § 292k Abs 1 Z 1 EO<br />
(= ob bei der Berechnung des<br />
unpfändbaren Freibetrags<br />
Unterhaltspflichten zu berücksichtigen<br />
sind) ist sämtlichen<br />
davon möglicherweise betroffenen<br />
Beteiligten, insbesonders<br />
aber den Unterhaltsberechtigten<br />
ausreichend rechtliches<br />
Gehör zu gewähren. Die<br />
bloße Zustellung des über<br />
einen derartigen Antrag ergehenden<br />
Beschlusses an den<br />
(potentiell) Unterhaltsberechtigten<br />
reicht dazu nicht, weil<br />
auch im Exekutionsverfahren<br />
für den Rekurs das Neuerungsverbot<br />
gilt (vgl. RIS-Justiz<br />
RS0002371). (Zur Frage der<br />
Feststellung und Rekurslegitimation<br />
der Unterhaltsberechtigten,<br />
der Abgrenzung der<br />
§ 292b Z 2 und § 292k Abs 1<br />
Z 1 EO und Kriterien für die<br />
Beschlussfassung nach § 292k<br />
Abs 1 Z 1 EO).<br />
RpflSlgE 2011/148<br />
LG Wels vom 28.9.2011,<br />
22 R 218/11g<br />
Für eine Klage auf Rückzahlung<br />
des vom Kläger bezahlten<br />
Kaufpreises (Geltendmachung<br />
eines bereicherungsrechtlichenRückabwicklungsanspruches<br />
wegen Wegfall des<br />
rechtlichen Grundes gem.<br />
§ 1435 ABGB (vgl. RIS-Justiz<br />
RS0029403, RS0033573 und<br />
RS0086350) stehen dem Kläger<br />
Kosten nach TP 3 RATG zu.<br />
40<br />
Da Bereicherungsklagen weder in der taxativen<br />
Aufzählung der TP 2.1.1 lit b RATG erwähnt werden<br />
noch bei einem „vorsichtig erweiternden Verständnis“<br />
dieser Bestimmung (vgl. Obermeier<br />
Kostenhandbuch² RZ 654 mwN) unter einer der<br />
dort angeführten Klagstypen subsumiert werden<br />
können, sondern diesen überhaupt nicht rechtsähnlich<br />
sind, sind solche Klagen daher nach<br />
TP 3A RATG zu honorieren.<br />
RpflSlgE 2012/1<br />
OGH vom 7.9.2011, 7 Ob 138/11m<br />
Die §§ 108g ff EStG sind nicht bloß steuerrechtliche<br />
Regelungen, sondern beschränken die Verfügungsmöglichkeiten<br />
des steuerpflichtigen Versicherungsnehmers<br />
über seine Ansprüche aus im<br />
Rahmen der prämienbegünstigten Zukunftsvorsorge<br />
geleisteten Lebensversicherungsprämien.<br />
Prämienbegünstigte Zukunftsvorsorge ist nicht<br />
kündbar (ecolex 2011/430).<br />
RpflSlgE 2012/2<br />
OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 164/11f<br />
Der Erlag nach § 307 EO bleibt im Allgemeinen<br />
ohne Einfluss auf die materiell-rechtliche Stellung<br />
des Verpflichteten und der sonstigen Beteiligten,<br />
weshalb sie die Annahme des vom Drittschuldner<br />
erlegten Betrages zu Gericht nicht mit Rekurs<br />
bekämpfen können. Das liegt darin begründet,<br />
dass der Erlag (nur) schuldbefreiend für den<br />
Drittschuldner wirkt, wenn die Voraussetzungen<br />
des § 307 Abs 1 EO vorliegen. Der betreibende<br />
Gläubiger kann den Drittschuldner auf Zahlung<br />
klagen, wenn die Voraussetzungen eines Erlags<br />
nicht vorliegen. Zur weiteren Frage der Exekution<br />
durch Pfändung des Anspruchs des Verpflichteten<br />
wider die Drittschuldnerin auf Herausgabe<br />
von Wertpapieren iSd § 296 EO und die Exekution<br />
nach § 331 EO durch Pfändung der Rechte<br />
des Verpflichteten aus Depotverträgen mit der<br />
Drittschuldnerin und aus dem dem Verpflichteten<br />
zustehenden Miteigentum an Wertpapieren, die in<br />
Sammelurkunden verbrieft sind (siehe dsbzgl.<br />
auch RpflSlgE 2011/95 LG f. ZRS Wien und die<br />
dort zitierte Literatur).<br />
RpflSlgE 2012/3<br />
LG Innsbruck vom 4.11.2011, 3 R 290/11k<br />
Gem. § 1 Abs 1 StEG haftet der Bund für den Schaden,<br />
den eine Person durch den Entzug der persönlichen<br />
Freiheit zum Zweck der Strafrechtspflege<br />
oder durch eine strafgerichtliche Verurteilung erlitten<br />
hat (Haftentschädigung). Gem. § 6 StEG ist eine<br />
Haftentschädigung nur zugunsten einer Forderung<br />
auf Leistung des gesetzlichen Unterhalts oder auf<br />
Ersatz von Unterhaltsaufwendungen, die die<br />
geschädigte Person nach dem Gesetz selbst hätte<br />
machen müssen (§ 1042 ABGB), pfändbar. Soweit<br />
Exekutions- und Sicherungsmaßnahmen<br />
ausgeschlossen<br />
sind, ist auch jede Verpflichtung<br />
und Verfügung der<br />
geschädigten Person durch<br />
Abtretung, Anweisung, Verpfändung<br />
oder durch ein anderes<br />
Rechtsgeschäft unter Lebenden<br />
unwirksam (im selben Sinn<br />
siehe RpflSlgE 2008/145 LG f.<br />
ZRS Wien).<br />
RpflSlgE 2012/4<br />
LG Innsbruck vom<br />
11.11.2011, 4 R 423/11a<br />
Bei der Bewilligung der Exekution<br />
zur Durchsetzung einer<br />
Zug um Zug zu erfüllenden<br />
Verbindlichkeit muss in dem<br />
hierüber ergehenden<br />
Beschluss zum Ausdruck<br />
gebracht werden, dass die<br />
Erfüllung der Verbindlichkeit<br />
von der Gegenleistung der<br />
betreibenden Partei abhängig<br />
ist. Dieser Beisatz ist auch<br />
dann in die Exekutionsbewilligung<br />
aufzunehmen, wenn dies<br />
von der betreibenden Partei<br />
nicht begehrt wurde. Will die<br />
betreibende Partei die Bewilligung<br />
der Exekution ohne diesen<br />
Beisatz erreichen, muss sie<br />
grundsätzlich durch eine<br />
geeignete Urkunde nachweisen,<br />
dass die Gegenleistung<br />
bereits bewirkt oder doch ihre<br />
Erfüllung sichergestellt ist. Was<br />
die Zug um Zug Verpflichtung<br />
angeht, liegt ein die Vollstreckbarkeit<br />
„mindernder“ Umstand<br />
vor, somit ein der letzten Alternative<br />
des § 7 Abs 2 EO vergleichbarer<br />
Fall (3 Ob 9/00w =<br />
RpflSlgE 2000/149).<br />
RpflSlgE 2012/5<br />
LG Linz vom 17.11.2011,<br />
32 R 20/11h<br />
Die Exekutionsbeschränkungen<br />
gelten grundsätzlich auch im<br />
Insolvenzverfahren. Eine Pfändung<br />
erfasst Nachzahlungen<br />
auch dann, wenn der Bezug<br />
des Verpflichteten in dem Zeitraum,<br />
auf den sie sich beziehen,<br />
noch nicht gepfändet war.<br />
Das Zahlungsverbot wirkt<br />
daher auch für alle im Zeit-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Fachbereich Exekutions- Exekutionen/Insolvenzen<br />
und Privatinsolvenzrecht<br />
punkt seiner Zustellung noch<br />
bestehenden Nachzahlungsforderungen<br />
des Verpflichteten.<br />
Es wirkt also insofern zurück,<br />
soweit Nachzahlungsforderungen<br />
aus einem Zeitraum vor<br />
dem Pfändungszeitpunkt resultieren.<br />
Wurde der Bezug des<br />
Verpflichteten für die Vergangenheit<br />
zur Gänze – also mit<br />
über dem Existenzminimum<br />
liegenden Beträgen – ausgezahlt,<br />
fallen Nachzahlungen<br />
ungekürzt an den betreibenden<br />
Gläubiger. Nur soweit bei<br />
niedrigen Bezügen des Verpflichteten<br />
noch eine nicht<br />
ausgenützte Differenz bis zum<br />
jeweiligen anwendbaren Existenzminimum<br />
verblieben wäre,<br />
sind Nachzahlungen bloß<br />
beschränkt pfändbar. (Zur<br />
Frage der Behandlung von<br />
Nachzahlungen bzw. Steuerrückzahlungen<br />
im Insolvenzverfahren<br />
mit Hinweisen auf<br />
die einschlägige Judikatur<br />
siehe auch RpflSlgE 2009/113<br />
und 2010/1 LG Linz bzw. LG<br />
Salzburg).<br />
RpflSlgE 2012/6<br />
LG Salzburg vom<br />
20.12.2011, 53 R 281/11x<br />
Mit der auf § 7 Z 2 LPfGes.<br />
zurückgehenden Regelung soll<br />
erkennbar die Abwicklung der<br />
Lohnpfändung erleichtert werden,<br />
wenn einem Verpflichteten<br />
gegen mehrere Drittschuldner<br />
beschränkt pfändbare<br />
Ansprüche zustehen. Die<br />
Entscheidung nach § 292<br />
Abs 2 und 3 EO stellt für die<br />
Drittschuldner klar, wer inwieweit<br />
die pfändungsfreien<br />
Beträge zu gewähren bzw.<br />
umgekehrt pfändbare Beträge<br />
den betreibenden Gläubigern<br />
zu überweisen hat. Das<br />
Gericht braucht in einem<br />
solchen Beschluss grundsätzlich<br />
keine Berechnungen<br />
anzustellen. (3 Ob<br />
318/02i = RpflSlgE 2003/88,<br />
3 Ob 199/09z = RpflSlgE<br />
2010/74). Nach dem Gesetz ist<br />
eben nur der Drittschuldner<br />
zu bezeichnen, der den<br />
unpfändbaren Grundbetrag zu<br />
gewähren hat. Es kann dahingestellt bleiben, ob<br />
nähere Berechnungen oder Anordnungen an die<br />
Drittschuldner zur gegenseitigen Verständigung<br />
dann zu erfolgen haben, wenn der höchste<br />
Bezug nicht ausreicht, um den unpfändbaren<br />
Grundbetrag zu gewährleisten. Der Nachteil einer<br />
(bloßen) ziffernmäßigen Festlegung liegt allerdings<br />
darin, dass diese bei jeder Änderung der<br />
Einkommenslage angepasst werden müsste.<br />
RpflSlgE 2012/7<br />
LG Steyr vom 7.12.2011, 1 R 305/11p<br />
Weder aus § 253b EO noch aus TP 7 RATG kann<br />
abgeleitet werden, dass eine Intervention <strong>beim</strong><br />
Vollzug einer Fahrnisexekution grundsätzlich als<br />
notwendig anzusehen ist. § 253b EO legt lediglich<br />
eine neue Bagatellgrenze fest, unter der Kosten<br />
für die Teilnahme am Vollzug keinesfalls gebühren,<br />
sagt aber anders als die Vorgängerregelung in<br />
§ 74 Abs 1 letzter Satz EO idF der EO-Novelle<br />
1995 nichts über Interventionskosten bei Forderungen,<br />
die diese Grenze überschreiten aus (vgl.<br />
LG f. ZRS Graz 4 R 474/05p = RpflSlgE 2006/80,<br />
LG Feldkirch 2 R 245/05w). TP 7 RATG wiederum<br />
setzt eine notwendige Intervention voraus (LG<br />
Eisenstadt, 13 R 285/05t = RpflSlgE 2006/7). Unter<br />
Betonung der Amtswegigkeit des Exekutionsvollzuges<br />
und der (mangels konkreter gegenteiliger<br />
Anhaltspunkte) vorausgesetzten ordnungsgemäßen<br />
Erfüllung durch die im Rahmen des Exekutionsvollzuges<br />
tätigen Gerichtsvollzieher müsse<br />
vom betreibenden Gläubiger behauptet und<br />
bescheinigt werden, aus welchen Umständen sich<br />
die Notwendigkeit der Intervention ergebe, wenn<br />
sie sich nicht aus der Aktenlage erschließen lasse.<br />
RpflSlgE 2012/8<br />
LG Steyr vom 29.12.2011, 1 R 314/11m<br />
Im Insolvenzverfahren findet eine Wiedereinsetzung<br />
in den vorigen Stand weder gegen die Versäumung<br />
einer Frist noch gegen die Versäumung<br />
einer Tagsatzung statt (§ 259 Abs 4 IO, vgl. OGH<br />
8 Ob 3/11s). Eine Unterscheidung zwischen<br />
gesetzlicher oder richterlicher Frist wird vom<br />
Gesetzgeber nicht vorgesehen. Gem. § 63 Abs 1<br />
ZPO ist einer Partei Verfahrenshilfe u. a. nur<br />
dann zu gewähren, wenn die beabsichtigte<br />
Rechtsverfolgung oder Rechtsverteidigung nicht<br />
offenbar mutwillig oder aussichtslos erscheint.<br />
Die Abweisung des Antrags des Verpflichteten<br />
auf Gewährung der Verfahrenshilfe zwecks Einbringung<br />
eines Rekurses gegen die Zurückweisung<br />
des Antrags auf Wiedereinsetzung in den<br />
vorigen Stand erfolgte daher zu Recht.<br />
RpflSlgE 2012/9<br />
LG Steyr vom 30.12.2011, 1 R 313/11i<br />
Ein PKW ist unpfändbar, wenn er zur Bewälti-<br />
gung des Weges zur Arbeitsstätte<br />
unentbehrlich ist, weil<br />
der Dienstort durch öffentliche<br />
Verkehrsmittel absolut<br />
unerreichbar ist (Jakusch in<br />
Angst, EO² RZ D 6 zu § 250<br />
EO, LG Korneuburg 21 R<br />
422/98a, RpflSlgE 1999/66).<br />
Falls der Dienstort lediglich<br />
5 km vom Wohnort der Verpflichteten<br />
entfernt ist, ist ihr<br />
angesichts dieser geringfügigen<br />
Distanz die Benützung<br />
öffentlicher Verkehrsmittel<br />
oder eines Fahrrades zumutbar.<br />
Dass die Verpflichtete<br />
ihre 3-jährige Tochter überdies<br />
zum 700 m von der Wohnung<br />
entfernten Kindergarten<br />
bringen muss, bildet keinen<br />
Grund für die Ausscheidung<br />
eines PKWs, da sie diese<br />
Wegstrecke mit ihr zu Fuß<br />
zurücklegen kann.<br />
RpflSlgE 2012/10<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
30.11.2011, 6 R 266/11a<br />
Wenn einem Schuldner im<br />
Insolvenzverfahren die Eigenverwaltung<br />
belassen wird, so<br />
obliegt die Vornahme einer<br />
Kündigung eines Versicherungsvertrages<br />
(hier: Austro-<br />
Garant Förderpension) bzw.<br />
die Abgabe einer entsprechenden<br />
Willenserklärung nicht<br />
dem Insolvenzgericht, sondern<br />
dem Schuldner selbst. Auch<br />
für den Fall, dass etwa vom<br />
Versicherer als Vertragspartner<br />
diese Kündigung nicht akzeptiert<br />
wird, kommt bei Eigenverwaltung<br />
nicht dem Konkursgericht,<br />
sondern dem<br />
Schuldner selbst die Prozessführungsbefugnis<br />
zu (Kodek,<br />
Privatkonkurs RZ 144, siehe<br />
auch RpflSlgE 2011/130, LG f.<br />
ZRS Wien).<br />
RpflSlgE 2012/11<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
6.12.2011, 6 R 274/11b<br />
Gem. § 54 Abs 1 ZPO hat die<br />
Kostenersatz ansprechende<br />
Partei bei sonstigem Verlust<br />
des Ersatzanspruches das Verzeichnis<br />
der Kosten samt den<br />
41
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionen/Insolvenzen Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
zur Bescheinigung der Ansätze<br />
und Angaben dieses Verzeichnisses<br />
etwa erforderlichen<br />
Belegen vor Schluss der<br />
Verhandlung über den Kostenersatzanspruch<br />
unmittelbar<br />
vorangehenden Verhandlung,<br />
wenn aber die Beschlussfassung<br />
ohne vorgängige Verhandlung<br />
erfolgen sollte, bei<br />
ihrer Einvernehmung oder<br />
gleichzeitig mit dem der<br />
Beschlussfassung zu unterziehenden<br />
Antrag dem Gericht<br />
zu übergeben. An dieser auch<br />
für vorprozessuale Kosten geltenden<br />
Bescheinigungspflicht<br />
(ZVR 1995/50) hat sich auch<br />
durch die zwischenzeitig<br />
geschaffene Einbringung von<br />
Klagen bei Gericht im elektronischen<br />
Rechtsverkehr nichts<br />
geändert.<br />
RpflSlgE 2012/12<br />
LG Feldkirch vom<br />
21.7.2011, 2 R 204/11g<br />
Liegenschaftsbesitz kann nur<br />
dann die Zahlungsunfähigkeit<br />
wieder beheben bzw. ihren<br />
Eintritt verhindern, wenn ein<br />
kurzfristig durchzuführender<br />
Verkauf (freihändiger Verkauf)<br />
oder eine kurzfristig<br />
vorzunehmende Belehnung<br />
möglich ist. Grundsätzlich<br />
sind Liegenschaften wegen<br />
der regelmäßig nur langwierigenVerwertungsmöglichkeiten<br />
keine leicht realisierbaren<br />
Vermögensstücke (3 R 45/02s<br />
OLG Graz, Schumacher in<br />
Buchegger InsR II § 66<br />
RZ 58). Jedenfalls würde aber<br />
die Verwertung einer Liegenschaft<br />
im Rahmen einer<br />
Zwangsversteigerung zu<br />
lange Zeit in Anspruch nehmen,<br />
um noch Zahlungsstockung<br />
und nicht Zahlungsunfähigkeit<br />
zu bejahen. (Zur<br />
Abgrenzung zwischen Zahlungsunfähigkeit<br />
und Zahlungsstockung<br />
siehe auch<br />
RpflSlgE 2009/114 LG<br />
Ried/Innkreis, RpflSlgE<br />
2010/50 und 2010/94 LG<br />
Steyr mit weiteren Judikaturund<br />
Literaturhinweisen).<br />
42<br />
RpflSlgE 2012/13<br />
LG Feldkirch vom 28.7.2011, 2 R 210/11i<br />
Gilt der Zahlungsplanantrag gem. § 145 Abs 3 IO<br />
als zurückgezogen, ist die Einleitung des<br />
Abschöpfungsverfahrens unzulässig (Kodek, Privatkonkurs<br />
RZ 392, nach dessen Rechtsauffassung<br />
in diesem Fall der Antrag auf Einleitung des<br />
Abschöpfungsverfahrens abzuweisen ist). Die<br />
auch schon vertretene gegenteilige Auffassung,<br />
dass in diesem Fall das Abschöpfungsverfahren<br />
einzuleiten sei, verkennt den subsidiären Charakter<br />
des Abschöpfungsverfahrens, das nur dann<br />
zulässig ist, wenn der Schuldner zunächst einen<br />
zulässigen Zahlungsplan vorgelegt hat, dieser<br />
aber nicht angenommen oder nicht bestätigt<br />
wurde (RIS-Justiz RS0112277, 8 Ob 162/09w =<br />
ZIK 2011/107 = RdW 2011/92, Kodek aaO<br />
RZ 523, Mohr in Konecny/Schubert § 200 KO<br />
RZ 2 ff).<br />
RpflSlgE 2012/14<br />
LG Feldkirch vom 6.9.2011, 2 R 238/11g<br />
Der gem. § 87a Abs 1 IO den bevorrechteten<br />
Gläubigerschutzverbänden zustehende Belohnungsanspruch<br />
hat einen entsprechenden Verfahrenserfolg<br />
zur Voraussetzung. Die Höhe der<br />
Belohnung hängt vom getätigten konkreten Aufwand<br />
der Verbände, von der Schwierigkeit und<br />
Komplexität des Verfahrens sowie dem Verfahrensausgang<br />
ab. Stets ist allerdings Voraussetzung,<br />
dass der Gläubigerschutzverband (auch)<br />
Handlungen im Interesse der gesamten Gläubigerschaft<br />
vorgenommen hat und eine Unterstützung<br />
des Gerichts erfolgt ist. Eine reine Gläubigervertretung<br />
reicht dazu nicht aus. Im Schuldenregulierungsverfahren<br />
wird die Entlohnung der<br />
Gläubigerschutzverbände letztlich nach richterlichem<br />
Ermessen mit einem Pauschalbetrag festgesetzt<br />
(Konecny/Riel, Entlohnung 216, Fink,<br />
Bemerkungen zum Anwendungsbereich des § 191<br />
KO, ZIK 2003/153, 116, siehe auch RpflSlgE<br />
2005/46 LG f. ZRS Wien).<br />
RpflSlgE 2012/15<br />
LG Feldkirch vom 8.11.2011, 2 R 304/11b<br />
Die Restschuldbefreiung kann auch dann erteilt<br />
werden, wenn die Quote zwar nicht nur geringfügig<br />
unterschritten wurde, aber der Grund dafür<br />
ausschließlich in den hohen Verfahrenskosten lag<br />
(Kodek, Privatkonkurs RZ 680, 2 R 74/11 LG<br />
Feldkirch). Als grobe Richtschnur wird von der<br />
Rechtsprechung im Rahmen der Billigkeitsentscheidung<br />
nach § 213 Abs 2 KO (IO) eine Quote<br />
von mindestens 7 – 8 % verlangt (Kodek aaO,<br />
RZ 683, 2 R 295/07b, 2 R 231/06w beide LG Feldkirch).<br />
Die Restschuldbefreiung nach Billigkeit ist<br />
also auch dann zu erteilen, wenn eine Quote<br />
(hier:) von weniger als 9 % erreicht worden ist,<br />
der Grund aber ausschließlich<br />
in den hohen Verfahrenskosten<br />
liegt (RpflSlgE 2011/14 LG<br />
f. ZRS Wien, RpflSlgE<br />
2006/110 LG Linz).<br />
RpflSlgE 2012/16<br />
LG Feldkirch vom<br />
8.11.2011, 2 R 308/11a<br />
Der im Unterhaltsrecht entwickelte<br />
Grundsatz, wonach<br />
regelmäßige Aufwandsentschädigungen<br />
(Diäten, Taggeld,<br />
Nächtigungsgeld, Reisekostenentschädigung<br />
u.dgl.)<br />
zur Hälfte in die Unterhaltsbemessungsgrundlageeinbezogen<br />
werden, sofern der Unterhaltspflichtige<br />
nicht nachweist,<br />
dass diese darüber hinaus der<br />
Abdeckung berufsbedingter<br />
Mehrausgaben dienen, lässt<br />
sich nicht ohne Weiteres auf<br />
die Angemessenheitsprüfung<br />
des Zahlungsplans gem. § 194<br />
Abs 1 IO übertragen. Diese<br />
Bestimmung wird einhellig so<br />
verstanden, dass der Schuldner<br />
einen Betrag in Höhe seines<br />
in den nächsten 5 Jahren<br />
zu erwartenden pfändbaren<br />
Einkommens abzgl. Vorpfandrechte<br />
oder Masseforderungen<br />
anbieten muss (Kodek, Privatkonkurs<br />
RZ 351, 8 Ob<br />
47/02y). (Zur Frage der<br />
Heranziehung exekutionsrechtlicher<br />
– und nicht unterhaltsrechtlicher<br />
– Bestimmungen<br />
bei der Angemessenheitsprüfung<br />
des Zahlungsplans).<br />
RpflSlgE 2012/17<br />
LG Feldkirch vom<br />
15.11.2011, 2 R 310/11w<br />
Bei der Beurteilung, ob die zu<br />
zahlende Quote der Einkommens-<br />
und Vermögensverhältnisse<br />
des Schuldners entspricht,<br />
geht es nicht um den<br />
Bestand der Forderung dem<br />
Grunde oder der Höhe nach,<br />
das Insolvenzgericht hat vielmehr<br />
festzustellen, inwieweit<br />
der Schuldner aufgrund seiner<br />
konkreten Einkommens- und<br />
Vermögenslage imstande ist,<br />
die nachträglich geltend<br />
gemachte Forderung zu
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
befriedigen. § 197 Abs 1 IO<br />
bezieht sich auf die Erfüllung<br />
des Zahlungsplans, nicht aber<br />
auf dessen Inhalt. Das Insolvenzgericht<br />
hat daher bei seiner<br />
Entscheidung den vom<br />
Gericht bestätigten Zahlungsplan<br />
zu beachten, keinesfalls<br />
darf durch die Entscheidung<br />
gem. § 197 Abs 2 IO gewissermaßen<br />
ein „neuer“ Zahlungsplan<br />
geschaffen werden. (Zur<br />
Frage der Notwendigkeit über<br />
die Forderung der nicht<br />
anmeldenden Gläubiger im<br />
Sinne des § 197 Abs 2 und 3<br />
IO eine Entscheidung zu treffen,<br />
siehe auch RpflSlgE<br />
2011/72 LG Wels mit umfangreicher<br />
Judikatur).<br />
RpflSlgE 2012/18<br />
LG Feldkirch vom<br />
5.12.2011, 2 R 347/11m<br />
Die Kosten für die Intervention<br />
<strong>beim</strong> Vollzug einer Fahrnisexekution<br />
sind nur dann<br />
zuzuerkennen, wenn über das<br />
normale Maß hinaus Schwierigkeiten<br />
tatsächlicher oder<br />
rechtlicher Art aufgetreten<br />
sind oder zu erwarten waren,<br />
die der Gerichtsvollzieher<br />
nicht allein zu bewältigen<br />
imstande war. Das bedeutet,<br />
dass der Zuspruch von Interventionskosten<br />
zunächst von<br />
der Notwendigkeit der Intervention<br />
abhängig zu machen<br />
ist. Bei der Durchführung des<br />
Vollzugs handelt es sich um<br />
ein amtswegiges, durch öffentlich-rechtliche<br />
Normen geregeltes<br />
Verfahren. Mangels konkreter<br />
gegenteiliger Anhaltspunkte<br />
ist von der ordnungsgemäßen<br />
Erfüllung der Verpflichtungen<br />
des <strong>beim</strong> Vollzug<br />
tätigen Gerichtsvollziehers<br />
auszugehen. Ergeben sich die<br />
Umstände für die Notwendigkeit<br />
einer Beteiligung nicht<br />
aus der Aktenlage, sind sie<br />
vom betreibenden Gläubiger<br />
(rechtzeitig) konkret zu<br />
behaupten und zu bescheinigen.<br />
RpflSlgE 2012/19<br />
OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 183/11z<br />
Die Frist für eine allfällige Rekurserhebung gegen<br />
den Zuschlag wird bereits mit der Verkündung<br />
des Zuschlags im Termin in Gang gesetzt (RIS-<br />
Justiz RS0003220 T 2). Dies gilt auch dann, wenn<br />
der Zuschlag noch der Entscheidung der Grundverkehrsbehörde<br />
unterliegt (3 Ob 256/99i, 3 Ob<br />
112/05z, 3 Ob 162/10k).<br />
RpflSlgE 2012/20<br />
OGH vom 8.11.2011, 3 Ob 171/11k<br />
Der an das richtige Gericht gerichtete, aber an<br />
das falsche (wenn auch im selben Gebäude,<br />
wohl aber räumlich getrennt befindliche) gerichtliche<br />
Telefaxempfangsgerät gesendete Schriftsatz<br />
ist nur dann fristwahrend, wenn er noch innerhalb<br />
der Frist <strong>beim</strong> zuständigen Gericht einlangt<br />
(RIS-Justiz RS0041726 T 9). (Hier: Einbringung<br />
eines außerordentlichen Revisionsrekurses des<br />
Verpflichteten, der nicht an das Erstgericht adressiert<br />
war, sondern an das Berufungsgericht als<br />
Folgeeingabe zu dessen Aktenzeichen).<br />
RpflSlgE 2012/21<br />
LG Steyr vom 11.1.2012, 1 R 316/11f u. 1 R<br />
318/11z<br />
In der Entscheidung 3 Ob 212/08k (Anm.:<br />
RpflSlgE 2009/28) hat der OGH die Rechtsprechung<br />
zur Offenkundigkeit des Vermögensnach -<br />
teils des Aufschiebungswerbers in der Fahrnisexekution<br />
in der Zwangsversteigerung und im<br />
Exekutionsverfahren nach den §§ 331 ff EO durch<br />
Pfändung und Verwertung der Geschäftsanteile<br />
einer GmbH ausführlich dargestellt. Er gelangte<br />
in teilweiser Abkehr von der Entscheidung 3 Ob<br />
106/97b (Anm.: RpflSlgE 1997/126) zu einer<br />
Gleichschaltung der Bescheinigungserfordernisse<br />
bei der Pfändung und Verwertung eines<br />
Geschäftsanteils einer GmbH (§§ 331 ff EO) wie<br />
im Zwangsversteigerungsverfahren.<br />
RpflSlgE 2012/22<br />
LG Innsbruck vom 12.1.2012, 4 R 461/11i<br />
Ein Steuerguthaben, das aus zu viel einbehaltener<br />
Lohnsteuer entsteht, ist auf jenen Zeitraum umzulegen,<br />
in dem dieses Guthaben entstand, es ist zu<br />
berücksichtigen, dass dem Schuldner bei einem<br />
höheren Nettoeinkommen aus gänzlichem oder<br />
teilweisem Entfall der Lohnsteuer auch ein höheres<br />
Existenzminimum verblieben wäre. Im vorliegenden<br />
Fall wäre auch nach Einbeziehung des<br />
Guthabens nicht einmal der allgemeine Grundbetrag<br />
nach § 291a Abs 1 EO erreicht worden. Da<br />
das Existenzminimum dem Verpflichteten zur<br />
Gänze zu verbleiben hat und gem. § 1 IO nur das<br />
der Exekution unterworfene Vermögen der freien<br />
Verfügung des Schuldners entzogen<br />
ist, entfällt die Verteilung<br />
des Steuerguthabens auf<br />
die Insolvenzgläubiger.<br />
RpflSlgE 2012/23<br />
LG Eisenstadt vom<br />
12.1.2012, 13 R 281/11p<br />
Da dem Gericht im Rahmen<br />
der Herabsetzung des<br />
unpfändbaren Betrages ein<br />
erhebliches Ermessen<br />
zukommt (vgl. LG Linz<br />
RpflSlgE 2002/15), ist es überzogen,<br />
vom betreibenden<br />
Gläubiger im Rahmen des<br />
Herabsetzungsantrages die<br />
Nennung eines bestimmten<br />
Betrages, um welchen die<br />
Herabsetzung erfolgen soll, zu<br />
verlangen. Geboten sind freilich<br />
konkrete Behauptungen<br />
zu den Verhältnissen, überzogen<br />
ist aber auch die Forderung<br />
nach Beweisanboten<br />
dafür. Den entsprechenden<br />
Angaben des Verpflichteten<br />
kommt daher in derartigen<br />
Fällen ein besonderes Gewicht<br />
zu, es ist auch nicht zu beanstanden,<br />
wenn das Erstgericht<br />
nach Unterlassung der Äußerung<br />
des Verpflichteten mangels<br />
anders lautender Hinweise<br />
seine Zustimmung als gegeben<br />
annahm und mit einer<br />
Herabsetzung des unpfändbaren<br />
Freibetrages vorging (§ 56<br />
Abs 2 EO). (Zur Frage der<br />
Berücksichtigung von Trinkgeldern<br />
bei der Herabsetzung<br />
des unpfändbaren Betrages).<br />
RpflSlgE 2012/24<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
15.12.2011, 6 R 279/11p<br />
Ob eine Exekution aufgeschoben<br />
werden soll, hängt auch<br />
vom Ermessen des Gerichtes<br />
ab, das bei seiner Entscheidung<br />
alle Umstände des Einzelfalls,<br />
insbesonders das Interesse<br />
des Verpflichteten an der<br />
Hemmung und das Interesse<br />
des betreibenden Gläubigers<br />
an der Fortsetzung der Exekution<br />
gegeneinander abzuwägen<br />
hat (MGA EO 14, § 42<br />
Entsch. 2 mwN). Im vorliegen-<br />
43
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
den Fall befinden sich die beiden<br />
minderjährigen Kinder, für<br />
die der Verpflichtete Unterhalt<br />
leistet, in Obsorge der betreibenden<br />
Gläubigerin. Wenn der<br />
Verpflichtete nicht bescheinigt,<br />
dass die betreibende Gläubigerin<br />
auch ohne seine Unterhaltszahlungen<br />
in der Lage<br />
wäre, deren Lebensunterhalt<br />
ohne seine Unterhaltszahlungen<br />
zu bestreiten, ist dem Verpflichteten<br />
die Fortzahlung des<br />
Unterhalts eher zumutbar als<br />
der betreibenden Gläubigerin<br />
der Verzicht auf diese Unterhaltszahlungen.<br />
RpflSlgE 2012/25<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
22.12.2011, 6 R 285/11w<br />
Gegenüberstellung der<br />
Voraussetzungen für die Eröffnung<br />
des Insolvenzverfahrens<br />
nach § 183 und 184 IO.<br />
RpflSlgE 2012/26<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
17.1.2012, 6 R 13/12x<br />
Bei der Wiedereinsetzung in<br />
den vorigen Stand ist der<br />
Begriff „unvorhergesehen“<br />
durch den Begriff „unverschuldet“<br />
zu ergänzen. Ein minderer<br />
Grad des Versehens der<br />
betreibenden Partei hindert<br />
die Wiedereinsetzung nicht<br />
mehr (Deixler/Hübner in<br />
Fasching/Konecny² § 146 ZPO<br />
RZ 6). Unter dem minderen<br />
Grad des Versehens ist leichte<br />
Fahrlässigkeit zu verstehen,<br />
sie liegt vor, wenn das Verhalten<br />
auf einem Fehler beruht,<br />
den gelegentlich auch ein<br />
sorgfältiger Mensch macht<br />
(EFSlg 46.644, 72.938, 90.893,<br />
hier: Fehlleistung durch<br />
Umblättern zweier Blätter<br />
eines Stehkalenders in einem<br />
und Vormerkung des Endes<br />
einer vierwöchigen Frist).<br />
RpflSlgE 2012/27<br />
LG Feldkirch vom<br />
13.10.2011, 3 R 276/11b<br />
Die „internationale Zuständigkeit“<br />
die vom Begriff „interna-<br />
44<br />
tionale Gerichtsbarkeit“ mitumfasst ist, legt fest,<br />
ob die inländischen Gerichte in ihrer Gesamtheit<br />
für die Entscheidung des Rechtsstreites (mit Auslandsbezug)<br />
zuständig sind. (Mayr in Rechberger³<br />
nach § 27a JN RZ 5). Sind für eine bürgerliche<br />
Rechtssache die Voraussetzungen für die örtliche<br />
Zuständigkeit eines Gerichtes gegeben, so besteht<br />
die inländische Gerichtsbarkeit, ohne dass eine<br />
sonstige Voraussetzung erfüllt sein muss (§ 27a<br />
Abs 1 JN). Die „inländische Gerichtsbarkeit“ (iSd<br />
internationalen Zuständigkeit) besteht immer<br />
schon dann, wenn nach den Bestimmungen der<br />
JN oder einer anderen Rechtsquelle ein Gerichtsstand<br />
in Österreich besteht (Mayr aaO § 27a JN<br />
RZ 3). Das Vorliegen der internationalen Zuständigkeit<br />
bildet eine selbstständige Prozessvoraussetzung.<br />
RpflSlgE 2012/28<br />
LG Feldkirch vom 12.1.2012, 2 R 6/12s<br />
§ 292i EO stellt zwar ganz allgemein auf<br />
beschränkt pfändbare Geldforderungen ab. Es<br />
kommt aber nicht darauf an, dass auf das Konto<br />
ausschließlich oder auch nur überwiegend<br />
unpfändbare Bezüge überwiesen werden. § 292i<br />
EO ist also auch <strong>beim</strong> Zusammentreffen von<br />
Überweisungen aus anderen (unbeschränkt<br />
pfändbaren) Forderungen anwendbar (Oberhammer<br />
in Angst² § 292i EO RZ 3 mwN). Das muss<br />
umso mehr gelten, wenn das Konto (auch) durch<br />
unpfändbare Forderungen im Sinne des § 290 EO<br />
gespeist wird.<br />
RpflSlgE 2012/29<br />
LG Feldkirch vom 17.1.2012, 2 R 10/12d<br />
Die Unpfändbarkeit einer Schweizer Altersrente<br />
hat nicht zwingend zur Folge, dass die Zusammenrechnung<br />
eines derartigen Bezuges mit anderen<br />
beschränkt pfändbaren Forderungen iSd<br />
§ 292 Abs 2 EO unmöglich ist. Nach mittlerweile<br />
gesicherter und ständiger Rechtsprechung des<br />
erkennenden Rekursgerichtes ist auf die im Ausland<br />
bestehenden Pfändungsbeschränkungen<br />
(nur) insoweit Bedacht zu nehmen, als eine nach<br />
fremden Recht unpfändbare Forderung zwar<br />
selbst nicht gepfändet, jedoch in eine Zusammenrechnung<br />
einbezogen werden darf (2 R 16/07d,<br />
2 R 196/07z, 2 R 209/07m, 3 R 136/09m, 3 R<br />
18/11m, 3 R 377/11f, 2 R 9/12g, alle LG Feldkirch).<br />
(Zur Frage der Zusammenrechnung einer<br />
Invaliditätspension von der PVA Landesstelle Vorarlberg<br />
von monatlich EUR 436,39 mit einer Schweizer<br />
Altersrente von monatlich CHF 1.574,-).<br />
RpflSlgE 2012/30<br />
LG Feldkirch vom 10.1.2012, 3 R 377/11f<br />
Zur Frage der Zusammenrechnung der Bezüge<br />
des Verpflichteten bei der Alters- und Hinterlasse-<br />
nenversicherung (AHV)<br />
Schweiz, bei der ÖsterreichischenPensionsversicherungsanstalt<br />
und der Österr.<br />
Sozialversicherungsanstalt der<br />
gewerblichen Wirtschaft (siehe<br />
auch RpflSlgE 2012/76 OGH,<br />
RpflSlgE 2010/77 LG Linz und<br />
RpflSlgE 2012/29 LG Feldkirch).<br />
RpflSlgE 2012/31<br />
LG Feldkirch vom<br />
24.11.2011, 2 R 334/11z<br />
Das Versteigerungsedikt als<br />
solches ist als bloße öffentliche<br />
Bekanntmachung von<br />
Umständen, die sich aus anderen<br />
Grundlagen ergeben, nicht<br />
anfechtbar. Sind in ihm aber<br />
auch Teile enthalten, in denen<br />
das Exekutionsgericht erstmals<br />
etwas festlegt und die daher<br />
zwar nicht die Form, aber den<br />
Inhalt eines Beschlusses<br />
haben, ist gegen diese als<br />
Beschluss zu wertenden Teile<br />
des Versteigerungsediktes<br />
gem. § 65 Abs 1 EO der<br />
Rekurs zulässig (RIS-Justiz<br />
RS0118675, RS0118674, 3 Ob<br />
91/10w, 3 Ob 114/10a, 3 Ob<br />
102/09k, Angst in Angst² § 170<br />
EO RZ 11, Puster, Zwangsversteigerung³<br />
RZ 602b, Zangl,<br />
Exekutionsfestigkeit verbücherter<br />
Dienstbarkeiten, ÖJZ<br />
2009/37).<br />
RpflSlgE 2012/32<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
5.8.2011, 47 R 335/11d<br />
Im Fall einer im Ausland (hier:<br />
Großbritannien) erteilten<br />
(Rest-)Schuldbefreiung sowie<br />
bei einer im Inland erteilten<br />
(Rest-)Schuldbefreiung ist kein<br />
Einstellungsgrund gegeben. In<br />
diesem Fall steht weder eine<br />
Einstellung nach § 39 EO<br />
noch ein Oppositionsgesuch<br />
nach § 40 EO zur Verfügung,<br />
zumal gegebenenfalls auf Tatsachenebene<br />
geklärt werden<br />
muss, ob die betroffene Forderung<br />
von der (Rest-)Schuldbefreiung<br />
erfasst ist. Ebenso<br />
wenig gelangt die Bestimmung<br />
des § 197 KO (IO) zur
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
Anwendung (3 Ob 77/11m,<br />
RpflSlgE 2011/83).<br />
RpflSlgE 2012/33<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
8.8.2011, 47 R 334/11g<br />
Gem. § 2 Abs 1 IO treten die<br />
Wirkungen der Eröffnung des<br />
Insolvenzverfahrens mit<br />
Beginn des Tages ein, den der<br />
öffentlichen Bekanntmachung<br />
des Inhaltes des Insolvenz -<br />
ediktes folgt. Für die Beurteilung<br />
des Exekutionsantrages<br />
ist der Zeitpunkt der Be -<br />
schlussfassung in 1. Instanz<br />
maßgebend (Manz KO 10 E 97f<br />
zu § 10 KO). (Annahme: Tag<br />
des Einlangens des Exekutionsantrages<br />
<strong>beim</strong> Exekutionsgericht:<br />
22.2.2011, Tag der<br />
Eröffnung des Insolvenzverfahrens:<br />
22.2.2011). Da die<br />
Exekutionssperre erst am<br />
23.2.2011 eintrat, war sie im<br />
Zeitpunkt der Einbringung des<br />
Exekutionsantrages noch nicht<br />
gegeben. Wäre die Exekution<br />
am Tage des Einlangens des<br />
Exekutionsantrages bewilligt<br />
worden, käme eine Einstellung<br />
der Exekution gem. § 39<br />
Abs 1 Z 2 EO nicht in<br />
Betracht. Daraus folgt, dass<br />
den betreibenden Gläubiger<br />
kein Verschulden trifft, die<br />
Voraussetzungen für eine<br />
Aberkennung der Kosten nach<br />
§ 75 EO liegen daher nicht vor<br />
(siehe auch RpflSlgE 2008/26).<br />
(Zur Frage der Kostenaberkennung<br />
nach § 75 EO, der<br />
zwei Gruppen von Einstellungsgründen<br />
unterscheidet).<br />
RpflSlgE 2012/34<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
11.8.2011, 46 R 305/11k<br />
Bei der Schätzung von<br />
Geschäftsanteilen an einer<br />
GmbH ist die Beiziehung<br />
eines Rechtsanwalts in der<br />
Regel als zur zweckentsprechenden<br />
Rechtsverfolgung<br />
notwendig anzusehen und<br />
nach TP 7 Abs 2 RATG zu entlohnen<br />
(Angst-Jakusch-Mohr<br />
EO 14 § 74 E 387 mwN). Dies<br />
insbesonders deshalb, da die<br />
Beurteilung der vom Verpflichteten aus Anlass<br />
der Schätzung der Geschäftsanteile vorzulegenden<br />
Unterlagen regelmäßig eingehende Kenntnisse<br />
auf dem Gebiet des Steuer- und Gewerberechts<br />
sowie des Buchhaltungswesens erfordert<br />
(RpflSlgE 2000/34 LG f. ZRS Wien). Die betreibende<br />
Partei kann daher die ihr <strong>beim</strong> Vollzug<br />
zukommende Kontrollfunktion wirksam nur erfüllen,<br />
wenn sie durch einen Rechtsanwalt vertreten<br />
ist (RpflSlgE 1999/109, LG f. ZRS Wien).<br />
RpflSlgE 2012/35<br />
LG f. ZRS Wien vom 11.8.2011, 46 R 350/11b<br />
Der im Besitzstörungsverfahren ergangene Endbeschluss<br />
kann nur gegen den Störer selbst vollstreckt<br />
werden, auch wenn dieser den Gegenstand,<br />
auf den sich die Störungshandlung bezog,<br />
in der Folge veräußert hat (1 Ob 19/88, Jakusch<br />
in Angst EO², § 9 RZ 24). (Hier: Entfernen von<br />
Schlössern in einer Liegenschaft, die dem nunmehrigen<br />
Liegenschaftseigentümer [Verpflichteten]<br />
im Zuge der Zwangsversteigerung zugeschlagen<br />
wurde).<br />
RpflSlgE 2012/36<br />
LG f. ZRS Wien vom 12.8.2011, 46 R 109/11m<br />
Bei der Zusammenrechnung von Bezügen des<br />
Verpflichteten trifft den Antragsteller hinsichtlich<br />
des Bestandes der zusammenzurechnenden Forderungen<br />
die objektive Beweislast. Subjektiv ist<br />
jedoch nicht der betreibende Gläubiger allein<br />
beweispflichtig. Es können vielmehr auch amtswegige<br />
Ermittlungspflichten bestehen (Oberhammer<br />
in Angst EO², RZ 6 zu § 292 EO).<br />
RpflSlgE 2012/37<br />
LG f. ZRS Wien vom 17.8.2011, 47 R 303/11y<br />
Nach der Rechtsprechung des Rekursgerichtes entspricht<br />
es nicht der Billigkeit gem. § 213 Abs 2 IO<br />
vorzugehen, wenn der Schuldner nicht einmal ein<br />
Zehntel der in § 213 Abs 2 IO geforderten Mindestquote<br />
erreicht hat, wenngleich die Berücksichtigung<br />
von Krankheit des Schuldners (hier: Versehrtheit<br />
der Schuldnerin) bei der Abwägung der konkreten<br />
Umstände des Einzelfalls nicht ausgeschlossen<br />
ist (hg. 46 R 621/10g). Eine Restschuldbefreiung<br />
ist nicht zu erteilen, wenn es dem Schuldner<br />
trotz Anspannung seiner Kräfte nicht möglich war,<br />
die Mindestquote auch nur annähernd zu erreichen<br />
(8 Ob 342/98x Quote von weniger als 6 % bei körperlich<br />
und geistig behindertem Schuldner, 8 Ob<br />
107/08f Quote von 2,05 %).<br />
RpflSlgE 2012/38<br />
LG f. ZRS Wien vom 25.8.2011, 47 R 289/11i<br />
Ein Eingriff des Vermieters in die Mietrechte des<br />
Mieters durch eine Rechteexekution nach den<br />
§§ 331 ff EO verstößt gegen<br />
§ 8 Abs 1 Satz 1 MRG und<br />
führt auch zur Ausweitung der<br />
in § 8 Abs 2 MRG normierten<br />
Eingriffe in das Hauptmietrecht.<br />
Im (Voll-) Anwendungsbereich<br />
des MRG ist die Exekution<br />
auf das Mietrecht zur<br />
Hereinbringung von Forderungen<br />
gegen den Mieter dem<br />
Vermieter nach § 42 Abs 3<br />
überhaupt versagt (mit Erörterung<br />
der einschlägigen Lehre).<br />
RpflSlgE 2012/39<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
8.9.2011, 47 R 436/11g<br />
Die Ladung des Schuldners<br />
zur Einvernahme gem. § 210a<br />
Abs 2 IO ist dem bevollmächtigten<br />
Schuldnervertreter zuzustellen.<br />
Eine Zustellung an<br />
den Schuldner persönlich entfaltet<br />
keine Rechtswirkung,<br />
dieser ist nicht im Sinne des<br />
§ 210a Abs 3 IO ordnungsgemäß<br />
geladen. Die Voraussetzungen<br />
für eine vorzeitige<br />
Einstellung des Abschöpfungsverfahrens<br />
nach § 210a Abs 3<br />
IO liegen daher in diesem<br />
Falle nicht vor.<br />
RpflSlgE 2012/40<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
15.9.2011, 47 R 312/11x<br />
Bei der Entscheidung nach<br />
§ 292a EO (Erhöhung des<br />
unpfändbaren Betrages) ist<br />
eine Interessenabwägung vorzunehmen,<br />
wobei auf die<br />
gesamte Vermögens- und Einkommenslage<br />
des Verpflichteten<br />
Bedacht zu nehmen ist.<br />
Wenn die Pflegekosten bzw.<br />
Medikamente eines unterhaltsberechtigtenFamilienangehörigen<br />
unter anderem als Erhöhungsgrund<br />
angegeben werden,<br />
so ist auch dessen Einkommens-<br />
und Vermögenslage<br />
relevant. Grundsätzlich ist<br />
davon auszugehen, dass man<br />
mit Leistungen aufgrund der<br />
gesetzlichen Sozialversicherung<br />
auskommen muss (Oberhammer<br />
in Angst EO² § 292a<br />
RZ 3).<br />
45
Fachbereich Zivilprozess-, Exekutionen/Insolvenzen Exekutions- und Privatinsolvenzrecht Der Österreichische Recht§pfleger<br />
RpflSlgE 2012/41<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
20.9.2011, 47 R 457/11w<br />
Bei der Erledigung eines<br />
Antrages auf neuerlichen Vollzug<br />
ist nur zu prüfen, ob der<br />
Antrag mit der Exekutionsbewilligung<br />
im Einklang steht<br />
und ob der neuerliche Vollzug<br />
mangels Vollzahlung oder<br />
voller Deckung notwendig<br />
und zulässig ist. Der Exekutionsrichter<br />
bzw. Rechtspfleger<br />
hat sich aber ebenso wie bei<br />
der Entscheidung über den<br />
Exekutionsantrag nicht auf<br />
die Prüfung der Frage einzulassen,<br />
ob der Vollzug zu<br />
einem Erfolg führen wird<br />
(RIS-Justiz RS0003407). Es ist<br />
Aufgabe des Gerichtsvollziehers,<br />
die Aussichtslosigkeit<br />
des Vollzugsversuches zu<br />
beurteilen. (Hier: Abweisung<br />
eines Antrages auf neuerlichen<br />
Vollzug gegen einen in<br />
einer Strafvollzugsanstalt in<br />
Haft befindlichen Verpflichteten).<br />
RpflSlgE 2012/42<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
19.9.2011, 47 R 342/11h<br />
Bei einer Einstellung der Exekution<br />
von Amts wegen hat<br />
nach § 39 Abs 2 EO in den<br />
Fällen der § 39 Abs 1 Z 2 und<br />
3 eine Vernehmung der Parteien<br />
zu erfolgen. Die Rechtsprechung<br />
verlangt über den<br />
Gesetzestext hinaus, dass der<br />
betreibende Gläubiger durch<br />
eine Einstellung der Exekution<br />
jedenfalls nicht überrascht<br />
werden darf. Es ist ihm daher<br />
auch dann, wenn seine Vernehmung<br />
wie etwa bei der<br />
Einstellung nach Z 8 nicht<br />
schon nach dem Absatz 2<br />
geboten ist, die beabsichtigte<br />
Einstellung der Exekution<br />
zumindest in irgendeiner Form<br />
anzukündigen, um ihm die<br />
Möglichkeit zu geben, durch<br />
eine geeignete Antragstellung<br />
die Einstellung abzuwehren.<br />
Die Unterlassung der Vernehmung<br />
begründet eine von<br />
Amts wegen wahrzunehmen-<br />
46<br />
de Nichtigkeit (Jakusch in Angst EO², § 39 RZ 79a<br />
und 83).<br />
RpflSlgE 2012/43<br />
LG f. ZRS Wien vom 15.9.2011, 46 R 366/11f<br />
Falls die betreibende Partei bei Einleitung des<br />
Zwangsversteigerungsverfahrens ein Interessentenverzeichnis<br />
(§ 133 Abs 2 EO) vorgelegt hat, ist<br />
sie damit ihrer Verpflichtung aus § 133 Abs 2 EO<br />
nachgekommen. Dem Gesetz kann keine Bestimmung<br />
entnommen werden, dass ein einmal<br />
gelegtes Interessentenverzeichnis zu einem späteren<br />
Zeitpunkt zu vervollständigen (zu aktualisieren)<br />
ist. Ein diesbezüglicher Auftrag des Erstgerichtes<br />
an die betreibende Partei unter Androhung<br />
der Einstellung des Versteigerungsverfahrens<br />
nach § 200 Z 3 EO ist nicht berechtigt, es<br />
hat vielmehr gem. § 55a EO den relevanten<br />
Grundbuchsstand von Amts wegen zu erheben.<br />
RpflSlgE 2012/44<br />
LG f. ZRS Wien vom 15.9.2011, 47 R 345/11z<br />
Falls das Erstgericht das Begehren der Drittschuldnerin<br />
auf Zuspruch der Kosten für die<br />
Drittschuldnererklärung von EUR 25,-- abgewiesen<br />
hat, weil die Erklärung ohne gerichtlichen<br />
Auftrag abgegeben wurde, ist ein von der Drittschuldnerin<br />
gegen diese Entscheidung erhobener<br />
Rekurs unter Hinweis auf § 517 Abs 3 ZPO<br />
zurückzuweisen, da der Betrag, dessen Zuspruch<br />
beantragt wurde, EUR 50,-- nicht übersteigt (§ 517<br />
Abs 3 ZPO idF des BGBl. 2010(111).<br />
RpflSlgE 2012/45<br />
LG f. ZRS Wien vom 8.8.2011, 47 R 308/11h<br />
Der Antrag auf Bewilligung der Unterlassungsexekution<br />
ist dann gem. § 54 Abs 3 EO zur Verbesserung<br />
zurückzustellen, wenn Vorbringen zu<br />
einem Zuwiderhandeln des Verpflichteten zur<br />
Gänze fehlt, nicht jedoch dann, wenn der Exekutionsantrag<br />
mangels Schlüssigkeit des Vorbringens<br />
abzuweisen ist; dies gilt sowohl dann, wenn sich<br />
aus einem an sich vollständigen Vorbringen kein<br />
Verstoß gegen den Exekutionstitel ergibt, als auch<br />
dann, wenn für die Bejahung eines Verstoßes<br />
gegen den Exekutionstitel wesentliche Tatsachen<br />
nicht konkret genug vorgebracht wurden (RIS-<br />
Justiz RS0120139).<br />
RpflSlgE 2012/46<br />
OGH vom 12.10.2011, 3 Ob 166/11z<br />
Hat eine Privatstiftung mehrere Stifter, so können<br />
die dem Stifter zustehenden oder vorbehaltenen<br />
Rechte nur von allen Stiftern gemeinsam ausgeübt<br />
werden, es sei denn, die Stiftungsurkunde<br />
sieht etwas anderes vor (§ 3 Abs 2 PSG, RIS-Justiz<br />
RS0115134 T 11). Nach Punkt 11 der Stiftungsur-<br />
kunde übt im vorliegenden<br />
Fall der Verpflichtete, solange<br />
er lebt, die Stifterrechte (und<br />
zwar auch das Recht auf<br />
Abänderung der Stiftungsurkunde)<br />
allein aus. Gerade das<br />
dem Stifter vorbehaltene<br />
Änderungsrecht begründet –<br />
so wie ein vorbehaltenes<br />
Widerrufsrecht – die Pfändbarkeit<br />
der Gesamtrechte des Stifters<br />
(RIS-Justiz RS0120752).<br />
RpflSlgE 2012/47<br />
LG Ried/Innkreis vom<br />
16.2.2012, 6 R 35/12g<br />
Wenn der Kanzleisitz des<br />
<strong>beim</strong> Vollzug einer Herausgabeexekution<br />
intervenierenden<br />
Rechtsanwaltes außerhalb des<br />
Sprengels des Exekutionsgerichtes<br />
liegt, stehen abgesehen<br />
von einem bestehenden,<br />
besonderen Vertrauensverhältnis<br />
zwischen dem Rechtsanwalt<br />
und seinem Mandanten<br />
bzw. bei besonderen das Einschreiten<br />
des auswärtigen<br />
Rechtsanwaltes rechtfertigenden<br />
Vorkenntnissen nur jene<br />
Kosten zu, welche bei der<br />
Substituierung eines ortsansässigen<br />
Rechtsanwaltes entstanden<br />
wären. Wenn, wie hier,<br />
wegen des versperrten Vollzugsortes<br />
die in Aussicht<br />
genommene Amtshandlung<br />
gar nicht stattgefunden hat,<br />
kann anstelle von Kosten für<br />
die Beteiligung am Vollzug<br />
nach TP 7/2 RATG nur ein<br />
Kostenersatzanspruch nach<br />
TP 9 RATG – etwa an Reisekosten<br />
und Entschädigung für<br />
Zeitversäumnis – in Betracht<br />
kommen (vgl. Mohr in ecolex<br />
2005, 605, hg. 6 R 88/06t LG<br />
Ried/Innkreis). Voraussetzung<br />
hiefür ist jedoch, dass der<br />
Vollzugsort mehr als 2 km von<br />
der Kanzlei des ortsansässigen<br />
Rechtsanwaltes entfernt ist.<br />
RpflSlgE 2012/48<br />
LG Feldkirch vom 8.2.2012,<br />
1 R 26/12z<br />
In Kenntnis der unterschiedlichen<br />
Auffassungen einiger<br />
Rekurssenate in deren Recht-
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Fachbereich Exekutions- Exekutionen/Insolvenzen<br />
und Privatinsolvenzrecht<br />
sprechung vertritt das LG<br />
Feldkirch den Standpunkt,<br />
dass die dem Drittschuldner<br />
zu vergütenden Kosten für<br />
seine Äußerung (§ 302 EO)<br />
von der der betreibenden Partei<br />
bewilligten Verfahrenshilfe<br />
nicht umfasst sind (2 R<br />
11/09x, 2 R 285/10t, 1 R<br />
148/11i LG Feldkirch, siehe<br />
auch die aus dem Index der<br />
RpflSlgE 2004-2008 unter<br />
„Kosten Dritter“ und „Verfahrenshilfe“<br />
ersichtlichen zahlreichen<br />
Entscheidungen diverser<br />
Rekurssenate mit teilweise<br />
gegenteiliger Rechtsansicht<br />
sowie RpflSlgE 2010/44 LG<br />
Ried/Innkreis und die dort<br />
zitierte Literatur und Rechtsprechung).<br />
RpflSlgE 2012/49<br />
LG Feldkirch vom 6.2.2012,<br />
2 R 344/11w<br />
Voraussetzung für eine gültige<br />
Ersatzzustellung ist einerseits<br />
ein regelmäßiger Aufenthalt<br />
des Empfängers an der Abgabestelle<br />
und andererseits, dass<br />
der Ersatzempfänger an derselben<br />
Abgabestelle wohnt.<br />
Als entscheidend dabei wird<br />
das durch das Wohnen an<br />
derselben Abgabestelle definierte<br />
Naheverhältnis zum<br />
Empfänger – zumal es ja vordringlicher<br />
Zweck der Ersatzzustellung<br />
ist, die Sendung<br />
dem Empfänger schnell und<br />
verlässlich zukommen zu lassen<br />
– angesehen. Keine tauglichen<br />
Ersatzempfänger sind<br />
Haus- und Wohnungsnachbarn<br />
(Stummvoll in<br />
Fasching/Konecny² ergBd § 16<br />
ZustG RZ 17, Gitschthaler in<br />
Rechberger³ § 87 ZPO § 16<br />
ZustG RZ 5).<br />
RpflSlgE 2012/50<br />
LG Feldkirch vom<br />
24.1.2012, 2 R 16/12m<br />
Die Berechtigung zur Empfangnahme<br />
von Zustellungen<br />
bezieht sich grundsätzlich nur<br />
auf jene Verfahren, in welchen<br />
die Bevollmächtigung erteilt<br />
wurde, sie erstreckt sich nach<br />
ständiger Rechtsprechung jedoch auf die mit diesem<br />
Verfahren unmittelbar zusammenhängenden<br />
Streitigkeiten, die vom gesetzlichen Umfang<br />
der einem Rechtsanwalt erteilten Prozessvollmacht<br />
gedeckt sind (RIS-Justiz RS0118682, 8 Ob<br />
20/03d mwN, Stopfer aaO). Die von der Gläubigerin<br />
erteilte Prozessvollmacht erstreckt sich nicht<br />
auch auf das gegenständliche Schuldenregulierungsverfahren,<br />
sodass mangels Nachweises einer<br />
Bevollmächtigung (auch) für das Insolvenzverfahren<br />
die Zustellung des Eröffnungsediktes nicht an<br />
den früheren Rechtsvertreter, sondern an die<br />
Gläubigerin persönlich zu erfolgen hat. (Zur<br />
Frage der Zustellung in diversen Verfahren auf<br />
Grund einer seinerzeit erteilten Prozessvollmacht<br />
und im Schuldenregulierungsverfahren).<br />
RpflSlgE 2012/51<br />
LG Feldkirch vom 2.1.2012, 2 R 371/11<br />
Das Gesetz enthält keine ausdrückliche Regelung<br />
für den Fall, dass innerhalb der Laufzeit von<br />
3 Jahren überhaupt keine Gläubiger Forderungen<br />
angemeldet haben. Es stellt sich daher die Frage,<br />
was als Bezugsgröße für die Errechnung der 50%-<br />
Quote heranzuziehen ist. Jedenfalls ist nicht auf<br />
die vom Schuldner im Eröffnungsantrag angeführten<br />
Verbindlichkeiten abzustellen. Vielmehr<br />
kommt es grundsätzlich auf die Forderungen<br />
rechtzeitig anmeldender Insolvenzgläubiger an.<br />
Wenn nun aber Gläubiger, die jedenfalls eine<br />
gewisse Mitwirkungspflicht in einem Insolvenzverfahren<br />
trifft, nicht einmal bis 3 Jahre nach Einleitung<br />
des Abschöpfungsverfahrens Forderungen<br />
angemeldet haben, kann dies nicht die vorzeitige<br />
Beendigung des Abschöpfungsverfahrens mit<br />
Restschuldbefreiung iSd § 213 Abs 1 Z 1 IO hindern.<br />
(Zur Frage, ob das Abschöpfungsverfahren<br />
auch dann vorzeitig mit Restschuldbefreiung iSd<br />
§ 213 Abs 1 Z 1 IO beendet werden darf, wenn<br />
überhaupt keine Forderungen angemeldet wurden.<br />
Anm.: Kein Revisionsrekurs, der für zulässig<br />
erklärt wurde, eingelangt).<br />
RpflSlgE 2012/52<br />
LG Linz vom 16.2.2012, 14 R 27/12g<br />
1.) Der Erbe erwirbt nach § 431 ABGB iVm 819<br />
ABGB das Eigentum an Nachlassgrundstücken<br />
mit Rechtskraft des Einantwortungsbeschlusses<br />
(vgl. RIS-Justiz RS0011263, insb. T 1). Der<br />
Beschluss wird frühestens mit der Zustellung<br />
wirksam, wenn Rechtsmittel zulässig sind, erst<br />
mit Rechtskraft, bei Zustellungsverzicht mit Abgabe<br />
des Beschlusses an die gerichtliche Geschäftsstelle<br />
(vgl. Sailer in KBB³, § 819 ABGB RZ 1).<br />
2.) Die oberstgerichtliche Rechtsprechung hat in<br />
Durchbrechung des § 21 GBG die Anmerkung<br />
der Klage nach § 27 Abs 2 WEG gegen den Ersteher<br />
einer Liegenschaft im Zwangsversteigerungsverfahren<br />
ab Anmerkung des Zuschlags im<br />
Grundbuch gebilligt, weil<br />
ansonsten eine vom Gesetzgeber<br />
offenbar nicht beabsichtigte<br />
Rechtsschutzlücke bestehen<br />
würde (vgl. RIS-Justiz<br />
RS0115386, OGH vom<br />
19.2.2008, 5 Ob 242/07k).<br />
RpflSlgE 2012/53<br />
LG Linz vom 9.2.2012, 14 R<br />
149/11x<br />
Die Verpflichtung, in einer<br />
Mahnklage unter den Nebenforderungen<br />
auch die Inkassokosten<br />
detailliert aufzuschlüsseln,<br />
ergibt sich nicht<br />
nur aus den Erläuterungen<br />
zum ZinsRÄG. Auch in der<br />
Literatur wird diese Forderung,<br />
Mahn- und Inkassokosten<br />
als Nebenforderungen im<br />
Sinn des § 54 Abs 2 JN detailliert<br />
aufzuschlüsseln (vgl.<br />
dazu überdies § 245 ZPO),<br />
um eine inhaltliche Überprüfung<br />
ihrer Angemessenheit zu<br />
ermöglichen, geteilt (Dehn,<br />
Das Zinsrechtsänderungsgesetz<br />
RdW 2002, 514). In<br />
Anbetracht der fehlenden<br />
Möglichkeit einer geschäftsordnungsgemäßenBehandlung<br />
der Mahnklage kommt<br />
weder die Erlassung eines<br />
Zahlungsbefehls noch die<br />
Anberaumung einer Verhandlung<br />
über die Klage in<br />
Betracht, weshalb die Mahnklage<br />
nach einem nicht<br />
beachteten Verbesserungsauftrag<br />
zurückzuweisen war.<br />
RpflSlgE 2012/54<br />
LG Linz vom 2.2.2012, 32 R<br />
95/11p<br />
Nach der Rechtsprechung dieses<br />
Rekursgerichtes gilt der im<br />
§ 173 Abs 5 KO (nunmehr<br />
§ 254 Abs 5 IO) festgelegte<br />
Untersuchungsgrundsatz auch<br />
im Verfahren über einen<br />
Antrag nach § 197 KO (so<br />
etwa LG Linz 37 R 127/07z,<br />
16 R 117/10d). Danach hat<br />
das Gericht alle für seine<br />
Beurteilung erheblichen Tatsachen<br />
von Amts wegen zu<br />
erheben und festzustellen, es<br />
hat hiezu alle geeigneten<br />
47
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Erhebungen, insbesonders<br />
durch Vernehmung von Auskunftspersonen<br />
zu pflegen<br />
und Beweis aufzunehmen. §<br />
197 KO (IO) normiert keine<br />
Ausnahme zu diesem allgemeinen,<br />
für das Insolvenzverfahren<br />
geltenden Untersuchungsgrundsatz.<br />
Während<br />
z.B. § 70 Abs 1 IO ausdrücklich<br />
normiert, dass der Gläubiger<br />
glaubhaft zu machen<br />
hat, dass er eine Insolvenzforderung<br />
hat und der Schuldner<br />
zahlungsunfähig ist, fehlt eine<br />
derartige Bescheinigungspflicht<br />
im Bereich des § 197<br />
KO (IO).<br />
RpflSlgE 2012/55<br />
LG Linz vom 1.2.2012, 14 R<br />
231/11f<br />
Die Entscheidung über einen<br />
Antrag auf neuerlichen Vollzug<br />
der Fahrnisexekution ist<br />
nur dann eine Entscheidung<br />
über die „Fortsetzung der<br />
Exekution“ im Sinne des § 65<br />
Abs 2 EO, wenn die Fahrnisexekution<br />
nur durch neuerliche<br />
Vollzugsversuche (und<br />
nicht etwa durch Verwertung<br />
bereits gepfändeter Gegenstände)<br />
fortgesetzt werden<br />
kann und es sich nicht um<br />
einen Antrag auf vorzeitigen<br />
Vollzug der Fahrnisexekution<br />
vor Ablauf einer Sperrfrist<br />
gem. § 252e EO handelt (vgl.<br />
LG Linz 37 R 37/04k, 14 R<br />
139/09y, 37 R 165/06m mwN,<br />
Rassi in Burgstaller/Deixler/<br />
Hübner, EO 65 – 67 RZ 16,<br />
Jakusch in Angst EO², §§ 65<br />
RZ 17a). Mit einem Antrag auf<br />
vorzeitigen neuerlichen Vollzug<br />
abweisenden Beschluss<br />
wird nicht die Fortsetzung des<br />
Exekutionsverfahrens an sich<br />
verweigert, sondern lediglich<br />
ein einzelner Schritt im Rahmen<br />
des Vollzugsverfahrens.<br />
Wird ein derartiger Beschluss<br />
angefochten, ist der Rekurs<br />
bei einem Anspruch von nicht<br />
mehr als EUR 2.700,– unzulässig.<br />
48<br />
RpflSlgE 2012/56<br />
LG Linz vom 30.1.2012, 14 R 129/11f<br />
Vom Gericht aufgetragene Äußerungen sind,<br />
sofern der Auftrag nicht durch ein Versäumnis<br />
der Partei notwendig geworden ist oder die<br />
Äußerung nicht in der Zustimmung zu einem<br />
Antrag oder zu einer vom Gericht beabsichtigten<br />
Maßnahme besteht, ohne Rücksicht auf deren<br />
objektive Notwendigkeit als zur Rechtsverwirklichung<br />
notwendig anzusehen (Jakusch in Angst²,<br />
§ 74 RZ 18). Gem. § 74 EO sind die Kosten, die<br />
dem betreibenden Gläubiger entstanden sind,<br />
vom Verpflichteten zu ersetzen, wenn sie zur<br />
Rechtsverwirklichung notwendig und zweckmäßig<br />
waren. Auch mangels Erfolges sind Kosten<br />
als notwendig anzusehen, wenn der betreibende<br />
Gläubiger bei der Antragstellung von ihrer Notwendigkeit<br />
ausgehen konnte und ihm der Misserfolg<br />
nicht zur Last gelegt werden muss (LG f. ZRS<br />
Wien vom 17.9.1990, 46 R 743/90, LG Linz 11 R<br />
216/00, 11 R 267/00m, 37 R 234/03d).<br />
RpflSlgE 2012/57<br />
LG f. ZRS Wien vom 19.10.2011, 47 R 371/11y<br />
Das Insolvenzgericht kann für einzelne, mit besonderen<br />
Schwierigkeiten verbundenen Tätigkeiten<br />
einen Insolvenzverwalter mit einem auf diese<br />
beschränkten Geschäftskreis bestellen. Der Gesetzgeber<br />
nennt hier beispielsweise die Führung von<br />
sachlich oder rechtlich schwierigen Prozessen oder<br />
den Verkauf von Liegenschaften (Konecny<br />
Seite 80). Im vorliegenden Fall erscheint es sinnvoll,<br />
die Veranlassung der Schätzung und allfällige<br />
Verwertung der vom Schuldner selbst verfertigten<br />
Gemälde durch einen Insolvenzverwalter vornehmen<br />
zu lassen. Ohne einschlägige Expertise lässt<br />
sich über deren Wert nämlich keine Aussage treffen.<br />
Der Schuldner verfügt mit … über eine höchst<br />
professionelle Website, mehrere Einträge im Internet<br />
sprechen von früheren und auch derzeitigen<br />
künstlerischen Erfolgen seiner Arbeit.<br />
RpflSlgE 2012/58<br />
LG f. ZRS Wien vom 19.10.2011, 47 R 360/11f<br />
Seit der EO-Novelle 2000 sind die Kosten des<br />
Drittschuldners für seine Erklärung nach § 301<br />
EO nur noch nach den von in § 302 Abs 1 EO<br />
genannten festen Sätzen zu bestimmen. Daran<br />
wird auch durch sein Rekursvorbringen, wonach<br />
aufgrund der Komplexität des Sachverhaltes zur<br />
vermeintlichen Forderung des Verpflichteten die<br />
Abgabe der Drittschuldnererklärung unter Beiziehung<br />
anwaltlicher Vertretung notwendig und<br />
zweckmäßig gewesen sei und auch der Drittschuldner<br />
die Möglichkeit habe, sich durch einen<br />
Rechtsanwalt vertreten zu lassen, wofür Vertretungskosten<br />
nach dem RATG zustünden, nichts<br />
geändert.<br />
RpflSlgE 2012/59<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
27.10.2011, 47 R 307/11m<br />
Die Beigebung eines Verfahrenshilfeanwaltes<br />
ist entweder<br />
bei absoluter Anwaltspflicht,<br />
die gem. § 52 EO im Exekutionsverfahren<br />
nicht vorliegt<br />
oder dort zu erlangen, wo der<br />
Rechtsfall besonders schwierig<br />
ist. Die Beigebung eines<br />
Rechtsanwaltes in einem Verfahren<br />
ohne Anwaltspflicht<br />
wird in das Ermessen des<br />
Gerichts gestellt und im Allgemeinen<br />
dort erforderlich sein,<br />
wo der Rechtsfall besondere<br />
Schwierigkeiten in rechtlicher<br />
oder tatsächlicher Hinsicht<br />
erwarten lässt und einen Verlauf<br />
nehmen kann, der sich<br />
der Übersicht und Einsicht der<br />
Partei entzieht. Die Beigebung<br />
eines Rechtsanwaltes im Verfahren<br />
ohne Anwaltspflicht<br />
soll aber eine Ausnahme darstellen<br />
(Fucik in Rechtberger³,<br />
§ 64 RZ 2, Klauser/Kodek<br />
ZPO 16, § 64 ZPO E 15, 16<br />
und 18).<br />
RpflSlgE 2012/60<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
9.11.2011, 46 R 489/11v<br />
Für die Bewilligung der Verfahrenshilfe<br />
ist ein vollständig<br />
ausgefülltes Vermögensverzeichnis<br />
Voraussetzung. Der<br />
bloße Hinweis auf ein bei<br />
einem anderen Gericht anhängigesSchuldenregulierungsverfahren<br />
reicht nicht aus, um<br />
das Gericht in die Lage zu<br />
versetzen, alle Voraussetzungen<br />
zur Bewilligung der Verfahrenshilfe<br />
zu prüfen, zumal<br />
überdies einem hier aufgetragenen<br />
Verbesserungsauftrag<br />
keine Folge geleistet wurde.<br />
RpflSlgE 2012/61<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
10.11.2011, 46 R 211/11m<br />
Durch die Zahlung der dem<br />
Insolvenzantrag zugrunde liegenden<br />
Forderungen ist nicht<br />
dokumentiert, dass keinesfalls<br />
Zahlungsunfähigkeit gegeben
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen<br />
ist. Sieht das Gesetz – wie im<br />
Insolvenzeröffnungsverfahren<br />
– eine Tagsatzung vor, so ist<br />
die Einschränkung des § 259<br />
Abs 2 IO auch im Rekursverfahren<br />
zu beachten (Mohr,<br />
KO 10 2006 § 71c KO, E 15).<br />
Demnach können Anträge,<br />
Erklärungen und Einwendungen,<br />
zu deren Anbringung<br />
eine Tagsatzung bestimmt ist,<br />
von nicht erschienenen, gehörig<br />
geladenen Personen nachträglich<br />
nicht mehr vorgebracht<br />
werden.<br />
RpflSlgE 2012/62<br />
LG f. ZRS Wien vom<br />
14.11.2011, 47 R 517/11v<br />
Die in Exekutionssachen einschlägigeZuständigkeitsbestimmung<br />
des § 18 EO ist in<br />
Insolvenzsachen wenig hilfreich,<br />
da die dort zitierten<br />
zuständigkeitsbegründenden<br />
Elemente ausschließlich auf<br />
den Exekutionsvollzug und<br />
die Exekutionsobjekte Bezug<br />
nehmen. Daher ist über die<br />
Verweisungsnorm des § 252<br />
IO die Jurisdiktionsnorm<br />
anzuwenden. Es ist auf den<br />
Gerichtsstand des § 67 JN zu<br />
verweisen, der auf den jeweiligen<br />
Aufenthalt des Schuldners,<br />
subsidiär auf den letzten<br />
inländischen Wohnsitz/gewöhnlichen<br />
Aufenthalt<br />
betreffend die im Inland<br />
begründeten oder hier zu<br />
erfüllenden Verbindlichkeiten<br />
abstellt. Beide Fälle des<br />
Gerichtsstandes nach § 67 JN<br />
kommen nur dann in<br />
Betracht, wenn weder im<br />
Inland noch im Ausland ein<br />
Wohnsitz besteht (6 Ob 23/66<br />
= SZ 39/16 = 1966/242).<br />
RpflSlgE 2012/63<br />
LG f ZRS Wien vom<br />
22.11.2011, 47 R 493/11i<br />
Die Begründung eines<br />
Beschlusses ist dann obligatorisch,<br />
wenn dieser über widerstreitende<br />
Anträge ergeht oder<br />
einen Antrag abweist. In diesen<br />
Fällen ist ein unbegründet<br />
gebliebener Beschluss nichtig.<br />
(Hier: Äußerung der betreibenden Partei zu<br />
einem Oppositionsgesuch des Verpflichteten verbunden<br />
mit dem Antrag auf Abweisung dieses<br />
Gesuches und Ersatz der Kosten für die Äußerung,<br />
die Erledigung [Bewilligung dieses Antrages]<br />
der betreibenden Partei erfolgte durch das<br />
Erstgericht mit Stampiglie). (Bydlinski in<br />
Fasching/ Konecny² III § 428 ZPO RZ 1).<br />
RpflSlgE 2012/64<br />
LG Klagenfurt vom 18.2.2011, 1 R 27/11g<br />
Für die Berichtigung des Grundbuchs gem. § 136<br />
Abs 1 GBG durch Einverleibung der Löschung<br />
eines Belastungs- und Veräußerungsverbotes<br />
infolge Ablebens des Verbotsbelasteten ist dessen<br />
Tod durch Vorlage einer öffentlichen Urkunde<br />
(Sterbeurkunde) nachzuweisen. Die bloße Möglichkeit,<br />
dass sich der Grundbuchsrichter (Rechtspfleger)<br />
diese Kenntnis durch Einsicht in den<br />
<strong>beim</strong> selben Gericht erliegenden Verlassenschaftsakt<br />
verschaffen könnte, reicht nicht. Das Fehlen<br />
der obgenannten Urkunde führt jedoch nicht zu<br />
einer sofortigen Abweisung eines Antrages auf<br />
Bewilligung der Exekution durch zwangsweise<br />
Pfandrechtsbegründung, weil es sich dabei um<br />
einen verbesserungsfähigen Mangel iSd (mit<br />
1.1.2009 in Kraft getretenen) § 82a GBG iVm § 88<br />
Abs 2 EO handelt (5 Ob 216/09i).<br />
RpflSlgE 2012/65<br />
LG Klagenfurt vom 13.5.2011, 1 R 123/11z<br />
Nach § 255 EO sind Auskünfte aus dem Pfändungsregister<br />
allen Personen zu erteilen, die<br />
glaubhaft machen, dass sie diese zur Einleitung<br />
eines Rechtsstreites oder einer Exekution, zur<br />
Geltendmachung von Einwendungen gegen eine<br />
bereits eingeleitete Exekution oder aus anderen<br />
wichtigen Gründen benötigen. Mit der Vorlage<br />
des vollstreckbaren Zahlungsbefehls und der<br />
Behauptung, sie beabsichtige ein Exekutionsverfahren<br />
einzuleiten, hat die Antragstellerin ihr Interesse<br />
ausreichend glaubhaft gemacht (anders: Der<br />
Antrag auf Bewilligung der elektronischen Einsicht<br />
in die Geschäftsbehelfe des Exekutionsgerichtes<br />
nach dem inzwischen durch die ZVN 2009<br />
aufgehobenen § 73a EO ist abzuweisen, LG Klagenfurt<br />
2 R 133/09z).<br />
RpflSlgE 2012/66<br />
LG Klagenfurt vom 5.8.2011, 1 R 174/11z<br />
Zur Frage der Aufhebung der Pfändung gem.<br />
§ 292i EO auf Antrag des Verpflichteten, weil sich<br />
auf dem Konto ausschließlich unpfändbare Geldbeträge<br />
und zwar die Witwenrente und die Ausgleichszulage<br />
befunden hätten.<br />
RpflSlgE 2012/67<br />
LG Klagenfurt vom<br />
9.3.2012, 1 R 45/12f<br />
Die Bestimmung des § 262 EO<br />
steht der Bewilligung der Exekution<br />
auf Ansprüche auf<br />
Herausgabe und Leistung körperlichen<br />
Sachen nicht entgegen.<br />
Die Exekution nach den<br />
§§ 325 ff EO wird als sogenannte<br />
vorbereitende Exekution<br />
gerade dann benötigt,<br />
wenn sich körperliche Sachen<br />
nicht in der Gewahrsame der<br />
verpflichteten Partei, sondern<br />
bei einem Dritten, der die<br />
Pfändung nicht zulässt, befinden.<br />
(Hier: Fahrnisse, die im<br />
Eigentum des Verpflichteten<br />
stehen und sich noch auf der<br />
Liegenschaft der Dritten befinden).<br />
Es ist der betreibenden<br />
Partei nicht zumutbar, diese<br />
Sachen näher zu beschreiben,<br />
zumal anzunehmen ist, dass<br />
ihr hiefür die erforderlichen<br />
Kenntnisse fehlen.<br />
RpflSlgE 2012/68<br />
LG Wels vom 28.3.2012, 22<br />
R 80/12i<br />
1.) Einkünfte aus einer selbständigen<br />
Erwerbstätigkeit<br />
(hier: Einkommen des Verpflichteten<br />
aus seiner Landwirtschaft)<br />
neben solchen aus<br />
einem Arbeitsverhältnis rechtfertigen<br />
nicht die Herabsetzung<br />
des unpfändbaren Freibetrages<br />
gem. § 292 b Z 3 EO,<br />
weil die genannte Bestimmung<br />
nur Leistungen von<br />
Dritten im Rahmen eines<br />
Arbeitsverhältnisses erfasst (LG<br />
Korneuburg, RpflSlgE 2003/1,<br />
aM Oberhammer aaO RZ 5a<br />
zu § 292 b, der in solchen Fällen<br />
eine analoge Anwendung<br />
auf selbständige Nebeneinkünfte<br />
befürwortet).<br />
2.) § 292 c Z 2 EO ermöglicht<br />
ausdrücklich eine Rechtskraftdurchbrechung,<br />
sofern geänderte<br />
Tatsachen vorgebracht<br />
werden (Oberhammer aaO<br />
RZ 4 ff zu § 292c EO).<br />
3.) Ein Antrag ist trotz anzunehmender<br />
Zustimmung des<br />
Gegners abzuweisen, wenn er<br />
49
Fachbereich Exekutionen/Insolvenzen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
zwingenden gesetzlichen<br />
Bestimmungen widerspricht<br />
(Jakusch in Angst EO² RZ 8 zu<br />
§ 56 EO).<br />
RpflSlgE 2012/69<br />
LG Feldkirch vom<br />
21.3.2012, 2 R 74/12s<br />
Die durch die Grundbuchs-<br />
Novelle 2008 neu eingeführte<br />
Bestimmung des § 82a GBG<br />
ermöglicht im Grundbuchsverfahren<br />
nunmehr eine Verbesserung<br />
zur Beseitigung<br />
von Formgebrechen. Dies<br />
hat auch Auswirkungen auf<br />
das Exekutionsverfahren. Bei<br />
der Bewilligung der zwangsweisenPfandrechtsbegründung<br />
gelten nach § 88 Abs 2<br />
EO die Bestimmungen des<br />
GBG. Im Exekutionsverfahren<br />
waren bisher in diesen<br />
Angelegenheiten mangelhaft<br />
eingebrachte Anträge -<br />
abweichend von der Generalnorm<br />
des § 54 Abs 2 EO –<br />
nicht verbesserbar, weshalb<br />
eine Gleichbehandlung der<br />
exekutionsrechtlichen Anträge<br />
mit den grundbuchsrechtlichen<br />
Gesuchen – also eine<br />
Zulassung von Verbesserungen<br />
– notwendig ist (3 R<br />
133/09w, 1 R 303/09f beide<br />
LG Feldkirch, RIS-Justiz RG<br />
0000079, C.Hager-Rosenkranz<br />
aaO 344 f, Mohr, Die Verbesserung<br />
von Zwangsversteigerungsanträgen,<br />
ecolex 2009,<br />
471).<br />
RpflSlgE 2012/70<br />
LG Feldkirch vom<br />
13.3.2012, 3 R 44/12m<br />
Im Zusammenhang mit Einstellungsanträgen<br />
nach § 40<br />
EO ist bei Beurteilung einer<br />
Urkunde als unbedenklich<br />
(auch) darauf zu achten, dass<br />
der in der Urkunde bezeugte<br />
Sachverhalt wirklich zum<br />
Nachweis eines Einstellungsgrundes<br />
ausreicht. Ein Postaufgabeschein<br />
oder ein von<br />
der Bank bestätigter Überweisungsauftrag<br />
über den<br />
geschuldeten Betrag kann<br />
nur dann als unbedenkliche<br />
50<br />
Urkunde zum Nachweis der behaupteten Zahlung<br />
der betriebenen Forderung anerkannt werden,<br />
wenn daraus auch die Widmung der Zahlung<br />
ersichtlich ist. Der von der Bank bestätigte<br />
Überweisungsauftrag bildet überdies nur dann<br />
einen unbedenklichen Nachweis über die<br />
erfolgte Tilgung, wenn gleichzeitig – etwa<br />
durch Vorlage eines Kontoauszuges – die tatsächliche<br />
Durchführung des Überweisungsauftrages<br />
nachgewiesen wird.<br />
RpflSlgE 2012/71<br />
LG Feldkirch vom 27.3.2012, 2 R 73/12v<br />
Die Exekution nach § 294a EO ist durch Zustellung<br />
des Zahlungsverbotes an den möglichen<br />
Drittschuldner auch dann „kanalisiert“ und daher<br />
ein weiterer Vollzugsversuch durch eine neuerliche<br />
Anfrage an den Hauptverband nicht mehr<br />
zulässig, wenn sich später herausstellt, dass die<br />
Auskunft durch den Hauptverband unrichtig war.<br />
Für diese Auffassung spricht, dass bei Pfändung<br />
einer Forderung nach allgemeinen Grundsätzen<br />
nicht zu prüfen ist, ob diese tatsächlich besteht<br />
oder nicht. Wurde das Zahlungsverbot aufgrund<br />
des Abfrageergebnisses einem konkreten möglichen<br />
Drittschuldner zugestellt hat sich die Exekution<br />
nach § 294a EO spätestens zu diesem Zeitpunkt<br />
in eine „normale“ Forderungsexekution<br />
umgewandelt. Damit ist aber ab diesem Zeitpunkt<br />
kein Exekutionsverfahren iSd § 294a EO<br />
auf Forderungen gegen unbekannte Drittschuldner<br />
mehr anhängig (2 R 65/08m LG Feldkirch<br />
u.a.m.).<br />
RpflSlgE 2012/72<br />
LG Feldkirch vom 27.3.2012, 2 R 80/12y<br />
Stehen gegen Entscheidungen mehrere Rechtsbehelfe<br />
zur Verfügung (hier: Antrag auf Wiedereinsetzung<br />
in den vorigen Stand und auf Aufhebung<br />
der Vollstreckbarkeitsbestätigung) dann hat die<br />
Partei das Recht zwischen ihnen zu wählen oder<br />
sie auch gehäuft zu ergreifen. Im Fall der zulässigen<br />
Kumulierung ist bei ausdrücklicher Reihung<br />
der erhobenen Behelfe durch die säumige Partei<br />
diese bei der Erledigung einzuhalten. Nimmt die<br />
Partei keine ausdrückliche Reihung vor, so ist<br />
zuerst über jenen Rechtsbehelf zu entscheiden,<br />
die den weitergehenden Schutz gewährt, das<br />
heißt durch dessen Erfolg die Rechtsstellung des<br />
Antragstellers die weitergehende Verbesserung<br />
erfährt (Gitschthaler aaO RZ 7 zu §§ 144-145<br />
mwN).<br />
RpflSlgE 2012/73<br />
OGH vom 22.2.2012, 3 Ob 243/11y<br />
Das gesetzliche Pfandrecht des Vermieters an den<br />
eingebrachten Sachen des Mieters (§ 1101 ABGB)<br />
ist nicht nach § 331 Abs 1 EO pfändbar, weil dem<br />
die Unverwertbarkeit aus dem<br />
Grund des § 42 MRG entgegensteht.<br />
RpflSlgE 2012/74<br />
OGH vom 28.2.2012, 8 Ob<br />
17/12a<br />
Die Wirksamkeit der Zustellung,<br />
die Heilung von Zustellungsmängeln<br />
sowie die<br />
Berichtigung und Konsequenzen<br />
einer Annahmeverweigerung<br />
sind nach dem Recht des<br />
Prozessstaats zu beurteilen.<br />
RpflSlgE 2012/75<br />
LG Steyr vom 17.4.2012, 1 R<br />
65/12w-2<br />
Gem. § 54 Abs 1 ZPO hat die<br />
kostenansprechende Partei bei<br />
sonstigem Verlust des Ersatzanspruches<br />
das Verzeichnis<br />
der Kosten samt den zur<br />
Bescheinigung der Ansätze<br />
und Angaben erforderlichen<br />
Belegen vorzulegen. Die Aufwendungen<br />
solcher Kosten<br />
sind durch Vorlage geeigneter<br />
Urkunden zu bescheinigen.<br />
Dies entspricht erstens dem<br />
erklärten Willen des Gesetzgebers<br />
und ist zweitens aus dem<br />
Wort „Belege“ abzuleiten, das<br />
die urkundliche Bescheinigung<br />
indiziert (Bydlinski in<br />
Fasching/Konecny² § 54 ZPO<br />
RZ 20, OLG Wien 4 R 12/06y,<br />
LG f. ZRS Wien 46 R 1169,<br />
1170/91). Auf Grund der nunmehr<br />
gegebenen technischen<br />
Voraussetzungen lässt sich mit<br />
dem Antrag auf Erlassung<br />
eines Zahlungsbefehles auch<br />
die Übermittlung von Urkunden<br />
verknüpfen.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Justizverwaltung<br />
ADir.<br />
Walter<br />
Zaunmüller<br />
Fachredakteur Justizverwaltung<br />
BG Wels<br />
E-Mail:<br />
walter.zaunmueller@justiz.gv.at<br />
Fachbereich<br />
Justizverwaltung<br />
Das Mitarbeitergespräch –<br />
Höhen und Tiefen eines gelungenen Führungsinstruments<br />
Über Ersuchen des Fachredakteurs Walter Zaunmüller,<br />
erlaube ich mir meine persönlichen Erfahrungen<br />
mit dem Mitarbeitergespräch darzulegen.<br />
Wie sich aus dem Wortlaut des § 45a BGD (iVm<br />
§ 5 VBG) ergibt, hat der unmittelbar mit der<br />
Fachaufsicht betraute Vorgesetzte (Vorgesetzter)<br />
einmal jährlich mit jedem seiner Mitarbeiter ein<br />
Mitarbeitergespräch zu führen.<br />
Das Mitarbeitergespräch umfasst zwei Teile:<br />
1.) Erörterung des Arbeitszieles der Organisationseinheit<br />
sowie ihrer Aufgabenstellungen im<br />
Folgejahr; darauf aufbauend ist der wesentliche<br />
Beitrag des Mitarbeiters zur Aufgabenerfüllung zu<br />
vereinbaren. Sind für das abgelaufene Jahr bereits<br />
Vereinbarungen getroffen worden, so sind sie<br />
Grundlage für die Erörterung der Aufgabenerfüllung.<br />
2.) Vereinbarung von Maßnahmen, die zur Verbesserung<br />
oder Erhaltung der Leistung des Mitarbeiters<br />
notwendig und zweckmäßig sind und die<br />
dem Mitarbeiter auch im Rahmen seiner längerfristigen<br />
beruflichen Entwicklung eröffnet werden<br />
sollen; Auflistung allfälliger Kenntnisse und<br />
Fähigkeiten, die der Mitarbeiter auf seinem<br />
Arbeitsplatz nicht einbringen kann.<br />
Das Mitarbeitergespräch ist ausschließlich zwischen<br />
dem Vorgesetzten und seinem Mitarbeiter<br />
zu führen. Die Ergebnisse der beiden Teile des<br />
Mitarbeitergespräches sind von einem der<br />
Gesprächspartner während des Gespräches kurz<br />
schriftlich zusammenzufassen und von den<br />
Gesprächspartnern zu unterschreiben. Ist dies<br />
mangels Übereinstimmung nicht möglich, so ist<br />
ein abschließender Gesprächstermin festzulegen,<br />
dem auf Wunsch jedes der Gesprächspartner eine<br />
Person seines Vertrauens beigezogen werden<br />
kann, die Gleichbehandlungsbeauftragter oder<br />
Personalvertreter oder Behindertenvertrauensperson<br />
ist.<br />
ADir. Markus Gaugusch<br />
Je eine Ausfertigung des<br />
Ergebnisses des ersten Teiles<br />
verbleibt <strong>beim</strong> Mitarbeiter und<br />
bei seinem Vorgesetzten.<br />
Diese Ausfertigungen dürfen<br />
nicht weitergegeben werden.<br />
Je eine Ausfertigung des<br />
Ergebnisses des zweiten Teiles<br />
des Mitarbeitergespräches<br />
bleibt <strong>beim</strong> Mitarbeiter und<br />
bei seinem Vorgesetzten. Eine<br />
weitere Ausfertigung ist der<br />
personalführenden Stelle<br />
zuzuleiten und dem Personalakt<br />
beizufügen.<br />
Der nächsthöhere Vorgesetzte<br />
ist nachweislich zu verständigen,<br />
dass das Mitarbeitergespräch<br />
stattgefunden hat.<br />
Die gesetzliche Bestimmung<br />
beinhaltet bereits einige klare<br />
Vorgaben was den Umfang<br />
des Gesprächs betrifft und wie<br />
es formal abzulaufen hat. Die<br />
praktische Durchführung bzw.<br />
die inhaltliche Gestaltung, das<br />
„Wie hauche ich dem<br />
Gespräch Leben ein“ bleibt<br />
jedoch dem Fachvorgesetzen<br />
über. Die dazu ergangenen<br />
Erlässe der eigenen Dienstbehörde,<br />
aber auch des Bundeskanzleramtes,<br />
regeln weitere<br />
organisatorische Rahmenbedingungen<br />
und klären offene<br />
Fragen des Ziels des Mitarbeitergesprächs.<br />
Sie ersetzen<br />
jedoch nicht die (inhaltliche)<br />
Auseinandersetzung mit dem<br />
Thema, das Ziel oder die<br />
Frage „Was will ich im oder<br />
mit dem Gespräch erreichen“.<br />
51
Fachbereich Justizverwaltung Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Und da es sich um Gespräche<br />
mit Menschen handelt, gibt es<br />
auch kein passendes Kochrezept<br />
nach dem Motto „Man<br />
nehme … und rühre und fertig<br />
ist das Gespräch.“<br />
Daher war die Anfangsphase<br />
für mich besonders schwierig,<br />
da es wenige Anhaltspunkte<br />
oder gar Zielvorgaben gab, an<br />
denen man sich orientieren<br />
konnte. An den Gesprächen<br />
mit dem eigenen Fachvorgesetzten<br />
konnte ich mich<br />
damals auch schwer orientieren,<br />
da diese zumeist unter<br />
dem Hinweis „wir reden ja<br />
jeden Tag miteinander“ nicht<br />
regelmäßig statt fanden.<br />
Erschwerend kam damals<br />
dazu, dass die Auffassung<br />
über die Wichtigkeit dieses<br />
Führungsinstruments zumeist<br />
zwischen mir und meinem<br />
Fachvorgesetzten stark auseinandergedriftet<br />
ist. Für mich<br />
war es eine Chance etwas<br />
über den Menschen und Mitarbeiter<br />
zu erfahren, mein<br />
Fachvorgesetzter sah den Zeitaufwand<br />
und meinte, es wisse<br />
voraussichtlich eh schon, was<br />
nachher herauskommen<br />
werde.<br />
So bin ich am Anfang nach<br />
dem Motto „Learning by<br />
doing“ vorgegangen. Da ich<br />
aber noch keine Vergleichsmöglichkeiten<br />
mit anderen<br />
Mitarbeitergesprächen hatte,<br />
konnte ich für mich nur einen<br />
persönlichen Erfolg oder Misserfolg<br />
des Gesprächs festhalten.<br />
Nach Absolvierung mehrerer<br />
dieser Erstgespräche<br />
habe ich danach immer mehr<br />
Sicherheit gewonnen und<br />
viele Aspekte über die tägliche<br />
Arbeit sind so in die<br />
nächsten Gespräche mit eingeflossen.<br />
Ich habe dann entsprechende<br />
Fortbildungsveranstaltungen<br />
zu diesem Thema für einen<br />
Erfahrungsaustausch genutzt<br />
und mir bis dahin noch nicht<br />
bewusst gemachte Aspekte bei<br />
den nächsten Gesprächen mit-<br />
52<br />
aufgenommen. Aus diesem Grund habe ich auch<br />
verschiedene Varianten und Möglichkeiten für die<br />
Gestaltung des Gesprächs ausprobiert. Nicht<br />
immer zum Wohlgefallen der Mitarbeiter. Z.B. hat<br />
mir die Aufteilung der Gespräche zwischen mir<br />
und meinem Stellvertreter prompt den Vorwurf<br />
eingebracht, dass ich mit den Mitarbeitern, die<br />
das Gespräch mit meinem Vertreter hatten, ja<br />
offensichtlich nicht reden wolle.<br />
Leider war auch festzustellen, dass die hohe<br />
Erwartungshaltung diesem Werkzeug gegenüber<br />
teilweise nicht gehalten werden konnte. Bei den<br />
Möglichkeit der dienstlichen Veränderung oder<br />
bei der Ausbildungs- und Fortbildungsmöglichkeit<br />
war man schnell wieder auf den Boden der<br />
Realität zurück. Das hat letztendlich bei lang<br />
gedienten Mitarbeitern dazu geführt, dass sie das<br />
Mitarbeitergespräch nur der Pflicht wegen absolviert<br />
haben.<br />
Vereinzelt kam es auch vor, dass Mitarbeiter den<br />
Sinn des Gesprächs nicht erkannten und sich<br />
daher auch schlecht bzw. gar nicht dafür vorbereitet<br />
haben. Dieses Problem hatte ich übrigens<br />
bei den ersten Mitarbeitergesprächen selber, dass<br />
für mich am Anfang der Gespräche nicht immer<br />
klar war, in welche Richtung will ich das<br />
Gespräch lenken und was will ich angesprochen<br />
wissen.<br />
Für mich und für die Mitarbeiter hat sich nach<br />
einiger Zeit auch klar herausgestellt, dass das Mitarbeitergespräch<br />
auf keinen Fall die tägliche<br />
Kommunikation ersetzen kann und für einen<br />
aktuellen Anlassfall zumeist nicht das bevorzugt<br />
zu wählende Instrumentarium ist.<br />
Bei all den geschilderten Problemen habe ich<br />
mich nun gefragt, warum führe ich dann noch<br />
immer Mitarbeitergespräche und warum bin ich<br />
davon überzeugt, damit das „Richtige“ zu tun?<br />
Das Mitarbeitergespräch bietet die Chance (bei<br />
entsprechend guter Vorbereitung durch beide<br />
Gesprächspartner)<br />
die Wichtigkeit der Tätigkeit und der Person<br />
für den Dienstbetrieb festzuhalten<br />
festzuhalten, warum der Dienstnehmer da ist<br />
und wofür er zuständig bzw. verantwortlich ist<br />
Möglichkeit zum Ansprechen von Angelegenheiten<br />
des Mitarbeiters, die ansonsten mangels<br />
Zuwendung von Zeit und der notwendigen<br />
Wichtigkeit nicht angegangen werden würden<br />
(Aus- und Fortbildung, Aufstiegsmöglichkeiten,<br />
Verwendungsänderungen)<br />
Möglichkeit zum Ansprechen von Angelegenheiten<br />
des Vorgesetzten, die zwar einer Veränderung<br />
bedürften, diese aber nicht sofort und<br />
unbedingt stattfinden muss (Vertretungsrege-<br />
lungen, Parteienverkehr,<br />
Umgang mit Kollegen ect.)<br />
Möglichkeit zur Klarstellung<br />
von Sachverhalten oder Klärung<br />
von Unstimmigkeiten<br />
bzw. Missverständnissen<br />
Feststellungen über die<br />
momentane berufliche<br />
Situation zu treffen und allfällige<br />
Veränderungen auszuloten<br />
Feedback für den Vorgesetzten<br />
über sein eigens<br />
Verhalten (blinder Fleck)<br />
Ob nun ein Gespräch tatsächlich<br />
als gelungen betrachtet<br />
werden kann, hängt – wie in<br />
den meisten Fällen – von der<br />
Bereitschaft und vom Willen<br />
der handelnden Personen ab,<br />
sich darauf einzulassen und<br />
zu artikulieren was Sache ist.<br />
Und was ich erst selber für<br />
mich lernen musste war, dass<br />
es jedenfalls einen großen<br />
Erfolg (letztendlich für Beide)<br />
darstellt, wenn der Mitarbeiter<br />
mit dem Arbeitsplatz, dem<br />
Umfeld, der Ausstattung, den<br />
Kollegen und Vorgesetzten<br />
zufrieden ist. Denn ein zufriedener<br />
Mitarbeiter ist zumeist<br />
ein guter Mitarbeiter und<br />
gemeinsam können Probleme<br />
besser behandelt und gelöst<br />
werden als alleine.
Lustenau<br />
Hohenems<br />
Götzis<br />
Bregenz (5)<br />
Feldkirch (6)<br />
Dornbirn (4)<br />
Bezau<br />
Bludenz (2)<br />
Schruns<br />
Landeck (2)<br />
Reutte (2)<br />
Telfs (2)<br />
Silz<br />
Imst (2)<br />
Die österreichischen Notare<br />
Einer der wichtigsten Gründe für die wirtschaftliche Stabilität und die soziale<br />
Sicherheit unseres Landes ist seine Rechtskultur und Rechtssicherheit. Ein<br />
wesentlicher Träger dieser Rechtsordnung sind die österreichischen Notare.<br />
Als moderne Dienstleister für Bürger und Unternehmen. Als verlässlicher<br />
Partner der Justiz.<br />
494 x in Österreich.<br />
Waidhofen/Thaya<br />
Raabs/Thaya<br />
Retz<br />
Schrems<br />
Aigen<br />
Gmünd<br />
Weitra<br />
Allentsteig<br />
Horn (2)<br />
Haugsdorf<br />
Laa/Thaya<br />
Poysdorf<br />
Eggenburg<br />
Zwettl<br />
Mistelbach (2)<br />
Ravelsbach<br />
Rohrbach Freistadt (2)<br />
Hollabrunn<br />
Lembach<br />
Bad<br />
Groß-Gerungs Gföhl<br />
Langenlois<br />
Zistersdorf<br />
Leonfelden<br />
Kirchberg a.<br />
Engelhartszell Neufelden<br />
Unterweißenbach<br />
Ottenschlag<br />
Wagram<br />
Schärding<br />
Stockerau (2) Wolkersdorf<br />
Gallneukirchen<br />
Spitz/Donau<br />
Krems (3)<br />
Peuerbach Ottensheim<br />
Raab<br />
Pöggstall<br />
Tulln (3)<br />
Eferding<br />
Pregarten<br />
Linz (10)<br />
Korneuburg (3)<br />
Herzogenburg (2)<br />
Obernberg<br />
Waizen-<br />
Mauthausen (2)<br />
Kloster-<br />
Gänserndorf (2)<br />
kirchen Leonding<br />
Grein<br />
Melk<br />
neuburg (2)<br />
Braunau/Inn Ried/Innkreis (3)<br />
Traun (2) Ansfelden<br />
Perg<br />
Persenbeug<br />
St. Pölten (4)<br />
Marchegg<br />
Purkersdorf (2)<br />
March-<br />
Enns<br />
Grieskirchen<br />
WIEN (92)<br />
Mauerkirchen<br />
trenk<br />
Groß-Enzersdorf<br />
Haag/<br />
St. Florian<br />
Ybbs/Donau<br />
Neulengbach<br />
Schwechat (3)<br />
Mattighofen (2)<br />
Hausruck<br />
St. Valentin<br />
Hainburg<br />
Lambach Wels (4)<br />
Haag<br />
Amstetten (2)<br />
Perchtoldsdorf<br />
Neuhofen/<br />
Mank Wilhelmsburg<br />
St. Pantaleon<br />
Schwanenstadt<br />
Bruck/Leitha (2)<br />
Krems<br />
Mödling (3) Vösendorf<br />
Vöcklabruck (2)<br />
St.Peter/Au Scheibbs (2)<br />
Lilienfeld<br />
Hainfeld<br />
Vöcklamarkt<br />
Kremsmünster<br />
Mattsee<br />
Steyr (4)<br />
Waidhofen/Ybbs<br />
Baden (4)<br />
Kirchberg<br />
Ebreichsdorf (2)<br />
Attnang-<br />
Neusiedl/See (3)<br />
Vorchdorf<br />
Grünburg<br />
a.d. Pielach<br />
Pottenstein<br />
Oberndorf (2)<br />
Frankenmarkt Puchheim<br />
Neumarkt<br />
Gaming<br />
Gutenstein<br />
Seekirchen<br />
Kirchdorf/Krems<br />
Gmunden (2)<br />
Mondsee<br />
Weyer/Markt<br />
Eisenstadt (3)<br />
Wals-Siezenheim<br />
Thalgau<br />
Salzburg (10)<br />
St. Gilgen<br />
Bad Ischl (2)<br />
Windischgarsten<br />
Mariazell<br />
Wiener Neustadt (4)<br />
Neunkirchen (3)<br />
Mattersburg (2)<br />
Hallein (2)<br />
St. Gallen<br />
Mürzzuschlag<br />
Gloggnitz<br />
Kufstein (2)<br />
Wörgl (2)<br />
Kitzbühel (2)<br />
Rattenberg<br />
Hopfgarten<br />
Schwaz (2)<br />
Hall/Tirol (3)<br />
Saalfelden (2)<br />
Zell/See (2)<br />
Golling<br />
Werfen<br />
Radstadt<br />
St. Johann/<br />
Bad Aussee<br />
Liezen<br />
Irdning<br />
Gröbming<br />
Schladming<br />
Rottenmann<br />
Aspang/Markt<br />
Oberpullen-<br />
Kindberg<br />
Kirchschlag dorf (2)<br />
Kapfenberg (2)<br />
Friedberg<br />
Vorau<br />
Leoben (3)<br />
Bruck/Mur (2) Birkfeld<br />
Oberwart (3)<br />
Pöllau<br />
Innsbruck (11) Zell/Ziller (2)<br />
Mittersill<br />
Pongau (2)<br />
Taxenbach<br />
Oberwölz<br />
Knittelfeld (2)<br />
Frohnleiten<br />
Weiz (2) Hartberg (2)<br />
Stegersbach<br />
Bad Hofgastein<br />
Tamsweg<br />
St. Michael/<br />
Lungau<br />
Murau<br />
Judenburg (3)<br />
Gratkorn (2) Gleisdorf (2)<br />
Köflach<br />
Voitsberg (2)<br />
Fürstenfeld<br />
Graz (15)<br />
Güssing<br />
Neumarkt<br />
Kalsdorf<br />
Matrei<br />
Obervellach<br />
Gmünd<br />
Bad St. Leonhard<br />
Friesach<br />
Unterpremstätten<br />
Stainz Wildon<br />
Feldbach (3)<br />
Fehring<br />
Jennersdorf<br />
Winklern Gurk<br />
Wolfsberg (2)<br />
Kirchbach<br />
Lienz (2)<br />
Kötschach-Mauthen<br />
Greifenburg<br />
Spittal/Drau (2)<br />
Hermagor<br />
Millstatt<br />
Paternion<br />
Villach (5)<br />
Arnoldstein<br />
Feldkirchen (2)<br />
Eberstein<br />
Klagenfurt (7)<br />
Bleiburg<br />
Rosegg<br />
Eberndorf<br />
Ferlach<br />
Litschau<br />
Deutschlandsberg (2)<br />
St. Veit/Glan (2) St. Paul<br />
Eibiswald<br />
Völkermarkt<br />
Arnfels<br />
Leibnitz (3)<br />
Mureck<br />
Bad Radkersburg
Fachbereich Strafsachen Der Österreichische Recht§pfleger<br />
Jürgen<br />
Pökl<br />
Fachredakteur Strafsachen<br />
Bezirksanwalt StA Wien<br />
E-Mail:<br />
juergen.poekl@justiz.gv.at<br />
54<br />
Fachbereich<br />
Strafsachen<br />
Stellvertretender Vorsitzender der BA-Vereinigung Jürgen Pökl<br />
BezirksanwältInnen im<br />
gehobenen Dienst<br />
Ich freue mich, dass ich in der Zeitschrift „Der Rechtspfleger“ erstmals ein paar<br />
Worte über den Beruf des Bezirksanwaltes schreiben darf. Anlass dieser Möglichkeit<br />
war oder ist die Neubewertung dieses Berufes. Gleichzeitig wurden auch die bisher<br />
geltenden Ausbildungsvorschriften geändert und verbessert.<br />
Wie kam es zu dieser Neubewertung:<br />
Gem. § 20 Abs. 2 StPO kann die Vertretung der Anklage vor dem Bezirksgericht<br />
nach Maßgabe des Staatsanwaltsgesetzes Bezirksanwälten übertragen werden.<br />
Die bezirksgerichtliche Strafrechtspflege war gerade im letzten Jahrzehnt einem signifikanten<br />
Wandel und einer steten inhaltlichen Aufwertung unterworfen. Durch die<br />
Strafprozessnovelle 2000 wurde die frühere „Strafverfügung“ zugunsten der komplexeren<br />
und vielschichtigeren Diversion ersetzt. Weiter reichende Änderungen der<br />
Befugnisse der öffentlichen Anklage erfolgten auf Grund der Vorverfahrensreform<br />
im Jahr 2008, wodurch sich die Tätigkeit der Bezirksanwälte also nicht mehr nur auf<br />
die Anklagevertretung beschränkte, sondern umfasst so wie die Arbeit der Staatsanwälte<br />
nunmehr auch die vielfach äußerst komplexe Führung des gesamten Ermittlungsverfahrens.<br />
Daraus ergab sich für die Rolle des Bezirksanwaltes ein wesentlicher<br />
Wandel von der reinen Anklagevertretung hin zu einer leitenden Stellung.<br />
Bezirksanwälte üben dabei die Funktion eines Leiters des Ermittlungsverfahrens aus<br />
und haben dabei Sachverständige, Kriminalpolizei und einschließlich deren Offiziere<br />
anzuleiten. Die Aufgaben der Bezirksanwälte haben sich somit seit 1994 qualitativ<br />
und quantitativ bedeutend erweitert.<br />
Auch der Rechnungshof hat bei der im Jahr 2008 durchgeführten Gebarungsprüfung<br />
der Staatsanwaltschaft Wien die Empfehlung dahingehend abgegeben, die Rolle des<br />
Bezirksanwaltes neu zu definieren und die Arbeitsplatzbewertung der Bezirksanwälte<br />
entsprechend anzupassen.<br />
Mein Dank gilt allen, die in den letzten Jahren mit der Aufwertung und Reformierung<br />
der Ausbildungsvorschriften beschäftigt waren, insbesondere der Frau Bundesminister<br />
für Justiz, Dr. Beatrix Karl, den Herrn Leitenden Staatsanwälten Dr. Anton<br />
Paukner und Mag. Oliver Kleiss, sowie dem Herrn Vorsitzenden des <strong>Zentralausschusses</strong><br />
ADir. Gerhard Scheucher.
Der Österreichische Recht§pfleger Fachbereich Zivilprozess-, Exekutions- und Privatinsolvenzrecht<br />
ABO-Bestellung<br />
ABO-Bestellung<br />
(für externe<br />
Interessenten aus<br />
dem Bereich<br />
der Rechtsberufe,<br />
Behörden, etc.)<br />
An das<br />
Sozialwerk für Justizbedienstete<br />
Schmerlingplatz 11<br />
1016 Wien<br />
Ich bestelle hiermit die Zeitschrift<br />
„Der österreichische Recht§pfleger“<br />
zum Preis von € 4,00<br />
(€ 2,50 + € 1,50 Versand- und<br />
Bearbeitungsgebühr) pro Ausgabe.<br />
Diese Bestellung ist von mir jederzeit schriftlich<br />
aufkündbar.<br />
Zahlungsart: Erlagschein liegt jeder Ausgabe<br />
bei.<br />
ABO-BESTELLUNG<br />
Name:<br />
Straße/Hausnummer/Stiege/Stock/Tür-Nr.:<br />
Postleitzahl: Ort:<br />
Datum:<br />
Unterschrift:<br />
✃<br />
55
Ministerinterview Rechtspflegerkurse Der Österreichische Recht§pfleger<br />
56<br />
Justizbildungszentrum<br />
Schwechat<br />
Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Zivilprozess-, Exekutions-<br />
und Insolvenzsachen vom 10. 1. 2012 bis 28. 3. 2012 haben bestanden:<br />
VB Martina HOFER BG Graz-Ost<br />
VB Florian JAROS zt. BG Hernals<br />
VB Thomas KAMLEITHNER BG Favoriten<br />
VB Christoph OFNER dzt. BG Floridsdorf<br />
Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Verlassenschaftssachen,<br />
Kindschafts- und Sachwalterschaftsangelegenheiten sowie Angelegenheiten des Gerichtserlages<br />
und der Einziehung gerichtlicher Verwahrnisse vom 10. 1. 2012 bis 30. 3. 2012 haben bestanden:<br />
VB Denise ANGSTER dzt. BG Donaustadt<br />
VB Stefan GANOTZ dzt. BG Fünfhaus<br />
VB Sonja HEISSENBERGER BG Haag<br />
VB Lukas PEINTNER BG Lienz<br />
VB Sophie SCHAMAN dzt. BG Döbling<br />
VB Wolfgang SCHWARZ dzt. BG Leopoldstadt<br />
Die Prüfung für den Arbeitsgebietslehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen Wirkungskreis in Sachen<br />
des Firmenbuches vom 21.02.2012 bis 02.05.2012 haben bestanden:<br />
VB Silke DOUJAK LG Klagenfurt<br />
VB Helen GROSSALBER dzt. BG Steyr<br />
VB Mag. Gernot HOFER dzt. LG f ZRS Graz<br />
VB Dagmar WEISS HG Wien<br />
Herzlichen Glückwunsch!<br />
Geplante Kurse für Herbst 2012:<br />
Grundlehrgang für Rechtspflegeranwärter/-innen (28. 8. 2012 bis 27. 11. 2012):<br />
Mündliche Prüfung: 5. und 6. Dezember 2012<br />
Arbeitsgebietlehrgang für Rechtspflegeranwärter/innen in Grundbuchs- und Schiffsregistersachen<br />
(5. 9. 2012 bis 16. 11. 2012):<br />
Schriftliche Prüfung: 19. November 2012<br />
Mündliche Prüfung: 04. Dezember 2012
© Andi Bruckner<br />
ÖSTERREICH BRAUCHT UNS.<br />
Jeden Tag.
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