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Kapitel 5 - Host Europe WebBuilder Login

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Durch Parteibildungen gleich welcher Art kann man dem hinter derGruppe der Nicht-Wähler stehenden Problem nicht gerecht werden. DieseGruppe zeichnet sich vor allem durch ihre Heterogenität aus. Jeder Versuch,sie zu homogenisieren, führt zu einer Contradictio in adjecto und landetschließlich wieder genau bei jener Homogenisierung des Heterogenen, wiesie die etablierten Parteien schon seit Jahrzehnten betreiben. Wenn man ihrgerecht werden will, dann nur durch Abbildung ihrer Heterogenität. Dochwie könnte dies geschehen?Ohne den Anspruch auf ein sofort umsetzbares Konzept zu erheben,seien einige Gedankenspiele angestellt, die in die richtige Richtung zuführen scheinen, weil sie nicht nur das Problem der Gruppe der NBWBlösen, sondern darüber hinaus das Politische in unserem saturierten Wohlfahrtsstaatin einer Weise stärken könnten, die das Engagement aller in derÖffentlichkeit so hoch gelobten Bürgerbewegungen weit übertreffen würde.Man könnte die Stimmen der NBWB so werten, dass eine Stimm- undSitzverteilung wie in den Spalten C und D von Tabelle 5.3.2 zustande käme.Nun hätte man die Aufgabe zu lösen, wie sich die der NBWB zustehendenSitze mit realen Personen besetzen ließen. Doch auch dies ist denkbar einfach.Man brauchte die Sitze nur in der Bevölkerung zu verlosen, wobeiverschiedene Modelle vorstellbar sind, die man jeweils einer genauen Prüfungunterziehen könnte.Wenn wir den Begriff »Losentscheid« im Zusammenhang mit politischenWahlen vernehmen, dann schrecken wir zurück, weil wir den Wahlaktals dem Losentscheid entgegenstehend betrachten. Seiner Natur nachentspricht der Wahlakt einem aristokratischen (Aus-)Wahlverfahren, beidem die Besten gesucht werden. In einem streng verstandenen Sinn ist diesin einer Demokratie gerade nicht erwünscht, weil ja nicht die Besten, sonderndas Volk herrschen soll.Aristoteles hat dies in aller Schärfe erkannt, wenn er feststellt: »Es giltals demokratisch, die Ämter durch Los zu besetzen, dagegen als oligarchisch,die Inhaber zu wählen.« 21 Montesquieu beruft sich ausdrücklich aufdiese Stelle und stellt dazu fest: »Die Abstimmung durch das Los entsprichtdem Wesen der Demokratie, die durch Wahl dem der Aristokratie.« 22 Rousseauberuft sich schließlich auf das Zitat bei Montesquieu und stellt dazulapidar fest: »Damit stimme ich überein.« 23Es gibt also keinen prinzipiellen Grund, an der Vereinbarkeit vonDemokratie und Losentscheid bei Wahlen zu zweifeln. Der Zweifel wirdeher aus einer gegenteiligen Haltung heraus genährt, wenn nämlich diePlanbarkeit von Posten und Machtstellungen, also die Herrschaft von Oligarchengefährdet ist. Dies spricht jedoch eher für als gegen einen Losent-21Aristoteles, Politik, 1294b22Montesquieu, Vom Geist der Gesetze, Buch II, <strong>Kapitel</strong> 2, Hervorhebungen im Original23Jean-Jacques Rousseau, Gesellschaftsvertrag, Buch IV, <strong>Kapitel</strong> 3, Von den Wahlen550

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