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Kapitel 5 - Host Europe WebBuilder Login

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Heideggers Überlegung scheint treffend zu sein: »Diese Verblendungkommt aus der uneingestandenen Angst vor der Angst, die als der Schreckendas Ausbleiben des Seins selbst erfährt.« 9 Vereinfacht kann man sagen,wir fürchten uns davor zu erfahren, was ist, weil wir die daraus sichergebenden Konsequenzen nicht tragen wollen. Ein Widersinn, der schon anvielen anderen Stellen seine Wirkmächtigkeit unter Beweis gestellt hat.Der Zusammenhang zwischen »großer Produktion« und zunehmenderVergesellschaftung zeigt sich nicht nur in abstrakten Überlegungen, sondernin unzähligen Einzelheiten. Wie sollte eine zentrale Stromversorgung, wiedas Verkehrs- oder Bildungswesen moderner Staaten denkbar sein, ohneweitreichende Vergesellschaftung? Noch deutlicher wird der Zusammenhangzwischen Massenproduktion und Vergesellschaftung bei den Konsumgütern.Von wenigen Nischen abgesehen, bedarf die Massenproduktion,und zwar völlig unabhängig von den Eigentumsrechten an den Produktionsmitteln,eines weitgehend normierten Verbrauchers, dessen individuelleNote sich genau in der möglichen Spannbreite der Produktionsmöglichkeitenbewegen darf. Dabei liegt es durchaus in der Natur der Sache, dassEinzelne beliebig weit von diesem Rahmen abweichen dürfen. Im Sinneeiner altbekannten Erkenntnis bestätigen sie als Ausnahmen nur die Regel.Wenn die Pluralität der Menschen einmal das konstituierende Element derPolitik war, so hat sich dies mittlerweile gründlich geändert.Im Zeitalter der Massenproduktion stellt der identische Mensch, ambesten durch Klonen erzeugt, den Idealtypus eines Menschen dar. Durch ihnwürde sich nicht nur die jahrtausendealte Frage der Philosophie, was derMensch eigentlich sei, deutlich vereinfachen, er würde auch die immerwieder zu erheblichen Konflikten führenden schwierigen Produktions- undVerteilungsprobleme auf eine einfache Weise lösen. Die Utopie der Gleichheitder Menschen hätte ihren Topos gefunden, und auch der ewige Friedewäre garantiert.Wer glaubt, diese Vision als nicht weiter ernst zu nehmende Schwarzmalereiabtun zu können, der kann schnell eines Besseren belehrt werden.Wie der Fluss dem Tal, so strebt die zunehmende Vergesellschaftung genaudieser Vision zu. Die zweifellos noch vorhandenen Widerstände gegen einesolche Entwicklung sind kaum mehr als Felsen im Flussbett, die den Laufdes Wassers verändern, ohne ihn aufhalten zu können. Natürlich sind wirnoch ein gutes Stück von diesem Idealtypus entfernt, aber die vorherrschendeBlindheit gegenüber der Tendenz einer derartigen Entwicklung gibtwenig Anlass, auf eine Umkehr, Eindämmung oder wenigstens Erkenntniszu hoffen. Doch sehen wir genauer hin.In der Mathematik gibt es zur Bestimmung verschiedener Grade derGleichheit den Begriff der Äquivalenzrelation. Der Begriff ermöglicht dieZusammenfassung von Objekten unter dem Aspekt einer partiellen Gleich-9Martin Heidegger, Nietzsche, Band 2, Pfullingen 1961, S. 393533

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